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1. Geschichte des Mittelalters - S. 46

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
46 Christentum und Kaiserreich. man ihm als die Schuldigen ausgeliefert hatte, zu Verden an der Mer enthaupten. Diese Bluttat entfachte neuen Aufruhr. Aber Karl meisterte die Empörer. Widukind ergab sich und empfing in Attigny die Taufe; Karl selbst war sein Pate. Die Sachsen leisteten nun Heeresfolge gegen Bayern, Wenden, Avaren. Erst nach Jahren entbrannte ein neues Ringen. Jetzt schritt Karl zu einer durchgreifenden Maßregel: viele Tausende von Sachsen siedelte er mit Weib und Kind in Mittel- und Süddeutschland an; in ihre Wohnsitze rückten Franken ein. Von den Sachsen, die in der Heimat bleiben durften, verlangte er vornehme Knaben als Geiseln und ließ sie in Klöstern und an Bischofssitzen zu Priestern für ihre Volksgenossen ausbilben. Sachsen mürbe für immer ein Teil des Reiches, das alle beutsthen Stämme umfaßte. Überall in dem ver- wüsteten Sachsenlanbe würde mit Güte ober Gewalt das Christentum eingebürgert. * *3ur Stütze der Kirche würden Klöster und Bistümer (Münster, Osnabrück, Paberborn; Halberstabt, Verben, Bremen) errichtet. Im übrigen beließ Karl den Sachsen ihre Gesetze und Einrichtungen wie ihren Grunbbesitz. 9. Seit Jahrzehnten bilbete Bayern ein fast selbstänbiges Reich, das vom Fichtelgebirg und Lech bis zu Etsch und (Enns reichte. Herzog Tassilo, Pippins Schwestersohn, hatte feit zwanzig Jahren feine Heeresfolge mehr geleistet. Als Karl wegen seiner zroeibeutigen Haltung gegen ihn einschritt, oerbanb er sich mit den Avaren. Darauf verurteilte ihn ein Reichstag zu Ingelheim zur Absetzung. Seine Verwaltung hatte schöne Erfolge erzielt. Seine Klöster und Bistümer Salzburg, Freising, Regensburg, Passau verbreiteten das Christentum in den Donau- und Alpenlänbern. Karl verleibte auch Bayern seinem Reich ein; Herzog Tassilo toanberte ins Kloster wie sein Schwiegervater Desiberius. Dann würde das Räubervolf der Avaren vernichtet; in die Täler der Donau und Drau fanben bayerische Anfiebler den Weg. Die bayerischen Klöster sanbten ihre Hanbwerker in die „Avaren-wüste", bamit sie Kirchen bauten, und die „Grunbholben" von Ebeln und Abteien machten das Land urbar und germanisch. Zu den Erzbistümern Mainz, Köln, Trier und Metz kam Salzburg; es sollte □ den Slawen und Avaren das Evangelium vermitteln. □ 10. Karls „Eroßfönigtum" grenzte an fünf Meere und umfaßte

2. Geschichte des Mittelalters - S. 53

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die Teilung des Reiches. Ludwig der Deutsche. Iii 61—4. 53 Endlich verstand sich Lothar zu einer Teilung des Reiches, die zu Verdun an der Maas vereinbart wurde. Lothar erhielt das ehemalige Langobardenreich mit der Kaiserkrone, die fortan der Papst verlieh, und vom Frankenreich einen Landstreifen, der sich von den Alpen und der Rhonemündung zwischen den Sevennen, der Saone, der mittleren Maas und der untern Schelde im Westen und dem Rhein im Osten nordwärts bis über die Moselmündung hinaus und dann an die Weser erstreckte; was davon westlich lag, erhielt Rail „der Kahle"; dieses westfränkische Reich war ganz romanisch. Das bäuerliche Ost-land nebst der weinreichen Gegend um Speier, Worms und Mainz verblieb Ludwig dem Deutschen. Erst von da an kann von einem französischen und einem deutschen Volke gesprochen werden. Ludwig ist es zu danken, daß unser linksrheinisches Land nicht romanisiert worden ist. * * Das ,,Ostfränkische Reich" stand in Wohlhabenheit und Ge- sittung weit zurück hinter den linksrheinischen Gebieten, hatte nur wenige Städte am Rhein und an der Donau und enthielt keinen ganzen Strom; aber es war ein germanisches Land, bewohnt von waffentüchtigen freien Bauern, und sein König war im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern mild und gerecht, ein Mann voll Majestät, I mit leuchtenden Augen, das Ebenbild seines Großvaters Karl.d 4. Lothars Söhne, zuletzt Lothar Ii., starben ohne Erben. Da eignete sich Karl, seinen augenblicklichen Vorteil benutzend, sein ganzes Land an. Aber Ludwig eilte herbei und zwang in persönlicher Begegnung den Bruder zu ehrlicher Teilung; denn Karl war immer treulos und nach dem Ausdruck eines Zeitgenossen „feiger denn ein Hase". Im Vertrage zu Meerssen (bei Mastricht) wurde Lothars Reich, von dem ein Teil nach ihm Lothringen heißt, unter die Oheime so geteilt, daß Ludwig die Landschaften deutscher Zunge, Karl die französischen erhielt. Köln und Metz, Trier und Aachen, Straßburg und Basel fielen an Deutschland, Bisanz (Befangen), 2)erdun und Tull (Toul) an Frankreich: in der Hauptsache die Völker-scheide, die ein Jahrtausend später wieder hergestellt worden ist; nur daß der Rhein von seiner Quelle bis zur Mündung den Deutschen gehörte. Auch nach Osten schirmte Ludwig die Grenzen; dort forderte er auch die Bekehrung der Heiden. Er starb in seiner Lieblingsstadt Frankfurt a. M. am 28. August 876 und wurde im Kloster Lorch beigesetzt.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 61

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Deutsche Gesittung unter den Ottonen. Iv 2 s—s. 61 die in der Kanzlei die Urkunden prächtig ausführten, waren Kleriker wie in England (clerks). Die deutsche Kirche erreichte damals ihre höchste Blüte. Unbeschadet ihrer Zugehörigkeit zur römischen Mutterkirche galt der Kaiser als ihr Oberhaupt. Das Reich zählte sechs Erzbistümer: Mainz, Köln und Trier, Bremen, Magdeburg und Salzburg. Das Erzstift Mainz, dessen Erzbischof die höchste Stellung im Reich einnahm, er-D streckte sich mit seinen dreizehn Stiftern über das halbe Deutschland.^ Aus den Klöstern und ihren Schulen ging ein gebildeter, eifriger Priesterstand hervor, während die weltliche Bildung vernachlässigt wurde: Heinrich I. konnte gar nicht lesen und schreiben, Otto I. lernte es erst in spätern Jahren. * * Neben der Seelsorge, der sie mit Eifer oblagen, hielten die Kirchenfürsten Gericht wie der König und führten ihm ihren gepanzerten Heerbann zu wie die weltlichen Großen: in der Zeit der Nordmänner- und Ungarnnot sind binnen dreier Jahrzehnte zwei Erzbischöfe und acht Bischöfe im Kampfe gefallen! 8. Um die Wenden dauernd zu bekehren, gründete Otto das Erzbistum Magdeburg mit den Bistümern Haoelberg, Brandenburg, Meißen, Merseburg und Zeitz (Naumburg). Unter dem Einfluß des Herrschers und seines Bruders, des Erzbischofs Brun von Köln, der auch das Herzogtum Lothringen verwaltete, wich der Überrest alter Roheit milderer Gesittung und tiefer Frömmigkeit. Das Zeitalter der Ottonen hat das Christentum mit voller Inbrunst erfaßt. In alle Verhältnisse des Lebens griff die Religion ein. Mit Fasten und Beten, Almosengeben und Krankenpflege, Schenkungen an Kirchen und Klöster, Tragen von Bußgürteln und härenen Gewändern bemühte sich jeder um einen Platz im Himmelssaal. Mit Fasten und Beten bereitete man sich auch auf die Schlacht vor: das Heer hörte eine Messe; dann erst stürzte es sich mit dem frommen Ruf: Kyrie eleison grimmig auf den Feind. Lange bevor mit dem Ablauf des vermeinten tausendjährigen Reiches der Weltuntergang hereinzubrechen schien, ergaben sich die Deutschen einer strengen Askese: viele enthielten sich ganz des Fleisches, auch der Fische, ja soviel wie möglich aller Speise; beim Gottesdienst, namentlich beim Genusse des Abendmahls, brachen oft Geistliche und Laien in Tränen und zerknirschte Wehklagen aus.

4. Geschichte der neuesten Zeit - S. 25

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Aufrichtung des franzsischen Kaiserreichs. I 8e93. 25 natrlich unter franzsischem Vorsitz, durch eine Reichsdeputation zu Regensburg fortgesetzt, deren Hauptschlu" dann der Reichstag be- 1803 sttigte. Die neue Ordnung bestimmte die geistlichen Gebiete zur Ein-ziehung (Skularisation), jene der kleineren Fürsten und der Reichs-stdte, bis auf sechs, zur Einordnung in grere Staaten (Media-tisation). 112 Staaten verschwanden. Preußen, das der Erste Konsul auf seine Seite zu ziehen wnschte, wurde reich bedacht: es erhielt die westflischen Bistmer Paderborn, Osnabrck und Hildesheim sowie mehrere Stifter und Abteien in Sachsen, namentlich das Eichsfeld mit Erfurt. Zum Ersatz fr Mainz, Kln und Trier wurden Hessen-Kassel, Wrttemberg und Baden Kurfrstentmer. Baden erhielt dem Zaren Alexander zuliebe, der mit einer Enkelin Karl Friedrichs vermhlt war, die rechtsrheinischen Trmmer der oberrheinischen Bistmer sowie groe Stcke der Pfalz, deren Herrscherhaus eben ausgestorben war, mit den daniederliegenden Stdten Mannheim und Heidelberg. Wrttemberg fielen die schwbischen Reichsstdte und Abteien, Bayern zur Entschdigung fr die Rheinpfalz die frnkischen und schwbischen Bistmer zu. 2. Bonaparte errichtete nun in den Tuilerien mit seiner Gattin Io-sephine eine glnzende Hofhaltung. Er stiftete den Orden der Ehren-legion und umgab sich mit einer Schar von Marschllen und Hflingen. Er gab dem Lande eine einheitlich wirkende Verwaltung, unter deren Schutz sich der Wohlstand zusehends hob; er baute Straen und Kanle, die dem Handel und der Landwirtschaft zustatten kamen; er rief Schulen aller Art ins Leben, in denen Brger wie Beamte und Offiziere heran-gebildet werden sollten. An der Abfassung einer neuen Gesetzessammlung, des Code Napoleon, arbeitete er selbst mit Sachkenntnis und Hin-gebung mit. Er schlo mit dem Papst ein Konkordat, durch das die katholische Kirche wieder zur Staatsreligion wurde. Aber die Bischfe ernannte das Staatsoberhaupt, die Geistlichen erhielten ihr Gehalt aus der Staatskasse, die brgerliche Eheschlieung wurde anerkannt; als Gegengabe wurde der Gregorianische Kalender, vorlufig neben dem republikanischen, wieder eingefhrt. 3. Anschlge gegen sein Leben benutzte der Erste Konsul, um sich durch Volksabstimmung (Plebiszit) zum Konsul auf Lebenszeit, dann zum Kaiser der Franzosen erheben zu lassen. In der Kathedrale Notre-Dame zu Paris mute Papst Pius Vii. ihn feierlich salben; die Kronez. Dez. setzte er sich und Iosephine selber aufs Haupt. 1804 Die aus der Zisalpinischen erwachsene Italienische Republik wandelte er um in ein Knigreich Italien und krnte sich in Mailand mit der Eisernen Krone; sein Stiefsohn Eugen Beauharnais wurde Mzeknig.

5. Geschichte der neuesten Zeit - S. 18

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
18 aufzurichten: Von hier und heute geht eine neue Epoche der Welt-geschichte aus, und ihr knnt sagen, ihr seid dabei gewesen!" Herbstregen und Ruhr veranlassten den verlustreichen Rckzug. Gleich-zeitig nahm der General Custine Mainz weg, und ein Rheinisch-Deutscher Nationalkonvent" in Mainz erklrte das Land von Landau bis Bingen zur Republik. Andere Heeresabteilungen eroberten Savoyen und Nizza, zur schmerzlichen Enttuschung mancher Freunde der Franzosen und der Revolution. Damals ist Klopstocks Ode: Mein Irrtum" entstanden. 2. Auch Belgien besetzten die Franzosen, das fr den englischen Handel nach Deutschland wichtig war. Dieser Schritt brachte England in Harnisch, 1793 und sein Minister, der jngere Pitt, wurde der Stifter und Leiter einer groen Koalition gegen die Republik. Zugleich rief der Knigsmord in Frankreich selbst einen Brgerkrieg hervor: mit der Vendse erhoben sich sechzig Departements gegen die Sansculotten; Toulon ffnete den Eng-lndern Hafen und Festungsmauern. Frankreich besa kein Heer mehr; die Offiziere waren als verdchtig" guillotiniert oder ausgewandert. Darum ordnete der Wohlfahrtsausschu eine Massenerhebung (levee en rnasse) an: alle Jnglinge von 18 bis 25 Jahren sollten zu den Fahnen eilen. Das Land verwandelte sich in ein groes Heerlager: alle Pferde wurden fr die Reiterei und die Geschtze weggenommen; die Schuhmacher durften monatelang nur fr das neue Heer arbeiten. In allen Vellern suchte man nach Salpeter; aus den Glocken go man Kanonen. Die so ausgersteten Blaurcke" der Revolution fochten nicht ohne Ruhm. 3. Unter den Verbndeten dachte jeder nur an seinen Vorteil. Preußen zog sich ganz zurck; es brauchte seine Krfte im Osten. Im Sonderfrieden 1795 zu Basel verzichtete es heimlich fr den Fall, da ein Reichsfriede die Rheingrenze festsetze, auf seinen Landbesitz links des Rheins und lie sich dafr Schadloshaltung durch geistliches Gebiet an seinen deutschen Grenzen versprechen. Immerhin trat es dabei auch als Schutzmacht auf fr die kleinen Staaten bis zur Mainlinie und sicherte ganz Norddeutschland eine zehnjhrige Friedenszeit. Schon vorher hatte es mit Rußland die zweite Schicht polnischen Landes geteilt, verwahrlostes und aufsssiges Gebiet, und dabei Thorn und Danzig gewonnen. Der polnische Reichstag wurde mit Waffengewalt zur Zustimmung gezwungen. Nun fhrte der edle Kosciuszko seine Landsleute zum Verzweiflungskampf. Als er in einer Schlacht verwundet vom Pferde sank, ward auch der Rest des Landes verteilt. sterreich erhielt das obere Weichselland, Preußen Neuostpreuen" mit Warschau, Rußland alles brige. Das war das Ende Polens (finis Poloniae).

6. Geschichte der neuesten Zeit - S. 111

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Mainfeldzug und die Friedensverhandlungen. Iv 614. 16. Juli konnte der Oberfeldherr General Vogel von Falckenstein dem König melden: Alles Land nrdlich des Maines liegt zu den Fen Ew. Majestt." Als er zum Eeneralgouoerneur von Bhmen ernannt wurde, trieb sein Nachfolger Edwin von Manteuffel die Bundes-truppen durch den Odenwald in den Taubergrund: die Badener, die Wrttemberger und Nassauer wurden nacheinander zurckgeworfen. 3. Nach glnzender Heerschau auf dem Marchfeld trat König Wilhelm die Heimreise an. Im Eisenbahnzuge gewann ihn Bismarck fr die Aus-shnung mit dem Landtag. Grenzenloser Jubel begrte ihn in Berlin. Als er am folgenden Tag, einem Sonntag, um die Mittagsstunde im Weien Saale seines Schlosses den neugewhlten Landtag erffnete, bot er in der Thronrede nach frommem Danke gegen Gott die Hand zu einem Ausgleich, indem er nachtrgliche Genehmigung (Indemnitt") nachsuchte fr die ohne Staatshaushaltsgesetz gefhrte Verwaltung der letzten Jahre. Da unterbrach ein mchtiger Beifallssturm die Thron-rede. Ein solcher König und ein solches Volk: wo war ein Feind stark genug, sie zu berwinden? Eine Probe dieses neuen Treubundes schien bevorzustehen. Napoleon verlangte preuische, bayrische und hessische Grenzstriche als Rompen-sationen" (Herstellung des Gleichgewichts), vor allem Landau, Saarlouis und Mainz. Ohne Bedenken kamen Bismarck und Moltke zu dem Ent-schlu, dem König einen neuen Krieg zu empfehlen gegen sterreich und Frankreich zugleich; denn der endgltige Friede mit sterreich ist erst nachher, zu Prag, abgeschlossen worden. Beide waren berzeugt, da die Sddeutschen sich alsbald auf Preuens Seite schlagen wrden, wenn es gegen die Franzosen gehe. Warum," fragte Bismarck den franzsischen Ge-sandten, wollen Sie uns solche Sprnge machen? Sie mssen es doch wissen, da fr uns die Abtretung deutscher Erde eine Unmglichkeit ist. Wenn Sie auf diesen Forderungen bestehen, so gebrauchen wir darber tuschen Sie sich nicht! alle Mittel: wir rufen nicht nur die deutsche Nation in ihrer Gesamtheit auf, sondern wir machen auch sofort Frieden mit sterreich auf jede Bedingung, berlassen ihm ganz Sddeutschland, lassen uns selbst den Bundestag wieder gefallen. Aber dann gehen wir auch vereinigt mit 800000 Mann der den Rhein und nehmen euch das Elsa ab; unsere beiden Armeen sind mobil, die eurige ist es nicht; die Konsequenzen denken Sie sich selbst!" 4. Napoleon mute sich in die neue Lage finden. Nur die Vereini-gung ganz Deutschlands unter Preuens Fhrung gelang ihm vorerst zu vereiteln: nur bis an den Main sollte der neue Bund sich erstrecken. Dafr wurden Hannover, Kurhessen, Nassau und die Stadt Frankfurt a. M. dem preuischen Staat einverleibt (annektiert") wie Schleswig-Holstein.

7. Geschichte der Neuzeit - S. 89

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Westflische Friede. Iii 437. 89 Die Glaubenseinheit des Mittelalters war endgltig aufgegeben. Das katholische und evangelische Bekenntnis waren fr immer getrennt. Den Reformierten erwirkte Brandenburg die Gleichberechtigung mit den Luthe-Tischen. Aber die Bekenntnisse sollten sich gegenseitig achten, einander nicht von Wohlttigkeitseinrichtungen, Znften, Kirchhfen ausschlieen. Die Gegenreformation kam zum Stillstand. Siegreich war sie in allen fter-reichischen Lndern, die durch die Glaubenseinheit allmhlich zu einem Gesamtstaat zusammenwuchsen, aber auch dem deutschen Geistesleben fremd wurden; die protestantische Auswanderung erschwerte das Ausblhen des Eewerbefleies.*) Bayern, dessen Regierung immer noch Maximilian fhrte, behielt mit der Oberpfalz die Kurwrde: fnf von den acht Kurstimmen waren katholisch. Die Landeshoheit (Souvernitt") der Fürsten umfate namentlich die Gerichtshoheit und das Recht der Gesetzgebung; man sagte, jeder Herr sei Kaiser in seinem Land. Doch blieben der Reichshofrat in Wien und das Reichskammergericht in Speier nebeneinander bestehen. (7.) Das Reich hatte kein Geld, kein Heer; alle wichtigen Reichsange-legenheiten waren an die einmtige Zustimmung aller Reichsstnde gebunden, deren Zahl man ohne die Stifter und die der 1000 reichsritter-schaftlichen Gebiete auf 300 schtzte; nur in Angelegenheiten der Religion sollten maiora (die Mehrheit) nicht gelten. Dem katholischen Kaiser gegen-ber verbanden sich die protestantischen Fürsten zu einer evangelischen Krperschaft (Corpus Evangelicorum), an deren Spitze der Kurfürst von Sachsen stand. Lothringen war in den Frieden nicht eingeschlossen und Frankreich preisgegeben. Frankreich wurde auerdem im Besitze der drei lothringischen Bistmer Metz, Toul und Verdun staatsrechtlich anerkannt und erhielt tatschlich fast das ganze Elsa bis auf Straburg, teils als Eigen-tum, teils als Reichslehen. Schweden behauptete mit den Bistmern Bremen und Verden das Mndungsgebiet der Weser und der Elbe und mit Vorpommern die Mndung der Oder nebst Stettin; doch blieben Ham-brg und Bremen selbstndige Reichs- und Hansestdte. Mit der Schweiz war die Quelle, mit den Niederlanden die Mndung des Rheins dem Reich verloren: die Niederlnder beherrschten den Handel mit Belgien und mit Deutschland: ein wertvoller Preis ihres 80jhrigen Kampfes gegen Spanien! Das Kaisertum war ein bloer Schatten, Deutschland ein geographischer Begriff geworden. Nur die Landesfrsten konnten ein neues Deutschland bauen. Das politische und gesellschaftliche Leben wurde beherrscht von dem machtvoll aufstrebenden Frankreich. *) E. v. Handel-Mazzetti, Jesse und Maria. Karl Schnherr. Glaube und Heimat. '

8. Geschichte der Neuzeit - S. 102

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
102 Zur Erweiterung: Das Zeitalter Ludwigs Xiv. Kurfrsten den Franzosen preis, ja er gestattete ihnen freien Durch-zug durchs Reich gegen Brandenburg. Sowohl der Kurfürst als Dne-1679 mark muten in dem Frieden von St. Germain alle Eroberungen an Schweden zurckgeben. Auf einer Denkmnze, die er auf den Friedensschlu prgen lie, steht der Virgilsche Vers: Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor: Steige herauf aus meinem Gebein, wer du seiest, mein Rcher! Voll Bitternis gegen die Verbndeten, die ihn verlassen hatten, ging Friedrich Wilhelm nunmehr einen Vertrag mit Frankreich ein, das ihm zum Besitz Pommerns verhelfen sollte. Ludwig zahlte ihm ein Jahrgeld, dessen er bei der Armut und Erschpfung des Kurstaats zum Unterhalt seiner Regimenter dringend bedurfte. Erst die Aufhebung des Edikts von Nantes fhrte den Kurfrsten auf seinen richtigen Platz zurck. 6. Ludwig Xiv. nahm den zehn elsssischen Reichsstdten (Colmar, Hagenau, Landau), die ihm der Westflische Friede berantwortet hatte, gewaltsam ihre Freiheit und ihre Wlle, hnlich wie deutsche Fürsten andre Reichsstdte, die an ihr Gebiet grenzten, zur Huldigung zwangen. Eigene Reunionskammern, die er nach diesen Erfolgen bei de-n Parlamenten in Metz, Breisach und Bisanz (Besanyon) errichtete, sollten den Zubehrden" (dependances) der Gebiete nachforschen, die in den Friedens-schlssen zu Mnster und Nimwegen an Frankreich gekommen waren; was zu irgendeiner Zeit, bis hinauf zu König Pippin, zu einem dieser Ge-bietsteile gehrt hatte, nahmen sie fr den König in Anspruch, und dem Urteilsspruch folgte auf dem Fue die gewaltsame Besitzergreifung. Unter der Ausbeute dieser Ruberpolitik waren ganze Frstentmer, wie das schwedische Pfalz-Zweibrcken. Ohne jeden Rechtsvorwand nahm Ludwigs Kriegsminister Louvois 1681 Straburg weg, das bei der allgemeinen Mutlosigkeit von keiner Seite Hilfe zu hoffen hatte. Bei seinem Einzug in die schweigende Stadt umgab den König seine Familie; darunter war seine Schwgerin Liselotte, Karl Ludwigs Tochter, die in redlichem deutschem Empfinden nach ihrem Bericht bei der Feierlichkeit heulte". Eine franzsische Denkmnze sagte: Clausa Germanis Gallia: Frankreich war den Deutschen verschlossen; Straburg wurde zum Aussalltor nach Deutschland. 7. Die Trken vor Wien. Prinz Eugenius. 1. 2. Seit Seltmans Tagen war der Türke Erenznachbar des Habs-burger Reiches. In den nun folgenden Trkenkriegen focht sterreich fr ganz Europa, wie es einst die Deutschen in den Schlachten an der Unstrut und am Lech getan hatten.

9. Geschichte der Neuzeit - S. 26

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
26 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. einen der Krabaten (Kroaten) und Schnapphahnen durch das hnfene Fenster sehen lie", ihn mit des Seilers Tochter kopulierte"! Ganze Landstriche lagen de; auf den Gassen der Drfer wuchs Gras; in den Kirchen hausten die Wlfe. Die Heere fanden feine Nahrung mehr; zu Hunderten fielen die Soldaten der Pest oder der rchenden Kugel des Landmanns zum Opfer; Soldatenweiber warfen ihre Kinder weg, um ihnen die Dualen des Verhungerns abzukrzen. 6. Nach jahrelangen Verhandlungen wurde zu Mnster der Westflische Frieden" abgeschlossen. Den Katholiken und Lutheranern wurden die Reformierten gleichberechtigt; die Bekenntnisse sollten in ihren Besitzstand vom 1. Januar 1624 wieder eintreten. Bayern behielt die Kurwrde; fr die Nachkommen des im Elend umgekommenen Pfalzgrafen Friedrich V. wurde eine achte Kur geschaffen. Die deutschen Fürsten erhielten die Landeshoheit mit dem Recht, nach ihrem Belieben Bndnisse zu schlieen und Krieg zu führen, nur nicht gegen den Kaiser. Das einzige wertvolle Band des Reiches war das Reichskammergericht zu Speier. Die eigentlichen Herren Deutschlands waren Frankreich und Schweden als Brgen des Friedens. Jenes erhielt fast das ganze Elsa nebst Breisach, dieses Vorpommern samt der Odermndung sowie das Erzstift Bremen (ohne die Stadt) und das Bistum Verden. Die Schweiz und die Niederlande wurden als selbstndige Staaten anerkannt. Deutschlands Strme mndeten alle auf fremdem Boden. Der blhende Wohlstand, die geistige und sittliche Kraft unseres Volkes war geknickt auf lange Zeit. Iv. Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 1. Die englische Revolution. Oliver Croinwell. 1. In Grobritannien trumte und schrieb der stotternde, unmnnliche König Jakob I. von einem gttlichen Knigtum, von dem alles Recht ausgehe. Aber gleichzeitig griff die Lehre der Puri-taner um sich; sie strebten die Gleichheit aller Menschen an und wollten das Leben nach den Geboten des Alten Testaments ein-richten: sie gaben ihren Kindern alttestamentliche Namen und hielten Weintrinken und Tanz, das Tragen langer Haare, gestrkter Kragen fr sndhaft.

10. Geschichte der Neuzeit - S. 88

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
88 Zur Erweiterung: Der Dreiigjhrige Krieg. Sohn des Kurfrsten erhielt Magdeburg. Brandenburg liefe sich durch die Anerkennung seiner Anwartschaft auf Pommern gewinnen. 4. Richelieu war ein guter Katholik; aber er wollte wie König Franz und Heinrich Iv. sterreich nicht zu mchtig werden lassen. Darum trat Frankreich mit den Ketzern" in ein Bndnis, wie vor hundert Jahren mit den Trken. Nach dem Prager Frieden erklrte es offen den Krieg an Spanien, fhrte ihn aber in Deutschland. Wie Wallenstein wollte sich auch Herzog Bernhard ein eigenes Land erobern. Zuerst fate er die frnkischen Bistmer Bamberg und Wrzburg ins uge, dann das Elsa mit andern oberrheinischen Land-strichen; Breisach sollte seine Hauptstadt werden, wurde aber seine vor-lufige Grabsttte. 5. Zuletzt mangelte allen kriegfhrenden Mchten trotz aller Verschlechterung der Mnze das Geld, um die Soldaten zu lhnen. Darum liefen diese grundsatzlos von einem Heer zum andern, oder sie wurden Merode-Brder" und Ruber. Sie setzten den Bauern den roten Hahn" aufs Dach, zwangen sie durch Radeln" (Einklemmen eines Fingers unter den Hahn der Flinte), Zusammenpressen des Kopfes, Aufhngen im Rauch und andere Scheulichkeiten, wie sie die Miseres de la guerre" des Jacques Gallot schildern, ihre Kostbarkeiten herzugeben. Hunderte von Drfern sind damals verschwunden; die Bewohner waren tot, oder sie waren selbst Landstreicher und Ruber geworden, oder sie fhrten einen erbitterten Kleinkrieg gegen die Soldaten.*) 6. der den Friedensschlu verhandelte man schon im Jahr 1640 in Regensburg. Aber der schwedische General San er suchte den Reichstag durch einen verwegenen Marsch der die gefrorene Donau gefangen zu nehmen und durch einen Vorsto nach sterreich einen Aufstand zu entfesseln; pltzlich eintretendes Tauwetter vereitelte den Handstreich. Bauers Nachfolger Torstenson drang zweimal nach Bhmen und Mhren vor; seine Reiter streiften bis vor Wien, wie kaiserliche Reiter-scharen unter dem khnen Flamlnder Johann van Weerth bis gegen Paris. Noch im Sommer 1648 erschien der schwedische General Knigsmark, ein Altmrker, in Bhmen, eroberte den Hradschin und die Kleinseite von Prag und schleppte mit andrer Beute die Silberne Handschrift des Wulfila mit nach Schweden. So endete der Groe Deutsche Krieg in Prag, wo er begonnen hatte. Die Friedensverhandlungen wurden inzwischen unter fortwhrenden astereien und Rangstreitigkeiten auf dem Westflischen Friedenskongre zu Osnabrck und Mnster, zuletzt nur noch in Mnster, weitergefhrt. Am 24. Oktober 1648 wurde endlich der Friedensvertrag unterzeichnet. *) A. Schmitthenner, Friede auf Erden (Wiesbadner Volksbcher)
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