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Individuen, aber er begründete doch ein gewisses äußeres Wohlbefinden
der Indianer und war besser, als alles das, was später der Liberalis-
mus in jenen Ländern geschaffen hat. Der Aufstand der Indianer
wurde allein den Jesuiten zugeschrieben, weil diese bei dem unbedingten
Gehorsam, den ihnen ihre Beichtkinder bewiesen, die Indianer leicht
hätten zur Unterwerfung unter die königlichen Befehle bewegen können.
Aus diesem Indianer-Aufstande sind die Maßregeln herzuleiten, welche
zuerst in Lissabon, dann in Paris und Madrid gegen den Orden ergrif-
fen wurden und die zuletzt die Aufhebung des Ordens herbeiführten.
Der Minister Pom bal war es, welcher dem Jesuiten-Staate in
Amerika ein Ende machte und welcher unmittelbar darauf in Portu-
gal den Vernichtungskamps gegen die Jesuiten begann. Pombal hatte
lange Zeit zu London und Paris diplomatische Geschäfte besorgt; er
hatte die französische Philosophie und die neuen Einrichtungen europäi-
scher Staaten kennen gelernt und nach seiner Rückkehr nach Portugal die
Ueberzeugung gewonnen, daß seine Landsleute durch die Jesuiten, in deren
Händen sich die Regierung und aller Unterricht befand, um mehr als ein
Jahrhundert hinter dem übrigen Europa zurückgehalten worden wären.
Pombal war ein äußerst kräftiger und energischer Mann und hatte den
größten Einfluß auf den König Joseph Emanuel. Die Jesuiten selbst
gaben Pombal Gelegenheit, mit dem größten Nachdruck gegen sie zu
verfahren, als sie die politischen Reformen Pombal's und die Härte,
mit welcher diese durchgeführt wurden, benutzten, um ihn bei der könig-
lichen Familie und beim Volke als eilten gottlosen, gefährlichen Menschen
zu verdächtigen. Die Jesuiten wurden 1757 vom Hofe entfernt und
durch andere Gastliche ersetzt. Pombal ließ zwei officielle Schriften
drucken, in welchen das Verfahren gegen die Jesuiten durch Nachwei-
sungen über das Treiben derselben in Südamerika und Portugal gerecht-
fertigt und alle Monarchen aufgefordert wurden, die Jesuiten als Feinde
der Fürstenmacht zu verfolgen. Diese Schriften wurden in ganz Europa
verbreitet und trugen nicht wenig zu den Maßregeln bei, welche bald
auch von anderen Regierungen gegen ven Orden ergriffen wurden.
Vom Papste verlangte Pombal eine gänzliche Reform des Ordens.
Der Papst ernannte den Erzbischof Saldanha zum Visitator und
Reformator des Jesuiten-Ordens in Portugal, und dieser erklärte die
Jesuiten für schuldig, dem päpstlichen Befehl zuwider Handel und
Wucher getrieben zu haben. Saldanha untersagte den Jesuiten das
Predigen und die Abhaltung von Beichten. Ein Mordanschlag auf den
König gab Pombal Gelegenheit, auch mehrere angesehene Jesuiten ins
Gefängniß zu werfen. Daß ganze Vermögen der Jesuiten wurde 1759
in Beschlag genommen. Der Papst konnte sich der Zumuthung nicht
erwehren, als Pombal von ihm die Erlaubniß verlangte, den Orden
durch die weltlichen Gerichte zu verfolgen. Auf Pombal's Befehl wur-
den 113 Jesuiten, zum Theil alte und achtbare Männer, auf ein Schiff
gebracht und an die Küste des Kirchenstaates geschafft. Ein königliches
Edict verbannte alle Jestüten als Rebellen und Verräther aus dem
Reiche und bedrohte sie mit dem Tode, wenn sie wieder zurückkehren
würden. Unmittelbar nachher wurde wieder eine Anzahl Jesuiten unter
Mühsalen und Entbehrungen nach Eivitavecchia gebracht.
29
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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521
das Parlament verwarf die Schenkungen, welche Wilhelm an einzelne
Generale und sonstige Anhänger mit den den irischen Rebellen abge-
sprochenen Ländereien gemacht hatte. Hingegen bewilligte das Parlament
Geld, Soldaten und Matrosen in Ueberfluß, als nach dem Tode Ja-
kobs Ii. (1701) Ludwig Xiv. dessen Sohn, Jakob Iii., als König
von England anerkannte und gleichzeitig auch seinen Enkel Philipp von
Anjou vom 'spanischen Throne Besitz nehmen ließ. Es brach der spani.
sche Erbfolgekrieg aus, und Wilhelm betrieb die Einschiffung der Trup.
pen nach den Niederlanden, da führte ein Sturz mit dem Pferde seinen
Tod herbei (1702).
Wilhelm Iii. war der Mann, welcher die Freiheit Europa's
gegen Frankreichs Uebermacht gerettet hat, der die Seemächte Holland
und England unter seiner Leitung vereinigte, der oft besiegt, doch stets
wieder schlagfertig und unermüdlich im Felde stand. Die Natur hatte
Wilhelm mit den Eigenschaften eines großen Regenten ausgestattet, und
die Verhältnisse hatten diese Eigenschaften in nicht geringem Grade ent-
wickelt. Er hatte eine hagere und schlanke Gestalt, eine Adlernase,
große und glänzende Augen, eine hohe und breite Stirn, finstere Augen-
braunen, einen entschloffenen und etwas grämlichen Mund, blaffe, von
Krankheit und Sorge eingefallene Wangen. Seine würdige und feier-
liche Haltung flößte Ehrfurcht ein und verschaffte ihm den schnellsten
Gehorsam. Er sprach wenig und ohne starken Ton der Stimme, nur
in der Schlacht war er ganz Feuer und Leben. In seiner Jugend von
der Eifersucht der Republikaner seines Vaterlandes streng beaufsichtigt,
hatte er sich früh an Zurückhaltung und Verschwiegenheit gewöhnt.
Seine Erziehung war nicht glänzend gewesen, doch was ihm an allge-
meiner wissenschaftlichen Bildung abging, ersetzte sein richtiger Blick und
seine geniale Auffassung der politischen Verhältnisse. Sein Gedächtniß
war ausgezeichnet; seine Beobachtung eindringend, sein Urtheil scharf
und schlagend. Schmeichler haßte er, und leicht war er zu Verdacht
geneigt; erwiesene Dienste belohnte er großmüthig und sogar verschwen-
derisch. Die Engländer stieß sein kaltes Benehmen zurück, aber sie
erkannten seinen Werth, und jede Opposition verstummte, sobald sich
Gefahren für den Thron zeigten. Wilhelms Gemahlin war schon sieben
Jahre vor ihm kinderlos gestorben. Allem Parteitreiben und jedem
Ehrgeize fremd, hatte sie ihre ganze Aufmerksamkeit nur auf das häus-
liche Glück ihres Gemahls gerichtet.
In Schottland war Wilhelms Erhebung*kein Hinderniß in den
Weg gelegt worden, und nachdem er in die Wiedereinführung der
presbyterianischen Kirche als herrschenden gewilligt hatte, war er
in Edinburg als König ausgerufen worden. Aber bald verlangten die
Puritaner strenge Beschlüsse gegen die Episcopalen, und der König gab
endlich nach. Wie die englische Kirche die Presbyterianer ausschloß, so
waren diese in Schottland bemüht, die Episcopalen zu unterdrücken.
Auf Wilhelm Iii. folgte die Schwester seiner Gemahlin, Anna
(1702 — 1714), die jüngere, mit dem Prinzen Georg von Dänemark
vermählte Tochter Jakobs Ii. Sie besaß zu wenig Kraft des Charak-
ters, um selbständig die Regierung zu führen. Daß ihrem Vorgänger
gegebene Versprechen und der Wunsch des englischen Volkes bewog sie
Jsniisl.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Jakob_Iii Philipp_von
Anjou Philipp Wilhelm Wilhelm Wilhelm Wilhelms Wilhelms Wilhelms_Erhebung*kein_Hinderniß Wilhelms Wilhelm Anna
( Georg_von_Dänemark Jakobs
Extrahierte Ortsnamen: Ueberfluß England Holland England Schottland Edinburg Schottland
492
ordentlich vergrößert worden sei; aber das war nicht der Fall; unter
Jakob I. stieg England wieder von der Stufe herunter, auf der es bis-
her gestanden hatte. Jakob begann seine Regierung mit der Beendigung
eines Krieges, welcher viele Jahre hindurch zwischen England und Spa-
nien geführt worden war, und von dieser Zeit an vermied er Feind-
seligkeiten mit einer Festigkeit, welche selbst Beleidigungen der Nachbarn
und der laute Unwille seines Volkes nicht erschüttern konnten. Jakob
rühmte sich immer einer besonderen Geschicklichkeit in dem, was er des
Königs Metier nannte, und doch ist es kaum möglich, sich von einem Ver-
fahren eine Vorstellung zu machen, welches den Grundsätzen dieses Metiers
entschiedener widerspräche, als dasjenige, welches er zur Anwendung brachte.
Während sich in dem Parlamente lind dem Lande ein republikanischer
Geist mit Kraft zu regen begann, erhob der König beständig in der be-
leidigendsten Form Ansprüche, an die seine Vorgänger nicht gedacht hat-
ten. Er hatte die übertriebensten Vorstellungen von seiner unbeschränkten
königlichen Macht und besaß doch keine stehende Armee und machte
nicht einmal den Versuch, eine solche zu bilden. Er beunruhigte und
erzürnte das Parlament, indem er demselben ohne Aufhören sagte, daß
es nur so lange, als es ihm gefiele, seine Privilegien behaupten werde.
Dennoch beugte er sich vor dem Parlament, opferte demselben einen
Minister nach dem andern und duldete es, daß er zu Schritten gezwun-
gen wurde, die seiner Neigung entschieden widersprachen. Gleichzeitig
waren die religiösen Zerwürsniffe furchtbarer als jemals geworden. Frü-
her hatten sich alle protestantischen Parteien gegen die Papisten vereinigt;
jetzt, wo die Gefahr vor dem Papstthum nicht mehr vorhanden war,
standen sich die Anhänger der anglikanischen Kirche und die Puritaner
schroff gegenüber. Die Streitfragen nahmen eine solche Form an , daß
alle Hoffnung auf Versöhnung verschwand; neue Controversen von viel
größerer Bedeutung wurden den bisherigen Gegenständen des Streites
hinzugefügt. Die Katholiken hegten große Erwartungen von einem Kö-
nig, dessen Mutter sie als eine Märtyrerin für ihren Glauben verehrten,
und der Papst freute sich über die Thronbesteigung des Hauses Stuart
in England.
Auch war Jakob nicht abgeneigt, den Katholiken Einiges zu ge-
währen, aber aus Furcht, ein Papist gescholten zu werden, entsagte er
bald der anfangs bewiesenen Billigkeit gegen die Anhänger der römischen
Kirche. In dem ersten Parlamente Jakobs (1604) wurden die strengen
Verordnungen Elisabets gegen die Katholiken erneuert. Jakob I., ob-
gleich im Presbyterianismus der Schotten aufgewachsen, war doch der
bischöflichen Kirchenverfassung überaus zugethan, da diese den englischen
Königen stets die größte Unterwürfigkeit bewies. Die gleichzeitig mit
dem Parlamente versammelte Geistlichkeit der Episcopalkirche erließ neue
Disciplinarverordnungen, und eine große Zahl puritanischer Geistlichen
wurde aus ihren Stellen getrieben. Diese schrieen über Papismus, und
der König verhängte, um diesem Vorwurf zu entgehen und zugleich ge-
schreckt durch die Umtriebe der Jesuiten, nun auch Verfolgungen der
Katholiken. Er ließ die Gesetze seiner Vorgängerin gegen die Jesuiten
sowie gegen jeden Engländer, welcher die Ablegung des Suprematseides
verweigerte, erneuern. Dies Fehlschlagen aller Hoffnungen brachte die
Anhänger der alten Kirche in die größte Aufregung. Sir Robert
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Extrahierte Personennamen: Jakob Jakob Jakob Jakobs Jakob_I.
493
Catesby, ein fanatischer Diener des römischen Stuhles, beschloß mit
einem Streiche das Joch, das ihn und seine Glaubensgenoffen drückte,
zu brechen und den König und das Parlament zu vernichten. Er ver-
band sich mit mehreren anderen Abenteurern, sie schworen auf das Sa-
crament, welches sie aus den Händen des Jesuitenmiffionars Gérard
empfingen, die strengste Verschwiegenheit über ihre Absicht und miethe-
ten einen Keller unter dem Parlamentshaus, in welchen sie nach und
nach 36 Tonnen Schießpulver brachten. Am Morgen des nämlichen
Tages (5. Nov. 1605), an welchem der König mit dem Parlamente
unter den Trümmern des Hauses begraben werden sollte, erfolgte die
Entdeckung dieser sogenannten Pulververschwörung. Catesby mit
seinen Anhängern entfloh, wurde ergriffen und hingerichtet. Seit
diesem Ereignisse wurde der auf den Katholiken lastende Druck härter
als zuvor.
Im Stillen zeigte sich der König viel gemäßigter gegen die Katho-
liken und erklärte geheimen Abgeordneten des heiligen Stuhles, daß er
eine Aussöhnung befördern wolle. Ec bewarb sich für seinen Thron-
folger um die Hand einer spanischen Infantin, und als sich die bereits
weit gediehenen Unterhandlungen zerschlugen, ließ er eine Kriegserklärung
gegen Philipp Iv. ergehen (1624). Verschwenderisch, ohne Haltung,
stand Jakob I. unter dem Willen seiner Günstlinge; ihnen spendete er
seine Schätze, so daß ihm nicht immer die Mittel seiner Hofhaltung
verblieben. Jakob I. starb 1625.
Auf Jakob I. folgte dessen Sohn Karl I. (1625 —1649). Kurz
nach dem Tode seines Vaters vermählte er sich mit Henriette Ma-
ria, der Tochter Heinrichs Iv. von Frankreich. Karl I. hatte in Ma-
drid und Paris das unumschränkte Königthum kennen gelernt; nur bei
einer ähnlichen Unumschränktheit glaubte er ein wahrer König zu sein.
Aber wie anders war die Lage der Dinge in England, als in Spanien
und Frankreich.
Unter dem Hause Tudor stand auch in England das Königthum
über allen Gesetzen. Aber während der hohe Adel Englands den Thron
dienend umlagerte, erwuchs der niedere Adel, welcher im Hause der
Gemeinen seine Stimme abgab, zu ungewöhnlicher Kraft. Die Bürger
hatten sich durch den aufblühenden Handel und das Emporkommen des
Gewerbes bereichert, und mit dem Wohlstände mehrte sich ihre Kühn-
heit. Bereits unter Jakob zeigten sie sich bereit, der Regierung, wo sie
sich von dieser beeinträchtigt sahen, mit Nachdruck entgegenzutreten. Die
gesetzlichen Mittel zu einem solchen Widerstände wurden ihnen durch die
alten Nationalinstitute gesichert. Das Parlament war trotz aller Ein-
griffe der Krone im Besitze des Rechtes geblieben, die Steuern zu be-
willigen. Scholl unter: Jakob entstanden Streitigkeiten über die Geld-
bewilligungen. Weit gefährlicher wurde diese Opposition unter Karl I.,
da zu derselben die religiöse Entzweiung hinzukam. Jakob I. hatte die
Puritaner, deren republikanische Kirchenverfaffung ihm verhaßt war,
verfolgt, Karl I. machte sich Puritaner und Episcopale gleich beim An-
tritt seiner Regierung zu Feinden, indem er eine katholische Gemahlin
heimführte.
Karl I. Dic
drei ersten
Parlamente.
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Extrahierte Personennamen: Catesby Philipp_Iv Philipp Karl_I. Heinrichs Heinrichs Karl_I. Jakob Jakob Karl_I. Karl_I. Karl_I. Karl_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris England Spanien Frankreich England Englands
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die Europäer über den atlantischen Ocean getrieben hatten, begründete
und bevölkerte der unwiderstehliche Trieb nach religiöser und politischer
Freiheit die Kolonien Neu-Englands, das Stammhaus der Vereinigten
Staaten. Allmälig lichteten sich die Wälder, der Anbau nahm zu, man
konnte den Bedarf an Nahrungsmitteln selbst erzeugen, die Kolonie
wuchs an Umfang und Gedeihn. Sie theilte sich in vier Provin-
zen, Massachusets, Konnektikut, Rhode Island und Neu
Hamshire und nannte sich in ihrer Vereinigung die Staaten von
Neu-England. Auch nach anderen Richtungen nahm die Kolonisa-
tion Nordamerikas überhand. Virginie n, wo der-Tabaksbau bereits
eine große Ausdehnung gewonnen hatte, zog mehr und mehr Einwan-
derer und zwar aus den royalistischen Kreisen an sich. Maryland
wurde von Lord Baltimore (1632) angelegt und ibm als Kronlehen
überlaffen. Der Gründer, ein eifriger Katholik, machte es zum Zu-
fluchtsort seiner von der puritanischen Intoleranz verfolgten Glaubens-
genossen. Neu-Pork und Neu-Jersey entstanden 1664; Konnekti-
Cut erhielt (1662) den Gnadenbrief einer priviligirten Kolonie, das Jahr
daranf auch Karolina. Ein Asyl für die unbedingte Freiheit des
Glaubens wurde Pennsylvanien, durch den Quäker Penn (1682)
gegründet, zuletzt Georgien (1735), gleichfalls ein Zufluchtsort ver-
folgter Unglücklicher.
Die Verfassung dieser Provinzen war sehr verschieden, je nach den
erhaltenen Freibriefen. Im Allgemeinen besaßen sie die Rechte freier
Staatsbürger, wie jeder Engländer. In Beziehung auf den Handel
waren die Kolonisten zu freiem direkten Verkehr mit fremden Ländern
ermächtigt.
Die Augen der Engländer richteten sich auch auf Westindien.
Hier hatte die Geschichte Amerika's begonnen, dahin gingen die meisten
Fahrten. Die Nähe von Spaniens Gold - und Silberländern lockte die
Habgier und den abenteuerlichen Unternehmungsgeist und öffnete der
Freibeuterei ein weites Feld. Die Spanier, allein auf Gewinn der
Bergwerke bedacht, hatten die westindischen Inseln vernachlässigt und
hielten dieselben nur nothdürftig besetzt. Die anderen Nationen, durch
das strenge Kolonialsystem von dem erlaubten Verkehr und durch das
vermeintliche Eigenthumsrecht des madrider Kabinets von jeder Besitz-
ergreifung ausgeschlossen, gingen bald zu unerlaubtem Handel und ge-
waltthätiger Erwerbung über. Sie fanden sich dazu um so mehr be-
wogen, da ihre Regierungen fast unausgesetzt in Krieg mit Spanien
verwickelt war.
Die Holländer besetzten zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts
die an der Küste Venezuelas liegenden Inseln St. Emst ach und Cu-
ra^ao und machten sie zu Stützen des Seeraubes und Schmuggels.
Von da aus machten sie Jagd auf die spanischen Gold- und Silber-
flotten, von da aus schwärzten sie die Waren auf das Festland hinüber,
und nicht der kleinste Theil ihrer Reichthümer ist daher entstanden.
Bald folgten diesem Beispiel die Engländer und Franzosen und de-
ren westindische Kolonien wurden der Heerd eines großartigen, vollkom-
men organisirten Schleichhandels. Nicht selten führte man ihn
mit offener Gewalt und bewaffneter Hand, unterstützt und geleitet
durch die unter dem Namen der Flibustier und Bukaniers bekannte
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Papismus oder Arminianismus begünstigten, so wie jeden, der zur Er-
hebung des Tonnen - und Gewichtgeldes ohne Bewilligung des Paria-
ments riethe oder dasselbe erhebe oder bezahle, für einen Todfeind deß
Königreichs und einen Verräther der englischen Freiheit. Nun löste der
König das Parlament auf. Um den Geist der Widersetzlichkeit durch
strengere Maßregeln einzuschüchtern, wurden neun der heftigsten Oppo-
sitionsmänner eingezogen und von dem geheimen Rath trotz der parla-
mentarischen Freiheit zu hoher Geldbuße und zur Einsperrung verurtheilt.
Der König war nun entschlossen, ohne Mitwirkung des Parlaments Emgriffemdic
zu regieren. Ihm zur Seite stand Sir Thomas Wentworth, der des" Staates
früher ein Vorkämpfer der Opposition gewesen war. Mit dem Platze und d. Kirche,
hatte ec seine Gesinnung gewechselt. Sein jetziger Plan war, die Un-
umschränktheit des Königs herzustellen und eine starke Verwaltung zum
Besten des Landes unbekümmert um die Rechte des Volkes zu begrün-
den. Die Verwaltung der kirchlichen Angelegenheiten war in der Hand
von William Laud, Erzbischof von Canterbury. Von allen Präla-
ten der anglikanischen Kirche ist Laud am meisten von den Grundsätzen
der Reformation abgewichen und hat sich Rom am mehrsten genähert.
Seine Leidenschaft für Ceremonien, seine Verehrung der Feiertage,
Fasten und heiligen Orte, seine Abneigung gegen die Ehe der Geist-
lichen, der glühende und nicht ganz uneigennützige Eifer, mit welchem
er den Anspruch des Klerus auf Ehrerbietung von Seiten der Laien
behauptete, würden ihn zum Gegenstand der Abneigung der Puritaner
gemacht haben, wenn er auch nur gesetzmäßige Mittel zur Erreichung
seiner Zwecke angewandt hätte. Aber sein Verstand war beschränkt, er
war heftig, reizbar, von lebhaftem Gefühle für ferne Würde, von ge-
ringem Mitgefühl für die Leiden Anderer. Unter seiner Leitung wurde
jede kleine Gemeinde von Separatisten aufgespürt und mit Gewalt aus
einander getrieben; sogar die Privatandacht in Familien entging der
Wachsamkeit seiner Späher nicht.
Um die Geldbewilligungen des Parlaments für den Augenblick
nicht nöthig zu haben, schloß Karl I. Friede mit Frankreich und Spa-
nien (1629 und 1630). Das Tonnen- und Gewichtgeld wurde weiter
erhoben, gegen starke Zahlungen oder jährliche Abgaben die ausgedehn-
testen Monopole ertheilt und zum Bau einer Flotte ein bedeutendes
Schiffsgeld eingefordert. Noch mehr wurde das Gefühl des Volkes da-
durch verletzt, daß auf Lauds Betreiben die Puritaner heftig verfolgt
wurden. Aus ihren Pfarren vertrieben, zogen ihre« Geistlichen von Ort
zu Ort und predigten auf freiem Felde gegen den Papismus, welchen,
wie sie glaubten, der König und Laud einzuführen beabsichtigten. Auch
von den Staatsämtern wurden die Dissenters ausgeschlossen, auf alle
Weise bedrückt und ihnen sogar die Auswanderung verboten. Noch
größer wurden die Besorgnisse der Puritaner, als Laud eine Liturgie
entwarf, durch welche eine Menge Ceremonien eingeführt wurden. Die
Gährung des Volkes zeigte sich in einer Menge von Schriften, welche
gegen die Begünstigung des Papismus, gegen die Ausschweifungen des
Hofes, gegen die Tyrannei in der Kirche und im Staate gerichtet waren.
Die Gerichtshöfe gewährten den Unterthanen gegen die bürger-
liche und kirchliche Tyrannei keinen Schutz. Besonders zwei Gerichts-
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555
befreundet, aber er nahm deren Philosophie nicht an, sondern folgte
ganz seiner eigenen Ansicht. Er war zum tiefen Denker, zum scharfen,
skeptischen Kritiker geboren. Ec hatte sich mit allen philosophischen Sy-
stemen bekannt gemacht, alle hergebrachten Meinungen geprüft, nicht
bloß die Schule, sondern auch das Leben studirt und sich eine selbstän-
dige Ansicht erworben. Die Geschichte war ihm das Mittel, um seine
auf Erfahrung des menschlichen Lebens beruhende Ansicht von Staat
und Regierung historisch zu begründen und unter die Gebildeten zu
bringen. Im Gebrauche ver Quellen freilich war Hume flüchtig, so
daß sein Zeugniß bei streitigen historischen Fragen wecthlos ist.
Gibbon (1737 —1794) schrieb die Geschichte des Verfalls
und Untergangs des römischen Reiches. Gibbon nahm schon
in seiner Jugend eine rein französische Richtung an und blieb in seinem
ganzen Wesen stets mehr Franzose als Engländer. Er strebte, nicht nach
dem Segen der Erkenntniß, nicht nach stillem inneren Leben, sondern
nach Ehre und Ruhm. Er suchte gelehrte Bekanntschaften zu machen,
um schnell berühmt zu werden, und nahm es mit den heiligsten Ange-
legenheiten und Empfindungen so leicht, daß er zweimal die Religion
wechselte. Die Anlage und Ausführung seines berühmten Werkes war
ganz im französischen Geschmack und ganz für die in vornehmen Kreisen
herrschende Stimmung eingerichtet. Gibbon hat die von ihm erstrebte
Berühmtheit erlangt, da er ein Mann von Geist war, Fleiß, große
Belesenheit, berechnende Klugheit, Meisterschaft der Rede, eine ausge-
zeichnete Kunst der Darstellung und die Geschicklichkeit besaß, fremde
Forschungen zu benutzen.
Die Aufmerksamkeit der Welt richtete sich in dieser Zeit vorzüglich
auf die Männer, welche durch Rede und Schrift unmittelbar in das
politische Leben eingriffen. In der Zeit von 1763 — 1783 wurde in
England mit demselben Nachdruck und demselben heftigen Tone für poli-
tische Freiheit gekämpft, mit welchem man damals in Frankreich eine
völlige Umgestaltung der Dinge herbeizuführen suchte. Diese stürmische
Periode nahm in England einen anderen Ausgang, als die in Frank-
reich entstandene Bewegung der Geister, weil in England Sitten, Ge-
wohnheiren und Rechte und mit ihnen die zwischen den Ständen be-
stehenden Schranken seit uralter Zeit unerschütterlich feststehen.
Zur Zeit der Elisabet hatte der gehobene Nationalgeist und der
literarische Aufschwung nur kaum einen schwachen Anfang von Beredt-
samkeit im Parlamente hervorgerufen. Erst als der Geist der Freiheit
im Hause der Gemeinen den Uebergriffen Karls I. Trotz bot, übte sich
die englische Rede an den großen Fragen des nationalen Interesses.
Der Puritanismus der nächsten Zeit war jeder Kunst und jedem Schmuck
feind. Die Reden Cromwell's, eine Mosaik von biblischen Phrasen
und Formeln, spiegeln zwar das markige Wesen des Mannes ab, aber
auch die dilatorische Härte, den finstern Ernst seiner religiösen unv
politischen Ueberzeugungen. Seit der Restauration war die Loyalität
und Frivolität der Zeit das Grab der rhetorischen Begeisterung. Der
nüchterne und ernste Geist, in welchem die Revolution Wilhelms Itt,
gemacht wurde, der Sinn für das Zweckmäßige, Verständige und Cor-
rekte, welcher die Literatur zu Anfang des 18. Jahrhunderts beherrschte,
bestimmte auch die Beschaffenheit der Parlamentsreden. Die Reden
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Extrahierte Personennamen: Karls_I. Ernst Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich England Frank- England Karls
790
Frankreich.
Napoleon, an der Erinnerung seiner Thaten zehrend, bis der Tod am
5. Mai 1821 sein Auge schloß.
3) Kurze Uebersicht der neusten Begebenheiten.
Unter Ludwig Xviii. (1814 — 1824) erwachten die Partei-
kämpfe bald wieder. Streng-Königliche, Republikaner, Anhänger Na-
poleons und solche, die nach Erweiterung der Charte zu Gunsten des
Volkes strebten, standen einander gegenüber. Die liberale Partei im
Volke und in der Deputirten-Kammer gerieth in immer feindseligere
Stellung gegen die monarchische Partei, welche das alte Königthum und
das alte Kirchenthum herzustellen suchte. Karl X. (1824—1830), frü-
her Graf von Artois, war von jeher dem Volke als Haupt der absolu-
tistischen Partei verhaßt. Der Einfluß, welchen die 1814 vom Papste
wieder hergestellten Jesuiten auf den König ausübten, trat unverkennbar
hervor. Die Berufung des Fürsten Polignac an die Spitze des
Ministeriums (1829) erregte große Furcht, daß die Charte beseitigt und
die unumschränkte Monarchie wieder hergestellt werden solle. Als die
Deputirten sich mit rücksichtsloser Offenheit über die Wünsche und Be-
fürchtungen des Landes aussprachen, wurden die kaum eröffneten Kam-
mern unverzüglich wieder aufgelöst. Daß Ministerium hoffte, durch ein
dem Nationalstolze schmeichelndes Unternehmen das Heer fester an sich
zu knüpfen und zugleich eine bessere Stimmung im Volke hervorzurufen.
Der Dey von Algier hatte den französischen Consul thätlich mißhan-
delt. Deshalb wurde ein französisches Heer unter dem Kriegsminister
Bourmont nach Algier übergesetzt und der Dey gezwungen, durch
eine Capitulation die Stadt zu übergeben. Aber der Eindruck, welchen
die Nachricht dieser Waffenthat in Frankreich hervorrief, war nicht so
groß, wie der Hof erwartet hatte, und die neuen Wahlen für die De-
putirten-Kammer fielen größtentheils auf Gegner des Ministeriums. Da
machte am 26. Juli der Moniteur drei Ordonanzen bekannt, durch
welche die noch nicht versammelte Deputirten-Kammer wieder aufgelöst,
daß Wahlgesetz verändert und die Preßfreiheit aufgehoben wurde. Ein
namenloser Schreck, mit Entrüstung gemischt, durchbebte ganz Frankreich.
Die Aufregung in den Departements, mehr noch in Paris erreichte den
höchsten Grad. Drei Tage lang (27.—29. Juli) kämpfte daß Volk von
Paris für die Freiheit. Zu spät zeigte sich der König zum Widerruf der
Ordonanzen und zur Bildung eines neuen Ministeriums bereit. Der
Herzog Ludwig Philipp von Orleans wurde zum General-Statt-
halter des Königreichs ernannt. Nun entsagte Karl X. zu Gunsten des
jungen Herzogs von Bordeaux der Krone; es wurde ihm aber, erwiedert,
daß er nicht zum Vortheil eines Dritten über einen Thron verfügen
könne, dessen er durch That und Recht verlustig gegangen sei. Karl be-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Karl_X Karl Graf_von_Artois Ludwig_Philipp_von_Orleans Ludwig Philipp Karl_X Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deputirten-Kammer Algier Algier Frankreich Frankreich Paris Paris
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eine von vierzig Ellen. Man verehrte ihn als einen Wunderthä-
ter, und die Leute strömten herbei, um ihn zu sehen und sich sei-
nem Gebete zu empfehlen. Er fand Nachahmer in Syrien und
Palästina, und es gab solche Säulenheilige bis ins zwölfte
Jahrhundert.
Berfolgungcn, Sobald das Christenthum Staatsreligion geworden war, wur-
^ind^Scktcn" den alle die Meinungen und Menschen verfolgt, welche mit dem
fünfttn^Jahr- Glauben der herrschenden Geistlichen nicht übereinstimmten. Der
Hunderts. Streit über Glaubenslehren wurde dem sinkenden römischen Reiche
verderblicher, als manche Kriege. Die unfruchtbaren Streitigkeiten
über unerforschliche Glaubenssätze nahmen alle Klassen des Volkes
so sehr in Anspruch, daß man das Interesse an jeder anderen öf-
fentlichen Angelegenheit verlor. Volk und Hof sahen das Reich
von den Barbaren bedroht, nahmen aber doch an dem Gezänk der
Geistlichen den lebhaftesten Antheil. Der Verfolgungsgeist richtete
sich auch gegen das Heibenthum. Man begnügte sich nicht mit der
Ausrottung deh alten Götterdienstes, sondern die Wuth des Fana-
tismus zerstörte auch alles Schöne und Große, was mit demselben
in Verbindung stand. Theodosius der Große begann diese grau-
same Verfolgung des Heidenthums. Die Tempel wurden niederge-
rissen, die Götterstatuen zerbrochen, ja selbst Bildsäulen und Grab-
mäler verdienter Männer zerstört.
Eine der heftigsten dogmatischen Streitigkeiten war die dona-
tistische Spaltung in Afrika. Ein zu Karthago 311 erwähl-
ter Bischof, Cäeilianus, wurde von einer Partei unter den dorti-
gen Christen, welche von dem Bischöfe Donatus den Namen der
Donatisten bekam, nicht anerkannt, weil ihn ein Traditor geweiht
habe, d. h. ein Bischof, welcher in der diokletianischen Verfolgung
die heiligen Schriften ausgeliefert hatte. Dieser Streit verbreitete
sich über alle afrikanischen Kirchen. Vergebens ordnete Konstantin
mehrere Untersuchungen der Sache durch Bischöfe aus anderen Pro-
vinzen an; die Donatisten protestirten gegen die zu ihrem Nachtheil
ausfallende Entscheidung und trennten sich ganz von der Kirchen-
gemeinschaft mit ihren Gegnern. Wüthende Schwärmer dieser Par-
tei, Cireumeellionen genannt, schweiften in Afrika auf dem
Lande umher und begingen arge Gewaltthaten, besonders ließen sie
ihre Wuth an den katholischen Geistlichen aus. Man mußte Ge-
walt gegen sie brauchen, aber dadurch wurde ihr Fanatismus nur
erhöht und der Verwirrung kein Ende gemacht. Der Kampf endigte
erst, als sich die Vandalen die Provinz unterwarfen.
Zu gleicher Zeit mit den donalistiscken Händeln beschäftigte den
Kaiser Constantin ein anderer heftiger Streit. Arius, ein Pres-
byter der Kirche von Alexandria, behauptete, Christus sei nur ähn-
lichen, nicht gleichen Wesens mit Gott. Dagegen schloß sich der
alexandrinische Bischof Alexander der am meisten verbreiteten An-
sicht an, daß der Sohn Gottes von gleichem Wesen mit dem Va-
ter sei. Der Streit verbreitete sich über die ganze orientalische
Kirche und wurde immer heftiger. Constantin berief 325 eine Ver-
sammlung aller Bischöfe seines Reiches nach Nicäa in Bithynien,
um den Streit im Namen der Kirche zu entscheiden. Mehr als
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Extrahierte Personennamen: Theodosius_der_Große Konstantin Constantin Christus Alexander Alexander Constantin Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Palästina Heidenthums Afrika Karthago Cäeilianus Afrika Alexandria Nicäa Bithynien
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schäften, geordnete Königreiche entstanden, wie bei den Thüringern
und Alemannen. Diese widerstehen wenigstens so lange als der
König aushält; mit diesem fallen sie, und das Volk gehorcht dem
fränkischen König wie früher dem einheimischen Fürsten. Anders-
wo aber sind die Verhältnisse gar nicht zu fester Begründung ge-
langt; kleinere Völker beharren entweder bei der alten Volksver-
fassung oder befinden sich in einem Zustande des Uebergangs, der
am wenigsten haltbar erscheint. So lange der Ostgothen-König
Theoborich auf diese deutschen Völker und ihre Fürsten Einfluß
ausübte und geehrt und geachtet unter ihnen dastand, so lange
wußte er der wachsenden Macht der Franken ein Gegengewicht zu
halten. Nach seinem Tode breitete sich die Herrschaft der frän-
kischen Könige mit fast reißender Schnelligkeit aus. In Gallien
fiel ihnen ein Theil der westgothischen Besitzungen anheim, sie über-
schritten die Alpen und besetzten italische Provinzen und alles deut-
sche Land bis zu den östlichsten Grenzen und südwärts bis zu den
Höhen der Alpen wurde ihnen Unterthan.
Die Aufgabe des fränkischen Reiches, wie sie seit Chlodwig Verbindung
sich darstellt und in der folgenden Zeit trotz arger Verwirrung der schcn Eiemen-
innern Verhältnisse festgehalten worden ist, war die Verb in- chrmchro-
dunq der germanischen Welt mit den Elementen der ramschen
christlichromarnschen Bildung, ln einer Weise, daß der eigen-
thümlich deutsche Charakter der Berfassung und des Rechts nicht
zerstört wurde. Durch die Aufnahme des Christenthums und der
kirchlichen Einrichtungen wurde eine Grundlage für die Ausbildung
neuer und wichtiger Verhältnisse des Lebens und des Staates ge-
legt, die mit den auf heimischem Boden beruhenden sich zu einer
eigenthümlichen Ordnung zusammenfügten. Das kräftige und einer
reichen Entwickelung fähige germanische Volksthum wird gleichsam
von dem Samen der römischen Bildung und des Christenthums be-
fruchtet, treibt schnell und kräftig weiter und gelangt auf dem Ge-
biete des Rechts und der Verfassung zu einer großartigen Ausbil-
dung. Der Uebergang der Deutschen zum christlichen Glauben hat
die wichtigsten Folgen gehabt. Eben dies aber ist besonders durch
Chlodwig angebahnt worden. Den Charakter, den seine Herrschaft
im Mittelpunkt empfing, mußte sie bestrebt sein auch auf alle
Theile des weilen wachsenden Reiches zu übertrageu. Freilich ist
das langsam und allmälig geschehen und in dieser Periode nicht
zur völligen Durchführung gekommen. Doch der Grund ist jetzt
gelegt.
In den Mosel- und Rheingegenden hatten sich aus römischer
Zeit kirchliche Einrichtungen erhalten, Bisthumssitze in Köln, Trier,
Metz, Toul und Tungern, einzelne Kirchen in Mainz, Worms,
Speier und Straßburg, andere in den Gegenden südlich von der
Donau, im alten Rhätien. Sie sind im ersten Sturm der Erobe-
rung hier und da zerstört worden, aber an manchen Orten scheint
der christliche Gottesdienst ununterbrochen fortbestanden zu haben.
Vollständiger sind die christlichen Stiftungen in Noricum und den
untern Dvnaugegenden vernichtet worden. Doch auch hier ist nicht
jede Erinnerung an das Christenthum unter den Stürmen der baie-
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