Ergänzungen
zur
2. Auflage von K. Meters Leitfaden
für den geographischen Unterricht.
119 1.
Mt- Zu Seite 15.
Durch die einmüthige Waffenbrüderschaft der Nord- und
Süddeutschen in dem rühm- und siegreichen Monatlichen
Kriege gegen den alten Erbfeind Frankreich 1870 und 1871
erweiterte sich der „norddeutsche Bund" zum „Deut-
schen Reiche" und an dessen Spitze steht als erblicher
Kaiser der greise Heldenkönig Wilhelm von Preußen.
Zum „Deutschen Reiche" gehören alle Staaten des
bisherigen norddeutschen Bundes und die süddeutschen Län-
der Bayern, Württemberg, Baden und Hessen.
Ausgeschlossen sind bis' jetzt Deutsch-Oesterreich, Luxemburg
und Lichtenstein. Hingegen ist als Reichsland das den Fran-
zosen wieder entrissene Elsaß und Deutsch-Lothringen
hinzugekommen. Die Größe des Deutschen Reiches beträgt
9975 ^Meilen mit 40vs Millionen Einwohnern.
Zu Seite 48.
Das reichsunmittelbare Elsaß mit Deutsch-Lothrin-
gen, vor 200 Jahren dem Deutschen Reiche durch die Fran-
zosen entrissen und 1870 zurückerobert, hat 300 ^Meilen
und 1,600,000 Einwohner, zum Theil katholisch, zum Theil
evangelisch. Elsaß und Lothringen sind stark bevölkert und
treiben bedeutende Industrie. Die langjährige Einverleibung
in Frankreich hat deutsche Sprache und deutsche Sitte noch
nicht verdrängen können. Das Wasgaugebirge oder die
Vogesen bilden die Grenze gegen Frankreich.
Straßburg mit90,000 Einw., im Rheinthale, an der
Jll, bis 1681 freie, deutsche Reichsstadt, Kehl gegenüber,
starke Festung, Universität, berühmter Münster mit dem
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Württemberg Baden Hessen Luxemburg Lothringen Frankreich Frankreich Rheinthale Kehl
480 Fuß hohen Thurine, Fabriken und Handel. — Am
27. Äug. 1870 nach mehrwöchentlicher Belagerung "und
Bombardement den Deutschen unter dem preuß. General
Werder übergeben.
Weißenburg, Städtchen an der Pfälzer Grenze;
Treffen am 4. Aug. 1870. — Unweit Wörth, Schlacht
den 6. Aug. 1870, in welcher Mac Mahon vom Kronprin-
zen von Preußen geschlagen wurde.
Schlettstadt und Breisach, Festungen.
Colmar, 24,000 Einw., Baumwollenfabriken, Ger-
bereien.
Mühlhausen, 60,000 Einw., früher freie deutsche
Reichsstadt, an der Jll, bedeutende Fabrikstadt in Wolle-
und Baumwollenwaaren.
Metz,.an der Mosel, 54,000 Einw., ehemalige freie
deutsche Reichsstadt, starke Festung. Nach mehrwöchentlicher
Einschließung durch den Prinzen Friedrich Carl von Preußen
wurde dieses für unüberwindlich gehaltene Bollwerk Frank-
reichs den 27. Okt. 1870 den Deutschen übergeben; mit
ihm capitulirte das Heer Bazaiue's. — Den 14., 16. und
18. Aug. 1870 siegreiche Schlachten bei Metz unter per-
sönlicher Leitung des Königs.
Zu Seite'57, Zeile 9 v. o.
Die Spanier haben sich in dem Prinzen Amadeus
von Italien wieder einen König erwählt.
Zu Seite 62.
Der Kirchenstaat ist seit 1870 dem Königreiche
Italien einverleibt worden.
Zu Seite 64.
Frankreich ist augenblicklich Republik und hat, nach
Abtretung von Elsaß und Deutsch-Lothringen an Deutsch-
land, noch 9550 ^Meilen und 36^ Mill. Einw.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Carl_von_Preußen Friedrich Metz Amadeus
Extrahierte Ortsnamen: Mahon Breisach Colmar Wolle- Italien Italien Frankreich Deutsch-Lothringen
I
— 27 —
Worms am Rhein, 29 Ovo Einw., Dom, lebhafter Handel, Fabr., Weinbau.
Reichstag 1521. Lutherdenkmal.
Bingen am Rhein, 8 000 Einw-, Weinbau. Der Mäuseturm.
Gießen an der Lahn, 23 000 Einw,, Universität.
26) Das Reichsland Elsaß-Lothringen.
Das reichsunmittelbare Elsaß mit Deutsch-Lothringen, vor 200 Jahren
' dem Deutschen Reiche durch die Franzosen entrissen, aber 1870 zurück-
erobert, hat 14 510 qkm und über Iv3 Mill. meist katholische Einw.
Elsaß und Lothringen sind stark bevölkert und treiben bedeutende Industrie.
Die langjährige Einverleibung in Frankreich hat deutsche Sprache und
deutsche Sitten noch nicht verdrängen können. Das Wasgaugebirge oder
die Vogesen bilden die Grenze gegen Frankreich, der Rhein ist Grenzfluß
gegen Baden. Produkte: Wein, Obst, Tabak, Getreide, Eisen, Salz. —
Wölfe und wilde Schweine in Lothringen.
Städte:
Straßburg im Rheinthale, Hauptstadt des Elsasses, an derjll, Kehl gegen»
über, 135 000 Einw-, bis 1681 freie deutsche Reichsstadt, starke Festung, Universität,
berühmtes Münster mit 142 m hohem Turme, Fabriken und Handel. — Am 27. Aug.
1870 nach mehrwöchiger Belagerung und Bombardement den Deutschen unter dem
preußischen General Werder übergeben.
Weißenburg, Städtchen an der Pfälzer Grenze; Treffen am 4. Aug. 1870.—
Unweit Wörth, Schlacht den 6. August 1870, in welcher Mac Mahon vom Krön-
Prinzen von Preußen geschlagen wurde.
Colmar, 33 000 Einw., Baumwollenfabriken, Gerbereien.
Mülhausen, 84000 Einw., an derjll, frühere freie, deutsche Reichsstadt,
bedeutende Fabrikstadt in Wolle- und Baumwollewaren.
Metz an der Mosel, Hauptstadt von Lothringen. 60 000 Einw., ehemalige freie,
deutsche Reichsstadt, starke Festung; nach mehrwöchiger Einschließung durch den Prinzen
friedlich Karl von Preußen wurde dieses für unüberwindlich gehaltene Bollwerk
rankreichs den 27. Oktober 1870 den Deutschen übergeben; mit ihm kapitulierte das
Heer Bazaines. — Am 14., 16. und 18. August 1870 siegreiche Schlachten bei Metz
unter persönlicher Leitung des Königs Wilhelm von Preußen.
Übersicht der bedeutendsten Städte des deutschen
Reiches nach der Einwohnerzahl.
1 Million Einwohner und darüber: Berlin.
500000 Einwohner und darüber: Hamburg.
München, Leipzig.
Breslau, Dresden, Köln.
Frankfurt a/M., Magdeburg, Hannover.
Düsseldorf, Königsberg, Nürnberg, Chemnitz,
Stuttgart, Altona, Bremen, Stettin, Elberfeld,
Straßburg, Charlottenburg, Barmen, Danzig,
falle, Braunschweig, Dortmund, Aachen, Krefeld,
ssen.
Mannheim, Kiel, Karlsruhe, Mülhausen i. E.,
Kassel, Augsburg, Erfurt, Mainz, Duisburg,
Görlitz, Darmstadt, Wiesbaden, Posen, Lübecks
Metz, Würzburg, Frankfurt a/O, Potsdam,
Spandau, Plauen, Münster, München-Gladbach,
Freiburg i. B., Liegnitz, Zwickau.
Zu Deutschland gehört die Insel Helgoland, unweit der Elbmündung,
mit einem Seebad, Fischerei, Lootsen.
400000
300000
L00000
100 000
50000
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
Extrahierte Personennamen: August Karl_von_Preußen Karl August Metz Wilhelm Lübecks
Metz
140
- Mittlere Geschichte.
und Gregor's Ix., welche die Idee eines sichtbaren, die ganze christliche
Welt umfassenden Gottesstaatö zu verwirklichen trachteten, traten die nicht
minder bedeutenden Kaiser F r i e d r i ch I. B a r b a r o s s a und F r i e d r i ch Ii.
auf, um ihren Thron über den päpstlichen Stuhl zu stellen. Aber die Päpste
siegten und mit dem zweiten Friedrich erlischt der Glanz der Kaiserkrone.
Bei dem Ringen mit Italien hatten die Hohenstaufen den Boden unter
den Füßen verloren, auf dem ihre Macht gegründet war, und hatten sie
Rechte eingebüßt, auf denen das Ansehen des deutschen Königthums beruhte.
Um sich nämlich gegen die nach der Krone lüsternen Welfen und die von
den Päpsten aufgestellten Könige behaupten zu können, hatten sie die klei-
Auflösung ncren Lehnsträgcr auf alle Weise begünstigen, die großen Herzogtümer
^r,°, _ auflösen oder schwächen H und außerdem ihre eigenen Familiengüter zer-
ttsiimer Mückeln müssen. Deutschland war daher in mehr als 1000 (ohne die Reichö-
ritterschaft in etwa 350) Lehen getheilt, deren Besitzer fast sämmtlich die
Landeshoheit (den Heerbann und die Gerichtsbarkeit, sowie die Nutzung
der Zölle, der Münze und Bergwerke) ausübten. Nur in einzelnen Theilen
Deutschlands hatten sich kleinere, dem Kaiser unmittelbar unterworfene Be-
zirke erhalten, welche durch kaiserliche Vögte verwaltet wurden. Aber auch
diese N e i ch s v o g t e i e n wurden zum größten Theile verpfändet oder ver-
kauft, und so beschränkten sich die kaiserlichen Rechte auf die Oberlehnshcrr-
schaft, die Gerichtsbarkeit über die Reichsfürsten, die Anführung des Reichs-
Germge Heeres und die Berufung der Reichstage. Die Kaiserwürde war auf diese
Nechte d. Weise nur noch dann von Bedeutung, wenn sie mit großem Landbesitz ver-
Kagers. mar, weshalb denn auch' seit dem Interregnum das Streben aller
Kaiser auf Erwerbung einer ansehnlichen Hausmacht hinging. 1
1. Aus Lothringen gingen hervor die Grafschaft Elsaß und das Herzogthum
Brabant; dann die reichsunmittelbaren Grafschaften Luremburg, Limburg, Gel-
dern, Flandern, Hennegau, Holland, Jülich, Kleve, Berg; die Erzbiölhümer
Trier und Köln, die Bisthümer Utrecht, Lüttich, Metz, Toul, Verdün und die
Reichsstädte Aachen und Köln. — Die niederländ. Gebiete kamen zu Anfang des
15.866. in Besitz der Herzoge von Burgund u. 1477 in den des Hauses Oesterreich.
2. Schwaben hörte mit den Hohenstaufen 1268 auf und zerfiel in eine Menge
reichsunmittelbarer Gebiete und Reichsstädte (Würtemberg, Baden, Hohenzol-
leru, Habsburg. — Augsburg, Ulm, Straßburg rc. rc.)
3. Bayern, feit 1070 unter den Welfen, kam 1180 an das Wittelsbach'sche Haus,
doch wurden Oesterreich, Tyrol, Steiermark, Kärnthen, das Erzstisl Salzburg
und die Reichsstadt Regensbnrg davon getrennt. — Oesterreich, mit dem 1200
Steiermark, Kärnthen und Krain verbunden war, kam 1250 an Ottokar von
Böhmen und 1278 an das Haus Habsburg, das 1363 auch Tyrol erwarb.
4. Franken hörte 1125 auf und fiel meist an die Pfalzgrafen bei Rhein; doch
entstanden daraus auch das Erzbisthum Mainz (wenigstens zum Theil), die
Biöthümer Speier, Worms, Fulda, Würzburg, Bamberg; die Grafschaften
Henneberg und Nassau; die Reichsstädte Frankfurt, Nürnberg rc. und später
die Fürstenthümer Ansbach und Baireuth.
5. Dqs alte Sachsen hörte 1180 auf. Brandenburg, Oldenburg, Braunschweig,
Lüneburg, Mecklenburg, Holstein, Anhalt und Pommern wurden rcichsunmit-
telbar; Westfalen fiel an Köln; Lübeck, Hamburg und Bremen wurden Reichs-
städte. Manches kam noch an die Erzbischöfe von Mainz, Magdeburg und
Bremen, und die Bischöfe von Osnabrück, Paderborn, Hildeshenn, Verden,
Münster und Minden, den Rest erhielt Bernhard von Anhalt als (neues)
Herzogthum Sachsen l Wittenberg); dieses fiel 1423 an die Markgrafen von
Meißen, welche schon seit 1247 die Landgrafschaft Thüringen besaßen.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Ottokar_von
Böhmen Ottokar Biöthümer_Speier Osnabrück Bernhard_von_Anhalt
Karl der Gros;e.
97
Nicht so glücklich war Karl bei dem Heimzuge. Er selbst war mit dem
Hauptheere schon über das Gebirge, während die Nachhut mit Gepäck und
Beute beladen, langsam folgte. Da stürzten im Thale Roncevalh die feind-
lichen Bergbewohner aus den Schluchten hervor, und erschlugen nach tapferer Ge-
genwehr viele Mannen Karl's, darunter auch den berühmten Helden Roland H.
Karl hatte eilen müssen, denn die Sachsen unter Wittekind waren
wieder aufgestanden. Taufe, Reichstag, Huldigung, Alles war vergessen.
Burgen und Kirchen, die Karl hatte bauen lassen, wurden niedergerissen,
Priester und fränkische Besatzungen ermordet. Mit Sturmeseile flog Karl
herbei, bei Köln stürmte er über den Rhein und schlug den Feind östlich
davon an der Ederh. Wittekind floh über die Weser zurück. Die Sachsen
gelobten auf's Neue Gehorsam und Viele ließen sich taufen. Karl verweilte
die Jahre 779 und 780 in dem beruhigten Laude, ließ Kirchen und Klöster
bauen und gründete Bisthümer^), aus denen mit der Zeit blühende Städte
wurden. Bei jedem Domstift ließ Karl eine Schule anlegen und so ver-
breitete sich von den Bischofssitzen allmälig Bildung über das deutsche Land.
Tiefe Stille herrschte in Sachsen und im Jahre 781 zog Karl nach Italien,
um sich in Rom von seinen Feldzügen zu erholen.
Aber schon im nächsten Jahre (782) brachen die Sachsen unter Witte-
kind wieder los und vernichteten-ein fränkisches Heer am Süntelgebirge, un-
weit der Weser. Da fuhr Karl zornig auf und ging wie ein wilder Löwe
auf sie los. Er trieb sie vor sich her nordwärts bis in die Gegend von
Verden, da wo die Aller in die Weser fließt. Wittekind war wieder nach
Dänemark entflohen, aber 4500 gefangene Sachsen ließ Karl zu Verden an
einem Tage enthaupten. Im heiligen Schmerz über dieses gräuclhafte Gewürze
erhob sich das ganze Volk der Sachsen aus den entferntesten Gauen, um
einen verzweifelten Krieg zu führen gegen Karl, den sie nun nicht anders als
den „Schlächter" nannten. Im Monat Mai des Jahres 789 traf sie Karl
bei Detmold in derselben Gegend, wo einst Hermann die Römer geschlagen
und vernichtet hatte. Karl lagerte sich an den Höhen, die Sachsen standen
in offenem Felde. Es wurde mit großer Erbitterung gekämpft, nur mit
Mühe vermochte Karl Stand zu halten und er war so geschwächt, daß er
sich erst nach Paderborn zurückziehen mußte, um hier Verstärkung zu erhalten.
Alsdann aber brach er wieder auf gegen das Sachsenheer, das nicht weit
von Paderborn an der Hase gelagert war und unter Wittekind's Anführung
stand. Die Franken hatten den Vortheil größerer Kriegserfahrung und besserer
Bewaffnung, denn viele von ihnen waren mit eisernen Helmen und Panzern
bewehrt. Bei den Sachsen dagegen war dies nur den Vornehmen gestattet,
denn ihr Land war nicht reich an Eisen. Aber mehr als auf Eisen ver-
trauten sie auf ihre Sache und ihre Liebe zum Vaterlande. 6000 Sachsen
lagen erschlagen; da flohen die übrigen. *)
*) Ronceval, ein enges Thal in den Pyrenäen, nördlich von Pamplona. —
Ueber Roland vergl. Uhland's Balladen: „Klein Roland" und „Roland Schild-
träger." — Eder, S. 93. Anm. 1.
. 2) Außer den von Bonifaz gegründeten Bischofssitzen östlich vom Rhein
(S. 94. Anm. 1.: Pastan, Regensbnrg, Salzburg, Würzburg und Erfurt) kamen
durch Karl den Großen in Sachsen hinzu: Halbcrftadt, Paderborn, Münster, Osna-
brück, Minden, Hildesheim, Verden und Bremen.
1 7
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Roland_H.
Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Hermann Karl Karl Karl_Stand Karl Roland Bonifaz Karl Karl
Moritz von Sachsen.
175
er an der Gicht litt, in eine von Mauleseln getragene Sänfte, leuchtete ihm
mit Fackeln vor und -führte ihn durch Bergschluchten und auf Felsenpfaden
nach Villach *). Moritz verfolgte den Kaiser nicht, sondern begab sich von
Innsbruck zur Fürstenversammlung nach Passau *).
Karl V. erkannte jetzt, daß er vor der Hand weder die Evangelischen
unterdrücken, noch die deutschen Reichsfürstcn in vollständige Abhängigkeit
von sich bringen könne und so war es ihm nur darum zu thun, zunächst
die lothringischen Städte Metz, Toul und Verdun *), welche Heinrich Ii. kurz
vorher dem deutschen Reiche entrissen hatte, wiederzugewinnen. Um diesem
Unternehmen seine ganze Kraft widmen zu können, ermächtigte er seinen
Bruder Ferdinand, mit Moritz den Vertrag zu Passau (2. August 1552)
abzuschließen; durch den (außerdem daß Landgraf Philipp seine Freiheit er-
hielt) bewilligt wurde, „daß ein allgemeiner Reichstag gehalten und der
Religions-Zwiespalt zur christlichen Vergleichung gebracht werden solle und
daß bis dahin Niemand der Religion halber beunruhigt werde, sondern Jeder
solle bei seiner Religion und Glauben ruhiglich und friedlich
gelassen werden."
Da der Kaiser auch in den folgenden Jahren durch den Krieg mit
Frankreich (1552—1556) in Anspruch genommen war2), so mußte er cs
geschehen lassen, daß König Ferdinand ans dem Reichstag zu Augsburg
den sogenannten Augsburger Religionsfrieden (den 25. September 1555)
mit den Reichsständen, welche sich zu der Augsburger Konfession bekannten,
abschloß. Laut desselben blieben die evangelischen Stände in Besitz aller
von ihnen eingenommenen Stifter und sollten mit den katholischen Ständen
gleiche und ungestörte Freiheit ihres Glaubens genießen^).
Kurfürst Moritz erlebte diesen Frieden nicht. Im Jahre 1553 zog er
gegen den früher mit ihm verbündeten Markgrafen Albrecht von Brandenburg-
Kulmbach, der den Passauer Vertrag nicht anerkennen wollte, zu Felde, be-
siegte ihn bei dem Dorfe Sievershausen *) (9. Juli 1553), starb aber
zwei Tage nachher am 11. Juli im 32. Lebensftlhre an seinen Wunden.
Bei der Nachricht von seinem Tode soll Karl H mit David's Worten ausge-
rufen hüben: „O Absalom, mein Sohn, mein Sohn!"
*) Villa ch in Kärnthen an der obern Drau, von Innsbruck 30 Meilen ent-
fernt. — Passau, an der Donau im Osten Baiern's. — Metz, an der Mosel;
Toul, südlich von Metz, ebenfalls au der Mosel; Verdun, S. 102. Anm. 2. —-
Sievershausen, Dorf im uicdersächsischeu Kreise auf der Lüneburger Haide, jetzt
im Königreich Hannover.
2) Im Waffenstillstand zu Van cell es (im nördlichen Frankreich an der
Schelde) 1556 mußte Karl die Städte Metz, Toul und Verdun mit ihren Ge-
bieten an Frankreich abtreten.
3) Ueber einen Punkt konnte man sich nicht einigen. Es entstand nämlicb die
Frage, ob die hohen Geistlichen (Bischöfe u. s. w.), welche zur lutherischen Lehre über-
gingen, ihre Stifter und Pfründen behalten sollten, oder nicht. Die Protestanten ver-
langten das Erstere, die Katholiken das Letztere. Dieser Punkt, der sogenannte geistliche
Vorbehalt (reservatum ecclesiasticum), wurde daher in den Friedensvertrag aufgenom-
men, mit dem Zusatze, daß sich die Stände darüber nicht hätten vergleichen können.
So war ein Keim zu neuen Streitigkeiten in dem Frieden selbst enthalten.
4) Karl V. trat an seinen Sohn Philipp Mailand und Neapel, die Nieder-
lande, Spanien und die nenentdeckten Länder ab. Im Jahre 1556 legte der Kaiser
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Sachsen Moritz Karl_V. Karl_V. Heinrich_Ii Heinrich Ferdinand Ferdinand Moritz August Philipp Philipp Ferdinand Moritz Albrecht_von_Brandenburg-
Kulmbach Albrecht Karl_H Karl Metz Karl_die_Städte_Metz Karl Karl_V. Karl_V. Philipp_Mailand Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Villach Verdun Frankreich Dorfe_Sievershausen Donau Verdun Hannover Frankreich Frankreich Neapel Spanien
Karl der Groe.
97
dem Hauptheere schon der das Gebirge, während die Nachhut mit Ge-pack und Beute beladen, langsam folgte. Da strzten im Thale Ronce-val^) die feindlichen Bergbewohner aus den Schluchten hervor, und erschlu-gen nach tapferer Gegenwehr viele Mannen Karl's, darunter auch den berhmten Helden Roland^).
Karl hatte eilen mssen, denn die Sachsen unter Wittekind waren 4. Zug wieder aufgestanden. Taufe. Reichstag, Huldigung, Alles war vergessen, gegen die Burgen und Kirchen, die Karl hatte bauen lassen, wurden niedergerissen,
Priester und frnkische Besatzungen ermordet. Mit Sturmeseile flog Karl u* herbei, bei Kln strmte er der den Rhein und schlug den Feind stlich davon an der Edery. Wittekind floh der die Weser zurck. Die Sachsen gelobten auf's neue Gehorsam und Viele lieen sich taufen. Karl verweilte die Jahre 779 und 780 in dem beruhigten Lande, lie Kirchen und Klster bauen und grndete Bisthmer 2), aus denen mit der Zeit blhende Städte wurden. Bei jedem Domstift lie Karl eine Schule an-legen und so verbreitete sich von den Bischofssitzen allmhlich Bildung der _ f . das deutsche Land. Tiefe Stille herrschte in Sachsen und im Jahre 781 5?r m Zog Karl nach Italien, um sich in Rom von seinen Feldzgen zu erholen. "
Aber schon im nchsten Jahre (782) brachen die Sachsen unter Wittekind wieder los und vernichteten ein frnkisches Heer am Sntelae-btrge, unweit der Weser. Da fuhr Karl zornig auf und ging wie ein wilder Lwe auf sie los. Er trieb sie vor sich Her nordwrts bis in die Gegend von Verden, da wo die Aller in die Weser fliet. Wittekind war Blutbad wieder nach Dnemark entflohen, aber 4500 gefangene Sachsen lie Karl *u A"den zu Verden an einem Tage enthaupten. Im heiligen Schmerz der dieses ' grauelhaste Gewrge erhob sich das ganze Volk der Sachsen aus den ent-ferntesten Gauen, um einen verzweifelten Krieg zu führen gegen Karl, den sie nun nicht anders als den Schlchter" nannten. Im Monat Mai des Jahres 783 traf sie Karl bei Detmold in derselben Gegend, wo Detmold emst Hermann die Rmer geschlagen und vernichtet hatte. Karl lagerte sich 783. cm den Hhen, die Sachsen standen in offenem Felde. Es wurde mit groer Erbitterung gekmpft, nur mit Mhe vermochte Karl Stand zu halten und er war so geschwcht, da er sich erst nach Paderborn zurck-ziehen mute, um hier Verstrkung zu erhalten. Alsdann aber brach er wieder auf gegen das Sachsenheer, das nicht weit von Paderborn an der Schlacht an Hase gelagert war und unter Wittekind's Anfhrung stand. Die Franken der Hase, hatten _ den Vortheil grerer Kriegserfahrung und besserer Bewaffnung,
denn viele von ihnen waren mit eisernen Helmen und Panzern bewehrt.
Bei den Sachsen dagegen war dies nur den Vompfimpn pft-n-n-pt sp
7* "T'r, " M".2ioer meyr als aus t&ilen vertrauten
sie aus ihre Sache und ihre Liebe zum Vaterlande. 6000 Sachsen lagen erschlagen; da flohen die brigen.
S Ronceval, ein enges Thal inden Pyrenen, nrdlich von Pamplona. -trger ^Eder^S 93 21/ f en: "Iein Roland" und Roland Schild-
is 9? Bonifaz gegrndeten Bischofsitzen stlich vom Rhein
bnr'c6 l-n H ^afiau' Regensburg, Salzburg. Wnrzburg und Erfurt) kamen J&'i'lbmzu: H-Iwad,, Pdnb., Mnster,
Osnabrck, Minden, Hildesheim, Verden und Bremen.
Spi- und Beriet. Weltgeschichte I. 7. Auflage.
7
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl_u* Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl_*u Karl Karl Karl Karl Karl Hermann Karl Karl_Stand Karl Roland_Schild- Bonifaz
Moritz von Sachsen. 175
23. Mai) Innsbruck zu verlassen i). Man setzte ihn, weil er an der Gicht litt, in eine von Mauleseln getragene Snfte, leuchtete ihm mit Fackeln vor und fhrte ihn durch Bergschluchten und auf Felsenpfaden nach Villach 2). Moritz verfolgte den Kaiser nicht, sondern begab sich von Inns-brck zur Frstenversammlung nach Pas sau 2).
Karl V. erkannte jetzt, da er vor der Hand weder die Evangelischen unterdrcken, noch die deutschen Reichsfrsten in vollstndige Abhngigkeit von sich bringen knne und so war es ihm nur darum zu thun, zunchst die lothringischen Städte Metz, Toul und Verdun 2), welche Heinrich Ii.
kurz vorher dem deutschen Reiche entrissen hatte, wieder zu gewinnen. Um diesem Unternehmen seine ganze Kraft widmen zu knnen, ermchtigte er seinen Bruder Ferdinand, mit Moritz den Vertrag zu Passau (2. Au- Vertrag zu gust 1552) abzuschlieen; durch den (auerdem da Landgraf Philipp Passau seine Freiheit erhielt) bewilligt wurde, da ein allgemeiner Reichstag 1552-gehalten und der Religions-Zwiespalt zur christlichen Vergleichung gebracht werden solle und da bis dahin Niemand der Religion halber beunruhigt werde, sondern Jeder solle bei seiner Religion und Glauben ruhiglich und friedlich gelassen werden."
Da der Kaiser auch in den folgenden Jahren durch den Krieg mit Frankreich (15521556) in Anspruch genommen war3), so mute er es geschehen lassen, da König Ferdinand auf dem Reichstag zu Augsburg den sogenannten Augsburger Religionsfrieden (den 25. Septem- Religions-ber 1555) mit den Reichsstnden, welche sich zu der Augsburger Konfesston friede zu bekannten, abschlo. Laut desselben blieben die evangelischen Stnde Augsburg im Besitz aller von ihnen eingenommenen Stifter und sollten mit den 1555, katholischen Stnden gleiche und ungestrte Freiheit ihres Glau-beus genieen^).
Kurfürst Moritz erlebte diesen Frieden nicht. Im Jahre 1553 zog er gegen den frher mit ihm verbndeten Markgrafen Albrecht von Branden-burg-Kulmbach, der den Passauer Vertrag nicht anerkennen wollte, zu Felde,
besiegte ihn bei dem Dorfe Sievers Haufen2) (9. Juli 1553), starb Siever-aber zwei Tage nachher am 11. Juli im 32. Lebensjahre an seinen hauseu
155o.
t) Johann Friedrich ward von dem Kaiser seiner Haft entledigt, mute aber versprechen, dem kaiserlichen Hoflager freiwillig bis auf Weiteres zu folgen. Im September 1552 kehrte er nach Thringen zurck und starb 1554. Seine Nachkommen herrschen noch jetzt in den schsischen Herzogthmeru.
*) Villach in Krnthen an der obern Drau, von Innsbruck 30 Meilen entfernt. Passau, an der Donau, im Osten Baiern's. Metz, an der Mosel;
Toul, sdlich von Metz, ebenfalls an der Mosel; Verdun, S. 102. Anm. 2. Sievershauseu, Dorf im niederschsischen Kreise in der Lneburger Heide, in der preuischen Provinz Hannover.
3) Im Waffenstillstand zu Vaucelles (im nrdlichen Frankreich an der Schelde) 1556 mute Karl die Städte Metz, Toul und Verduu mit ihren Ge-bieten an Frankreich abtreten. Seit 1870 gehrt Metz wieder zu Deutschland.
4) Ueber einen Punkt konnte man sich nicht einigen. E entstand nmlich die Frage, ob die bohen Geistlichen (Bischfe u. s. w.), welche zur lutherischen Lehre bergingen, ihre Stifter und Pfrnden behalten sollten oder nicht. Die Protestanten ver-langten das Erstere, die Katholiken das Letztere. Dieser Punkt, der sogenannte geist-liche Vorbehalt (reservatum. ecclesiasticum), wurde daher in den Friedensvertrag aufgenommen mit dem Zustze, da sich die Stnde darber nicht htten vergleichen knnen. So war ein Keim zu neuen Streitigkeiten in dem Frieden selbst enthalten.
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Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Sachsen Moritz Karl_V. Karl_V. Heinrich_Ii Heinrich Ferdinand Ferdinand Moritz Philipp_Passau Philipp Ferdinand Moritz Albrecht_von_Branden-burg-Kulmbach Albrecht Johann_Friedrich Johann Friedrich Metz Sievershauseu Karl_die_Städte_Metz Karl
Extrahierte Ortsnamen: Villach Verdun Frankreich Villach Donau Verdun Lneburger_Heide Hannover Frankreich Frankreich Deutschland
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dem, Stiefeln und Sporen und die Reitpeitsche in der Hand, in die Ver-
sammlung und donnerte die Abgeordneten so an, daß sie sich alsbald fügten.
Seitdem machte das Parlament nie wieder einen Versuch, sich den Anord-
nungen des Königes zu widersetzen.
Mazarin blieb bis zu seinem Tode (9. März 1661) an der Spitze
der Staatsverwaltung, dann aber übernahm Ludwig selbst die Leitung der
Geschäfte. Die Anfrage einiger Räthe, an wen sie sich nun in Staats-
sachen zu wenden hätten, beantwortete er mit den berühmten Worten:
„An mich, denn der Staat das bin ich (letat c’est moi). Und die ge-
bietende Stellung, welche Ludwig im Innern seines Reiches einnahm, nur
er auch entschlossen, gegen seine Nachbarn, ja gegen ganz Europa durch-
zusetzen. Er wollte der erste Monarch der Erde werden und hielt zur Er-
reichung dieses Zieles kein Opfer für zu groß. Nach außen trat Ludwig
daher als Eroberer auf. Schon im westfälischen Frieden 1648 hatte
ihm Deutschland die schöne Provinz am Rhein, Elsaß, abtreten müssen.
11 Jahre (1659) später, schloß er mit dem Könige von Spanien, Phi-
lipp Iv., den pyrenäischen Frieden, durch welchen er neue Besitzungen
an den Ostpyrenäen und mehrere Festungen an der niederländischen Gränze
erhielt. Im Jahre 1667, nach Philipps Iv. Tode, griff er die spani-
schen Niederlande unter dem Vorwände an, daß seine Gemahlin, Maria
Theresia, Tochter Philipps Iv., Ansprüche auf dieselben habe. Die Spa-
nier waren aus den Krieg nicht vorbereitet, und so gelang es den franzö-
sischen Truppen, in kurzer Zeit bedeutende Eroberungen zu machen. Lud-
wig selbst befand sich bei dem Heere, das unter Türen ne und Condö
in Flandern einrückte, wohnte aber nur der Einnahme einiger Festungen
bei und kehrte dann mit großem Glanze nach Paris zurück, um sich für
seinen Feldzug von den Schmeichlern des Hofes bewundern zu lassen.
Die Fortschritte der Franzosen flößten vorzüglich den Holländern Be-
sorgniß ein; denn diese wollten lieber das spanische Gebiet zwischen sich
und Frankreich zur Scheidewand, als das letztere zum unmittelbaren Nach-
bar zu haben. Sie schlossen daher mit England und Schweden die soge-
nannte Tripelallianz und nöthigten so Frankreich zu dem Frieden von
Aachen (1668), in dem Ludwig sich mit zwölf niederländischen Städten
begnügen mußte.
Der französische König konnte es jedoch den Holländern nicht vergeben,
daß sie es vornehmlich gewesen waren, die seine Eroberungspläne vereitelt
hatten. Er traf daher Vorbereitungen, die verwegenen Republikaner zu
züchtigen. Es gelang ihm, die Tripelallianz zu trennen und England
(Karl Ii.) und Schweden (Karl Ix.) auf seine Seite zu ziehen. Auch wa-
ren diesmal sogar zwei deutsche Fürsten, der Bischof von Münster und der
Kurfürst von Köln, mit Frankreich verbündet. Im Jahre 1672 brach
Ludwig mit einem Heere von 120,000 Mann, das Conde und Türenne
befehligten, in die Niederlande ein. Der erste Stoß gegen die Republik
war furchtbar, binnen Monatsfrist standen die Franzosen im Herzen des
Landes; mehr als 40 Festen öffneten theils durch Schrecken, theils durch
Verrath die Thore. Schon war Naarden^) gefallen; noch ein Schritt
') Naarden, Stadt am Südrande des Zuidersees, südöstlich von Amsterdam.
Ii 16
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Iv. Philipps Maria
Theresia Maria Theresia Philipps_Iv. Philipps_Iv. Ludwig Karl_Ii Karl Karl_Ix. Karl_Ix. Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Rhein Elsaß Spanien Philipps Flandern Paris Frankreich England Schweden Frankreich Aachen Ludwig England Schweden Frankreich Niederlande Amsterdam
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gewannen die Kaiserlichen nicht viel. Um sie von einem Einfalle nach
Frankreich abzuhalten, ließ der dortige Kriegsminister Louvois die deut-
schen Gränzländer zwischen Saar, Mosel und Rhein mit Feuer und
Schwert verwüsten und so für größere Heersäulen unzugänglich machen.
Unter Plünderungen und Mordbreunereien dauerte der Krieg noch mehrere
Jahre fort; dann aber erklärte Colbert, der französische Finanzminister,
daß ohne Frankreichs Ruin der Kampf nicht wohl fortzusetzen sei, und ein
Pariser Witzling rief wegen der ganz jungen Rekruten aus: „Das Heer
ist gut, laßt's nur großjährig werden!" Bei solcher Sachlage ließ Ludwig
zu Nimwegen*) des Friedens wegen unterhandeln. Er wußte geschickt
seine Gegner zu trennen und mit den einzelnen Parteien ihm günstige
Verträge zu schließen, die den gemeinschaftlichen Namen „des Nimweger
Friedens" führen (1678). In diesem erhielt Frankreich die ganze
Franche Comte, die bisher unter deutscher Hoheit gestanden hatte, und
10 Städte im Elsaß. „Nimm weg!" nannten die Deutschen damals höh-
nend diesen Frieden.
Ii. Duöwigs Heumoneu (1680).
Vorschlag des Parlamentsrathes Noland de Revaur. Der Ausdruck ,,Dependen-
zen". Reunivnskammern zu Metz, Breisach und Besan^on. Der Verlust Straß-
burgs (1681). Die französische Sprache wird Sprache der Diplomaten.
Ludwig stand jetzt auf dem Gipfel seiner Macht. Aber das Glück,
das alle seine Unternehmungen bisher begleitet hatte, verleitete ihn zu Un-
gerechtigkeiten. Der beste Beweis dafür sind seine sogenannten Reunionen
oder Ländereinverleibungen. Auf Vorschlag des Parlamentsrathes Roland
de Revaux setzte der König, dem die Schwäche des deutschen Reiches sehr
wohl bekannt war, Gerichtshöfe unter dem Namen von Reunionskammern
zu Metz*), Breisachs) und Besaneon*) ein, welche nach dem Artikel des
westfälischen Friedens: „Elsaß und die andern Landschaften seien Frank-
reich mit allen ihren Dependenzen (Zugehör) abgetreten", jetzt unter-
suchen sollten, was Frankreich noch Alles zukomme. Offenbar war mit
dem Zusatze „Dependenzen" nichts anderes gemeint, als diejenigen Län-
der, welche zur Zeit der Uebergabc dazu gehörten. Die Richter aber dehn-
ten diesen Artikel auf alle Landstriche aus, welche nur in irgend einem
Verbände mit Elsaß gestanden hatten und sprachen so eine Menge Pfäl-
zischer und anderer Graf- und Herrschaften ihrem Könige zu. Dieser ließ
sogleich die Besitzer auffordern, dem neuen Oberherrn zu huldigen, und
nahm, als sie nicht erschienen, ihr Eigenthum als verwirktes Lehen mit
- Gewalt in Besitz. Umsonst schrie über diese Anmaßung Alles laut auf.
Ludwig war Ankläger, Richter, Vollstrecker — Alles in einer Person; ja
der freche Louvois bewies die Gerechtigkeit des Raubes damit, daß man ja
Gerichtshöfe dafür niedergesetzt habe. Die Verletzten klagten beim deut-
schen Reichstag; aber dieser verlor die Zeit mit Streitigkeiten über rothe
und grüne Sessionsstühle und über die Rechtschreibung des Wortes Kur-
') Nimwegen s. o. S. 205. Anmerkg. — Metz, Stadt in Lothringen
an der Mosel. — Breisach s. o. S. 230. Anmerkg. — Besaneon, Stadt
im östlichen Frankreich (Franche Comte), an der Doubs. Il
Il
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Extrahierte Personennamen: Louvois Ludwig
zu_Nimwegen* Ludwig Duöwigs_Heumoneu Ludwig Ludwig Roland
de_Revaux Ludwig_war_Ankläger Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Saar Mosel Rhein Frankreichs Frankreich Elsaß Noland Breisach Frankreich Nimwegen Lothringen Breisach Frankreich