108 Geschichte der neueren Zeit.
2. Brandenburg (der große Kurfürst!) erhält Hinterpommern (obgleich es gerechten Anspruch auf ganz Pommern hatte) und die Bistümer Halberstadt, Minden, Camin und Anwartschaft aus Magdeburg. Diese Bestimmungen waren von weltgeschichtlicher Wichtigkeit, weil Brandenburg a) in Gegensatz zu Schweden trat, welches Vorpommern nebst den Mündungsgebieten der Weser und Elbe bekam, b) durch die zerstreute Lage seiner Besitztümer aus eine allgemein deutsche Politik gewiesen wurde.
3. Frankreich behielt Metz, Toul, Verdun und gewann dazu die Saudgrafschaft Elfaß und andere Gebiete am Oberrhein. Auch erhielt es fortan durch feine Gefandtfchaft am deutschen Reichstage Gelegenheit, seinen unheilvollen Einfluß auf unsere Geschichte ausüben.
B. Innere Veränderungen.
1. Der Augsburger Religionsfrieden wurde gewährleistet und auch die Reformierten sollten an ihm teilnehmen (der geistliche Vorbehalt aufgehoben!). Hinsichtlich der Besitzverteiluug zwischen Katholiken und Protestanten sollte das Jahr 1624 als Richtschnur gelten.
2. Die Macht des Kaisers wurde vollends unterbunden, indem den einzelnen Reichsständen volle Selbständigkeit (droit de sou-verainete) zuerkannt wurde. Wenn durch diese Bestimmung die alte Gestalt des deutschen Reiches gänzlich zerstört wurde, so legte sie andererseits die Grundlage, auf welcher nun Brandenburg-Preußen sich entwickeln und zu der Erfüllung seiner Sendung heranreifen konnte: das deutsche Reich iu anderer besserer Gestalt wieder herzustellen!
§ 64. Folgen des dreißigjährigen Krieges.
Dem Volksleben hat der große Krieg tiefe Wunden geschlagen. Deutschland glich vielfach einer Wüstenei; volkreiche Städte und Dörfer waren vollständig verschwunden; statt weiter Strecken früher gut angebauten Landes sah man wilde Heide. „Die Hälfte der Bevölkerung war durch Schwert, Hunger und Seuchen dahingerafft." „Die Stadt Augsburg z. B. zählte einst über 90 000 Einwohner: nach dem Kriege schlichen noch 6000 Bewohner durch die weiten, stillen Gassen." Die furchtbaren Leiden, der Mangel jedweder Rechtssicherheit hatte den sittlichen Sinn des Volkes tief entarten lassen. Die Handelswege zwischen Nord und Süd, Ost und West, noch im Reformationszeitalter belebt von fröhlichen Kaufleuten und reichen Warenzügen, lagen verödet. Dafür machten Abenteurer aller
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Extrahierte Ortsnamen: Hinterpommern Minden Magdeburg Brandenburg Schweden Frankreich Verdun Oberrhein Deutschland Nord Ost
112 Geschichte der neueren Zeit.
Die darauffolgende Friedenszeit benutzte Ludwig, um gegen alles Recht durch die sogen. Reunionskammern (chambres de reunion) sich Gebiete anzueignen, die irgend einmal zu den im Nymweger und Aachener Frieden abgetretenen Bezirken gehört hatten. Am schreiendsten war die hinterlistige und gewaltthätig? Weg -1681 nähme von Straßburg 1681, bei der ihm der verräterische Bischof Egon von Fürstenberg behilflich war. Das Reich war zu ohnmächtig, um diese Gewaltthat zu verhindern oder auch das Ge-1683 raubte wiederzuerobern. Die erneuerte Türkennot (1683 Türken vor Wien, Rüdiger von Stahremberg, Johann Sobiesky!) nahm die ganze Aufmerksamkeit der kaiserlichen Regierung in Anspruch. Durch einen dritten Raubkrieg wollte Ludwig sogar die Pfalz, auf welche er Erbansprüche zu haben meinte, für sich gewinnen (Elisabeth Charlotte von der Pfalz, Herzogin von Orleans!). Ludwig eröffnete den Krieg gegen das deutsche Reich auf den Rat seines Ministers L o u v o i s mit einer furchtbaren Verheerung der blühenden Pfalz: Sprengung des Schlosses zu Heidelberg, Entweihung der Kaisergräber zu Speier, Zerstörung von Mannheim, Worms und vielen anderen Städten durch den General Melae! Diesen Unthaten gegenüber bildete sich ein Bündnis zwischen den meisten europäischen Staaten, welche nun Frankreich von allen Seiten angriffen (Kaiser, Brandenburg, Holland, England, Spanien, Schweden u. a.). Die Engländer trugen bei Kap La Hogue einen großen Seesieg über die französische Flotte davon. Endlich mußte Ludwig, obwohl er durch tüchtige Generale (Luxembourg, Catinat) manchen Sieg errungen, erschöpft Frieden 1697 schließen zu Ryswick 1697. Die hauptsächlichsten der dem Reiche und dem habsburgischen Hause widerrechtlich entrissenen Besitzungen blieben bei Frankreich, z. B. Straßburg und das Elsaß, während weniger wichtige zurückgegeben wurden.
Durch diese Kriege hatte sich Ludwig Xiv. allgemein gefürchtet gemacht. Als er nun gar bei Erledigung des spanischen Thrones auch Spanien unter seinen Einfluß zu l ringen trachtete, besorgte man eine völlige Vernichtung des europäischen Gleichgewichtes. Es entspann sich der sogen, spanische Erbfolgekrieg, ans dem aber schließlich Frankreich nicht als Sieger hervorgegangen ist. Von demselben wird unten besonders die Rede sein (vgl. § 71).
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Stahremberg Heidelberg Mannheim Worms Frankreich Brandenburg Holland England Spanien Schweden La_Hogue Luxembourg Frankreich Spanien Frankreich
22 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
I. Außere Unternehmungen Karls des Großen.
a) Durch sein ganzes Leben fast ziehen sich die Kümpfe mit den Sachsen. Dieser Stamm hatte damals die ganze norddeutsche Tiefebene zwischen Elbe, Thüringen und dem Niederrhein inne und war von allen deutschen der einzige, bei dem noch das Heidentum herrschte. Karl unternahm eine Reihe von Feldzügen gegen die Sachsen, die, nach scheinbaren Unterwerfungen, sich immer wieder gegen ihn empörten, angereizt durch ihren Herzog Widnkind, dessen Tapferkeit, Kühnheit und Klugheit noch heute in den Sagen der Westfalen und Hannoveraner fortlebt. (Hinrichtung von 4500 Sachsen bei Verden a./Mer.) Als aber endlich Widnkind einsah, daß der Widerstand auf die Dauer vergeblich sei, ja als er selbst (zu Attiguy) sich taufen ließ, da unterwarfen sich die Sachsen und traten in großen Scharen zum Christentume über. Karl teilte nun das ganze Land in kirchliche Bezirke, deren jeder einen Bischof an der Spitze hatte. So entstanden die Bistümer Münster, Osnabrück, Paderborn, Verden, Bremen, Halberstadt, die nun alle den Erzbistümern Köln und Mainz unterstellt wurden.
b) Gegen die Langobarden unternahm Karl (774) einen Feldzug, um den Papst gegen die Angriffe des König Desiderins zu schützen (Desiderata?). Desiderins wurde abgesetzt und ins Kloster geschickt. Die Krone des Langobardenreiches (eiserne Krone) kam an Karl und die Franken.
c) Auch in einem Teil von Spanien breitete Karl seine Herrschaft aus (spanische Mark). Auf dem Rückzüge über die Pyrenäen foll in dem Thäte von Roncesvalles der Paladin Roland überfallen und getötet worden fein (die Rolandsage; chanson de Roland!).
d) Ebenso wurden die Avareu (im heutigen Ungarn) besiegt und zum Schutze der Grenzen gegen sie die Ostmark errichtet.
e) Indem Karl auch über die Dänen und überelbischen Slaven obsiegte, legte er den ersten Grund zu der in den späteren Jahrhunderten mächtig anwachsenden deutschen Kolonisation nach Osten.
f) Alle Unruhen im Innern, wie sie von Stammesfürsten, die sich der starken Gewalt des Frankenkönigs nicht beugen wollten, erregt wurden, wußte Karl mit schneller Entschlossenheit zu unterdrücken: das zeigt sich z. B. in dem Schicksal des Bayernherzogs Thassilo.
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Karl Karl Karl_( Karl Desiderins Karl Karl Karl Karl Roland Roland! Karl Karl Karl Karl Thassilo
66
mern, Frankreich den grten Theil vom Elsass, Brand enburg Hinterpommern und die Bisthmer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin, Sachsen die Lausitz, Bayern die Oberpfalz, ein Sohn des Winterknigs die Unterpfalz mit einer achten Kurwrde. Friede wars, doch der Friede eines Friedhofs! Was war aus Deutschland ge-worden? Stellenweise eine Wste! Viele Städte und Drfer von der Erde verschwunden oder menschenleer, die Bevlkerung durch Schwert, Hunger und Seuchen auf die Hlfte zusammengeschmolzen, aller Wohl-stand, Handel und Gewerbe vernichtet, Kunst und Wissenschaft gelhmt! Zum Landbau fehlten Saatkorn, Zugvieh und Menschenhnde. Aus den verwilderten Soldatenhorden bildeten sich Ruberbanden. Unglauben, Aberglauben und Laster aller Art waren grausig gewachsen, alle edlen Sitten verfallen. Das waren die Frchte eines Religionskrieges!
31. Der groe Kurfürst Friedrich Wilhelm von Lranden-durg 16401688.
1. Seine Jugend war keine freundliche. Als siebenjhriger Knabe wurde er vor den Kriegsstrmen nach Kstrin geflchtet und dort er-zogen. Spter reiste er zu seiner Ausbildung nach Holland. Hier hatte er an dem weisen und tapfern Statthalter von Dramen das Vorbild eines guten Regenten und an den fleiigen Hollndern das Muster glcklicher Unterthcmen. Er nahm sich vor, sein Land und Volk ebenso mchtig und glcklich zu machen. Als matt ihn im Haag zu Ausschweifungen verleiten wollte, floh er ins Feldlager zu Oranien und uerte dabei: Och bin es meinen Eltern, meinem Lande und meiner Ehre schuldig." Oranien klopfte ihn auf die Schulter und sagte: Eure Flucht ist heldenmtiger, als wenn ich diese Festung eroberte. Vetter, ihr habt das gethatt, ihr werdet mehr thun, denn wer sich selbst besiegt, ist groer Thaten fhig."
2. Sein Regierungsantritt erfolgte in seinem 20. Jahre unter dm traurigsten Umstnden. Sein verwstetes Land hielten die Schweden zum Theil besetzt; die Truppen hatten dem Kaiser Treue geschworen, und die Regierungsgewalt hatte der Minister Schwarzen-berg inne. Zunchst wollte der junge Kurfürst Herr in seinem Lande werden. Mit festem Willen, scharfem Verstnde und glubigem Gottvertrauen ging er auf fein Ziel los. Zuerst beschrnkte er die Macht des allmchtigen Schwarzenberg, den ein Schlagfluss kurze Zeit daraus aus der Welt rief. Dann nahm er die Truppen in Eid und Pflicht und vermehrte die stehende Heeresmacht zuletzt bis auf 8000 Mann. Mit den Schweden schloss er Waffenstillstand. Auf die Friedensver-Handlungen bte er durch seine Klugheit und Festigkeit einen groen Einfluss aus. Er vermhlte sich mit der schnen, gebildeten und edlen Luise Henriette von Oranien, der Tochter des niederlndischen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_von_Lranden-durg Friedrich Wilhelm Luise_Henriette_von_Oranien
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Elsass Hinterpommern Halberstadt Minden Sachsen Deutschland Holland Schwarzenberg
261
Walt herrschte er. „Der Staat bin ich!" war sein Wahlspruch. Sein
Finanzminister lieferte durch weise Sparsamkeit die Mittel zu einem
üppigen, prunkvollen Hofleben und zu endlosen Raubkriegen mit den
Nachbarn. Der französische Hof gab den Ton an für ganz Europa.
2. Der ländersüchtige Eroberer. Im Innern unumschränkt zu
herrschen und nach außen Frankreichs Macht zu erweitern und über alle
Staaten zu erheben, das war Ludwigs Lebensziel. Das Edikt von
Nantes hob er 1685 auf und ließ die Hugenotten entweder durch
Dragoner mit dem Säbel zur katholischen Kirche bekehren oder jagte
sie aus dem Lande. Holland und Deutschland fiel er mehrmals räuberisch
an (Verwüstung der Pfalz, Schändung der Kaisergräber in Speier, Zer-
störung des Heidelberger Schlosses!). Erlitt er auch manche Niederlage,
so brachte ihm doch jeder Frieden einen Zuwachs an Land und Macht.
Das war nur möglich bei der Schwäche des deutschen Reiches, der Un-
einigkeit seiner Fürsten und der Unentschlossenheit des deutschen Kaisers
Leopold I. In dem spanischen Erbfolgekriege wollte Ludwig
ganz Spanien für seinen Enkel Philipp erobern. „Für Frankreich giebt
es keine Pyrenäen mehr!" rief er siegesgewiß aus. Aber der öster-
reichische Feldherr Prinz Eugen von Sa-
voyen erwies sich als ein furchtbarer Gegner.
In seinem unscheinbaren Körper wohnte eine
Feuerseele. Er war ein Verwandter Maza-
rins und ursprünglich für den geistlichen
Stand bestimmt. Doch seine Neigung für
den kriegerischen Beruf trieb ihn, sich in Frank-
reich um eine Offizierstelle zu bewerben. Allein
der Kriegsminister wies ihn ab. Nun wandte
er sich nach Wien, stieg dort von Stufe zu
Stufe und verrichtete in den Türkenkriegen
Wunder der Tapferkeit. „Der kleine Kapu-
ziner mit dem grauen Mantel" ward der erste
Feldherr seiner Zeit. In Gemeinschaft mit 2qtk- Prin3 Eugen,
dem englischen Feldherrn Marlborough (spr. Mahlbru) erfocht er Sieg
auf Sieg über die französischen Heere, so bei Höchste dt, Turin und
Malplaquet. Trotzdem erlangte Ludwig durch die Uneinigkeit seiner
Gegner Spanien für seinen Enkel; nur Gibraltar überließ er den
Engländern. Der schmerzlichste Verlust für Deutschland war die ver-
räterische Wegnahme der Stadt Straß bürg im Elsaß durch die Fran-
zosen 1681. Karl V. hatte gesagt: „Wenn die Franzosen vor Straß- 1681
bürg und die Türken vor Wien ständen, so würde ich Wien fahren lassen
und Straßburg retten!" Leopold aber rührte weder Hand noch
Fuß bei dem Fall der Königin des Elsaß.
3. Der gepriesene Förderer der Künste. Ludwig gefiel sich
darin, das prunkvolle Leben am Hofe durch die Kunst zu schmücken und
zu adeln. Doch war seine Kunstliebe mehr Prahlerei als Wahrheit.
Corneille dichtete Schauspiele, Racine Trauerspiele, Molidre Lust-
spiele, Lafontaine Fabeln. Die französische Litteratur kam im „Zeit-
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreichs Nantes Holland Deutschland Spanien Frankreich Frank- Wien Spanien Deutschland Fran- Wien Wien Elsaß
247
ein Mann mit siechem Körper — er wurde fast immer in der Sänfte
getragen —> aber feurigem, weitschauendem Geiste und rastloser Thätig-
keit. Er durchzog siegreich ganz Deutschland von einem Ende bis zum
andern, und kein Feind war sicher vor seiner Schnelligkeit. Dabei ver-
übten jetzt die Schweden dieselben Greuelthaten
wie die Heere der Kaiserlichen. Aus dem
Religionskrieg war ein Raubkrieg ge-
worden. Bei Leipzig erfocht Torstenson einen
glänzenden Sieg über Pieeolomini und be-
drohte Wien. Den eifersüchtigen Dänenkönig
züchtigte, Böhmen und Schlesien verheerte er.
Doch die Qualen der Gicht entwanden ihm den
Feldherrnstab. Wrangel folgte ihm. Dieser
drang nach Bayern vor und vereinigte sich hier
mit dem französischen General Tu renne. Der
alte Maximilian von Bayern wurde geschlagen. In Böhmen hatte der
schwedische General Königsmark die Kleinseite von Prag eingenommen
und reiche Beute gemacht. Schon begann er die Stadt mit glühenden
Kugeln zu überschütten, da erscholl endlich aus Westfalen das ersehnte
Wort: „Friede!"
6. Der Westfälische Friede war nach jahrelangen Verhandlungen
zwischen den Streitenden in Münster und Osnabrück zustande ge-
kommen (1648). Die hauptsächlichsten Bedingungen waren: Lutheraner 1648
und Reformierte bekamen freie Religionsübung und gleiche
Rechte mit den Katholischen. Der Augsburger Religionsfriede wurde
bestätigt, der „geistliche Vorbehalt" aber nicht beseitigt. Die Verteilung
der Kirchengüter zwischen Evangelischen und Katholischen regelte sich nach
dem Besitzstände des Jahres 1624. Die Reichsfürsten erhielten die
Landeshoheit und das Recht, Bündnisse zu schließen. Der
Kaiser durfte von jetzt ab nur mit Zustimmung der Reichsstände
Krieg führen, Gesetze geben und Steuern auferlegen. Schweden
bekam den größten Teil von Pommern und 15 Millionen Mark Kriegs-
kosten, Frankreich ein gut Stück vom Elsaß, Brandenburg Hinter-
pommern und die Bistümer Minden, Halberstadt, Kammin und Magde-
burg, Sachsen die Lausitz, Bayern die Oberpfalz, während die Unter-
pfalz dem Sohne des unglücklichen Friedrich V. mit einer achten Kurwürde
zurückgegeben wurde. Mecklenburg und Hessen-Kassel erhielten kleine
Entschädigungen. Die hessische Landgräfin Amalia war die treuste
Verbündete der Schweden gewesen. Wegen ihrer klugen Verwaltung in
den schwierigsten Lagen, wegen ihrer Standhaftigkeit im evangelischen
Glauben und wegen ihrer Bundestreue ist sie viel gepriesen worden. Die
Schweiz und die Niederlande wurden für unabhängig erklärt.
7. Die verderblichen Folgen des Krieges. Durch den West-
fälischen Frieden war Deutschlands Ohnmacht besiegelt. Deutsch-
land als europäische Macht bestand nicht mehr; es gab nur noch einen
deutschen Staatenbund von mehr als 300 unabhängigen kleinen
und großen Herrschaften. Die Fürsten ergötzten sich an Hetzjagden und
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Prag Westfalen Katholischen Pommern Frankreich Brandenburg_Hinter- Halberstadt Kammin Sachsen Hessen-Kassel Schweden Deutschlands
r
— 345 —
Fürsten zum deutschen Kaiser ausgerufen. Damit war das
Sehnen und Drängen des deutschen Volkes, der Traum der Jünglinge
und der letzte Wunsch der Greise endlich erfüllt. Barbarossa war
erstanden und mit ihm des Reiches Herrlichkeit. Der Kitt von Blut
hatte alle deutschen Stämme geeint. Der neue Kaiser gelobte, ein
Mehrer des Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen,
sondern in den Werken des Friedens. Dem deutschen Volke ward
die große Botschaft in einer ergreifenden Proklamation kundgethan. —
Paris, das ein Gürtel starker Forts
uneinnehmbar machte, widerstand vom
19.September 1870 bis zum 28.Januar
1871. Als aber alle Ausfälle blutig
zurückgewiesen wurden; als der Hunger
immer hohläugiger grinste, der Be-
lagerungsgürtel sich immer fester zog;
als die preußischen Geschütze Brand und
Tod in die Stadt trugen: da gab man
endlich den nutzlosen Widerstand auf.
Am 28. Januar kam es zu einem
Waffenstillstände, dem am 10.Mai
der Friede zu Frankfurt folgte.
Die Forts mußten übergeben und einem
Teile der Armee die Thore zu einem
Siegeseinzuge geöffnet werden. Elsaß
ohne Belfort und Lothringen mit
Metz kamen als Reichsland wieder
zu Deutschland; Frankreich mußte
5 Milliarden Frank (= 4000 Millionen
Mark) Kriegskosten bezahlen und bis
zur Erlegung dieser Schuld den deutschen
Truppen einen Teil des Landes als
Pfand überlassen. In unvermutet kurzer
Zeit wurde die ungeheure Summe auf-
gebracht und das Land von unfern
Truppen geräumt. Der „Krieg ohne- 25*. Siegessäule in Berlin,
gleichen" hatte Deutschland geeinigt, Zum Andenken an die drei Kriege von
„Kaiser und Reich" erneuert und „Elsaß 1 4,1 6 und 1870,71.
und Lothringen" nach langer Schmach wieder eingefordert. Es waren
20 siegreiche Schlachten geschlagen, 26 Festungen erobert, gegen 400000
Kriegsgefangene gemacht, 7400 Geschütze und 107 Adler und Fahnen
erbeutet worden. Als Helden der That hatten sich die Männer, als
Engel der Geduld, Liebe, Pflege und Hilfe die Frauen, besonders die
evangelischen Diakonissinnen und die katholischen barmherzigen
Schwestern erwiesen. Das vermag deutsche Kraft, wenn sie einig ist,
und deutsche Begeisterung, wenn sie ein würdiges Ziel hat!
5. Der starke Hort des Friedens. Das ruhmglänzende, geeinigte
Deutschland trat an die Spitze Europas. Nach Berlin, auf den deutschen
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206
dischen Besitzungen. Der Weg dahin ging der gypten und Syrien. 1798 trat er seinen Zug nach gypten an. Bei den Pyramiden Kairos siegte er der die Trken, nachdem er den Seinen zugerufen: Von der Hhe dieser Pyramiden schauen 40 Jahrhunderte auf euch herab!" (1798). Ganz gypten wurde erobert, aber die franzsische Flotte von dem englischen Admiral Nelson bei Abukir an der Nilmndung zerstrt. Napoleon eroberte auch Syrien, wurde aber durch Seuchen und die erfolgreiche Verteidigung von Akkon zur Rckkehr gezwungen. Inzwischen hatten viele europische Mchte die 2. Koalition geschlossen (1799). Der Russe Suwarow suberte Italien, der Erzherzog Karl von sterreich Deutschland von den Franzosen. Da kehrte Napoleon aus gypten zurck, strzte das Direktorium und machte sich zum ersten Konsul (1799). Durch den Sieg bei Marengo (1800) gewann er Italien, und durch den Sieg bei Hohenlinden bedrohte Moreau (Moro) Wien. Da schlo fter-reich den Frieden zu Lneville (1801), der das linke Rheinufer Frankreich berlie. Die geschdigten Fürsten wurden nach dem Reichsdeputationshauptschlu (1803) durch geistliche Bistmer und freie Reichsstdte entschdigt; so erhielt Preußen Mim-ster, Paderborn, Hildesheim, Erfurt, Mhlhausen und Nordhausen. Die franzsische Nation jubelte ihrem Helden zu, der das Ausland mit Furcht erfllte, Frankreich mit Ruhm bedeckte und durch gute Gesetze den Aufschwung frderte. Nachdem er alle Regiernugsgewalt in seiner Person vereinigt hatte, machte er sich (1804) zum Kaiser der Franzosen und lie sich vom Papste salben. Das Jahr da-rauf setzte er sich die eiserne Krone der Lombarden auf und machte seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais (fpr. Boarn) zum Vice-knig von Italien.
Fragen: Wie lt sich der Revolutionswahnsinn in Frankreich erklären? Wodurch bndigte Napoleon die Leidenschaften? Warum hatten die Koali-tionen" keinen Erfolg? Welcher Segen ist aus der Revolutionszeit zu uns herber gerettet? Wodurch wurde, die Einziehung der Bistmer und Reichs-stdte ein Segen? Die Schlacht bei den Pyramiden" von Gaudy.
73. Deutschlands Erniedrigung.
1 Demtigung sterreichs. Napoleons bermut verletzte vielfach den Frieden. Das den Englndern gehrige Hannover besetzte er. Den bourbonischen Herzog von Enghien (spr. Anggng) lie er aus Baden entfhren und erschieen. Da brachte Pitt eine 3. Koalition zwischen England, Osterreich, Rußland und Schweden zustande (1805). Wie der Blitz brach Napoleon in Sddeutschland ein und nahm den sterreichischen General Mack mit 30 000 Manu bei Ulm gefangen. Dann eilte er im Siegerschritt nach Osten und lieferte den Russen und
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Extrahierte Ortsnamen: Syrien Syrien Akkon Italien Italien Wien Frankreich Paderborn Hildesheim Erfurt Mhlhausen Nordhausen Frankreich Italien Frankreich Deutschlands Napoleons Baden England Osterreich Schweden Sddeutschland Ulm
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und zweimal zitterte Wien vor ihm. Den eiferschtigen Dnenknig zchtigte, Bhmen ttnb Schlesien verheerte er. Doch die Qualen der Gicht entwanden ihm den Feldherrnstab. Wrangel folgte ihm mit wechselndein Glck. Vom Rheine drang der franzsische General Trenne in Bayern ein, und um die Leiden seines Volkes zu lindern, schlo der alte Maximilian einen Waffenstillstand. Da er ihn spter brach, ntigten ihn Trenne und Wrangel zur Flucht nach Salzburg. In Bhmen hatte der schwedische General Knigsmark durch Verrat die Kleinseite von Prag eingenommen und reiche Beute gemacht. Schon begann er die Stadt mit glhenden Kugeln zu ber-schtten, da endlich erscholl aus Westfalen das ersehnte Wort: Friede!"
6. Der westflische Friede war nach jahrelangen Verhandlungen zwischen den Streitenden in Mnster und Osnabrck zustande gekommen (1648). Die hauptschlichsten Bedingungen waren: Lutheraner Und Reformierte bekamen freie Religionsbung und gleiche Rechte mit den Katholischen. Der Augsburger Religionsfriede wurde besttigt, aber er geistliche Vorbehalt" beseitigt. Die Verteilung der Kirchengter zwischen Evangelischen und Katholischen regelte sich nach dem Besitzstande des Jahres 1624. Die Reichsfrsten wurden unabhngiger, und dem Kaiser blieb nur noch ein Schatten von Macht. Schweden bekam den grten Teil von Pommer und 15 Millionen Mark Kriegskosten, Frankreich ein Stck vom Elsa und die Hoheit der 10 Reichsstdte, Brandenburg ein Stck von Hinterpommern und die Bistmer finden, Halberstadt, Kammin und Magdeburg, Sachsen die Lausitz, Bayern die Oberpfalz, während die Unterpfalz dem Sohne des Unglcklichen Friedrich mit einer achten Kurwrde zurckgegeben wurde. er westflische Friede vernderte die Karte Europas und die Beziehun-gen der Staaten gnzlich; vom Papste ist er niemals anerkannt worden. "T Doch was war aus Deutschland geworden? Stellenweise eine jste, viele Städte und Drfer waren von der Erde verschwunden, die ^evlkerung durch Schwert, Hunger und Seuchen auf weniger als die Hlfte zusammengeschmolzen, der Wohlstand vernichtet, Handel und Ge-werbe zu Grunde gerichtet! Zum Landbau fehlten Saatkorn, Zugvieh Und Menschenhnde. Aus den verwilderten Soldatenhorden bildeten Uch Ruberbanden. Unglauben, Aberglauben und Lasterhaftigkeit waren grausig gewachsen, Kunst und Wissenschaft und edle Sitte ver-lallen. Das waren die Frchte eines Religionskrieges!
. Fragen! Woher die. lange Dauer des Krieges? Welche Wirkungen W ~ westflische Friede? Frankreichs Stellung zu Deutschland! Was wog Gustav Adolf zum Kriege? Warum sind Kriege ein Unglck? ftein" 1,0,1 Schiller. Der Tod des Grafen Mansfeld" von Frster. Wallen-C 8i,,Qgtra^Und" 00,1 Gnther. Schlo Eger" von Fontane. Der Friede"
Ssliifk^'nf01'* $ran3 I- Magelhaens. Friede von Upsala. Stockholmer uwad. Verbrennung der Bannbulle. Maler Rafael t- 1525: Friedrich der
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Pommer Friedrich Friedrich Gustav_Adolf Gustav Adolf Schiller Fontane Upsala Rafael Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Wien Rheine Bayern Salzburg Westfalen Mnster Katholischen Frankreich Elsa Brandenburg Hinterpommern Halberstadt Magdeburg Sachsen Europas Deutschland Frankreichs Deutschland
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unter der kniglichen Obergewalt vereinigt. Aber den Herzgen lie er die Selbstndigkeit.
3. Er grndet zum Schutze gegen die Ungarn feste Pltze (Städte"). Die schlimmsten Reichsfeinde waren nach wie vor die Ungarn; sie trugen Schrecken und Verwstung ins Reich. Bis St. Gallen in der Schweiz drangen sie vor. Heinrich hatte einen ihrer Fürsten gefangen. Er lie ihn gegen Abschlu eines neunjhrigen Waffenstillstandes frei und versprach eine jhrliche Abgabe. In dieser Zeit lie er die wichtigsten Orte mit Mauern und Grben
befestigen und in diese Städte" immer den neunten Mann seiner Dienstleute ziehen. Die brigen acht muten ein Drittel des Lnderertrags als Vorrat in die Städte liefern. In Kriegsnten fand dann das Land-Volk Schutz hinter den Mauern. In die Städte wurden Mrkte, Feste und Versamm-lnngen verlegt; Handel, Handwerke und Knste blhten dadurch auf. So entstanden Orte wie Quedlinburg, Merseburg, Hersfeld. Ferner bildete er aus seinen Dienstleuten eine Reiterei, die sich in Waffenspielen auf den Krieg rstete, um den Reiterheeren der Ungarn Widerstand leisten zu knnen.
7 vheiter3iir eitheinrichsi. Burg heit die bergende, schtzende Sttte, (Stacke.) daher die vielen alten Stdtenamen mit der
Endung brg" oder mit dem stammverwandten berg". Vorhanden waren damals schon im Herzogtum Sachsen die Städte
tamlmrg, Goslar, Braunschweig; im Herzogtum Franken: Frankfurt, peier, Mainz, Worms, Wrzburg, Fulda; im Herzogtum Schwaben Augsburg, Ulm, Konstanz, St. Gallen; im Herzogtum Bayern: Regens-brg, Freifing, Ingolstadt; im Herzogtum Lothringen: Aachen, Kln, Trier, Metz, Toul, Verdun.
4. Er besiegt die unruhigen Grenzvlker. Die Slaven an der Ostgrenze hatten oft, im Verein mit den Magyaren, die Grenze bedroht. Sie sollten zuerst Heinrichs Schwert fhlen. Er nahm mitten
928 im Winter ihr feeumgrtetes Brennaburg (Brandenburg) ein. Auch an der Elbe bezwang er sie und schirmte die Ostgrenze durch feste Burgen. Hier grndete er Burg und Mark Meien. Die Mark Schleswig, die dem deutschen Reiche verloren gegangen war, nahm er dem heidnischen Dnenknig Gorm dem Alten wieder ab.
5. Er vernichtet die ruberischen Ungarn. Nach Ablauf des Waffenstillstandes forderten die ungarischen Boten die alte Abgabe. Sie erhielten, der Sage nach, dafr einen rudigen Hund, dem Ohren und Schwanz abgeschnitten waren, und die Weisung: Wollt ihr einen bessern Tribut, so holt ihn euch!" Wutschnaubend brachen die Ungarn ins Land. Aber vergebens pochte ihre Raubsucht an die Thore und Mauern der Städte. Durch Thringen zogen die raubenden und
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Metz Heinrichs Heinrichs