Wallensteins lebten auch sie in den letzten Kriegsjahren von Raub und Plünderung der unglücklichen Einwohner Deutschlands, wober sie sich unmenschliche Grausamkeiten zu schulden kommen ließen. Endlich wurde im Jahre 1648 zu Münster und Osnabrück der westfälische Friede geschlossen. In demselben wurde den Protestanten freie Religionsübung gewährt. Vorpommern mit der Insel Rügen fiel an Schweden. Brandenburg erhielt Hinterpommern, das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Halberstadt und Minden. An Frankreich mußte Deutschland das Elsaß und die Städte Metz, Toul und Verdun abtreten. Holland und die Schweiz wurden von Deutschland getrennt und waren von da an selbstänbige Staaten. Durch den westfälischen Frieden würden die deutschen Fürsten unabhängig vom Kaiser und erhielten unumschränkte Macht 'in ihren Staaten. Es entftanb eine Menge kleiner Einzelstaaten, welche das Bewußtsein verloren, daß sie eines Stammes waren, und welche, anstatt durch Einigkeit zu erstarken, sich untereinander befehdeten. So war das deutsche Reich zersplittert und machtlos. Dazu waren weite Strecken durch Krieg und Pest entvölkert, und Zucht und gute Sitte waren fast gänzlich geschwunden.
Welches war die Veranlassung zum dreißigjährigen Kriege?
Welche Folgen hatte der böhmische Krieg für die Protestanten Böhmens?
Worans erklärt sich das siegreiche Vordringen des kaiserlichen Heeres in Deutschland?
Weshalb war das Vordringen des Wallensteinschen Heeres für Deutschland so verderblich?
Welche traurige Folge hatten Wallensteins Siege für die deutschen Protestanten ?
Welche beiden Ereignisse waren ein Glück für die Protestanten?
Wodurch zeichnete sich Gustav Adolfs Heer aus?
Weshalb konnte Gustav Adolf der Stadt Magdeburg nicht rechtzeitig Hülfe bringen?
Welchen Verlauf nahm die Zerstörung Magdeburgs?
Durch welche siegreichen Schlachten befreite Gustav Adolf die Protestanten Deutschlands von der Macht des Kaisers?
Wie zeigte er auf seinem Siegeszuge seine edle Gesinnung?
Wie zeigt sich des Königs frommer Sinn?
Welche Veränderungen rief der westfälische Friede in Deutschland hervor?
Welche traurigen Folgen hatte der dreißigjährige Krieg?
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Schweden Brandenburg Hinterpommern Magdeburg Minden Frankreich Deutschland Elsaß Verdun Holland Deutschland Böhmens Deutschland Deutschland Magdeburg Magdeburgs Deutschlands Deutschland
62
der Schweiz. So regten sich bald wieder übernt fleißige Hände, die den Acker bebauten. Der Kurfürst bestimmte, daß jeber Landmanu einen Garten anlegen sollte, und daß niemand heiraten durfte, der nicht wenigstens sechs Obstbäume und sechs Eichbäume gepflanzt hatte. Zur Belebung des Hanbels legte er den nach ihm benannten Friebrich-Wilhelms-Kanal an, der die Ober mit der Spree verbindet; die Wege wurden verbessert, und der Verkehr durch Einrichtung einer Reitpost erleichtert. Fabriken würden gegründet, in benen seine Tuche, Seibenstoffe und Tapeten verfertigt würden. Damit die Fabriken ihre Waren auch nach dem Auslanbe verkaufen konnten, suchte Friedrich Wilhelm einen Seehandel von Brandenburg aus ins Leben zu rufen. Darum gründete er eine Kriegsflotte und kaufte an der Küste von Guinea in Westafrika von einem Negerhäuptling eine Strecke Landes, auf der die Festung Groß-Friedrichsburg zum Schutze des Handels errichtet würde. (Die Nachfolger des großen Kurfürsten gaben bieg Werk wieber aus; aber in unserer Zeit ist man bestrebt, durch Erwerbung auslänbischer Besitzungen — Kolonien — neue Absatzgebiete für den Handel zu gewinnen.)
Länderzuwachs. Durch Erbschaft war dem Vater Friedrich Wilhelms das Herzogtum Pommern zugefallen; die Schweden hatten das Land jeboch besetzt. Als nun im Jahre 1648 der westfälische Frtebe geschlossen würde, serberte Frtebrtch Wilhelm sein Eigentum. Er erhielt Hinterpommern und als Entschäbigimg für Vorpommern, welches die Schweden behielten, das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Halberstabt und Minden.
Krieg gegen Frankreich und Schweden. In Frankreich herrschte der ländergierige König Ludwig Xiv. Dieser trachtete banach, alle Länber links vom Rhein an sich zu reißen. Seine Raubscharen verwüsteten die Pfalz und das Elsaß; viele Städte tourbett angezünbet und bte Einwohner vertrieben. Mitten im Frieden ließ er die schöne Stadt Straßburg wegnehmen. — Als Ludwig Xiv. darauf auch Hollanb angriff, zog Friedrich Wilhelm gegen die Franzosen an den Rhein, weil er mit Holland ein Bündnis geschlossen hatte. Die Franzosen erkannten balb, daß Frtebrtch Wilhelm ihr gefährlichster Gegner fei. Um sich seiner zu entlebigen,. reizte der französische König die Schweden zum Einfalle in das schutzlose Branbenburg. Die brandenburgischen Bauern suchten sich zu wehren; sie bewaffneten sich mit Sensen, Heugabeln und Dreschflegeln und schrieben aus ihre Fahne: „Wir sinb Bauern von geringem Gut und bienen unserm Kurfürsten mit Leib uitb Blut." Als Friedrich Wilhelm die Nachricht von dem Einfalle der Schweden erhielt, zog er mit seinem Heere in Eilmärschen zurück nach Branbenburg. Ant 18. Juni 1675 traf der Kurfürst mit seiner Reiterei bei Fehrbellin das Hauptheer der Schweden. Obgleich das-
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Guinea Westafrika Hinterpommern Schweden Magdeburg Minden Frankreich Schweden Frankreich Rhein Rhein Holland Schweden Schweden Eilmärschen Branbenburg Fehrbellin Schweden
138 § 88—89. Mittlere Geschichte. Erste Periode, 476—843.
3. Englische, irische und fränkische Missionen in Deutschland.
a) Aus Irland, wo der in Gallien bekehrte Schotte Patrie schon im 5. Jahrhundert das Christentum verbreitet hatte, kommen:
(Eolumbtitt (t 615) und Oallus (t 646) nach Burgund, Alemannien und in die Schweiz um 600;
Kilian an den Main (Wüizburg) um 680.
b) Aus Gallien, wo schon durch den H. Martin von Tours (§ 76, b), nach Chlodwigs Bekehrung (496) auch unter den Franken, die christliche Kirche verbreitet, aber durch Ausartung der Geistlichen wieder in Verfall geraten war: Emmeram nach Bayern (Regensburg), f 652, (Lorbinian nach Freising (t 730).
c) Aus Angelsachsen: Willibrod zu den Friesen (f 739).
Winfried oder Bonifacius, der Apostel der Dent-755 fchen f 755.
Tdittfried, geb. um 680 zu Kyrton in Weffex,
1. wirkt zuerst (715) bei den Friesen, dann unter Karl Martell in Thüringen, wo er die Donnereiche zu Geismar (bei Fritzlar) fällt;
2. unter Pipiu dem Kleinen wird Bonifacius Erzbischof von Mainz (748); er stiftet in Heffen: die Abteien Amönaburg, Hersfeld, Fulda; in Franken und Thüringen: die Bistümer Würzburg, Erfurt, Eichstätt; in Bayern: die Bistümer Regensburg, Freising, Passau, Salzburg, und knüpft diese Stiftungen an den päpstlichen Stuhl. — Salzburg, unter Karl d. Gr. Metropolitansitz, verbreitet das Evangelium im Osten unter den Slaven.
3. Überlassung des Erzbistums Mainz, das als Primat Deutschlands galt, an Bonifacius' Schüler Lullns; Bonifacius stirbt den Martyrertod durch die Friesen bei Doccum (5. Juni 755).
4. Bekehrung der Sachsen unter Karl dem Großen; Stiftung der Bistümer: Osnabrück, Münster, Minden, Paderborn, Bremen, Hildesheim Halberstadt, Verden.
5. Ansgar (t 865) aus dem Benediktinerkloster Corvey an der Weser, der Apostel des Nordens (Dänemark, Schweden), gründet mit Ludwig dem Frommen das Erzbistum Hamburg, seit 849 mit Bremen vereinigt.
§ 89.
B. Verfassung, besonders im Frankenreich (§78 n. 86). Vollendnng der Lehensverfassung durch das Übergewicht der Vasallen und die Ausschließung der Gemeinfreien von einer Vertretung.
a) Dem königlichen Heer- und Gerichtsbanne unterstehen: die königlichen Lehnsleute, die besiegten römischen Bewohner und die unterworfenen deutschen Stämme.
Die Gemeinfreien, deren Zahl immer mehr abnimmt, nur zu Kriegen, die sie selbst mitbeschlossen, verpflichtet.
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Extrahierte Personennamen: Kilian Martin_von_Tours Chlodwigs Emmeram Winfried Winfried Apostel Karl_Martell Karl Karl_d Karl Metropolitansitz Schüler_Lullns Karl Karl Ansgar_( Apostel Ludwig_dem_Frommen Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Irland Gallien Burgund Main Wüizburg Gallien Chlodwigs Bayern Regensburg Freising Weffex Fritzlar Mainz Fulda Erfurt Bayern Freising Salzburg Salzburg Mainz Deutschlands Sachsen Minden Paderborn Bremen Hildesheim_Halberstadt Verden Corvey Schweden Hamburg
78 § 135 — 136. Neuere Geschichte. Erste Periode, 1517—1648.
1643 3. Seit 1643 Friedensunterhandlungen;
a) inzwischen siegen (nach einigen Niederlagen durch die bayrischen Generale Mercy und Johann von Werth) die Franzosen unter Turenne und Conde über die Bayern bei Alerheim (unweit Nördlingen) 1645, und als Kurf. Max I. den Waffenstillstand wieder kündigt, verheeren sie im Verein mit Wrangel, dem Nachfolger Torstensons, Bayern bis an den Inn (1647).
b) Der schwedische General Königsmark nimmt eben die Kleinseite Prags ein, als die Friedenskunde erschallt.
§ 136.
Mot? e) Abschluß des westfalischen Friedens.
In Osnabrück Verhandlungen zwischen dem Kaiser (durch Graf Trautmannsdorf) und den Katholiken einerseits und den Schweden und Evangelischen andrerseits; in Münster zwischen dem Kaiser und Frankreich.
1. Politische Angelegenheiten.
a) Entschädigungen, ermöglicht u. a. durch Teilung des 1637 erledigten Pommerns und durch Säkularisation der betreffenden geistlichen Güter.
1. Frankreich erhält: das österreichische Elsaß, den Sundgau, Breisach, das Besatzungsrecht in Philippsburg, ferner Metz, Toul, Verdun (§ 130) und 10 elsässische Reichsstädte, während die übrigen, wie Straßburg, reichsunmittelbar bleiben.
2. Schweden: Vorpommern, Rügen, einen Teil Hinterpommerns, dann Stettin und Wismar, die (säkularisierten) Stifter Bremen (nicht die Stadt) und Verden, auch 5 Mill. Thaler.
3. Brandenburg: von dem ihm durch Erbrecht zukommenden Pommern nur den östlichen Teil Hinterpommerns, außerdem die Stifter Magdeburg, Halberstadt, Minden, Kammin.
4. Mecklenburg: die Bistümer Schwerin und Ratzeburg.
5. Kursachsen: die Lausitz, 4 Magdeburger Ämter.
6. Hessen-Kassel: die Abtei Hersfeld und die Grafschaft Schauenburg (Rinteln).
7. Bayern: die Oberpfalz und die Kurwürde; dagegen kommt die Unterpfalz an Friedrichs V. (f 1632) Sohn Karl Ludwig (t 1680), für den eine achte Hur errichtet wird.
Schweiz und Niederlande werden selbständige Staaten.
b) Staatsrechtliche Bestimmungen:
1. Der Kaiser soll nur mit Einwilligung des (seit 1663 in Regensburg permanenten) Reichstages (corpus Catholi-corurn und corpus Evangelicorurn) über Krieg und Frieden, Gesetzgebung, Steuern, Bündnisse und andere wichtige Staatsangelegenheiten bestimmen können.
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Extrahierte Personennamen: Johann_von_Werth Johann Max_I. Friedrichs_V. Karl_Ludwig_( Karl Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Alerheim Bayern Prags Osnabrück Schweden Frankreich Frankreich Breisach Philippsburg Verdun Schweden Stettin Wismar Halberstadt Minden Ratzeburg Hessen-Kassel Rinteln Friedrichs Regensburg
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Cleve Branbenburg_Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelms Leopolb_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Derfflinger Ludwig Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Cambray Germain Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Leopold_I.
Extrahierte Ortsnamen: Amsterdams Oheim_Wilhelms Spanien Frankreich Rheingegenben Schweden Schweden Fehrbellin Saßbach Freiburg Englands Holland Nimwegen Spanien Valenciennes Freiburg Holland Brandenburg Paris Schweden Breisach Dornik Frankreich Luxemburgs Landau
Erste Hälfte. Von 1648—1721. A. Frankreich. 105
c) ein 20jähriger Waffenstillstand mit dem durch Konfessionshaß gespaltenen deutschen Reich 1684.
2. Auf Betreiben des Kanzlers le Tellier (Louvois' Vater), des jesuitischen königlichen Beichtvaters Pöre la Chaise und der Frau von Maintenon beschließt Ludwig Xiv.:
a) die Bedrückung der in der Rechtsertigungslehre von der katholischen Kirche abweichenden Iansenisten (s. § 166, B);
b) die Aushebung des Ediktes von Nantes (§ 138) und die 1685 Verfolgung der Hugenotten durch die Dragonaden Lo uvois'. — Auswanderung von 700000 gewert)fleißigen Hugenotten, besonders
nach Brandenburg. — Tapferer Widerstand der Waldenser in den Sevennen, der sog. Kamisarden, 1702—1704.
Iii. Der dritte Raubkrieg, der orleanische, 1688—97,
a) veranlaßt
1. durch die Ansprüche, welche Ludwig Xiv., die durch glückliche Türkenkriege wachsende Macht Österreichs fürchtend, für feine Schwägerin Elisabeth Charlotte, Herzogin von Orleans, Schwester des kinderlosen Kurfürsten Karl von Pfalz-Simmern (f 1685), auf die Pfalz macht;
2. durch die Kölner Erzbischofswahl (Jos. Clemens von Bayern, vom Papst und Kaiser gewählt gegen den von Ludwig vorgeschlagenen Wilhelm Egon von Fürstenberg,
Bruder und Nachfolger des franzosensreundlichen Franz Eqort! Bischofs von Straßburg (t 1682);
b) geführt von Ludwig Xiv. gegen Kaiser Leopo ld I., der verbündet ist mit Brandenburg, Bayern, Sachsen, Schweden, Spanien, Savoyen (Augsburger Bündnis 1686) und, als Wilhelm Iii. von Oranien den englischen Thron bestieg (1689), auch mit England und Holland.
c) Auf Louvois' Betrieb Brandschatzung Schwabens und Frankens
und furchtbare Verheerung der Pfalz durch Nelac 1689
(Heidelberg, Mannheim, Worms, Speier und gegen 1200 andere Orte verwüstet, Jan. bis Ang. 1689);
d) Landsiege der Franzosen 1. in den Niederlanden (Marschall von Luxembourg bei Flenrus 1690; bei Stenkerken lb92 und bei Neerwinden über Wilhelm Iii. 1693);
tn Italien (Catinat gegen den Herzog von Savoyen); am Rhein gegen die deutsche Kriegsmacht unter Ludwig von Baden. y
e) Seejieg Tourvilles bei Dieppe (1690); aber dessen Niederlage durch die holländisch-englische Flotte in der
Seeschlacht bei dem Vorgebirge la Hogue in der Normandie 1692 und bte Erschöpfung Frankreichs bestimmen Ludwig zum
Frieden zu Ryswyk (Schloß bei Haag): 1697
1. Ludwig Xiv. behält von den Reunionen nur das Elf atz bls zur Queich, auch Straßburg;
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Extrahierte Personennamen: Tellier von_Maintenon Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Elisabeth_Charlotte Karl_von_Pfalz-Simmern Karl Clemens_von_Bayern Ludwig_vorgeschlagenen_Wilhelm_Egon_von_Fürstenberg Ludwig Wilhelm Franz_Eqort Franz Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelm Wilhelm Ludwig_von_Baden Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Nantes Dragonaden_Lo Brandenburg Brandenburg Bayern Sachsen Schweden Spanien England Holland Schwabens Frankens Heidelberg Mannheim Worms Niederlanden Luxembourg Italien Rhein Frankreichs
156 § 170. Neuere Geschichte. Dritte Periode, seit 1789.
Das linke Rheinufer (1150 Qu.-M. mit 31/, Mill. Bewohner) .wird französisch.
Die batavische, helvetische, ligurische und cisalpinische (bald „italienische") Republik werden anerkannt; Toscana für den Herzog von Parma in ein Königreich Etrurien verwandelt.
2. Im Jahre 1801 Friede mit Rußland (Ks. Alexander I., 1801—25); 1802 Friede zu Amiens mit England, welches die Herausgabe Maltas verspricht; Friede zu Paris mit der Pforte, welche Ägypten zurückerhält 1802.
2 3. Napoleon Konsul auf Lebenszeit
und Präsident der italienischen Republik; er ordnet die Finanzen, gestattet den Emigranten Rückkehr. — Abfassung des Gesetzbuches Code Napoleon. Stiftung des Ordens der Ehrenlegion. — Wiederherstellung der katholischen Kirche in Frankreich. Konkordat (15. Juli 1801) mit P. Pius Vii. (1800—23), der, zu Venedig gewählt, schon 1800 den Kirchenstaat zurückerhalten hatte. (Anerkennung des Papstes als Souverän und als Oberhaupt der Kirche; Ernennung der französischen Prälaten durch die Regierung, Bestätigung durch den Papst.)
i 4. Reichsdeputationshauptschluß:
Ausführung der Bestimmungen des Luneviller Friedens.
a) Die erblichen deutschen Reichsfürsten werden für ihre Gebiete jenseit des Rheins durch säkularisierte Gebiete und durch Reichsstädte entschädigt; so erhält der Kurfürst Maximilian Iv. von Bayern für die an Baden abgetretene Rheinpfalz und für Jülich die Bistümer Würzburg, Bamberg, Freising, Augsburg, Teile der Bistümer Eichstätt und Passau, Reichsstädte und Prälaturen in Franken und Schwaben; Preußen: die geistlichen Besitzungen Hildesheim, Paderborn, Münster, Erfurt und die Reichsstädte Mühlhausen, Nordhausen, Goslar.
b) Württemberg, Baden und Hessen-Kassel erhalten die Kurwürde; die Kur von Köln und Trier hört auf; der Kurfürst von Mainz Karl von Dalberg wird Kurerzkanzler (Fürst Primas) und erhält Regensburg. Salzburg erhält der Großherzog von Toscana als neues Kurfürstentum.
e) Es bleiben nur noch sechs Reichs städte: Nürnberg, Frankfurt a. M., Augsburg und die Hansastäbte Lübeck, Bremen, Hamburg.
Ii.das Kaisertum Napoleons I.*). — Kriege der dritten Koalition.
a) Nach Unterdrückung royalistischer Verschwörungen (die Höllenmaschine der Ehouans [f. § 168 a. ($.] vom 24. Dez. 1800; Verschwörung Pichegrus und seiner 40 Anhänger: George
Cadoudal hingerichtet, Pichegru im Gefängnis ermordet, General
*) Stammtafel der Familie Bonaparte s. nebenstehende Seite.
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Extrahierte Personennamen: Alexander_I. Alexander_I. Napoleon Napoleon Reichsdeputationshauptschluß Maximilian_Iv Maximilian Karl_von_Dalberg Karl Napoleons George
Cadoudal
F. Mitteleuropa. Westfalen. 339
Hase, über die hier bequeme Passage stattfindet, Leinwand- und Viehhandel
treibend, z. Th. schon niederländischen Städten ähnlich 13).
Papenburg (7000 E.) unfern der Ems zwischen Fehnen gelegen,
durch deren Bearbeitung es emporgeblüht ist (§ 307 Anm. 16), es treibt
lebhafte Flußschifffahrt.
6. Landdrostei Aurich mit zahlreichen Canälen und Deichen^).
Aurich (5000 E.) in der Mitte gelegen, durch Canäle mit Emden
und dem Dollart verbunden, mit besuchten Korn- und Viehmärkten.15)
Leer (9000 E.) an der Leda unfern der Ems, bei hohem Wasserstande
auch von größeren Seeschiffen erreicht, zweiter Handelshafen der Provinz, der na-
mentlich viele nach Westfalen gehende Zeuge einführt.
Emden (13 000 E.) a/2 M. von der Ems, durch Canal mit ihr ver-
bunden, eine gesunkene Größe, doch noch Industrie, Heringsfischerei und Handel
treibend.16)
Im N. mehrere Inseln von wetterharten, thätigen, sehr abergläubischen
Seeleuten bewohnt. So Borkum, die westlichste, einst 20 ^M. groß,
dann in Trümmer zerrissen, jetzt nur noch ^2 ^M. groß, und Norderney mit
lebhaftem Seebade, fast nur Sand, von der See immer mehr benagt und fortgespült.
Hieher gehört auch das Jadegebiet (l/4 Qm. mit 10 000 E.) mit
dem besten Nordseekriegshafen, dem befestigten Wilhelmshaven. Er hat
stets freies und breites Fahrwasser und gute Docks und ist auch für große
Seeschiffe erreichbar. Durch Molen wird er vor Versandung beschützt.
6. (Herzogthum) Westfalen.
(367 Dm. 1 900 000 E., 5190 auf 1 Dm.
§ 341. Hauptmasse von Westfalen das Münsterland zwischen dem
Niederrheinischen Schiefergebirge, der Egge und dem Osning, westlich bis fast
an den Rhein reichend. Daran setzen sich Zipfel an, so im N., ferner im
No. (bis fast zum Dümmer See und Steinhuder Meer), im O. (bis Hessen
und Braunschweig), vor Allem im S. tief in's Niederrheinische Schiefergebirge
hinein bis Siegen, den größten Theil des Regierungsbezirk Arnsberg ausfül-
lend, während der Regierungsbezirks Minden namentlich in den Weserbergen
liegt, beide aber am Münsterlande Antheil haben.*)
1s) In der Nähe siegte Karl d. Große 783 über die Sachsen. Das Bisthum von
ihm 803 angelegt. Später Osnabrück Hansestadt, durch Tauschhandel emporgekommen;
dieser hörte aber auf, als Englands Tuchhandel bedeutend wurde. Nach dem Westfä-
tischen Frieden wurde die Stadt abwechselnd von einem katholischen Bischof und Hanno-
verfcken Prinzen regiert.
u) Die Landdrostei umfaßt namentlich Ostfriesland, das schon 1744 an Friedrich
d. Gr. kam, aber 1807—66 wieder von Preußen abgekommen war.
15) 1 St. nach W. der Upstalsboom, wo einst unter 7 Eichen die friesischen
Seelande ihre Gerichte und Volksversammlungen hielten.
16) Im Mittelalter blühte es, unmittelbar an der Ems gelegen, durch seine Schiff-
fahrt und war fast reichsunmittelbar; durch fleißige Niederländer wurde es später zu
neuer Blüthe gebracht, am meisten während des 30jährigen Krieges. Heruntergekommen
ist es namentlich, weil die Ems hier ihren Lauf geändert hat, so daß Emden für See-
schiffe jetzt nicht mehr zugänglich ist. Auch die Handels co mpa gnien, die Friedrich
d. Gr. hier stiftete (1750 und 1753) haben nur kurzes Leben gefristet.
Zu § 341. 1) Im N. einst Theile der alten Grafschaften Lingen und Tecklen-
bürg, im No. Bisthum Minden und Grafschaft Ravensberg, im Osten Bisthum
Paderborn, im S. Grafschaft Mark und Herzogthum Westfalen.
22*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Friedrich
d Friedrich Friedrich
d Friedrich
F. Mitteleuropa. Elsaß-Lothringen. 385
sonderer Güte. Starker Gemüsebau. Die Wälder nehmen fast Vs des
Landes ein und bieten im Gebirge die Hauptnahrungsquelle; sie hegen z. Th.
viel Wild, selbst Wölfe, Wildkatzen und Wildschweine. Viehzucht in einiger
Hinsicht vernachlässigt, in anderer bedeutend; im N. gute Pferdezucht;
Geflügel nach französischer Art reichlich gezogen; bei Hüningen gute künst-
liche Fischzucht. Der Bergbau liefert manche Metalle, namentlich Eisen;
Salz reichlich; Steinkohlen im N. gewonnen, wo das Saarbrücker Kohlenbecken
übergreift.
Industrie sehr lebhaft; iu Frankreich war sie früher unerreicht;
namentlich stark in Geweben (Wolle, Baumwolle, Seide), Metallen (besonders
Eisen), Maschinen, Papier, Leder n. a. Im Gebirge Handbetrieb, in den
Gebirgsthälern Mühlen, Hämmer, Glas- und Porzellanfabriken (§ 286. 2).
Der Handel bedeutend, doch hat er seit Abtrennung von Frankreich abge-
nommen, weil die Industrie für die alteu Absatzgebiete noch nicht genügenden
Ersatz gesunden hat. Hauptindustrie- und -Handelsplätze Straßburg und
Mülhausen. Deutsch Lothringen ist nicht so stark industriell wie Elsaß.
Bevölkerung dicht. In Elsaß fast 7000 E. auf 1 ^M., in
Lothringen nur 4240, zumal manche französische Familien ausgewandert sind.
Im N. wohnen Franken, sonst fast überall Alemannen *). Wenige sprechen
das Französische als Muttersprache (im Ganzen c. lh, in Elsaß nur
30 000 E.); die übrigen reden als Muttersprache das Deutsche, daneben
ist aber das Französische vielfach Umgangssprache der Gebildeten geworden,
zumal es früher Amtssprache war2). Jetzt das Deutsche als Amts- und
Schulsprache fast überall eingeführt. Die Katholiken (*,'5) stehn fast alle
unter den Bischöfen zu Metz und Straßburg. Die Evangelischen im
Unterelsaß am stärksten (dort c. *'3). Die Volksbildung steht hinter der
anderer deutscher Staaten zurück (3^2 °/o Analphabeten). Die Universität
Straßburg 1872 nach deutschem Vorbilde erneuert.
Das Gebiet der Reichslande kam bei der Theilnng von 870 an Deutsch-
land. Elsaß gehörte bis zum Falle der Hohenstaufen zum Herzogthum Schwaben.
Lothringen (§ 231, 3 und A. 17) zerfiel unter Otto I. in Ober-
und Nrederlothriugeu; uur ersteres führte den Namen fort. 1552
kamen Metz Toul und Verduu an Frankreich (Moritz von Sachsen!). Elsaß
1648 zur Hälfte au Frankreich gekommen, 1680 — 83 holte sich dieses auf
Grund von Rennionen (!) ein drittes Viertel und Straßburg, während der
Revolution den Rest. Lothringen siel 1766 an Frankreich (§ 231 A. 17).
1870/71 das Reichsland zurückerobert. Dadurch die beiden Festungen Straß-
bürg und Metz, bis dahin Ausfallspforten für Frankreich, zumal nach Errich-
tnng neuer Befestigungen in die stärksten Schutzfestungen verwandelt, wie es
deren wenige gibt. Hiedurch jetzt Deutschlands Westgrenze außerordentlich ge-
sichert.
Drei Verwaltungsbezirke mit je einem Kreisdirector an der Spitze. An
der Spitze des ganzen Landes ein Oberpräsident.
Zu § 358. i) Durch die lange Zugehörigkeit zu Frankreich haben die Bewohner
etwas vom französischen Charakter angenommen; doch haben sie dabei deutsche Eigen-
schaften (Wirtschaftlichkeit, Gemächlichkeit, Beharrlichkeit, Charakterstärke) bewahrt. Die
Franzosen nahmen aus diesen Gebieten ihre besten Soldaten.
2) Als Goethe in Straßburg studierte (1770), war dies noch nicht der Fall.
Heß, Geographie. 3. ox
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Extrahierte Personennamen: Otto_I. Otto_I. Moritz Goethe
Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Elsaß-Lothringen Frankreich Frankreich Straßburg Lothringen Elsaß Elsaß Lothringen Lothringen Frankreich Sachsen Frankreich Lothringen Frankreich Frankreich Deutschlands Frankreich Straßburg
386 Zweites Buch. Europa.
a. Unter-Elsaß (im No.).
Straßburg (94 000 E.), wohl von seiner Lage an wichtigen Heer-
straßen so genannt, liegt an der Jll, wo die Arensch einfließt, in gartenartiger
Umgebung, ik M. vom Rhein, der dort schmal und überbrückt ist, zugleich
am Rhone-Rhein-Canal und im S. des Marne-Rhein-Canals, wo die nord-
südliche Rheinstraße und die von Paris über die Zaberner Senke (§ 286, 2)
zum Rhein (und weiter zur Donau) führende Straße sich schneiden, sehr alter
Ort, als Argentoratum schon großer Waffenplatz der Römer, seit dem
dritten Jahrhundert Bisthum, dann Stätte einer Kaiserpfalz, seit dem 13.
Jahrhundert freie Reichsstadt, stets Hauptort des Elsaß, Schlüssel zum Deutschen
Reich (als solcher so wichtig, daß Karl V. sagt, wenn Straßburg und Wien
zugleich bedroht wäreu, würde er zuerst Straßburg retten), mit ausgezeichnetem
Münster (142 m hoch, fast so hoch wie die Peterskirche in Rom, namentlich
durch Erwin von Steinbach, dessen Sohn und Tochter gebaut), 1681
durch Ludwig Xiv. geraubt (dessen Truppen am 30. September -einzogen),
1870 durch die Deutschen gewonnen (die auch am 30. September einzogen),
alte, jetzt wieder bedeutende Universität, starke Festung, mit detachierten
Forts, sehr bedeutende Industriestadt, als Handelsstadt alle Städte
in der Oberrheinischen Tiefebene, ja die meisten süddeutschen übertreffend
(Handel in Tabak, Hopfen, Bier, Wein, Luxusartikeln, Gänseleberpasteten).
Gutenberg, der dort seine Buchdruckerkunst erfand, ist ein Denkmal er-
richtet 3).
Im N. Hagenau (12000 S.) an der Moder, einst freie Reichsstadt
im S. des Reichswaldes, in dem die hohenstansischen Kaiser oft jagten, um
die von Kaiser Friedrich I. erbaute Kaiserpfalz entstanden, in welcher
R eichskleinodien aufbewahrt wurden, später oft belagert. Hagenau jetzt die
reichste Gemeinde im Elsaß, namentlich durch den ihr gehörigen Wald*).
Noch nördlicher Wörth am Sauerbach, wo die Deutscheu 1870 siegten.
Im No. davon Weißen bürg (6000 S.) an der Lauter, um eine Bene-
dictinerabtei entstanden (in ihr der Christ von Otsried gedichtet). Von hier
bis an den Rhein die in den Kriegen mit Frankreich oft umstrittenen Wei-
ßenburger Linien, jetzt werthlos. Im S. der Stadt der G'eisberg,
auf dem die Deutschen 1870 zuerst siegten.
Im Nw. von Straßburg Zabern (6000 S. tres tabernae), reizend
in den Vogesen an der Zaberner Steige gelegen (§ 286, 2.), im Mittelalter ein
Hauptort des Landes und befestigte Residenz der Straßburger Bischöfe
(Saverne in Schillers Gang nach dem Eisenhammer), mit bischöflichem Schloß.
Starker Holzhandel. 5)
3) Dort schlug Julian 357 die Germanen, Im Mittelalter herrschte in Straßburg
ungemein reges geistiges Leben. Dort lebten G ottsried vonstraßburg, der Mystiker
Tauler, zur Reformationszeit Seb. Braut, Geiler von Kaisersberg, Murner,
später der Humanist Sturm, Fischart u. a. Sturm der Leiter jener berühmten
Akademie, aus der 1621 die alte Universität hervorgieng. —
*) 1 M. östlich von Hagenau: Seseuheim (Göthe's Friederike).
5) Im Sw. von Straßburg: Barr (6000 E.), lebhafter Jndustrieort. Im Nw.
davon der vielbesuchte Odilienberg (Ottilienberg) mit dem Odilienkloster. Westlich
im Gebirge Schirmeck im Steinthal, das durch die Wirksamkeit des Pfarrers
Oberlin in ein gesegnetes Frucht- und Jndustriethal umgeschaffen ist.
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