Das Rheinische Schiefergebirge und die Kölner Bucht.
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zusammen das Reichsland Elsaß-Lothringen und werden von
einem kaiserlichen Statthalter verwaltet. ^
Im tief einschneidenden Moseltal liegt die starke Festung Metz^
mit zahlreicher Besatzung, 68000 E. Sie hat eine schöne Kathedrale.
In der Umgebung von Metz liegen die Orte: Vionville und Mars (ß)
la Tour, Gravelotte und St. Privat, wo am 16. und 18. Aug. 1870
blutige Schlachten geschlagen wurden. Moselabwärts liegt die Festung
Diedenhofen.
B. In Mitteldeutschland.
1. Das Rheinische Schiefergebirge
und die Kölner Bucht.
1. Das Rheinische Schiefergebirge, zu beiden Seiten des
Rheines, ist ein etwa 500 m hohes, mit einzelnen höheren Erhebun-
gen besetztes, teilweise reich bewaldetes Plateau. Es besteht vorwie-
geud aus den unteren Schichten des Devon (Vorkohlenzeit), das sonst
nirgends in Deutschland eine so weite Ausdehnung hat. Das Ge-
stein ist überwiegend ein grauer bis schwarzgrauer Tonschiefer, wo-
her auch der Name Schiefergebirge kommt. Das Klima ist rauh
(schneereiche Winter), der Boden steinig und wenig ertragfähig. Dürftige
Getreidefelder, Heidestrecken und Torfmoore wechseln miteinander ab.
Einen großen Gegensatz zu der rauhen Hochfläche bilden die
eingesenkten Flußtäler. Sie sind infolge der tiefen und vor Win-
den geschützten Lage vorzüglich zu Feld-, Obst- und Weinbau geeignet
und dicht bevölkert.
Die Bewohner des Rheinischen Schiefergebirges sind Franken,
im N. (Sauerland) Niederdeutsche. Am linksrheinischen Schieferge-
birge hat die preußische Rheinprovinz, am rechtsrheinischen Schiefer-
1 Im I. 1552 kamen Metz, Toul und Verdun, 1648 Elsaß zur Hälfte,
in der Revolution der Rest an Frankreich. 1681 wurde Straßburg durch Lud-
wig Xiv. weggenommen.
2 Metz, das schon vorrömische Mediomätrica, nach der Teilung der karo-
lingischen Lande (870) freie deutsche Reichsstadt, wurde im Westfälischen Frie-
den förmlich an Frankreich abgetreten.
4*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Elsaß-Lothringen Mitteldeutschland Devon Deutschland Rheinischen_Schiefergebirges Verdun Frankreich Westfälischen_Frie- Frankreich
Das Rheinische Schiefergebirge und die Kölner Bucht.
artige Industrie ins Leben gerufen. Hier werden auch Eisenerze
gefunden und dazu kommt, daß auch das Siegen er Eisen lager nicht
allzuweit entfernt ist. Von da, aber auch von weiterher (Lothrin-
gen, Luxemburg, Schweden ?c.) werden die zur Verarbeitung nötigen
Eisenerze bezogen. Die bedeutendste der etwa 30 Fabrikstädte ist
Essen, 295000 E., mit der weltberühmten Gußstahlfabrik von Krupp,
welche Kanonen, Geschosse, Panzerplatten, Eisenbahnschienen, Rad-
reifen und Schiffswellen liefert. In der Nähe liegt das gewerbtätige
Mühlheim a. d. Ruhr, 113000 E.
Im östlichen Teil liegen die zu Westfalen gehörigen Städte
Hagen, 89000 E., mit Eisen- und Stahlindustrie, und Iserlohn,
Zi 000 E., mit Eisen- und Messing-Jndustrie. Nördlich Dortmund,
214000 E., die ansehnlichste, rasch angewachsene Stadt Westfalens
mit bedeutender Industrie (Steinkohlenzechen, Hüttenwerke, Bier-
brauereien). Bochum, 137 000 E., mit Eisen- und Stahlwerken,
westl. die Bochumer Gußstahlfabrik. Gelsenkirchen, 170000 E., mit
großen Kohlenbergwerken.
5. Die Kölner Bucht. Bei Bonn tritt der Rhein in die Nie-
derrheinische Tiefebene ein. Ein keilförmiger Einbruch derselben ist die
Kölner Bucht. Sie enthält fruchtbaren Boden und ist für Acker-
bau und Viehzucht sehr geeignet. Aber die Nähe der reichen Stein-
kohlenlager hat auch das gewerbliche Leben zu hoher Entwicklung
gebracht. Köln,' 516000 E., die größte Stadt am Rhein, ist in-
mitten der fruchtbaren Tieflandsbucht und nahe dem reichen Wasser^
netz der Niederlande gelegen. Zugleich ist sie von industriereichen
Gebirgen umgeben und von wichtigen Verkehrsstraßen durchkreuzt.
Sie hat in der Neuzeit einen großen, modern ausgestatteten Hafen
bekommen und ist jetzt der wichtigste Handelsplatz im nordwestlichen
1 Die ursprüngliche Ansiedelung der germanischen Ubier wurde i. I. 51
nach Chr. zur Kolonie erhoben und zu Ehren der hier geborenen Tochter des
Germanicus Colonia Agrippina genannt. Karl d. Gr. erhob das im 4. Jahrh.
gegründete Bistum Köln zum Erzbistum. Der Reichtum der Kölner Bürger
verschaffte (um die Wende des 12. Jahrh.) die Mittel zur Errichtung hervor-
ragender Bauten. Um 1400 erreichte die Malerei in Köln eine hohe Blüte
(Altkölner Malerschule im Museum). Bis 1794 freie Reichsstadt, wurde die Stadt
.4815 preußisch.
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Extrahierte Personennamen: Krupp Hagen Karl_d Karl
Die Oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. 47
führte von Gallien nach den Kastellen an der Donau (Nancy-
Paß von Zabern—straßburg —Pforzheim—ulm). In der Ebene war
nur hier die Reihe der Sümpfe durch ein festes Ufer unterbrochen und
ein passender Übergang ermöglicht. Zu diesen Verkehrswegen (heute
zahlreiche Eisenbahnen und zwei Kanäle, Rheiwrhone- und Rhein-
Marne-Kanal) kam in neuerer Zeit noch eine Durchquerung des
Schwarzwaldes, die Schwarzwaldbahn. Durch Anlegung der neuen
Befestigung ist das Stadtgebiet auf das Doppelte erweitert und mit
schönen Gebäuden bereichert worden.
Weiter nordwärts, in der Pfalz, schiebt sich höher gelegenes-
Land bis ans Ufer, weshalb sich hier mehrere Städte am Flusse
selber bilden konnten: Germersheim, eine Festung zum Schutze des
Rheinüberganges, Speier/ 23000 E., die ehrwürdige Hauptstadt
des Kreises. Der Dom (gegründet 1030) ist eine der größten und*
schönsten romanischen Kirchen (8 deutsche Kaiser ruhen in seinen Ge-
wölben). Ludwigshafen a. Rh.,^ 83000 E., ist eine neuere Stadt
und der wichtigste bayerische Rheinhafen, ein Hauptknotenpunkt der
pfälzischen Eisenbahnen. Es hat bedeutende Fabriken, namentlich die
größte chemische Fabrik der Welt (Anilin und Soda).
Weiter flußabwärts liegt (in Hessen) das alte, gewerbetätige
Worms, 47 000 E., die einstige Hauptstadt der Burgunder. Sein
Dom ist einer der schönsten romanischen Bauten. Lutherdenkmal.
Am Fuße der Haardt liegen die ehemalige Bundesfestung Landau
i. Pf. und die Weinorte: Neustadt a. d. Haardt, Mittelpunkt des
pfälzischen Weinhandels, Deidesheim, Dürkheim.
10. Das Nordende der Oberrheinischen Tiefebene. Der nörd-
liche Teil der Oberrheinischen Tiefebene, das Mainz - Frankfurter
Becken, einschließlich der Wetterau, ist gleichfalls ausgezeichnet durch.
fruchtbaren Boden, sehr mildes Klima und landschaftliche Schönheit.
In ihm vereinigen sich auch zahlreiche Verkehrswege, vor allem die-
jenigen, welche dem Rhein und dem Maine folgen.
Mainz, 111000 E., an der Mündung des Maines in den
1 Schon Römerstadt, frühzeitig (610) Bistum, dann bedeutende Handels-
und Reichsstadt, 1689 von den Franzosen niedergebrannt.
^ Einst eine Rheinschanze und Brückenkopf der Festung Mannheim, von
Ludwig I. angelegt.
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Aufruhr in Münster. Bernhard Rothmann.
Wirklich trat der Stadtrat mit dem Domkapitel und mit dem Bischof über diese Forderungen in Unterhandlung und gab zu erkennen, daß er die Gesinnung der Bürgerschaft teile; aber nach dem kläglichen Ausgang des Bauernaufruhrs hielt er es für besser, einen Vergleich zu schließen, infolgedessen alles beim Alten bleiben sollte. Indes gärte unter den Bürgern ein Geist der Unruhe, der zwei Jahre darauf (1527) zu einem neuen Ausbruche kam. Die Beisitzer eines geistlichen Gerichts, welches in der Vorhalle des Domes seine Sitzungen hielt, wurden von einigen Hauptgegnern des Kirchentums überfallen und unter Geschrei und Mißhandlungen von ihren Stühlen vertrieben. Der Rat war furchtsam und erst auf wiederholtes Drängen des Fürstbischofs wurden die Rädelsführer verhaftet, was jedoch ihre Genossen so wenig erschreckte, daß sie das Gefängnis erstürmten und die Befreiten unter Trompeten- und Pfeifenklang durch die Stadt führten. Nur aus Rücksicht auf den Bischof wurden die strafbarsten der Rebellen auf einige Zeit aus der Stadt gewiesen. Einen derselben, den Tuchhändler Bernhard Knipperdolling, einen Mann aus reicher angesehener Familie, aber von so schlechter Gesinnung, daß er nachmals der Catilina von Münster genannt wurde, ließ der Fürstbischof auf einer Reise festnehmen, gab ihn aber nach kurzer Haft wieder frei, und zwar auf Verwendung des Domkapitels, welches sich durch die Drohungen der Volkspartei schrecken ließ.
Bei diesen Ereignissen war die Gärung nicht ohne Einfluß, in welche die von Witten> berg ausgegangene Reformation die Gemüter versetzt hatte. Als nun im Jahre 1529 der Kaplan Bernhard Rothmann an der Kirche St. Mauritz, dicht vor den Toren der Stadt, lutherische Grundsätze in seinen Predigten vorzutragen begann, strömte die Menge derer, welche der Neuerung hold waren, dahin. Um weitern Fortschritten zuvorzukommen, beschloß die Stiftsgeistlichkeit, Rothmann Mittel an die Hand zu geben, aus einer katholischen Universität nochmals Theologie zu hören, und sandte ihn zu diesem Behufe mit einem anständigen Reisegelde, welches sie für ihn zusammenbrachte, nach Köln; Rothmann aber ging nach Wittenberg und von da nach Straßburg und der Schweiz. Nach Jahresfrist kehrte er zurück und erhielt trotz einiger Schwierigkeiten, die man ihm machte, seinen vorigen Posten wieder. Nun nahm er gegen die Geistlichen, welche seine Grundsätze nicht teilten, einen gebieterischen und drohenden Ton an. Als der Franziskaner Johann von Deventer am Lambertustage 1531 im Dome über das Fegfeuer gepredigt hatte, richtete Rothmann sogleich an ihn ein heftiges Schreiben, worin er ihn einen verschmitzten Buben und Feind des Kreuzes Christi, einen Schüler des Satans schalt und die Mönchskutte für einen Schlupfwinkel aller Irrlehren und aller Gottlosigkeiten erklärte. Mit dem Wachstum feiner Partei wuchs seine Kühnheit. Dem Verbote des Bischofs, der ihm das Predigen untersagte, leistete er keinen Gehorsam, sondern forderte feine Gegner heraus, ihm aus der Schrift zu beweisen,, daß er Irrlehren verkündige, und ließ ein Glaubensbekenntnis in 30 Artikeln erscheinen, welche die wesentlichsten Grundsätze der Reformatoren enthielten. Der Bischof entsetzte ihn hierauf seiner Stelle und entzog ihm das Geleit, was zur Folge hatte, daß Rothmann von feinen Anhängern in die Stadt geholt und zur Lambertuskirche geführt wurde. Als ihm der Pfarrer die Öffnung der Türe verweigerte, stieg er auf eine am Beinhause befindliche Kanzel und hielt über die evangelischen Freiheiten und die Ausrottung des Gottesdienstes eine feurige Predigt. Nach Anhörung derselben drang das Volk in die Kirche und in andere Gotteshäuser und zerschlug Bilder und Altäre. Dies geschah am 28. Februar 1532.
Am 24. März übergab der Bischof Friedrich von Wied, der schon im November 1530 unter Vermittlung des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied und des lutherischen Kurfürsten von Sachsen sein Bistum für 40,000 Gulden verkauft und niemals die bischöf-
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_Rothmann Bernhard_Knipperdolling Bernhard_Rothmann Mauritz Rothmann Rothmann Johann_von_Deventer Johann Rothmann Rothmann Friedrich_von_Wied Friedrich Hermann_von_Wied
Extrahierte Ortsnamen: Witten Wittenberg Straßburg Christi Sachsen
Änderung der Reichsverfassung. 243
Das Bestreben, das Reich in Umfang und Macht zu schmälern, brachte noch eine ausdrückliche Anerkennung der schweizerischen Unabhängigkeit zuwege. Stillschweigend wurde ferner die Lösung der Niederlande aus dem Reichsverbande zugestanden, da im Jahre 1647 auch der König von Spanien in Münster mit den freien Niederlanden einen Frieden schloß und seiner Anerkennung ihrer Unabhängigkeit Vonseiten des Reiches keine Einrede entgegengesetzt wurde. Dabei wurden den freien Niederländern die nördlichen Striche von Flandern, Brabant und Limburg, die sie erst erobert hatten, abgetreten, sie galten unter den Namen „Generalitätslande" als gemeinschaftlicher Besitz der vereinigten Lande. Unerledigt blieb das Verhältnis Lothringens, das infolge der Verwicklung seines Herzogs in den französisch-spani-
Ansicht des Reichssaales in Regensburg während einer Versammlung
der Reichsstände.
sehen Krieg von den Franzosen besetzt worden war und ihnen jetzt ungeachtet der vom Herzog dem Kaiser geleiteten Dienste preisgegeben wurde.
^ Noch wichtiger als die Gebietsveränderungen war die Veränderung der Reichsver-safsnng. Der westfälische Friede tat einen entscheidenden Schritt zur Auflösung des Reiches in eine Anzahl voneinander unabhängiger Staaten. Jus-.0. rs gab das den Reichsständen neu beigelegte Recht, auch mit Auswärtigen Büud-*l ^'E^ßen, sofern sie nicht gegen Kaiser und Reich oder gegen den Landfrieden und den westfalischen Frieden gerichtet seien, vielfache Veranlassung, den Vorteil des Reiches über dem Sondernutzen zu vergessen. Dem Kaiser blieb nur die Leitung der Beratungen in Angelegenheiten des Reiches und die durch das Reichskammergericht und den Reichshofrat zu übende Rech^pflege. Der Abnahme kaiserlicher Gewalt entsprach die Steigerung et fürstlichen Macht in den einzelnen Gebieten. Dazu trug in der Folge die im Laufe
16*
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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486
Reichsdeputationshauptschluß. Säkularisierte Kirchengüter.
verzüglich zu treffenden näheren Bestimmungen." So bekamen die Fürsten, und zwar meist protestantischer Konfession, ein förmliches Privilegium, die katholische Kirche zu plündern, während die protestantische so gut wie kein Opfer brachte.
Die Zahl der im Reichsdeputationshauptschluß namentlich ausgeführten und zur Entschädigung verwendeten Stifter und Abteien setzt in Verwunderung, und wenn es nur darum zu tun gewesen wäre, für die jenseits des Rheines erlittenen Verluste zu entschädigen, so hätte wenigstens ein Dritteil derselben erhalten werden können. Eine andere Ungerechtigkeit lag darin, daß man die Pension der aus ihrem rechtmäßigen Besitze Vertriebenen dem Gutdünken der Okkupierenden überließ, während man die Entschädigungen bis aus Heller und Pfennig festsetzte. An die neue Dotierung der Diözesen und Kapitel wurde durch zwei Jahrzehnte wenig gedacht.
Sturm auf Malborghet, 17. Mai 1809.
Nach einem Gemälde von A. Adam.
Die Kurfürstentümer Köln und Trier hörten ganz auf und ihre Besitzungen diesseits des Rheines wurden zu Entschädigungen verwendet. Der Stuhl zu Mainz wurde auf die Domkirche zu Regensburg übertragen und die Würde eines Kurfürsten, Reichserzkanzlers und Fürst-Primas auf ewige Zeiten damit vereinigt. Preußen bekam die Bistümer Hildesheim, Paderborn, Münster mit Ausnahme einiger Bezirke, die an den Herzog von Oldenburg und andere Fürsten übergingen, und eine Anzahl von Abteien und Reichsstädten, die Mainzischen Besitzungen in Thüringen und das Eichsfeld. Die Stifter Fulda und Corvey gingen an Wilhelm von Oranien, den Sohn des flüchtigen Erbstatthalters von Holland, die durch den Tod des Kurfürsten Karl Theodor (f 1799) erledigten pfälzischen Ämter Breiten, Heidelberg und Ladenbnrg mit der Stadt Mannheim, ferner die diesseitigen Gebiete der säkularisierten Bistümer Konstanz, Basel, Straßburg und Speier, die Herrschaft Lahr, mehrere Reichsstädte und viele Klöster und Stifter an den zum Kurfürsten erhobenen Markgrafen Karl Friedrich von Baden über. Bayern erhielt die geistlichen Fürstentümer Würzburg, Bamberg, Augsburg, das Bistum Freising und einen Teil des Hochstifts Passau nebst 13 Abteien und der Propstei Kempten.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Karl_Theodor_( Karl Karl_Friedrich_von_Baden Karl Friedrich
Mißhandlung und Absetzung der Geistlichen. Franz von Waldeck, Bischof.
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liche Würde empfangen hatte, das Stift seinem Nachfolger, dem braunschweigischen Prinzen Erich. Da dieser schon um Mitte Mai plötzlich starb, erhob sich gleichzeitig in Münster, Osnabrück und Paderborn der religiöse Aufruhr. In Münster wurden die Geistlichen auf offener Straße mißhandelt und sämtliche Pfarrkirchen mit Prädikanten besetzt. Um Pfingsten wurde eine große Disputation über die von Rothmann herausgegebenen Artikel zwischen den Anhängern der neuen Lehre und den Katholiken veranstaltet. Als aber Rothmann dieselbe mit einer Rede über das Ansehen der Schrift eröffnete und von der Gegenpartei verlangte, sie solle alle von ihr behaupteten Lehrsätze aus der Schrift beweisen, erklärten die Katholiken, nach den Grundsätzen der Kirche sich hierauf nicht einlassen zu können, und räumten den Kampfplatz. Dies erschien vielen als ein Geständnis ihrer Unfähigkeit, die alte Lehre zu verteidige::, und beförderte den Sieg der Anhänger des Neuen. Am 16. August übergaben diese dem Rate und den Zünften einen kurzen Entwurf der in der Kirche eingerisfenen Mißbräuche, worauf der Rat, der inzwischen mit dem Landgrafen von Hessen in Verbindung getreten war, aber auch schon von den Zünften beherrscht wurde, den altgläubigen Pfarrern die Fortsetzuug ihrer Amtsverrichtungen untersagte und die Pfarrstellen der Hauptkirchen mit neugesinnten Geistlichen, die zum Teil aus der Fremde herbeigerufen worden waren, besetzte. Rothmann erhielt das Pfarramt zu St. Lambert und führte daselbst, wie in den übrigen Kirchen, die neuen Formen des Gottesdienstes ein. Eine große Anzahl angesehener Personen, darunter auch einige Mitglieder des Rates, verließen damals die Stadt und schlossen sich an das Domkapitel an, welches sich in der Nachbarschaft niedergelassen und am 1. Juni zu Lüdinghausen den Grafen Franz von Waldeck, der bis dahin Administrator von Minden gewesen war, zum Bischof von Münster erwählt hatte. Der neue Oberherr verlangte vom Rate Abstellung der Neuerungen. Als der darüber entstandene Schriftwechsel zu keinem Ergebnis führte, ließ er die Landstraßen sperren, wogegen die von Münster die Zahl ihrer Söldner verstärkten und Anstalten trafen, in den fchmalkaldischen Bund einzutreten. Um einen geschickten Wortführer zu erhalten, schrieben sie an den Syndikus von Bremen, van der Wyk, einen gebornen Münsterer, und bewogen ihn, in den Dienst seiner Vaterstadt zu treten. Inzwischen bot ihnen ein glücklich ausgeführter Gewaltstreich großen Vorteil über den Bischof.
Dieser hatte sich kurz vor Weihnachten mit seinen Räten und dem Domkapitel nach dem benachbarten Städtchen Telgte begeben, um dort die Huldigung des Landes entgegenzunehmen und mit der Stadt Münster über einen Ausgleich zu verhandeln. Während nun Boten hin und her gingen, faßten die Parteihänpter den Entschluß, den Bischof mit der ganzen Klerisei gefangenzunehmen. Plötzlich um Mitternacht wurden die Bürger bewaffnet auf dem Markt versammelt und 600 derselben nebst 300 Söldnern zu dem Unternehmen auserlesen. Ehe der Morgen anbrach, stand die Schar vor Telgte und sprengte die Tore. Achtzehn der Vornehmsten, auf die es abgesehen war, sielen mit reicher Beute in ihre Hände; doch der Bischof selbst war ihnen entgangen, weil er zufällig am Tage vorher nach Iburg abgereist war. Wie heftig nun dieser auch über das Unglück seiner Räte erzürnt war, sah er sich doch
genötigt, um nicht auch das Leben der letztem zu gefährden, die Hand zu einem Vertrage
zu bieten, der unter Vermittlung des Landgrafen am 14. Februar 1533 zustande kam. Der wesentliche Inhalt war, daß die Stadt die 6 Pfarrkirchen für den evangelischen Gottesdienst behalten solle, „bis ein gemein, frei und christliches Konzilium deutscher Nation gehalten würde. Dagegen sollte Rat und Bürgerschaft den Bischof, das Kapitel und die Stifter außer jenen 6 Pfarrkirchen bei ihrer Religion unbekümmert und für sich leben lassen, bis
der Allmächtige es anders schicken mochte." In weltlichen und zeitlichen Angelegenheiten
versprach die Stadt, dem Bischof als ihrer Obrigkeit schuldigen Gehorsam zu leisten und
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Extrahierte Personennamen: Franz_von_Waldeck Franz Erich Rothmann Rothmann August Rothmann Franz_von_Waldeck Franz
Politische Bestimmungen des westfälischen Friedens.
241
Der westfälische Friede.
Die Friedensunterhandlungen, deren Ergebnis am 24. Oktober 1648 zustande kam und, obgleich in zwei besondern Urkunden niedergelegt, als ein Ganzes unter dem Namen des westfälischen Friedens gelten sollte, hatten sich in die Länge gezogen, nicht allein durch die in der Sache liegende Schwierigkeit, sondern auch durch die Neigung der Fremden, besonders des französischen Gesandten, die Verhältnisse noch mehr zu verwirren, damit sie desto leichter die übrigen trennen und dadurch selbst gewinnen könnten. Nur der beharrliche Wille des Kaisers, der Deutschland um jeden Preis beruhigt sehen wollte, konnte die Sache zu Ende führen und die kaiserlichen Abgeordneten, zunächst Graf Tranttmannsdorff, erwarben sich das Verdienst, die von Selbstsucht, Engherzigkeit und Beschränktheit erregten Hindernisse durch kluges Nachgeben allmählich zu beseitigen. Obgleich die beiden fremden Mächte, die immer zur Unterstützung von Reichsständen Krieg zu führen behauptet hatten, auch bei den Friedensunterhandlungen die Selbständigkeit der Reichsstände behufs der Schwächung des Reiches gewahrt sehen wollten, drangen sie doch darauf, daß vor allem ihre Entschädigungen bestimmt wurden. So wurden denn Teile des Reiches abgerissen, um die Hilfe zu bezahlen, mit welcher die Fremden so eifrig an bessert Untergang gearbeitet hatten.
Frankreich erhielt unter Aufhebung jeglicher Beziehung der abgetretenen Gebiete zum Reiche das schon längst in feinem Besitze befindliche weltliche Gebiet der drei lothringischen Bistümer, sodann die Eroberung Bernhards, die Landgraffchaft im obern und untern Elsaß, den Sundgau und die Landvogtei der zehn im Elsaß gelegenen Reichsstädte und jenseits des Rheines als Tor, in Deutschland einzudringen, die Stadt Breifach. Für Italien wurde ihm der Besitz der seit dem mantuanischen Erfolgekriege behaltenen Gegend von Pignerol auf Kosten Savoyens zugesprochen, wodurch es Herr der wichtigsten nach Italien führenden Alpenstraße blieb. Schweden erhielt außer einer Geldsumme den westlich der Oder gelegenen Teil Pommerns, Vorpommern genannt, nebst einem kleinen Teile des jenseitigen oder Hinterpommerns, den Inseln Usedom, Wollin und Rügen und dem Gebiete von Wismar sowie feine letzte Eroberung, die Bistümer Bremen und Verden, jedoch so, daß die Gebiete Teile des deutschen Reiches blieben und die Könige von Schweden für dieselben in das Verhältnis von Reichs-fürften traten. Die Abtretung an Schweden hatte Einfluß auf Brandenburg, welchem dadurch ein Teil des ihm gebührenden Pommern entzogen war. Zur Entschädigung dafür wurden das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Halberstadt und Minden, die auch weltlich selbständige Gebiete bildeten, ferner ein in Hinterpommern im Bistum Kamin gelegenes, und diesem gehöriges weltliches Gebiet verwendet, das erste mit dem Namen eines Herzogtums, die drei letzten unter dem von Fürstentümern. In gleicher Weise erhielt Mecklenburg zur Entschädigung für Wismar die Stiftslande der Bistümer Schwerin und Ratzeburg. Eine Gebietsvermehrung auf demselben Wege der Säkularisation forderte und erhielt wegen ihres beharrlichen Festhaltens an der Verbindung mit Schweden und Frankreich die Witwe des Landgrafen Wilhelm von Hessen-Kassel, der nebst einer Geldsumme das Gebiet der Abtei Hersfeld zugesprochen wurde. Von den übrigen im Reiche festgesetzten Veränderungen war die wichtigste die, daß man dem Herzog von Bayern nicht allein die von ihm in Besitz genommene Oberpfalz, sondern auch die Kurwürde ließ, während für den wiedereingesetzten toohrt Friedrichs V., Karl Ludwig, eine achte Kurwürde errichtet wurde, für welche man nachher, um sie den übrigen gleichzustellen, das Erzschatzmeisteramt gründete.
Schöppner-König, Charakterbilder. Iii. 4. Aufl. 1 ß
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrichs_V. Karl_Ludwig Karl Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Bernhards Elsaß Deutschland Italien Savoyens Italien Pommerns Wollin Wismar Schweden Brandenburg Magdeburg Minden Hinterpommern Wismar Ratzeburg Frankreich Hessen-Kassel Friedrichs Schöppner-König
288 Die kaiserliche Tafel.
sich in seiner Gegenwart zu bedecken; nichtregierende Prinzen und Gesandte mußten bei der Tafel stehen und entfernten sich nach dem ersten Trunk des Kaisers. Wenn er aber auf der Jagd war oder bei der Kaiserin speiste, wurden auch Fürsten und Grafen des Reiches
Dom von Speyer, 1689 verwüstet.
zu Tische gezogen. Im letzteren Falle servierten Hofdamen. Einige Male im Jahre fuhr das kaiserliche Paar mit dem Hofstaate zu den Varsüßer-Nonnen, um mit denselben nach ihrer Ordensregel zu speisen. Außer der Teilnahme an den Geheimratssitzungen gewährte er wöchentlich dreimal von 7 bis 9 Uhr abends jedermann, der etwas vorzubringen hatte,
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Schwur auf das Evangelieubuch. Offertorium. Kommunion.
Der Kaiser legte die Finger auf das Evangelieubuch und schwur den vorgeschriebenen Eid, erst in lateinischer und dann in deutscher Sprache. Er lautet: „Ich gelobe und verspreche vor Gott und seinen Engeln, daß ich jetzt und hinsüro Gesetz und Gerechtigkeit, auch den Frieden der heiligen Kirche Gottes will halten und handhaben, auch dem Volk, so mir unterworfen ist, nützen und die Gerechtigkeit schaffen und mitteilen will, daß ich des Reiches Recht mit gebührender Betrachtung göttlicher Barmherzigkeit erhalten will, wie ich solches mit dem Rate der Fürsten, auch des Reiches und meiner Getreuen am besten erfinden kann. Ich will auch dem heiligen römischen Bischof und der römischen Kirche Gottes gebührende geistliche Ehre erzeigen und die Rechte, welche von Kaiser und Königen der Kirche und den geistlichen Männern gesammelt und gegeben sind, ungeschwächt erhalten und sorgen, daß sie erhalten werden, auch den Prälaten, Stünden und Lehensleuten des Reiches gebührende Ehre entgegenbringen und beweisen, soviel mir unser Herr Jesus Christus Hilse, Stärke und Gnade verleiht."
Der 'Kaiser begab sich dann vom Altare weg wieder in seinen Betstuhl; der Kouse-krator wusch die Hände, legte die Handschuhe und deu bischöflichen Ring wieder an und stieg die Stufen des bischöflichen Thrones empor, worauf mit der heiligen Messe fortgefahren und das Evangelium gesungen wurde.
Der Chordirektor überbrachte dem Erzbischof von Trier das Evangelienbuch, der es dem Kaiser zum Kusse reichte. Der Kurfürst von Köln inzensierte, worauf die kur-maiuzifche Kapelle das Credo und das Offertorium fang. Während des Offertoriums führten die Erzbischöse von Trier und Köln den Kaiser, welchem von den Reichsbeamten Zepter und Reichsapfel gereicht worden waren, zum Altar, wo derselbe kuieud die Pateue küßte, das Zepter und den Reichsapfel den Reichserbümtern zurückgab, sein Opfer in das von dem Zeremoniar dargereichte Becken legte und dann wieder in den kaiserlichen Betstuhl zurückging. Die Erzbischöse von Trier und Köln nahmen dem Kaiser die Krone ab und legten sie aus ein Kissen.
Bei dem Agnus Dei brachte der Erzbischos von Trier dem Kaiser den Friedenskuß und der Erzbischof von Köln reichte ihm das Weihwasser. Nach der Kommunion des Konsekrators wurde der Kaiser von den Erzbischösen von Trier und Köln zum Altar geführt und empfing aus der Hand des Erzbischofs von Mainz die heilige Hostie und das heiligste Blut aus dem Kelche des Konsekrators. Der Konsekrator betete: „Er lasse, was geistlich und weltlich und durch seine Gnade bei deiner Krönung versammelt ist, unter seinem Schutz und deiner Regierung lange Zeit glücklich beherrschen, damit sie den Geboten Gottes gehorsam, von Widerwärtigkeiten befreit, an allen Gütern vollauf haben, dann sowohl in dieser Welt der zeitlichen Ruhe als auch mit dir der Gesellschaft der ewigen Bürger im Himmel genießen mögen, das wolle der verleihen, dessen Reich ohne Ende währet von Ewigkeit zu Ewigkeit." „„Amen.""
Zuletzt erteilte der Konsekrator den Segen: „Der Segen Gottes f des allmächtigen Vaters und f des Sohnes und t des heiligen Geistes komme herab und bleibe allzeit über
Euch und sein Friede fei allzeit mit Euch!" „„Amen.""
Dem Kaiser, von den Erzbifchöfen von Trier und Köln wieder zum Betstuhl geführt, wurde die Krone aufgesetzt, worauf sämtliche Kurfürsten oder deren Gesandte ihn zum kaiserlichen Throne begleiteten; unterdessen sang die Kapelle das Responsorium: „Seines
Herzens Sehnsucht, o Herr, hast du ihm gewähret und das Begehren seiner Lippen ihm nicht
verweigert". Während sich der Kaiser aus den Thronsessel setzte, sprach der Konsekrator: „Nimm ein und behalte die königliche Stelle, welche dir nicht durch Erbrecht noch durch väterliche Nachfolge, sondern durch die Stimmen der Kurfürsten des deutschen Reiches,
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