Die Normannen.
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Sachsen, Angeln und Jüten, die Eroberung Britanniens durch diesel-
den, ihre nördlichen Nachbarn zu gleichen Unternehmungen reizte. Ueber-
dies waren die Normannenländer übervölkert, daher Auswanderung ^iachen^der
nothwendig und diese konnte nur eine kriegerische sein. Das väterliche ° *
Gut erbte immer der erstgeborne Sohn, ein nachgeborner erhielt eine
Waffenrüstung, und war sein Vater reich, ein Schiff dazu, auf welches
er Seinesgleichen zu Raubfahrten einlud. Dies geschah im Frühjahr;
im Herbste kehrte man mit der Beute heim, feierte das Jul fest Julfcst.
(Wintersonnenwende) mit, freute sich beim Gelage der bestandenen
Abenteuer und fuhr im Frühjahre zu neuen aus. Auch Hungersnoth
veranlaßte Auswanderungen; bei einheimischen Kriegen retteten sich die
Besiegten auf das Meer und die Sachsenkriege Karls des Großen
scheinen auch den Religionshaß der Normannen entflammt zu haben.
Z 157. Schon 808 griffen sie Karls Bundesgenossen, die Obo- Raubfahrtcn
triten an, 810 Friesland, zogen sich aber zurück, als sie des Kai- „^^*808^
fers Anwesenheit vernahmen (die Sage läßt ihn beim Anblicke der
normannischen Schiffe in der Ahnung des kommenden Unheils Thränen
vergießen). Ein Schwarm Wikinger (d. h. Seefahrer) erschien 836
in der Schelde und verbrannte Antwerpen; das gleiche Schicksal
traf Bremen 843, Hamburg 845; die Sachsen wiesen 846 die
Räuber blutig zurück, doch kamen sie 848 nach Geldern, 850 nach
Friesland und überhaupt vergingen von 840—911 wenige Jahre, in
welchen die Küstenländer von der Esbe bis zur Garonne von Ver-
heerungszügen und Brandschatzungen verschont blieben; selbst die Mo-
hammedaner in Spanien wurden von den Normannen heimge-
sucht, Italien geschreckt, ja bis an die syrische Küste fanden die
Wikinger den Weg.
§ 158. Bei ihren Einfällen hausten sie schonungslos; schweren Charakter
Raub konnten sie nicht mitschleppen, daher zerstörten sie, was brennen
und brechen mochte und erschlugen die Gefangenen ohne Unterschied des
Geschlechts; besonders hatten sie es auf die Klöster und Kirchen abge-
sehen, welche zu Ehren der Äsen in Flammen aufgehen mußten. Zuletzt
vereinigten sie sich zu großen Geschwadern unter Seekönigen, setzten
sich am untern Laufe der Flüsse fest und zogen im Winter nicht mehr
heim, wie sonst, denn sie suchten jetzt nicht mehr bloß Raub, sondern
feste Wohnsitze. Aus ihren Lagern brachen sie unter Heerkönigen in
das Binnenland ein und bestiegen die erbeuteten Kriegsroffe; so zog
z. B. 881 ein Normannenschwarm die Maas auswärts, verbrannte
Utrecht, Mastricht, Tongern, wandte sich über Aachen und
Jülich an den Rhein, zerstörte Köln und Bonn, erschlug bei Prüm
viele tausend Bauern, welche sich als Landsturm zusammengeschaart
hatten, verwandelte Trier in einen Schutthaufen und kehrte über die
Ardennen an die untere Maas zurück. Arnulfs Sieg an der Dyle
verschaffte Deutschland Ruhe, Frankreich schützte Karl der Kahle durch
die Abtretung der Normandie, und überdies wandte sich der Haupt-
strom der normannischen Auswanderung nach den britischen Inseln.
Äie Uormänner auf Man, Irland, Island, Grönland, in Nordamerika.
§ 159. Norwegen, das von ungefähr 30 Häuptlingen oder
sogenannten Königen beherrscht wurde, unterwarf von 863—875 König
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Karl_der_Kahle Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Britanniens Sachsenkriege_Karls Karls Friesland Bremen Hamburg Sachsen Friesland Spanien Italien Rhein Bonn Deutschland Frankreich Irland Island Grönland Nordamerika Norwegen
24
Geschichte der neueren Zeit.
Passaucr ständen zum Abschlüsse, demzufolge der Landgraf von Hessen freige-
Aug"i552! ^ssen wurde und man sich gegenseitig Frieden, freien und ruhigen Ge-
brauch aller Rechte, Länder, Gerichtsbarkeiten und Religionsübungen
zusicherte; dieser Vergleich sollte bis zur endlichen Vereinbarung be-
stehen und auch dann gütig sein, wenn man sich wegen der Religion
nicht sollte vereinigen können.
8 61. Moritz verkündigte bei seinem Aufbruche gegen den Kaiser,
daß er „die alte Freiheit der deutschen Stände wieder Herstellen wolle,
welche von dem Kaiser mit erblicher, unerträglicher und viehischer Knecht-
schaft" bedroht sei. Gleichzeitig nahm der französische König Hein-
rich Ii. die Bisthümer Metz, To ul und Verdun ein und besetzte
diese Festungen, von denen Metz seitdem der Stützpunkt für die fran-
zösischen Operationen gegen Mitteldeutschland ist; auch auf Straß-
burg war es abgesehen, der deutsche Sinn seiner Bürger vereitelte
aber für diesmal die Anschläge des französischen Königs, der in einer
Proklamation die Deutschen seiner Uneigcnnützigkeit und Achtung ver-
sicherte und hoch betheuerte, daß er nur für die deutsche Freiheit
gegen den Kaiser eintrete. Gegen diesen hatte er auch einen Bund
mit Sultan Solpman geschloßen und eine französisch-türkische Flotte
erschien vor Neapel, mußte sich jedoch mit Verwüstungen an den
Küsten begnügen.
Reichskrieg gegen die Franzosen und Türken (1553).
§ 62. Nach dem Paffauer Vertrage vermochte der Kaiser doch so
viel in Deutschland, daß er einige Unterstützung zu einem Feldzuge
gegen die Franzosen erhielt und Moritz mit einem Heere gegen die
^/553" Türken nach Ungarn zog. Im Herbste noch brach Karl V. nach
Am 4. No- Lothringen auf, schlug die Franzosen in einem Treffen, konnte aber
vember. Metz trotz aller Anstrengung nicht erobern, denn der Herzog von
Guise vertheidigte die Stadt trefflich und die schlechte Witterung unter-
stützte ihn so nachdrücklich, daß der Kaiser im December nach großem
Verluste abziehen mußte. Auch Moritz kehrte aus Ungarn zurück, ohne
etwas Erhebliches ausgerichtet zu haben.
K 63. Der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulm-
bach, ein armer, aber kriegerischer Fürst, der mit Moritzen gegen den
schmalkaldischen Bund gefochten und hierauf den Ueberfall gegen den
Kaiser hatte ausführen helfen, leistete letzterem große Dienste in dem miß-
lungenen französischen Feldzuge. Nach demselben behielt er seine Lands-
knechte und Reisigen bei einander und begann einen Raubkrieg
gegen die Hochstifte von Trier, Würzburg und Bamberg, wandte
sich hierauf, als sich ein großer Bund in Süddeutschland gegen ihn
bildete, nach Niedersachsen, brandschatzte ohne Unterschied katho-
lische und protestantische Stände und verheerte ihr Gebiet. Endlich
Äic lothringischen Festungen den Franzosen ausgeliesert.
Tod des Äursürsien Moritz (11. Juli 1553).
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Extrahierte Personennamen: Moritz Moritz Karl_V. Karl_V. Moritz Albrecht_von_Brandenburg-Kulm- Albrecht Moritz_(
26
Geschichte der neueren Zeit.
der Lesung frommer Bücher, pflegte seinen kleinen Garten und versuchte
sich in mechanischen Arbeiten. Er starb den 21. September 1558 be-
tend für die Einheit der Kirche.
§ 67. Seine Schuld war es nicht, daß während seiner Regierung
das deutsche Reich schwere Verluste erlitt und mit noch schwereren be-
droht blieb; denn an der Ostsee wurde das preußische Ordens-
land ein weltliches von Polen abhängiges Herzogthum, Kurland,
Livland und Esthland schieden aus dem Verbände mit Preußen und
wurden als weltliche Fürstenthümer Zielpunkte der schwedischen und
russischen Entwürfe. Lübeck und die wendischen Städte hatten 1534
bis 1536 einen unglücklichen Krieg gegen Dänemark und Schweden
geführt, ohne daß sie von den schmalkaldischen Bundesgenossen unter-
stützt wurden, wodurch die Herrschaft über die Ostsee an die
Skandinavier überging und ihre Einmischung in die deutschen An-
gelegenheiten vorbereitet war. Von Ungarn her drohte die Türken-
macht, die aber Karl mit vollem Recht, weil sie eine barbarische war,
für weniger gefährlicher ansah als die französische; daher äußerte
er auch: wenn die Türken Wien und die Franzosen Straßburg be-
lagern , so werde ich zuerst nach Straßburg marschieren. Durch den
Besitz der lothringischen Festungen waren einerseits das Elsaß mit
Straßburg, dem Thor von Süddeutschland, gefährdet, andererseits auch
die Niederlande, Trier, Köln und Aachen, das ganze linke
Rheinuser bloß gestellt, nach welchem die französische Politik auch
seitdem unablässig gestrebt hat.
Das Äoneil von Trient (1545—1563).
§ 68. Von 1545—1563 beendigte das Koncil nach mehrmaliger
Unterbrechung seine große Ausgabe. Es wurde von den Protestanten
nicht anerkannt und konnte von ihnen auch nicht anerkannt werden, da
sie der katholischen Kirche nicht angehören wollten, und eben so wenig
konnte es eine Ausgleichung anbahnen oder zu Stande bringen, da es
die Lehren der Reformatoren, so weit dieselben mit der Lehre der Kirche
im Widerspruche standen, ausdrücklich verwerfen mußte. Das Koncil
reformierte aber die katholische Kirche selbst durch das Verbot einge-
drungener Mißbräuche, Wiederherstellung der Kirchenzucht und durch
seine vortrefflichen Anordnungen zur Hebung des geistlichen Standes,
daher auch das katholische Leben nach dem Koncil einen neuen Auf-
schwung zeigte.
Zweites ñapitel.
Die Reformation außerhalb Deutschland.
Äaloin in Eens (1536—1564).
§ 69. Die Republik Bern sicherte nicht bloß die schweizerische
Reformation, sondern verschaffte ihr auch den einzigen unabhängigen
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Kurland Livland Schweden Wien Franzosen_Straßburg Aachen Deutschland
80
Geschichte der neueren Zeit.
Ludwig Xiv. als Selbstherrscher.
§ 208. 93? a ja rin starb 1661 und hinterließ seinen Verwandten
ein fabelhaftes Vermögen, nach seinem Tode aber nahm der König die
Zügel der Herrschaft selbst in die Hand. Seinen Herrscherberuf beur-
kundete er durch die Wahl seiner Diener. Sein Finanzminifier Kol-
bert (1661—1683) gab dem Gewerbsteiße und Handel Frankreichs
einen großartigen Aufschwung und schaffte, ohne das Land mit
Steuern zu überbürden, die ungeheuren Summen bei, welche für die
vielen Kriege, die Bestechung der fremden Minister und Feldherren sowie
für den Aufwand des Hofes nothwendig waren. Der Kriegsminister Lou-
vois stellte dem Könige gut ausgerüstete und schlagfertige Heere zur
Verfügung, der Prinz Konde, der Marschall Turenne und Luxem-
burg gaben der französischen Kriegführung eine langdauernde Ueberle-
genheit, der Ingenieur Vauban versah Frankreich mit einem Gürtel
starker Festungen, und zugleich kämpften die Admirale Du Ouesne,
Tourville und Bart mit den Engländern und Holländern um die
Herrschaft der Meere.
Krieg gegen Spanien (1667—1668). Aachener Friedc (2. Mai 1668).
§ 209. Nach dem Tode Philipps Iv. von Spanien verlangte Lud-
wig im Namen seiner Gemahlin, einer spanischen Prinzessin, die Nie-
derlande als Erbe und eroberte fast ohne Schwertstreich die Franche-
komts und eine Reihe niederländischer Festungen, wurde aber durch
Die Triple- das holländisch-englisch-schwedische Bündniß zu dem Frieden von Aachen
allianz. bestimmt, welcher ihm nur ein Stück von Flandern mit den Städten
Charleroi, Ath, Oudenarde, Douay, Tournay und Lille
(Ryssel) ließ.
Krieg gegen Holland (1672).
§210. Holland war damals die erste Geldmacht und trotz eini-
ger Niederlagen durch die Engländer noch immer die erste Seemacht, daher
im Stande die Entwürfe Ludwigs Xkv. zu stören, wie es durch die
Tripleallianz bewiesen hatte. Die Folge davon war eine große Er-
bitterung Ludwigs gegen die Holländer, die er ohnedies als Republika-
ner haßte; er leitete jedoch alles mit größter Vorsicht ein, um sie desto
sicherer zu verderben. Als Bundesgenossen erkaufte er den englischen
König Karl Ii. mit mancher Million, um geringeren Preis den Erzbi-
schof von Köln und den Bischof von Münster; die meisten deutschen
Fürsten waren seine Pensionäre, selbst von den Räthen und Generalen
des Kaisers standen einzelne in seinem Solde. Daher konnte er 1670
den Herzog von Lothringen ohne Umstände verjagen und 1672 mit
einem Heere von 120,000 Mann über kölnischen Boden in Holland
einfallen.
§ 211. Hier hatten die aristokratischen Republikaner unter der
Führung der Brüder Johann und Kornelius de Witt über das
Haus Oranien, welches nach der Monarchie strebte, die Oberhand ge-
1667. wonnen und durch das sogenannte ewige Edikt die Statthalterwürde
für immer abgeschafft. Aber die Republikaner hatten für einen Land-
krieg wenig Vorsorge getroffen; die Festungen waren nicht im Ver-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Philipps Philipps Ludwigs Ludwigs Karl_Ii Karl Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich Spanien Spanien Aachen Douay Lille Holland Holland Entwürfe_Ludwigs_Xkv Lothringen Holland Haus_Oranien
Die englische Revolution und das Zeitalter Ludwigs Xiv. 81
theidiguvgszustand, die Zeughäuser nicht versehen, wenige Soldaten
im Dienste, als Ludwig mit ohnehin weit überlegener Macht angriff.
Wahrend die holländische Flotte unter Ruyter und dem jüngeren
Tromp die englisch-französische Flotte im Schach hielt, suchte Johann
de Witt durch Unterhandlungen Zeit zu gewinnen, allein die Forderungen
Ludwigs waren so maßlos, daß das holländische Volk mit dem Muthe
der Verzweiflung den Kampf aufnahm. Der 22jährige Wilhelm
von Oranien wurde an die Spitze gestellt und vernichtete zuerst die
beiden de Witt, indem er sie dem Pöbel als von Ludwig erkaufte Ver-
räther bezeichnen ließ, führte aber auch den Krieg mit Einsicht und Fe-
stigkeit, obwohl er gegen die französischen Marschälle keine einzige
Schlacht gewann.
Allgemeiner Krieg (1673-1678).
§ 212. Zuerst nahm sich der Kurfürst Friedrich von Bran-
denburg der Holländer an, weil sein Herzogthum Kleve von den
Franzosen bedroht war, dann auch der Kaiser, aber weder der Kur-
fürst noch der kaiserliche Feldherr Monte kukkuli, die beide ausgezeich-
nete Krieger waren, vollbrachten etwas Bedeutendes, weil sie durch
die Freunde Ludwigs, die er im Reiche selbst geworben hatte, ver-
rathen oder verhindert wurden, daher der Kurfürst bald Frieden schloß.
§ 213. Allein die Ueberzeugung, daß mit dem Sturze Hollands
die Herrschaft Ludwigs Xiv. über ganz Europa entschieden sei, wirkte
so mächtig, daß der Kaiser, Spanien, Lothringen, Dänemark, Branden-
burg und das übrige deutsche Reich (1673—1674) sich allmälig gegen die
französischen Uebergriffe verbündeten. Das französische Heer am Ober-
rhein führte Turenne, jenes in den Niederlanden Luxembourg, welche beide
wie Vandalen und Türken raubten, brannten und verwüsteten, aber auch
die ihnen gegenüber stehenden schlecht geführten oder verratheven Heere
schlugen. Erst Montekukkuli that Turennes Sieges- und Verheerungszügen
am Oberrhein Einhalt und als der französische Feldherr bei Sasbach
unweit Achern im Badischen (27. Juli 1675) durch eine Kanonenkugel
siel, wurden die Franzosen über den Rhein zurückgetrieben, aber nicht
gehindert, in der Pfalz diesseits und jenseits des Rheins, im Breisgau
und Badischen Städte zu Dutzenden und Dörfer zu Hunderten niederzu-
brennen, sowie Kehl und Freiburg zu erobern. Die Holländer, die von
der erdrückenden Uebermacht durch die Dazwischenkunft der Verbün-
deten und den Frieden mit England befreit waren, aber zu Lande
im Nachtheil blieben und den Helden Ruyter (am 27. April 1676)
in der Seeschlacht bei Katania verloren hatten, schloßen einen Se-
paratfrieden, der in einen allgemeinen überging (Friede zu Nymwe-
gen 5. Februar 1679). Sie verloren nichts, Spanien dagegen die
Franchekomtö, die Festungen von Valenciennes bis Maubeuge, das
deutsche Reich Freiburg im Breisgau und mit Ausnahme Straßburgs
die Reichsstädte im Elsaß.
Der große Kurfürst besiegt die Schweden bei Fehrbellin
(28. Juni 1675).
§ 214. An Ludwig war auch der größte Theil des schwedischen
Adels verkauft, welcher die Gewalt in Händen hatte, daher ein schwe-
Bumüller, 2£fug. 111. p
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig Ludwig Johann
de_Witt Johann Ludwigs Wilhelm Ludwig Ludwig Friedrich_von_Bran- Friedrich Ludwigs Ludwigs Ludwig Ludwig
134
Geschichte der neueren Zeit.
Dicmcdiati-
sierungcn und
Säkularisa-
tionen.
schlossen, sich und der „großen Nation" den gewonnenen Preis zu
sichern. Das eigentliche Frankreich (la France) dehnte er bis an den
Rhein und die Schelde, über den Jura an den Bielersee, von
Genf bis an die Rhone quellen, über die Alpen in Italien bis
Parma aus (die ligurische Republik wurde 1805 einverleibt); das
französische Reich (l'empire) aber noch beträchtlich weiter, denn schon
im Mai 1805 setzte er sich die Krone des Königreichs Italien
auf und ernannte seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais (Jose-
phine, Tochter eines westindischen Pflanzers Ta sch er de la Pa-
gerie, Wittwe des guillotinierten republikanischen Generals Beau-
harnais, seit 1795 Napoleons Frau, war seine Mutter) zum Vice-
könig. Napoleon umgab sich mit einem glänzenden Hofstaate, erhob seine
Verwandten zu Prinzen und Prinzessinen, seine vornehmsten Generäle
zu Reichsmarschällen mit fürstlichen Titeln und Dotationen, seine Räthe
zu Grvßwürdenträgern des Reichs und erfüllte die Kaiserstadt mit
Glanz und Luxus.
Der Nnchsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803.
§ 352. Dieser kam unter der Vermittlung Frankreichs und
Rußlands zu Stande und bestimmte nach seiner Ratifikation durch
Reichstag und Kaiser die Vertheilung oder Unterwerfung der schwäche-
ren Reichsstände unter einheimische und ausländische Herren.
Von den geistlichen Reichsständen blieben nur noch die Obern
der Johanniter und Deutschritter sowie der Erzbischof von
Mainz, der als Kurerzkanzler des Reichs nach Regensburg versetzt
wurde (Aschaffenburg und Wetzlar wurden ihm überdies zuge-
theilt). Mit dem Erzbisthum Salzburg und der Kurwürde entschä-
digte man den Großherzog von Toskana, mit dem Breisgau und
der Ortenau den Herzog von Modena, Oesterreich für diese
abgetretenen Gebiete in Schwaben mit den Bisthümern Brixen und
Trient; Nassau - Oranien mit Fulda und Korvei, einigen Ab-
teien und mit der Reichsstadt Dortmund; Bayern theilte mit dem
Kurfürsten von Salzburg die Bisthümer Pa ss au und Eichstädt und
erhielt dazu die Hochstifte Würzburg, Bamberg, Freising und
Augsburg sowie die meisten dazwischen liegenden Prälaturen und
Reichsstädte in Franken und Schwaben; Baden gewann die dies-
seitige Rheinpfalz, die diesseitigen Reste der Bisthümer Speyer,
Straßburg und Basel, das Bisthum Konstanz, dazu Abteien
und Reichsstädte sammt der Kurwürde; Württemberg vorderöster-
reichische Landschaften, acht Abteien, neun Reichsstädte und die Kur-
würde; Preußen die Bisthümer Paderborn, Ht'ldcsheim, das
mainzische Thüringen, den größeren Theil von Münster, sechs
Abteien, die Reichsstädte Goslar, Mühlhausen und Nordhau-
sen; Hannover Osnabrück; auch Oldenburg, Darmstadt,
Nassau, Salm, Aremberg rc. erhielten Entschädigungen, ebenso
die Reichsgrafen, welche auf dem linken Rheinufer Verluste erlitten
hatten. Von den Reichsstädten fristeten noch sechs: Augsburg,
Nürnberg, Frankfurt, Bremen, Hamburg und Lübeck ihr
Dasein.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Eugen_Beauharnais Eugen Napoleons Napoleon
82
Geschichte der neueren Zeit.
disches Heer in Brandenburg einfiel, als Kurfürst Friedrich
Wilhelm gegen die Franzosen am Rheine stand. Er eilte aber blitz-
schnell den Seinigen zu Hilfe, vernichtete in Rathenow eine schwedi-
sche Abtheilung und schlug mit seiner Reiterei und wenigen Geschützen
das schwedische Heer bei Fehrbellin (am Rhin in der Mark) voll-
ständig. Er siegte ferner bei Wolgast, eroberte Stettin, Stral-
sund, G r e i f s w a l d e und drang bis Riga vor, während der Holländer
Tromp die schwedische Flotte schlug und die Dänen Wismar erober-
ten. Dennoch mußte er durch Ludwigs Drohungen gezwungen und
von allen Bundesgenossen verlassen alle Eroberungen im Frieden her-
ausgeben.
Die Reunionskammern. Straßburg während des Friedens
weggenommen (31. September 1681). ,
§ 215. Auch während des Friedens beraubte Ludwig Spanien
und Deutschland; er verlangte nämlich die Herrschaften und Städte,
welche angeblich zu den im Frieden abgetretenen Herrschaften gehörte,
und setzte zur Ausmittlung seiner Ansprüche sogenannte Reunions-
kammern nieder, welche auch solche Pertinenzien in ziemlicher Anzahl
auffanden, die alsdann durch königliche Truppen besetzt wurden. Am
^traßburg Zi September 1681 bemächtigte er sich der Reichsstadt Straßburg
französisch. Ueberfall, wozu ihm erkaufte vornehme Verräther in der Stadt
behilflich waren und ließ dieselbe durch Vauban mit den stärksten Fe-
stungswerken umgeben; seitdem ist sie das Thor Frankreichs bei allen
Angriffen gegen Süddeutschland. In gleicher Weise nahm er den Spa-
niern Luxemburg weg und spottete der darüber erhobenen Klagen.
Die Türkenkrrege (1663—1699).
§ 216. Während Deutschland am Rheine seine alten Gränzfestuu-
gen an die Franzosen verlor, war es auch mit dem Erbfeinde im
Osten in gefährliche Kriege verwickelt, wozu die Unruhen in Ungarn
und Siebenbürgen Veranlassung gaben. Der Fürst von Sieben-
bürgen, Georg Ii. Rakoczy, bekriegte dem Sultan zum Trotze Po-
len, reizte ihn dadurch zum Angriffe und starb 1660 an den Wunden,
Schlacht bet die er in der Heldenschlacht bei Klausenburg empfangen hatte.
Äiai660ut9 Weil hierauf der Kaiser gegen den von den Türken eingesetzten Fürsten
Michael Apafi einen andern, Kemeny, begünstigte, begann der
Großwesir Achmed Kiuprili (Köprili) den Krieg gegen den Kaiser,
siegte 1663 bei Gran, eroberte die Festung Neuhäusel an der
Neitra und ließ durch die Tataren die Gränzen von Mähren und
Steyermark verwüsten. Am 10. August 1664 jedoch siegte Mon-
tekukkuli bei St. Gotthardt an der Raab in einer großen Schlacht,
worauf Kiuprili einen 20jährigen Waffenstillstand schloß, in welchem
er alle Eroberungen behielt und sich gegen Venedig wandte, dem er
1669 die Insel Kreta entriß.
§ 217. In Ungarn stifteten bald darauf vornehme Edelleute eine
Verschwörung gegen den Kaiser, die entdeckt und durch zahlreiche Hinrich-
tungen bestraft wurde. Während aber 1673 die kaiserlichen Streitkräfte
am Rheine beschäftigt waren, erhob Emerich Tököly die Fahne des
Aufruhrs, empfing von Ludwig Xiv. Subfidiengelder, ließ sich von dem
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwigs Ludwigs Ludwig_Spanien Ludwig Georg_Ii Rakoczy Michael_Apafi Achmed_Kiuprili Achmed August Emerich_Tököly Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Rheine Rathenow Fehrbellin Wolgast Stettin Riga Deutschland Frankreichs Luxemburg Deutschland Rheine Ungarn Klausenburg Kemeny Neitra Ungarn Rheine
88
Geschichte der neueren Zeit.
^06 am Dafür schlug Marlborough das französische Heer bei Ramillies
6. Mai. vollständig und gewann dadurch den größten Theil der spanischen Nie-
derlande, Eugen aber vertrieb die Franzosen durch die glänzende Schlacht
1706 am bei Turin aus Italien. Im Jahre 1708 siegten (11. Juli) Eugen
' sept‘ und Marlborough Lei Oudenarde, und 1709 (11. September) bei
Malplaquet in der blutigsten Schlacht des ganzen Krieges.
Die Auflösung der Allianz führt zum Frieden von Utrecht
(1713) und Baden (1714).
§ 230. Der gebeugte Ludwig Xiv. hatte mehrmals große Opfer
für den Frieden angeboten, aber Bedingungen von den Verbündeten er-
halten, welche er nicht annehmen konnte. Doch Kaiser Joseph I., der
seinem Vater Leopold I. 1705 auf dem Throne gefolgt war, starb 1711,
als er eben Ungarn beruhigt hatte, und nun fiel seinem Brudev-
Karl, dem die Allianz die spanische Monarchie erobern wollte, auch die
habsburg-österreichische Erbschaft zu. Dies lag nicht im Interesse der
anderen Staaten, daher führten die Engländer seitdem den Krieg
zuerst schlaff und schloßen 1713 zu Utrecht Frieden, welchem alsbald
Holland, Savoyen, Portugal und Preußen beitraten. In
Spanien selbst hatte König Philipp V. durch die Schlachten bei
Almanza und Villaviciosa (1707 und 1710) die Oberhand ge-
wonnen und behauptete dieselbe, weil ihn die Nation gegen England und
Holland unterstützte, daher stand nach dem Frieden von Utrecht der
Kaiser und das Reich den Franzosen allein gegenüber. Eugen hatte
über so schwache Streitkräfte zu gebieten, daß er Freiburg, Landau
und Mannheim nicht retten konnte und hätten die Franzosen nicht
ein Aufraffen des deutschen Volks unter Eugens Führung gefürch-
1714 am tet, so hätten sie keineswegs die Bedingungen des Friedensschlusses
7. Sept. ju Baden gewährt.
§ 231. In Folge des Utrechter und Badener Friedens behielt
Philipp V. Spanien mit dessen Kolonialländern, trat aber an England
Gibraltar sowie die Insel Minorka ab.
Oesterreich erhielt die spanischen Niederlande, das Her-
zogthum Mailand, Neapel, die Insel Sardinien, die es bald
gegen Sicilien austauschte.
Holland gewann Handelsvortheile und das Besatzungsrecht in
den Gränzsestungen der österreichischen Niederlande (Barrierentraktat).
Frankreich verlor an England Akadien (Neuschottland), Neu-
fundland und die Länder an der Hudsonsbai.
Savoyen erhielt einiges mailändische Gebiet, die Insel
Sicilien, die es sieben Jahre später gegen Sardinien austauschte,
sowie den Königstitel von „Sardinien".
Das neue Königreich Preußen wurde anerkannt, sein Besitz des
1707 ererbten Neuenburg (in der Schweiz) bestätigt und ihm ein
Theil von Geldern zugeschieden.
Das heilige römische Reich erhielt Freiburg und Breisach
zurück, ließ aber Landau in französischen Händen.
So hatte demnach Ludwig Xiv. trotz der vielen Niederlagen seinen
Zweck erreicht und als er am 1. September 1715 starb, war Frauk-
reich ohne Widerspruch die erste Kontinentalmacht, selbst ge-
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Extrahierte Personennamen: Marlborough Eugen Eugen Ludwig_Xiv Ludwig Joseph_I. Leopold_I. Karl Karl Philipp_V. Philipp_V. Eugen Eugens Eugens Philipp_V. Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Italien Marlborough_Lei_Oudenarde Utrecht Baden Holland Portugal Spanien Almanza England Holland Freiburg Landau Mannheim Spanien England Oesterreich Mailand Neapel Sardinien Sicilien Niederlande Frankreich England Sicilien Sardinien Neuenburg Schweiz Freiburg Breisach Landau
Der dreißigjährige Krieg.
57
K 144. Im Hochsommer 1620 führten Max und sein Feldherr
Johann Tzerklas, Graf von Tilly (ein Niederländer aus Bra-
bant, geb. 1559), das gegen 30,000 Mann starke Heer der Liga nach
Oberösterreich. Sie unterwarfen dasselbe ohne Mühe, drangen
hierauf in Böhmen ein und schlugen am 8. November Friedrichs
Heer, das auf dem weißen Berge bei Prag sich verschanzt hatte,
nach kurzem Widerstande so vollständig, daß Friedrich aus Böhmen floh,
und da er weder in Sachsen noch in Brandenburg Aufnahme fand,
nach Haag in Holland entwich. Denn Schlesien hatte der Kurfürst
von Sachsen besetzt, und aus den spanischen Niederlanden hatte der große
spanische Feldherr Spinola ein Heer in die Rh ein Pfalz geführt
und dieselbe mit Ausnahme weniger Städte erobert. Ferdinand Ii. ver-
nichtete die Privilegien des Majestätsbriefes und Vergleichs, bestrafte die
Anführer des Aufstands mit dem Tode oder mit Einziehung ihrer Güter,
vertrieb die protestantischen Prediger und ließ den Anhängern der Re-
formation nur die Wahl zwischen Rücktritt zum katholischen Glauben
oder Auswanderung. Bethlen Gabor machte 1621 Frieden, brach
ihn aber später wiederholt, übrigens ohne mit den Feinden des Kaisers
ein festes Bündniß einzugehen.
Der Krieg am Neckar, Rhein und Main (1621—1623).
K 145. Mansfeld hatte bei Prag nicht mitgefochten, denn
Friedrich war ihm nicht gewogen; er hielt sich noch einige Zeit in
Böhmen, brach dann plötzlich nach der Ob erpsalz durch und 1621.
zog von Tilly verfolgt durch die Bisthümer Bamberg und Würz-
burg nach Mannheim, ging über den Rhein und zwang die Spa-
nier die Belagerung von Frankenthal aufzuheben, denn Spinola
hatte mit der Hauptmacht in die Niederlande zum Kriege mit den Hol-
ländern abrücken müssen. Mansfeld verwüstete hieraus die Bisthümer
Worms, Speyer und Straßburg, nahm seine Winterquartiere
im Elsaß und in Lothringen und warb mit holländischem und
englischem Gelde (Friedrich von der Pfalz war Schwiegersohn des
englischen Königs Jakob I.) neue Schaaren, während Tilly Heidel-
berg belagerte.
8 146. Im Frühjahr 1622 zog Mansfeld bei Germersheim
über den Rhein und vereinigte sich mit dem Heere des Markgrafen
Georg Friedrich von Baden-Durlach, eines eifrigenunionisten,
welcher für die Sache Friedrichs ein Heer geworben hatte. Allein sie
trennten sich wieder, worauf Tilly den Markgrafen bei Wimpfen o.mai 1622.
vollständig besiegte, Mansfeld aber sich in das Hessische wandte, um
den Herzog Christian von Braunschweig zu erwarten. Dieser
Prinz war Administrator des Bisthums Halber st adt, d. h. er
bezog die Einkünfte des ehemaligen Bisthums, nannte sich selbst
Gottes Freund und der Pfaffen Feind, hatte wie Mausfeld ein Heer
geworben, plünderte die Bisthümer Münster und Paderborn aus
und zog mit seinen Schaaren dem Main zu. Tilly überraschte ihn
aber bei Höchst und schlug ihn mit einem Verluste von 12,000 Mann; 20. 3uni
Mansfeld nahm den Geschlagenen mit dem Ueberreste seines Heeres 1622-
auf, dann zogen beide über den Rhein, durch das Elsaß nach Lothringen,
schlugen sich bei Fleurus, wo ihnen ein spanisches Heer den Weg
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Extrahierte Personennamen: Max Johann_Tzerklas Johann Graf_von_Tilly Friedrichs Friedrich Friedrich Ferdinand Gabor Friedrich Friedrich Tilly Friedrich_von_der_Pfalz Friedrich Jakob_I. Tilly Georg_Friedrich_von_Baden-Durlach Friedrich Friedrichs Tilly Christian_von_Braunschweig Gottes Tilly
58
Geschichte der neueren Zeit.
verlegte, durch und fanden Ln Holland Aufnahme. Tilly unterwarf
die letzten Plätze Ln der Pfalz, die, wie namentlich Mannheim, von
einem englischen Hilfskorps sehr tapfer vertheidigt wurden.
§ 147. Christian von Braunschweig kehrte mit Mans-
feld nach Westfalen und Niedersachsen zurück, denn sie hatten
mit fremdem Gelde abermals ein Heer geworben, deßwegen drang Tilly
aus dem Hessischen vor, worauf sich Christian in der Richtung gegen
Holland zurückzog, aber bei Stadtloo, westlich von Münster, von
6. August Tilly eingeholt und abermals geschlagen wurde. Das Heer der Liga
162¿. stauch fetzt in Niederdeutschland.
Bayern erhält die Kur- und die Wbcrpfal) (1623).
§ 148. Auf dem Reichstage von Regensburg erhielt Mar
von Bayern die von Friedrich V. verwirkte pfälzische Kur sowie
die Belehnung mit der Oberpfalz, die Rheinpfalz blieb aber einstweilen
im Namen des Kaisers okkupiert. Herzog Mar war um diese Zeit als
Direktor und Heerführer der Liga der mächtigste Fürst in Deutschland
und hätte den letzten Widerstand der Kämpen Friedrichs V. überwältigen
und zwischen dem Kaiser und den protestantischen Ständen vermitteln
können, allein er wollte seine Stellung an der Spitze der Liga nicht
aufgeben, daher ließ er den Krieg nicht ganz erlöschen.
Der dänische Krieg als Anfang der bewaffneten Einmischung der Ausländer in
den Krieg der Deutschen (1625—1629). Kaiserliches Heer unter Wallcnstein.
§ 149. Das Jahr 1624 wurde durch keine Waffenthaten denk-
würdig, aber dadurch verhängnißvoll, daß Kardinal Richelieu ein
geheimes Bündniß zwischen Frankreich, England, Venedig
und Savoyen gegen das Haus Habsburg zu Stande brachte, für
welches er auch Holland, Schweden und Dänemark zu gewin-
nen trachtete. Gustav Adolf von Schweden erklärte sich bereit, mit
seinem wohlgeübten Heere nach Deutschland überzusetzen, allein man
fand seine Bedingungen zu hoch gespannt, daher wandte er seine
Waffen gegen Polen und ließ seinem Nachbarn Christian Iv. von
Dänemark den Vortritt. Dieser König galt als ein ausgezeichneter
Feldherr, denn er hatte einen glücklichen Krieg gegen Schweden ge-
führt und trug wie Gustav Adolf sich mit dem Entwürfe, sein kleines
Reich auf Kosten Deutschlands zu vergrößern. Als Herr von Schles-
wig und Holstein hatte sein Vater 1559 die freien Dithmarsen
trotz ihres tapferen Widerstandes unterworfen; er selbst hatte seinem
Sohne die Stelle eines Koadjutors und Nachfolgers des Erzbischofs
von Bremen (d. h. des protestantischen Fürsten, welcher unter jenem
Titel das Stiftslaud inne hatte) sowie das Bisthum Verden ver-
schafft, erhielt überdies von dem wilden Christian von Braunschweig
das Bisthum Halberstadt; er hatte den Hansestädten ihre letzten
Privilegien in Norwegen entzogen, ihnen verboten, ein Kriegsschiff auf
der Ostsee zu halten, hatte also seine Absichten deutlich genug gezeigt;
da aber die zahlreichen Fürsten des welfischen Hauses, sowie die
Herzoge von Mecklenburg sich nach dem Paffauer Vertrage katholi-
sche Stifte angeeignet und auf andere, z. B. Paderborn und Os-
nabrück ihr Augenmerk gerichtet hatten, so sahen sie sich durch das
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Extrahierte Personennamen: Tilly Christian_von_Braunschweig Tilly Christian August Friedrich_V. Friedrich_V. Friedrichs_V. Richelieu Gustav_Adolf_von_Schweden Gustav Adolf Christian_Iv Gustav_Adolf Gustav Adolf Christian_von_Braunschweig
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