500
Zehntes Hauptstück.
besserm Erfolge, auch durch Wvhlthaten zu gewinnen.
Er kaufte Gefangne tos und taufte sie. Besonders machte
die Wiedererweckung eines gehenkten Diebes Eindruck.
Diele kamen, ließen sich taufen und zerstörten ihre Gö-
tzentempel. Zuletzt erhielt er das Bisthum Mastricht,
und wirkte von hier aus bis 679. Er machte, gleich seinem
Zeitgenossen, dem h. Eligius, eine rühmliche Ausnahme
unter den fränkischen Bischöffen, denen, wie schon zur
Genüge erwähnt worden ist, im Durchschnitt das Reich
dieser Welt näher am Herzen lag als das Reich Gottes.
Eligius war ein ganz andrer Mann als der naive
Geschichtschreiber Gregor ins von Tours. Sein Leben
zeugt davon, daß mitten unter aller Rohheit des fränki-
schen Volkes und bei aller sinnlichen Färbung des reli-
giösen Geistes doch ein Same lebendigen Christenthums
in alten christlichen Familien sich erhalten hatte. Schon
als Goldarbciter hatte er sich durch seine Kunst, wie
durch seine Redlichkeit und Zuverläßigkeit hohe Achtung
erworben. Schon damals war ihm die Sache des Evan-
geliums das Wichtigste. Wenn er in seiner Kunst arbei-
tete, lag eine Bibel aufgeschtageu vor ihm. Den reichen
Ertrag seiner Arbeit verwendete er zu Werken der Liebe.
Wenn er hörte, daß Gefangne, welche damals oft schaa-
renweise als Sklaven sortgeschleppt wurden, seitgeboten
werden sollten, so eilte er herbei und bezahlte den Kauf-
preis. Zuweilen erhielten durch ihn an Hundert auf ein-
mal, Männer und Weiber, die Freiheit. Er ließ ihnen
dann die Wahl, ob sie zu den Ihrigen zurückkehren, oder
als freie christliche Brüder bei ihm bleiben, oder Mönche
werden wollten. Im Jahr 641 wurde dieser würdige
Manu Bischoff von Vermandoiö, Tournay und
Noyvn und wirkte 18 Jahre lang segensreich in seinem
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Extrahierte Personennamen: Eligius Gregor_ins_von_Tours Gregor Bischoff_von_Vermandoiö
Das sächsische und makedonische Kaiserhaus. 565
sen Balduin von Flandern btos dazu, daß er um
Gnade flehte und huldigte; aber statt das weggenommne
Valenciennes herausgeben zu müssen, bekam er noch Wal«
chern dazu. Unter diesen Kriegsunruhen war des Königs
Seele auf ganz andre Dinge gerichtet: er betrachtete es
als das höchste Glück, dem geistlichen Stande anzugchö-
ren. Schon in Straßburg wollte er sich unter die Zahl
der Domherrn aufnehmcn lassen, und in Verdun ergriff
ihn unwiderstehlich der Entschluß, da als Mönch einzu-
treten, wo so pünktlich die Ordensregeln und Ceremonien
gehalten würden. Doch als König konnte er der Kixche
durch seine Spenden weit mehr nützen, denn als betender
Mitbruder. Der Abt nahm ihn daher nach einigen Vor-
stellungen als pater adscriptus auf, und ließ ihn die Ge-
lübde der Armuth, Keuschheit und des Gehorsams able-
gen, befahl ihm dann aber im Tone des Vorgesetzten,
daß er wie bisher in der ihm vom Himmel anvertrauten
weltlichen Stelle bleibe, und das Reich Gottes auf Er-
den nach Vermögen befördre. Seiner wahren Andacht
wegen konnte er es nicht ertragen, wenn ein unregel-
mäßiges Leben in den Klöstern einriß, und Reich enau,>
Corvey, Fulda erhielten deßhalb die strengsten
Weisungen von ihm. Da die Versuche, selbst Geist-
licher zu werden, mißglückten, so wollte er wenigstens
Christus als Erben seines Vermögens hinterlassen, um
so mehr, da er die Hoffnung anfgab, Leibeserben zu er-
langen. Mit Thränen in den Augen und hingeworfen
zur Erde stellte er dieß den durch ihn 1006 auf der Sy
node zu Frankfurt versammelten Vätern der Kirche vor.
Ein neues B'.örhum wollte er zu Bamberg errichten
und cs in Gemeinschaft mit seiner Gemahlin, der from-
Bauer's Grsch. Ii. Bd. 35
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
406
Erstes Hauptstück.
Kapitularien Karls vermehrt. Hiernach mußten die Gra-
fen und Sendboten richten. Bet Geldstrafen sollte, in
Anbetracht der größer» Armuth des sächsischen Volkes,
der adcliche Sachse so viel bezahlen als der freie Frauke,
der freie Sachse nur T5t, der Litus Bei dem Könige
sollte es stehen, einen Verbrecher, der das Leben verwirkt
habe und zu ihm geflohen scy, zur Bestrafung auszuliefern,
oder unter der Sachsen Vcr-witliguug mit Frau und Kin-
dern und Gut in das Frankenland oder in irgend eine
Mark zu versetzen, so daß er daheim für todt gelten
solle. Nunmehr konnte auch Karl darauf denken, den 8
Bisthümern des Landes bleibendes Daseyn und feste Ein-
richtung zu geben. Westfalen erhielt die Bisthümer
Paderborn, Münster und Osnabrück; Ostfa-
len Münden, Verden und B r e men; die Gegen-
den jenseits der Elbe, an Thüringen gräuzend, Halber-
stadt und in späterer Zeit, als man mit den slavischen
Völkerschaften im Reinen war, H i l d e s h e i m. Die
meiste Wichtigkeit legte Karl auf Osnabrück, als den
Sitz seiner griechischen Schule.
Hier hatten Karls Bestrebungen ihr Ziel erreicht,
nichts Neues sollte seinem Reiche hinzugefügt, sondern
nur das Errungne gesichert werden. Von dem Fricdcus-
vrte Selz gieng daher der Kaiser nach Baiern, um dort
die nöthigen Anordnungen zum Schutze dieses Landes,
sowie der Markgrafschaften Oestreich, Steiermark und Krain
zu treffen, aber nicht mehr gegen die Avaren, sondern
gegen die Slaven, die nun immer mehr sich verbrei-
teten, nachdem die Macht der Avaren durch des Kaisers
Waffen und das von Salzburg ausgehende Christenthum
gebrochen war. Zn diesem Zwecke sandte er seinen Sohn
Karl gegen die auf die Avaren drängenden Behe-
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Karl_auf_Osnabrück Karl Karls Karls Oestreich Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Karls Sachsen Frankenland Baiern Krain Salzburg
Karl der Große.
-15
seiner Waffcngefärthen ermordet worden. Siwards
Sohn Hemming, der indessen in Schonen und auf den
Inseln geherrscht hatte, schloß Frieden, die Eider ward
als Grenze erklärt. Nun hatte Karl in diesen Gegen-
den nur noch die Wilzen zu bändigen, welche nach
Thrasiko's Ermordung die Veste Hochbuchi (ge-
wöhnlich für Hamburg gehalten, wahrscheinlicher aber Bü-
chen unweit Lauenburg) zerstört hatten. Ein Heer verwü-
stete ihr Land, und stellte die Veste wieder her, während ein
andres in Bretagne, ein andres in Pannonien Ordnung ge-
bot. Die Grcnzplätze wurden mit O st s a ch se n besetzt, die sich
von nun an in ihren altväterlichen Sitzen aufs Neue verbrei-
teten. Karl gieng dann nach Aachen zurück, besichtigte
aber vorher die Flotte, welche er in Bou log ne gegen
die Dänen zu errichten angefangen hatte. Auch ließ er
daselbst den alten römischen Lenchtthurm wiederherstellen.
Eine andre Abtheilung der Flotte lag auf der Schelde
bei Gent, um Friesland gegen künftige Angriffe der Dä-
nen zu schützen. Denn Karl erkannte gar wohl, welche
Gefahr von diesem Volk drohe. Dies; beweist eine Nach-
richt, die wahrscheinlich in das Jahr 800 fällt. Vor
seiner Reise nach Nom war er in einer Seestadt des nar-
bonnensischen Galliens, wozu Languedoc nebst der Pro-
vence gehörte. Als er eben zur Tafel saß, wurde man
auf der See einige Schiffe gewahr. Die Gäste nrtheilten
sehr verschieden darüber: einige hielten sie für jütländi-
sche, andre für afrikanische, andre für englische, alle aber
für Handelsschiffe; allein Karl schloß sogleich aus ihrer
Bauart und ihren schnellen Wendungen, was sie eigent-
lich seyen, und sagte: „diese sind nicht mit Waaren,
sondern mit streitbaren Feinden geladen." Nun lief Je-
dermann seinem Schiffe zu, allein die Normänner fuhren
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
463 Zweites Hauptstück.
Wulfstan, zwei Normannen, auf Entdeckungsreisen
um Norwegen herum nach dem weißen Meere und in
die Ostsee zu den slavischen Völkern. Zn der Dicht-
kunst hatte es Alfred so weit gebracht, daß er als der
beste Dichter seines Volkes galt. Um Zeit zu gewin-
nen, theilte er die Stunden des Tages und der Nacht in
drei gleiche Theile, wovon er einen den Regierungsge-
schäften, den andern dem Gebet und den Studien, den
dritten dem körperlichen Genuß und dem Schlafe weihte.
Sechs Wachskerzen von gleichem Maaße dienten ihm als
Uhr: durch dünngeschabte Scheiben vor dem Zugwinde ge-
schützt, brannten sie in seiner Kapelle, jede 4 Stunden
lang, und der Geistliche, welcher den Dienst hatte,
mußte es ihm jedesmal anzeigen, sobald eine abgebrannt
war. Ebenso pünktliche Ordnung, wie in der Benützung
der Zeit, hielt er in seinen Einkünften. Die Erheber
derselben mußten den Ertrag in zwei Klassen theilen, wo-
von die eine für weltliche, die andre für kirchliche und
wissenschaftliche Zwecke bestimmt war. Schon 901 wurde
er seinem Volke entrissen.
Während Alfred mächtig sein Reich schützte, feine
innern Angelegenheiten ordnete und es auch geistig wie-
der zu heben suchte, stand es im Frankenreiche desto
schlimmer. Denn furchtbar hausten in demselben die von
England abgehaltncn Normannen. Cambray, Mastricht,
ganz Ripuaricn waren 881 von ihnen verheert, die Pfalz
in Aachen als Pferdestall benützt, Klöster, wie Prüm,
Stablo, Malmedy geplündert, und die Städte Köln und
Bonn angezündct worden. Im Jahre 882 verbrannten
die Normannen Trier, und zogen sich mit ihrer Beute in
den verschanzten Ort Aseloha an der Maas zurück.
Schon damals erwarb sich Karl der Dicke gegen sie
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Extrahierte Personennamen: Alfred Alfred Cambray Karl_der_Dicke Karl
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Ostsee England Aachen Stablo Malmedy Bonn Maas
502
Drittes Hauptstück.
der Krone von Deutschland, Giselbert nach der von
Lotharingen. Otto ruckte sogleich (939) Beiden entge-
gen, schlug sie, und bekam durch ttebergabe alle thürin-
gischen Festen, ausser Scheidingen und Merseburg. In
letztere Stadt war Heinrich nach seiner Niederlage ge-
eilt, mußte aber nach einer hartnäckigen Belagerung von
zwei Monaten sich ebenfalls zur Uebcrgabe verstehen.
Otto gab ihm und seinen Anhängern eine Frist von
dreissig Tagen, während welcher sie Sachsen verlassen sott-
tev. Statt durch schonende Behandlung friedfertig ge-
stimmt zu werden, gicng jedoch Heinrich nach Lotharin-
gen, wohin jetzt auch Eberhard seine Truppen geführt
hatte, während Ludwig Iv. von Frankreich, Gisel-
berts Aufforderung entsprechend, im Etsasse einfiet. Nach
vergeblicher Belagerung des lotharingischen Schlosses K i c-
vremont (Esprso mons, Chevcmont bei Lüttich) brach
Otto nach dem El fasse auf, vertrieb die Franzosen
durch seine bloße Annäherung und griff die von den Trup-
pen Des Frankenherzogs besetzte Feste B r i s a c u m (Brei-
sach) an. Aber die Belagerung gicng langsam von Stat-
ten: mächtig verstärkten sich die Empörer, Verrath war
selbst im königlichen Lager, und schon brachen Erzbischoff
Friederich von Mainz und Bischoff Rudhard von
Straßburg ihre Zelte ab, um nach Metz, dem Sammel-
plätze der Verbündeten, sich zu begeben, und eine neue
Königswahl zu veranstalten, als Ud v, Bruder Herzog
Hermanns von Schwaben, dessen Sohn Gebhard vor
Badelik von Eberhards Leuten erschlagen worden war,
und Konrad, ein fränkischer Graf aus dem Worms-
gau, die Herzoge Giselbert und Eberhard bei An-
dernach überfielen, und so den Tod derselben veranlaß-
ten; denn Giselbert ertrank in den Fluthcn des Rheins,
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich Heinrich Otto Heinrich Heinrich Eberhard Ludwig_Iv Ludwig Otto Friederich_von_Mainz Bischoff_Rudhard_von
Straßburg Hermanns_von_Schwaben Gebhard Konrad Konrad Eberhard
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Merseburg Sachsen Frankreich Rheins
1
369
Lrvciles Hauptstück.
Gründung der habsburgischen Macht.
Rudolf stammte aus einem der ältesten reichsfreien
Geschlechter Deutschlands: schon 684 wird ein Herzog
Etichv I. im Elsaß erwähnt, von dem dieses Geschlecht,
sowie das der Lothringer, Zähringer und Badener seinen
Ursprung genommen haben soll; um 970 lebte Guntram
der Reiche im Elsaß, dessen Enkel, Bischofs Werner von
Straßburg, die Habichtsburg oder Habsburg im Aargau
erbaute und auf die Nachkommen seines Bruders Rad-
bot vererbte, die nach derselben ihr Geschlecht benannten.
Unter ihnen führte Älbrecht Ili. (f 1199) den Titel ei-
nes Landgrafen von Elsaß , und dessen Enkel Älbrecht Iv.
erzeugte mit dev Gräfin Hedwig von Kyburg Ru-
dolf, welcher 1. Mai 1218 geboren wurde, eben als
Kaiser Otto Iv. starb und der Mannsstamm der Zährin-
ger, unter deren milder Regierung Helvetieus Stadtge-
meinden erblüht und ritterliche Geschlechter erstarkt wa-
ren, mit Berthold V. erlosch. Auf Bitte des Vaters
hielt Kaiser Friedrich Ii. das Kind über die Taufe, nicht
ahnend, daß demselben dereinst die deutsche Krone zufal-
len werde. Zum Jünglinge herangewachsen, folgte Ru-
dolf der kaiserlichen Hofhaltung, kämpfte 1236 im Kriege
gegen die Lombarden und den Pabst mit, und empfieng
den Ritterschlag. 1240 starb sein Vater auf dem Kreuh-
zuge zu Akkon, und nnu erbten Rudolfs Brüder die
Landgrasschaft im obern Elsaß, er die Grafschaft Habs-
burg, einen Theil des Zürichgaus, die Burggrafschaft
Rheiufelden und verschiedue zerstreute Güter in Schwa-
den ; hiezu kamen von seiner Mutter Bruder Hartmann
die Grafschaften Lenzburg und Kyburg, und mit seiner
Gemahlin Gertrud Anna von Hohenberg erheu-
rathete er das Wylers- oder Albrechtsthal und Schloß
Ortcnburg im Elsaß. In verschiednen Fehden zeigte er
sich als tapfern Ritter, und an Biederkeit war ihm in
Bauer's Cesch. Iii. Bd. 24
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Lrvciles_Hauptstück Rudolf Rudolf Etichv_I. Guntram Werner_von
Straßburg Gräfin_Hedwig_von_Kyburg Otto Berthold_V. Friedrich_Ii Friedrich Rudolfs_Brüder Rudolfs Hartmann Gertrud_Anna_von_Hohenberg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Elsaß Habichtsburg Habsburg Ili Akkon Schwa- Lenzburg Kyburg Schloß
Ortcnburg Elsaß
Sieg d. Pabfith. üb.d. Conclle u. Erfind, d. Bnchdruckcrkunst. 701
die Kaiserkrone nicht zu hoch liege. Zu Ende Novem-
bers reiste Friedrich schnell, ohne Abschied, blos mit
dem Bedeuten ab, daß im Stifte Köln seine Gegenwart
nothwendig sey und das Verabredete zu einer andern
Zeit geschehen solle. Aufs empfindlichste hiedurch verletzt,
bemerkte der Herzog mit nicht geringerm Unmuthe, wie
Ludwig am 10. Jan. 74 die obere Vereinigung mit den
Eidgenossen, darauf die „ewige Richtung" zwischen Eidge-
nossen und Oestreich zu Stande brachte; wie die elsäs-
sischen Stände, empört über Peter von Hagenbachs Be«
drückungen, mit den Eidgenossen die sogenannte niedre
Vereinigung abschloßen; wie dann gleich Erzherzog Si-
gismund die früher erwähnte Pfandschaft über die vvr-
dern Lande aufkündigte, und elsässische Städte es über-
nahmen , den Pfandschilling zu bezahlen. Er lasse die
Aufkündigung nicht gelten, sagte Karl, weil sie nicht in
aller Form zu Besaneon geschehen sey. Und als vollends
der gewaltthätige Hagenbach, welcher zu Breisach einen
Stützpunkt für den Widerstand suchte, von der ergrimm-
ten Bürgerschaft verhaftet und nach Urtheil und Recht
enthauptet wurde, schwur Karl, eher auf das Leben als
auf die Rache zu verzichten. Den ersten Strahl dersel-
den empfand ein Glied des wirtenbcrgischen Hauses. Es
hatte nämlich Graf Ulrich theils mit den Söhnen des
uracher Ludwigs, mit dem 1457 verstorbnen zweiten
Ludwig und mit Eberhard V. im Bart, welcher
erst aus Italien und von einer Pilgerfarth nach Jerusa-
lem beßre Grundsätze zurückbrachte, theils mit seinen eignen
Söhnen, mit Eberhard Vi. und mit Heinrich,
schwere Sorgen gehabt. Um den unruhigen Heinrich zu
beseitigen, widmete man ihn dem geistlichen Stande, den
er, obgleich schon Coadjutor von Mainz, wieder aufgab;
1473, im uracher Vertrage, wurde er mit Mvmpelgard
abgefunden. Ihn nahm Karl bei Luxemburg fest und
drohte ihn zu tödten, wenn sich nicht Mömpelgard den
Burgundern ergebe. Als die Burg schwieg, mußte der
Graf auf ein Stück Sammt niederkniecn, und die Auf-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Conclle Friedrich Friedrich Ludwig_am_10._Jan Ludwig Peter_von_Hagenbachs_Be« Karl Karl Karl Karl Ulrich Ludwigs Ludwig Ludwig Eberhard_V. Eberhard_Vi Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Karl Karl
132 Fünftes Hauptstück.
das Kloster Eberach zurückzog, wo er 1156 starb. Um
den baierischen Streit dem in Goslar erthcilten Spruche
gemäß beizulegen, übergab der Kaiser nun wirklich Barern
Heinrich dem Löwen, erhob aber dafür die Markgraf,
schaft Oestreich nebst dem Lande ob der Enns bis Pas.
sau, sammt Steiermark, Istrien und Vohburg, zu einem
unabhängigen Herzogthume, welches Heinrich der Ba.
bcnberger mit großen Vorrechten als Erblehen in
männlicher und weiblicher Linie empfieng, während Welf
unter dem pomphaften Titel eines Herzogs von Spoleto,
eines Markgrafen von Tuscien, eines Fürsten von Kor-
sika und Sardinien den Besitz der mathildischen Güter
antrat. Die eigne Hausmacht mehrte der Kaiser, indem
er , geschieden von der v o h b u r g i s ch e n Adelheid,
die unfruchtbar und nicht tadellos in ihrem Verhalten
war, als die Unterhandlung wegen einer griechischen
Prinzessin sich zerschlug, um Pfingsten 1156 zu Würz-
bnrg mit Neinolds Iii. Erbtochter Beatrix von Bur-
gund Hochzeit feierte: ihr Oheim, Wilhelm, aus des.
scn Gewalt sie Friedrich befreite, mußte mit einigen
Herrschaften an der Savne vvrlieb nehmen, und Ber.
thold von Zähringen wurde durch die Schutzvogtei über
die Hochstiftcr Sitten, Genf und Lausanne, nebst der
Statthalterschaft im arelatischcn Reiche zufrieden gestellt.
Immerdar hat, wie die Geschichtschreiber versichern, Beatrix
ihren Gemahl hochgeachtet und zärtlich geliebt. In Würz,
bürg sagte der Kaiser dem durch Konrad vergeblich un-
terstützten polnischen Wladislaw Hülfe zu, rückte im Au-
gust des folgenden Jahrs bis Posen vor, und zwang Bo.
leslaw Iv. mit bloßen Füßen und dem bloßen Schwerte
um den Hals zu erscheinen, den Lchnseid zu schwören,
und das Erbthcil seines Bruders hcrauszngebeu; über,
dieß mußte er versprechen, zu Ausgleichung aller weitern
Zwistigkeiten dem Spruche des Magdeburger Reichstags
sich unterwerfen, dem Kaiser 2000, den Fürsten 1000,
dem Lehenhofe 200 Mark Silbers, sowie der Kaiserin
40 Mark Goldes bezahlen, und beim nächsten italiäni.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_dem_Löwen Heinrich Heinrich_der_Ba Heinrich Welf Adelheid Beatrix_von_Bur- Wilhelm Friedrich Friedrich Beatrix Konrad Konrad Wladislaw
Fünftes Hauptftück.
¿06
Niemand zwei Herzogtümer zugleich besitzen solle, son.
dern, durch bittre Erfahrungen belehrt, entschied er sich
sogar für die Ansicht, daß schon ein übergroßes Herzog-
thum der Neichsordnung nachtheilig werden könnte. War
es daher Grundsatz der sächsischen Kaiser gewesen, die
höher» Reichsbeamtcn, wo möglich, alle aus der kaiser-
lichen Familie zu wählen, wodurch freilich der Unfriede
in häuslichen Zwist ausartete; war es Politik der Salier
gewesen, die Gewalt dieser Reichsbeamtcn unschädlich
zu machen, indem sie die geringer» Lehensleute und
besonders die Geistlichen gegen dieselben schützten und
somit dem Reiche mehr als der Landschaft verbanden, in-
dem sie zugleich die geistlichen Stellen als ganz abhängig
vom weltlichen Oberhaupte behandelten, und indem sie die
Stellen jener höchsten Reichsbeamten entweder gar nicht oder
mit Leuten besetzten, denen es sonstwie an Selbstständigkeit
fehlen mußte, so finden wir seit Friedrich I. in Deutsch-
land den Grundsatz befestigt, die herzogliche Macht zu
vernichten durch Ablösung fast aller mächtigen Fürsten
und Herren vom Verbände des Herzogthums und durch
Ausstattung derselben mit den herzoglichen Rechten in ihren
eignen Territorien, gegen diese Vielen aber, an welche
die herzogliche Gewalt vertheilt ward, ein Gegengewicht
zu bilden in der Erwerbung einer großen Hausmacht,
und dcßhalb alle eröffneten Reichslehen, so viel möglich,
an die eigne Familie zu bringen, und alle verkäuflichen
Allodien der Fürsten hiezu anzukaufen. *) Was daher
von Heinrichs Besitzungen unter dem Erzbisthumc Köln
und dem Bisthum Paderborn lag, erhielt Philipp mit
allen herzoglichen Rechten; die Erzbischöffe und Bischöffe
von Magdeburg, Bremen, Minden, Halberstadt, Hildes-
heim, Verden und andre nahmen die dem Herzoge über-
laßnen Kirchenlehcn zurück und erhielten Einzelnes als
Zugabe: der Rest des so verkleinerten Sachsens wurde
dem Grafen Bernhard von Anhalt, dem Sohne
*) Leos Gesch. des Mittelalters I. Th. S. 144 f* *»■ 584-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_I. Heinrichs Heinrichs Philipp Philipp Bernhard_von_Anhalt Leos Leos
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch- Magdeburg Bremen Minden Halberstadt Sachsens