90 Vi, Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520 — 1848.
weil Pfalz so eifrig dem reformirten Glauben anhing, so
fiel dadurch bei den lutherisch Gesinnten sogleich ein übles
Licht auf die Sache selbst , und sie waren größtentbeils nicht
zum Beitritt zu bewegen. Als daher der "Churfürst Fried-
rich von der Pfalz, nach vielen Bemühungen, endlich im Jahr
1608 einen neuen Bund unter dem Namen Union zu Stan-
de brachte, traten, außer ihm, nur die Markgrafen von
Brandenburg, der Pfalzgraf Philipp Ludwig von Neuburg,
der Herzog von Dürtemberg und der Markgraf von Ba-
den dazu, nebst den wichtigen Städten Straßburg, Nürn-
berg und Ulck. Man wolle sich „mrt Rath und That bei-
stehen, besonders die Neltgton beschützen; Pfalz sollte das
Directorium zu Friedenszeiten haben und der Bund auf zehn
Jahre gelten." Man bewarb sich um den Beitritt mehrerer
Glieder; Churbrandenburg zeigte sich auch nicht abgeneigt,
Sachsen dagegen weigerte sich ganz entschieden, und antwor-
tete: „Wenn man die Sache recht ansehe, so werde sich
finden , daß sie zum Theil unnöthig, und in Wahrheit nichts
anders scy, als eme Trennung und Auflösung des ganzen
Reiches, die sicher daraus folgen werde." — Wenn das
Haus Pfalz ehrsüchtige,und unreine Absichten bei der Sache
gehabt hat, so hat es sie schwer genug büßen müssen.
Iülichscher Erbschaftsstreit. — Gleich im nächsten
Jahre 1609 ereignete sich ein Fall im Reiche, bei welchem
die eben geschlossene Verbindung thätig eingrcifen konnte.
Der Herzog Johann Wilhelm von Jülich, der die
schönen Lander am Niederrhein: Jülich, Cleve, Berg,
Mark und einige kleinere beherrschte, starb am 25. März
dieses Jahres ohne Erben. Er hatte vier Schwestern, wel-
che an deutsche Fürsten vermählt waren, und nicht nur diese,
sondern auch andere, weitläuftige Verwandte machten An-
sprüche auf die Erbschaft. Unter allen aber ergriffen der
Churfürft von Brandenburg und der Pfalz-
grafvon Neuburg zuerst Besitz, und errichteten einen
Vertrag zy Düsseldorf, nach welchem sie das Land, bis zu
ausgemachter Sache, gemeinschaftlich verwalten wollten.
Der Kaiser dagegen, mit dem eigenmächtigen Verfahren
der beiden Fürsten unzufrieden, schickte den Erzherzog Leo-
pold, Bischof zu Passau', ab, um das Land, als verfalle-
nes Reichslehen, zu besetzen. Dieser kam auch mit einigen
Truppen; konnte aber nichts weiter vom Lande erhalten,
als die Stadt und Festung Jülich, wo ihn der Amtmann
cinließ; rndcß ließ er im Elsaß neue Haufen werben und
dachte die Rechte des Kaisers mit Gewalt zu behaupten.
Diese Einmischung des östreichischen Hauses regte hinwie-
derum die Union auf; sie versprach den beiden bedrohten
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Philipp_Ludwig_von_Neuburg Philipp Ludwig Dürtemberg Iülichscher_Erbschaftsstreit Johann_Wilhelm_von_Jülich Johann Wilhelm Cleve
141
Westfälischer Friede
französischen Gesandten jubelten laut, daß Frankreich noch
nie einen so vortheilhaften Frieden geschlossen habe.
2) Schweden, welches auch große Forderungen ge-
macht hatte, aber an dem stolzen und wenig gewandten I o-
hann Orenstierna,des großen Reichskanzlers Sohne,
und dem bestechlichen Rath Adler Salvins, nicht die
besten Vertreter fand, begnügte sich mit Vorpommern
und Stettin, nebst der Insel Rügen, der Stadt W i s-
mar in Mecklenburg, und den Bisthümern Bremen und
Verden an der Weser; Ländern, die zum Theit arm waren
und zerstreut lagen. Auch hat Schweden von ihrem Besitze
keinen Mißbrauch gegen unser Vaterland gemacht. Zum
Ersatz der Kriegskosten wurden den Schweden noch 5 Millio-
nen Thaler zugesagt, die das ausgesvgene Reich aufbrin-
gen sollte.
3) Der Churfürst von Brandenburg welcher
auf das ganze pommersche Land gegründete Ansprüche hatte,
erhielt Hinterpommern, und zur Entschädigung für
Vorpommern das Erzbisthum M ag d c b u r g, die Bisthü-
mer Halber st adt, Minden und Kamin, als welt-
liche Fürstenthümer.
4) Mecklenburg erhielt für Wismar die Bisthümer
Schwerin und Ratze bürg.
5) Hessenkassel, welches von Anfang an unverän-
derlich an Schweden gehalten hatte, und dessen kluge und
schone Landgrasin Amalie Aller Herzen zu gewinnen wußte,
erhielt durch schwedische und französische Vermittlung, ob-
gleich es nichts verloren halte, einige Oerter in Westfalen
und 600,000 Reichsthaler.
6) Braunschweig Lüneburg, welches Ansprüche
aufmagdebnrg und Minden, und nachher auf das Bisthum
Osna brüll machte, erhielt das Recht, daß abwechselnd mit
einem katholischen Bischöfe einer seiner Prinzen dieses letz-
tere Land besitzen solle.
7) Der älteste Sohn des unglücklichen Friedrich V. von
der Pfalz erhielt seine Erbländer wieder bis auf die Ober-
pfalz, die der Churfürst von Baiern behielt; und da die-
ser auch die alte pfälzische Chnrwüroe, mit ihren Rechten,
nicht wieder abgeben wollte, so wurde für Pfalz eine achte
Chur errichtet.
b) Sehr schwierig und lang waren die Verhandlungen
wegen Religion ssachen in Deutschland. Die Prote-
stanten verlangten, außer ihrer eigenen Religionsfreiheit,
auch die für die protestantischen Uuterthanen 'des Kaisers,
und hierzu war derselbe auf keine Weise zu bewegen. Man
mußte sich also auf das Reich beschränken und für dieses
i
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schweden Stettin Mecklenburg Schweden Brandenburg Hinterpommern Minden Wismar Hessenkassel Westfalen Minden Bisthum
Osna Baiern Deutschland
___________Westfälischer Friede. .______________
Scheine Rechtens genommen werden könne, setzten sich
die Fremden selbst zu deutschen Reichshütern; Frankreich
nud Schweden warfen sich zu Bürgen der deutschen
Verfassung und alles dessen, was in dem Frieden zu
Münster und Osnabrück beschlossen wurde, auf. O der
Schande, daß Fremde über unsere innere Ordnung wachen
sollten , daß ihnen das Recht gegeben wurde in unsere An-
gelegenheiten einzureden, wenn es ihnen nur belieben würde!
Das ist der Untergang jedes Bundes, wenn er erst eine
Wache an seine Schwelle setzen muß.
11) Außerdem noch trennte die französische List durch
einen Artikel des westfälischen Friedens die schweizeri-
sche Eidgenossenschaft vom deutschen Reiche, indem
sie als ein unabhängiger Staat anerkannt wurde. Zwar
hatte sie schon lange ni t mehr die alte Reichspflicht geleistet,
allein die Trennung war niemals gesetzlich ausgesprochen
und daher die Rückkehr leichter, wenn in den idtammes-
g e n offen das Gefühl erwachte , daß sie auch natürliche
Genossen unseres Bundes seyen.
12) Und wie mit der Schweiz eine feste Gränzmauer
des Reiches cm Südwesten weggerissen war, so siel eine
andere in Nordwesren ab, indem Spanien in diesem Frie-
den die Freiheit und Unabhängigkeit der Niederlän-
der anerkannte, und Deutschland sie der Reichspflicht
entließe Sie gehörten gleichfalls ursprünglich zu unserm
Stamme, und seit Kaiser Karl V zu unserm Bunde, und
beherrschten die Münoung des vaterländischen Rheines.
Von ihrem Lande aus mag ein Feind eben so leicht in das
nördliche Deutschland einbrechen, wie von der Schweiz
aus in das südliche.
Mit Sorge und großer Anstrengung war das verflochtene
Friedenswerk zu Stande gebracht; langsam und durch neue
Opfer nur konnte es ausgeführt werben. Die Franzosen
wollten aus den eroberten Festungen nicht weichen, bis
jede, kleinste Bedingung ertüüt war, und die Schweden
blieben noch zwei Jahre in Deutschland, in sieben Kreisen
des Reiches verrheilr , bis sie die 5 Millionen als Kosten-
ersatz, die nur mit Mühe aus den verarmten Ländern zu-
sammengepreßt werben konnten, erhalten hatten. ^ Man
hae berechnet, daß in diesen zwei Jahren ein jeder Tag an
Unterhaltung der fremden Krieger dem Reiche noch 170,000
Thaler gekostet babemam Bisthum Münster brandschatzten
^-Hmigc schwedische Remmetirer noch 6 Jahre nach dem Frie-
den das Land, und M^erzog Karl von Lothringen, den
die Franzosen aus seinem Laude vertrieben hatten, hielt
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Extrahierte Personennamen: Karl_V Karl Karl_von_Lothringen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Nordwesren Spanien Niederlän- Deutschland Rheines Deutschland Deutschland
153
Leopold I. und Ludwig Xiv.
rusche Lund hervorgebracht! — So, von aller Hülfe ver-
lassen, fielen die Niederlande bald in Ludwigs Hände,
und indem Frieden zu Aachen 1668 mußten die Spanier
eine Reihe von Granzsiädten an Frankreich abtreten, um
nur ein >n Tbeil des Landes zu retten.
Darauf überzog Frankreich im Jahr 1672 mit höchst un-
gerechtem Kriege die Holländer; denn wenn cs gar ge-
lang , viese zu unterdrücken, so konnte cs auch zur See
Europa Gesetze vorschreiben. Die neue Gefahr wirkte eben
so wenig aul die deutschen Fürsten, als die erste; sie sahen
ruhig zu; ja, der Churfürst von Köln und der kriegerische
Bischof von Münster, Bernhard von Gablen, ein
merkwürdiger Mann seiner Zeit, schlossen ein Bündniß mit
Frankreich. Nur der Churfürst Friedrich Wilhelm von
Brandenburg, auch unter dem Namen des großen Cbur-
fürsten bekannt, durchschaute die Verhältnisse der Völker
am klarsten und sah^die Nothwendigkeit ein, das europäische
Gleichgewicht nicht untergeben zu lassen.^ Cr rüstete sich
zur Vcrtheidigung seiner westphälischcn Länder, welche an
den Kriegsschauplatz gränzten; — durch die endliche Ent-
scheidung der snlichschen Erbstreitigkeit hatte er 1656 das Her-
zogtum Kleve und die Grafschaften Mark und Ravensberg
erhalten, Pfalz-Neuburg aber die Herzogtbümer Jülich
und Berg. — Friedrich Wilhelm brachte auch den Kaiser
Leopold zu kriegerischen Maaßregeln gegen die französischen
Eroberungsversuche; beide zusammen ließen 1672 ein ver-
bündetes Heer unter dem kaiserlichen Fetdberrn Monte-
cuculi in's Feld rücken. Allein cs war den Oestreichern
mit dem Kriege nicht Ernst, weil der alles vermögende Rath-
geber des Kaisers der Fnrstvon Lobkowitz, durch die Franzo-
sen gewonnen war und den Feldherrn von ernsthaften Unter-
nehmungen zurückhielt. Der Cburfürst sah sein schönes
Heer durch Hin - und Herziehen , durch Hunger und Krank-
heiten, verderben und schloß 1673 mit den Franzosen in ihrem
Lager bei V vssem, in der Nahe von Löwen, einen Frieden,
damit nur seine westphälischen Länder nicht ganz von ihnen
zu Grunde gerichtet würden. Er erhielt sie zurück, bis auf
die Festungen Wesel und Rees, welche die Feinde bis
zum allgemeinen Frieden besetzt halten wollten.
Jetzt erst fing der Kaiser an, selbst Ernst zu zeigen,
nachdem er den besten Bundesgenosse»! verloren hatte; die
Ursache war, daß nun der Fürst Lobkowitz entfernt war.
Moutecuculi gewann am Niederrhein einige Vortbeile und
eroberte unter andern Bonn. Aber am Oberrhcin und ist
Franken hauseten dafür die Franzosen desto härter,' und
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Brandenburg Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold Leopold Ernst Ernst Moutecuculi
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Ludwigs_Hände Aachen Frankreich Frankreich Europa Frankreich Lobkowitz Wesel Bonn
Der Friede zu Lüneville. 279
land bei uns Ersatz bekommen, ihm wurden die Stif-
ter Fulda und Corvey und mebrere Abteien mit 45 Qua-
dratmeilcn und 120,000 Einwohnern eingeräumt.
10. Eben so erhielten die andern uassauischcn Häuser, der
Herzog von Oldenburg und der Fürst von Turn und
Taris einige, ihren Verlusten angemessene, Entschä-
digungen.
Bei diesen Unterhandlungen gab Frankreich, herrischer
und viel anmaßender, als bei dem westphälischen Frieden,
das Gesetz, und durch Ertheilung oder Verweigerung seiner
Gunst befestigte es seinen Einfluß auf unser unglückliches
Vaterland, wie noch nie. Denn an seinem Worte hing da-
mals, in einer Zeit, die einen Gewinn an äußerer Ausdeh-
nung noch immer für das Höchste hielt, Wohl und Wehe.
Der Friede von Lüneville hatte alle geistlichen Herrschaf-
ten in Deutschlands bis aufeine, vernietet; von 48 Reichs-
städten nur 6, Lübeck, Hamburg, Bremen, Frankfurt,
Augsburg und Nürnberg, übrig gelassen; die Reichsgrafcn
und Ritter mittelbar gemacht, und vieren aus der Mitte
der weltlichen Fürsten den Churhut gegeben, der in wenigen
Jahren seine alte, ehrwürdige Bedeutung vertieren sollte;
denn diese neuen Wahlfürsten haben zu der Ausübung ihres
vornehmsten Rechtes nicht Zeit gefunden. Wie der Hauch
einer leichtsinnigen Gegenwart sie geschaffen hatte, die mit
Gütern verschwenderisch sich zeigte, deren Werth sie nicht
mehr erkannte, so verwischteste der Hauch des nächsten Au-
genblicks so schnell, als sie entstanden waren. Jener Leicht-
sinn war der Vorbote des nahen Umsturzes; denn gegen
solche Willkühr waren die Eingriffe des westphälischen Frie-
dens in die Ordnung des Reiches nur ein Kleines gewesen.
Was jener schüchtern und nur als Versuch gewagt, vollführte
der Lüneviller Friede un Großen, ohne Scheu gegen tau-
sendjährige Stiftungen.— Eine tiefe Trauer mußte jedes
vaterländische Gemüth erfüllen; denn kein Auge vermag
ohne Wehmuth auf den Trümmerhaufen zu blicken, in
welchen ein Sturm die geliebte Heimath verwandelt hat.
Und wenn auch die Pfeiler des alten Gebäudes morsch und
die^ Grundfesten erschüttert waren; an den Pfeilern und
Wänden erschienen doch noch die Bildereiner großen, wür-
digen Vorzeit und die Zeugnisse einer Herrlichkeit und Freu-
digkeit des Volkslebens, wie wenige Geschichten sie nennen
können.
Der Lüneviller Friede ist die eigentliche Aufhebung der
alten Reichsverfassung, nicht die nachherige Errichtung des
Rheinischen Bundes und die Niederlegung d r deutschen Kai-
serkrone. . Denn jener Bund war nur der Anfang eines
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137
Dreißigjähriger Krieg.
ger sprach den Verdacht in der Leichenrede geradezu aus.
Wenn derselbe gegründet sein sollte, so kann er kaum auf
einen andern als Frankreich fallen. Denn sogleich nach des
Herzogs Tode waren französische Unterhändler bei dem Heere,
und kauften es, sammt den besetzten Festungen, durch Geld
an sich; nur drei schwedische Regimenter wollten von kei-
nem französischen Solde wisien und schlugen sich mit klingen-
dem Spiel zu den Ihrigen durch ; Breisach aber war auf solche
Weise durch den deutschen Helden für Frankreich erstrit-
ten worden.
Schon feit dem Jahre 1636 hatten die tausend, nach Frie-
den verlangenden, Stimmen der Unglücklichen bewirkt,
daß einige Versuche der-Aussöhnung gemacht waren; allein
der französische Minister Richelieu wollte keinen Frieden,
weil der Krieg ibn unentbehrlich machte, und weil es zu
Frankreichs feindlicher Staatsklugheit paßte, daß Deutsch-
land durch seine eigenen Söhne, so wie durch Fremde,
zerfleischt wurde. Vom Jahr 1640 an wurden die Versuche
ernstlicher, und im I. 1643 versammelten sich die Gesand-
ten der Partheien in Münster und Osnabrück; aber die
Unterhandlungen dauerten fast fünf Jahre lang, und während
dieser Zeit wüthete der Krieg mit allen seinen Gräueln fo-tt.
Banner, der gewaltige Krieger, war im Jahr 1641
zu Halberstadt gestorben, nachdem er Böhmen und andere
Lander vielfach verheert hatte. Er schickte von seinen Feld-
zügen 600 erbeutete Fahnen und Standarten nach Stock-
holm; allein sein Gcmüth war wild, seine Züge die grau-
samsten des Krieges. Als er in Böhmen einfiel, standen
in mancher Nacht über hundert Flecken, Dörfer und Schlös-
ser zugleich in Flammen; und einer seiner Befehlshaber,
Adam Pfuhl, rühmte sich daß er allein gegen 800 böhmische
Ortschaften verbrannt habe. So verödet waren die Länder
daß, als dieser Pfuhl auf seinem Zuge durch Thüringen
sein Ende nahe fühlte und nach dem Trost eines Geistlichen
verlangte, auf viele Meilen umher keiner indem menschen-
leeren Lande gefunden wurde.
Nach,Banner führte den Oberbefehl über die Schweden
Leonhard T o c ft e n s o n, der geschwindeste und gewand-
teste Held dieses Krieges, obgleich so schwach an Körper,
daß er sich in einer Sänfte mit dem Heere tragen lasten
mußte. Zuerst brach er 1042 in Schlesien ein, schlug
den Herzog Franz Albert von Sachsen Lauenburg, denselben,
an dessen Seite Gustav Adolf bei Lützen fiel, er war in
kaiserliche Dienste übergetreten, —und eroberte Schweidnitz.
Don da rückte er in Mähren, eroberte Olmütz, und die
Hauptstadt Wien zitterte schon. Krankheiten in seinem
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Extrahierte Personennamen: Richelieu Adam_Pfuhl Franz_Albert_von Franz Gustav_Adolf Gustav Adolf Schweidnitz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Breisach Frankreich Frankreichs Schlesien Sachsen_Lauenburg Wien
156 Vii. Ptr. Nom westph. Fried, b's jetzt. 1648 — 1823.
Der Fr rede zu Nimwegen, i»>78 uuo 79. — Mit
ängstlicher Erwartung richteten Alle die Augen auf die Frie-
densversammlung, dieschonin N i m w e g en vereinigt war.
Die Franzosen, so schien es, mußten eilen, jeden, selbst
einen nachtheiligen , Frieden zu schließen, weil viele Fein-
de gegen sie waren. Aber sie haben es immer sehr gut ver-
standen, ihre Gegner zu trennen. Es gelang ihnen, die
Holländer, für weiche doch der Krieg angefangen und
die dadurch gerettet waren, durch dargebotene Vortheile
zuerst abwendig zu machen. Sie schloffen den Frieden al-
lein und erhielten die Festung Mastricht. Daun folgten
die Spanier und mußten nun schon mehrfach ersetzen,
was den Holländern eingeräumt war; sie traten von Neuem
einen schönen Landstrich von ihren Niederlanden und die
ganze Franche - Eomtee ab. Darauf verglich sich der Kai-
ser, der den Krieg nicht allein fortsetzen wollte; er mußte
die wichtige Festung Freiburg im Breisgau übergeben.
Ganz verlassen stand endlich der Ehurfür-t von Brandenburg
da; er hatte den Schweden ganz Pommern abgenommen
und hoffte einen vortheilhaften Frieden zu schließen; al-
lein selbst die Niederländer, für die er gekämpft, .ver-
sagten ihm ihre Hülfe. So mußte er fast alles eroberte
Land wiederzuruckgeben. Bei diesen Verhandlungen zu Nim-
wegen wurde der große Einfluß, den Frankreich über Eu-
ropa übte, auch in der Sprache schon sichtbar. Unter den
dreißig Jahre früher zu Munster und Osnabrück versam-
melten Gesandten waren sehr wenige, welche Französisch
verstanden; zu Nimwegen.aber redeten Alle schon dicje
Sprache. Doch wurden dle Verhandlungen selbst noch la-
te tnlsch geführt.
41. Die französischen Reunionen.
Die geängsteten Länder fingen wiederum an frei auf-
zuathmen, nachdem der Friede mit seinen Segnungen zu-
ruckgckehrt war und die französische Habsucht befriedigt
schien. Aber auch im Frieden verstand sie es, ihren Raub
zu verfolgen. Ein Parlaments - Rath von Metz, Roland
de Revauir, legte dem Könige einen Plan vor, wie er am
Oberrhein seine Herrschaft noch viel weiter ausdehnen könne,
wenn er dce in dem westphälischen Friedensschlüsse gebrauch-
ten Worte nur recht auszulegen' verstehe: „Das Elsaß
und die andern Landschaften seyen ihm mit allen ih-
ren Dep eu de nzeu abgetreten." Es dürfe nur nachgc-
sucht werden, welche Landstriche und Ocrter jema hts,
sey es auch vor langer Zeit, dazu gehört haben, und es
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Extrahierte Personennamen: Metz Roland
de_Revauir
Extrahierte Ortsnamen: Nimwegen Brandenburg Frankreich Nimwegen
Leopold I und> Ludwig Xiv. 157
werde sich noch gar vieles finden, was unter diesem Namen
besetzt werden könne. — Der Vorschlag gefiel, man dachte
ihm weiter nach, um der Sache den Anschein Rechtens zu
geben, wurden 1680 vier Gerichtshöfe unter dem Namen
der Réunions- oder V c r e i n i g u n g s k a w m e r n, zu
Metz, Dornick, Breisach und Besancon eingesetzt; sie sollten
untersuchen, was dem Könige, vermöge des oben erwäbn-
ten Ausdruckes, noch an Land und Leuten gebühre. Es ist
leicht vvrauszuscbeu, daß diese Richter nicht weniges auf-
fanden. Die nichtigsten Grunde wurden hervorgesucht, um
etwas zu erhaschen, wozu man Lust hegte. Das Kloster
Weissenburg z. B., obgleich cs außer dem Elsaß lag,
wurde doch, als dazu gehörig, dem Könige zugesprachen,
weil es von deck Könige Dagobert, (vor mehr als 100o
Jahren), gestiftet sey; und das so erworbene Weissenburg
mußte wieder den Namen dazu hergebcn, um Germes-
h eim zu erhalten, denn das habe ehemahls zu Wcrffenburg
gehört. - Alls solchem Wege gelangten die vier Gerichte
zu ihren Rechtsansprüchen auf ganz Zwcibrückcn, Saar-
brück, Veldenz, Sponnheim, Mümpelgard, Lauterburg
und viele einzelne Oerrer, vorzüglich aber auf die freien
Reichsstädte im Elsaß, unter denen Straßburg die vor-
züglichste war. Sie waren im westphälischen Frieden Nicht
abgetreten; denn Oestreich hatte damahls nur seine Erb-
güter im Elsaß hingegeben.
Die Fürsten und Herreu, die so mit ihrem Eigenthum
auf einmahl von Deutschland ab zu Frankreich gezogen wer-
den sollten, erhoben laute Klagen; der Kaiser machte Ge-
genvorstellungen, und Ludwig, um wenigstens den Schein
zu beobachten, — das war die Kunst seines Lebens, —
und zugleich die Gegner sorglos zu machen, versprach, die
Gegengründe zu prüfen, und verabredete einen Kongreß
nach Frankfurth. Vorher jedoch wollte er sich in den
Besitz der Hauptfestung Straßburg setzen, welche ihm mehr
als alles andere werth war, und die als der Schlüssel des
Ovcrrheins anzusehenrst. Karl V. hatte schon ihre Wichtigkeit
in solchem Maaße erkannt, daß er sagte: wenn Wien und
Strasburg zugleich tn Gefahr wären, so würde er Straß-
burg zuerst zu retten eilen. Jetzt, im September 1681,
versammelten sich heimlich und unerwartet einige Regimen-
ter in der Nähe der Stadt und umzingelten sie plötzlich.
In den nächsten Tagen erschien auch der Kriegs-Minister
Louvoiö , des Königs treuer Helfer, mit einem Belage-
rungsheer uno Gesà-ütz, und forderte die Bürger unter
harten Drohungen zur Uebergabe auf. Auf keinen Wider-
stand gefaßt, ossneten sie die Thore; die Franzosen nahmen
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold_I Leopold Ludwig_Xiv Ludwig Oestreich Ludwig Ludwig Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Breisach Weissenburg Weissenburg Sponnheim Mümpelgard Lauterburg Deutschland Frankreich Frankfurth Straßburg Wien
Leopold I. und Ludwin Xkv. 165
1693 ein neuer deutscher Feldherr, der Print Ludwig
von Baden, ein Schüler des Herzogs von Lothringen,
das Gleichgewicht durch kluge Levtheidigung des Nectar-
stromes einigermaßen wieder her. Er nahm mit seinem klei-
neren Heere eine so trest'liche Stellung bei Heilbronn,
daß die Feinde nicht mehr in Schwaben einzubrechen wag-
ten.
Friede zu Rysnncf. 1697. — Bei der Ermüdung al-
ler kriegführenden Theile war endlich ein Friedenskongreß
zu Nyöwick, einem Dorfe und Schlosse bei Haag in Holland,
versammelt. Der K önig Ludwig wünschte den Frieden dies-
mal sehnlich um sich zu einem neuen Kriege, den er als nabe
vvraussah, zu rüsten. Man erwartete das Absterben des
kinderlosen spanischen Königs, Karls Ii., und alsdann
dachte Ludwig Spanien für sich zu erwerben. Er bot daher
jetzt mehrer es an, was er herausgeben wellte, unter an-
dern auch die wichtige Festung Straßburg. Allein kaum
waren die Unterhandlungen angefgngen, so wußte er, durch
die alten Künste, die Verbündeten zu trennen, indem er
Holland, England und Spanien besondere Vortheile gewähr-
te. Sie schlössen daher den Frieden für sich und ließen
Kaiser und Reich allein. Nun sprachen die französischen
Gesandten wieder in ihrem übermuthigen Tone. 2uö von
Ersatz der ungeheuren Kriegsichaden die Rede war, die sie
angerichtet hatten, und die Städte Worms und Speicr
allein ihren Verlust auf 9 Millionen Gulden angabcn, das
Badensche Land auf 8 Millionen, Würtemberg auf 10; da
antworteten sie höhnisch: „Der Krieg führe manches Un-
heil Mit sich. Wollten die Deutschen harthackig aufgenug-
rbuung bestehen, so möchten sic ihre Heere mitten in Frank-
reich führen, und dort plündern oder erobern, soviel sie
wollten." — Endlich versprachen sie, von den eroberten
Platzen Freiburg, Breisach und Philippsburg und die rcuuir-
len Gegenden außer dem Elsaß herauszugeben. — Da man
nun Alles in Ordnung glaubte, am letzten Abend vor der
Unterzeichnung des Friedens, kamen die französischen Ge-
sandten noch mit einer Bedingung, deren Annahme sie durch-
aus forderten: „daß nämlich in allen jetzt zurückgegebenen
rennirten Orten die acholische Religion bleibe, wie sie sich
finde;" das heißt, in 1922 deutschen Ortschaften, dre vor-
her protestantisch gewesen waren, und in denen die Fran-
zos n während ibrer Besatzung den katholischen Gottesdienst
wieder eingeführt hatten, sollte derselbe biciben. Die pro-
te-an tischen Gcsandteu aus Deutschland sträubren sich zwar
sehr geaen diese Klausel, a^cin ibr o- dempruch wurde
nicht gehört, und der Friede unterzeichnet. ^)as Schlimm-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold_I. Leopold_I. Ludwig
von_Baden Ludwig Ludwig Ludwig Karls Ludwig_Spanien Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Heilbronn Schwaben Holland Karls Holland England Spanien Frank- Freiburg Breisach Philippsburg Fran- Deutschland
278 Vii. Ztr. Vom weftph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1823.
feinen erzbischöflichen Stuhl von Mainz nach Re-
gensburg. Als Gebiet erhielt er die Furstenthümer
Aschaffenburg und Regensburg und die Grafschaft
Wetzlar.
2. Der Churfürft vonbaiern, der 220quadrat-
meiten mit 780,000 Einwohnern verlor, erhielt dafür
300 Quadratmeilen mit 861,(Hx) Einwohnern wieder,
nämlich die Hochftifter Bamberg, Würzburg und Passau,
eure Anzahl Aemter von andern schicküch liegenden
Landstrichen, und siebenzehn freie Reichsstädte in
Schwaben und Franken; Ulm war die größte unter
ebnen.
Z. Das Haus Brandenburg, verlierend 46 Qua-
dratmeilen mit 122,000 Einwohnern, erhielt dafür die
Hochstifter Hrldespeim und Paderborn, nebst einem
Theile vou Münster, einige Reichsabteien und Reichs-
städte in Ober-Sachsen und Westphalen, zusammen
240 Quadratmeilen mit einer halben Million Ein-
wohner.
4. Cdurbraun schweig oder Hannover, welches
seine Ansprüche auf Hildesheim und einige andere Län-
der aufgab, erhielt den völligen Besitz von Osna-
brück, welches seit dem westphälischen Frieden nur
abwechselnd von einem seiner Prinzen beherrscht war.
5. Würtembe rg erhielt für einen geringen Verlust jen-
seits Rhelnes "Stifter und Reichsstäde in Schwaben
mit 100,000 Einwohnern, nebst der Chnrwürde.
6. Hessen-Cassel, welches in ähnlichem Falle war,
bekam mit der Churwürde auch eine Vergrößerung
von 10,000 Einwohnern.
7. Hessen - Darm ft ad t , verlor etwa 24 Quadrat-
meilen mit 66,000 Einwohner, wofür es Mainzische
Aemter am rechten Rheinufer, einige Abteien und das
Herzogthum Westphalen, welches zum Hochstift Köln
gehört hatte, 96 Quadratmeilen mit 130,000 Einwoh-
nern, bekam. ,
8. Baven, welches auch die Churwurde annahm, er-
setzte emen Verlust von 36,000 Einwohner mit
60 Quadratmcileu und 240,000 Einwohner, nämlich
dem Hochstift Konstanz, den Ueberbleibseln der Hoch-
stifte Speier, Straßburg und Basel am rechten Rhein-
ufer, den pfälzischen Städten und Ämtern Heidelberg
und Mannheim, und mehreren Abteien und Reichs-
städten.
9. Auch Oranien-Nassau, welches in Deutschland
nichts besessen hatte, sollte für seinen Verlust in Hol--
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
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