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Verräter des Vaterlandes geboren haben?" rief er aus: „O Mutter,
Mutter, Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn verloren!" Die er-
bitterten Volsker sollen ihn in einem Auflaufe erschlagen haben.
4. Gegen die Decemvirn (Zehnmänner). Um der Willkür der
Richter vorzubeugen, verlangten die Tribunen geschriebene Gesetze.
Nach langem Sträuben der Patricier wurden zehn rechtskundige Männer
mit der höchsten Gewalt und mit Abfassung der Gesetze betraut. Nach-
dem diese Decemvirn sorgfältig einheimisches und griechisches Recht studiert
hatten, wurde das Zwölftafelgesetz gegeben und öffentlich aufgestellt.
Es ist die Grundlage des berühmten römischen Rechtes. Aber die
Decemvirn mißbrauchten ihre amtliche Gewalt und verlängerten sie
ohne jedes Recht. An ihrer Spitze stand der schlimme Appius Clau-
dius. Dieser wollte dem plebejischen Hauptmann Virginius seine Tochter
Virginia durch einen falschen Rechtsspruch entreißen; da stieß der Vater
in der Verzweiflung seiner Tochter auf dem Forum ein Fleischermesser
ins Herz. Das empörte Volk erzwang nun die Absetzung der Decem-
virn, und Appius Claudius erhängte sich im Gefängnis.
5. Gegen die Standesvorrechte. Der Kampf der Patricier für
Erhaltung ihrer Vorrechte gegen die Plebejer, welche Gleichstellung
forderten, dauerte 200 Jahre. Durch Zähigkeit errangen die letzteren
ein Recht nach dem andern. So konnte gegen die Aussprüche der höchsten
Staatsgewalt Berufung an das Volk eingelegt werden. Ehen zwischen
Patriciern und Plebejern wurden gestattet, die Plebejer nach und nach
zu allen hohen Staatsämtern und endlich auch zu den priesterlichen
300 Ämtern zugelassen (300). Aus der Rechtsgleichheit entwickelte sich
nun Roms Weltgröße.
Fragen: Welche Bedeutung haben die einzelnen Errungenschaften der
Plebejer? — Welche Frauen übten einen bedeutsamen Einfluß in dieser Zeit der
Kämpfe? — Woraus schließen wir auf eine geachtete Stellung der Frauen in
Rom? — Vergleiche Tarquinius Superbus und die Decemvirn!
19. Oie Unterwerfung von Mittel- und Unteritalien.
1. Wie der gerechte Camillus mit Undank belohnt wurde.
In einem Angriffskriege gegen die Nachbarn eroberte der Diktator Ca-
millus die mächtigste Stadt Etruriens, Veji, nach zehnjähriger Belage-
rung durch einen unterirdischen Gang. Das Heer hatte in diesem Kriege
zum erstenmal Sold erhalten und war auch den Winter über im Felde
geblieben. Weil sich aber Camillus der Verteilung des vejentischen Ackers
widersetzte und das Volk durch seinen Edelmut um die Plünderung einer
eroberten Stadt brachte, so wurde er von den Volkstribunen der Verun-
treuung von Beute angeklagt. Da ging der stolze Mann freiwillig in
die Verbannung und bat die Götter, Rom bald in die Lage zu bringen,
ihn zurückrufen zu müssen.
2. Wie Manlius und Camillus Rom vor den Galliern retteten.
Schwärme von Galliern unter Brennus drangen um diese Zeit von
den Alpen verheerend in Mittelitalien ein. Als römische Gesandte sie
nach ihrem Rechte fragten, antwortete Brennus: „Das Recht führe ich
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Extrahierte Personennamen: Claudius Brennus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Roms_Weltgröße Rom Unteritalien Rom Camillus_Rom Mittelitalien
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auf der Spitze meines Schwertes. Dem Tapfern gehört die Welt!"
Ms sich die römischen Gesandten gegen das Völkerrecht an einem Kampfe
gegen die Gallier beteiligten, zog Brennus racheschnaubend gegen Rom,
siegte an der Allia, ruckte in Rom ein, erschlug 80 greise Sena-
toren, die auf dem Forum in Amtstracht auf elfenbeinernen Stühlen
schweigend den Tod erwarteten, brannte die Stadt nieder und belagerte
das feste Kapitol. Nur die Wachsamkeit der Juno-Gänse und die Tapfer-
keit des Manlius retteten es bei einem nächtlichen Überfalle. Der Ab-
zug des Brennus mußte nach 7 Monaten mit 1000 Pfund Gold er-
kauft werden, wobei er noch sein Schwert in die Wagschale warf mit
den Worten: „Wehe den Besiegten!" Der herbeieilende Camillus soll
den Galliern noch eine Niederlage beigebracht haben. Weil er gegen
das Auswanderungsgelüst des Volkes den Aufbau Roms an der alten,
ruhmgeweihten Stätte durchsetzte, nannte man ihn den zweiten Gründer
Roms. Manlius aber nahm sich der armen, von neuem gedrückten
Plebejer an. Dadurch zog er sich den Haß der Patricier zu. Sie klagten
ihn an, er strebe nach der königlichen Herrschaft, und verurteilten ihn
zum Tode. Er wurde von demselben Felsen gestürzt, wo seine Tapfer-
keit das Capitol gerettet hatte.
3. Wie Marcus Curtius sich opferte. Ein Beispiel von echt
römischem Heldenmute gab Marcus Curtius. Er stürzte sich —
der Sage nach — in vollem Waffenschmuck auf seinem Rosse in
einen Schlund, der sich plötzlich auf dem Forum geöffnet hatte, und von
dem die Priester behaupteten, daß er sich nur schließen würde, wenn Rom
sein „bestes Gut" hineinwürfe. „Was hat Rom Besseres als Waffen
und Heldenmut!" hatte Marcus Curtius gerufen und war in den schauer-
lichen Abgrund gesprengt, der sich über ihm schloß.
4. Wie Heldenmut und Selbstzucht Rom groß machten. Auch
die Völker Mittelitaliens, die Samniter und Latiner, wurden in
50 jährigen Kämpfen von den Römern überwältigt. Unvergleichliche
Thaten der Tapferkeit und Vaterlandsliebe verrichteten die Römer in
diesen Kriegen. Decius Mus, Vater und Sohn, opferten sich in der
Schlacht, als der Sieg zweifelhaft schien. Ihr Heldentod begeisterte die
Krieger und führte sie zum Siege. Ein Feldherr ließ den eigenen Sohn
wegen Ungehorsams hinrichten. Ein siegreicher Reitergeneral wurde zum
Tode verurteilt, weil er dem Diktator nicht gehorcht hatte. Nur die
demütigen Bitten des Heeres retteten ihn.
Streng war die Erziehung der Mädchen im alten Rom.
Unter den Augen ihrer Mütter lernten sie spinnen und weben, sticken
und malen, singen und spielen. Im Tanzunterricht sollten sie Anmut
der Bewegung lernen. Alte Grabschriften rühmten den „Fleiß in Woll-
arbeiten", die „artige Rede" und den „edlen Gang". In den Schulen
wurden in späterer Zeit griechische und römische Dichter gelesen und die
Ruten nicht geschont. An Götterfesten und bei feierlichen Begräbnissen
gingen edle Jungfrauen singend voran. —
5. Wie Pyrrhus Rom in Gefahr brachte. In Unteritalien
war Tarent die wichtigste Stadt. Sie nahm mehrere römische Schiffe
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67
Diktator Fabius Maximus, der später deshalb der Zauderer, auch
der Schild Roms, genannt wurde. Vorsichtig ließ sich dieser in keine
Schlacht ein. Einmal schloß er die Karthager in einem Engpässe ein,
aber eine List rettete sie: 2000 Ochsen mit brennenden Reisigbündeln
zwischen den Hörnern wurden bei Nacht gegen die Höhen der Römer ge-
trieben, und diese dadurch über den Marsch des karthagischen Heeres ge-
täuscht. Ein andermal rettete Fabius seinen unbesonnenen Reitergeneral vom
sicheren Verderben. „Dachte ich's doch," sagte Hannibal, „daß die Wetter-
wolke auf den Bergen einmal Gewitter bringen würde!" Aber das
Zaudern des besonnenen Mannes erregte in Rom Unzufriedenheit. Man
wollte eine offene Feldschlacht. In einer solchen wurde der leidenschaft-
liche Konsul Terentius Varro, der gleich dem Pöbel Thaten sehen
wollte, bei Cannä in Apulien gänzlich geschlagen. Der Mitkonsul, 216
80 Senatoren und 70 000 Krieger deckten die Walstatt. Trotz der furcht-
baren Niederlage wies der Senat die Friedensanträge Hannibals ab.
4. Sein untergehender Stern. Rom war größer im Unglück
als im Glück. Alle Stände wetteiferten in den größten Opfern für das
Vaterland. Es gelang Marcellus, Hannibal bei Nola in Unteritalien
zu schlagen. Das war der erste Sieg der Römer. Hannibal kam bald
in eine schwierige Lage. Ohne Unterstützung aus der Heimat, mußte er
sehen, wie seine Truppen in den üppigen Winterquartieren Capuas ver-
weichlichten. Unterdessen ging Marcellus, das Schwert Roms, nach
Sicilien und eroberte Syrakus. Dabei fand der große Mathematiker
Archimedes, der erfinderische Verteidiger der Stadt, seinen Tod. Dem
Soldaten, der mit gezücktem Schwerte auf ihn anstürmte, rief er ängstlich
zu: „Zertritt mir meine Zirkel nicht!" — In Spanien eroberte der
junge Scipio nach und nach alles Land mit dem Schwerte, wie er die
Herzen durch die Hoheit seines Wesens gewann.
Vergebens hatte Hannibal einen Zug bis vor die Thore Roms ge-
macht, vergebens den Senat in Karthago um Unterstützung gebeten, ver-
gebens seinen Bruder Hasdrubal aus Spanien erwartet. Nur das
Haupt des am Flusse Metaurus geschlagenen und getöteten Bruders
warfen ihm die siegreichen Römer ins Lager. Bei seinem Anblick soll
Hannibal ausgernfen haben: „In diesem Haupte erkenne ich Karthagos
Geschick!" Vier Jahre hielt er sich noch unbesiegt im Süden Italiens.
5. Sein großer Gegner Scipio. Nach seiner Rückkehr aus dem
eroberten Spanien wurde Scipio zum Konsul gewählt. Er beabsichtigte,
den Krieg nach Afrika zu tragen und dort die Entscheidung herbeizu-
führen. Mit 2 Legionen landete er in Afrika. Hier war den Karthagern
ein neuer Feind entstanden in dem numidischen Könige Masinissa. Der
karthagische Senat hatte diesen tief gekränkt, indem er seine Braut
Sophonisbe, Hasdrubals edle Tochter, einem andern Fürsten zum
Weibe gab. Sophonisbe liebte den Masinissa, aber um dem Vaterlande
einen Dienst zu thun, brachte sie das Opfer ihres Herzens. Später zog
das hochherzige Weib einen freiwilligen Tod der römischen Gefangen-
schaft vor. Als Scipio und Masinissa Karthago hart bedrängten, rief
der Senat Hannibal zurück. Mit Zorn im Herzen und einem Fluche
5*
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61
aber die Römer siegten. Um Brutus trauerten die Matronen (d. h. die
ehrwürdigen älteren Frauen) Roms ein Jahr lang.
Auf Tarquinius' Anstiften soll dann P o r s e n a, König von
Etrurien, gegen Rom gezogen sein. Er siegte und verfolgte die flüchtigen
Römer bis an die Tiberbrücke. Da wehrte der Heldenmut des Horatius
Cocles dem Andrange der Feinde, bis die Brücke abgebrochen war.
Dann rettete er sich durch Schwimmen. Porsena wollte nun die Stadt
durch Hunger bezwingen; aber er soll das Vorhaben aufgegeben haben,
nachdem er die Todesverachtung des Mucius Scävola (Linkhand) und
die ihm drohenden Gefahren kennen gelernt hatte. Von den römischen
Geiseln, welche den Etruskern überliefert wurden, rettete sich die Clölia
durch Schwimmen, wurde aber von den Römern zurückgeschickt. Der
ritterliche König schenkte ihr die Freiheit und die Erlaubnis, einen Teil
der Geiseln mit sich zu nehmen. Sie wählte die Jüngsten, die am
meisten litten. In Rom wurde sie durch ein Standbild geehrt.
Nachdem noch die Latiner von dem römischen Diktator (Inhaber
der höchsten Gewalt in Zeiten der Not) geschlagen worden, verlor Tar-
quinius die Hoffnung, den Thron wiederzugewinnen, und starb bald
darauf in der Verbannung.
2. Innere Kämpfe zwischen Plebejern und Patriciern. Durch
die verheerenden Kriege waren die armen Plebejer in Schulden geraten.
Da nach dem grausamen Schuldrechte der Schuldner dem Gläubiger mit
allem anheimftel, so drückten die reichen Patricier die Armen oft in
harter Dienstbarkeit. Wenn diese sich ihr entziehen wollten, wurden
sie mit Gefängnis, Fesseln und Geißelhieben bestraft. Als das zwei-
malige Versprechen der Patricier, die harten Schuldgesetze. zu mildern,
nicht gehalten wurde, riß den Unterdrückten die Geduld. Sie zogen mit
ihren Waffen und Feldzeichen auf den heiligen Berg, eine Meile von
Rom. Erst den Vorstellungen des Menenius Agrippa (Gleichnis von
dem Magen und den empörten Gliedern) gelang es, die Plebejer wieder
nach Rom zurückzusühren. . Es wurde ihnen feierlich Nachlaß der Schulden,
Aufhebung der Schuldknechtschaft, billigerer Zinsfuß und die Wahl
plebejischer Schutzobern oder Tribunen zugesagt. Die alljährlich ge-
wählten Tribunen (2, dann 5, zuletzt 10), hatten anfangs nur das Recht,
die Plebejer gegen die Maßregeln der Magistrate zu schützen; aber bald
erweiterten sie ihre Befugnisse und konnten schließlich jeden Senatsbeschluß
und jede richterliche Amtshandlung durch ihr Veto (ich verbiete) un-
möglich machen. Ihre Person war unverletzlich, und sie durften nicht
zur Rechenschaft gezogen werden.
3. Gegen Coriolan. Bei einer Hungersnot wollte der Patricier
Marcius Coriolanus das aus Sicilien geholte Getreide nur unter
der Bedingung verteilt wissen, daß die Plebejer auf ihre Rechte, vor-
nehmlich auf das Tribunat, verzichteten. Da klagten die Tribunen ihn auf
den Tod an; er aber wich dem Volksbeschlusse aus, ging zu den Vols-
kern und führte sie siegreich gegen Rom. Alle Bittgesandtschaften wies
er stolz ab. Endlich rührten ihn Mutter und Gattin an der Spitze
bittender Frauen. Als seine alte Mutter fragte: „Soll ich denn einen
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66
Lsannibal.
Marmorbüste in Neapel
(Roth, Rom. Geschichte).
21. Hannibal und -er imeite punische Krieg.
(218—201. v. Ehr.)
1. Hannibals harte Erziehung im Feldlager. Die Karthager
entschädigten sich für ihre Verluste durch die Eroberung des gold- und
silberreichen Spaniens. Hamilkar Barkas
hatte seinen neunjährigen Sohn Hannibal
dorthin mitgenommen und ihn zuvor am Altar
der Götter den Römern ewige Rache schwören
lassen. Nie ist ein Schwur treuer gehalten
worden. Nach Hamilkars und seines Schwieger-
sohnes Hasdrubal Tode rief das Heer den
sechsundzwanzigjährigen, im Feldlager groß
gewordenen Hannibal zum Feldherrn aus.
Zum Herrscher geboren, übte er über die Men-
schen eine wunderbare Macht aus; er war eben-
so tapfer wie klug, ebenso unternehmend wie ge-
wandt, ebenso uneigennützig wie patriotisch.
Die große Härte seines Gemüts, seine List
und erfinderische Verschmitztheit sind die Grund-
züge im Charakter seines Volkes. Mit dem
gemeinen Soldaten teilte er alle Anstrengungen
und Entbehrungen.
2. Sein kühner Angriff. Obwohl die
Römer früher die Karthager durch einen Vertrag verpflichtet hatten, den
Ebro nicht zu überschreiten, überschritt ihn Hannibal dennoch und griff
auch die den Römern befreundete Stadt Sagunt, am Meer südlich von
der Ebromündung, an. Nach achtmonatlicher tapferer Gegenwehr erstürmte
er sie und verwandelte sie in einen Schutthaufen. Darauf forderten die
Römer durch Fabius in Karthago die Auslieferung Hannibals. Man
zögerte. Da faltete der stolze Römer feine Toga, schüttelte sie, als ob
er Lose darin habe, und rief: „Hier trage ich Krieg und Frieden, wählet!"
Der Senat sprach: „Gieb uns, was du willst!" „So nehmet denn den
Krieg!" rief der Römer.
Hannibal wollte den Krieg in das Herz Italiens tragen. Mit
einem Heere von 100000 Mann und 37 Elefanten ging er über die
Pyrenäen, durchzog das südliche Gallien und überschritt im Herbst in
15 Tagen unter unsäglichen Beschwerden die Alpen. Fast drei Viertel
des Heeres erlagen den Mühseligkeiten, und nur 26000 Mann stiegen
in die lachenden Gefilde Italiens nieder.
3. Seine herrlichen Siege in Italien. Die überraschten Römer
wurden im Po-Thale zweimal gänzlich besiegt. Hierauf ging der Zug
über den Apennin und durch die Moräste des übergetretenen Arno; er
kostete dem Sieger ein Auge, viele Krieger und den Rest seiner Elefanten
217 bis auf einen, führte aber zum Siege über die Römer am trasimenischen
See. Alsdann durchzog Hannibal ganz Italien, ließ aber Rom seit-
wärts liegen. Lange ermüdete ihn durch seine behutsamen Märsche der
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100
395
83. Theodosius.
Erzmünze. W.
3. Wie Kaiser Theodosius das römische Reich rettete und
teilte. Kaiser Theodosius, der Nachfolger des Valens, von Geburt
ein Spanier, rettete in dieser Not das Reich,
indem er die Westgoten durch weise Behand-
lung beruhigte und sie als steuerfreie, aber
kriegspflichtige Verbündete in Thracien (süd-
lich vom Balkan bis zum Meere) ansiedelte.
Er vereinigte noch einmal das ganze Reich
und vertilgte die letzten Reste des heidnischen
Gottesdienstes.
Bei seinem Tode (395) teilte Theodosius
das Reich unter seine Söhne Arcadius
und Honorius. Ersterer bekam das oströmischc,
letzterer das weströmische Reich. Mit dieser
Teilung trat eine dauernde Trennung
der östlichen und westlichen Reichshälfte ein. Die Hauptstadt
des oströmischen oder griechischen Reiches war Konstantinopel, die
des weströmischen oder abendländischen Reiches Rom.
4. Wie Alarich siegte und starb. Alar ich, der junge, thaten-
durstige Westgotenkönig, brach verheerend in Griechenland ein, schleppte
reiche Beute hinweg und zerstörte leider unzählige Kunst-
werke, weil die christlichen Goten sie für Götzenbilder hielten.
Als ihm Honorius die versprochenen Jahrgelder verweigerte,
unternahm er einen Rachezug gegen Rom. Ravenna, den
sumpfumgürteten Kaisersitz, ließ er seitwärts liegen. Dem
geängstigten Rom forderte er einen Ungeheuern Tribut an
Gold, Kleinodien und Kleidern ab. Erschreckt riefen die
Gesandten: „Was bleibt uns dann noch?" „Das Leben!"
sagte kalt der Sieger. Als sie mit der ungeheuren Volkszahl Roms
drohten, erwiderte Alarich: „Je dichter das Gras, desto besser das
Mähen!" Rom mußte seinen Abzug teuer erkaufen. Als aber Honorius,
der weströmische Kaiser, den Vertrag nicht anerkennen wollte und den
410 Sieger schmähte, zog Alarich abermals gegen Rom, stürmte bei Nacht
die Weltstadt, ließ sie sechs Tage plündern, verschonte aber die Kirchen.
Honorius erschrak bei der Nachricht: „Rom ist verloren!" — aber nur,
weil er dachte, sein Lieblingshahn „Roma" wäre gemeint. Alarich zog
nach Unteritalien, um von da über Sicilien nach Afrika zu gehen, aber
in Cosenza ereilte ihn der Tod im 34. Lebensjahre. Seine trauernden
Goten begruben ihn — nach der Sage — feierlich in dem Bette des
abgeleiteten Busento. Sein Schwager Athaulf führte die Westgoten nach
Südgallien, eroberte es und heiratete des Honorius Schwester Placidia
ohne dessen Zustimmung. Sein Nachfolger gründete zu beiden Seiten
der Pyrenäen das Westgotenreich mit der Hauptstadt To losa.
5. Wie und wo andere deutsche Völker sich ausbreiteten. Die
8^. Alarich.
Gemme. W.
Franken breiteten sich am Niederrhein, die Burgunder am Oberrhein
und an der Rhone aus; Vandalen, Alanen und Sueven hatten sich
in Spanien niedergelassen. Die Vandalen gingen aber unter Geiserich
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Extrahierte Personennamen: Theodosius Theodosius Theodosius Theodosius Honorius Honorius Honorius Honorius Honorius Honorius Honorius Honorius Cosenza Honorius_Schwester_Placidia Honorius
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Rom Griechenland Rom Ravenna Rom Rom Unteritalien Afrika Spanien
Die Griechen als Meister der Kolonisation. 27
Heimatsgefühl sich anschließen konnte, so war es nur Athen, wohin der
Blick sich richtete, die Stadt, welcher Perikles die Weihe gegeben hatte, bte
ihr als reichster Segen gefolgt ist. Durch die Liebe zu Athen wollten
jetzt Fürsten und Völker sich als hellenisch gebildet legitimieren, und wir
können behaupten, daß keinerlei vorörtlichen Rechte allseitiger und dauer-
hafter anerkannt worden sind als die dieser geistigen Metropolis. Sie
war der heilige Herd in dem großen Hause, das alle hellenisch Ge-
bildeten wie eine Völkerfamilie umschloß. —
So erkennen wir, rückwärts schauend, von der Zeit an, da Griechen-
land fremden Seevölkern als Material für ihre Kolonisation diente,
eine zusammenhängende Entwickelung, die für die Gesamtgeschichte der
Mittelmeervölker maßgebend geworden ist, ja alles, was für die Ge-
schichte der Menschheit im Altertum geleistet worden ist, steht mit den
Kolonieen der Griechen in unmittelbarem Zusammenhang. Sie haben
die Erfindungen des Morgenlandes, vor allem Schrift und Maß, zu
einem Gemeingut der Völker gemacht. Sie haben, was sie überkommen
und was sie neu geschaffen, als fruchtbaren Samen an allen Küsten
ausgestreut und zwar in doppelter Weise. Zuerst in zerstreuten Nieder-
lassungen von abenteuernden Scharen, die den Binnenvölkern auf die
Dauer nicht widerstehen konnten. Sie haben also den ausgestreuten
Samen nicht in eigenem Gehege aufziehen können. So war es in
Mittel- und Norditalien, wo sie, von der etruskischen Volksmasse über-
wältigt, ihre Selbständigkeit frühzeitig einbüßten, und kaum können wir
hie und da die Stätten nachweisen, wo sie gesessen haben. Verloren
aber war die Aussaat nicht. Von den Etruskern gesammelt, wurde
der Ertrag landeinwärts getragen. Das tarquinische Rom war voll
von griechischer Kunst, und nach griechischem Staatsrecht wurde die
Stadt der Quirlten Vorort von Latium. Aus den Felsgrüften Mittel-
italiens, wo keine Griechenstadt vorhanden war, taucht in tausendfachen
Bildern griechisches Leben an das Tageslicht hervor und die Poesie
hellenischer Seefahrtslegenden webt um die ganz entfremdeten Völker
noch ein zartes Band uralter Blutsverwandtschaft, die in sporadischen
Ansiedelungen wurzelt.
Ungleich deutlicher ist der überseeische Einfluß in der zweiten Form;
dort, wo unter günstigern Verhältnissen den Hellenen vergönnt war
die Keime des nationalen Lebens in selbständigen Gemeinwesen zur Ent-
wickelung zu bringen, wo griechisches Stadtleben sich eigenartig und
so üppig entfaltete, daß die Großgriechen mitleidig auf die Städte des
Mutterlandes hinüberblickten. Ausnahmsweise haben diese Kolonie-
städte eine bewundernswürdige Dauerhaftigkeit bewährt, wie z. B.
Chersonnesos in der Krim, das sich bis tief in das Mittelalter hinein
erhielt, wie die Mumie einer Griechenstadt. In der Regel war das
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: B.
Chersonnesos
Extrahierte Ortsnamen: Athen Norditalien Rom Latium
Goethe in Italien.
105
Thätigkeit sehen wir ihn aus das andere übergehen, und, was zu seinen
in idealen Regionen weilenden Gedanken einen so beruhigenden Gegen-
satz bildet: mit Gewissenhaftigkeit, ja fast mit Pedanterie beobachtet er
die materiellen Verhältnisse um sich her: neben dem Dichter bricht stets
der Naturforscher und erfahrene Beamte durch, und in dieser doppelten
Natur seines Wesens liefert er selbst zum eigenen idealen Bildnisse den
passendsten realen Hintergrund.
Fast ein Jahr verweilte Goethe jetzt in Rom. Rom ist eine
Stadt wie andere Städte. Die Natur gab den Boden, der Mensch die
Arbeit, durch die die Häuser entstanden. Wer wird heute uoch so
abergläubisch sein, einer besonderen Stelle auf der Oberfläche des Planeten
besondere Kräfte und erhöhten Einfluß auf den Geist der Menschen
zuzutrauen? Und dennoch, es scheint, — wie einige Orte der Erde
durch heilsame Quellen oder als Fundorte kostbarer Pflanzen und Ge-
steine oder durch Schönheiten der Natur vor andern bevorzugt sind, —
so Rom mit der Eigenschaft begabt zu sein, die Sehnsucht des Menschen
zu erwecken, hier zu wohnen und hier zu sterben.
Tief an der Tiber liegt die Stadt, in der Mitte einer Ebene,
ringsum (wie der Rand um eine flache Schüssel läuft) von milden
Gebirgen umgeben. Nur nach Westen hin fallen sie ab, dem Meere
zu, dessen schöne sonnige Küste nach dieser Seite hin die Grenze bildet.
Niemand wird die zartgezogenen Linien der Albanerberge vergessen, der
von der Höhe des Kapitols jemals zu ihnen herübersah. Wie die
Schriftzüge einer geliebten Hand bleibt uns das im Gedächtnis. Es
ist, als hätten die durch Jahrtausende sich anhäufenden weltbewegenden
Thaten, die in Rom vorbereitet und ausgefochten wurden, eine Art
geistiger Atmosphäre dort geschaffen, von der man sich umnebelt und
festgehalten fühlt, als sei das Echo der Schritte all' der Männer, die hier
gingen, in den Wolken hängen geblieben und umtönte uns unaufhörlich.
Nirgends zeigt sich so der Vorrang des Geistes als dort. Die
Äußerlichkeiten des Lebens, die überall sonst so unüberwindlich ein-
greifen: wie man lebt, wovon man lebt, wie man wohnt, ißt und trinkt,
ordnen sich unter dem Gefühl, auf einer durch die Gedanken und
Thaten der größten Männer geweihten Stätte zu wandeln. Jeden muß
dies Gefühl in Rom beschleichen. Wer Rom gesehen hat, sagt Goethe,
kann nie wieder ganz unglücklich werden. Solche Kraft legte er der
Erinnerung an diese Stadt bei, wie sie sonst nur den höchsten Gedanken
der Philosophie und der Religion beigemessen wird. Einen Zauberkreis
nennt er die Stadt. Ich bin wieder angelangt, schreibt er nach einem
Ausfluge ins Gebirge, und befinde mich gleich wieder wie bezaubert,
zufrieden, stille hinarbeitend, vergessend was außer mir ist, und die
Gestalten meiner Freunde besuchen mich friedlich.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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und dann offene Unzufriedenheit aus. Durch jhzorniges Auffahren, Hrte und Ungerechtigkeit wollte sie Alexander zum Schweigen bringen. Er lie den Feldherrn Parmenio hinrichten; seinen Lebensretter Klitus ttete er im Rausche bei einem Mahle durch einen Speerwurf.
5. Als khner Eroberer in Indien. Um seinen Thatendnrst zu stillen und seine Soldaten durch neue Waffenthaten m sich zu fesseln, unternahm Alexander einen Eroberungszug nach Indien. Unter schweren Kmpfen berschritt er den Indus und drang in das Fnf-stromland ein. Den weisen und tapfern König Porus besiegte er und machte ihn zu seinem Vasallen (= Lehensmann). Alexander legte Straen an und grndete Städte. Die schwierigen Mrsche und aufreibenden Kmpfe ermdeten endlich seine Soldaten. Sie weigerten sich weiter zu gehen, und auch sein dreitgiges Grollen stimmte sie nicht um. Da beschlo er zur Freude seiner Krieger die Heimkehr. Zwlf turmhohe Siegesaltre wurden errichtet. Die Flotte segelte den Indus hinab; das Landheer ging unter entsetzlichen Entbehrungen und Verlusten durch die Steppen zurck. Alexander fand viel Untreue zu bestrafen. Ein strenges Gericht erging der die Statthalter, die ihre Macht zu schweren Bedrckungen mibraucht hatten.
6. Als frhes Opfer des Todes. Babylon wurde die Haupt-stadt des Weltreiches. Mit allen Mitteln frderte Alexander die Ver-fchmelzuug _ des griechischen und persischen Wesens. Fest auf Fest wurde gefeiert. Aber mitten unter groen Entwrfen erkrankte der Held infolge der bermigen Anstrengungen und Gensse und starb
323 im 33. Lebensjahre, von Griechen und Persern tief betrauert. Auf die Frage, wer fein Nachfolger werden solle hatte er geanwortet: Der Wrdigste!"
Zwischen seinen Feldherren entbrannte ein zwanzigjhriger Kampf, der mit der Teilung des Reiches in folgende Hauptreiche: gypten, Syrien, Macedonien und Griechenland, endete. Alle diese Lnder kamen endlich unter die Herrschaft der Rmer, welche ein Weltreich grndeten.
Fragen: Alexanders Charakter! Was haben seine Eroberungen der Weltkultur gentzt? Seine Zge auf der Karte! Das Alexanderlied des Pfaffen Lambrecht. Alexander" von Lingg.
17. Rom unter den Knigen (753510).
1. Wo Rom lag. Italien zerfiel in Ober-, Mittel- und Unteritalien oder Grogriechenland (Griechen hatten hier zuerst Städte gegrndet). Die Apenninen durchziehen die Halbinsel der Lnge nach und lassen im Osten und Westen Kstensume. Oberitalien durch-strmt der Po; in Mittelitalien flieen Arno und Tiber zum Ligurischen Meere. Sdlich vom Tiber lag die Landschaft Latium, im nrdlichen
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders Alexanders Lingg Arno
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und Brutus und Collatinus wurden als erste Konsuln der Republik gewhlt (510).
Fragen: Was begnstigte das Gedeihen Roms? Was ist bezeichnend in der Sagengeschichte Roms fr den Charakter der Rmer? Wie ist die Siebenhgelstadt gewachsen? Was bedeutet der offene, was der geschlossene Jannstempel?
18. Auere und innere Kmpfe der jungen Republik.
1. Gegen Tarquinius und seine Helfer. Jngere Männer zettelten in Rom eine Verschwrung an, wodurch die Konsuln be-seitigt und die Tarquinier zurckgefhrt werden sollten. Sie wurde entdeckt und das Todesurteil der die Teilnehmer gesprochen. Sogar zwei Shne des Brutus waren darunter. Collatinus wollte sie retten, aber Brutus sprach: Als Vater mchte ich sie begnadigen, als Konsul darf ich nicht." In der Schlacht durchbohrten sich Brutus und ein Sohn des vertriebenen Tarquinius im Zweikampfe, aber die Rmer siegten. Um Brutus trauerten die Matronen Roms ein Jahr lang.
Auf Tarquinius' Anstiften soll dann Porsenna, König von Etrurien, gegen Rom gezogen sein. Er siegte und verfolgte die flchtigen Rmer bis an die Tiberbrcke. Da wehrte der Heldenmut des Horatius Cocles dem Andrnge der Feinde, bis die Brcke abgebrochen war. Dann rettete er sich durch Schwimmen. Porsenna wollte nun die Stadt durch Hunger bezwingen; aber er soll das Vor-haben aufgegeben haben, nachdem er die Todesverachtung des Mucius Scvola (Linkhand) und die ihm drohenden Gefahren kennen gelernt hatte. Von den rmischen Geiseln, welche den Etruskern berliefert wurden, rettete sich die Cllia durch Schwimmen, wurde aber von den Rmern zurckgeschickt. Der ritterliche König schenkte ihr die Freiheit.
Tarquinius starb bald darauf in der Verbannung.
2) Die Matrone (von dem lateinischen mater = die Mutter) eine ehrwrdige, alte Frau, besonders von vornehmem Stande.
2. Zwischen Plebejern und Patriciern. Durch die verheerenden Kriege waren die armen Plebejer in Schulden geraten. Da nach dem grausamen Schuldrechte der Schuldner dem Glubiger mit allem anheimfiel, so drckten die reichen Patricier die Armen oft in harter Dienstbarkeit. Wenn diese sich derselben entziehen wollten, wurden sie mit Gefngnis, Fesseln und Geielhieben bestraft. Als das zwei-malige Versprechen der Patricier, die harten Schuldgesetze zu mildern, nicht gehalten wurde, ri den Unterdrckten die Geduld. Sie zogen, 18 000 Mann stark, mit ihren Waffen und Feldzeichen auf den heiligen Berg, eine Meile von Rom. Erst den Vorstellungen des Menenius Agrippa (Gleichnis von dem Magen und den emprten Gliedern) gelang es, die Plebejer wieder nach Rom zurckzufhren.
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