Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 5 —
stellen. Die Haupt- und Residenzstadt wurde Kassel. Zu dem
Königreiche wurden die von dem Kaiser unterworfenen Länder
links von der Elbe gelegt. Von den jetzt zur Provinz Westfalen
gehörigen Paderborn, Minden, Ravensberg, Corvey, Rietberg, wäh-
rend andere aus dieser Provinz dem Großherzogtum Berg unter
Murat zugeteilt wurden. Außerdem gehörten zu dem neuen König-
reiche die Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Hohnstein, Hildes-
heim, Goslar, Quedlinburg, das Eichsfeld, Mülhausen, Nordhausen,
Stolberg-Wernigerode, Göttingen, Grubenhagen mit dem andern
Hohnstein und Elbingerode, Osnabrück, das sächsische Mansseld,
Gommern, Querfurt, Treffurt, das brauufchweigisch-wolfenbüttelsche
und die kurhessischen Länder, letztere mit Ausnahme von Hanau
und Katzenelnbogen, zugeteilt. Die Herrlichkeit des neuen Reiches
hörte aber zur Freude aller Vaterlandsfreunde bald auf, als der
Jerome es nach der Niederlage der Franzosen am 16., 18. und
19. Oktober 1813 verließ und nimmer wiederkehrte.
Den Namen westfälische Länder oder Provinzen führten ferner
alle die Gebietsteile, die Preußen in der jetzigen großen Provinz
Westfalen vor 1815 besaß und wiedergewonnen hatte.
Seit dem Wiener Kongreß erhielten dann diese Gebiete mit
den neuen andern, die hinzukamen, am 1. Oktober 1815 nicht mit
Unrecht die Gesamtbezeichnung „Provinz Westfalen", weil sie zum
größten Teile innerhalb der Grenzen des ältsächsischen Westfalen-
landes lagen.
3. Ein vorläufiger Blick in die Provinz Westfalen.
Unfre Heimatprovinz, so erzählt der Lehrer und spätere Buch-
druckereibesitzer Engelbert Hegener zu Lippstadt, ist ein gar
schönes, von Gott gesegnetes Land. Das haben Westfalens
Kinder zu allen Zeiten tief gefühlt und durch treue Liebe
und Anhänglichkeit bekundet. Nur wenige Gegenden unseres
preußischen Vaterlandes dürften in der Beschaffenheit der
Oberfläche eine größere Abwechselung und Mannigfaltigkeit
darbieten. Um dir eine Vorstellung davon zu geben, will ich
dich in Gedanken nach einem Punkte führen, von dem man den
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 31 —
männlichen Linie ausgestorben waren. Daneben erkaufte Friedrich I.
fünf Jahre später (1707) die Grafschaft Tecklenburg, um derer
willen die Grafen von Bentheim und von Solms lange Zeit mit
einander im Streite gelegen hatten. Als zu Anfang nnfers Jahr-
Hunderts durch den Frieden zu Luneville (1801) alles Land auf
der linken Rheinseite an Frankreich fiel, wurde auch der König
Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen für die erlittenen Verluste
durch die Gebiete mancher geistlichen Fürsten entschädigt, deren
weltliche Herrschaft gänzlich aufhören sollte. Damals (1803) kam
von westfälischen Ländern das Bistum Paderborn als ein weltliches
Fürstentum an Preußen, ebenso die östliche Hälfte des Bistums
Münster mit der Hauptstadt und die Abteien Cappenberg und
Herford. Die westliche Hälfte des Bistums (mit den Städten Bo-
cholt, Ahaus, Koesfeld :c.) wurde unter verschiedene Fürsten ver-
teilt, welche jenseit des Rheines ansässig gewesen waren, nämlich
unter die Herzöge von Arenberg (die außerdem die ehemalige köl-
nische Grafschaft Recklinghausen empfingen), Croy, Looz-Corswaren,
die Wild- und Rheingrafen und die Fürsten von Salm. In dem
unglücklichen Kriege von 1806 und 7, welcher durch den Frieden
zu Tilsit beendet wurde, verlor der König alle seine Besitzungen
in Westfalen, und Napoleon benutzte dieselben zur Bildung
des Königreichs Westfalen und des Großherzogtnms Berg
für seinen Bruder Hieronymus und seinen Schwager Joachim Mnrat,
welch letzterer indessen schon bald daraus zum König von Neapel
erhoben wurde.
In dem Frieden zu Tilsit, den 9. Juli 1807, nach den blutigen
Schlachten bei Preußisch-Eylau, den 8. Februar, und Friedland,
den 14. Juni, mußte Friedrich Wilhelm Iii. die Hälfte seiner
Länder an den siegreichen Kaiser der Franzosen, Napoleon, abtreten.
Der König sah den Glanz seiner Krone erbleichen, aber der Glaube,
daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen, gab
ihm Mut und Zuversicht auf den höchsten Hort, der Trübsal sendet
denen, die er lieb hat. Dieser Glaube bewährte an ihm seine Kraft.
Er schied, wenn auch mit blutendem Herzen, wie ein Vater von
seinen Kindern. Das Abschiedsschreiben, das er an die Bewohner
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Cappenberg Arenberg Croy Napoleon Joachim_Mnrat Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 35 —
Tecklenburg gehörige Herrschaft Rheda mit Gütersloh, das Amt
Reckenberg mit der Stadt Wiedenbrück, welches ehemals zum Bistum
Osnabrück gehört hatte, und die Grafschaft Rietberg, alle drei
zwischen dem Ravensbergischen und Paderborn'fchen gelegen; end-
lich an der Weser das Gebiet der ehemaligen Abtei Corvey, das
aber in ein mediatisiertes Fürstentum verwandelt und dem Land-
grasen vou Hesseu-Roteuburg zur Entschädigung überwiesen wurde.
Der Regierungsbezirk Arnsberg entstand, indem mit der Graf-
schast Mark die dem Fürsten von Rheda gehörige Grafschaft Lim-
bürg und außerdem das bedeutende, früher kurkölnische, seit 1803
hessendarmstädt'sche Herzogtum Westfalen verbunden wurde, dessen
Namen auf die ganze Provinz übertragen worden ist. Endlich
fiel die ehemalige freie Reichsstadt Dortmund, sowie das Fürsten-
tum Nassau-Siegen mit den zum Fürstentum Dillenburg gehörigen
Ämtern Burbach und Neunkirchen an Preußen, und die zu Wittgen-
stein und zu Berleburg residierenden Fürsten von Wittgenstein
traten gleichfalls unter die Oberhoheit des Königs von Preußen.
Seitdem ist an dem Bestände der Provinz nur dieses ge-
ändert worden, daß die Stadt Lippstadt, deren Besitz lange Zeit
unter Preußen und Lippe geteilt war, 1850 infolge eines Ver-
träges unter König Friedrich Wilhelm Iv. ganz an Preußen fiel.
6. Die Germanen und Römer in Westfalen.
Schon Cäsar war von dem eroberten Gallien (Frankreich) aus
zweimal nach dem rechtsrheinischen Germanien eingedrungen.
55 v. Chr. hatten Usipeter^) und Tenkterer^), als Cäsar von
ihnen 430 000 Mann, die sich in Gallien neue Wohnsitze suchten,
treulos vertilgte, Aufnahme bei den Sigambrern^) gefunden. Da-
her zog Cäsar auf einer hölzernen Brücke zwischen Bonn und
Koblenz über den Rhein, konnte aber nichts ausrichten, da die Ger-
manen mit Hab' und Gut sich in die unwegsamen Waldgebirge
der Wetteran flüchteten. Damit sich die von den Velgen (Belgiern)
zu ihrer Hülfe gegen Cäsar eingeladenen Deutschen nicht mit ihnen
Wohnhaft: *) von der Lippe bis zur Issel, 2) zwischen Ruhr und Lippe,
?') an beiden Seiten der Ruhr,
3*
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]
Extrahierte Personennamen: Rheda Wittgenstein Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Cäsar Cäsar Cäsar Cäsar
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 133
Da kämpft das Bruderpaar in wilder Stärke,
Zwei Herzen sterben einem Streiche,
Der Blonde stürzt auf seines Bruders Leiche,
Um selbst zu sterben trüben Blicks.
Da kam das junge Weib zum Wald gegangen,
Den Gatten suchend wohl mit bangem Herzen.
Ein Schrei, — sie lacht und weint in wilden Schmerzen,
Sie kann das Grause nicht verstehn.
Der wirre Wahn hält ihren Geist befangen,
Bis man sie tot auf seinem Grab gefunden.
— Jedoch auf rotem Grund in finstren Stunden
Bewegts die Luft wie Geisterwehn.
Ilse Stach von Goltzheim.
Bischof Franz I. von Braunschweig glich mehr einem fehde-
lustigen Ritter des 12. oder 13. Jahrhunderts, als einem Kirchen-
fürsten. Kaum siebzehn Jahre alt, der Politik seines Hauses zufolge
zum Bischöfe berufen, kehrte er, nachdem er 1508 auf dem Großen
Tomhofe einen feierlichen Lehnstag gehalten, nach Braunschweig
zurück, und erst im Jahre 1511 finden wir ihn wieder in Minden,
wo er in Gegenwart seines Vaters sowie sämtlicher Prinzen und
Herzöge des Hauses Braunschweig-Lüneburg auf dem mit Stroh
bedeckten Marktplatze vierzehntägige Turnierspiele abhalten ließ. Nun
beginnt eine sortlaufende Kette der abenteuerlichsten Züge, so gegen
Hoya, Utrecht, Friesland und endlich die berüchtigte Hildesheimer
Fehde, welche das ganze Stift mit Ausnahme der Stadt in einen
Schutthaufen verwandelte und damit endete, daß der Bischof sein
Land verlassen und bis zum Jahre 1520 heimatlos in der Welt
umherirren mußte, bis er endlich durch das Eintreten seiner Brüder
in das Stift zurückkehren durfte. Die Stadt hatte seine Abwesenheit
dazu benutzt, sich gehörig zu befestigen und sich auch in der Person
des gegnerischen Herzogs von Holstein-Schauenbnrg eines Schutz-
Herrn versichert, der, als Petershagen von den heranrückenden Hildes-
heimern eingenommen und dem Erdboden gleich gemacht, einen
billigen Frieden vermittelte und Minden vor der Zerstörung be-
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 135 —
nun zu den Schanzarbeiten herangezogen wurde, der Rat aber
die Kirchenglocken abnehmen und zu Kanonen einschmelzen ließ und
der durch Cragius aufgehetzte Pöbel sich die gröbsten Gewaltthätig-
feiten gegen die Geistlichkeit erlaubte, war das Maß voll. Der
Klerus secundarius verließ die Stadt und schloß mit alleiniger Aus-
nähme der Pauliuenmöuche, deren Kloster 1530 in ein evangelisches
Gymnasium verwandelt wurde, — ein Schutz- und Trutzbündnis,
worin sich dieselben verpflichteten, auf gemeinschaftliche Kosten ihre
Sache dem Reichskammergerichte zu Speyer zu übergeben. Die
Stadt versprach zwar Entschädigung und ließ den unruhigen Cragius
mit Gewalt angreisen und nach Stolzenau zurückschaffen, dennoch
wurde am 9. Oktober 1538 die Reichsacht über sie ausgesprochen.
Minden fuhr indessen unbekümmert, wenngleich in gemäßigter Weise
— die Mönche von St. Mauritz waren inzwischen längst zurück-
gekehrt — in der Befestigung der neuen protestantischen Einrichtung
fort und fand sich, als im Jahre 1547 endlich die kaiserliche
Exekutious-Armee auf Minden heranrückte, mit dem Führer der-
selben durch ein Lösegeld von 6000 Thalern, das Versprechen der
Restitution und einen Fußsall des Magistrats ab.
Unter Christianus von Braunschweig, dem neunundfünfzigsten
und vorletzten Bischöfe, beginnen die Schrecken des dreißigjährigen
Krieges, wie die in ihrer Art nicht minder beklagenswerten Gräuel
der Hexeuprocesse, denen in den nächsten achtzig Jahren allein in
Minden und Umgegend über zweihundert unschuldige Menschen
zum Opfer fallen sollten. Das Prozeßverfahren war fast immer
dasselbe. Die unglücklichen Delinquenten oder Delinquentinnen —
zumeist waren es arme alte Frauen mit triefenden Augen oder
sonstigen Gebrechen, — wurden früh morgens mittels des Schinder-
karrens auf das Rathaus geschleppt, dort dem peinlichen Verhör
unterzogen, und nachdem sie alles Wünschenswerte eingestanden, in
wichtigeren Fällen aber die in Hexen-Angelegenheiten als höchste
Autorität geltende Universität zu Rinteln das Urteil bestätigt hatte,
öffentlich geköpft oder verbrannt. Ein feierliches Gelage, welches
die von der Exekution zurückkehrenden Ratsherren oft bis über die
späte Mitternachtsstunde hinaus in den Räumen des Rathauses
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 202 —
Grafen Dietrich aus Wittekindschem Geschlecht, von der sie auch
in Herford erzogen war, zur Gemahlin. Da nahm er sich der
zerstörten Stiftung besonders an. Die Abtei wuchs nun schnell an
Umfang, Macht und Ansehen. Konrad Iii. setzte das Eigentum
des Stifts an Kirchen und Oberhöfen fest und stellte es 1147 unter
unmittelbare kaiserliche, und Papst Hadrian 1155 unter nnmittel-
bare päpstliche Hoheit. Die Äbtissin wurde also eine freie Landes-
fürstin. Die Schirmvogtei übten die namentlich im Lippeschen reich
begüterten Grafen von Sternberg aus.
Die alte und im Hunnenansturm zerstörte Waltgerus-Kapelle
wurde zwar unter der Äbtissin Swanhilde 950 wieder aufgebaut
und 1356 umgebaut, sank aber zu einer Nebenkirche hinab, als
die Abtei die große Münsterkirche 1002 unter der Äbtissin Godesta
zu bauen begann und unter der Äbtissin Pinnosa 1278 vollendete.
Unter vielen Feierlichkeiten wurden die Gebeine der heiligen Pu-
sinna und die Überreste des Waltgerns in ihr beigesetzt. Sie soll
auf einem früheren Hofe des Waltgerus „dat Hus tho den seiwen
Sonnen" gebaut sein. Daher erklärt man, seien über der großen
Kirchthür ün Süden sieben runde vergoldete Platten wie sieben
Sonnen angebracht. Andere nehmen sie als Erinnerung an das
sagenhafte Ereignis, daß zur Zeit der Erbauung einmal sieben
Sonnen am Himmel gesehen seien.
Unter der Äbtissin Godesta wurde auf einer Anhöhe östlich
von der Abtei, dem jetzigen Stiftberg, ein adliges, freiweltliches
Fränlein-Nonnenkloster mit der St. Maria-Kirche gegründet. Man
feierte, so erzählt die Sage, im Jahre 1011 zu Herford den Tag
des heil. Gervasius und Protasius, den 19. Juni. An diesem Feste
pflegte man den Armen Almosen zu geben. Ein armer Schäfer
aus der Umgegend durchschreitet früh morgens Gebüsch, Sumpf und
Wald, um nach Herford zu gelangen, das Fest mitzufeiern und
ein Almosen zu empfangen. Als er auf der nahe vor der wtadt
liegenden Höhe und gerade unter einer Linde ist, siehe, da erscheint
die Mutter Gottes in himmlisch schöner Gestalt und spricht zu ihm:
„Ich bin die heilige Jungfrau Maria. Geh und sage der Äbtissin
und den übrigen Gliedern der Abtei zu Herford, daß wenn sie
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Hadrian Sternberg Godesta Pinnosa Gervasius Maria Maria
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 253 —
des hessischen Medizinalkollegiums. Seine Krankheitslehre, die auf
der Verderbtheit der Säfte fußte, welche die reizbaren festen Teile
des Körpers beeinflußten, also eine Vereinigung der Humoral- und
Solidarpathologie, wurde den Vorlesungen auf den Universitäten zu
Grunde gelegt, an der Pariser Universität wurden alle seine Schriften
übersetzt und seine münster'schen Medizinalgesetze wurden der Kern
für eine Medizinalreform in Frankreich. 1787 berief ihn der letzte
Kurfürst in Mainz zu seinem Leibmedikus, geheimen Rat und
Direktor des dortigen Medizinalkollegiums. Wie sehr er ihn ehrte,
geht daraus hervor, daß er in der Freude über die ihm wiederge-
schenkte Gesundheit dessen Bild malen und neben dem seinigen im
Audienzsaale aufhängen ließ. Die letzten Jahre verlebte der hoch-
verdiente Arzt mit seinem Kurfürsten und starb am 28. Juli 1807
zu Eltville im Rheingau 86 jährig.
Tie Grafschaft Rietberg war früher reichsuumittelbar und ge-
hörte gleichnamigen Grafen, welche 1552 im Mannsstamm erloschen.
In weiblicher Linie vererbt, kam sie an das österreichische Haus Kau-
nitz und wurde 1815 an Preußen übergeben. Das gräfliche Haus
Kaunitz nannte sich von der neuen Besitzung Kaunitz-Rietberg und
wurde wegen der Verdienste des bekannten Ministers Maria The-
resia's in den Reichsfürstenstand erhoben. Nachdem die Grafschaft
dem Königreich Westfalen einverleibt worden war, trat 1813 der
damalige Fürst von Kaunitz den Besitz wieder an und wurde unter
die Zahl der preußischen Standesherrn aufgenommen; doch ver-
kaufte er 1823 einen Teil seiner Güter an Preußens Krone und
1824 den Rest an den Gutsbesitzer Tenge, der, weil nicht zum
hohen Adel gehörig, auch nicht die frühern fürstlichen Rechte mit
bekam. Bei Rietberg befinden sich noch Ruinen der alten gräf-
lichen Burg, die „Holte" genannt.
Tas Amt Reckenberg war ursprünglich ein Bestandteil der
Burggrafschaft Stromberg im Münsterlande gewesen. Um 1370
war es dem Bistum Osnabrück zugefallen, mutmaßlich zum Lohn
für den Beistand, den dieses dem Bischöfe von Münster gewährte,
als dieser die durch Kaiser Karl Iv. über den Burggrafen Johann
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Kaunitz Maria_The- Maria Kaunitz Stromberg Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mainz Eltville Rheingau Kaunitz-Rietberg Westfalen Rietberg
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 241 —
Anfange des dreißigjährigen Krieges besetzten die mit dem Kur-
fürsten verbündeten Holländer die Bnrg. Bald zogen Feinde heran,
und im Jahre 1629 nahmen kaiserliche und spanische Truppen den
Sparenberg mit List ein. Sie hatten einige holländische Soldaten
gefangen genommen, die in der Grafschaft lagen. Diesen zogen sie
die Kleider aus, steckten kaiserliches Volk hinein und schickten sie vor
die Thore der Feste. Dort baten sie um schnellen Einlaß, weil der
Feind sie verfolge. Ohne Arg öffnete man die Thore und ließ die
Zugbrücke herunter; aber kaum war dies geschehen, so fielen die
Einziehenden über die Wachen her, von allen Seiten eilten versteckte
kaiserliche Soldaten herbei und drangen in die Burg. Nach tapferer
Gegenwehr mußten sich die Holländer ergeben. Fünf Jahre hielt der
Feind den Sparenberg besetzt, da räumte er ihn, weil die Schweden
überall siegreich vordrangen. Bevor er abzog, zerstörte er manche
der Festungswerke und verschüttete einen der Brunnen, welcher im
Jahre 1834 wieder gereinigt wurde, und in welchem man 84 Bomben
und viele Eimer nebst Ketten fand.
Der französische König Ludwig Xiv. fing mit den Nieder-
ländern Krieg an. Um die deutschen und clevischeu Länder zu schützen,
schloß der Kurfürst im Jahre 1671 mit dem Pfalzgrafen von Neu-
bürg und dem Bischöfe von Münster, Bernhard von Galen, einen
Vertrag zu Bielefeld, nach welchem sich diese Fürsten gegen den
Andrang der Kriegsgefahr treu beistehen wollten. Als aber der
Kurfürst den Oberbefehl über das Heer verlangte, wollte der Bischof
von Münster, welcher es heimlich mit Frankreich hielt, nicht ein-
willigen, und die Freundschaft hatte ein Ende. Bernhard von Galen
verband sich offen mit Frankreich. Friedrich Wilhelm sendete den
Niederländern ein Hilfsheer von 20 000 Mann gegen Frankreich
und Münster. Er langte Ende des Jahres 1672 auf dem Sparen-
berge mit seiner zweiten Gemahlin Sophie Dorothee an, und diese
gebar ihm hier einen Sohn, welcher den Namen Karl Philipp
erhielt und 1695 in Italien starb. Am 9. April 1673 rückte
Bischof Bernhard von Galen in eigener Person mit 3000 Mann
münsterscher Truppen in die Grafschaft, belagerte Schloß Sparen-
berg und die Stadt Bielefeld und warf 84 Bomben hinein. Eine
Schulze, Heimatskünde. lg
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Bernhard_von_Galen Bernhard_von_Galen Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Sophie_Dorothee Karl_Philipp Karl Philipp Bernhard_von_Galen
Extrahierte Ortsnamen: Sparenberg Sparenberg Schweden Bielefeld Frankreich Frankreich Frankreich Italien Bielefeld
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 334 —
nannt, bestand im siebenjährigen Kriege, als Münster 1759 drei-
mal vergeblich belagert wurde, die Feuerprobe. Fast unmittelbar
vor dem Frieden aber brachte der Minister des Bischofs Maximilian
Friedrich, Franz von Fürstenberg, ein weiser Regent des ihm
anvertrauten Landes, den glücklichen Plan zur Ausführung, die
so oft verderblich gewesenen Festungswerke schleifen zu lassen.
Die Wälle wurden in Spaziergänge, die zugefüllten Gräben in
Gärten, die Citadelle in einen schattigen Park umgewandelt; zwi-
schen zwei früheren Bastionen wurde nach dem Plane des Ge-
nerals Schlauu das herrliche Residenzschloß, ein mächtiger, aber
gefälliger Rokokobau, 1767 errichtet.
Unter Münsters berühmten und segensreichen Männern neuerer
Zeit verdienen zwei besonders hervorgethan zu werden. Zuerst der
schon genannte Franz Freiherr von Fürstenberg. Er wurde ge-
boren am 7. August 1729 auf seinem väterlichen Stammgüte Her-
dringen im Kreise Arnsberg. Den ersten Unterricht empfing er
gemeinschaftlich mit mehreren Geschwistern durch einen Ortsgeistlichen
zu Herdringen. Als er zu einer gewissen Reife des Alters und
der Kenntnisse gekommen war, erhielt er einen Privatlehrer und
besuchte darauf die Lehranstalten des Landes. Mit seinem Bruder,
dem nachherigen Fürstbischöfe von Paderborn, studierte er zuerst
bei den Jesuiten, dann an der Universität zu Köln und beschloß
seine Bildung durch Reisen in Deutschland und einen ziemlich
langen Aufenthalt in Italien. Seine feste Geistesrichtung aber
gewann Fürstenberg vorzüglich während des siebenjährigen Krieges.
Als junger Domherr in Münster und Paderborn trat er damals
in vielseitigen Verkehr mit ausgezeichneten Männern, welche sich
besonders zahlreich in dem preußisch-hannoverschen Heere unter dem
heldenmütigen Ferdinand von Braunschweig zusammenfanden.
Durch hohe Begabung, sichern Scharfblick und hervorragende Ge-
schicklichkeit bekundete er im Domkapitel seine Befähigung für öf-
fentliche Geschäfte und wußte zu jener Zeit schon manches Übel
von dem Münsterlande abzuwenden. Seine segensvollste Wirksam-
keit für dasselbe sollte noch beginnen.
Am 16. September 1762 wurde Maximilian Friedrich, Graf
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian
Friedrich Maximilian Friedrich Franz_von_Fürstenberg Franz Franz_Freiherr_von_Fürstenberg Franz August Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Maximilian_Friedrich Maximilian Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Arnsberg Paderborn Deutschland Italien Paderborn
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 340 —
von Stolberg-Wernigerode verlobt war, vor Overberg zum Katho-
lizismus über. Er verweilte oft auf dem Gute Lütgenbeck in der
Nähe Münsters. 1812 zog er nach dem Gute Tatenhausen (Kreis
Halle) und pachtete die Hannöversche Domäne Sondermühlen im
Osnabrückschen. Am 5. Dezember 1819 ging er in Frieden heim
und wurde in Stockkämpen bei Tatenhausen beerdigt.
Von dem großen Münsterianer, Oberpräsidenten von Vincke,
haben wir schon gehört.
Der letzte Fürstbischof Münsters war Maximilian Franz von
Österreich, ein Bruder der unglücklichen Marie Antoinette; von ihr
bewahrt der Dom ein von ihr für den Bruder verfertigtes Meß-
gewand.
Die Säkularisierung geschah infolge des Luneviller Friedens
durch den Reichsdeputationshauptschluß am 25. Februar 1803.
Damals umfaßte das ganze Stift außer der Haupt- und Residenz-
stadt 1. das Niederstift mit den drei Ämtern Meppen (Emsland),
Vechta, Kloppenburg, von denen als Entschädigung für Abtretungen
am linken Rheinufer das erste der Herzog von Arenberg, die beiden
letztern der Herzog von Oldenburg erhielt, in das Oberstift mit
den neun Ämtern: Ahaus, Bocholt, Dülmen, Horstmar, Sassen-
berg, Stromberg, Werne mit Lüdinghausen, Wolbeck, Rheine mit
Bevergern, im wesentlichen also die östliche Hälfte. Diese
wurde samt der Stadt Münster mit Ausschluß kleiner Gebiete dem
Königreiche Preußen als Erbfürstentum zugeteilt, während die
westliche verschiedene Landesherren bekamen. Durch die Rheinischen
Bundesakte vom 12. Juli und nach Auflösung des deutschen Reiches
am 1. und 6. August 1806 wurde erneut das Oberstift Preußen
zugesprochen; in Bezug auf die übrigen Teile fanden einige Ver-
ändernngen statt. In dem Kriege Preußens mit Napoleon I. 1806
nahm der König Louis Bonaparte Münster und das ganze Land
in Besitz. Im Frieden zu Tilsit 1807 gingen alle preußischen Ge-
biete im Münsterschen verloren und an den Großherzog Joachim
von Berg über; seit 15. Juli 1808 aber fiel es in die Hände
des französischen Kaisers, der den Titel Großherzog von Berg
und Cleve annahm, 1809 aber den minderjährigen Sohn des Königs
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Overberg Maximilian_Franz_von
Österreich Maximilian Franz Marie_Antoinette Stromberg August Napoleon_I. Louis_Bonaparte Joachim
von_Berg