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terpächter, welche nun die verächtlichsten Mittel ge-
brauchten, um die hohe Pachtsumme zu erschwingen
und selbst einen Überschuß für sich zu behalten. In
Sachsen trieb namentlich der Dominicanermönch Tetzel
sein Wesen, welcher behauptete, für die größten Sün-
den, selbst für solche, welche , man erst noch begehen
wolle, Ablaß ertheilen zu können. All' dieser Unsug
bekümmerte den edeln Luther tief und innig und er-
regte in seiner Seele einen heiligen Ingrimm. Als nun
Tetzel auch in die Gegend von Wittenbergs kam; als
die Beichtkinder Luthers, wenn er ihnen für' ihre be-
gangenen Sünden Buße auferlegen wollte, trotzig ihre
Ablaßzettel vorzeigten, wie ihnen für Geld die Sünde
schon vergeben sei: da ging er mit Gottvertrauen an
das Werk, dem Sündenschacher mit offener Stirn ent-
gegen zu treten. Damit begann die Verbesserung der
Kirchenverfassung oder die Reformation, ohne daß Lu-
ther selbst noch so große Erfolge ahnete. Am 31. Ok-
tober 1517 schlug er 95 Sätze gegen den Ablaß an
der Schloßkirche zu Wittenberg an. Ihm stand eine
Bundesgenossin zur Seite, deren alle frühem Kämpfer
gegen das Papstthum entbehrt hatten; nämlich die vor
70 Jahren von Guttenberg, Faust und Schösser erfun-
dene edle Buchdruckerkunft, welche einen geschriebenen
Bogen in wenigen Stunden tausendfach vervielfältigt.
Durch alle deütschen Länder flogen Luthers Sätze aus
Hand in Hand, aus Mund in Mund, aus Herz in
Herz; denn alle Verständigen und Braven, welche bis-
her im Stillen über den Verfall der Kirche geseüfzt hat-
ten, brachen jetzt in lauten Beifall aus und lobten den
Wittenberger Doctor. Vergeblich tobten Tetzel und sein
Anhang; sie nöthigten Luthern nur zu Widerlegungen,
in welchen er mehr und mehr Mißbraüche der Kirche
anzugreifen sich veranlaßt sah. Vergeblich suchte man
den armen Mönch 1518 in Augsburg durch einen Kar-
dinal (so nennt man die vornehmsten Geistlichen nach
dem Papste) einzuschüchtern; man überzeügte ihn da-
durch nur, daß von dem guten Willen des Papstes
Nichts zu hoffen sei; vergeblich that man ihn in den
Bann und verbrannte seine Schriften öffentlich; denn
da zog er am 10. December 1520 hinaus zum Elster-
thore Wittenbergs, zündete unter lautem Zuruf des
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
256
unter das Beil zu legen, nimmermehr aber, aus Men-
schenfurcht uns einer Versündigung gegen unfern
Herrn und Heiland schuldig zu machen, bei dessen
theürem Blute wir geschworen haben. — Sieh, mein
Sohn, das war nicht unverständiger und grundloser
Widerstand gegen eine heilsame neüe Einrichtung, son-
dern wohlbegründete Zurückweisung einer ungerechten
Zumuthung., Das sah der Kurfürst wohl ein; darum
sagte er auch nicht: Ihr müßt! sondern ritt hin zum
Weller, klopfte ihn auf die Schultern und sagte: Nicht
Kopf ab, Alter! solcher ehrlichen Leüte bedürfen wir
ferner. — In dem Kriege, von dem ich dir jetzt er-
zähle, wurde das Schießpulver, welches nach der ge-
wöhnlichen Erzählung der Freiburger Mönch Berthold
Schwarz hundert Jahre früher erfunden hatte, schon
reichlicher gebraucht, als im Hussitenkriege. Das gab
Einern Schützen Gelegenheit, dem Kriege ein Ende zu
wachen , freilich auf eine andere Art, als er es meinte.
Er trat einst zum Kurfürsten: Schaut, Kurfürstliche
Gnaden, wie Herr Herzog Wilhelm dort drüben im
Lager so nahe schreitet, daß wir hier fast seine Sporen
klingen hören! Den wollt' ich mit meiner Donner-
büchse wohl erreichen. — Du^ hegst sündliche Gedan-
ken! — Ja, wenn ich Meüchelmord beabsichtigte!
Aber Herzog Wilhelm weiß gar wohl, daß hier seine
Freünde nicht lagern. — Schieß, wohin du willst —
nur-meinen Bruder nicht! — Gott weiß es, daß ich
eürem Herren Bruder das Leben gar wohl gönnete!
aber es ärgert mich, daß er Ew. Kurfürstl. Gnaden
durch seinen Eigensinn das Leben so sauer macht —
und — Herr — ich bin ein alter Krieger, habe, Gott
vergebe mirs, schon manchem Husstten das Lebenslicht
ausgeblasen; aber wenn ich mich daran erinnere, daß
neülich mein Schwiegersohn da drüben in Herzog Wil-
helms Lager mich beinahe weggeputzt hätte; daß ich
alle Tage in den Fall kommen kann, Ihm dasselbe zu
thun; daß Manchem vielleicht schon Ähnliches begeg-
net ist: da will mir doch das Herz vor die Fmße fal-
len. Schaut, Herr, da liegt meine Donnerbüchse auf
der Gabel; die Lunte daran, angeblafen, und es ist
geschehen! — Schweig, Bursche! herunter die Büchse!
und fort mit dir! Die Strafe will ich dir schenken! —
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Weller Berthold
Schwarz Herzog_Wilhelm Wilhelm Wilhelm
96
und ohne Steinkohlen ? Fast alle Gegenstände, welche du um dich
siehst, mit Ausnahme der von der .Natur selbst gegebenen, ver-
danken mehr oder minder, mittelbar oder unmittelbar ihre Ent-
stehung dem Gebrauche des Eisens.
Das Eisen, sein Ausbringen und seine Verarbeitung wurde
den Alten später bekannt, als die Bearbeitung anderer Metalle,
z: B. des Kupfers und des Bleies, theils weil die Eisenerze durch
ihr wenig ausgezeichnetes Äussere, im Vergleich mit den eben ge-
nannten, der Aufmerksamkeit der Alten entgingen, theils weil ihre
Strengstossigkeit, bei den höchst unvollkommenen Schmelzeinrich-
tungen, ein grosses Hinderniss abgab. Aber dennoch ist schon
in den ältesten Zeiten eine Kenntniss des Eisens und die Benutzung
desselben nachzuweisen. Unstreitig stammt die erste Kunde von
diesem nutzbaren Metall aus Asien. 2000 Jahre vor Christo
haben es die Egypter gekannt, und zur Zeit Mosis, 1550 vor
Christo, waren Egypter und Hebräer im Besitz von Erfahrungen,
Eisen und Stahl zu bearbeiten. Zur Zeit des trojanischen Kriegs,
1200 v. Chr., waren kupferne Waffen ganz gewöhnlich, eiserne
sehr selten. Nach Leo.
2. Das Zinn, das leichteste unter allen Metallen, aus welchem
man nicht nur allerlei nützliche Geräthschaften und Geschirre,
sondern auch Carmin und andere Farben fertiget.
3. Das Blei Das Blei gibt dem Jäger Kugeln und Schrot,
dem Buchdrucker aber die Lettern, um Bücher und Zeitungen zu
drucken. Durch unsere Schiessgewehre, mit welchen wir aus
grosser Ferne verwunden oder todten können, und deren Knall
zugleich erschreckt, ist es allein möglich geworden, das Wild in
dem Grade zu vermindern, dass es dem Ackerbau nicht mehr
schadet. Nicht alle Männer brauchen sich jetzt noch mit der Jagd
abzugeben, wie vordem; wenige reichen hin, und wäre nicht Lieb-
haberei im Spiele, es könnten noch weit weniger sein. Bären,
Luchse, Wölfe sind mit Hülfe der Bleikugeln aus Deutschland und
aus dem schönsten Theile von Europa vertrieben. Und dass die
Europäer die Wilden in andern Erdtheilen allenthalben mehr zu-
rückgedrängt und ihnen den Boden zum Ackerbau abgenommen
haben, daran ist auch ihr überlegenes Schiessgewehr Schuld. Frei-
lich haben auch die eisernen Kanonenkugeln das ihrige gethan.
Die Kriege sind durch den Gebrauch der Kugeln nicht blutiger,
sondern menschlicher geworden; denn der Soldat, welcher nicht
aus der Nähe mit seinem Feinde kämpft, geräth nicht in die Wuth,
welche zu Grausamkeit verleitet, und die Klugheit vermag jetzt
im Kriege mehr, als die rohe Körperstärke. Doch weit wichtiger
ist das Blei durch die Erfindung des Mainzer’s Johann Gutenberg
geworden. Mit einem geringen Zusatz von Spiessglas, welcher
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Christo Christo Leo Leo Carmin Johann
Extrahierte Ortsnamen: Asien Mosis Deutschland Europa
405
und bat ihn, ihm doch Las Buch abzuschreiben. Dieser nahm dann feines,
Lünnes Pergament, zog sich saubere Linien, und fing nun an zu schreiben.
Ehe er fertig wurde, verging oft ein Jahr oder mehre, und daher war es
kein Wunder, wenn er für ein einziges Buch hundert und mehre Thaler
forderte. An Schulbücher war damals natürlich gar nicht zu denken. ^Wie
viel unvollkommener mußten also schon aus diesem Grunde damals die Schu-
len sein! Auch die Lehrer konnten nicht weiter fortstudiren, weil sie sich keine
Bücher anschaffen konnten. Lesebücher gab es damals gar nicht, und so fiel
ein Hauptmittel weg, dem Geiste Nahrung zu verschaffen, das Herz durch das
Lesen guter Bücher zu veredeln und den Geschmack auszubilden. Kein Wun-
der also, wenn man das Mittelalter die Zeit der Rohheit des Geistes nennt.
Wer damals ein Buch hatte, schützte sich glücklich; nur reiche Leute konnten
sich eine kleine Büchersammlung anschaffen, und die ganze Bibliothek des Kai-
sers Karl Iv. bestand aus 114 Bünden.
Einen Schritt zur Erfindung der Buchdruckerkunst machte man durch die
Verfertigung der Spielkarten. Diese einzeln zu machen und auszumalen,
hätte entsetzlich aufgehalten. Man nahm also ein Bretchen von Holz, schnitt
die Figuren so aus, daß sie hervorstanden, bestrich sie mit Farbe und druckte
sie nun so oft ab wie man wollte. Da dies gelang, verfertigten die Mönche
auch ähnliche Holzschnitte zu Heiligenbildern, und druckten sie auf Pergament
oder ganz dünne Hornblättchen ab. Auch fing man nun schon an, sich des
Lumpenpapiers zu bedienen, welches weit wohlfeiler war, als das Pergament.
Erst kam man in den Niederlanden darauf, ganze Bücher in solche Holzplat-
ten zu schneiden. Man schnitt alle Wörter einer jeden Seite in Holz ein und
druckte nun eine solche Platte so oft ab, wie man wollte. Aber das hatte
die Unbequemlichkeit, daß man eben so viele Platten haben mußte, wie das
Buch Seiten hatte. Welch eine Arbeit! Daher konnte man diesen Druck nur
bei kleinen Büchern anwenden. Und war das Buch nun so abgedruckt, so
waren die Platten nichts mehr nütze. Auch geriethen die in Holz geschnitte-
nen Buchstaben sehr schlecht und sahen grob und unregelmäßig aus. Auf diese
Art druckte man nichts als kleine Gebetbmer, die stark gekauft wurden.
Da machte i. I. 1440 ein kluger Kops die Erfindung, mit beweglichen
Buchstaben zu drucken. Es war Johann Guttenberg, aus Mainz gebürtig.
— Dieser war nach Straßburg gegangen und beschäftigte sich mit Steinschlei-
len, Spiegelmachen und andern Künsten, und kam dabei auch auf einen sehr
glücklichen Gedanken. Er dachte: „Es ist doch Schade, daß man die hölzernen
Platten, mit denen man druckt, nicht weiter gebrauchen kann, wenn das Buch
abgedruckt ist. Wäre es denn nicht möglich, einzelne Buchstaben auszuschnei-
den, sie zusammenzusetzen zu Wörtern und Zeilen, sie abzudrucken und dann
wieder aus einander zu nehmen, um sie zu anderen Büchern wieder zu ge-
brauchen?"^ Gesagt, gethan! Er fing gleich an zu schnitzen, sägte seine Holz-
tafeln auseinander, band die einzelnen Buchstaben zusammen, und seine ersten
Versuche gelangen; aber mit dem Abdrucken wollte es nicht gelingen. Er
machte neue Versuche; aber es wollte immer nicht gehen. Dabei versäumte
er seine Brodarbeit, gerierh in Schulden und ging 1450 nach Mainz zurück,
um in seiner Vaterstadt sein Glück weiter zu versuchen. Da lernte er einen
rerchen Bürger kennen, Johann Faust oder Fust, diesem theilte er seine
Pläne mit und meinte, wenn er ihn nur mit Geld unterstützen wollte, so
würde _ die Sache schon gelingen. Fust, ein Rechtsgelehrter, war ein kluger,
aber eigennütziger Mensch. Er erkannte bald, daß mit Guttenberg etwas an-
zufangen sei , trat mit ihm in Verbindung, schoß ihm zweimal Geld vor und
setzte ihm einen guten Gehalt aus, wofür aber Guttenberg alle Arbeit allein
übernehmen und das ganze Arbeitszeug ihm verpfänden mußte. Wie freute
stch Guttenberg über die gefundene Unterstützung! Rasch ging er nun an die
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Johann_Guttenberg Johann Johann Johann Guttenberg Guttenberg Guttenberg
406
Arbeit, und siehe, es gelang hier besser, als in Straßburg. Anfangs schnitzte
er die beweglichen Buchstaben, die nian Lettern nennt, aus Holz; diese wur-
den schlecht. Nun nahm er Blei oder Zinn; das gerieth schon besser; nur
war das Metall zu weich, und daher nutzten sich die Lettern schnell ab. Er
nahm dafür lieber Eisen; aber da8 war wieder zu hart, und durchschnitt das
Papier. Da nahm er noch einen dritten Mann in seinen Bund auf, Peter
L>chöffer, einen geschickten jungen Mann, der bisher Abschreiber in Paris
gewesen war, und nun dem Kuttenberg trefflich zur Hand ging. Sie erfan-
den eine Zusainmensetzung von verschiedenen Metallen, die weder zu hart noch
zu weich war, und verfertigten auch eine bessere Druckerschwärze; statt des
Lampenrußes, den Guttenberg gebraucht hatte, kochten sic Kienruß und Lein»
öl. Besonders erfand Lchöffer die Kunst, Lettern zu gießen, indem er Stem-
pel von L-tahl ausschnitt, diese in Kupfer abschlug und darauf die zum Ge-
brauche bestimmten Lettern goß. Tie drei unternehmenden Männer machten
zuerst Versuche mit kleinen Büchern, besonders Gebetbüchern, die noch schlecht
genug ausgesehen haben mögen, aber wegen ihrer Wohlfeilheit begierig gekauft
wurden. Nun aber machten. sie sich auch an ein größeres Werk; sie fingen
an, die Bibel zu drucken. Ärgerlich ist es aber, daß Guttenberg, der doch
eigentlich das Hauptverdienst dabei harte, um seinen Lohn kam. Fust war,
wie gesagt, eigennützig, und wollte das Geld, welches er dem Guttenberg geben
mußte, ersparen. Darum überwarf er sich mit ihm, nahm ihm 1455 für sein
vorgeschossenes Geld die ganzen Lettern und die Druckpresse, so daß der brave
Mann in Dürftigkeit gestorben ist, und trat mit Schösser in engere Verbin-
dung, der dann auch sein Schwiegersohn wurde. Beide druckten nun mit Eifer
fort und wurden bald reiche Leute. Aber diese ersten Drucke sind äußerst
selten; so existirt ein lateinischer Psalter, das erste Werk, welches sie druckten,
nur noch in 6 oder 7 Exemplaren. Fust starb endlich in Paris, wohin er ge-
gangen war, um seine Bibeln zu verkaufen, an der Pest. Übrigens waren
die ersten Bibeln noch sehr theuer. Fust nahm für eine 100 bis 2u0 Gulden,
welchen Preis man damals für iehr gering hielt. Keiner ärgerte sich mehr
über ihn und die neue Erfindung, als die Mönche, die nun den Gewinn,
den sie aus dem Abschreiben gclös't hatten, ganz verloren; denn man konnte
nun die Bücher mehr als zehnmal so wohlfeil wie früher kaufen.
Nach Röffelt.
39. Die Entdeckung Amerikas durch Christoph
Columbus (1492.)
In der 1. Hälfte des 15. Jahrh, lebte in der kleinen Stadt Calvi auf
der Insel Corsica ein Seemann mit Namen Domenico Colombo oder Colum-
bus. Dieser hatte einen Sohn Christoph (geb. 1442), dem er eine sorgfältige
Erziehung gab. Er nahm ihn schon in dem 14. Jahre mit auf seine Reisen
im mittelländischen Meere. Columbus (der Sohn) war 1464 in Island und
später kreuzte er wieder im mittelländischen Meere auf Schiffen, die einer
feiner Verwandten gegen die Muhamedaner und Veuetianer ausgerüstet hatte.
Portugal zog damals durch seine Unternehmungen zur See die Aufmerksam-
keit Europa's auf sich. Columbus ging nach Lissabon, wo er Verwandte und
Landsleute fand. Er heirathete hier die Tochter des Bartholomäus Pere-
strcllo, eines Seefahrers, der an der Entdeckung von Madeira Theil genommen
hatte und bei ausgebreiteten Kenntnissen treffliche Karten und Instrumente
besaß. Diese benutzte Columbus, und immer fester ward bei ihm der Ge-
danke, daß, wie sein kühner Geist schon früher geahnt hatte, auch die andere
Seite unsers Erdballes Land enthalten müsse, welches zu Hinterafien gehöre
und mit dem noch wenig bekannten Indien zusammenhänge. Während die
Portugiesen einen Weg dahin um Afrika suchten, glaubte er durch eine Fahrt
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Peter
L>chöffer Guttenberg Christoph
Columbus Domenico_Colombo Christoph Columbus Columbus Columbus
Extrahierte Ortsnamen: Straßburg Paris Kuttenberg Guttenberg Guttenberg Paris Amerikas Corsica Island Lissabon Indien Afrika
444
An Sachsen trieb namentlich der leipziger Dominikanermönch, Johann
Tezel, sein Unwesen.*) Tezel fand Beifall, denn er lehrte: „Sein Kreuz
sei so wirksam, wie das Kreuz Christi; selbst Petrus, wenn er vom Himmel
käme, könne nicht mehr von Sünden lossprechen." Er durchreis'te «Lachsen in
einem Wagen, von Rittern begleitet und mit zwei großen Kästen versehen,
von denen einer zur Aufbewahrung der Ablaßbriefe, der andere für das ge-
lös'te Geld bestimmt war und die Aufschrift gehabt hat:
Sobald das Geld im Kasten klingt,
Sobald die Seel' gen Himmel springt.
In vielen Städten wurde Tezel feierlich unter Glockengeläute eingeholt
und fast überall füllte er reichlich seinen Geldkasten, indem er für jeden Mord,
Meineid, Ehebruch u. s. w. und selbst für noch zu begehende Sünden Ver-
gebung anbot.
All dieser Unfug bekümmerte den frommen Luther tief und erregte in
seiner Seele einen heiligen Ingrimm. Und wohl hatte Luther nicht allein
den Muth und die Kraft, solcher Schändlichkeit entgegen zu treten, sondern
er fühlte sich als Prediger und Seelsorger dazu berechtigt und verpflichtet.
Denn als Tezel auch in der Nähe von Jüterbock und Wittenberg seinen Ab-
laßkram eröffnet hatte, da begegnete es dem in seinem Berufe eifrigen Luther,
der seinen Beichtkindern für begangene Sünden kirchliche Strafen auferlegen
wollte, daß dieselben ihm trotzig ihre Ablaßzettel vorzeigten und meinten,
ihnen seien ihre Sünden schon für Geld vergeben. Er schrieb nun an mehre
Bischöfe und an Albrecht und bat, daß sie solchem Unfuge steuern möchten,
weil dadurch die Religion entehrt und herabgewürdigt würde. Allein einige
antworteten ihm gar nicht, andere gaben ihm schlechten Trost und am schlimm-
sten^war er bei Albrecht berathen. Da ging er denn mit festem Gottver-
trauen ans Werk, diesem Sündenhandel mit offener Stirn entgegen zu treten.
Er schlug nämlich — wie es bei solchen Veranlassungen damals auf den Uni-
versitäten Sitte war — am 31. October 1517 an die Schloßkirche zu Witten-^
berg 95 Sätze (Thesen) an, und forderte Jedermann auf, ihn zu widerlegen;'
es erschien aber Niemand. Man staunte Uber Luther's Kühnheit/ — Mit
dieser Handlung begann, ohne daß Luther so große Erfolge ahnte, das Werk
der Kirchenerneuerung oder der Reformation. Dabei stand ihm
eine Bundesgenossin zur Seite, deren die früheren Kämpfer gegen das Papst-
thum entbehrt hatten, nämlich die i. I. 1440 von Guttenberg, Faust und
Schösser in Mainz erfundene Buchdruckerkunst, welche einen geschriebenen
Bogen _ in wenigen Stunden tausendfach vervielfältigt. Und jetzt wurde dieser
Kunst ihr würdigster Übungsplatz aufgethan! Durch alle deutsche Länder flo-
gen Luther's Sätze aus Hand in Hand, aus Mund in Mund, aus Herz in
Herz. Denn alle, welche es mit dem Christenthume ehrlich meinten, aber
bisher nur im Stillen über den Verfall der Kirche geseufzt hatten, brachen in
lauten Beifall aus und lobten den Wittenberger Doctor. Selbst der Kaiser
Maximilian I. äußerte i. I. 1518 auf dem Reichstage zu Augsburg: „Luther's
Sätze sind traun! nicht zu verachten. Er wird ein Spiel mit den Pfaffen
anfangen." Vergeblich tobten Tezel und sein Anhang; sie nöthigten Luthern
nur zu Widerlegungen und veranlaßten ihn, immer tiefer in die heilige
Schrift einzudringen. Dadurch aber gewann er die Einsicht, die Kraft und
den Muth, immer mehr Mißbräuche in der Kirche anzugreifen. Luther
wurde deshalb im October d. I. 1518 nach Augsburg gefordert. Unterwegs
*) Tezel war der Sohn eines leipziger Goldschmiedes und hatte die
dasige Universität besucht. Er wurde später Mönch und der Lerüchtigste Ab-
laßkrämer. Am 4. Juli 1519 starb er zu Leipzig in einem Kloster seiner
Ordens.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Johann
Tezel Johann Albrecht Albrecht Albrecht Guttenberg Maximilian_I.
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Christi Wittenberg Mainz Wittenberger_Doctor
97
dem allzuweichen Blei etwas mehr Härte gibt, wird das soge-
nannte Letterngut bereitet, woraus die Lettern gegossen werden,
auf denen sich die Buchstaben befinden. Durch dieses Mittel,
und weil man die einmal in Ordnung gesetzten Buchstaben in
grosser Geschwindigkeit gar viel tausendmal abdrucken kann, ist
es möglich geworden, niedergeschriebene Gedanken unzählig Vie-
len zu lesen zu geben. Nun kann jeder, der das Lesen gelernt
hat, aus der Zeitung wissen, was in Russland, in der Türkei ge-
schieht ; er erfährt, wenn Schiffe ankommen und abgehen, was für
neue Waaren die Kaufleute erhalten haben, aber auch, was für
Diebe entsprungen sind, und wie dieselben aussehen. Was sich
aber Alles aus Büchern lernen lässt, das ist gar nicht auszuzählen,
denn kein Mensch lernt jemals aus. Bücher gibt es jetzt in allen
Häusern; ohne Blei und Buchdruckerkunst wären sie aber den
meisten Leuten zu theuer, selbst den wohlhabenden. Und ich
glaube, nicht der hundertste Theil von den Menschen, welche jetzt
lesen und schreiben können, hätten dies gelernt, wenn es keine
gedruckten Bücher, also auch keine Abc-Bücher gäbe. — Wenn
das Blei auf diese Weise der ganzen Menschheit nützlich ge-
worden ist: so hat man nicht nöthig, erst anzuführen, dass es
auch zu Brunnenröhren gebraucht wird, und dass die weisse
Ölfarbe aus Bleiweiss, einer giftigen Verkalkung des Blei’s, berei-
tet wird. Nach Häster’s Lesebuch.
4. Das Kupfer. Die Farbe des Kupfers kennt jeder von
den Pfennigen, welche häufiger in die Hände der Bettler, als der
Prinzen kommen, aber doch nicht entbehrt werden können. Polirt
nimmt das Kupfer eine weit hellere Farbe an, was man schon an
den gescheuerten, kupfernen Kesseln sehen kann. Dass es aber
in Verbindung mit andern Metallen ganz gelb wird, zeigt sich bei
dem Messing. Dies ist nämlich nichts anderes, als eine Mischung
von Kupfer und Zink, einem dem Blei ähnlichen Metalle. Die
Farbe des Messings ist dem Golde so ähnlich, dass schon man-
cher Unkundige dadurch betrogen worden ist. Messing wird zwar
mehr verbraucht, als reines Kupfer; denn was wird nicht Alles
daraus verfertigt ? Knöpfe, Beschläge, Gefässe, Blech, Draht, Trom-
meln, Leuchter, Trompeten und wer weiss, was Alles noch mehr.
Übrigens hat man bei messingenen Gerätschaften fast gleiche
Vorsicht nöthig, wie bei kupfernen. Kommt eine Säuere daran,
so erzeugt sich ein Rost, welcher Grünspan heisst und ein fürch-
terliches Gift für den Menschen ist. Deshalb verzinnt man die
kupfernen Gefässe. Gibt man aber nicht beständig Acht, und wird
die Verzinnung nicht bisweilen erneuert: so kann sie sich an einer
Stelle ablösen, und das ist genug, um eine ganze Familie zu ver-
giften. Auch die grüne und blaue Farbe an Spielsachen ist oft
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
416
Anhang zur Geschichte.
34. (38.) Die Erfindung der Buchdruckerkunst.
Die Buchdruckerkunst ist eine Erfindung der Deutschen u. geschah um's
Jahr 1440. Bis dahin mußte man sich der geschriebenen Bücher bedienen.
Wollte jemand ein Buch haben, so ging er zu einem Mönche, der im Schrei-
den geschickt war — denn die Mönche beschäftigten sich fast allein damit, -
u bat ihn, ihin doch das Buch abzuschreiben. Dieser nahm dann feines, dünnes
Pergament, zog sich saubere Linien, u. fing nun an zu schreiben. Ehe er fertig
wurde, verging oft ein Jahr oder mehre, u. daher tvar es kein Wunder, wenn
er fiir ein einziges Buch hundert u. mehre Thaler forderte. An Schulbücher
war damals natürlich gar nicht zu denken. Wie viel unvollkommener mußten
also schon aus diesem Grunde damals die Schulen sein! Auch die Lehrer
konnten nicht weiter fortstudiren, weil sie sich keine Bücher anschaffen konnten.
Lesebücher gab es damals gar nicht, u. so fiel ein Hauptmittel weg, dem Geiste
Nahrung zu verschaffen, das Herz durch das Lesen guter Bücher zu veredeln
u. den Geschmack auszubilden. Kein Wunder also, wenn man das Mittelalter
die Zeit der Rohheit des Geistes nennt. Wer damals ein Buch hatte, schätzte
sich glücklich: nur reiche Leute konnten sich eine kleine Büchersammluug anschaffen,
u. die ganze Bibliothek des Kaisers Karl Iv. bestand aus 114 Bänden.
Einen Schritt zur Erfindung der Buchdruckerkunst machte man durch die
Verfertigung der Spielkarten. Diese einzeln zu machen und auszumalen, hätte
entsetzlich aufgehalten. Man nahm also ein Vretchen von Holz, schnitt die
Figuren so aus, daß sie hervorstanden, bestrich sie mit Farbe und druckte sie
nun so oft ab. wie inan wollte. Da dies gelang, verfertigten die Mönche auch
ähnliche Holzschnitte zu Heiligenbildern, und druckten sie auf Pergament oder
ganz dünne Hornblättchen ab. Auch fing man nun schon an, sich des Lumpen-
papiers zu bedienen, welches weit wohlfeiler war. als das Pergament. Erst
kam inan in den Niederlanden darauf, ganze Bücher in solche Holzplatten zu
schneiden. Man schnitt alle Wörter einer jeden Seite in Holz ein uiid druckte
nun eine solche Platte so oft ab, wie man wollte. Aber das hatte die Unbe-
quemlichkeit, daß man eben so viele Platten haben rnußte, wie das Brich Seiten
hatte. Welch eine Arbeit! Daher konnte man diesen Druck nur bei kleinen
Büchern anwenden. Und war das Buch nun so abgedruckt, so waren die
Platten nichts mehr nütze. Auch geriethen die in Holz geschnittenen Buchstaben
sehr schlecht und sahen grob^und unregelmäßig aus. Auf diese Art druckte
man nichts als kleine Gebetbücher, die stark gekauft wurdeir.
Da machte i. I. 1440 cm kluger Kopf die Erfindung, mit beweglichen
Buchstaben zu drucken. Es war Johann G u t e n b e r g , aus Mainz gebürtig.
— Dieser tvar nach Straßburg gegangen u. beschäftigte sich mit Steinschleifen,
Spiegelmachen u. andern Künsten, u. kam dabei auch auf einen sehr glücklichen
Gedanken. Er dachte: ,,Es ist doch Schade, daß man die hölzernen Platten,
nrit denen man druckt, nicht weiter gebrauchen kann, wenn das Buch abgedruckt
ist. Wäre cs denn nicht möglich, einzelne Buchstaben auszuschneiden, sie zu-
sainnrenzusetzen zu Wörtern u. Zeilen, sie abzudrucken u. dann wieder aus ein
ander zu nehmen, uin sie zu anderen Büchern wieder zu gebrauchen?" Gesagt,
gethan! Er fing gleich an zu schnitzen, sägte seine Holztafeln auseinander»
band die einzelnen Buchstaben zusammen, und seine ersten Versuche gelangen:
aber mit dein Abdrucken wollte es nicht gelingen. Er machte neue Versuche:
aber es wollte immer nicht gehen. Dabei versäumte er seine Brodarbeit, ge
rieth in Schulden u. ging 1450 nach Mainz zurück, um in seiner Vaterstadt
sein Glück weiter zu versuchen. Da lernte er einen reichen Bürger kennen,
Johann Faust oder Fust: diesem theilte er seine Pläne mit u. meinte,
wenn er ihn nur mit Geld unterstützen wollte, so würde die Sache schon ge-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Johann_G Johann Johann Johann
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Ungen. Frist, ein Rechtsgelehrter, war ein kluger, aber eigennütziger Mensch.
Er erkannte bald, daß mit Gutenberg etwas anzufangen sei, trat mit ihm in
Verbindung, schoß ihm zweimal Geld vor und setzte ihm einen guten Gehalt
aus, wofür aber Gutenberg alle Arbeit allein übernehmen und das ganze
Arbeitszeug ihm verpfänden mußte. Wie frente sich Gutenberg über die ge-
fundene Unterstützung! Rasch ging er nun an die Arbeit, und siehe, es gelang
hier besser, als in Straßburg. Anfangs schnitzte er die beweglichen Buchstaben,
die man Lettern nennt, aus Holz: diese wurden schlecht. Nun nahm er Blei
oder Zinn: das geriet!- schon besser: nur war das Metall zu weich, u. daher
nutzten sich die Lettern schnell ab. Cr nahm dafür lieber Eisen: aber das war
wieder zu hart, u. durchschnitt das Papier, Da nahm er noch einen dritten
Mann in seinen Bund aus, Peter Schösser, einen geschickten jungen Mann,
der bisher Abschreiber in Paris gewesen war, u. nun dem Gutenberg trefflich
zur Hand ging. Sie erfanden eine Zusammensetzung von verschiedenen Metal
len, die weder zu hart noch zu weich war, und verferügten auch eine bessere
Druckerschwärze: statt des Lampenrußes, den Gutenberg gebraucht hatte, koch
ten sie Kienruß und Leinöl. Besonders erfand Schösser die Kunst, Lettern ;n
gießen, indem er Stempel von Stahl ausschnitt, diese in Kupfer abschlug und
darauf die zum Gebrauche bestimmten Lettern goß. Die drei unternehmenden
Männer machten zuerst Versuche mit kleinen Büchern, besonders Gebetbüchern,
die noch schlecht genug ausgesehen haben mögen, aber wegen ihrer Wohlfeilheit
begierig gekauft wurden. Nun aber machten sie sich auch an ein größeres
Werk: sie fingen an, die Bibel zu drucken. Ärgerlich ist es aber, daß Guten
berg, der doch eigentlich das Hauptverdienst dabei hatte, um seinen Lohn kam,
Frist war, wie gesagt, eigennützig, u. wollte das Geld, welches er dem Guten
berg geben nutzte, ersparen. Darum überwarf er sich mit ihm, nahm ihm
1455 für sein vorgeschossenes Geld die ganzen Lettern u. die Druckpresse, so
daß der brave Mann in Dürftigkeit gestorben ist, n. trat mit Schösser in
engere Verbirrdung, der dann auch sein Schwiegersohir wurde. Beide druckten
nun mit Eifer fort u. wurden bald reiche Leute. Aber diese ersten Drucke sind
äußerst selten : so existirt ein lateinischer Psalter, das erste Werk, welches sie
druckten, nur noch in 0 oder 7 Exemplaren. Fust starb endlich in Paris, wo-
hin er gegangen war, um seine Bibeln zu verkaufen, an der Pest. Übrigens
waren die ersten Bibeln noch sehr theuer. Fust nahm für eine 100 bis 200
Gulden, welchen Preis man damals für sehr gering hielt. Keiner ärgerte sicb
mehr über ihn u. die neue Erfindung, als die Mönche, die nun den Gewinn,
den sie aus dem Abschreiben gelös t hatten, ganz verloren; denn man konnte
nun die Bücher mehr als zehnmal so wohlfeil wie ftüher kaufen.
Stach Nösselt-
35. (39.) Die Entdeckung Amerikas durch Cliristvpli Kolumbus (1492).
Zn der 1. Hälfte des 15. Jahrh, lebte in der kleinen Stadt Calvi auf der
Insel Corsica ein Seemann mit Namen Dvmenieo Colombo oder Columbus.
Dieser hatte einen Sohn Christoph (geb. 1442), dem er eine sorgfältige Er-
ziehung gab. Er nahm ihn schon in dem 14. Jahre mit auf seine Reisen im
mittelländischen Meere. Columbus (der Sohn) war 1464 in Island u. später
kreuzte er wieder im mittelländischen Meere auf Schiffen, die einer seiner Ver
wandten gegen die Muhamedaner u. Venetianer ausgerüstet hatte. Portugal zog
damals durch seine Unternehmungen zur See die Aufmerksamkeit Europa's auf
sich. Columbus ging nach Lissabon, wo er Verwandte u. Landsleute fand. Er
heirathete hier die Tochter des Bartolomäus Perestrello, eines Seefahrers,
der all der Entdeckung von Madeira Theil genommen hatte u. bei ausgebrei
teten Kenntnissen treffliche Karten u. Instrumente besaß. Diese benutzte Co-
lumbus, und immer fester ward bei ihm der Gedanke, daß, wie sein kühner
Geist schon ftüher geahnt hatte, auch die andere Seite unseres Erdballes Land
Iii. 27
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien]]
454
kirche zu Wittenberg 95 Sätze (Thesen) an u. forderte Jedermann auf, ihn zu
widerlegen: es erschien aber Niemand. Man staunte über Luther's Kühnheit.
— Mit dieser Handlung begann, ohne daß Luther so große Erfolge ahnte, das
Werk der Reformation oder der Kirchen erneu erung. Dabeistand
ilnn eine Bundcsgenosfin zur Seite, deren die früheren Kämpfer gegen das
Papstthum entbehrt hatten, nämlich die i. I. 1440 von Gutenberg, Faust u.
Schvffer in Mainz erfundene Buchdruckerkunst, welche einen geschriebenen Bogen
in wenigen Stunden tausendfach vervielsältigt. Und jetzt wurde dieser Kunst
ihr würdigster Übungsplatz aufgethan! Durch alle deutschen Länder flogen
Luther's Sätze aus Hand in Hand, aus Mund in Mund, aus Herz in Herz.
Denn Alle, welche cs mit dem Christenthume ehrlich meinten, aber bisher nur
im Stillen iiber den Verfall der Kirche geseufzt hatten, brachen in lauten Bei-
fall aus u. lobten den Wittenberger Doc)or. Selbst der Kaiser Maximilian I.
äußerte im I. 1518 auf dem Reichstage zu Augsburg: „Luther's Sätze sind
traun! nicht zu verachten. Er ivird ein Spiel mit den Pfaffen anfangen."
Vergeblich tobten Tezel u. sein Anhang: sie nöthigten Luthern nur zu Wider-
legungen u. veranlaßten ihn, immer tiefer in die heilige Schrift einzudringen.
Dadurch aber gewann er die Einsicht, die Kraft u. den Muth, immer mehr
Mißbräuche in der Kirche anzugreifen.
g) Luther's Unterredung mit Cajetan in Augsburg (1518): mit
Karl von Miltitz in Altenburg (1519) und mit Dr. Eck
in Leipzig (1519).
Luther wurde deshalb im Oktober d. I. 1518 nach Augsburg gefordert.
Unterwegs erinnerte ihn in Weimar der Provisor (Haushofmeister) der Barfüßer-
mönche an die Gefahren seines Ganges u. suchte, ihm mit dem Feuer bange zu
machen. Luther antwortete: „Mit Nesseln ging es hin: aber mit Feuer wäre
es zu heiß." Der Cardinal - so nennt man die vornehmsten Geistlichen nach
dem Papste — Cajetan*) suchte Luthern in Augsburg einzuschüchtern: man
überzeugte ihn dadurch nur, daß von dem guten Willen des Papstes Nichts
zu hoffen sei. Luther antwortete zuletzt: „Ich kann nicht widerrufen, ich werde
denn eines Bessern belehrt: ich kann nicht weichen von der heiligen Schrift!"
— Im Jan. 1519 hatte Luther zu Altenburg, wo sich damals Friedrich der
Weise aufhielt, eine zweite, eben so fruchtlose Unterrredung mit einem andern
päpstlichen Gesandten, Karl vonmiltitz. Dieser suchte durch Milde u. lockende
Anerbietungen Alles beizulegen: war aber nicht im Stande, Luthern zuin Wider-
rufe zu bewegen. Vergeblich wurde Luther zu einem gelehrten Streite in der
Pleißenburg zu Leipzig (vom 4. bis 13. Juli 1519) mit Dr. Eck*) **) aus Ingol-
stadt (in Bayern) aufgefordert: er konnte nicht widerlegt werden. Auch der
Herzog Georg von Sachsen, ein sehr eifriger Katholik u. großer Feind Luther's,
schrieb desivegen an seinen Vetter, den Kurfürsten Friedrich den Weisen, u. for-
derte ihn dringend auf, diesen Mann nicht ferner in seinen Ländern zu dulden.
Derselbe verfolgte darum auch viele Einwohner Leipzig's, weil sie Luther's
Freunde waren. Vergeblich that inan ihn in den Bann u. verbrannte an vielen
Orten seine Schriften öffentlich. Er zog nun am 10. Dec. 1520 mit den Stu-
denten n. anderen hinaus zum Elstcrthore Wittenberg's, ließ unter lautem Zu-
rufe des Volkes ein Feuer anziinden u. warf in dasselbe die Bannbulle u. andere
päpstliche Schriften. „Weil du den Heiligen des Herrn betrübt hast: so betrübe
u. verzehre dich das ewige Feuer!" sprach er mit feierlicher Entschlossenheit u.
sagte sich mit dieser Handlung unwiderruflich vom Papste los. Begeistert
jauchzten die trefflichsten Männer des Adels deutscher Nation, die er zur Ver-
theidigung des neuen Lichtes aufgerufen hatte, dern Helden der evangelischen Freiheit
*) Sein Name war: Thomas de Vio, von Täaöta in Unteritalien.
**) Er hieß eigentlich Mayer u. war 1486 in dem schwäbischen Dorfe Eck geboren.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Gutenberg Maximilian_I. Karl_von_Miltitz Karl Friedrich Friedrich Karl_vonmiltitz Karl Georg_von_Sachsen Friedrich Friedrich Thomas_de_Vio Täaöta Mayer