Das Zeitalter Ludwigs Xiv. — § 8. Die Raubkriege Ludwigs Xiv. 1 i
Gewaltsame Besetzung dieser bei Widerstreben der geschädigten Besitzer durch Ludwig. Beraubt werden ausser deutschen Fürsten, wie der Herzog von Würtemberg (Mömpelgard), auch auswärtige, wie Karl Xi. von Schweden (Pfalz-Zweibrücken).
2) 1681 rücken französische Truppen mitten im Frieden 1681 in Strassburg ein (Verrat des Bischofs Franz Egon v. Fürstenberg. Bestechung und Einschüchterung der Ratsherren) und nehmen die Stadt für Frankreich in Besitz.
3) Bei Erlöschen der pfalz-simmerschen Linie der Wittelsbacher erhebt 1685 Ludwig für die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, seine Schwägerin Elisabeth Charlotte (,,die Liselotte“) von Orleans, Anspruch auf die linksrheinischen pfälzischen Besitzungen (trotz Erbschaftsverzichts der Prinzessin bei ihrer Verheiratung!). Gefahr gewaltsamer Besitznahme der Pfalz durch Ludwig
B. Bund gegen Ludwig. Einspruch des Kaisers gegen den frechen Länderraub. Fruchtlose Verhandlungen zu Frankfurt a. M., doch trotz allgemeiner Empörung und Kriegsstimmung bei mangelhaften Rüstungen vorläufig kein Krieg (auch der Grosse Kurfürst, der, verstimmt über des Kaisers Treulosigkeit, sich von diesem ab und Ludwig zugewendet hatte, rät angesichts der Lage vom Kriege ab). Der Kaiser muss, durch einen 1683 neu ausbrechenden Türkenkrieg (s.
§ 9) im eigenen Lande bedroht, 1684 einen 20jährigen Waffenstillstand willigen, der Ludwig vorläufig im Besitz der Reunionen und des geraubten Strassburg belässt. Erst bei Bedrohung der Pfalz kommt 1686 auf Betrieb des neuen Kurfürsten der Pfalz (des Kaisers Schwiegervater) ein kräftiger Bund gegen Ludwig zu stände. Das Augsburger Bündnis wird zwischen dem Kaiser und mehreren Reichsständen (unter ihnen der Grosse Kurfürst) abgeschlossen, das sich später durch Beitritt anderer Mächte, insbesondere Hollands und Englands, zu einer grossen europäischen „Allianz“ erweitert.
C. Kriegs vorwand. Ludwig setzt durch Bestechung die Wahl des französischen Parteigängers, des Kardinal-Koadjutors Wilhelm Egon von Fürstenberg (Bruder des Verräters von Strassburg), zum Erzbischof von Köln durch. Kaiser und Papst bestätigen dagegen die Wahl des in der Minderheit gebliebenen Bruders des Kurfürsten von Bayern, der auch schliesslich das Domkapitel zustimmt. Fürstenberg behauptet sich mit französischer Hilfe. Ludwig erklärt den
Schultz, Neuere und neueste Geschichte. 9
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B. Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig C. Ludwig Wilhelm_Egon_von_Fürstenberg_( Wilhelm Ludwig Schultz
Zeitalter Ludwigs Xiv. — § 8. Die Raubkriege Ludwigs Xiv.
15
gelüste zu schützen, mit England (s. o. § 6, Ii. 2, c) und Schweden einen Dreibund. Friede zu Aachen. Ludwig muss die Freigrafschaft herausgeben, behält aber die eroberten flandrischen Plätze (darunter Lille und Tournay).
Iii. Der zweite Raubkrieg (Rachekrieg gegen Holland, 1672—79). A. Anlässe. 1) Verstimmung Ludwigs wegen Abschlusses des Dreibundes und Schädigung des französischen Handels durch Holland. 2) Gegensatz der verfassungsmässigen Freiheit in Holland zu der unumschränkten Selbstherrschaft Ludwigs. 3) Reizungen des stolzen Selbstherrschers durch die ungezügelte holländische Presse. 4) Eroberungssucht Ludwigs.
B. Vorbereitungen. 1) In Schweden wird der herrschende Adel von Ludwig für Beobachtung der Neutralität, 2) in England Karl Ii. durch Geld zu thätiger Hilfleistung gewonnen (§ 6, Ii. 2, c). 3) Der Minister des Kaisers (Lob-kowitz) wird bestochen; durch diesen der Kaiser von thätiger Einmischung abgehalten. 4) Die rheinischen Bundesgenossen Ludwigs (die geistlichen Kurfürsten von Köln und Mainz, der Bischof von Münster u. a.) sagen Hilfstruppen zu.
C. Der Krieg. 1) Ludwigs Siegeslauf. Besetzung Lothringens durch französische (schon 1670), Hollands durch französische und rheinländische Truppen. (Ludwigs Feldherrn Conde, Turenne, Louvois, Vauban; er selbst an der Spitze seines Heeres.) Die von den Holländern bewirkte Durchstechung der Dämme erweist sich bei trockenem Wetter als wirkungslos. Das schlecht gerüstete Holland „in Not“. Ludwig nur wenige Stunden von Amsterdam entfernt. - Der einzige Verbündete Hollands, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der „Grosse Kurfürst“, betreibt zwar beim Kaiser die Absendung eines Beobachtungsheeres, muss sich aber bei der zweideutigen Haltung des kaiserlichen Feldherrn zurückziehen und schliesst 1673, um seine rheinischen Besitzungen zu sichern, den (Separat-) Frieden zu Vossem, in dem er einige Festungen den Franzosen überlässt. 2) Umschwung. Eintretendes Regenwetter füllt die Kanäle und nötigt die Franzosen, sich aus den überfluteten Landesteilen zurückzuziehen. Die aristokratische Regierung in Holland wird (August 1672) gestürzt,* die Statthalterschaft wieder hergestellt. Wilhelm Iii. von Oranien übernimmt
1672
bis
1679
* Jan de Witt und sein Bruder werden vom Pöbel in grauenhafter Weise ermordet.
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Napoleons Weltherrschaft. — § 43. Der Krieg von 1815. 133
endet nach sechsjähriger Gefangenschaft am 5. Mai 1821 zu 1821 St. Helena.
e) Paris ergiebt sich am 3. Juli. Der 2. Pariser Friede (Nov. 1815) beschränkt Frankreich auf die Grenzen von 1790. Saarbrücken und Saarlouis kommen an Preussen. Die geraubten Kunstschätze werden zurückgegeben. Bis zur Zahlung der 700 Millionen Francs Kriegsentschädigung bleibt eine Besatzung unter Wellington in Frankreich.
Iv. N eugestaltung Europas. Der Wiener Kongress bestimmt:
1) Österreich erhält Tirol, Steiermark, Icärnthen, Ivrain, Galizien und Mailand zurück, dazu das im Frieden von Campo Formio ihm überlassene Venetien (letztere beide das „Lombardo - venetianische Königreich“ bildend), Dalmatien und Salzburg, giebt aber Belgien und den Breisgau auf.
2) Preussen erhält (vgl. § 45, I.) die Rheinlande mit Jülich, Berg und dem ehemals geistlichen Besitz der Erzbistümer Köln und Trier, das Herzogtum Westfalen, die nördliche Hälfte von Sachsen. Von den polnischen Erwerbungen behält es den Netzedistrikt und einen Teil von Grosspolen (Provinz Posen, s. § 45, Ii.) Es verliert Ostfriesland, Dingen, Hildesheim und Osnabrück an Hannover, erhält aber Lauenburg, das es gegen Schwedisch-Pom-mern an Dänemark (vgl. § 42, Iv. d) abtritt. Die fränkischen Herzogtümer (Ansbach-Bayreuth) bleiben bei Bayern.
3) Holland wird mit Belgien zu einem „Königreich der vereinigten Niederlande“ unter dem Zepter der Oranier vereint.
4) Russland erhält den grössten Teil des Grossherzogtums Warschau als „Königreich Polen“. Krakau wird Freistaat.
5) England erhält das Kap und die Inseln Malta und Helgoland. Die jonischen Inseln werden als Freistaat seiner Schutzherrschaft unterstellt.
6) Norwegen wird als selbständiges Königreich der Krone Schweden zugelegt.
7) Die Schweiz wird durch die Kantone Genf, Wallis, Neufchäte 1 vergrössert und erhält Neutralität zugesichert.
Die von Napoleon entthronten Fürsten werden in ihre Herrschaft wieder eingesetzt.
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Napoleons Weltherrschaft. — § 32. Der zweite Koalitionskrieg. 103
[Die Österreicher, unter Melas bereits zweimal siegreich, werden durch erneuten Angriff der Franzosen aufs Haupt geschlagen und der Frucht ihrer Siege (Genua kurz vorher eingenommen) beraubt. Der aus Egypten eben heimgekehrte General Desaix, dessen Eingreifen den Sieg erringen half, fällt in der Schlacht (sein Denkmal von Canova im Hospiz des grossen St. Bernhard)].
Auf deutschem Boden dringt Moreau siegreich bis nach Bayern vor und nötigt (Dezember 1800) durch den Sieg bei Hohenlinden (östlich von München) Österreich zum Abschluss eines Friedens.
V. Friede mit Österreich und dem Reich. 1s01. Friede zu Luneville. Unter Festhalten der Bestimmungen des Friedens von Campo Formio werden als Grenzen Frankreichs der Rhein (!) und die Etsch in ihrem südwärts gerichteten Lauf festgesetzt. Die italienische (ehemals cis-alpinische) Republik, zu deren Präsidenten Napoleon sich wählen lässt, wird von Österreich anerkannt. Die durch Abtretung des linken Rheinufers geschädigten deutschen Fürsten sollen durch rechtsrheinisches Gebiet unter Einziehung geistlicher Besitztümer und Aufhebung der Reichsunmittelbarkeit freier Reichsstädte entschädigt werden. Eine Reichsdeputation setzt die Entschädigungen fest.
1803. Reichsdeputationshauptschluss. Preussen erhält an Bistümern Hildesheim, Paderborn und ein Drittel von Münster, Erfurt mit dem Eichsfeld, an Abteien Quedlinburg, Elten, Essen, Werden, an Reichsstädten Nordhausen, Mühlhausen, Goslar. Ähnliche Entschädigungen erhalten die übrigen Reichsfürsten. Viele werden aus Reichsunmittelbaren reichsmittelbar.
[Von geistlichen Gebieten bleibt nur das Erzbistum Mainz in beschränktem Umfange bestehen (Aschaffenburg, Regensburg, Wetzlar), von Reichsstädten Frankfurt, Nürnberg, Augsburg und die Hansastädte Bremen, Hamburg, Lübeck. Der Kurfürst von Mainz (Fürst Karl von Dalberg) wird Kurerzkanzler des Reichs; zu Kurfürstentümern werden erhoben Baden, Würtemberg, Hessen - Kassel und Salzburg, mit dessen ehemalig geistlichem Gebiet der Grossherzog von Toskana für Abtretung seines Gebietes (Königreich Etrurien!) entschädigt wird.]
Vi. Räumung Egyptens. Die Franzosen in Egypten (anfangs unter Kleber, nach dessen Ermordung unter Menou) werden durch England zur Räumung des Landes gezwungen. Friedensbedürfnis Englands bei Beeinträchtigung des Handels durch die Fortdauer des Kriegs. Pitt tritt zurück.
Vii. Friede mit England. 1802 Friede zu Amiens.
Malta soll an den Johanniterorden, Egypten an die Pforte
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Zeit der Rückströmung. —
45. Wiederausrichtung Preussens. 137
Verschiedenartigkeit der Bestandteile. Neu hinzugekommen im W.: Jülich- Berg, Kurtrier, Kurköln, das (ehemals kurkölnische) Herzogtum Westfalen, die Westhälfte des Bistums Münster und kleinere Erwerbungen, wie die Reichsstädte Köln, Wetzlar, Aachen, endlich S a a r 1 o u i s und Saarbrücken; im O.: Niederlausitz, Oberlausitz, der Wittenberger und Thüringer Kreis (Abtretungen Sachsens), Ne u vor pommern mit Rügen (ehemals schwedisch). Von den ehemals preussischpolnischen Besitzungen blieb nur Kulme r land, Thorn-der Netzedistrikt, das westliche Stück des ehemaligen Südpreussens und Danzig der Krone Preussen. Wiedergewonnen wurde Neufchäte 1.
Ii. Ausgestaltung der Landesteile zu einem Staatsganzen durch Fleiss und Pflichttreue preussischer Beamten unter dem Staatskanzler v. Hardenberg. Schwierigkeit bei innerlicher Verschiedenheit der Staatsglieder. Wahlspruch: „Preussen über alles, wenn es will“. Das goldene Zeitalter preussischen Beamtentums. A. Verwaltung.
а) Einteilung in 8 Provinzen und 25 Regierungsbezirke. 1) Preussen (Rgbz. Königsberg, Gumbinnen, Danzig, Marienwerder). 2) Pommern (Rgb. Stettin, Köslin und für die ehemals schwedischen Teile Rgbz. Stralsund). 3) Posen (Rgbz. Posen, Bromberg). Sonderstellung der Polen. Ehrung durch den Titel ,,Grossherzogtum Posen“. 4) Schlesien (Rgbz. Breslau, Oppeln, Liegnitz). 5) Brandenburg (Rgbz. Potsdam, Frankfurt. Berlin erhält Ausnahmestellung).
б) Sachsen (Rgbz. Magdeburg, Merseburg, Erfurt). Zusammenlegung von ehemals kursächsischen Gebietsteilen, auch geistlichen Stiftern (Merseburg, Naumburg) mit Erwerbungen aus dem Reichsdeputationshauptschluss und dem ältesten Unterthanengebiet Preussens, der Altmark! 7) Westfalen (Rgbz. Münster, Minden, Arnsberg). Viel ehemals geistliches Gebiet neben den alten Erwerbungen (Minden, Mark, Ravensberg). 8) Rheinprovinz (Rgbz. Köln, Düsseldorf, Koblenz, Trier, Aachen). Neben den älteren Besitzungen Kleve, Obergeldern, Mörs, das Grossherzogtum Jülich-Berg, aber auch zu grossem Teile ehemals erzbischöfliches Gebiet. Hier vielfach Hinneigung zu Frankreich.
An der Spitze der Provinz ein Oberpräsident, des Regierungsbezirkes ein Regierungspräsident.
1») Neuordnung des Ministeriums. Scheidung von Finanz-
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16 Zeitalter Ludwigs Xiv. — § 8. Die Raubkriege Ludwigs Xiv.
mit vaterländischem Eifer die Leitung der Landesverteidigung und bringt einen Bund gegen Ludwig zu stände, zu dem Spanien und (nach einigem Zögern) der Kaiser und das Reich mit Holland zusammentreten. (Auch der Grosse Kurfürst tritt als Reichsfürst wieder in den Krieg ein). England entsagt (1674) weiterer Kriegsführung. Die Franzosen müssen Holland räumen. 3) Der Krieg der Ver-
1674 kündeten, a) 1674 behauptet sich Wilhelm Iii. in der blutigen Schlacht bei Sen es (im Hennegau) gegen Conde. b) Türen ne verwüstet die Pfalz und kämpft mit wechselndem Erfolg am Oberrhein gegen Montecucculi, fällt aber
1675 1675 bei Sassbach (in Baden), c) Ludwig reizt 1675 die Schweden zu einem Einfall in Brandenburg, um dessen Kurfürsten vom Kriege abzuziehen. Der Sieg Friedrich Wilhelms bei Fehrbellin (s. § 13, Vi.) treibt sie aus dem besetzten Lande, d) Die Holländer verlieren zwar zur See 1676 vor dem von den Spaniern abgefallenen Messina ihren berühmten Seehelden de Ruyter (gegen Duquesne), behaupten sich aber im Landkriege, e) England nähert sich Holland. Ludwig, bei wachsender Zahl der Gegner zum Frieden geneigt, unterhandelt, um die Feinde zu trennen, mit jedem einzelnen.
D. Friedensschlüsse, a) 1678. Friede zu Nymwegen. i) Holland behält seinen früheren Besitzstand. 2) Spanien tritt an Frankreich die Freigrafschaft Burgund und niederländische Grenzplätze (Cambrai, Valenciennes u. a.) ab. 3) Der Kaiser ebenso Freiburg im Breisgau, wofür das Reich Philippsburg zurück erhält. 4) In die Rückgabe Lothringens, dessen neuer Herzog (ein Schwager Kaiser Leopolds) im kaiserlichen Heere mitgekämpft hatte, willigt Ludwig nur unter schmachvollen Bedingungen Das Land, in das deshalb der Herzog nicht zurückkehrt, bleibt von den Franzosen besetzt. b) 1679 Friede zu St. Germain en Laye. Brandenburg muss, vom Kaiser und Reich preisgegeben, seine Eroberungen in Schwedisch-Pommern herausgeben (vgl. § 13, Vi.).
Iv. Der dritte Raubkrieg (Pfälzischer Erbfolgekrieg gegen die Augsburger Verbündeten, 1688—1697). A. Vorbereitungen. Übermütiger Länderraub Ludwigs.
1) 1680. Die zu Metz, Besangon, Breisach, Tournay eingesetzten „Reunionskammern“ sprechen gegen 600 Ortschaften als „Dependenzen und Pertinenzen“ der in den Friedensschlüssen von Münster (1648), Aachen, Nymwegen Frankreich zugefallenen Gebietsteile dem französischen Könige zu.
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Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Xiv Spanien Holland England Holland Hennegau Sassbach Baden Schweden Brandenburg Fehrbellin Messina England Holland Holland Spanien Frankreich Burgund Cambrai Valenciennes Freiburg Reich_Philippsburg Lothringens Leopolds Brandenburg Schwedisch-Pommern Breisach Aachen Frankreich
18 Zeitalter Ludwigs Xiv. — § 8. Die Raubkriege Ludwigs Xiv.
1697
Waffenstillstand für gebrochen und eröffnet 1688 den Krieg gegen den Kaiser. Später Kriegserklärung auch gegen Holland, dessen Statthalter Wilhelm Iii. soeben die englische Krone angenommen hat (§ 6, V), und England.
D. Der Krieg. 1) Eingeleitet 1689 durch die unmenschliche Verwüstung der Pfalz unter Melac auf Befehl Ludwigs und Louvois’ (Niederbrennung von 1200 Städten und Dörfern, Verwüstung der Äcker, Metzeleien und Grausamkeiten aller Art, Zerstörung des Doms zu Speyer und Schändung der Kaisergräber daselbst, Sprengung des Heidelberger Schlosses; die Bürger werden gezwungen, ihre Festungswerke abzutragen, die Bauern, das Getreide zu unterpflügen).
2) Der Eintritt Wilhelms Iii. von Oranien giebt der Kriegsführung Schwung und Kraft.
[Der Grosse Kurfürst stirbt. Sein Sohn Friedrich Iii. hält am Bunde fest. Eingreifen des Kurfürsten bei der Belagerung von Bonn.]
a) Zu Land, a) In Deutschland behauptet Ludwig von Baden am Oberrhein das Feld, ß) In den Niederlanden ist der Herzog von Luxemburg für Ludwig in mehreren Schlachten glücklich (so 1690 bei Fleurus unweit Namur gegen Waldeck), jedoch ohne die Macht der Verbündeten zu brechen, y) In Irland besiegt Wilhelm Iii. den vertriebenen König Jacob Ii., der, von Ludwig unterstützt, dort landet und als König anerkannt wird, 1690 am Boynefluss. b) Zur See werden die Franzosen 1692 durch Wilhelm am Vorgebirge La Hogue (Küste der Normandie) trotz französischer Tapferkeit geschlagen, c) Erlahmen des Krieges. Durch die längere Kriegsführung werden Frankreichs Mittel erschöpft. Die bei der Kränklichkeit des spanischen Königs sich eröffnende Aussicht auf Gewinnung des spanischen Erbes macht Ludwig zum Frieden geneigt.
E. Friedensschluss. Der Friede zu Ryswick (Schloss zwischen Haag und Delft) erkennt 1697 Wilhelm von Oranien als König von Grossbritannien an; setzt die Herausgabe von Breisach, Philippsburg, Freiburg und der elsässischen Reunionen fest; belässt dagegen Strassburg bei Frankreich. Der Herzog von Lothringen wird wieder eingesetzt. Die „Ryswicker Klausel“ bestimmt, dass der kirchliche Zustand derselbe bleiben solle, wie er während der feindlichen Besetzung gewesen, wodurch Bedingung der Protestanten in den französisch gewesenen Gebietsteilen herbeigeführt wird.
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Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Xiv Holland England Speyer Bonn Deutschland Niederlanden Luxemburg Irland Boynefluss La_Hogue Frankreichs Delft Grossbritannien Breisach Philippsburg Freiburg Strassburg Frankreich Lothringen
26 Zeitalter Ludwigs Xiv. — § ii. Der spanische Erbfolgekrieg.
der Verbündeten; daher Beschleunigung der Friedensunterhandlungen seitens dieser.
1713 s. X Friedensschlüsse. 1. 1713 Friede zu Utrecht, a) Philipp V. wird in Spanien und dessen Kolonien als König anerkannt; doch wird die Unvereinbarkeit der spanischen mit der französischen Krone festgestellt.
b) England erhält Gibraltar und Minorka (Anfang englischer Seeherrschaft im Mittelmeer), ausserdem in Amerika die französischen Besitzungen an der Hudsonsbai (Hud-sonien), ferner Neufundland und Neuschottland (der nie zufrierende Hafen Halifax günstige Station für die englische Kriegsflotte). Die Thronfolge des Hauses Hannover (1714 Georg I.) wird anerkannt.
c) Holland erhält das Besatzungsrecht in einer Anzahl belgischer Plätze zum Schutz seiner Grenzen (Barrieren).
d) Savoyen erhält Sizilien als Königreich.
e) Preussen erhält unter Anerkennung des Königstitels das Oberquartier von Geldern (den südlichen Teil Gelderns zu beiden Seiten der Maas).
Nach kurzem für Kaiser und Reich erfolglosem Kriege
2. 1714 Friede zu Rastatt mit dem Kaiser, der die spanischen Niederlande, Neapel, Mailand und Sardinien erhält, jedoch die Bourbonen in Spanien nicht anerkennt.
3. Friede zu Baden (in der Schweiz) mit dem Reich. Ludwig giebt das rechte Rheinufer heraus, behält aber (die anfangs zurückverlangten Städte) Strassburg und Landau. Die Kurfürsten von Bayern und Köln werden in ihre Herrschaft wieder eingesetzt.
Xi. Ergebnis. Frankreichs Übergewicht ist beseitigt, Spanien von seiner Höhe herabgesunken, dagegen Englands Seeherrschaft befestigt.
Ludwig Xiv. hinterlässt bei seinem Tode (1715) ein von Schulden zerrüttetes Land, in dem die innere politische Entwickelung zum Stocken gebracht ist. Ls folgt sein fünfjähriger Urenkel Ludwig Xv. — Regentschaft Philipps von Orleans.
Xii. Nachspiel. Philipps V. zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma. Der tüchtige aber ränkesüchtige Kardinal Alberoni, an der Spitze des Staates, ist in ihrem Interesse thätig. Um den Sprösslingen der zweiten Ehe des Königs Throne zu verschaffen, greift er, während
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15. Interim von Augsburg 15. Mai 1548, das indes nur in
1548 Sddeutschland und auch hier zum Teil nur mit Gewalt (Kon--stanz) durchgefhrt wurde. Erst 1551 berief Julius Iii. das Concil wieder nach Trident. Karls politischen Plnen (Bildung eines stehenden Heeres auf Grund selbstndiger Ein-nahmen des Reichs; Sicherung der Verbindung Deutschlands mit Spanien durch Erhebung seines Sohnes Philipps Ii. zum rmischen König) stellte sich die Abneigung der Reichsfrsten entgegen. Denn berall lebte das Bewutsein, da Karl V. den Protestantismus mit Vernichtung, Deutschland mit einer spanischen Fremdherrschaft bedrohe.
2. Die Abwehr dieser Doppelgefahr bernahm Kurfürst Moritz, persnlich verletzt durch die unvollstndige Erfllung seiner Vertrge mit dem Kaiser und die halb vertragswidrige Gefangennahme Philipps von Hessen, seines Schwiegervaters, aber zur Vorsicht gentigt durch seine Verfeindung mit den Pro-teftanten. Daher stellte er einerseits dem Augsburger Interim das (wesentlich protestantische) Leipziger Interim (Dezember 1548) fr Sachsen entgegen und verstndigte sich mit Philipps Shnen, andrerseits bernahm er die Exekution der Reich sacht gegen Magdeburg 1550. Als aber Hans von Kstrin und Albrecht von Preußen zum Entsatz rsteten, schlo er mit diesen
1551 ein Bndnis (Februar 1551) und sand Rckhalt an Frank-
1552 re^ iin Bndnis von Lochau und Chambord 1551/2 (König Heinrich Ii. Reichsvikar der die lothringischen Bistmer Metz, Tonl und Verdun).
3. Nach der bergabe Magdeburgs Nov 1551 hielt Moritz seine Truppen bis zur Ablhnung um Erfurt zusammen. Um den Kaiser (in Innsbruck) sicher zu machen, schickte er mit andern evangelischen Fürsten Gesandte nach Trident. Indem er dann aber als Kriegsgrund die Gefangenhaltung Philipps, die Verletzung der Wahlkapitulation (Einfhrung fremder Truppen) und die Bedrohung des Protestantismus von feiten des Kaisers verkndete, brach er pltzlich Mrz 1552 mit seinen Bundesgenossen nach dem Sden auf und nahm Augsburg. Gleichzeitig besetzten die Franzosen Tonl, Verdun und durch berrumpelung auch Metz. Ein Vertrag mit König Ferdinand in Linz (Waffen-stillstand vom 26. Mai an) hielt Moritz nicht auf; die Erstr-mung der Ehrenberger Klause gab ihm Innsbruck preis, von wo Karl V. mit Johann Friedrich kaum nach Villach entkam, und bewirkte die Auflsung des Concils von Trident. Das
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Extrahierte Ortsnamen: Augsburg Karls Deutschlands Spanien Deutschland Sachsen Magdeburg Lochau Chambord Verdun Magdeburgs Erfurt Augsburg Verdun Linz Villach
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der spanisch-hollndischen Flotte unter de Rnyter in den Schlach-ten an den Liparischen Inseln und am tna 1676 das bergewicht. Die glnzenden Siege der Brandenburger der die Schweden (1675 Schlacht bei Fehrbellin, seit 1676 Eroberung Vorpommerns) bten auf den Krieg im Westen wenig Einflu.
6. Ohne Aussicht, durch eine Fortsetzung des Krieges fr Aug. sich etwas zu gewinnen, schlo zuerst Holland mit Frankreich
1678 August 1678 den Frieden von Nymwegen, dem dann auch das erschpfte Spanien und der Kaiser sich fgten. Holland gewann Maastricht wieder und erhielt einen gnstigen Handels-vertrag, Spanien trat die Franche-Comt und einige belgische Städte an Frankreich ab, der Kaiser gab Freiburg i./Br. heraus-und versprach die Rckgabe Pommerns an Schweden. Von
-Juni seinen Verbndeten im Stich gelassen mute auch Brandenburg
1679 im Frieden von St. Germain-en-Laye Juni 1679 aus seine Eroberungen verzichten.
c) Die Reunionen.
1. Gehoben durch seine Erfolge der eine mchtige Coa-lition setzte Ludwig Xiv. die Reunionskammern" bei den Parlamenten von Metz, Besanyon und Breisach ein, um diejenigen Gebiete festzustellen, welche frher mit nunmehr (1648 und 1679) französisch gewordenen Territorien in Lehnsverbindung gestanden htten. Aus Grund ihrer Aussprche ergriff er von groen Teilen des linken Rheinnfers (der wrttembergischen Grafschaft Montbeliard, Pfalz-Zweibrcken n. a. m.) Besitz, ntigte 1681 die elsssische Reichsritterschaft zur Huldigung, nahm, von einer französisch gesinnten Partei unter dem Bischof Franz Egon Sept. von Frstenberg verrterisch untersttzt, auch Stra brg 1681 30. September 1681, das dann Vauban in das strkste Boll-werk gegen Sddeutschland verwandelte, und lie Luxemburg blockieren. Zur Abwehr dieser Gewaltschritte schlssen allerdings erst Holland und Schweden, dann auch Spanien und sterreich eine Association"; da Deutschland aber gleichzeitig von den Trken bedroht und durch den Zwiespalt zwischen Brandenburg und sterreich gelhmt war, so willigten die beteiligten Mchte 1684 in den Waffenstillstand von Regensburg 1684, der den Franzosen auf 20 Jahre ihre neuen Erwerbungen (auch Luxemburg) lie.
2. In Italien gewann Ludwig durch die Besetzung von Cafale September 1681 eine feste Stellung, von der aus er Piemont und das spanische Mailand in Schach hielt, und verge-
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