— 29 —
Das Reichsland Elsaß-Lothringen.
mit 14500 qkm und 13/4 Mill. Einwohnern umfaßt die im § 22. Frankfurter Frieden 1871 von Frankreich abgetretenen Gebiete, nämlich:
1) das Elsaß zwischen Rhein und Vogesen bis an die Saar. Hauptstadt Straßburg (151000 Einw.), starke Festung an
der 111, Sitz des kaiserlichen Statthalters, mit Universität und altberühmtem Münster; Mühlhausen, Fabrikstadt.
2) Deutsch-Lothringen, von der Saar bis über die Mosel. Hauptstadt Metz, sehr starke Festung an der Mosel.
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Extrahierte Ortsnamen: Elsaß-Lothringen Frankreich Rhein
— 152 —
Xxiv. Die Freie Stadt Hamburg
mit 414 qkm und 770000 Einwohnern.
Hamburg, am rechten Elbufer um das Alsterhüßchen, 134 km vom Meer entfernt, mit den Vororten 705000 Einw., ist der erste Seehafen des europäischen Festlandes, sein Handel erstreckt sich über die ganze Erde; Sitz der Seewarte des Deutschen Reiches; Kuxhaven an der Elbmündung.
Xxv. Die Freie Stadt Lübeck
mit 298 qkm und 97 000 Einwohnern.
Lübeck (80 000 Einw.), einst das mächtige Haupt der Hansa, liegt am rechten Ufer der Trave 15 km von ihrer Mündung in die Ostsee entfernt, hier der Hafen Travemünde.
Das Reichsland Elsaß-Lothringen
§106. mit 14500 qkm und 13/4 Mill. Einwohnern umfaßt die im Frankfurter Frieden 1871 von Frankreich abgetretenen Gebiete, nämlich das Elsaß zwischen Rhein und Vogesen bis an die Saar und Deutsch-Lothringen von der Saar bis über die Mosel hinaus.
Hauptstadt des Reichslandes und Sitz des kaiserlichen Statthalters ist die starke Festung Straßburg an der 111 (151 000 Einw.) mit deutscher Reichsuniversität und altberühmtem Münster [die Stadt wurde mitten im Frieden von Ludwig Xiv. von Frankreich 1681 besetzt und von den Deutschen wieder erobert (Kapitulation am 28. September 1870)]. Im oberen Elsaß liegen Kolmar und die bedeutende Fabrikstadt Mülhausen am Rhein-Rhone-Kanal; im unteren Elsaß an der Pfälzer Grenze Weißenburg an der Lauter [Gefecht am 4. August 1870], am Wasgenwald der Flecken Wörth [Schlacht am 6. August 1870] und in der Ebene Hagenau, bekannt durch ihren Hopfenbau.
Die Hauptstadt von Deutsch-Lothringen ist die sehr starke Festung Metz ail der Mosel [Metz kam 1552 an Frankreich und durch die Kapitulation vom 27. Oktober 1870 au Deutschland zurück, in seiner Nähe wurden die blutigen Schlachten von Colombey-Nouilly am 14. August, von Vionville - Mars la Tour am 16. August und bei Gravelotte-St. Privat am 18. August 1870 geschlagen], weiter abwärts an der Mosel die kleine Festung Diedenhofen, an der Grenze gegen Saarbrücken Forbach [Schlacht am 6, August 1870].
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Kolmar August August August August August August
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Hamburg Elsaß-Lothringen Frankreich Rhein Deutsch-Lothringen Frankreich Mülhausen Rhein-Rhone-Kanal Elsaß Weißenburg Deutsch-Lothringen Frankreich Deutschland Colombey-Nouilly Forbach
109
Drittes Kap. Geschichte der Reformation.
protestantischen Ständen und mit dem kriegslustigen König von Frankreich
den Schlag bereiteten, der den durch heuchlerische Versprechungen in Schlum-
nrcr gewiegten Karl von seiner Höhe stürzen sollte.
Karl war in Jnspruck, 'von wo aus er den Gang des durch Julius Iii.
(Paul's Iii. zwar gleichgesinnten, doch minder hartnäckigen Nachfolger) nach
Trient zurückvcrsezten Concils zu lenken suchte, und zugleich die Bewegungen
in Teutschland beobachtete. Als nun Magdeburg sich endlich an Moriz
ergeben; da brach dieser auf mit seinem Heere, verband sich mit jenem des
jungen Landgrafen Wilhelm von Hessen, dessen Vater noch immer in der
Gefangenschaft des Kaisers schmachtete, und mit den Schaaren des Mark-
grafen Albrecht von Brandenburg- Culmbach, und überfiel den schlccht-
gcrüsteten Kaiser; während auch König Heinrich Ii. von Frankreich daö
Hcrzogthum Lothringen überschwemmte, und der Bisthümer Metz, Toul
und Verdun sich bemächtigte (März 1832). In öffentlichen Schriften recht-
fertigten die Verbündeten ihren Abfall durch harte Beschwerden gegen Karl.
Nur zur Rettung der teutschen Freiheit hätten sie die Waffen ergriffen. Wo-
gegen der Kaiser ihnen bitter das Bündniß mit Frankreich vorwarf, und
daß sic selbst mit den türkischen Bassen in Ungarn Briefe gewechselt hät-
ten, als ob sic Teutschland, welches befreien zu wollen sic vorgaben, diesen
Erbfeinden zu überliefern gedächten.
Dieser Unfall — denn mit entschiedener Ucbcrlegenhcit fochten die Ver-
bündeten, ja cs wäre beinahe Karl Selbst in Jnspruck dem Kurfürsten in
die Hände gefallen — sank tief in das Gemüth des alternden Kaisers. Von
nun an gab er die Hoffnung auf, mit oder ohne Concil den Religionszwie-
spalt zu enden. Darum bot er die Hände zum Frieden mit den Abtrünnigen,
vorzüglich damit er mit ungetheiltcr Macht wider den schlimmsten Reichsfcind,
wider die Franzosen, ziehe. In Passau, unter Vermittlung des römi-
schen Königs Ferdinand, wurde der Vertrag geschlossen (16. Juli 1882),
welcher den Protestanten Religionsfreiheit gewährte. Doch blieb noch Man-
ches zu bestimmen übrig, welches der nächste Reichstag vervollständigen sollte.
Aber erneuerter Kriegslärm, vorzüglich durch des unruhigen Albrecht von
Culmbach Hader mit den Bischöfen von Bamberg und Würzburg ver-
anlaßt, erfüllte das Reich. Kurfürst Moriz Selbst, welcher Albrecht bän-
digen sollte, blieb gegen denselben in der Schlacht bei Sievcrshauscn,
welche gleichwohl Albrecht verlor. Der Ruhestörer ward bald darauf aus
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Julius_Iii Moriz Wilhelm_von_Hessen Wilhelm Albrecht_von_Brandenburg-_Culmbach Albrecht Heinrich_Ii Heinrich Bisthümer_Metz Karl_Selbst Karl Ferdinand Albrecht_von
Culmbach_Hader Albrecht Moriz_Selbst Albrecht_bän- Albrecht Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Teutschland Magdeburg Frankreich Hcrzogthum_Lothringen Verdun Frankreich Ungarn Passau Bamberg Würzburg
239
des dreißigjährigen Krieges.
scheu. Das Bewußtsein so überlegener Kraft, die Betrachtung der Erbärm-
lichkeit oder Schlechtigkeit der Ihm Befehlenden oder im Wege Stehenden,
die Verkettung der Begebenheiten, endlich das abergläubige Vertrauen in die
Sterne — Astrologie war eine vorherrschende Krankheit des Zeitalters —
mögen sein späteres Verbrechen der Untreue (wofern es wahr ist, denn ge-
nügende Beweise liegen nicht vor) wenigstens erklären, wenn auch nicht
entschuldigen, llnläugbar bleibt immer, daß er schweren Undank erfahren
von Seite des Gewaltigen, welchem er diente, und daß die Verlezung der
heiligsten Nechtsformen, die man gegen Ihn sich erlaubte, weit lauter zeugt,
als die Schmähungen seiner siegreichen Feinde.
Nicht lange hielt sich der König von Dänemark, obschon Manns-
feld und H. Christian von Braunschweig mit ihm fochten, gegen den nun
zweifach Ueberlegenen. Wallenstein schlug Mannsfeld bei der Elbe-Brücke zu
Dessau (6. Mai 1626), und Tillv besiegte den König bei Lutter am
Barenberge in einer entscheidenden Schlacht (27. August). Bis in sein
Reich zurück floh der unglückliche König; aber Holstein, Schleswig und
Jütland wurden von den Siegern besezt. Mannsfeld, welcher indessen
durch Schlesien und Ungarn nach Siebenbürgen sich durchgeschlagen,
den Fürsten dieses Landes zum erneuten Streite wider Oestreich aufgefordert,
endlich nach Venedig seine Richtung genommen hatte, starb, zum Glücke
Oestreichs, bei Zara in Dalmatien (30. Nvvbr. 1626).
§. 8. Oestreich auf dem Gipfel seiner Macht.
Ferdinand stand jezt auf dem Gipfel des Sieges und der Macht.
Nur Er Selbst — wie Oestreich oft — stürzte sich wieder herunter durch
Unklugheit und Uebertreibung. Er diente der Herrschsucht Wallenstcin's
und der Jesuiten Kezerhasi als Werkzeug, weil er Selbst diese Leidenschaf-
ten theilte; aber, ohne die Kraft des Ersten, ohne die Schlauheit der Lezten,
blieb er zugleich den entgegcngeseztesten Einwirkungen preis, und verfehlte sein
Ziel, weil er cs nicht stäten Ganges verfolgte.
Es erregte zuvorderst Mißvergnügen, daß dem Erzherzog Leopold
Wilhelm, Ferdinand'ssohn, und welcher bereits Bischof von Passau und
Straß bürg war, noch die Abtei Hirsch seid, das Bisthum Ha'lberstadt
und das Erzstift Magdeburg theils durch die servilen Stimmen der Kapi-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: H._Christian_von_Braunschweig Mannsfeld August Mannsfeld Glücke
Oestreichs Oestreich Ferdinand Oestreich Kezerhasi Leopold
Wilhelm Leopold Wilhelm
259
des dreißigjährigen Krieges.
den Kronen Schweden und Frankreich zum Lohn ihrer Siege geforderten
Abtretungen — man nannte sie Genugthuungen — bestimmten. Zn
Osnabrück wurden die Interessen Schwedens, zu Münster jene Frank-
reichs geregelt; die von beiden Kronen gemeinschaftlich dnrchgesezten Bestim-
mungen nahm man gleichlautend in beide Instrumente auf.
Schweden also bekam ganz Vorpommern sammt der Insel Rügen
und einige Distrikte von Hinterpommern, dann die Stadt Wismar sammt
Zugehör, endlich noch das Erzbisthum Bremen und das Bisthum Verden,
beide in weltliche Länder verwandelt als Herzogthümer; dazu noch eine
Summe von 5 Millionen Thalern zur Bezahlung der Kriegsvölker bis zur
Friedensvollstreckung. Das teutsche Reich jedoch sollte die genannten Länder
darum nicht verlieren, sondern sie sollten Reichslehen und verbunden mit
dem teutschen Staatskörper bleiben; daher sollte Schweden ihretwillen auf
Reichs- und Kreistagen Siz und Stimme haben, und wie alle übrige Reichs-
stände an den gemeinen Pflichten und Lasten Theil nehmen, doch mit einigen
besonderen Vorrechten, vorzüglich in Ansehung der Gerichtsbarkeit.
Dagegen erhielt Frankreich im münsterschen Frieden — außer der
förmlichen Abtretung von Metz, Toul und Verdun, in deren Besiz cs
schon 1352 gekommen — die zu seiner Genugthuung ausersehene, herrliche
Landgrasschast Ober- und Unter-Elsaß und den Sundgau, so weit das
Haus Oestreich sic bisher besessen, mit vollem und unbeschränktem Beherr-
schungsrecht abgetreten. Den Bischöfen von Straßburg und Basel jedocb,
so wie mehreren im Elsaß gelegenen, unmittelbaren Abteien, dann derreichs-
ftadt Straß bürg und zehn anderen Reichsstädten, welche zur Landvogtei
Hagenau gehörten, endlich auch allen Reichsfürsten, Grafen und Rittern,
welche Bcsizungen in Nieder-Elsaß hatten, wurde die Verbindung mit dem
Reich und die unmittelbare Ncichssreiheit vorbehalten. Frankreich bekam noch
weiter die Hoheit über Pignerol, die Stadt Breisach und das Besazungs-
recht in Philipps bürg. Dem Erzherzog Ferdinand Karl, welchem das
Elsaß gehört hatte, wurden von Frankreich zu einiger Vergütung drei Millio-
nen Livres versprochen.
8. 21. Fortsezung. Kompensationen.
Die Abtretungen, welche an Schweden geschahen, begründeten Ersaz-
forderungen auf Seite der dadurch beschädigten Stände. Auch waren
17'
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Metz Philipps Ferdinand_Karl Ferdinand Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Frankreich Schwedens Schweden Hinterpommern Wismar Bremen Schweden Frankreich Verdun Haus_Oestreich Basel Elsaß Hagenau Nieder-Elsaß Frankreich Breisach Philipps Frankreich Schweden
222
Fünftes Kap. Die Zeiten Philipp's Ii. u. Iii.
den Protestanten, nach Lehre und That, die Katholiken das Acußerste befürch-
ten. Da war des Schinähens gegen sie in Kanzelreden und Schriften kein
Maß und kein Ende, da war immer die Hand ausgestreckt zum Raube ihres
Kirchenguts; Vertilgung war dem päpstlichen Reiche geschworen, und cs ward
in manch harter Verfolgung katholischer Unterthanen durch protestantische Für-
sten, in Teutschland und auswärts, der Gesammtheit ihr künftiges Verderben
im Falle des Sieges der Protestanten knnd.
Hiernach befanden beide Religionstheile sich im wahren Kriegsstande,
lange bevor man ihn durch Manifeste erklärte; und cs war unvermeidlich, daß
ftüher oder später der Anlaß zum vollen Ausbruch komme. Nachstehende
Begebenheiten, deren kurze Anführung genügen mag, brachten indessen die
Krise naher.
§. 34. Nähere Anlässe des 30jährigen Krieges.
Der Kurfürst von Köln, Gebhard, aus dem Hause Truchseß von
Waldburg, um Agnes, Gräfin von Mannsfeld, die er liebte, zu heira-
then, verließ die katholische Kirche und ging zur reformirten über (1383).
Er vermeinte, sein Erzbisthum gleichwohl beibehalten zu können, und begann
darin das Werk der Reformation. Aber der Papst entsezte ihn des Erzbis-
thums und that ihn in den Baun. Die Kapitularen seines Domstifts aber
postulirten sofort zum neuen Erzbischöfe den Bischof Ernst von Lüttich,
einen baier'schcn Prinzen, welcher auch bald durch Waffengewalt seinen Geg-
ner verdrängte und den kurfürstlichen Stuhl behauptete. Gebhard, nach frncht-
loser Gegenwehr, floh, und starb als Domdechant zu Straß bürg. Wäre
Gebhard zur lutherischen statt zur reformirten Kirche getreten, sein Unter-
nehmen hätte gelingen mögen. Denn die Protestanten vermeinten allerdings,
die Hcirathslust eines Prälaten sey ein giltigcr Rechtstitcl zur Reformirung
seines Landes. Aber aus Haß gegen die calvinische Kirche enthielten sie sich
der thätigen Untcrstüzung Gcbhard's, und beschränkten sich für diesmal auf
laute Klagen gegen den geistlichen Vorbehalt.
Ein anderer Streit entstand über das Bisthum Straß bürg. Einige
Don Köln dahin geflüchtete protestantische Kapitularen hatten nach dem Tode
des Bischofs Johann (1392) den protestantischen Prinzen Johann Georg
von Brandenburg zu dessen Nachfolger erwählt, während die katholischen
Domherrn den Bischof von Mez aus dem Hause Lothringen postulirten.
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TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Gebhard Agnes Mannsfeld Ernst_von_Lüttich Ernst Gebhard Gebhard Johann Johann_Georg
von_Brandenburg Johann
288
Sechstes Kap. Die Zeiten
einen allgemeinen. Nach dem Wunsche des Kaisers sollten der Papst und
die Krone Dänemark die Vermittlung übernehmen, und zu Köln und Lü-
beck die verschiedenen Friedensverhandlungen mit Frankreich und mit
Schweden gepflogen werden. Diese Kronen dagegen verwarfen theils solche
Vermittlung, theils begehrten sie, an Orten, welche einander nahe gelegen
wären, zu unterhandeln. Dann weigerte sich der Kaiser, Gesandte der
Reichs stände in der Eigenschaft als Bundesgenossen der feindlichen Kronen
zuzulassen. Erst auf dem Reichstage zu Regensburg (1640) gab er hierin
nach, und bewilligte auch, in Gemäßheit des Reichstagsbeschlusses, daß zu
Münster und Osnabrück (statt Kölns und Lübecks) die Friedenskon-
gresse sich versammeln sollten. In demselben Jahre waren zu Hamburg
Präliminarien unterzeichnet worden, welche aber erst 1643 die Ratifikation
des Kaisers und Spaniens erhielten. Die Siege Torstenson's hatten Die-
ses bewirkt, der Sieg des Kaisers bei Tuttlingen verminderte die Nachgiebig-
keit wieder. Und so ward noch öfter durch den wechselnden Gang des Krie-
ges die Unterhandlung befördert oder gehemmt. Die förmliche Eröffnung des
Kongresses geschah am 10. April 1643. Am 1. Juni übergaben die beiden
alliirten Kronen ihre Vorschläge, und am 19. November erschien der kaiser-
liche Prinzipalkommissarius, Graf Maximilian von Trautmannsdorf,
von welchem Zeitpunkt an die Verhandlungen einen etwas rascheren Gang
nahmen. Indessen hatte dieser gewandte und wohldenkende Staatsmann, mit
seinen meist gleichfalls würdigen Kollegen (worunter auf französischer Seite
insbesondere d'avaux und Scrvien, auf schwedischer Oken stier na und
Salvius hervorglänzen, neben ihnen aber noch viele andere ausgezeichnete
Bevollmächtigte von fremden und von teutschen Staaten waren) unzählige
Schwierigkeiten zu überwinden, um das Friedenswerk zu Stande zu bringen.
Der Kaiser Selbst, so lange noch irgend eine Hoffnung zu besserem Kricgs-
glücke war, bewilligte nur wenig; aber die allmälig näher kommenden Don-
ner der schwedischen Heere besiegten sein Widerstreben. Am 24. Oktbr. 1648
wurden zu Osnabrück und zu Münster die Friedensinstrumente unterzeich-
net; Teutsch land, im Blute schwimmend und von Braudtrümmern erfüllt,
vernahm fast ungläubig die Botschaft, sein Jammer solle sich enden.
§. 20. Inhalt. Genugthuungen.
Unter den Friedensbedingungen standen jene oben an, welche die von *
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Trautmannsdorf Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schweden Hamburg Spaniens Tuttlingen
260
Sechstes Kap. Die Zeit eil
mehrere Fürsten, welche noch aus anderen Titeln Anspruch auf Vergütungen
machten. Das Mittel, sie zu befriedigen, ward in der Säkularisation
geistlicher Länder und Güter gefunden; ein glückliches Auskunstsmittel, welches
aus eine dem Recht unnachtheilige Weise, weil mit Einwilligung beider Ne-
ligionstheile geschehend, einige der Stücke des überreichen kirchlichen Gesammt-
gutes der Nation, wie einen von den Vorfahren zurückgelegten Schaz, zur
Bezahlung großer politischer Gesammtschulden, zur Besteiung von sonst un-
heilbarem Hader, also zur Rettung des gesammtcn Vaterlandes verwandte.
Das Haus Brandenburg hatte auf die Nachfolge in Pommern nach
Herzog Bo gislaus Xiv. Tod ein anerkanntes Recht. Schweden selbst,
welches Pommern für sich nahm, unterftüzte daher die Kompensations-
forderung Brandenburgs. Man ertheilte demselben — außer dem Stücke
von Hinterpommern, welches.schweden nicht erhalten — die Bisthümcr Hal-
berstadt, Minden und Camin als weltliche Fiirstenthümer und das Erzstift
Magdeburg (doch erst nach dem Tode des sächsischen Prinzen, der cs als
Administrator bereits besaß) als ein Herzogthum.
Dem Herzog von Mecklenburg wurden fiir die Stadt Wismar die
Bisthümer Schwerin und Razeburg als weltliche Fiirstenthümer, auch die
Johannitercommenden Mirow und Nemerow gegeben.
So gewissenhaft — ja ängstlich — war man auf Schadloshaltnng der
Großen bedacht (während von jener der Völker keine Diese war), daß zum
Ersaz für die Koadjutorien, die einige Prinzen vom Hanse Braun schwer g-
Lüneburg besaßen, demselben Hanse das abenteuerliche Recht verliehen ward,
dem bischöflichen Stuhle zu Osnabrück, jeweils abwechselnd mit einem ka-
tholischen Bischof, einen seiner jüngeren Prinzen als Bischof zu geben.
Hessenkassel, zwar ohne Vergütungsansprüche, aber wegen treuer An-
hänglichkeit an Schweden von dieser Kronennterstüzt, erhielt die Abtei Hirsch-
feld als Fürstenthum, auch die Aemter Schauenburg und Sachsenhagcn
nebst 600,000 Thalern.
Auch Kur fach sen bekam einige Aemter zur Schadloshaltung fiir Kriegs-
übel und Verzichte.
Schwieriger zu befriedigen waren die R c st i t u t i o n s-Ansprüche Derjenigen,
welche als Feinde des Kaisers oder des Reiches ihre Länder und Würden ver-
loren hatten, und für welche Frankreich und Schweden die Wohlthat
einer allgemeinen Amnestie begehrten. Zwar die Wiederherstellung der
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Mirow
Extrahierte Ortsnamen: Haus_Brandenburg Pommern Schweden Brandenburgs Hinterpommern Minden Magdeburg Wismar Schwerin Razeburg Lüneburg Hessenkassel Schweden Schauenburg Frankreich Schweden
265
des dreißigjährigen Krieges.
die Lvsreißung dieses neuen Staates vom teutschen Reichsvcrbande beläs-
tigt. Eine kaiserliche Erklärung (vom 6. Juli 1648) und später ein förm-
licher Reichstagsschluß (vom 18. Februar 1654) versicherte die Niederlande der
nachbarlichen Freundschaft des ihnen nun fremd gewordenen teutschen gleiches.
Der burgundische Kreis erlitt hiedurch eine sehr große Verminderung.
Gleichzeitig ward auch die Unabhängigkeit der Schweiz von Teutschland
anerkannt, und cs geschah Solches durch ausdrückliche Erklärung in den bei-
gen Friedensinstrumenten von Münster und Osnabrück.
Man hatte gewünscht, den teutschen Frieden zum allgemeinen euro-
päischen zu erhöhen; darum ward in dem Instrument von Osnabrück
Spanien ausdrücklich als Bundesgenosse des Kaisers und Theilnehmer des
Friedens aufgeführt: auch wurden England, Dänemark, Polen, Por-
tugal, Rußland, Lothringen, Venedig, die vereinigten Nie-
derlande, die Schweiz und Siebenbürgen namentlich in denselben ein-
geschlossen. Der Papst aber protestirte gegen den Frieden.
Mit Frankreich jedoch hatte Spanien sich nicht aussöhnen können
(auch Lothringen nicht), daher nahm es an dem zu Münster zwischen
dein Kaiser und Frankreich geschlossenen Frieden keinen Theil; und es ward
der Krieg zwischen diesen Mächten noch fortgesezt bis zum pyrenäischcn
Frieden.
§. 25. Fricdensexekutionsrecesse. Streit über das
Simultaneum.
Das so mühsam geschlossene Friedenswerk wäre bald wieder an den
Schwierigkeiten der Ausführung gescheitert. Die Natur verschiedener seiner
Punkte, mehr aber die Unredlichkeit und engherzige Selbstsucht der Theilneh-
mer bewirkte solche Gefahr. Die Schweden forderten den Vollzug, bevor
sie Teutschland räumten, und drohten wiederholt mit Wiedercrgreifung der
Waffen. Endlich kam zu Nürnberg ein Präliminarreceß, welcher wenig
fruchtete, und zulezt (16. Juni 1650) der Friedenscxekutions-Haupt-
reccß unter mancherlei Wehen zur Welt.
Der Reichstag, worauf gemäß des Friedens die noch unerledigten Sa-
chen solltengeschlichtet werden, versammelte sich 1653zu Regensburg. Aber
cs löste seine Aufgabe nicht vollständig. Auch der Rcichsdeputationstag
zu Frankfurt (1655) ließ noch manchen Zwist ohne Entscheidung.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Ortsnamen: Teutschland Osnabrück
Spanien England Polen Lothringen Venedig Frankreich Spanien Lothringen Frankreich Schweden Nürnberg Regensburg Frankfurt
50
Zweites Kap. Die Zeiten Ludwig's Xiv.
zugeschickt, hatte dieser bis in den Winter sich behauptet. Das französische Heer,
durch Besezung der vielen Festungen geschwächt, schritt wenig mehr vor; der
König Selbst hatte cs verlassen, und Turenne wandte sich gegen Wcstpha-
l°n, wo sich die Kriegsmacht des Kaisers und des Kurfürsten von Branden-
burg zu sammeln begann. Beinahe jedoch hätte der Marschall von Luxem-
burg durch einen kühnen Marsch über das Eis sich des Haags bemächtigt;
aber ein plözliches Thauwetter vereitelte den gefährlichen Plan. Plünderung
und Mordbrennerei hatten den Zug bezeichnet, die Verwünschungen des Vol-
kes schallten den Räubern nach.
Den 30. August 1673, nach vielem Zögern und Unterhandeln, kam end-
lich das förmliche Bündniß des Kaisers und Spaniens mit der Republik zu
Stande. Auch der Herzog von Lothringen, welchem Ludwig schon vor
Ausbruch des Krieges sein Land genommen, trat in den Bund; das teutsche
Reich folgte nach (31. März 1674). Der Kurfürst von Brandenburg,
welcher zuerst für Holland sich erklärt, nachher aber, durch Turenne ge-
zwungen, Friede zu Vossem (6. Juni 1673) geschlossen hatte, erneuerte jezt
die Verbindung, und Dänemark trat ihr bei (Juli 1674); wogegen
Schweden für Frankreich die Waffen ergriff.
So ward der Krieg ein allgemeiner, und Holland nur mehr sein unter-
geordneter Schauplaz. Doch eroberte Ludwig noch am 1. Juli 1673 die
wichtige Feste Mastricht. Der Hauptkampf zog sich an die teutschen
Grenzen gegen den Nieder- und Obcrrhcin und die spanischen Nieder-
lande. Auch die Meere färbten sich mit Blut. In drei großen Schlachten
(7. und 8. Juni und 21. August 1673) behauptete der Seeheld Runter
die Oberhand gegen die überlegenen Flotten Englands und Frankreichs.
Dadurch ward die Landung in Seeland, welche die Feinde beabsichtigten,
verhindert. Im folgenden Jahre (19. Febr. 1674) schloß England Friede
mit der Republik. Die Nation verwünschte diesen Krieg, welcher die Ehre
Englands befleckte, und seinem Handel die tiefsten Wunden schlug. (Gegen
3000 Schiffe waren von holländischen Kapern erbeutet worden.) Man gab
sich die Eroberungen in den Kolonien gegenseitig zurück, Holland erneuerte
das Versprechen des Flaggenstreichens in den englischen Meeren, und zahlte
eine mäßige Geldsumme. Auch Köln und Münster schlossen Friede.
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