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Walt herrschte er. „Der Staat bin ich!" war sein Wahlspruch. Sein
Finanzminister lieferte durch weise Sparsamkeit die Mittel zu einem
üppigen, prunkvollen Hofleben und zu endlosen Raubkriegen mit den
Nachbarn. Der französische Hof gab den Ton an für ganz Europa.
2. Der ländersüchtige Eroberer. Im Innern unumschränkt zu
herrschen und nach außen Frankreichs Macht zu erweitern und über alle
Staaten zu erheben, das war Ludwigs Lebensziel. Das Edikt von
Nantes hob er 1685 auf und ließ die Hugenotten entweder durch
Dragoner mit dem Säbel zur katholischen Kirche bekehren oder jagte
sie aus dem Lande. Holland und Deutschland fiel er mehrmals räuberisch
an (Verwüstung der Pfalz, Schändung der Kaisergräber in Speier, Zer-
störung des Heidelberger Schlosses!). Erlitt er auch manche Niederlage,
so brachte ihm doch jeder Frieden einen Zuwachs an Land und Macht.
Das war nur möglich bei der Schwäche des deutschen Reiches, der Un-
einigkeit seiner Fürsten und der Unentschlossenheit des deutschen Kaisers
Leopold I. In dem spanischen Erbfolgekriege wollte Ludwig
ganz Spanien für seinen Enkel Philipp erobern. „Für Frankreich giebt
es keine Pyrenäen mehr!" rief er siegesgewiß aus. Aber der öster-
reichische Feldherr Prinz Eugen von Sa-
voyen erwies sich als ein furchtbarer Gegner.
In seinem unscheinbaren Körper wohnte eine
Feuerseele. Er war ein Verwandter Maza-
rins und ursprünglich für den geistlichen
Stand bestimmt. Doch seine Neigung für
den kriegerischen Beruf trieb ihn, sich in Frank-
reich um eine Offizierstelle zu bewerben. Allein
der Kriegsminister wies ihn ab. Nun wandte
er sich nach Wien, stieg dort von Stufe zu
Stufe und verrichtete in den Türkenkriegen
Wunder der Tapferkeit. „Der kleine Kapu-
ziner mit dem grauen Mantel" ward der erste
Feldherr seiner Zeit. In Gemeinschaft mit 2qtk- Prin3 Eugen,
dem englischen Feldherrn Marlborough (spr. Mahlbru) erfocht er Sieg
auf Sieg über die französischen Heere, so bei Höchste dt, Turin und
Malplaquet. Trotzdem erlangte Ludwig durch die Uneinigkeit seiner
Gegner Spanien für seinen Enkel; nur Gibraltar überließ er den
Engländern. Der schmerzlichste Verlust für Deutschland war die ver-
räterische Wegnahme der Stadt Straß bürg im Elsaß durch die Fran-
zosen 1681. Karl V. hatte gesagt: „Wenn die Franzosen vor Straß- 1681
bürg und die Türken vor Wien ständen, so würde ich Wien fahren lassen
und Straßburg retten!" Leopold aber rührte weder Hand noch
Fuß bei dem Fall der Königin des Elsaß.
3. Der gepriesene Förderer der Künste. Ludwig gefiel sich
darin, das prunkvolle Leben am Hofe durch die Kunst zu schmücken und
zu adeln. Doch war seine Kunstliebe mehr Prahlerei als Wahrheit.
Corneille dichtete Schauspiele, Racine Trauerspiele, Molidre Lust-
spiele, Lafontaine Fabeln. Die französische Litteratur kam im „Zeit-
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs_Lebensziel Ludwigs Leopold_I. Ludwig Ludwig Philipp Philipp Eugen_von_Sa- Eugen Eugen Eugen Marlborough Mahlbru Ludwig Ludwig Karl_V. Karl_V. Leopold Leopold Ludwig Corneille
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreichs Nantes Holland Deutschland Spanien Frankreich Frank- Wien Spanien Deutschland Fran- Wien Wien Elsaß
247
ein Mann mit siechem Körper — er wurde fast immer in der Sänfte
getragen —> aber feurigem, weitschauendem Geiste und rastloser Thätig-
keit. Er durchzog siegreich ganz Deutschland von einem Ende bis zum
andern, und kein Feind war sicher vor seiner Schnelligkeit. Dabei ver-
übten jetzt die Schweden dieselben Greuelthaten
wie die Heere der Kaiserlichen. Aus dem
Religionskrieg war ein Raubkrieg ge-
worden. Bei Leipzig erfocht Torstenson einen
glänzenden Sieg über Pieeolomini und be-
drohte Wien. Den eifersüchtigen Dänenkönig
züchtigte, Böhmen und Schlesien verheerte er.
Doch die Qualen der Gicht entwanden ihm den
Feldherrnstab. Wrangel folgte ihm. Dieser
drang nach Bayern vor und vereinigte sich hier
mit dem französischen General Tu renne. Der
alte Maximilian von Bayern wurde geschlagen. In Böhmen hatte der
schwedische General Königsmark die Kleinseite von Prag eingenommen
und reiche Beute gemacht. Schon begann er die Stadt mit glühenden
Kugeln zu überschütten, da erscholl endlich aus Westfalen das ersehnte
Wort: „Friede!"
6. Der Westfälische Friede war nach jahrelangen Verhandlungen
zwischen den Streitenden in Münster und Osnabrück zustande ge-
kommen (1648). Die hauptsächlichsten Bedingungen waren: Lutheraner 1648
und Reformierte bekamen freie Religionsübung und gleiche
Rechte mit den Katholischen. Der Augsburger Religionsfriede wurde
bestätigt, der „geistliche Vorbehalt" aber nicht beseitigt. Die Verteilung
der Kirchengüter zwischen Evangelischen und Katholischen regelte sich nach
dem Besitzstände des Jahres 1624. Die Reichsfürsten erhielten die
Landeshoheit und das Recht, Bündnisse zu schließen. Der
Kaiser durfte von jetzt ab nur mit Zustimmung der Reichsstände
Krieg führen, Gesetze geben und Steuern auferlegen. Schweden
bekam den größten Teil von Pommern und 15 Millionen Mark Kriegs-
kosten, Frankreich ein gut Stück vom Elsaß, Brandenburg Hinter-
pommern und die Bistümer Minden, Halberstadt, Kammin und Magde-
burg, Sachsen die Lausitz, Bayern die Oberpfalz, während die Unter-
pfalz dem Sohne des unglücklichen Friedrich V. mit einer achten Kurwürde
zurückgegeben wurde. Mecklenburg und Hessen-Kassel erhielten kleine
Entschädigungen. Die hessische Landgräfin Amalia war die treuste
Verbündete der Schweden gewesen. Wegen ihrer klugen Verwaltung in
den schwierigsten Lagen, wegen ihrer Standhaftigkeit im evangelischen
Glauben und wegen ihrer Bundestreue ist sie viel gepriesen worden. Die
Schweiz und die Niederlande wurden für unabhängig erklärt.
7. Die verderblichen Folgen des Krieges. Durch den West-
fälischen Frieden war Deutschlands Ohnmacht besiegelt. Deutsch-
land als europäische Macht bestand nicht mehr; es gab nur noch einen
deutschen Staatenbund von mehr als 300 unabhängigen kleinen
und großen Herrschaften. Die Fürsten ergötzten sich an Hetzjagden und
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrich_V. Friedrich_V.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Prag Westfalen Katholischen Pommern Frankreich Brandenburg_Hinter- Halberstadt Kammin Sachsen Hessen-Kassel Schweden Deutschlands
r
— 345 —
Fürsten zum deutschen Kaiser ausgerufen. Damit war das
Sehnen und Drängen des deutschen Volkes, der Traum der Jünglinge
und der letzte Wunsch der Greise endlich erfüllt. Barbarossa war
erstanden und mit ihm des Reiches Herrlichkeit. Der Kitt von Blut
hatte alle deutschen Stämme geeint. Der neue Kaiser gelobte, ein
Mehrer des Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen,
sondern in den Werken des Friedens. Dem deutschen Volke ward
die große Botschaft in einer ergreifenden Proklamation kundgethan. —
Paris, das ein Gürtel starker Forts
uneinnehmbar machte, widerstand vom
19.September 1870 bis zum 28.Januar
1871. Als aber alle Ausfälle blutig
zurückgewiesen wurden; als der Hunger
immer hohläugiger grinste, der Be-
lagerungsgürtel sich immer fester zog;
als die preußischen Geschütze Brand und
Tod in die Stadt trugen: da gab man
endlich den nutzlosen Widerstand auf.
Am 28. Januar kam es zu einem
Waffenstillstände, dem am 10.Mai
der Friede zu Frankfurt folgte.
Die Forts mußten übergeben und einem
Teile der Armee die Thore zu einem
Siegeseinzuge geöffnet werden. Elsaß
ohne Belfort und Lothringen mit
Metz kamen als Reichsland wieder
zu Deutschland; Frankreich mußte
5 Milliarden Frank (= 4000 Millionen
Mark) Kriegskosten bezahlen und bis
zur Erlegung dieser Schuld den deutschen
Truppen einen Teil des Landes als
Pfand überlassen. In unvermutet kurzer
Zeit wurde die ungeheure Summe auf-
gebracht und das Land von unfern
Truppen geräumt. Der „Krieg ohne- 25*. Siegessäule in Berlin,
gleichen" hatte Deutschland geeinigt, Zum Andenken an die drei Kriege von
„Kaiser und Reich" erneuert und „Elsaß 1 4,1 6 und 1870,71.
und Lothringen" nach langer Schmach wieder eingefordert. Es waren
20 siegreiche Schlachten geschlagen, 26 Festungen erobert, gegen 400000
Kriegsgefangene gemacht, 7400 Geschütze und 107 Adler und Fahnen
erbeutet worden. Als Helden der That hatten sich die Männer, als
Engel der Geduld, Liebe, Pflege und Hilfe die Frauen, besonders die
evangelischen Diakonissinnen und die katholischen barmherzigen
Schwestern erwiesen. Das vermag deutsche Kraft, wenn sie einig ist,
und deutsche Begeisterung, wenn sie ein würdiges Ziel hat!
5. Der starke Hort des Friedens. Das ruhmglänzende, geeinigte
Deutschland trat an die Spitze Europas. Nach Berlin, auf den deutschen
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96
unter der kniglichen Obergewalt vereinigt. Aber den Herzgen lie er die Selbstndigkeit.
3. Er grndet zum Schutze gegen die Ungarn feste Pltze (Städte"). Die schlimmsten Reichsfeinde waren nach wie vor die Ungarn; sie trugen Schrecken und Verwstung ins Reich. Bis St. Gallen in der Schweiz drangen sie vor. Heinrich hatte einen ihrer Fürsten gefangen. Er lie ihn gegen Abschlu eines neunjhrigen Waffenstillstandes frei und versprach eine jhrliche Abgabe. In dieser Zeit lie er die wichtigsten Orte mit Mauern und Grben
befestigen und in diese Städte" immer den neunten Mann seiner Dienstleute ziehen. Die brigen acht muten ein Drittel des Lnderertrags als Vorrat in die Städte liefern. In Kriegsnten fand dann das Land-Volk Schutz hinter den Mauern. In die Städte wurden Mrkte, Feste und Versamm-lnngen verlegt; Handel, Handwerke und Knste blhten dadurch auf. So entstanden Orte wie Quedlinburg, Merseburg, Hersfeld. Ferner bildete er aus seinen Dienstleuten eine Reiterei, die sich in Waffenspielen auf den Krieg rstete, um den Reiterheeren der Ungarn Widerstand leisten zu knnen.
7 vheiter3iir eitheinrichsi. Burg heit die bergende, schtzende Sttte, (Stacke.) daher die vielen alten Stdtenamen mit der
Endung brg" oder mit dem stammverwandten berg". Vorhanden waren damals schon im Herzogtum Sachsen die Städte
tamlmrg, Goslar, Braunschweig; im Herzogtum Franken: Frankfurt, peier, Mainz, Worms, Wrzburg, Fulda; im Herzogtum Schwaben Augsburg, Ulm, Konstanz, St. Gallen; im Herzogtum Bayern: Regens-brg, Freifing, Ingolstadt; im Herzogtum Lothringen: Aachen, Kln, Trier, Metz, Toul, Verdun.
4. Er besiegt die unruhigen Grenzvlker. Die Slaven an der Ostgrenze hatten oft, im Verein mit den Magyaren, die Grenze bedroht. Sie sollten zuerst Heinrichs Schwert fhlen. Er nahm mitten
928 im Winter ihr feeumgrtetes Brennaburg (Brandenburg) ein. Auch an der Elbe bezwang er sie und schirmte die Ostgrenze durch feste Burgen. Hier grndete er Burg und Mark Meien. Die Mark Schleswig, die dem deutschen Reiche verloren gegangen war, nahm er dem heidnischen Dnenknig Gorm dem Alten wieder ab.
5. Er vernichtet die ruberischen Ungarn. Nach Ablauf des Waffenstillstandes forderten die ungarischen Boten die alte Abgabe. Sie erhielten, der Sage nach, dafr einen rudigen Hund, dem Ohren und Schwanz abgeschnitten waren, und die Weisung: Wollt ihr einen bessern Tribut, so holt ihn euch!" Wutschnaubend brachen die Ungarn ins Land. Aber vergebens pochte ihre Raubsucht an die Thore und Mauern der Städte. Durch Thringen zogen die raubenden und
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Metz Heinrichs Heinrichs
203
5. Der schwedisch-franzsische Krieg. Frankreich wollte das Haus Habsburg schwchen und das Elsa gewinnen. Darum schickte der franzsische Kardinal Richelieu den Schweden Geld und Truppen, um den Krieg weiter zu führen. Bernhard von Weimar trat in Frankreichs Sold, siegte bei Rheinfelden und machte sich zum Herrn von Sdwestdeutschland, wohl mit dem Plane, im Elsa sich ein Herzogtum zu grnden. Da raffte ein pltzlicher Tod den edlen Helden in der Flle seiner Kraft hinweg, wie man vermutete, durch franzsisches Gift. Im Jahre 1637 starb Ferdinand Ii. mit der Beteuerung, da er nur Gottes Ehre und das Wohl der Kirche im Auge gehabt habe." Er war ein rechtschaffener Mann, aber ein eng-herziger Christ und kurzsichtiger Staatsmann gewesen. Ihm folgte sein Sohn Ferdinand Iii. Die Schweden befehligte Torstenson, ein Mann mit siechem Krper er wurde fast immer in der Snfte getragen aber feurigem, weitschauendem Geiste und rastloser Thtig-feit. Er durchzog siegreich ganz Deutschland von einem Ende bis zum andern, und kein Feind war sicher vor seiner Schnelligkeit. Dabei verbten jetzt die Schweden dieselben Greuelthaten wie die Heere der Kaiserlichen. Aus dem Religionskriege war ein Raubkrieg ge-worden. Endlich erscholl aus Westfalen das ersehnte Wort: Friede!"
6. Der westflische Friede war nach jahrelangen Verhandlungen zwischen den Streitenden in Mnster und Osnabrck zustande ge-kommen. Die hauptschlichsten Bedingungen waren: Lutheraner und 1648 Reformierte bekamen freie Religionsbung und gleiche Rechte
mit den Katholischen. Der Augsburger Religionsfriede wurde be-sttigt. Die Verteilung der Kirchengter zwischen Evangelischen und Katholischen regelte sich nach dem Besitzstande des Jahres 1624. Die Reichsfrsten erhielten die Landeshoheit und das Recht, Bndnisse zu schlieen. Dem Kaiser blieb nur ein Schatten von Macht. Er durfte von jetzt ab nur mit Zustimmung der Reichsstnde Krieg führen, Gesetze geben und Steuern auferlegen. Schweden bekam den grten Teil von Pommern und 15 Millionen Mark Kriegskosten, Frankreich ein gut Stck vom Elsa, Brandenburg Hinter-Pommern und Magdeburg, Sachsen die Lausitz, Bayern die Oberpfalz.
7. Die Folgen des Krieges. Durch den westflischen Frieden war Deutschlands Ohnmacht besiegelt. Es gab nur noch einen deutschen Staatenbund von mehr als 300 unabhngigen kleinen und groen Herrschaften. Die deutschen Fluren waren zur Wste geworden, die Bevlkerung durch Schwert, Hunger und Seuchen um mehr als die Hlfte vermindert. Viele Drfer waren vllig von der Erde verschwunden; Städte lagen berall zerstrt. Gesetzliche Ordnung, Sitte und Recht kannte das verwilderte Volk nicht mehr. Raublustige Banden von Soldaten und vertierten Bauern durchstreiften die aus-gesogenen Gegenden. Wohlstand, Handel, Gewerbe, Knste und Wissenschaften waren vernichtet. Dafr wuchsen Unglaube, Aber-
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Weimar Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand_Iii Ferdinand Elsa
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Haus_Habsburg Frankreichs Rheinfelden Elsa Deutschland Westfalen Mnster Katholischen Pommern Frankreich Brandenburg Magdeburg Sachsen Deutschlands
246
schlssen. Der Russe Suworow suberte Italien, der Erzherzog Karl von sterreich Deutschland von den Franzosen. Bei der Kunde von diesen Unfllen kehrte Bonaparte aus gypten zurck, strzte das Direktorium und machte sich zum ersten Konsul. Durch den Sieg
1800 bei Marengo gewann Bonaparte Italien, und durch den Sieg bei Hohenlinden bedrohte Moreau Wien. In solcher Not schlo fter-
1801 reich den Frieden zu Lneville (1801), der das linke Rhein-user Frankreich berlie. Die geschdigten Fürsten wurden durch geistliche Bistmer und freie Reichsstdte entschdigt. So erhielt Preußen Mnster, Paderborn, Hildesheim, Erfurt, Mhlhausen und Nordhausen. Die franzsische Nation jubelte ihrem Helden zu, der das Ausland mit Furcht erfllte, Frankreich mit Ruhm bedeckte und durch gute Gesetze den Aufschwung frderte. Nachdem er alle Regierungs-gewalt in seiner Person vereinigt hatte, machte er sich als Napoleon I.
1804 zum Kaiser der Franzosen und lie sich vom Papste salben.
2. Deutschlands Erniedrigung. Napoleon besetzte das den Englndern gehrige Hannover. Da brachte Pitt eine dritte Koalition zwischen England, sterreich, Rußland und Schweden zu-stnde. Wie der Blitz brach Napoleon in Sddeutschland ein und nahm den sterreichischen General Mack mit 23000 Mann bei Ulm gefangen. Dann eilte er nach Osten und lieferte den Russen und fter-reichern bei Ansterlitz in Mhren am 2. Dezember 1805 die ent-
1805 scheidende Dreikaiserschlacht", welche den Frieden zu Preburg zur Folge hatte. sterreich verlor durch ihntirol und Venedig. B ayern und Wrttemberg wurden zu Knigreichen erhoben. Aus ihnen
1806 und 13 anderen Staaten bildete Napoleon den Rheinbund, der gnzlich von ihm abhing, obwohl er sich nur Protektor (Beschtzer) nennen lie. Kaiser Franz legte die deutsche Krone nieder und nannte
1806 sich Kaiser von sterreich (1806). So ruhmlos ging das heilige rmische Reich nach tausendjhrigem Bestnde zu Grabe. Die Uneinigkeit und Selbstsucht hatte die Macht in Ohnmacht verwandelt. Napoleon aber stieg hher und hher auf der Leiter der Macht. Alle seine Verwandten und Freunde machte er zu Fürsten von seinen Gnaden".
Fragen: Wodurch bndigte Napoleon die Leidenschaften? Warum hatten die Koalitionen" keinen Erfolg? Welcher Segen ist aus der Re-volutionszeit zu uns herber gerettet? Wodurch wurde die Einziehung der Bistmer und Reichsstdte ein Segen? Weshalb konnte Napoleon die Deutschen so verchtlich behandeln? Wie hat sich die Ohnmacht des deutschen Reiches entwickelt? Die Schlacht bei den Pyramiden" von Gaudy.
84. Friedrich Wilhelm Iii. (17971840)) und Preuens
Demtigung.
1. Sein Wesen, Streben und Leben. Seine Jugend war keine freundliche. Das rauschende Leben am Hofe mifiel ihm, darum zog er sich gern zurck. Sein Erzieher war oft krnklich und verstimmt und schchterte ihn durch Strenge ein. Nie ist er der eine gewisse
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Extrahierte Personennamen: Suworow Karl_von_sterreich_Deutschland Karl Marengo Napoleon_I. Napoleon Napoleon Napoleon Franz Franz Napoleon Napoleon Napoleon Gaudy Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Wien Rhein-user_Frankreich Paderborn Hildesheim Erfurt Mhlhausen Nordhausen Frankreich Deutschlands Hannover England Schweden Sddeutschland Ulm Venedig Wrttemberg Rheinbund
38
5. Der französische Abschnitt (1636—48). Da wurde die Kriegsflamme
neu geschürt durch Frankreich, welches Deutschland schwächen und Elsaß ge-
winnen wollte. Mit Geld und Truppen unterstützte es die Schweden. Nicht für
den Glauben stritt man mehr, sondern um Beute an Geld und Land. Kaiser
Ferdinand starb vor dem Ende des Krieges mit der Beteuerung, „daß er
Gottes Ehre und das Wohl der Kirche im Äuge gehabt habe". Auch Bern-
hard von Weimar starb plötzlich, und Frankreich nahm sein Heer in Besitz.
Besonders furchtbar machte sich der Schwede Torsten son. Er war siech und
mußte immer in der Sänfte getragen werden, aber siegreich durchflog er
Deutschland von einem Ende zum andern, und zweimal zitterte Wien vor ihm.
In Bayern hausten die Franzosen schrecklich, in Böhmen die Schweden unter
Königsmark. Schon überschüttete er die Stadt Prag mit glühenden Kugeln,
da erscholl aus Münster und Osnabrück das ersehnte Wort: Friede!
6. Der westfälische Friede (1648) enthielt folgende Hauptbestimmungen:
Die Evangelischen erhielten gleiche Rechte mit den Katholischen. Die Kirchen-
güter wurden so verteilt, wie es im Jahre 1624 gewesen war. Schweden
bekam den größten Teil von Pommern, Frankreich ein Stück vom Elsaß,
Brandenburg Hinterpommern und einige Bistümer, Sachsen die Lausitz,
Bayern die Oberpfalz, ein Sohn des Winterkönigs die Unterpfalz mit
einer 8. Kurwürde. Friede war's, doch der Friede des Grabes! Deutschland
war stellenweise zur Düste geworden, die Bevölkerung durch Schwert, Hunger
und Seuchen zusammengeschmolzen, aller Wohlstand vernichtet, alles Streben
gelähmt. Aus den Soldatenhorden bildeten sich Päuberbanden, und alle Laster
gingen im Schwange. Das waren die drückte des Religionskrieges!
20. Db-gz'vße Kurfürst Friedrich Wilhelm von Branden-
burgs der Schöpfer des preußischen Staates (1040—1688).
4
1. Der sittenstrenge Jüngling. Als Knabe wurde Fr. Wilhelm vor
den Kriegsstürmen nach Küstrin geflüchtet und dort erzogen. Später reiste er
zu seiner Ausbildung nach Holland. Hier sah er in dem weisen Statthalter von
Oranien einen trefflichen Herrscher und in
den fleißigen Holländern glückliche Unter-
thanen. Er nahm sich vor, sein Land und
Volk ebenso glücklich zu machen. Als man
ihn zu Ausschweifungen verleiten wollte,
floh er ins Feldlager zu Oranien und
äußerte dabei: „Ich bin es meinen Eltern,
meinem Lande und meiner Ehre schuldig."
Oranien klopfte ihm auf die Schulter und
sagte: „Eure Flucht ist heldenmütiger, als
wenn ich diese Festung eroberte; wer sich
selbst besiegt, ist großer Thaten fähig."
2. Der entschlossene Regent. Als
Friedr. Wilhelm zur Regierung kam, war
das Land verwüstet und von den Schweden
besetzt. Der junge Kurfürst bildete ein
eigenes Heer und schloß mit den Schweden
Waffenstillstand. Im westfälischen Frieden erlangte er durch seine Klugheit und
Festigkeit günstige Bedingungen. Er vermählte sich mit der edlen Luise Hen-
riette von Oranien, der Tochter des niederländischen Statchalters. Vor ihrer
Ankunft ließ er Berlin verschönern, das Schloß ausschmücken und die Linden-
16. Der große Kurfürst.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Friedrich_Wilhelm_von_Branden- Friedrich Wilhelm Wilhelm Wilhelm Luise_Hen-
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Schweden Weimar Frankreich Deutschland Wien Schweden Pommern Frankreich Brandenburg_Hinterpommern Sachsen Deutschland Holland Schweden Schweden Berlin
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5. Der französische Abschnitt (1636—48). Da wurde die Kriegsflamme
neu geschürt durch Frankreich, welches Deutschland schwächen und Elsaß ge-
winnen wollte. Mit Geld und Truppen unterstützte es die Schweden. Nicht für
den Glauben stritt man mehr, sondern um Beute an Geld und Land. Kaiser
Ferdinand starb vor dem Ende des Krieges mit der Beteuerung, „daß er
Gottes Ehre und das Wohl der Kirche im Äuge gehabt habe". Auch Bern-
hard von Weimar starb plötzlich, und Frankreich nahm sein Heer in Besitz.
Besonders furchtbar machte sich der Schwede Tor sie n so n. Er war siech und
mußte immer in der Sänfte getragen werden, aber siegreich durchflog er
Deutschland von einem Ende zum andern, und zweimal zitterte Wien vor ihm.
In Bayern hausten die Franzosen schrecklich, in Böhmen die Schweden unter
Königsmark. Schon überschüttete er die Stadt Prag mit glühenden Kugeln,
da erscholl aus Münster und Osnabrück das ersehnte Wort: Friede!
6. Der westfälische Friede (1648) enthielt folgende Hauptbestimmungen:
Die'evangelischen erhielten gleiche Rechte mit den Katholischen. Die Kirchen-
güter wurden so verteilt, wie es im Jahre 1624 gewesen war. Schweden
bekam den größten Teil von Pommern, Frankreich ein Stück vom Elsaß,
Brandenburg Hinterpommern und einige Bistümer, Sachsen die Lausitz,
Bayern die Oberpfalz, ein Sohn des Winterkönigs die Unterpfalz mit
einer 8. Kurwürde. Friede war's, doch der Friede des Grabes! Deutschland
war stellenweise zur Wüste geworden, die Bevölkerung durch Schwert, Hunger
und Seuchen zusammengeschmolzen, aller Wohlstand vernichtet, alles Streben
gelähmt. Aus den Soldatenhorden bildeten sich Räuberbanden, und alle Laster
gingen im Schwange. Das waren die Früchte des Religionskrieges!
20. Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Branden-
burg, der Schöpfer des preußischen Staates (1040—1088).
1. Der sittenstrenge Jüngling. Als Knabe wurde Fr. Wilhelm vor
den Kriegsstürineu nach Küftrin geflüchtet und dort erzogen. Später reiste er
zu seiner Ausbildung nach Holland. Hier sah er in dem weisen Statthalter von
Oranien einen trefflichen Herrscher und in
den fleißigen Holländern glückliche Unter-
thanen. Er nahm sich vor, sein Land und
Volk ebenso glücklich zu machen. Als man
ihn zu Ausschweifungen verleiten wollte,
floh er ins Feldlager zu Oranien und
äußerte dabei: „Ich bin es meinen Eltern,
meinem Lande und meiner Ehre schuldig."
Oranien klopfte ihm auf die Schulter und
sagte: „Eure Flucht ist heldenmütiger, als
wenn ich diese Festung eroberte; wer sich
selbst besiegt, ist großer Thaten fähig."
2. Der entschlossene Regent. Als
Friedr. Wilhelm zur Regierung kam, war
das Land verwüstet und von den Schweden
16. S,r «rot« Mir#. b-s-tzt. Der jung Kurfürst bild-,- ei»
eigenes Heer und schloß mit den Schweden
Waffenstillstand. Im westfälischen Frieden erlangte er durch seine Klugheit und
Festigkeit günstige Bedingungen. Er vermählte sich mit der edlen Luise Hen-
riette von Oranien, der Tochter des niederländischen Statthalters. Vor ihrer
Ankunft ließ er Berlin verschönern, das Schloß ausschmücken und die Linden-
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
2. Karls des Großen äußere Regierung. 201
blutiger Strenge kam, so hatte es der Sachse gehaßt wie die Knechtschaft selbst. Auch daß er, der freie Mann, der Kirche den Zehnten, also eine Abgabe zahlen sollte, hatte ihn empört. Karl mußte deshalb Sorgfalt anwenden, daß der neue Glaube fest einwurzele, und erreichte dies durch Gründung von Bistümern. So entstanden unter ihm und seinem Sohne folgende Bistümer im Sachsenlande: in Westfalen Münster und Osnabrück, im Lande der Engern Paderborn, Bremen (gegründet 787), Minden und Verden; weiter nach Osten Hildesheim und Halberstadt. Aus diesen Bischofssitzen erwuchsen im Lause der Zeit blühende Städte. Die Sachsen aber, die erst nach so hartnäckigem Widerstreben den Christenglauben ausgenommen, gewannen denselben bald lieb, und kaum ein Menschenalter nach ihrer Unterwerfung ging aus ihrer Mitte das innige Gedicht vom Heiland, Heliand, hervor, welches in ihre Sprache, das alte Niederdeutsche oder Altsächsische, das Evangelium dichterisch übertrug. Sie waren fortan einer der tüchtigsten Stämme des großen Reiches: Karl stellte sie an Unabhängigkeit den Franken gleich; Sitten und Gebräuche der Vorfahren behielten sie in zäher Eigentümlichkeit, zunächst auch fand das fränkische Lehenswesen keine Anwendung unter ihnen.
Nach dem Fall der Sachsen unterwarfen sich Karl dem Großen auch die noch freien östlichen Friesen an der unteren Ems und Weser; die westlichen waren schon von Karl Martell und Pippin mit Glück bekämpft worden. Doch behielten sie ihre Rechte (Küren), und Karl gewährte ihnen, daß sie zu keiner Heeresfolge aufgeboten werden dürften; denn so lautet es in ihrem Gesetz, „das ist Recht, daß der freie Friese aus keiner Heerfahrt weiter dürfe ziehen, als mit der Ebbe aus und mit der Flut zurück, wegen der Not, daß er das Ufer alle Tage bewahren soll wider die falsche See und die grimmen Seeräuber, mit fünf Waffen, mit dem Spaten und der Gabel (Furka), mit Schild und Schwert und der Spitze des Speeres." So blieben sie im ganzen in ihrer Unabhängigkeit und Abgeschlossenheit.
Zwischen diese bedeutendsten Unternehmungen König Karls fallen noch mehrere bemerkenswerte Thaten und Feldzüge. Auf dem Maifelde zu Paderborn, 777, erschien ein sarazenischer Fürst aus Barcelona in Spanien und bat Karl um Hilfe gegen den Emir Abderrhaman von Cordova. Das Reich der Araber nämlich, das seit dem Falle der Westgoten in Spanien bestand, litt bereits durch innere Streitigkeiten und durch Aufstände der großen Statt-halter. Karl benutzte diese Gelegenheit zu einem Feldzuge über die Pyrenäen 178. Wohl nahm er Pamplona, wohl drang er über den Ebro bis Saragossa^ vor, aber dauernde Erwerbungen vermochte er nicht zu machen, und auf feinem Rückzug ward der Nachtrab im Thale von Roncesvalles (nordwestlich von Pamplona) von den Gebirgsbewohnern, den Basken, überfallen, und mehrere Edle Karls wurden erschlagen. Unter diesen wird auch Ruot-land oder Roland, Graf der britischen Mark, genannt. Mehr wissen die ältesten Quellen nicht zu erzählen. Aber dieser Roland ward später, zur -Seit der Kreuzzüge, ein Liebling der Sage, die ihn zum Neffen Karls des Großen macht und, von dem schlimmen Ganelon verraten, hier im Kampfe mit den Ungläubigen den Heldentod sterben läßt.
Die Bayern hatten in jener Zeit allein noch im Frankenreiche einen Volksherzog an ihrer Spitze, den Agilolsinger Tassilo. Schon unter Pippin
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsenlande Westfalen Bremen Hildesheim Halberstadt Sachsen Sachsen Karls Paderborn Barcelona Spanien Spanien Pamplona Pamplona Karls
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Iii. Deutsches Leben zur Zeit der fräuk. u. stauf. Kaiser. 6. Die Ratsverfassung. 531
Urkunden, daß die Bischöfe einsichtsvolle und verständige Bürger bei wichtigen Dingen zur Beratung hinzuzogen. Sicher ist in Speier unter den cives boni oder cives nostri, die ziemlich beständig in einer Reihe von Urkunden wiederkehren, ein bischöfliches Konsilium zu verstehen, und es sind nicht Leute, deren Bezeichnung zufälligen Umständen entsprang. Anderswo mochten sich die Räte auch schon selbständiger fühlen. So findet 1178 zwischen Köln und Verdun eine Vereinigung statt „aus den Rat der Senatoren und angesehener Bürger" (consilio senatorum et bonorum civium). Die Senatoren sind jedenfalls die Ratgeber des Bischofs. 1131 untersucht der König Lothar einen Anspruch der Abtei Echternach wegen freier Schiffahrt auf der Sauer, erhebt ein Weistum unter dem Beisitze der Ältesten von Trier und schickt zur Festsetzung der Fahrzeuge auf der Sauer und Regelung anderer Verhältnisse den Burggrafen von Trier ab und mit ihm „die Vonehrneren ans der Bürgerschaft, welche jener erwählt hatte“. Daß diese vom Burggrafen Ausgewählten wie auch die zum Weistum Aufgeforderten die Gerichtsbeisitzer des Burggrafen sind, ist kaum von der Hand zu weifen, ebensowenig, daß sie als Grundstock des bischöflichen Rates zu denken sind. Es bildete sich also nach und nach ein Kollegium der angesehensten Bürger, die unter Vorsitz des Burggrafen oder seines Stellvertreters, des Schultheißen, im Hause des Bischofs manchmal Beratungen abhielten. So erteilte Erz-bifchof Ruthard von Mainz im Jahre 1099 den Webern ein Privileg „mit dem gemeinschaftlichen Rate aller Bürger". Jedenfalls hat er aber nicht alle Bürger, sondern nur einen Ausschuß derselben um Rat gefragt. Nicht selten kam es auch vor, daß Ratgeber und Schöppen sich mit dem Bischof nicht in Einklang befanden, ja daß ihre Ansichten den seinigen geradezu entgegenliefen. Daun stand wohl die gesamte Bürgerschaft zu ihren Vertretern, und der Bischof mußte sich fügen. Während feiner Abwesenheit fuhren dieselben Räte fort, die städtischen Angelegenheiten zu verwalten, nur mit dem Unterschiede, daß sie es nun im Aufträge des Kaisers und nicht des Bischofs thaten. Auch dann, wenn der geistliche Herr zurückkehrte, behielten seine Ratgeber einen Teil der Selbständigkeit, die ihnen seine Abwesenheit verschafft hatte. So ging der Rat der bischöflichen Städte aus einem bischöflichen Konsilium hervor. Nur freilich darf man sich nicht vorstellen, daß dieses im 11. und selbst teilweise noch im 12. Jahrhundert eine feste Organisation gehabt habe. Der Bischof brachte eben Angelegenheiten, für die er sich der Zustimmung der Bürgerschaft versichern wollte, in die Gerichtsversammlung; hier waren die verständigen Männer schon ohnehin versammelt, und es machte gar keine Mühe, andere als gerichtliche Angelegenheiten zur Besprechung zu bringen. Auf diese Weise läßt sich auch nur das so lange Zeit bestehende gute Einvernehmen erklären, sogar noch zu einer Zeit, wo der Bischof selbst schon von dem „Rate der Stadt" sprach und dieser Rat sein eigenes Siegel, das sigillum civium, führte.
Die Bildung des Stadtrates geschah überall ganz allmählich und so unmerklich, daß sich nirgends ein bestimmtes Jahr als das seiner Einsetzung bezeichnen läßt. Die Verhältnisse in den einzelnen Städten waren auch nicht überall dieselben. Eigentümlich lagen sie in der großen rheinischen Metropole, in Köln, und deshalb verdienen sie auch hier einer kurzen Er-
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