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1. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 407

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
Es fielen ferne Donnerschläge, aber Niemand glaubte an ein Gewitter und traf schützende Vorsorge. In Aachen, der Reichsstadt, hatte die Zahl der Protestanten so zugenommen, daß sie im Gefühle ihrer Macht freien Gottesdienst und Zutritt zu den öffentlichen Acmtern fodertcn. Der katholische Rath und kaiserliche Com- miffarien verweigerten es; aber die Protestanten erzwangen es mit Gewalt 1581. Ohne gerichtliche Untersuchung wurde nun die Stadt geächtet, das sie eimchlreßende Corps aber von den Bürgern zurückgcschlagen. Nach lange schwankendem Zwischen- zustande bis 1598 wurde die Acht vollzogen, die protestantische Geistlichkeit und Obrigkeit verjagt, und Alles auf den katholischen Fuß zurückgebracht. Und Aachen ging's damit noch gnädig: nach 10 Jahren verfuhr man bei der Protestanten Un- thatigkeit mit einer andern Stadt ganz anders! Der Ehestand hatte längst unter den Bischöfen Verehrer gefunden. Magnus von Meklendurg, Bischof von Schwerin, heirathete und behielt sein Stift. Sein Nachfolger im Amte nahm auch die Wittwe (1550). Auch andere Bischöfe lebten in der Ehe. So wollte nun auch Kurfürst Gebhard von Cöln (ein Truchseß von Waldburg) 1582 seine Geliebte, die schöne Gräfin Agnes von Mansfeld, zur Ge- mahlin erheben und zugleich das ganze Erzstift reformiren. Allein die Stadt Cöln und der größte Theil des Domcapitcls waren dagegen. Als Gebhard von einem reformirten Prediger sich hatte trauen lassen, erschien die Absetzungsbulle vom Papste, die Acht vom Kaiser. Sein Nachfolger Herzog Ernst von Baiern setzte sich mit baierischer und spariischer Hülfe in Besitz. Vergeblich wendeten die Pro- testanten ein, der Papst dürfe einen deutschen Kurfürsten so wenig absetzen, als der Kaiser fremde Truppen in das Reich lassen, jedoch nur der reformirte Pfalz- graf Johann Kasimir zog Gebhard zu Hülfe; die Lutherischen thaten es schon darum nicht, weil Gebhard sich zu den Reformirten gewendet hatte. Umsonst warnten Heinrich von Navarra und Elisabeth von England vor weiteren Folgen solches Hasses unter den Protestanten. Die Jesuiten aber erfreuten sich des schla- fend durchgeführten geistlichen Vorbehaltes. Ja, dieser wurde noch erweitert durch einen Fall in Straßburg, wo die pro- testantischen Domherrn 1592 zwiespältig mit den katholischen wählten. Man wandte der kaiserlichen Commission ein, hier sei ja kein katholischer Fürst übergctretcn, sondern die Wahl eines Protestanten durch Protestanten geschehen. Endlich, nach- dem das Stift eine Zeit lang zwei Bischöfe gehabt, behielt der katholische Bischof, der Cardinal von Lothringen, doch den Krummstab allein, und die Protestanten hatten wieder den Kürzeren gezogen. Unglücklicherweise widerstanden dagegen die Protestanten in Dingen, wo ein Widerstand fast lächerlich erscheinen konnte. So bei Gregors Xiii. verbessertem Kalender. Denn sie sahen gewiß eben so gut, und ihr Mästlin und Keppler konnten's ihnen sagen, daß die bisherige julianische Zeitrechnung um 10 Tage über die wirkliche Tag- und Nachtgleichc vorgerückt war, indem man im julianischcn Kalender das Jahr zu 365 Tagen, 6 Stunden und damit um 675 Secunden zu lang angenommen hatte. Als nun Aloysius Lilius mit anderen Mathematikern einen neuen verbesserten Kalender — den gregorianischen — gefertigt, der Papst denselben auch dem Kaiser zugesendet hatte: nahmen die Katholiken denselben an, aber den protestantischen Fürsten sagten ihre Theologen, man dürfe dem Papste, wenn er nicht weiter greifen solle, auch hier nicht nachgeben, und stützten sich sogar auf eine Weissagung Daniels! Da nun die Protestanten bei ihrer Weigerung bcharrten, so trennten sie sich, wie früher im Glauben, so jetzt auch in der Zeit von den Katholischen, welche damit um 10 Tage voraus waren — was bei der Feier der Feste, Messen, Jahrmärkte, da wo beide Confessionen sich begränzten oder gemeinsam lebten, eben so störend als Zwietracht erregend war.

2. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 424

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
-ns-xi 424 £><<• aber bei ihrer Rückfahrt sämmtlich ertranken!) — Aber es ist dafür gesorgt, sagt das Sprichwort, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen! Stralsund, von Dänemark und Schweden unterstützt, bekam Wallenstein nicht. Sein „Generalat des baltischen occanischen Meeres" blieb ein Luftschloß! Jetzt aber, in Meklenburgs Besitz, eilte er, Frieden mit Dänemark zu schließen. Er kam zu Lübeck 6. Jun. 1629 zu Stande. Christian wurde völlig restituirt, entsagte allen seinen Bündnissen in Deutschland und mischte sich nicht mehr als blos wegen Holsteins in Reichs- angelegenheiten ein. — Mecklenburg war damit stillschweigend preisgegebcn, vom Kaiser aber aus einer Pfandschaft in ein Reichslehcn für Wallenftein verwandelt, der jetzt lebhafter als sonst von einem Türlenkriege sprach. — Unterdessen war man im kaiserlichen Conscicnzrath lebhaft mit der Reformation (im wörtlichen Sinne) oder mit der Wiederherstellung der frühern kirchlich-politischen Verhältnisse beschäftiget, zugleich aber auch mit einem neuen Act der Dankbarkeit gegen die wichtigen Verdienste Marimilians von Baiern als Haupt der Liga. Statt Oberösterreich, welches Maximilian bisher noch pfandweise im Besitz gehabt, wur- den ihm für die auf 13—15 Millionen angeschlagenen Kriegskosten bei der Erobe- rung jenes Landes und Böhmens die Oberpfalz mit Cham (gewährleistet vom Kaiser auf 20 Jahre), und was diesseits des Rheines von der Unter- oder Kurpfalz lag (Heidelberg und Manheim u. A.) förmlich übergeben (22. Febr. 1628), und dann die Kurwürde auch für seine Nachkommen erblich erllärt. — Die landschaftliche Verfassung der Oberpfalz, welche zu Amberg huldigte, wurde aufgelöset. Die Ge- genreformation wurde vollendet, die katholische Kirche wieder herrschend. Die 10 Klöster erhielten die ihnen entzogenen Güter wieder, und die Jesuiten wurden dem Volksunterrichte vorgesetzt. Dabei ging Maximilian selbst in Beten, Fasten, Gei- ßeln seinen neuen Unterthanen vor. Dieselbe Rückführung zu dem alten Glauben wurde nun mit Lamormain's und Cardinal Caraffa's Hülfe in den österreichischen Ländern durchgesetzt; es wurden zu Jglau. Znapm u. A. neue Jesuitencollegien gegründet, und ihnen die Universität Wien untergeben. Wer bis 1626 nicht katholisch fei, solle auswandern. Ferdinand sowohl als Maximilian waren der festen, gewiß ungeheuchelten Ansicht, daß sie für der Unterthanen Heil und Seligkeit Gott Rechenschaft abzulegen hätten. Nur in der Art der Bekehrung ging Manches vor, was selbst den Cardinal Clcscl zu äußern vermochte, „daß man dadurch dem Landesfürsten die Liebe, das Geld aus dem Laude und viele Seelen verliere. Denn die Auswanderer blieben doch für sich und ihre Kindes-Kinder im Jrrthumc; man solle die Aeltern ohne Erercitio und Schu- len im Lande lassen, so würden die Kinder schon katholisch werden." — Bald wur- den nun auch Maßregeln für das ganze Reich ergriffen*). Die geistlichen Kurfürsten, besonders Mainz und Cöln, baten den Kaiser schon 1627; [um ein Gesetz zur Rückgabe aller seit 1552 eingezogenen Güter, und man stellte dem Kaiser vor, nur so könne man die Liga entschädigen und alle Katholiken dauernd an Oesterreichs Interesse knüpfen. Man warf den Protestanten vor, daß sie gegen den klaren Buchstaben des Ncligionsfricdens seit dem Passauer Vertrage die Erzbisthümcr Bremen, Magdeburg und Riga, die Bisthümer Merseburg, Naum- burg-Zeiz, Meißen, Brandenburg, Havclberg, Lebus, Schleswig, Camin, Schwerin, *) Khe v e n h i 11 e r: Annales Ferdinandei X S. 1451, 1482.

3. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 425

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
425 C-ee-c-«— Ratzeburg , Lübeck, Halberstadt, Verden, Osnabrück und Minden, viele Abteien, Stifter und Klöster eingczogen hätten. Darum wurde nun Bremen, Magdeburg und Halberstadt trotz Dänemarks und Sachsens Widerspruch, deren Prinzen bereits zu Administratoren gewählt waren, dem Erzherzog Leopold, bereits Bischof von Paffau, Straßburg und Abt von Hirschfeld, zugcsprochen. Zwar begutachtete Gras Colalto, daß eine solche Restitution bedenklich sei und einen Religionskrieg erzeu- gen könne; dennoch erschien (am 6. März 1629 neuen Stpls) das R e st i t ut i o n s- e dict, welches wirklich den Krieg fast um 20 Jahr verlängerte. Rieth doch selbst Maximilian bei seiner Vollziehung zur Vorsicht! Das Edict befahl bei Strafe der Acht: „Alle mittelbare seit dem Passauer Vertrage eingezogene Stifter, Klöster und andere Kirchengüter werden den Katholischen zurückgegeben; alle unmittelbare wider den geistlichen Vorbehalt reformirte werden wieder mit katholischen Bischöfen und Prälaten besetzt; die katholischen Reichsstände dürfen ihre Unterthanen zu ihrer Religion anhalten oder, wenn diese sich weigern, gegen Abzug und Nachsteuer aus dem Lande schaffen. Im Neligionsfrieden sollen nur katholische und die der unver- änderten Augsburgischen Confessio» zugethanen 3keichsstände begriffen, alle andere Secten ausgeschlossen und im Reiche nicht mehr geduldet sein." Es sollte mithin zerrissen und wieder ausgeschieden werden, was sich durch fast drei Menschenalter vereinigt hatte: das traurige Auswanderungsrecht wurde ohne Unterschied auf Alle ausgedehnt, das Reformationsrecht umgekehrt nur den Katho- lischen und sehr erweitert zugesprochen, und eine protestantische Partei geradezu aus dem Frieden gesetzt. Aber die Erecution war wo möglich noch strenger als das Edict: denn die Commissarien, die mit der Erecution (nöthigenfalls mit Zu- ziehung der Truppen) beauftragt waren, überschritten nur zu oft den Buchstaben desselben. In den meisten Reichsstädten war schon vor dem Passauer Vertrage evangelische Rcligionsübung; jetzt wurde in vielen den evangelischen Einwohnern der öffentliche und Privatgottesdienst untersagt, und das Kirchengut zu Gunsten der katholischen Kirchen eingezogen. Dafür nannte sich Lamormain sehr passend den Fiscal Gottes. Der spanische Gesandte Graf Ognate gab nicht undeutlich zu verstehen, daß, wenn man mit den Protestanten fertig, man auch den deutschen Bischöfen die langen Röcke etwas verschneiden dürfte. Dem Kaiser gereichte ^s aber zur Ehre, daß er selbst gegen einige katholische Fürsten den Protestanten einigen Aufschub bei Vollziehung des Edictes gönnte *), Nur Magdeburg wehrte sich selbst gegen Wallenstein mit dem besten Erfolge. Die absolute Gewalt des Kaisers und des Papstes war auf dem Wege. Gern hätte auch der Kaiser nun die Liga, die seinem Heere im Wege war, aufgelöset gesehen; aber Maximilian beschloß, ihr Heer zu vermehren und es nöthigenfalls selbst gegen die Kaiserlichen zu gebrauchen, wo diese die Ligisten etwa verdrängen wollten. Auch war Maximilian für den schlimmsten Fall in gutem Vernehmen mit Frankreich, wo Richelieu nach beendigten inneren Kriegen seine Politik wieder gegen die Uebermacht des deutschen Kaiserhauses richtete und diesem bereits in Schwedens Gustav Adolf einen neuen Feind zu erwecken suchte. Zu diesem Behufc wurde unter französischer Vermittlung ein sechsjähriger Waffenstill- stand zwischen Schweden und Polen vermittelt (Sept. 1629). Ohnehin bekämpfte Frankreich schon den Kaiser in Italien in der mautuanischen Erbfolgesache, wo nach dem Tode des kinderlosen Herzogs Vinccnz Ii. (1627) Karl I. Herzog von ') Eine merkwürdige Schilderung dieser Bekehrungen kann man in Stenzels G. d. preuß. Staates, Hamburg, 1830, I. 466 ff. lesen. Am standhaftesten waren gewöhnlich die Weiber. An ihnen ermüdeten selbst die Jesuiten.

4. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 443

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
- a J 3-a-q 4 4 3 £xxe-*~ noch fast alle deutsche Stände, selbst einzelne Städte Deputirte geschickt. Lateinisch wurde verhandelt mit spanischer Gravität und deutscher Umständlichkeit, und als man nach Jahren fertig war, waren mehre Kriege (Spanien und Frankreich und Portugal) gar nicht ausgeglichen, der Papst und die Jesuiten höchst unzufrieden, und das deutsche Reich um eine Million Menschen und 1000 □ Meilen (an Schwe- den und Frankreich) ärmer. Mit etwas Mäßigung im I. 1618 wie viel hätte man ersparen können! Wie lehrreich auch die Geschichte der Verhandlungen selbst sein mag; wie schlau dabei Frankreich durch Bestechung deutscher Gesandten zu Werke ging, mit einer Ländcrfoderung nach der andern hervortrat (und „aus reiner Uneigennüßig- keit, weil Frankreich diese Länder nur zum Besten Deutschlands besetzen wolle, damit cs ihm schneller und bequemer beistehen könne"!); wie Schweden und Frank- reich durch größeres Zusammenhalten immer mehr erreichten, als was die noch immer uneinigen Deutschen ihnen hätten verftatten sollen; wie die Katholiken über Restitution, Normaljahr so aufgebracht waren, daß sie jetzt erst noch einen Reli- gionskrieg anfangen und nicht,mehr nach Osnabrück „in die lutherische Schule" gehen wollten, dieses die Hölle und Münster das Fegefeuer nannten; wie der gemäßigte Trautmannsdorf, weil er beide Religionsparteien (nur von der Gewissensfreiheit der kaiserlichen Erblande wollte sein Herr durchaus nichts wissen) nicht vergleichen konnte, den Eongreß ganz verließ; wie man endlich noch über die Unterschriften Anstand hatte: — — cs gehört weniger hierher, als was als Resultat dieses Frie- dens in Beziehung auf Deutschland sich herausgcftellt hat. Man hatte Trautmans- dorfs großen Rath nicht befolgt, Deutschland erst und um jeden Preis zu beruhigen, um dann einig und kraftvoll den fremden Mächten entgegcntrcten zu können, wogegen d'avaur der Ansicht war, man müsse die deutschen Rcligionsstreitigkeiten gar nicht beenden, um durch solche Schwäche der Einmischung und Eroberung stets sicher zu sein! — Sprechen wir zuerst von den reinpolitischen Angelegenheiten, welche dieser Friede ins Reine brachte, so gehört dahin die Anerkennung der Unab- hängigkeit der Schweiz von Deutschland und der Republik der vereinigten Niederlande von Deutschland und Spanien (womit zwei Bollwerke gegen Frankreich aufgegeben waren). Frankreich erhielt bestätigt: den Besitz der Bis- thümcr Metz, Toul, Verdun und von Pignerol, sodann abgetreten: Breisach und das Besatzungsrecht in Philippsburg, die Landgrafschaft Ober- und Niederelsaß, Sundgau und die Landvogtci der zehn vereinigten elsassischen Städte mit aller Hoheit, soweit Oesterreich sie besessen. (Doch erklärte sich Frankreich selbst gegen Ausnahme in die deutsche Reichsstandschaft swie viele deutsche Fürsten wollten!] , zufrie- den, den Schlüssel zu dem Reiche selbst zu haben). — Schweden bekam ganz Vor- pommern, einen Theil von Hinterpommern, z. B. Stettin, Garz, Damm u. A., die Insel Rügen, die meklenburgische Stadt Wismar, die Stifte Bremen und Ver- den als weltliche Herzogthümer und Reichslehen mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Die ungeheure Foderung Schwedens zur Befriedigung seiner Armee, von der man eine höchst übertriebene Liste von 110 Regimentern oder 952 Com- pagnieen eingcgeben hatte, und von der kaum */4 noch wirkliche Schweden waren, (lieber solle man das Geld zur Versagung der habsüchtigen Fremden ausbringen und verwenden, sagten Viele) wurde auf 5 Mill. Thlr. herabgestimmt, von deren Zahlung sich noch überdjcß der österreichische, baierischc und burgundische Kreis losmachten. — Kurbrandenburg bekam den Rest von Hinterpommern und die se cu la r isir t e n Hochstifte Halberstadt, Minden, Camin, Magdeburg, als weltliche Fürstenthümcr (also batte man dennoch die so lange bekämpften Sécula- risationen jetzt zugeftehen müssen!) — Meklenburg die weltlich gemachten Stifte

5. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 463

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
4r>3 tx~< England utfb mit Schweden sich zu verbinden, in Deutschland Cöln und Munster für sich zu gewinnen. Leopold versprach in einem geheimen Vertrage 1670 neutral zu bleiben! Nur der große Brandenburger Kurfürst war nicht zu tauschen und nicht zu gewinnen. Vorerst warf Ludwig den ihm verhaßten Karl Iv. von Loth- ringen aus seinem Lande, dann drang er gegen die Republik heran, die keinen andern Beistand als Brandenburg hatte und erst nach 2 Jahren vom Kaiser gegen Subsidien 12,000 Mann erhielt, die aber nach geheimer Weisung die Franzosen nicht schlagen, sondern nur wegdemonstriren sollten! Der arme, von seinem Lob- kowitz getäuschte Kaiser! Dem jetzt so gut wie allein stehenden Brandenburg blieb nichts übrig, als aus dem Krieg herauszutreten (zu Vossem 1673). Endlich gingen doch den Mächten die Augen über Ludwig auf. Karl Ii., der trotz der großen und blutigen Erfahrungen seines Vorgängers nicht gewitzigte Stuart, wurde vom englischen Parlamente gezwungen, diesem Naubbündniß zu entsagen; auch Münster und Cöln schlossen mit Holland Friede, und März 1674 erklärte das Reich den Krieg an Frankreich. Aber auch Ludwig kam mit 3 Heeren; er selbst nahm mit dem einen die Franche Eomtö, während das andere unter Conds bei Senes von Wilhelm dem Oranier und Statthalter der Republik geschlagen wurde (11. August 1674), und Turcnne mit dem dritten die Kurpfalz verheerte, wo ihn Lothringen und Brandenburg zwar angriffcn, aber leider — bei überlege- nen Massen, jedoch ohne alle Einheit und Einigkeit — zurückgewiesen wurden. Dafür mußte nun Schweden, Frankreichs bezahlter Verbündeter, unter Wrangcl in Pommern einfallen; und wirklich ging Friedrich Wilhelm in größter Eile vom Rhein zurück, schlug 18. Juni 1675 bei Fehrbellin, durch die Tollkühnheit des Prin- zen von Hessen-Homburg zu einer Schlacht sortgerissen, die bisher so gefürchteten Nordländer und ermuthigte damit den deutschen Reichstag und Dänemark, auch Karin Xi. den Krieg zu erklären. Um dieselbe Zeit war die Pfalz grauenvoll ver- wüstet worden, aber auch Turcnne bei Saßbach unweit Offcnburg 1675 bei einer Recognoscirung geblieben; die Frunzosen wurden verfolgt und geschlagen, so wie den Schweden fast ihr ganzer deutscher Besitz weggenommen. Dann wurde zu Nimwegen ein Friedenscongreß anberaumt, nachdem ein Versuch zu Cöln 1673 gescheitert war. Hatten-die Deutschen im Kriege im Ganzen keine Ueberlcgenheit gezeigt, als etwa gegen Schweden, so waren sie dem gewandten Gegner auch in der Strategie der Friedensverhaudlungen nicht gewachsen, denn Ludwig verstand seine Gegner zu thcilcn: ein Kunststück, welches die Franzosen auch später noch vortrefflich übten und ihm die größten Erfolge verdankten. Ludwig schloß Separatvcrtrage, indem er zuerst mit der Republik Holland auf den vorigen Besitzstand sich setzte, worauf Spanien die Franche Comts und wieder eine Anzahl wichtiger niederländischer Festungen opferte, der Kaiser aber (zugleich für das Reich 23. März 1679 mit ab- schließend) die Stadt Freibnrg im Brcisgau an Frankreich abtrat und dafür das Bcsatzungsrecht in Philippsburg zurückcrhielt, welches Reichsfestung wurde. Bran- denburg, vom Kaiser verlassen, schloß zu St. Germain en Lape 1679 ab und gab Schweden fast alles Eroberte zurück; Dänemark zu Fontainebleau, blieb auf dem vorigen Besitzstand, Lothringen aber, da Karl V. die schmachvollen Bedingungen seiner Wiedereinsetzung nicht annahm, vorerst in Frankreichs Händen.

6. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 469

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
4gí) Ptte«- (13. Apr. 1598) aufhob, durch welches der gute Heinrich Iv. den Hugenotten, seinen ehemaligen Glaubensgenossen, Religionsficherheit zugesprochen hatte. Ludwig wußte schwerlich, was er damit that, Louvois oder Pater La Chaise aber desto besser: denn nur diese wußten um die blutigen Verfolgungen oder Dragonerbe- kchrungen, die nun vorgcnommen, um die Hunderttausend, die nun um ihre Freiheit oder ihr Vaterland gebracht wurden und bald in den Nachbarländern eine menschlichere Heimath fanden, als sie verließen. Es wandcrten gegen 800,000 Menschen mit ibrem Fleiße, ihrer Gewerbthätigkeit und Bildung aus und vergalten bald als treue Unterthanen die gastfreundliche Aufnahme. Sie bildeten die vielen sogenannten französischen oder reformirten Colonien in Leipzig, Dresden, Berlin, Erlangen und an vielen andern Orten. — Daß Ludwig der gefährlichste Nacbbar und mit seinen Planen noch gar nicht zu Ende war, daß endlich ein Jeder von ihm zu fürchten habe, sah man wohl: darum traten jetzt die vereinigten Niederlande, der Kaiser, Spanien, Schweden, der Kurfürst von Baiern und noch mehrere deutsche Kreise und Fürsten 29. Jul. 1686 zu Augsburg zusammen. Galt cs aber hier nur der Aufrcchthaltung der Sicherheit Deutschlands und des Waffenstillstauds- vertrags , so mußte man bald zu nocb ganz andern Maßregeln schreiten. Selbst der Kurfürst von Brandenburg, trotz der 1675 ihm vom Kaiser entzogenen Erbschaft der schlesischen Fürstenthümer Liegnitz, Wohlan und Bricg, worauf er crbverbrüdert war, schloß sich an diesen an. Denn nach dem Tod des Kurfürsten von Cöln un- terstützte Ludwig seinen treuen Wilhelm Egon Bischof von Straßburg aus dem Hause Fürstenberg gegen den von einer andern Partei gewählten Wittclsbacher Joseph Clemens (1688), des Kaisers und Papstes Candidaten, worüber französische Truppen Bonn und einen Theil des Erzstifts besetzten, Ludwig in einem drohenden Manifeste Deutschland den Krieg erklärte (12. Scptbr. 1688) und mit Blitzesschnelle noch im October Speier (von wo das Rcichskammergericht mit Verlust von Acten nud Cassen nach Wetzlar flüchtete, nachdem man über seine Vertagung seit 1681 verhandelt hatte), Worms, Mainz, Philippsburg wegnehmen ließ. Dagegen be- rathschlagte man in Regensburg noch zwei volle Monate, bis man 14. Febr. 1689 den Reichskrieg gegen Frankreich aussprach. Dieß war aber das Signal zu einer furchtbaren Reihe von Scenen. Denn nun wurde auf Louvois, des Kriegsministers, Befehl, von dem vielleicht Ludwig selbst nichts wußte, der blühendste Theil der Pfalz auf beiden Ufern des Rheins systematisch durch Mord, Brand und Plün- derung in eine Wüste verwandelt, damit von da aus kein Angriff auf Frankreich möglich sei. Heidelberg wurde geplündert, das schöne Schloß, die Krone der Gegend, in eine traurige Ruine verwandelt, die Brücke gesprengt, ein Theil der Stadt niedergebrannt (2. Mär; 1689). Auf ähnliche Weise ging Manheim unter, und die freundlichen Städte Offenbach, Kreuznach, Oppenheim, Bretten, Bruchsal, Frankcnthal, Baden, Rastadt und viele andere. Obgleich Speier und Worms sich ergeben und mit den schwersten Opfern vom Schlimmsten losgckauft hatten, kam 22. Mai 1689 der gräßliche, am 31. Mai vollzogene Befehl, auch sie niederzu- brennen, wobei den Einwohnern nachgelassen war, sich aufs französische Gebiet zu flüchten. Selbst die Gruft der alten Kaiser wurde durchgcwühlt und dnrchge- plündert. Und wenn nun noch eine Liste von 1200 abzubrcnnenden Dörfern und Städten gezeigt wurde, so sagte man, es geschehe darum, weil die Deutschen sich mit dem Ketzer Wilhelm von Oranien gegen den rechtgläubigen König Jakob von England verbunden hätten; gegen Ketzer sei dieß Verfahren so gerecht, wie gegen die Muhammedaner. Den oft mitten im Winter mit ihrer wenigen Habe Auswan- dernden entriß der zügellose Soldat noch das letzte Stück. Ein Schrei des Un- willens ging durch ganz Europa, und der Volkshaß gegen die Franzosen wurde allgemein. Eine der von ihnen ausgcsandten Mordbrennerbanden von 20 Mann .

7. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 480

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
<¡ 480 &í sein Heer von dem Eugens absondern und durfte sich im Ganzen nur in einer ver- thcidigendcn Stellung halten. Eugen aber setzte den Krieg doch angriffsweise fort und eroberte noch die Festung Quesnoi. Dagegen wurde im Januar 1712 zu Utrecht ein förmlicher Friedenskongreß eröffnet, und am Ii. April 1713 von Groß, britannien, den Gencralstaaten, Preußen, Portugal, Savopen der Friede mit Frank« reich auf den Grundsatz abgeschlossen, daß Frankreich und Spanien nie vereinigt werden dürfen; Frankreich gab den Prätendenten auf und erkannte die künftige Nachfolge des Hauses Hannover auf dem britischen Throne an. Philipp behielt Spanien und die Eolonieen. Die Nebenländer mit Ausnahme der Insel Sicilien, welche der Herzog von Savoyen zugleich mit der Königswürde erhielt, sollte der Kaiser bekommen. Die spanischen Niederlande wurden vorerst den Gencralstaaten auf so lange übergeben, bis Karl Vi. den Frieden angenommen haben und mit ihnen zur Sicherheit der Letzter« gegen Frankreich einen Tractat über eine Barriere, d. i. über das Recht der Mitbcsetznng einer Anzahl Gränzfcstungen, abgeschlossen haben würde. Preußens Königswürdc erkannte Ludwig an, so wie den preußischen Besitz von Neufchatel und Valengin, wogegen Preußen das aus der oranischen Erbschaft Wilhelms erhaltene Fiirstcnthum Orange an Frankreich überließ. (Die anderen Bedingungen über Handel und Schifffahrt (frei Schiff macht frei Gut) zu Gunsten Englands, welches dadurch eigentlich den holländischen Welthandel in seine Hände bekam, die Abtretung von Eolonieen, wie Acadien nach seinen alten Grän- zcn, Gibraltar, Minorca an England gehören nicht hiehcr.) Der kaiserliche Gesandte verließ unwillig den Congreß, auf welchem jetzt Frankreich auf Einmal wieder eine ganz andere Sprache gegen seine noch übrigen Feinde führte, da es ihnen jetzt vollkommen gewachsen war, nichts mehr von Ab- tretung des linken Rheinufers wissen wollte, dagegen von Entschädigung des wieder herzustellendcn Kurfürsten von Baiern mit Sardinien und der Königswürdc sprach. Ein Rcichsgutachten sprach sich für Fortsetzung des Krieges aus, aber die meisten Reichsstände unterstützten den Kaiser nicht mehr, und Villars war jetzt so glücklich, daß er Worms, Spcier, Kaiserslautern, Landau und endlich gar Freiburg nahm. Darum stimmte endlich auch Karl für einen annehmlichen Frieden, welchen Eugen und Villars zu Ra stad t Nov. 1713 unterhandelten und endlich 17. März 1714 zu Stande brachten. Das Reich trat im nämlichen Jahre zu Baden in der Schweiz 7. Septbr. 1714 bei. Ludwig gab Altbreisach und Freiburg dem Kaiser und Kehl dem Reich zurück, behielt aber Landau. Die geächteten wittelsbachischen Kurfürsten wurden in alle Länder, Würden und Rechte wieder eingesetzt. Belgien (doch mit der Barriere für die Holländer), Neapel, Mailand, Sardinien u. A. kamen an Oesterreich. So weit hätte man ohne den Krieg auch sein können, wenn die Sprache der Leidenschaft nicht immer viel mächtiger wäre, als die der Vernunft. Die Wie- derherstellung von Deutschlands Gränzen, wie sie zur Zeit des Münstcr'schen Frie- dens waren, die Vernichtung der Rpswicker Elauscl, ja, die Erwerbung der ganzen Erbschaft für die Habsburger — Alles, was Ludwig vor 4 Jahren selbst angcboten hatte — war jetzt durch die Uebcrmüthigcn zu Haag und Gertrupdenberg verspielt? Nicht blos das arme Baiern, welches jetzt seinen Kurfürsten, aber ohne die von Frankreich versprochenen Entschädigungen, wieder sah — das Zusammentreffen der kurfürstlichen Familie zu Elchingen oder Lichtenberg muß wohl wehmüthig gewesen sein, da nicht einmal nach solchen Leiden Alle sich wieder sehen konnten — hatte wieder unaussprechlich gelitten, sondern das ganze südliche und westliche Deutschland. Ludwig Xiv. überlebte den Frieden nicht lange, sondern starb i.sept. 1715 (nachdem er in kurzer Frist seinen Sohn, 2 Enkel und 5 Urenkel verloren hatte) und hintcrließ seinem Urenkel und Nachfolger (Ludwig Xv.), einem schwächlichen, unmündigen Kinde ein zerrüttetes, ausgesaugtes Land, eine ungeheure Schuldenlast,

8. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 553

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
553 ort«» fanden, foderten. Der von Frankreich deßhalb bedrohte Kurfürst von Trier gab eine scharfe Antwort, und der Kaiser erklärte, ihn nötigenfalls mit Truppen zu beschützen. Sodann verbanden sich 7. Febr. 1792 Oesterreich und Preußen zu wech- selseitiger Unterstützung im Falle eines Angriffes und zur Aufrechthaltung der In- tegrität der deutschen Reichsversassungj und der Krieg war vor der Thüre, als der edle Leopold plötzlich an der Ruhr i. März 1792 im 45sten Jahre starb. Er war der Mann, der allein Josephs Mißgriffe wieder verbessern und zur rechten Zeit wieder einlenken konnte. Er erklärte auch auf dem Wege von Florenz nach Wien, „daß er die landschaftlichen Stände als Säulen der Monarchie ansehe, ihnen alle ihre Vorrechte wieder geben und im Verein mit ihnen das Beste seiner Völker mit dem seinigen in Uebereinstimmung bringen werde." In seiner Politik war er besonnen und gemäßigt, wenn er auch vielleicht, wie die meisten Cabinete seiner Zeit, die große Umgestaltung Frankreichs und den veränderten politischen Charakter seiner Zeit nicht genug zu würdigen verstand. Ihm folgte von seinen 16 Kindern sein ältester Sohn Franz Ii. Franz Ii. , der Liebling Josephs Ii., seit dem 5. Juli auch deutscher Kaiser, erklärte sich gegen Frankreich im Sinne seines Vaters, und dafür mußte der un- glückliche König Ludwig ihm, seinem Neffen, am 20. April 1792 als Könige von Ungarn und Böhmen den Krieg erklären. Die Franzosen eröffneten ihn durch einen Angriff auf Belgien unter Rochambeau, Lafayette und Luckner, besetzten einige Plätze, flohen aber bald vor den Oesterreichern, da die Belgier sich nicht, wie sie erwartet hatten, an sie anschlossen. Jetzt sendete auch Preußen 50,000 Mann unter dem alten Herzoge von Braunschweig, welcher ein von einem Emigranten — Li- mon — verfaßtes drohendes Manifest 25. Jul. 1792 vor sich her gehen ließ. Paris solle in einen Schutthaufen verwandelt werden, wenn man den König oder die königliche Familie auch im geringsten nur beleidige. Gerade dieß führte aber zu dem wilden Aufstande vom 10. Aug., an welchem Tage der Palast der Tuilerien von dem bewaffneten mordgierigen Pöbel gestürmt, die Schweizergarde geschlachtet, und der König, von seiner Würde suspendirt, als Gefangener in den Tempelthurm gebracht wurde. Zwar drangen die Verbündeten glücklich in Lothringen und in die Champagne ein, nahmen Longwp und Verdun, drückten Dumouriez bis St. Mene- hould zurück, wurden aber 20. Septbr. durch Kellermann bei Valmp aufgehalten und kehrten — besorgt um ihre Rückzugslinie, geschwächt durch Krankheiten, ge- hindert durch entsetzliche Regengüsse und besorgt gemacht, daß weiteres Vordringen die Existenz des königlichen Hauses gefährde (wie damals die furchtbaren Septem- brisaden in Paris oder das Abschlachten Kon 6000 Gefangenen erwarten ließen) — wieder nach dem Rheine um. Auch erklärte die neue Versammlung, der Natio- nalconvent, gleich am ersten Tage (21. Sept.) die Aushebung der Königswürde und die Einführung der Republik. — Unterdessen hatten die Franzosen auch das mit Oesterreich verbündete Savoyen und die Grafschaft Nizza besetzt, hatten 9. Nov. in den Niederlanden bei Gemappe gesiegt und alsfolge davon Brüssel, Antwerpen und fast ganz Belgien besetzt, Lüttich und Aachen genommen. Custine drang gleich- zeitig gegen den Rhein und nahm Oct. 1792 Speier, Worms, Mainz und 22.Oct. Frankfurt a. M., welches indeß wieder 2. Dec. verloren ging. Das Reich beschloß nun auch den Krieg mit Stellung des Triplums, erklärte ihn aber erst 22. März 1793, als schon das Ungeheure — die gerichtliche Ermordung Ludwigs Xvi. durch

9. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 555

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
wenig, wie die Diplomatie selbst eines Kaunitz (der schon 1792 seine Stelle nicder- lcgte) dem rohen Terrorismus der Machthaber in Frankreich gegenüber, die jetzt sogar so weit gingen, den letzten Stützpunkt des geistigen Lebens, die letzte Hoff- nung für den Augenblick des Todes, die Religion, den Franzosen zu entreißen. Denn am 7. Nov. 1793 wurde durch Conventsbeschluß die christliche Religion in ganz Frankreich abgeschafft, der Gottesdienst der Freiheit und Gleichheit, die Ver- ehrung der Vernunft dccretirt und beschlossen, daß es keine Vorsehung und Un- sterblichkeit gebe. Oeffentliche Dirnen wurden als Göttinnen der Vernunft auf Triumphwagen herumgeschleppt, und an den Kirchhöfen las man: Tod ist ewiger Schlaf! Die Preußen unter Möllendorf nahmen im Jahre 1794 (23. Mai) die franzö- sischen Verschanzungen bei Kaiserlautern, mußten aber über den Rhein zurück (sogar die Rheinschanze bei Manheim ging an die Franzosen über), als der Krieg in den Niederlanden, wo Franz Ii. selbst erschien (wie 2 Jahre früher der König von Preußen bei seinem Heere) nach Koburgs Siegen bei Chateau Cam- bresis und Landrecy 17. und 26. April bald eine sehr bedenkliche Wendung nahm. Denn Pichegru siegte bei Courtrap, Tourcoing und Tournay (Mai 1794), Jourdan bei Fleurps, nachdem er in einem Luftballon die feindliche Stellung beobachtet, und Scherer nahm Landrecy, Valenciennes wieder. Belgien ging wieder au die Neufranken verloren, der Kaiser war schon nach Wien, und Koburg dankte ab. Als hierauf der Winter die niederländischen Flüsse und Seen mit Eis bedeckte, drang Pichegru über die gefrorene Waal und Maas (Dec. 1794), besetzte (Jan. 1795) Utrecht und Amsterdam; General Dändels und die holländischen Patrioten nahmen die Neufrankcn wie Brüder und Erretter auf, der Erbstatthalter Wilhelm V. legte seine Stelle nieder und flüchtete nach England. Holland machte einen theurcn Frieden und wurde nun als eine neugeftaltcte bataviiche Republik Verbündete der Franzosen gegen England (Mai 1795); die Oefterreicher gingen über den Niederrhein zurück; die Franzosen besetzten Aachen, Jülich, Coblcnz, Bonn und Rheinfels. Feldmarschall Möllendorf, glücklich bei Kaiserslautern, ging nun wegen der Oesterreicher auch über den Rhein zurück; die Franzosen aber nahmen Worms, Bingen, selbst die Rheinschauze bei Manheim 24. Dec. 1794. Unterdessen war in Frankreich das Cbristcnthum wieder hergestellt worden, weil das Volk über diesen Wahnsinn seiner Führer zu murren begann, war Robes- pierre mit seinen Spießgesellen selbst der Guillotine verfallen *) , und der Ter- rorismus gebrochen. Wie in Frankreich die Sehnsucht nach einer ruhigern Ordnung der Dinge, erwachte auch bei einzelnen Verbündeten gegen die Franzosen der Wunsch nach Frieden. Das erste Beispiel, daß man mit der königsmörderischen Republik Frieden schließen, sie also dadurch anerkennen könne, gab Febr. 1795 der Großhcrzog von Toscana. Am 5. April schloß nun auch Preußen seine schon länger geheim betriebenen Verhandlungen durch den Baseler Frieden (1795). Preußen ließ bis zum allgemeinen Frieden seine überrhcinischcn Besitzungen in den Händen der Franzosen, übernahm die Vermittlung des Friedens für die deutschen Fürsten und stellte durch eine mit Frankreich verabredete Demarcationslinie die nördliche Hälfte des deutschen Reichs (von der Eins bis Höchst am Main, von da an den Neckar und nach Nördlingen und längs der Nordgränze Baierns und *) Tandem piavit sanguines Omnes profusos Nero Robespierre ; Humanitas monstrum execratin', Inemo dolet nisi guillotinai (f. Zciuuig f d. e|ig. W 1820. 160.)

10. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 563

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
-M-fs 563 rxx»--- zischc Land, wurde aber reichlich durch die Stifter Wirzburg, Bamberg, Augsburg, Freisingen, Thcilc von Eichstädt und Passau, die Abtei Kempten, 12 Neichsprüla- turcn und 15 bisherige Reichsstädte (z. B. Schwcinfurt, Rothenburg, Rördlingcn, Ulm, Wcißcnburg, Memmingen, Kempten u. s. w.) entschädiget. — Kurbraun- schweig bekam das Fürstenthum Osnabrück. — Der Herzog von Würtemberg bekam die Kurwürde, das Fürstenthum Ellwangcn, 7 Abteien und Klöster und 9 Reichsstädte (Reutlingen, Hall, Eßlingen, Hcilbronn u. s. w.). — Badens Ent- schädigung durch das Stift Eonftanz und einen Theil der Pfalz, z. B. Heidelberg, Manheim und die Kurwürde ist schon angeführt (s. vor. Hauptstück). — Dieselbe Würde erhielt auch H e s se n - E a sse l mit 4 mainzischen Aemtern, während der Landgraf von Hessen-Darm stadt mit dem Hcrzogthum Westfalen, Resten des Hochstifts Worms, der Abtei Seligenstadt u. s. w. für seine Verluste reich ent- schädigt wurde. — Die Häuser Nassau-Usingen und Wcilburg bekamen die Grafschaft Sayn-Altenkirchen und mainzischc, trierischc und kölnische Aemtcr. — Der Herzog von Oldenburg wurde Erbfürst vom Bisthum Lübeck, bekain die münsterischcn Aemtcr Vechte und Kloppenburg und das hannoversche Amt Wildes- hausen. — Die R c i ch sr i tt crsch a ft behielt vorerst noch ihre Eriftenz, so wie der deutsche und der Malteserorden seine Besitzungen. Aber von 52 Reichsstädten blieben nur noch 6: Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, Hamburg, Bremen und Lübeck! Das hieß in den Eingeweidcn Deutschlands fleischern! Und nun ging es an Vertauschen, Zählen von Menschen, an Messen, Rechnen, Abrnndcn der Länder, an ein Abbrechen der Klöster, Versilbern ihrer alten Schätze, welche Andacht und Frömmigkeit aufgespeichert hatte, an ein Verkaufen und Verschleudern; die kost- baren Blei- und Kupferdächcr wurden abgerissen, treffliche Marmorstatucn hie und da zu Kalk gebrannt und gemahlen; herrliche Manuscripte und Jncunabeln kauf- ten im Auftrag reicher Engländer gelehrte Trödler auf; Altarblättcr verließen ihren Schrein und kamen in Hofgalerieen, Mcßgewande hier und da an Juden; ganze Klostcrbibliotheken wurden oft als lästige Zugabe dem neuen Käufer des Gebäudes um wenige Goldstücke noch zugeschlagen und vermaculirt oder eiuge- stampft. — Die vier neuen Kurfürsten von Baden, Salzburg, Würtemberg und Hessen-Cassel, der Landgraf von Hcssen-Darmstadt und das Haus Nassau bekamen das privilegiuiii de non appellando aus Kosten der deutschen Neicbsgcrichte; der Kurfürst von Trier erhielt jährlich 100,000 fl., die Fürstbischöfe von 20-60,000 fl., die Fürstäbte von 6-20,000 fl., die Aebtissinnen von 3—6000 fl. Der Kaiser er- theilte den gräflichen Häusern Metternich, Salm-Reiferscheid, Brezenhcim, Sinzen- dorf, Windisch - Grätz, Fugger-Babenhausen und den Truchscßen von Waldburg die Rcichsfürstenwürde; aber an eine neue Kreiseintheilung, Verbesserung des Reichstags und der Reichsgerichte, der Matrikel wurde vor lauter Austauschen, Arrondirungcn, Purisicationcn, Spcculationcn auf die Güter der Rcichsrittcr- schaft — ^ die ein besonderes Eonservatorium des Rcichshofraths 23. Jan. 1804 kaum schützte, nicht gedacht. Oder sah man vielleicht den ganzen Zustand nur für provisorisch an? Mit welchem Auge Bonaparte, dem bereits das lebenslängliche Consulat 1802 von der Republik übertragen worden war, dieß Treiben betrachtete, wie 36 *
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