180 Karl von Burgund.
§. 139.
1477. Karl von Burgund fällt bei Nancy.
Das alte Königreich Burgund, welches als arelatisches Königreich unter Kaiser Konrad Ii. an Deutschland gekommen war, machte sich mit der Zeit von Deutschland fast ganz los, besonders nachdem einzelne Landschaften an französische Prinzen gekommen waren. König Johann von Frankreich gab 1363.seinem Sohne, Philipp dem Kühnen, das Herzogthum Burgund (Bour-gogne mit Dijon, Autün u. s. w.) als Lehen. Dieser vereinigte damit die dem deutschen Reiche gehörige Freigrafschaft Burgund und die Grafschaft 1406.Flandern und Artois. Seine Nachfolger, Johann und Philipp der Gute, 1428. erwarben Brabant und Limburg, Holland, Hennegau, Seeland und Friesland, deutsche Reichslehen, suchten nicht einmal die Belehnung nach, und Kaiser Sigismund war nicht im Stande, es ihnen zu wehren. Philipps Sohn war 1467-1477.Karl der Kühne, welcher das Herzogthum Geldern und die Grafschaft Züt-phen an sich brachte. Karl war sehr ehrgeizig und herrschsüchtig und wünschte ein Königreich Burgund zu gründen, das, wie das alte arelatische Reich, Savoyen, die Schweiz, die Dauphins und die Provence umfaßte und sich von Holland und der Nordsee bis an den Rhein und das Mittelmeer, als Zwischenreich zwischen Deutschland und Frankreich, erstreckte. Aber an dem hinterlistigen König Ludwig Xi. von Frankreich hatte er einen sehr gefährlichen Gegner, der diese Plane zu seinem eigenen Vortheil zu durchkreuzen wußte. Sehr gelegen kam es Karl, daß Herzog Sigismund von Östreich, der nach einem unglücklichen Kriege mit den Eidgenossen diesen die Kriegskosten bezah-1468. len mußte, 50,000 Gulden von ihm entlehnte und ihm als Unterpfand seine Besitzungen im Elsaß, Sundgau und Breisgau gab. Karl und sein Vogt, Peter von Hagenbach drückten diese Länder und waren übermüthig gegen die Eidgenossen. Zwischen diesen und Sigismund kam nun ein Bünd-1474.niß zu Stande. Die Städte Straßburg, Basel, Kolmar und Schlett-statt, denen die burgundische Nachbarschaft sehr unangenehm war, brachten für Sigismund die Pfandsumme auf; dieser kündigte dem Herzog Karl die Pfandschaft, seine Besatzungen wurden von den Städten verjagt, und Hagenbach enthauptet. An diese Verbündeten schloß sich Herzog Renatus von Lothringen an, und Frankreich zahlte Hilfsgelder.
Da zog Karl nach Lothringen, das er schon längst zu erwerben wünschte, verjagte Renatus und ließ sich in der Hauptstadt Nancy huldigen. Von hier zog er über Besan^on und über den Jura nach Granson, bot der Besatzung der Burg freien Abzug an und ließ, als sie sich ergab, alle, 450 Männer, theils hängen, theils im Neuenburger See ertränken. Die Schweizer mit ihren Hilfstruppen aus den Städten des Elsaß rückten 20,000 Mann 3. März 1476.stark an. Obgleich Karl 40,000 Krieger hatte, wurde er bei Granson vollständig geschlagen und sein reiches Lager erbeutet. Er rüstete ein neues Heer, 22.Juni 1476. wurde aber von den Schweizern bei Murten so geschlagen, daß 15,000 Burgunder auf dem Schlachtfeld liegen blieben. Renatus eroberte mit französischem Geld und mit Hilfstruppen aus Straßburg Lothringen wieder, Karl schlug 5.Jan. 1477.in seiner Wuth alle Vermittlung aus, belagerte Nancy und wurde hier von den Schweizern, Elsäßern und Lothringern zum drittenmal geschlagen und aus der Flucht getödtet. Ludwig Xi. nahm nun sogleich das Herzogthum Burgund als französisches Lehen und wollte sich auch die übrigen Länder Karls zueignen. Als sich aber Karls einzige Tochter, Maria, mit dem Sohne des
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Extrahierte Ortsnamen: Burgund Deutschland Deutschland Frankreich Burgund Dijon Burgund Limburg Holland Hennegau Seeland Friesland Burgund Holland Nordsee Rhein Deutschland Frankreich Frankreich Basel Hagenbach Frankreich Lothringen Neuenburger_See Straßburg_Lothringen Burgund Karls
Westfälischer Friede. 209
Indessen hotte der schwedische General Baner das östreichisch-sächsische 1636.
Heer bei Wittstock (in Brandenburg) geschlagen und das abtrünnige Sachsen 15.Febr. 1637. furchtbar verwüstet. Kaiser Ferdinand Ii. war gestorben und sein Sohn, 1637-1657. Ferdinand Iii., zu seinem Nachfolger gewählt. Während im südlichen Deutschland die Franzosen unter dem Herzog von Enghien und unter Türenne vordrangen, trieb Baner die Kaiserlichen nach Schlesien zurück, ver- 1639.
Heerte Böhmen und erschien vor Regensburg, um die Mitglieder des Reichs-Jan. 1641. tags samt dem Kaiser selbst aufzuheben, was ihm aber mißlang. Er mußte sich zurückziehen und starb in Halberstadt. Nach ihm übernahm Torstenson den Oberbefehl, der trotz seiner Gicht Deutschland dreimal durchzog und die *
Feinde der Schweden von Schleswig bis nach Wien erzittern machte. Er schlug die Kaiserlichen mehrmals: bei Schweidnitz den Herzog von Lauen- 1642. bürg, bei Leipzig den Pikkolomini, bei Jankowitz in Böhmen die Gene- 1642.1645. rale Hatzfeld und Götz. Wegen Krankheit und mangelhafter Unterstützung legte er den Oberbefehl nieder, den nun Wränget übernahm. Dieser vermochte Sachsen und Brandenburg zu eiuem Waffenstillstand und wandte sich gegen Baiern. Von den Schweden und Franzosen bedrängt, schloß auch der Kurfürst von Baiern einen Waffenstillstand zu Ulm, trat aber 1647. nach dem Abzug der Feinde wieder als Bundesgenosse Östreichs auf. > Da kehrten Wrangel und Türenne wieder um und bestraften das Land für den Treubruch seines Fürsten mit schrecklicher Verwüstung. Der schwedische General Königsmark drang in Böhmen ein und hatte schon einen Theil von Prag erobert, als endlich die Nachricht von dem Abschluß des westfälischen 1648. Friedens allen Kriegsunternehmungen ein längst ersehntes Ziel setzte.
In den Städten Osnabrück und Münster war schon seit 1643 unterhandelt worden, und den 24. Oktober 1648 kam der Friede zu Stande.
Durch diesen erhielt Frankreich außer den schon im schmalkaldischen Kriege besetzten Stiftern Metz, Toul und Verdnn den östreichischen Theil des Elsaß, den Sundgau, Breisach und Philippsburg und hatte ebenbamit die so oft begehrte Rheingrenze wenigstens an einer Stelle bereits erreicht; Schweden:
Vorpommern, Rügen, Wismar, Bremen (jeboch nur das Stift, nicht die Stadt),
Verben unter deutscher Oberhoheit und fünf Millionen Thaler; Brandenburg: Hinterpommern und die Bisthümer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kamin; Sachsen: die Lausitz und vier Magdeburgische Ämter; Baiern mußte die Unterpfalz herausgeben, und diese bekam nebst der achten Kurwürde der Sohn des geächteten Friedrich, Karl Ludwig. Die übrigen Reichsstänbe bekamen ihren alten Besitzstanb; die Schweiz und die Niederlande wurden als selbständige Staaten anerkannt. In Religionssachen wurde den Protestanten der Passauer Vertrag und der Augsburger Religions-sriebe, und zwar ohne den geistlichen Vorbehalt bestätigt, und auch die Reform,rten in biesen Frieden mit eingeschlossen. Das Jahr 1624 würde für den Besitz der eingezogenen geistlichen Güter und für das Recht freier Reli-gwnsubung als Normaljahr angenommen. In politischer Beziehung war der Verlauf und Ausgang dieses Krieges für Deutschland, im Innern und nach Außen, von den schlimmsten Folgen begleitet. In eine Menge kleiner souveräner Staaten zersplittert, welche durch das zu einem bloßen Titel herabgesunkene Kaiserthum nur lose mit einander verbunden waren, bildete es von da an für das Auslaub einen willkommenen Gegenstand des Angriffs und nutzte eine Sprache und ein Verfahren erbulben, wie es feit dem Untergang Griechenlands unerhört war.
Müller, Geschichte. 8. Aufl. :------------------------ 14
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Extrahierte Ortsnamen: Wittstock Brandenburg Sachsen Deutschland Halberstadt Deutschland Schleswig Wien Schweidnitz Leipzig Sachsen Brandenburg Baiern Schweden Baiern Prag Frankreich Breisach Philippsburg Schweden Wismar Bremen Brandenburg Hinterpommern Halberstadt Minden Sachsen Deutschland Griechenlands
Reünionskammern. Straßburg. Türkenkriege. 215
unter Wrangel bei Fehrbellin, eroberte einen Theil Vorpommerns und brachte 2l. Juni 1675. dadurch den brandenburgischen Namen zu großer Ehre. Von da an wurde der Krieg hauptsächlich in den Niederlanden geführt, wo sich Wilhelm Iii. von Ora-nien ruhmvoll behauptete. Und als England, dessen Flojte durch die holländischen Seehelden, de Ruyter und Tromp, dreimal besiegt worden war, mit den Holländern Frieden machte und sich mit ihnen gegen Frankreich verbinden zu wollen schien, so hielt Ludwig es für gerathen, den Nymweger Frieden zu schließen, worin er an Holland alle Eroberungen zurückgab und von Spa-5.Febr. 1679. nien die Freigrafschaft Burgund und mehrere Festungen in Flandern und Hennegau erhielt. Auch hielt er Lothringen besetzt, da Herzog Karl Iv. die demüthigenden Bedingungen, unter welchen er sein Land wieder bekommen sollte, nicht eingieng. Der Kaiser gab an Frankreich Freiburg im Breisgau, und der Kurfürst mußte Pommern an Schweden zurückgeben.
Da Ludwig so vieles nach Wunsch gieng und er aus jedem Kriege bereichert hervorgieng, so bekam er Lust zu neuen Eroberungen und ließ die so-
genannten Reünionskammern in Metz, Besän hon und Breisach errichten, 1681. um durch diese bestimmen zu lassen, welche Ortschaften ehemalige „Dependenzen" der im westfälischen und Nymweger Frieden an Frankreich abgetretenen Landschaften seien und daher, nach sranzösischer Berechnung und Auslegung, jetzt mit Frankreich zu vereinigen seien. Man brachte etwa 600 Städte und Dörfer heraus, welche alle sogleich besetzt und mit Frankreich verbunden wurden, wie Zweibrücken, Saarbrücken u. s. w. Doch damit noch nicht zufrieden, nahm Ludwig mitten im Frieden die freie Reichsstadt Straßburg, wozu ihm der Verrath des Bischofs Franz30.Sept. 1681. Egon von Fürstenberg und anderer behilflich war. Und der Kaiser, anderen Sinnes als Karl V., welcher sagte: „Wenn Wien und Straßburg zugleich in Gefahr wären, so würde ich zuerst Straßburg zu Hilfe eilen," schloß wegen des von Ludwig selbst veranlaßten Türkeneinfalls zu Regensburg einen Waffenstillstand mit Ludwig, wonach Frankreich die reünirten und geraub- 1684. ten Städte behalten durfte. Der Kaiser wandte sich nun ganz dem Osten zu.
Die Ungarn waren indessen im vollen Aufruhr und die Türken im
Anmarsch. Schon 1663 hatten die Türken wieder einen Einfall gemacht und fast ganz Ungarn verheert und besetzt. Montekukuli schlug sie bei der Abtei St. Gotthard an der Raab, worauf sie mit dem Kaiser einen zwanzigjäh-1664. rigen Waffenstillstand schloßen. Diese Zeit benützte die östreichische Regierung, um die politischen und religiösen Freiheiten Ungarns zu vernichten. Eine Verschwörung der mächtigsten Magnaten, welche entdeckt wurde, gab dem Kaiser Gelegenheit, Ungarn als eroberte Provinz zu behandeln. Die Verfassung 1670. sollte gestürzt, der Protestantismus unterdrückt werden, die Krone erblich und unumschränkt sein. 250 protestantische Prediger sollen als Ruderknechte auf die neapolitanischen Galeeren verkauft worden sein. Da brach die Wuth des Aufstandes los. Graf Emerich Tökeli stellte sich an die Spitze desselben, verjagte die Östreicher aus Ungarn, wurde von Ludwig unterstützt und von der Türkei als zinspflichtiger König von Ungarn anerkannt. Nun gab zwar der Kaiser den Ungarn Glaubensfreiheit; aber es war, wie gewöhnlich, schon zu spät. Der kriegs- und beutelustige Großvezier Kara Mustapha 1681. beredete den auch von Ludwig bearbeiteten Sultan Muhamed Iv. zu einem Krieg mit Östreich, zog mit 200,000 Mann durch Ungarn und stand im Juli 1683 vor Wien, das nur von 12,000 Mann vertheidigt wurde. Der Kaiser floh nach Linz und bat die deutschen Fürsten und den Polenkönig um schleunige Hilfe. Der wackere Kommandant, Graf Rüdiger von Stah-
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282 Napoleons Abdankung. St. Helena. Zweiter Pariser Friede.
Wege erschienen zwischen 5 und 6 Uhr die ersten Preußen, das Bülowsche Korps, und bald darauf auch das Ziethensche. Die Preußen entrißen den französischen Garden das Dorf Planchenois, und damit war um 8 Uhr die Schlacht entschieden, welche Wellington nach seinem Hauptquartiere Waterloo nannte, während Blücher sie nach dem Meierhofe, wo beide Feldherren als Sieger sich begrüßten. Belle Alliance nennen wollte. Die Franzosen eilten in wilder Flucht davon, Napoleon mit. Die Verfolgung war hier eine andere als bei Leipzig. Gneisenan wollte diesmal zeigen, wie man den Feind verfolge. Die Franzosen verloren über ein Drittheil ihrer Mannschaft in der Schlacht und auf der Verfolgung und über 200 Kanonen. Napoleons Wagen wurde erbeutet, an Geld und Kostbarkeiten reiche Beute gemacht. Gneisenau verfolgte den Feind bis Tagesanbruch, wo er selbst noch 50 Mann bei sich hatte; die Anderen waren vor Erschöpfung zurückgeblieben, und er selbst bedurfte nun auch der Ruhe.
Als Napoleon in Paris ankam, verlangte der Senat von ihm, daß er 22.Juni. dem Throne entsagen sollte. Er dankte zu Gunsten seines Sohnes, Napoleon Ii., ab und begab sich nach Rochefort, um sich nach Amerika einzuschiffen. Da aber der Hafen von den Engländern besetzt und kein Entrinnen möglich war, so ergab er sich, im Vertrauen auf die Großmuth des englischen 14. Juli. Volkes, dem Kapitän des englischen Schiffes Bellerophon (Maitland). Aber nach dem Beschlusse der Verbündeten wurde er auf die Insel St. Helena gebracht, wo er am 18. Oktober landete, von seinem treuen Bertrand und wenigen anderen begleitet. Hier schrieb er seine Memoiren. Gram über sein Geschick, Mangel an gewohnter Thätigkeit, vielleicht auch Ärger über die unfreundliche Behandlung des englischen Gouverneurs, Hudson Lowe, brachten ihn frühe ins Grab. Er starb am 5. Mai 1821. Seine Asche wurde 1842 nach Paris gebracht und im Hotel der Invaliden beigesetzt.
Wellington und Blücher zogen nach ihrem Siege rasch gegen Paris. Man wollte die Besetzung der Stadt hintertreiben; aber sie bestanden darauf und 7.Juli. hielten ihren feierlichen Einzug in Paris. Die Pariser merkten, daß das Auftreten ihrer Besieger ein anderes sei als im vorigen Jahre. Bald kamen auch wieder die verbündeten Monarchen, welche mit den anderen Heeren vom Rhein her nachgerückt waren. Auch Ludwig Xviii. hielt wieder seinen Ein-20. Nov. zug in Paris, und es kam der zweite Pariser Friede zu Stande, wonach Frankreich auf die Grenzen von 1790 beschränkt wurde, 700 Millionen Franks Kriegsentschädigung zahlen, alle geraubten Schätze der Kunst und Wissenschaft zurückgeben und in 17 Grenzfestungen ein Heer von 150,000 Mann fünf Jahre lang unterhalten mußte (was auf dem Kongreß zu Aachen 1818 auf drei Jahre beschränkt wurde). Es mußte demnach einige Städte und Gebiete an Belgien, Savoyen an Sardinien, Saarlouis an Preußen, Landau an Baiern abtreten, war aber doch noch großer als vor der Revolution, weil es die Enklaven (Avignon u. s. w.) behalten durfte. Preußens Antrag, Lothringen und Elsaß nebst Straßburg mit Deutschland wieder zu vereinigen und dadurch Deutschland sein rechtmäßiges Besitzthum und seine natürlichen Grenzen wieder zu geben, scheiterte trotz der dringenden Befürwortung der Kronprinzen von Württemberg und von Baiern, Steins. Hardenbergs und Humboldts, ja selbst Metternichs an der auf Thorheit und Eigennutz beruhenden Behauptung Rußlands und Englands, daß zur Ruhe Europas ein starkes Frankreich nothwendig sei.
Drei Tage nach dem zweiten Einzüge in Paris giengen auch die Kon-
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Mongolen. Interregnum. Hansa.
167
Friede zu Stande, und ihre Nachkommen beherrschten noch lange die ge-1302. trennten Königreiche Neapel und Sicilien als päpstliche Lehen.
Wn* tft hör Einfall der Mongolen (Tataren) zu erwähnen, ine zwi-
Müngolen wagten nicht, mit veuycyer Lapferien nocy wrurrr ^
mächen, zogen sich aus Schlesien zurück, verwüsteten Ungarn auf eme schreck-
liche Weise, gierigen wieder nach Asien, vernichteten das Kaüsat von Bagdad, das einst vom Indus bis zum atlantischen Ocean geherrscht hatte, und er-1258. stürmten Bagdad, wobei 200,000 Menschen umgekommen fern sollen. Um
Rußland herrschten sie noch länger als 200 Jahre.
Nach dem Tode Konrads Iv. war Wilhelm allein König von Deutschland ; aber er hatte nicht das geringste Ansehen, und als er die Bewohner von Westfriesland, welche sich der Oberherrschaft der Grafen von Holland schon längst widersetzten, angriff, wurde er von ihnen erschlagen. Kein deutscher 1256. Fürst wollte die Kaiserkrone annehmen. Da bot sie der Erzbischos von Köln dem Herzog Richard von Kornwallis, dem Bruder des Königs Heinrich Iii. von England, an, und der Erzbischof von Trier dem König von Kastilien, Älfons X., dem Weisen. Beide nahmen die Krone an, die Erzbischöfe ließen sich tüchtig bezahlen, und so hatte man wieder zwei Kaiser, genau genommen aber gar keinen. Denn die weltlichen Fürsten, Ritter und Städte fragten nichts nach diesen Kaisern; Alfons kam nie nach Deutschland, Richard nur dreimal, und jedesmal nur auf kurze Zeit. Diese „kaiserlose, schreckliche Zeit, wo kein Richter auf Erden war", erzeugte jenen Zustand, den man mit einem Worte das Faustrecht heißt. Die weltlichen und geistlichen Fürsten führten unter einander oder mit den Städten Krieg; der nietete Adel führte von seinen Burgen aus eine Art Räuberleben und schleppte Reisende und Handelsgüter fort. Da unter diesem anarchischen Zustande des sogenannten Interregnums (Zwischenreich) die Bürger in den Handelsstädten am meisten zu leiden hatten, so stifteten mehr als 60 meist am Rhein gelegene Städte, wie Mainz, Worms, Speier, Straßburg, Basel, zu gegenseitigem Schutz den rheinischen Stüdtebund und hielten Kriegsschiffe mit Arrjlbrustschützen und Fußvolk und Reiter für etwaige Angriffe stets bereit.
An der Spitze dieses Bundes standen Mainz und Worms. Noch bedeutender als der rheinische Bund war die Hansa, welche mehr als 70 Städte zu Mitgliedern zählte (theils Seestädte, wie Bremen, Hamburg, Lübeck, Dan-1241. zig, Riga, theils im Innern Norddeutschlands, wie Köln, Braunschweig, Osnabrück, Magdeburg, Berlin, Kulm, Thorn u. s. w.) und über eine große Handels- und Kriegsflotte gebot. Der Bund erstreckte sich von der Schelde bis Liefland und war in vier große Quartiere eingetheilt, deren Hauptstädte A
§. 129. Interregnum. Hansa.
1254-1273.
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214 Deutschland und Ludwig Xiv. Der große Kurfürst.
wofür der treffliche Finanz minister Colbert sorgte, war die Regierungszeit Ludwigs Xiv. eine blühende zu nennen und wurde sogar von Schmeichlerir als die goldene Zeit Frankreichs gepriesen, zu welchem. Ruhme die beiden. Trauerspieldichter Corneille und Racine und der Lustspieldichter Mokiere nicht wenig beitrugen. Noch glänzender waren die Verhältnisse nach Außen, worin Ludwig die ganze bisherige Geschichte Frankreichs überbieten zu wollen schien. Dabei kamen ihm besonders die Schwerfälligkeit des deutschen Kaiserthums und die Uneinigkeit seiner einzelnen Glieder zu Statten. Auch hatte er eine Zeitlang das Glück, die ausgezeichnetsten Feldherren (Türenne, (Sonde, Luxemburg und den Festungsbaumeister Vauban) zu besitzen.
Zunächst richtete er seine Blicke nach den spanischen Niederlanden, auf welche er nach dem Tode seines Schwiegervaters, Philipp Iv. von Spanien, im Namen seiner Gemahlin, Maria Theresia, Ansprüche machte, obgleich sowohl sie als er bei seiner Vermählung auf jede Art von Erbfolge in den Ländern der spanischen Krone förmlichen Verzicht geleistet hatten. Er eröffnete sofort den Krieg mit Spanien und besetzte die Freigrafschaft Burgund und mehrere Festungen in Flandern. Die Holländer, für ihre eigene Existenz besorgt, bewirkten durch ihr Bündniß mit England und Schweden, daß sich 1668.Ludwig zum Frieden von Aachen verstand, die Freigrafschaft den Spaniern zurückgab und mit 12 Städten in Flandern sich begnügte. Für dieses energische Auftreten, für diese Demüthignng sollten die Holländer büßen. Die Republik Holland mit ihrer Seemacht, ihrem großartigen Handel Frankreich zu unterwerfen, war der nächste Plan Ludwigs, in Folge dessen der hol-1672-1679. ländisch-deutsche Krieg begann.
Zuerst besetzte Ludwig, welcher England, Schweden, den Kurfürsten von Köln und den Bischof von Münster auf seiner Seite hatte, das mit Holland verbündete Herzogthum Lothringen, obgleich oder weil es unter dem Schutze des deutschen Reiches stand. Dann rückte er mit 120,000 Mann unter den trefflichen Feldherren Conds, Türenne, Vauban in Holland ein und nahm Lüttich, Utrecht und Ober-Mel. Die Hofländer, von ihrem ebenso klugen als tapferen Statthalter Wilhelm Iii., Prinzen von Oranien, begeistert, durchstachen die Dämme und behaupteten sich gegen Türenne und den Mar-schall von Luxemburg, bis ihnen von Deutschland Hilfe zu Theil wurde. Der große Kurfürst, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, fürchtete nicht bloß für seine klevischen Länder, sondern sah auch rechts wohl ein, daß 1658-1705. in Holland zugleich Deutschland vertheidigt werde. Auch Kaiser Leopold I.,
. Ferdinands Iii. Sohn, ließ sich endlich durch die fortwährenden Verletzungen des Reichsgebiets zum Kriege bewegen, welchem auch Spanien und das deutsche Reich beitraten. Ihre Heere erschienen am Mittel- und Oberrhein, errungen aber nicht immer die gewünschten Erfolge, da die Kriegführung des Kaisers, dessen Minister Lobkowitz von Ludwig erkauft war, und dessen Heerführer sich voll Eifersucht auf den Kurfürsten zeigten, an Energie viel vermissen ließ. Marschall Türenne gieng über den Rhein, verwüstete Süddeutschland, besonders die Pfalz und den Breisgau, wurde aber zuletzt von dem kaiserlichen Feld-27.Juli 1675. Herrn Montekukuli in dem Treffen bei Saßbach geschlagen und fiel, worauf die Franzosen das rechte Rheinufer räumen mußten. Schon vorher hatte Ludwig, um den Kurfürsten vom Rhein abzulenken und in seinem eigenen Lande zu beschäftigen, feine Verbündeten, die Schweden, bewogen, von Pommern aus einen Einfall in Brandenburg zu machen. Der Kurfürst kam seinem verwüsteten Lande zu Hilfe, schlug die ihm an Zahl weit überlegenen Schweden
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreichs Luxemburg Spanien Spanien Burgund Flandern England Schweden Aachen Flandern Holland Frankreich England Schweden Holland Lothringen Holland Utrecht Luxemburg Deutschland Holland Deutschland Ferdinands Spanien Rhein Saßbach Rhein Schweden Pommern Brandenburg
250 Erste Koalition. Kämpfe in Holland, Belgien und am Rhein.
blick zu benützen. Zudem mißbilligte er den Krieg gegen Frankreich, haßte die Emigranten und wollte nichts von einem östreichischen Bündniß wissen. Insofern war er jedenfalls nicht der rechte Mann für den Oberbefehl für ein preußisch-östreichisches Heer. Unterstützt von einem östreichischen Heer unter Clersait und belastet mit einem Anhängsel von 12,000 Emigranten rückte er erst im August in Lothringen ein, nachdem er in einem Manifest den 25. Juli. Franzosen für den Fall des Widerstandes mit Zerstörung aller Städte und exemplarischer Züchtigung der Hauptstadt gedroht hatte, was den Jakobinern, welche diese Drohungen verlachten, neuen Anlaß gab, das Volk gegen das Königthum aufzureizen. Der Herzog eroberte einige Festungen und drang in die Champagne ein. Dümouriez und Kellermann zogen ihm entgegen, 25.Sepi.i792.und der Letztere lieferte das unentschiedene Treffen bei Valmy, worauf die Preußen bei sehr ungünstiger Jahreszeit sich zurückzogen. Hierauf wandte sich Dümouriez gegen die Ostreicher in Belgien, schlug sie mit einem weit überle-6. Nov. 1792.genen Heere bei Jemappes und eroberte ganz Belgien. Zu gleicher Zeit 22.Okt. 1792.drang Cüstine, gegen den Rhein vor, nahm die Festung Mainz durch Verrath und die Muthlosigkeit der Befehlshaber und besetzte noch andere Städte, wie Speier, Worms, Frankfurt. Die ihres geistlichen Regiments überdrüssige Mainzer Bürgerschaft schwärmte für die Republik und errichtete einen Jakobinerklub. Auch in Italien hatten die französischen Waffen Glück und nahmen dem Könige von Sardinien Savoyen und Nizza weg.
Diese militärischen Erfolge, der Untergang der Monarchie und des Monarchen in Frankreich und die Aufrufe der Jakobiner an die anderen Völker führten noch weitere Staaten gegen Frankreich in die Schranken. Es entstand die große 1793.Koalition gegen das republikanische Frankreich, an welcher England, Östreich, Preußen, das übrige Deutschland, Sardinien, Neapel, Spanien theilnahmen; viele Staaten, aber wenig Einheit! Die Östreicher unter dem Prinzen von Koburg rückten in den Niederlanden ein, schlugen die Franzosen unter Dü-itz.märz 1793.mouriez bei Neerwinden und eroberten Belgien wieder. Dümouriez, als Girondist den Jakobinern verdächtig, wurde zur Verantwortung nach Paris geladen, floh aber mit Ludwig Philipp, dem Sohne des Herzogs von Orleans, und einigen Officieren zu den Östreichern, wie im August 1792 Lafayette. Als aber der tüchtige Car not das Militärwesen leitete, und das allgemeine Aufgebot (levee en masse) eine Menge begeisterter Kämpfer aufstellte, so gelang es Jourdan, die Östreicher unter dem Prinzen von Koburg bei Fleurüs 26.Juni 1794.zu schlagen und ganz Belgien wieder zu erobern. Von hier aus drang Pich eg rü über die gefrorenen Kanüle in Holland ein, zwang das englisch-Jan. 1795. hannöverische Heer zum Rückzug und den Erbstatthalter Wilhelm V. zur Flucht nach England und eroberte ganz Holland, das zur batavischen Republik umgewandelt und durch einen Vertrag mit der Republik Frankreich eng der-16. Mai 1795. bunden, das heißt, von ihr ganz abhängig gemacht wurde. Die Franzosen erhielten das holländische Flandern mit Mastricht und hundert Millionen Gulden Kriegskosten-Entschädigung. Und damit noch nicht genug: England wurde nun Hollands Feind, nahm dessen Hanbelsschiffe, bessert Kolonieen in Hindostan und auf dem Kap und verschobene Inseln im inbischen Ocean und unter den Antillen.
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Extrahierte Personennamen: August Kellermann Jemappes Ludwig_Philipp Ludwig Philipp August Jourdan Wilhelm_V.
Extrahierte Ortsnamen: Holland Belgien Rhein Frankreich Lothringen Belgien Belgien Rhein Worms Frankfurt Italien Sardinien Nizza Frankreich Frankreich Frankreich England Deutschland Sardinien Neapel Spanien Niederlanden Belgien Paris Belgien Holland England Holland Frankreich England Hollands Hindostan
256 Reichsdeputations-Hauptschluß.
Nischen Republik umgeschaffen werden sollte, in welcher Napoleon Präsident wurde und alle Regierungsgewalt in sich vereinigte.
Da nun England allein stand, so schloß es, nach langen fruchtlosen Unterhandlungen wegen Ägyptens, den ihm ungünstigen und deßwegen nicht lange 7. März 1802. haltbaren Frieden von Amiens, worin es den größten Theil der den Franzosen und Holländern entrissenen Kolonieen tvteber herausgab und das eroberte Malta dem Johanniterorden zurückzugeben versprach.
§. 171.
1803. Reichsdeputations-Hauptschluß.
Das schwierige Werk der Entschädigung der deutschen Fürsten wurde Febr. 1803.endlich auf dem Reichstage in Regensburg durch den Reichsdeputationshauptschluß vollendet. Die Sache war um so schwieriger, da nicht bloß die hiezu berufenen Deputirten der deutschen Staaten mit dem deutschen Kaiser darüber verhandelten und die Sache als eine innere Angelegenheit Deutschlands abmachten, sondern auch fremde Mächte, besonders Frankreich und Rußland sich einmischten und Napoleon einen Ton annahm, der mehr befehlend als vermittelnd klang. Daher suchten auch jetzt schon die deutschen Fürsten durch Gesandte in Paris und durch Bestechungen sich die Gunst Napoleons und seiner Minister, besonders Talleyrands, zu verschaffen. Es wnrde unter anderem bestimmt, daß die drei geistlichen Kurfürsten ihre Länder und ihre Würden verlieren, und nur ein geistlicher Fürst, Karl von Dalberg, Kurfürst von Mainz, übrig bleiben und als Kurerzkanzler Regensburg, Wetzlar, Aschaffenburg und einige Reste des Kurfürstenthums Mainz erhalten sollte, sowie auch den zwei Ritterorden der Deutschherren und Johanniter Besitzungen angewiesen wurden: daß von 52 Reichsstädten 46 aufgehoben, und nur folgende sechs noch bestehen sollten: Hamburg, Bremen, Lübeck, Frankfurt, Nürnberg, Augsburg; daß Preußen die Bisthümer Paderborn, Hildesheim, Münster, Erfurt und einige Reichsstädte erhalten sollte; Baiern die Bisthümer Würzburg, Bamberg, Passau, Freising und 17 Reichsstädte, wie Schweinfurt, Kempten, Memmingen, Kaufbeuern, Nördlingen; Baden, dessen Markgraf, Karl Friedrich, zum Kurfürsten erhoben wurde, Heidelberg, Mannheim, das Bisthum Konstanz und mehrere Reichsstädte; Württemberg, dessen Herzog, Friedrich, ebenfalls Kurfürst wurde, die geistlichen Besitzungen: Ellwangen, Zwiefalten, Schönthal und die Reichsstädte: Weil, Reutlingen, Eßlingen, Rottweil, Giengen, Aalen, Hall, Gmünd, Heilbronn; Hessen-Kassel, dessen Landgraf gleichfalls Kurfürst wurde, Fritzlar, Gelnhausenu. s. w.; Hessen-Darm stadt einzelne Theile aus den Bisthümern Mainz und Worms; Nassau pfälzische und mainzische Ämter. Mit diesen und anderen Bestimmungen wurde die gänzliche Auflösung des deutschen Reiches angebahnt.
§. 172.
1804. 1805. Napoleon I. Kaiser der Franzosen. Dritte Koalition. Ulm. Trafalgar. Austerlitz. Friede zu Preßburg.
Napoleons Streben in der Staatsverwaltung gieng darauf aus, alles Republikanische im Kirchlichen und Politischen auszurotten und seinen eigenen Willen als oberstes Gesetz aufzustellen. Daher schaffte er die republikanischen Feste ab, führte die Sonntagsfeier wieder ein und schloß mit dem Papste 1801.ein Konkordat. Cr gab allen christlichen Konfessionen, auch den Juden,
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleons Karl_von_Dalberg Karl Karl_Friedrich Karl Friedrich Friedrich Friedrich Napoleon_I. Napoleons