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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 61

1885 - Dortmund : Köppen
— 61 — befinden. Daneben steht eine in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts errichtete prachtvolle Kirche. Nördlich von Büren liegt die zweite Stadt des Kreises: Salzkotten, mit einer Saline. Nordöstlich von Büren, an der Alme, einem wilden, klaren Gebirgsbache, erhebt sich die jetzt dem Verfalle nahe Wevels- bürg. Wie die Sage meldet, soll Graf Friedrich der Streit- bare den zuerst in Cappenberg gefangen gehaltenen heiligen Norbert hier in den Kerker geworfen haben, weil derselbe seinen Schwiegersohn, Graf Gottfried von Cappenberg, und dessen Frau durch seine ernsten Bußpredigten veranlaßt hatte, ins Kloster zu gehen. Man nennt das Burgverließ noch heute das „Norbertloch". Eine andere Sage erzählt, daß Kurt von Spiegel, Erbmarschall von Paderborn, als er einst ohne Beute von der Jagd zur Wevelsburg zurückkehrte, im Unmute einen Dachdecker vom Turme herunterschoß. Der Bischof von Paderborn sprach das Todesurteil aus über den Mörder. Kurt fiel durchbohrt von 7 Kugeln, deren Male noch an den Wänden der Burg zu sehen sind. 4. Der Kreis Paderborn. Der Kreis Paderborn umfaßt den nördlichen Teil der westlichen Hälfte, welche durch das Eggegebirge gebildet wird. Das ehemalige Bistum Paderborn ist schon gegründet von Karl dem Großen. Der erste Bischof war Hathumar, einer der verdientesten Meinwerk us, welcher, da er von dem frommen Kaiser Heinrich Ii. und seiner Gemahlin Kuni- guude eine Menge Schenkungen zu erhalten wußte, die Gren- zen des Bistums erweiterte, Paderborn selbst vergrößerte, die Schule daselbst zu großem .Ansehen brachte und Äildnng und Wohlstand beförderte. Die Reichsuumittelbarkeit erhielt dieses Bistum erst nach dem Sturze Heinrichs des Löwen. Durch den Reichsdeputations-Hanptschlnß wurde das Bistum säku- larisiert und Preußen übergeben, welches am 3. August 1802 Besitz von demselben ergriff. Paderborn, 16 000 Einw., an der Pader gelegen, welche an der Nordseite des Doms entspringt, ist eine alte Stadt. Als Karl der Große die Sachsen für bezwungen ansah, hielt er in Paderborn 777 einen Reichstag ab, auf welchem sich eine große Anzahl Sachsen zur Huldigung und zur Taufe einstellte. Auf diesem Reichstage erschienen ahch Gesandte eines abgesetzten maurischen Statthalters vonsaragossa in Spanien, um Karls Hilfe gegen den Khalifen von Cor-

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 83

1885 - Dortmund : Köppen
— 83 — Rache. Sie fand bei ihrem in der Nähe haltenden Geliebten, dem Grafen von Steinfurt, Schutz, der sie bald als Gemahlin in seine Burg einführte. In der Nähe von Ottenstein liegt das Dorf Wessum mit seinen Kalköfen; von hier gelangt man in einer Stunde nach der Kreisstadt. Ahaus, 1740 Einw., an der in der Nähe des Vlutfeldes entspringenden Aa. Das fürstliche Residenzschloß, welches dem Fürsten von Salm-Kyburg gehörte, wurde verkauft. In dem einen Flügel des Schlosses befindet sich jetzt eine Tabaksfabrik. Auf der Heidefläche zwischen Ahaus und Heck erblickt man in einem Kreise eine Menge Hügel. Viele Urnen (Thon- töpfe) mit Asche, die man hier gefunden, lassen schließen, daß hier ein Leichenverbrennungsort der Heiden jener Gegend gewesen sein muß. Im Norden dieses Kreises liegt die Industriestadt Gro- nau. Die Eisenbahnen: Dortmund-Gronau und Münster- Gronau gehen von hier nach Enschede ins holländische Gebiet. 6. Der Kreis Steinfurt. Die Grasschaft Steinfurt, jetzt im Besitze des Fürsten von Bentheim-Bentheim, gehörte in alter Zeit einem sächsischen Geschlechte, den Edelen von Stenvarde, die auch Edelvogte des Klosters St. Moritz in Münster waren. Das Geschlecht er- langte mit dem Grafen Ludolf Viii. seine höchste Blüte, starb mit ihm aber zu Anfang des 15. Jahrhunderts aus und die Tochter Ludolfs, Mechtildis, brachte durch ihre Vermählung mit dem Grafen von Bentheim diesem Hause die Grafschaft Steinfurt zu. Stcinfurt (Burgsteinfurt), 4220 Einw., Residenz des Standesherrn Bentheim-Bentheim, hat mehrere Baum- Wollspinnereien, Färbereien, Tabaks- und Essigfabriken. Ferner ein fürstliches Residenzschloß mit einer schönen Sammlung sehenswerter Gegenstände aus allen Erdteilen und einem prächtigen, sich eine Stunde weit erstreckenden Park. Das Städtchen Horstmar, südlich von Steinfurt, war ehemals die Residenz eines Grafengeschlechts, aus welchem als letzter Sproffe der durch ftine während des 3. Kreuzzuges bewiesene Tapferkeit und Frömmigkeit bekannte Graf Bern- hard, genannt „westf. Löwenherz", hervorging. Rheine, 4960 Einw., an beiden Seiten der hier bereits schiffbaren Ems und Residenz des Standesherrn, Herzogs von Looz-Corswaren, hat 5 Kirchen und Kapellen, ein herzogliches 6*

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 55

1885 - Dortmund : Köppen
— 55 — durch seine reichen Verzierungen und seine herrlichen Glas- Malereien in den über 2o Meter hohen Fenstern, wie durch Kunst und Pracht überhaupt auszeichnet. Soest war im Mittelalter eine der blühendsten und mäch- tigsten westfälischen Städte. Hatte doch diese zum Hansabunde gehörende, ehemalige sreie Reichsstadt über 30 000 Einw., welche nicht nur durch ihre kriegerische Tüchtigkeit, sondern auch durch ihre große Regsamkeit aus dem Gebiete des Han- Ms, der Gewerbe und der Kunst sich eines weithin geachteten Namens erfreuten. Die Wehrhaftigkeit und Tapferkeit der Soester _ Bürger mußte auch der Schutzherr der Stadt, Graf Dietrich von Moers, Erzbischos von Köln, zu seinem großen Leidwesen kennen lernen. Er gedachte nämlich seine großen Geldschulden durch eine in seinen Ländern zu erhebende hohe Abgabe zu decken. Soest jedoch und mehrere andere westfälische Städte wiesen diese Zumutung zurück. Um sich zu rächen, wollte der Erzbischos den Soestern ihre althergebrachten Rechte und Frei- heiten nehmen. Als die Bürger dies erkannten, schickten sie kurz entschlossen dem Erzbischos folgenden Abschiedsbrief: „Wettet biscop Dierich von moers, dat wy den vesten junker Johan von Cleve lever hebbet, als juwe, und werd juwe hie met afgesegget. Soest, 1444." Dies waren die Ursachen der berühmten Soester Fehde (1444 — 1449). Die aus derselben hervorgehenden Kämpse beschränkten sich nicht auf Soest, sondern breiteten sich aus über ganz Westfalen. Zu Soest hielten treu und fest die Fürsten von Lippe, Hoya und Hohenstein und die Stadt Lippstadt. Von anderen westfälischen Städten dagegen, welche auch ihre Hilfe zugesagt hatten, sah es sich bald verlassen. Aus die Seite des Erzbischoss traten die Erzbischöfe von Münster, Minden und Hildesheim, die Kurfürsten von Bran- denbnrg, von der Pfalz und von Sachsen, die Herzöge von Braunschweig und von Sachsen nebst vielen anderen Herren. Am 21. Juni 1444 hielt der Junker Johann von Cleve, Sohn Adolfs I., Herzog von Cleve und Graf von der Mark, unter dessen Schutzherrschaft sich die Stadt begeben hatte, seinen Einzug in Soest, mit ihm 2800 gewappnete Reiter. Am folgenden Tage beschwor er die Rechte der Stadt und nahm ihre Huldigung entgegen. Inzwischen waren auch die erzbischöflichen Truppen herangerückt. Ihre Versuche, in die Stadt zu dringen, waren vergebens. Um so mehr überließen

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 58

1885 - Dortmund : Köppen
— 58 — Hause. In der Nähe von Lippstadt- liegt das Dorf Wester- kotten, bekannt durch seine Saline. Der Regierungsbezirk Minden. 95 ^M. 504657 Einw. Der Regierungsbezirk Minden ist der kleinste in der Pro- vinz Westfalen und hat die Gestalt eines Hufeisens. Man kann einen nördlichen Teil mit den Kreisen: Minden, Lübbecke, Herford, einen mittleren mit den Kreisen: Bielefeld, Halle, Wiedenbrück und einen südlichen Teil, gebildet aus den Kreisen: Paderborn, Büren, Warburg und Höxter deutlich unterscheiden. 1. Der Kreis Härter. Das Eggegebrrge teilt den südlichen Teil des Regiernngs- bezirkes Minden in eine östliche und westliche Hälfte. Der nördliche Teil dieser ersteren Hälfte umfaßt den Kreis Höxter. Höxter, 5700 Einw., an einem Bogen der Weser in rei- zender Gegend gelegen, hat seine Entstehung den Äbten Cor- veis, insbesondere dem Abte Saracho (1058) zu verdanken. Während des dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt von allen Kriegsparteien arg mitgenommen. — Auf einer prächt- tigen Kastanienallee gelangt man von hier nach kurzer Wan- derung zu der Abtei Corvei, welche von dem Abte Adel- Hardt, einem Enkel Karl Martells, zur Zeit Ludwigs des Frommen gegründet, ehemals eine der bedeutendsten Kloster- ftiftuugen Deutschlands war. Aus diesem Kloster gingen ausgezeichnete Lehrer und Würdenträger der Kirche hervor, wie St. Ansgar und St. R embertus, die ersten Erzbischöfe von Hamburg und Bremen, ferner Rabanus Maurus, erst Abt zu Fulda, dann Erzbischof von Mainz, im ganzen fränkischen Reiche berühmt als Vater der Schulen und Pfleger der deutschen Sprache. Ebenso verdient genannt zu werden Papst Gregor V., der erste Deutsche, welcher den Stuhl Petri bestieg. Der vornehmste Adel schickte seine Söhne nach Corvei, um sie an dieser Stätte der Gelehrsamkeit erziehen zu lassen. — Schon stand das tausendjährige Jubiläum der Abtei in naher Aussicht, als sie durch den Frieden von Lüne- ville 1801 säkularisiert wurde. Sie ist später in ein Schloß umgewandelt worden und gehört heute dem Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst, Herzog von Ratibor und Corvei.

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 75

1885 - Dortmund : Köppen
— 75 — Sitz der König!. Regierung. Die Stadt steht mit dem Bahn- Hofe auf dem rechten Weferufer durch eine 189 Meter lange, neu aufgeführte, massive Brücke in Verbindung. Minden soll durch Karl den Großen gegründet worden sein. Die Sage berichtet: Wittekind und Karl der Große stritten sich um die Herrschaft der Stadt. Endlich wurde der Streit dadurch geschlichtet, daß Karl der Große Wittekind erklärte: Sie soll weder mein noch dein sein. Daher der Name Minden. Wahrscheinlicher jedoch ist, daß die Römer schon auf ihren Zügen in Deutschland die Stadt angelegt haben. Das Bis- tum Minden, von Karl dem Großen gegründet, stand früher in geringem Ansehen; erst nach dem Sturze Heinrichs des Löwen gelang es den Bischöfen, ihre weltliche Herrschaft zu begründen, die später durch Verleihungen Ludwigs des Bayern noch bedeutend zunahm. Als mit dem sich mehren- den Wohlstande der Bürger auch ihr Freiheitssinn wuchs, gerieten sie mit den ihre Herrschast behauptenden Bischöfen in langwierige Kämpfe, welche zur Folge hatten, daß die Bischöfe Minden verlassen und ihre Residenz in Petershagen nehmen mußten. Der letzte Bischof war Franz Wilhelm, ein Graf von Wartemberg, der sich aber nicht behaupten konnte. Während des dreißigjährigen Krieges nämlich bemächtigten sich die Schweden der Stadt Minden, wie des Bistums, und übergaben dieselben später, infolge des westfälischen Friedens, dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Bran- den bürg, welcher sie als Fürstentum am 15. Oktober 1649 in Besitz nehmen und sich am 12. Februar 1650 auf dem Schlosse Petershagen von den Mindenschen Ständen huldigen ließ. Während des siebenjährigen Krieges war die Gegend zwischen Minden und Petershagen der Schauplatz einer großen und mörderischen Schlacht. Am 1. August 1759 erfochten hier 40000 Preußen, Hannoveraner und Engländer unter dem Oberbefehle des Herzogs Ferdinand von Braunschweig einen glänzenden Sieg über 85000 Fran- zosen unter der Führung des Marschalls Contades. Die Franzosen verloren 7000 Mann und 25 Geschütze, nebst vielen Fahnen und Standarten. Schon im vorigen Jahrhundert war Minden eine Festung. Da jedoch eine solche an dieser Stelle ihre Bedeutung verloren hat, so wird sie jetzt geschleift, zur großen Freude der Bürger; denn die Festungswälle traten der Entwicke- lung Mindens hemmend entgegen, so daß in den letzten fünfzig Jahren manche Stadt Westfalens sie weit überflügelt hat.

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 88

1885 - Dortmund : Köppen
— 88 — tet haben. Besonders sehenswert ist das Rathaus, welches auch Erinnerungen an die Wiedertäufer, unter andern Zangen und Marterwerkzeuge, die 1535 bei den Hinrichtungen an- gewandt wurden, aufbewahrt. In ihm befindet sich aber auch der berühmte Friedenssaal, in dem mehrere Haupt- Verträge des westfälischen Friedens abgeschlossen wurden. Hier wurde mit Frankreich unterhandelt, wie in Osna- brück mit den Schweden. An den Wänden sieht man noch die Bildnisse der Gesandten, die nach langen Beratungen das große Werk zu Ende gebracht haben, also, daß am 24. Oktober 1648 auf dem Markte zu Münster unter Kanonendonner und Glockengeläute die Friedensbedingungen verlesen werden konnten, die den Schrecken des 30 jährigen Krieges ein Ende machten. Münster hat außerdem viele schöne Kirchen, welche alle bis auf eine katholisch sind. Die Liebfrauenkirche, welche, da sie jenseits der Aa liegt, auch wohl Überwasserkirche genannt wird, zeigt einen herrlichen Turm, der aber leider von den Wiedertäufern seiner Spitze beraubt worden ist. Das größte Gotteshaus Münsters, ja ganz Westfalens, ist der Dom, dessen Bau im Jahre 1261 vollendet wurde. Gar viele Bildwerke und an- dere Sehenswürdigkeiten findet man im Innern dieser ge- waltigen Kirche unter andern ein Bild, welches an den Bischof Bernhard von Galen erinnert, und das Pletten- berger Denkmal, welches dem Andenken Walters von Plet- tenberg gesetzt ist, der im sernen Osten Rußlands große Kriegsthaten vollbracht hat und im Jahre 1535 gestorben ist. Unter den nenen Bildwerken ist die schöne Pieta am be- merkenswertesten; das Bild stellt den am Kreuze gestorbenen und im Schöße seiner Mutter Maria ruhenden Heiland dar. Es ist ein Werk des Bildhauers Achtermann der bis zu seinem Soften Jahre als Bauer in der Umgegend gepflügt und gesäet, dann aber durch Talent und Fleiß sich zu einem großen Künstler emporgeschwungen hat. Ein sehr berühmtes Kunstwerk ist die Domuhr. Draußen vor der Stadt liegt das ehemalige bischöfliche Residensschloß, 1767 erbaut, jetzt der Wohnsitz des höchsten Beamten der Provinz: des Oberpräsidenten sowie des komman- dierenden Generals vom Vii. Armee-Corps, während der Bischof einen Palast am Domhof besitzt. Hinter dem Schlosse breitet sich der botanische Garten aus in dem gar viele ausländische Ge- wachse gezogen werden, sichjiber euch herrliche Alleen vorfinden, die den Bewohnern der (Stadt zu Spaziergängen dienen.

7. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 478

1910 - Dortmund : Crüwell
478 Auch die Ratsherren eilten aus allen Richtungen, und nicht so behaglich und würdevoll wie sonst, auf die Pfalz. Es wimmelte draußen von Franzosen, an die 35 000 Mann. Das Sturmläuten vom St. Wilhelm bis St. Nilllaus dauerte immer noch fort; man hoffte die Bauern der Umgegend herbeizurufen als Verstärkung der schwachen Besatzung. Viele Familien flohen auch in die Stadt und brachten die Nachricht mit, daß von allen Seiten eine große fran- zösische Armee Straßburg umzingle. Der Rat behielt aber durch- aus den Kopf oben; eine Ehrenwache von 60 Bürgern wurde vor dem Rathaus aufgestellt, um jedem Auflauf vorzubeugen. Depeschen wurden abgesandt an Se. Majestät den Kaiser, an einen erlauchten Reichstag und an den Herrn Markgrafen von Ba- den-Durlach. Darin wurde gemeldet, daß eine starke Armee des Gene- rals von Montclar in nachtschlafender Zeit die Stadt überfallen, die Zollschanze nebst Rheinbrücke besetzt habe mit offenkundiger Absicht, der altehrwürdigen Freiheit ein gewaltsames Ende zu bereiten. Bald darauf schollen die Husschläge von fünf Reitern durch die Mond- nacht. Da sie die Hauptstraßen besetzt wußten, so bogen sie unmittel- bar vor dem Metzgertor links auf einen Feldweg ab; das gespannte Pistol in der Rechten, sausten sie bei hellem Mondlicht wie die wilde Fagd übers Feld, um die Depeschen über den Rhein zu bringen. Bei Tagesanbruch ritt Herr Stadtsekretarius Güntzer, von einem Trommler begleitet, vors Tor; hier wurde er von den französischen Vorposten angehalten und nach Illkirch geführt, wo sich General Montclar befand. Es war kein angenehmer Empfang. Se. Exzellenz der General erklärte kalt und rauh, er fei als Gebieter da, nicht als Unterhändler. „Eure Stadt gehört nach den letzten Friedensvertrügen zu Frankreich; wenn wir bis jetzt Straßburg nicht besetzt haben, so geschah das nur deshalb, weil wir keine Zeit hatten. Wir machen also nur von unserm Rechte Gebrauch. Erkennen aber die Herren in Straßburg dies Recht nicht an, so habe ich hier bei mir 35o0o Mann und werde den Herren Räten mit Pulver und Blei unser Recht beweisen. Morgen oder heute noch trifft Minister Louvois in Illkirch ein. Wenn Straßburg die Kanonen, deren Aufstellung auf den Wällen man mir meldet, zu benutzen wagt, wenn Straß- burg sich auch nur mit einem Schuß verteidigt, mein Herr Sekre- tarius, so werde ich die Straßburger als Rebellen behandeln, wo- nach man sich zu richten hat!" So fertigte der General des Sonnenkönigs den Straßburger Stadtschreiber ab. Als gegen elf Uhr Güntzer über diesen Empfang

8. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 479

1910 - Dortmund : Crüwell
479 Bericht erstattete und der 35000 Mann Erwähnung tat, da zog tiefe Mutlosigkeit in die Stadt ein. Es war seit Sonnenaufgang ganz still' geworden in Straß- durg. Die Männer standen aus ihren Posten; die Frauen aber und die Greise waren in den Kirchen. Es war Sonntag. Er- greifend tönten in die stille Stadt, die in der Nacht von Waffen- lärm, Zusammenlauf und Sturmläuten widerhallt hatte, die lang- samen, feierlichen Töne der Orgeln und der Kirchengesänge. In allen Kirchen wurden aus Anordnung des Rats Bittgottesdienste ab- gehalten. Die Beratung ging weiter. Aber bald brachten Stadtknechte zwei von den Boten, die man über den Rhein geschickt hatte, in den Veratungssaal. „Wir haben gekämpft wie die Löwen," stöhnte der eine und ließ sich in einen Stuhl fallen. „Umsonst — ehrenwerte Herren! — die drei andern sind gefangen. — Feig- linge ! — Wir zwei haben uns durchgehauen — am Kleinen Rhein war's — Hunderte von Franzosen sind über uns hergefallen — die Stadt ist völlig umringt, völlig von Deutschland abgeschnitten!" Diese Nachricht und der Anblick der zwei verwundeten, blu- tenden, zerfetzten jungen Leute erzeugte in den Ratsherren völlige Niedergeschlagenheit. Nach kurzer, dumpfer, verdrossener Beratung einigte man sich dahin, Güntzer und etliche Ratsherren sollten noch einmal zum Ge- ueral Montclar hinausreiten und um Aufschub bitten. Die Abord- nung begab sich zu dem Franzosen, und der Aufschub wurde von Montelar gewährt. Zwei Tage lang wurde noch in der verlassenen und verlorenen Stadt beraten und wegen der Übergabe verhandelt. Die Bürger und Soldaten standen düster mit ihren Gewehren aus den Wällen und sahen zu, wie draußen die lachenden und singenden französi- schen Soldaten das reife Obst von den Bäumen plünderten. Dann wurde am Morgen des 30. September in Gegenwart des inzwischen zu Illkirch eingetroffenen Louvois die traurige Urkunde unterzeichnet. Straßburg, die alte Reichsstadt, war französisch. 2. Wieder lag eine helle Septembernacht über der Rheinebene, eine Septembernacht des Jahres 1870. Straßburg war feit sechs Wochen belagert von deutschen Truppen. Mit Kanonendonner und prasselnden Granaten verlangte jetzt Deutschland die alte Reichsstadt zurück. Seit dem 15. August zischten und donnerten fast unablässig in glühendem Bogen deutsche Kugeln in die volkreiche Stadt; ganze

9. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 19

1910 - Dortmund : Crüwell
19 Die Wasserspinne führt den Ganz. Schwertlilienkrcinz am Ufer steht 10 Und horcht des Schilfes Schlummerliede; Gin lindes Säuseln kommt und geht, Ais flüsfr* es: Friede, Friede, Friede! 16. Mondnacht. s war, als Hätt' der Himmel Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer von ihm nun träumen müßt'. Z. Und mei Weit ihre Fl Flog durch d 5lls flöge sie von Joseph von Eichendorff. 2. Die Lust ging durch die Felder, Die Ühren wogten sacht, (Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht. re Seele spannte Igel aus, e stillen Lande, nach Haus. 17. Das Haus in der Heide. Von Annette von Droste-Hülshoff. 7ie lauscht, vom Abendschein umzuckt, W Die strohgedeckte Hütte, Recht wie im Nest der Vogel duckt, Aus dunkler Föhren Mitte. 2. Am Fensterloche streckt das Haupt Die weiggestirnte Sterke, Bläst in den Abendduft und schnaubt Und stößt ans Holzgewerke. 3. Seitab ein Gärtchen, dornumhegt, Mit reinlichem Gelände, Wo matt ihr Haupt die Glocke trägt, Aufrecht die Sonnenwende. 4. Und drinnen kniet ein stilles Kind, Das scheint den Grund zu jäten; 2*
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