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1. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 74

1903 - Berlin : Nicolai
74 gelobten den Königen, gehorsam, treu und gewärtig zu sein, d. H. auf des Königs Ruf sich zum Kriege bereit zu halten. Diese großen Vasallen bewirtschafteten die ihnen verliehenen Ländereien nicht selbst, sondern verteilten sie als Lehn an andere. Diese leisteten ihnen den Lehnseid; man nannte sie Aftervasallen. Auch die Bischöfe und Klöster waren von den Königen mit Landbesitz be-liehen worden, auch sie hatten ihre Aftervasallen. Selbst Städte und Dörfer wurden so großen Herren untertan. Es hatte also die große Masse des Volkes noch einen nähern Herrn über sich als den König; jenem gehorchten sie und folgten ihm in den Krieg, sogar gegen den König; von ihm erwarteten sie Hilfe in der Not. Die Könige kümmerten sich auch um diese Leute wenig. Nach dem Tode eines Lehnsträgers verlieh der Lehnsherr das Gut einem andern, gewöhnlich dem nächsten männlichen Verwandten. Die Lehen wurden mit der Zeit so gut wie erblich. Die großen Vasallen trotzten auf ihre Macht, auf die Menge ihrer Untertanen, gehorchten besonders schwachen Königen nur so viel, als es ihnen beliebte. Nach der lateinischen Bezeichnung der Lehen nennt man solche Zustände feudale. Zerfall des Deutschen Reiches. Lehnswesen und Wahlkönigtum sind die hauptsächlichsten Ursachen des Zerfalls der deutschen Königsmacht. Besonders die kaiserlose Zeit (das Interregnum) führte ihn herbei. Die Fürsten wählten Rudolf von Habsburg hauptsächlich deshalb, weil er keine große Hausmacht besaß, ihrer Macht also nicht gefährlich werden konnte. Den späteren Königen legten sie Bedingungen auf, durch die ihnen immer größere Rechte eingeräumt wurden. Die Könige dagegen waren nur darauf bedacht, sich einen möglichst großen Länderbesitz als Hausmacht zu schaffen, denn darauf beruhte ihre eigentliche Macht. Die Vergrößerung ihrer Hausmacht gelang besonders den Habsburgern. Sie gelangten in den Besitz der österreichischen Länder, später in den Böhmens und Ungarns. Dadurch wurden sie dem deutschen Reiche immer fremder und richteten ihre ganze Sorge auf die Erblaude. Die Reformation bewirkte neue Spaltungen im Reiche. Katholische und evangelische Fürsten traten sich feindlich gegenüber. So löste sich das Band, das bis dahin das deutsche Reich noch zusammengehalten hatte, immer mehr. Durch den Westfälischen Frieden (1648), der den Ständen völlige Selbständigkeit in ihren Gebieten einräumte, wurde die kaiserliche Macht zu einem Schatten.

2. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 80

1903 - Berlin : Nicolai
80 gingen später sogar gegen Europa vor und bemächtigten sich der Balkanhalbinsel. Ja, sie eroberten Konstantinopel, das nun die 1453 Hauptstadt des türkischen Reiches in Europa wurde. Die berühmte Sophienkirche verwandelten sie in ein mnhammedanisches Bethaus (Moschee). Die Christen hatten Mühe, die Eroberer von weiterem Vordringen in den Westen Europas abzuhalten. Folgen der Kreuzzügc. Die Kreuzzüge befreiten zwar das heilige Land nicht dauernd von der Herrschaft der Türken; dennoch hatten sie wichtige Folgen. Die Europäer lernten den Westen Asiens genauer kennen- und bereicherten dadurch ihre Kenntnisse von der Erde. Kaufleute, besonders italienische, benutzten diese Kenntnisse der asiatischen Länder und ihrer Erzeugnisse, um einen lebhaften Handel nach Asien zu treiben. Venedig gebot über eine mächtige Kriegs- und Handelsflotte, so daß man die Stadt „Königin der Meere" nannte. Auch deutsche Kaufleute benutzten die neuen Handelsstraßen, um neue Absatzgebiete für die Erzeugnisse ihres Landes aufzusuchen. Das hob den Gewerbefleiß. Man betrieb das Handwerk lebhafter und erzeugte Waren in Masse (Industrie). Handwerker und Arbeiter fanden mehr Beschäftigung und reichlicheren Lohn. Der erweiterte und lebhaftere Handelsverkehr beförderte die Bildung. Man verbesserte daher die Schulen und legte neue an. Der Wohlstand des Volkes hob sich, und damit erwachte die Liebe zur Wissenschaft und Kunst. Besonders die Baukunst konnte sich in der Auf-führung prächtigerer Bauten betätigen; auch die Dichtkunst gewann einen neuen Stoff, sie pries die Heldentaten der Kämpfer in Liedern. Unfreie wurden frei, wenn sie aus dem heiligen Kriege heimgekehrt waren. Auch die Ritter wurden durch die Kreuzzüge veredelt; denn ihr Geist war auf edle Ziele hingelenkt worden. Besonders wurde die Macht des Papsttums und der Kirche befördert; war es dem Papste doch gelungen, alle Völker für ein großes Ziel zu vereinen. Die Kirche gewann besonders durch Schenkungen frommer Leute auch an weltlichem Besitz. 2. Das Rittertum. Im Mittelalter waren die Menschen nach den Ständen streng voneinander geschieden. Durch die Priesterweihe war der Geistliche weit über die Menge der Laien erhoben, die er auch an

3. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 85

1903 - Berlin : Nicolai
85 Herren lebten vom Raube; sie überfielen die Warenzüge der Kaufleute, die sie spottweise „Pfeffersäcke" nannten. Tüchtige Herrscher, wie Friedrich Barbarossa, Rudolf von Habsburg und Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg, brachen solche Raubnester und steuerten so dem Fehde- und Raubwesen. Im Bauernkriege wurden viele Burgen zerstört. Ruinen, besonders am Rhein und an der Saale, zeugen von der ehemaligen großen Zahl von Ritterburgen. („Ihre Dächer sind zerfallen, und der Wind streicht durch die Hallen, Wolken ziehen drüber hin.") Sagen und Singen. Seit alten Zeiten sagten, d. h. erzählten die Deutschen gern von den Taten ihrer Götter und Helden. Nachdem sie Christen geworden waren, priesen sie in ihren Liedern Gott, den Heiland, die Jungfrau Maria und die andern Heiligen, dazu ihre Helden, wie den hörnernen Siegfried und Dietrich von Bern, in großen erzählenden Gedichten. (Epen.) Andere Dichter sangen neben dem Lobe Gottes und der Heiligen auch von der Schönheit und Tugend der Frauen und dem Mute der Männer, priesen den Frühling mit seiner Blütenpracht und seinem Vogelgesang (Minnelieder). Zahlreiche Dichter dieser Art zogen im Lande umher von Burg zu Burg, von Stadt zu Stadt, um ihre Lieder hören zu lassen. Man nannte sie daher auch fahrende Sänger. Sie begleiteten ihren Gesang mit der Harfe oder der Fiedel. Von ihnen lernte das Volk den Text und auch die Melodie der Lieder. Viele dieser Dichter waren von adliger Abkunft. Von allen Minnesängern war der beliebteste Walther von der Vogelweide. Mit seinen Liedern wanderte er durch das ganze deutsche Land. Viele andere Länder hatte er kennen gelernt, keines aber erschien ihm schöner als sein liebes deutsches Vaterland. Hier, sagte er, sind die Männer tüchtiger, die Frauen schöner und reiner als anderswo. Er stritt in seinen Liedern auch für den Frieden und die Freiheit seines Vaterlandes. Walther lebte in einer schlimmen Zeit, da Zwietracht unter den Großen den Frieden störte. Die einen hielten zum Kaiser, die andern zum Papste. Unser Dichter mahnte die deutschen Fürsten zur Eintracht und zur Treue gegen den rechtmäßigen Kaiser. Den Papst griff er heftig an, weil er sich in weltliche Dinge mischte und den Kaiser sich untertan machen wollte. Friedrich Ii. schenkte dem armen Sänger ein kleines Gut. Nun jubelte Walther, daß er sich am eigenen Feuer

4. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 73

1903 - Berlin : Nicolai
Augen und schützten seine Grenzen nicht, so besonders nicht gegen die Slaven, die im Osten des Reiches große Gebiete an sich rissen. Die beiden ersten Kaiser aus dem fränkischen Stamme hielten die deutsche Macht noch aufrecht, ja, brachten sie zur größten Blüte. Aber unter Heinrich Iv. sank diese Macht tief herab, sie unterlag im Kampfe gegen das Papsttum. Die heldenmütigen Hohenstaufen verbluteten im Streite mit dem Papsttum, das sich oft mit königsfeindlichen Parteien im Auslande und auch im Jnlande verbündete. Die Päpste. Die römischen Bischöfe hatten allmählich die Oberherrschaft über die ganze Christenheit im Westen Europas errungen. Durch die Schenkung Pipins des Kleinen wurden sie auch weltliche Gebieter; sie beherrschten den Kirchenstaat in Mittelitalien und betrachteten sich auch als Oberherren in Süditalien. Rom, das man als Hauptstadt der Welt ansah, war der stolze Herrschersitz der Päpste. In der ganzen abendländischen Christenheit herrsche ein Glaube, der katholische. Wer von ihm abwich, wurde als Ketzer verdammt, wohl gar verbrannt. Es gab also zwei Oberherren in der Christenheit, einen weltlichen, den Kaiser, und einen geistlichen, den Papst. Es war ein Unglück, daß die Kaiser sich in geistliche, die Päpste sich in weltliche Angelegenheiten mischten. Darüber brach ein heftiger Streit aus. Da stellte Gregor Vii. die Behauptung auf, auch in weltlichen Dingen stehe der Papst über den Herrschern, auch über dem Kaiser; alle erhielten ihre Macht allein von ihm, wie der Mond das Licht von der Sonne. Die Päpste waren im Mittelalter durch Bann und Interdikt stärker, als die Kaiser durch ihre Kriegsheere. Daher unterlag auch das heldenmütige Hohenstaufengeschlecht im Kampfe gegen das Papsttum und ließ das Reich in heilloser Zerrüttung zurück. Das Lehnswesen. Heute sind die Bewohner eines Landes, das einen monarchischen Staat bildet, alle Untertanen des Königs; alle sind vor dem Gesetze gleich. Im Mittelalter war das anders. Die Könige hatten einen großen Teil des eroberten Landes an ihre Kampfgenossen verteilt, es ihnen aber nicht als freies Eigentum überlassen, sondern nur verliehen. Man nannte daher einen solchen Besitz ein Lehn. Die Könige waren die Lehnsherren, die Geliehenen die Lehnmräger oder Vasallen. Diese waren den Herren zum Kriegsdienste verpflichtet, sie bildeten das Heer. Sie

5. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 81

1903 - Berlin : Nicolai
81 Bildung übertraf. Er war meist der einzige in der Gemeinde, der lesen und schreiben konnte, beschäftigte sich auch mit den Wissenschaften, wie mit der Arzeneikunde (Medizin) und Sternkunde (Astronomie). Der Adel. Unter den Laien nahmen die Adligen den höchsten Rang ein. Man unterschied höheren und niederen Adel; zu jenem rechnete man die Fürsten und alle, die keinen andern Herrn über sich hatten, als den Kaiser, also die Grasen und Freiherren. Der Adel war schon damals erblich. Wer zu ihm gerechnet werden wollte, mußte eine Anzahl adliger Vorfahren (Ahnen) aufweisen. Familien von derselben Abkunft führen dasselbe Wappen. Der höhere und der niedere Adel wurden durch das Rittertum miteinander verbunden; beide genossen durch den Kriegsdienst zu Roß die gleiche Ehre, wie heute adlige und bürgerliche Offiziere. Entstehung des Rittertums. Der Heerbann der Deutschen bestand aus Fußvolk. Die Kriege mit andern Völkern aber machten den Mangel an Reiterei fühlbar, wie ihn Heinrich I. in dem Kampfe mit den Ungarn empfand. Seit der Zeit kam die Reiterei in Aufnahme; sie bildete in der Folge fast das ganze Heer, besonders seit der Kriegsdienst auf die Vasallen übergegangen war. Der Dienst als Reiter erforderte eine beständige Übung und wegen der kostspieligen Ausrüstung größere Mittel. Der Kriegsdienst und die Übung dazu nahmen die ganze Zeit und Tätigkeit des Reiters in Anspruch; sie wurden ihm zum Lebensberuf. Diese Reiter oder Ritter, wie sie genannt wurden, bildeten einen eigenen Stand, der hohe Ehren genoß. Anfangs konnten auch Nichtadlige, wenn sie frei und von ehrlichem Herkommen waren, die ritterliche Würde erlangen; später aber wurden nur Adlige zum Ritterdienste zugelassen. Nun sonderten sie sich von den andern Ständen ab und bildeten den Ritterstand, der sich besonders dem Bürgerstande vornehm gegenüberstellte. Erziehung und Ausbildung des Ritters. Der Ritter mußte zur Vorbereitung auf seinen Beruf längere Zeit verwenden. Er kam schon als Knabe an den Hof eines Ritters, um sich im Gebrauche der Waffen, auch im Laufen und Schwimmen zu üben und feine Sitte zu lernen. Hatte er sich die Zufriedenheit seines Herrn erworben, so begleitete er diesen als Knappe in den Kampf und stritt an seiner Seite. Mit dem 21. Lebensjahre war in der Schillmann u. Viergutz, Leitfaden I. q

6. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 93

1903 - Berlin : Nicolai
93 Das Gericht. Die Richter wählte man aus der Bürgerschaft, erfahrene Männer von gutem Rufe. Man nannte sie Schöffen oder Schöppen. An ihrer Spitze stand auch in den Städten ein Schulze. Die Schöffen, gewöhnlich sieben an der Zahl, sprachen das Urteil, der Schulze vollstreckte es. Die Strafen waren härter als jetzt; so stand auf Diebstahl der Tod. Verleumder und klatschsüchtige Frauen mußten am Pranger-stehen, Brandstifter wurden verbrannt. Die Schöffen richteten anfangs nach ungeschriebenem, altem, herkömmlichen Recht, später nach Rechtsbüchern, in Süddeutschland nach dem Schwaben-, in Norddeutschland nach dem Sachsenspiegel. Die Gerichte wurden im Freien oder auch in Gebäuden abgehalten, die an den Seiten offen waren, den sogenannten Gerichtslaubeu (die Berliner steht jetzt im Parke von Babelsberg bei Potsdam). Die Gerichtsverhandlungen waren öffentliche, das Volk stand umher und gab Beifall oder Mißfallen zu erkennen. Wer da glaubte, ungerecht verurteilt worden zu sein, durfte das Urteil schelten, d. H. Berufung bei einem höheren Gerichte einlegen. Ein großes Ansehen hatte der Schöppenstuhl zu Brandenburg; denn bei ihm fragten sogar Könige an, was rechtens sei. Unruhige Leute wies man aus der Stadt, nachdem sie geschworen hatten, daß sie sich nicht rächen wollten. (Urfehde.) Niedergang des Bauernstandes. Der Bauernstand befand sich in de« traurigsten Lage, die durch den Bauernkrieg noch verschlechtert wurde. Er war zum größten Teile- in Leibeigenschaft geraten. Der Bauer durfte ohne Erlaubnis seines Herrn sein Gut nicht verlassen, mußte für ihn schwere Arbeiten verrichten und Abgaben leisten. Seine Saaten wurden von dem Wilde des Herrn verwüstet, kein Gesetz schützte ihn dagegen. Die Hoftage, d. h. die Tage, an denen er auf dem herrschaftlichen Hofe unentgeltlich arbeiten mußte, wurden willkürlich vermehrt, auch dagegen schützte ihn kein Recht. Daher machten sich viele Bauern heimlich davon und flüchteten sich in die Städte. 4. Erfindungen. Die Feuerwaffen. Früher schoß man ans Armbrüsten und ans Wurfmaschinen; um das Jahr 1300 lernte man die Kraft des Pulvers zum Schleudern von Geschossen verwenden. Das

7. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 42

1893 - Berlin : Nicolai
42 lebhafter und in größerem Maßstabe (Industrie). Infolgedessen wurde der Bürgerstand wohlhabender und gebildeter; in den Städten erwachte die Liebe zu Kunst und Wissenschaft. Schulen wurden angelegt. Viele Bauern, welche in den Stand der Unfreiheit herabgesunken waren, gewannen die Freiheit; denn wer aus dem heiligen Kriege heimgekehrt war, durfte ferner nicht mehr als ein Unfreier betrachtet werden. Die Kirche. Die Macht der römisch-katholischen Kirche aber, in deren Namen und Auftrage diese gewaltigen Züge unternommen wurden, stieg durch die Kreuzzüge zu ihrem höchsten Gipfel. Die Menschen wurden mit religiösem Sinn erfüllt. Der Papst, welcher nun allgemein als der Stellvertreter Christi auf Erden verehrt wurde, einigte in seiner Person die ganze abendländische Christenheit und gebot unbeschränkt in allen geistlichen Dingen, gewann aber auch einen bedeutenden Einfluß auf die weltlichen. In den großen Städten erstanden prachtvolle Kirchen, an denen oft ein halbes Jahrhundert gebaut wurde. Über zwei oder vier Reihen von Pfeilern erhoben sich mächtige Gewölbe. Anfangs wölbte man die Bogen rund (romanischer), später spitzte man dieselben oben zu (gotischer Baustil). Ebenso gewölbte Eingangspforten (Portale) führen in den mächtigen Raum, kunstvoll bemalte Fenster lassen das Licht nur matt hineinfallen; schöne Schnitzereien, Bilder des Heilandes und der Heiligen, goldene und silberne Gefäße schmücken das Innere der Kirchen; hochragende Türme bezeichnen sie auch äußerlich als Gotteshäuser. An der östlichen Schmalseite befindet sich der Hochaltar, an dem die Priester in prachtvollen Gewändern die Messe lesen; Orgelton und Chorgesang erhöhen die Andacht. An den großen Kirchenfesten, an den Tagen der Heiligen, strömt das Volk von Nah und Fern herbei, in feierlichen Umzügen bewegt es sich nach der Kirche oder andern geweihten Orten. Wer den Vorschriften der Kirche nicht nachgekommen ist, muß sich auf ihr Geheiß Bußübungen unterziehen; verharrt er im Ungehorsam, so wird er aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgestoßen. Ganze Städte, ja Länder traf oft diese Strafe (Interdikt). Es gab eine große Anzahl von Klöstern. Neben dem Orden der Benedektiner waren zahlreiche andere entstanden; so der Cister-zienser (Lehnin, Chorin), später der Franziskaner- und Dominikanerorden; die letzteren lebten vom Betteln.

8. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 43

1893 - Berlin : Nicolai
43 Die Jutter* Neben den Geistlichen ragten besonders Weltliche hervor, welche eine Reihe vornehmer Vorfahren aufweisen konnten; siegalten als adelig. In den ältesten Zeiten rechnete man zum Adel nur die Fürsten, Grafen und Freiherren; derselbe erbte in der Familie fort. Ursprünglich war die ganze Menge der freien Männer zum Kriegsdienst verpflichtet, aber nur innerhalb der Landesgrenzen und auf den Beschluß der Volksgemeinde. Als aber die Kriege immer ' häufiger und meist in fremden Ländern geführt wurden, war die Landwehr nicht mehr recht brauchbar, besonders auch deshalb nicht, weil sie im Reiterdienst nicht geübt war. Die Könige schufen sich daher einen eigenen Kriegerstand, dessen Mitglieder sich von Jugend auf in den Waffen übten und ihrem Befehle zu jeder Zeit gehorsam sein sollten. Zu ihrer Erhaltung bekamen diese Krieger Land, zwar nicht als Eigentum, sondern nur leihweise (Lehn); dafür wurden sie des Königs Vasallen und gelobten ihm jederzeit treu, gehorsam und seines Befehles gewärtig zu fein. Mit der Zeit vererbte das Lehn vom Vater auf den Sohn. Als die obersten Vasallen des Königs galten die Herzöge, Markgrasen, Grasen und Freiherren; diese hatten aber wieder von ihrem Lande an andere verliehen, hatten also auch ihre Vasallen. Alle diese kriegerischen Lehnsträger schmolzen zu dem Ritterstande zusammen und bildeten den Adel. Wer sich dem Ritterdienste widmen wollte, trat schon als Knabe bei einem Ritter in Dienst, lernte ritterliche Bildung und den Waffendienst kennen (Page). War er herangewachsen und hatte er die Zufriedenheit des Herrn gewonnen, so wurde er Knappe, begleitete nun den Herrn in den Kampf, trug ihm die Waffen und focht an seiner Seite. Hatte er sich während dieses Dienstes würdig gezeigt, so wurde er feierlich mit dem Schwerte umgürtet (Schwertleite) und erhielt den Ritterschlag. Nun war er allen andern Rittern gleich geachtet. Die Ritter bildeten die schwere Kavallerie in den Heeren des Mittelalters; sie kämpften in der Schlacht Mann gegen Mann; ihre Tapferkeit, Kraft und Gewandtheit entschied den Sieg. Zum Schntze ihres Leibes trugen sie einen Kettenpanzerrock, über den sie später noch den Schienenharnisch schnallten, Handschuhe, den Helm, den Schild; als Angriffswaffen ein zweischneidiges Schwert und einen langen Speer. Der Schild war mit einem Bilde versehen, welches von der ganzen

9. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 45

1893 - Berlin : Nicolai
45 anerkannt. Wie Friedrich Barbarossa, sein Großvater, kämpfte er sein ganzes Leben hindurch für die Macht des deutschen Reiches gegen die lombardischen Städte, den Papst und die diesem ergebene Partei der Welsen heldenmütig, aber unglücklich. Mit ihm sank der letzte Glanz des Kaisertumes dahin, während das Papsttum sich zu der höchsten Macht erhob. Nach seinem Tode verloren die Hohenstaufen auch Unteritalien. Als Konradin, der letzte Sproß derselben, ausgezogen war, dasselbe wieder zu erobern, wurde er gefangen und von seinem Gegner Karl von Anjou ans dem Markte von Neapel enthauptet. Nach der kurzen Regierung Konrads Iv. war die deutsche Königskrone so im Werte gesunken, daß keiner der deutschen Fürsten sich um sie bewarb. Um in ihren Gebieten ganz selbständig schalten zu können, wollten sie überhaupt keinen mächtigen König mehr; sie boten die Krone daher Ausländern an; die eine Partei wählte den Engländer Richard von Cornwallis, die andere den König Alfons von Kastilien; beide Parteien nahmen für ihre Wahlstimmen schweres Geld. Die Gewählten nannten sich wohl deutsche Könige, hatten aber nicht die geringste Macht. Das Interregnum. Das war „die kaiserlose, die schreckliche Zeit", in welcher das Gesetz aufhörte, den Schwachen zu schützen. Wer sich nicht selbst zu schirmen vermochte, der litt Gewalt an seiner Habe, wie an seinem Leibe; die Starken aber schalteten willkürlich und unterdrückten den Wehrlosen ungestraft (Faustrecht). Jene aber lagen unter einander in beständiger Fehde, einer verwüstete die Güter des andern. Besonders schwer litten darunter die hülflosen Bauern, die damals schon zum größten Teil ihr freies Eigentum verloren hatten und als Untertänige (Hörige) den Acker ihrer geistlichen oder adligen Herren bebauten. Viele Ritter achteten es nicht für eine Schande, von dem Raube zu leben, welchen sie von ihren Rossen herab (aus dem Stegreife) machten. In manchen Gegenden, besonders in Dortmund in Westfalen, bestanden die alten kaiserlichen Gerichte wohl noch fort (Femgerichte), aber keine weltliche Obrigkeit vollstreckte ihre Urteile. Sie mußten ihre Gerichtssitzungen heimlich halten und den Übelthäter selbst hinrichten. Die Feme wurde die Zuflucht vieler Bedrängten, aber ihre Urteile waren oft willkürlich und hart. Walther von der Uogelweide, ein fahrender (wandernder) Sänger. Seit alten Zeiten liebten die Deutschen die Dichtung und

10. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 62

1893 - Berlin : Nicolai
Diese waren in der That sehr gedrückt; sie hatten meist ihr sreies Eigentum verloren und waren ganz der Willkür ihrer Herren preisgegeben. Sie mußten schwere Abgaben erlegen, harte Frondienste verrichten und sauden meist kein Recht und keinen Schntz. In der Meinung, jetzt sei die Zeit der Befreiung gekommen, griffen sie zu den Waffen und scharten sich unter selbst gewählten Anführern zu großen Heeren zusammen. Aber schrecklich waren die Thaten, die sie verübten. Sie brannten die Burgen ihrer Herren nieder, sie plünderten und mordeten. Darüber wurde Luther, der sich anfangs für sie verwandt hatte, so empört, daß er „wider die räuberischen und mörderischen Bauern" schrieb. Die Grausamkeiten, welche die Bauern verübt hatten, gereichten ihnen zum Verderben. Denn nun schickten die Fürsten ihre geübten Heere gegen sie und schlugen ihren Ausstand zu Boden. Ihr Schicksal wurde nun schlimmer, als je. Zuletzt erlag der Schwärmer Thomas Münzer mit seinen Anhängern bei Frankenhausen in Thüringen. Unterdes hatten Luthers Lehren sich durch ganz Deutschland verbreitet; sie waren in Nord- und Mitteldeutschland zur Herrschaft gelangt. Ihre mächtigsten Anhänger waren der Kurfürst von Sachsen und der Landgras Philipp von Hessen. Luther, der das Kloster verlassen und sich verheiratet hatte (Katharina von Bora), richtete nun die Kirche nach seinen Lehren ein. Er übersetzte im Verein mit seinem Freunde, dem gelehrten und sanftmütigen Philipp Melanchthon, die Bibel in ihrem ganzen Umfange. Von den Sakramenten der katholischen Kirche behielt er nur die Taufe und das Abendmahl bei; er verwarf die Verehrung der Heiligen und der Reliquien. Die lateinische Messe ersetzte er durch den deutschen Gottesdienst (Predigt und Gesang), reichte das Abendmahl in beiderlei Gestalt ohne vorausgegangene Ohrenbeichte. Er verwarf die päpstliche und die bischöfliche Gewalt, sowie das Verbot der Priesterehe. Auf feinen Rundreisen in Sachsen ordnete er den Gottesdienst und sorgte für die Verbesserung der Schulen. Seine Lehren faßte er in dem großen und kleinen Katechismus zusammen. t Die Reichstage zu Speier und Augsburg. Kaiser Karl war der Reformation abgeneigt, aber er fand lange feine Zeit, um ihr entgegenzutreten, denn er war fast seine ganze Regierungszeit in Kriege mit den Franzosen und Türken verwickelt. Obgleich er den
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