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1. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 54

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
54 Eine zweite Sage von Wittekind lautet: Obgleich Wittekind seinem Pferde die Hufeisen verkehrt hatte unterlegen lassen, um seine Ver- folger irre zu führen, so ist ihm trotzdem Karl der Große einstmals nahe auf den Fersen. Da wird der fliehende Wittekind unglücklicher Weise gerade durch einen breiten Graben aufgehalten; in dieser 9cot ruft er seinem Hengste vertrauensvoll die aufmunternden Worte zu: „Hengstchen, spring awer, Kriegst'n Spint Halver, Springst im nicht awer, Freten mi und die de Rawen!" Mit gewaltigem Sprunge setzt darauf das mutige Tier über das Hindernis hinweg, und Wittekind ist gerettet. Die Stadt Osnabrück in dieser sagenreichen Umgebung hat ein hohes Alter; denn schon um das Jahr 800 ließ Karl der Große hier einen Dom bauen, um welchen bald viele Ansiedelungen entstanden, die im Laufe der Zeit durch Gräben, Wälle und Türme geschützt wurden. Von den alten Befestigungswerken stehen am Walle noch vier Türme, uuter denen der sogenannte Bucksturm, im welchem selbst kriegsgefangene Grafen und Fürsten jahrelang eingesperrt wurden, der merkwürdigste ist. Das Rathaus enthält im Friedenssaale die Bildnisse der Fürsten und Gesandten, die hier im Jahre 1648 den westfälischen Frieden abschlössen, welcher dem dreißigjährigen Kriege ein Ende machte. Über dem Eingange zum Rathause ist das steinerne Standbild Karls des Großen inmitten acht anderer Kaifer angebracht, ihm zur linken Seite steht Kaiser Wilhelm I. und zur rechten Friedrich Barbarossa. Jetzt ist Osnabrück mit 40000 Einwohnern in der Provinz Han- nover die zweitgrößte Stadt, und Handel und Gewerbe stehen hier in hoher Blüte. Aus dem Osnabrückschen wird uns viel Pumpernickel geliefert und der berühmte, westfälische Schinken; das Wort Schinken wird aber von den Bewohnern dieser Gegenden Skinken gesprochen nach ihrer Gewohnheit, das sch in sk umzuwandeln. Eine Eigentümlichkeit des Landkreises Osnabrück bilden die vielen Kolonate, das sind einzelne Gehöfte, deren Häuser an der Giebelseite meistens grün oder blau bemalt sind, und deren Besitzer Kolone ge- nannt werden.

2. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 24

1899 - Breslau : Hirt
24 Landeskunde von Braunschweig und Hannover. die erste Besetzung dnrch Preußen. Nachdem 1803 das Bistum Osnabrück durch den Reichs-Deputations-Hauptschluß vollständig säkularisiert (verweltlicht) und Hannover zu- gesprochen war, erfolgte alsbald die erste Besetzung durch die Franzosen. Das hannoversche Heer, dem die Hände zum Widerstande gebunden waren, wurde durch die Konventionen von Sulingen und Artlenburg aufgelöst. 1806 wurde H. von Na- poleon an Preußen abgetreten und von diesem annektiert, jedoch infolge der Schlachten von Jena und Auerstedt erschiene» alsbald wieder die Franzosen. Während sie den größeren s. Teil dem ueugebildeten Königreiche Westfalen zuteilten, wurden die n. Landschaften 1810 unmittelbar au Frankreich angegliedert, und so fristeten diese echt deutschen Länder als die französischen Departements Ems superieur, Ems oriental, Bouches du Weser, Bouches de l'elbe ein trübselig eswasein bis zur Befreiung i. 1.1813. Indessen schon gleich nach der Konvention von Artlenburg hatten die Söhne des Landes angefangen sich über den großen Werbeplatz Helgoland nach England zu flüchten, wo sie alsbald zur Königl. Deutschen Legion vereinigt wurden. Nicht weniger als 27000 Hannoveraner haben im britischen Dienste für die Freiheit ihres Vaterlandes gefochten, in Spanien nicht am wenigsten zu den britischen Erfolgen beigetragen und mit Recht neben dem späteren „Waterloo" den Ehrennamen „Peninsula" als Inschrift ihrer Helme erworben. Sie wird seit 1899 von den preußischen Regimentern weiter- geführt, welche die Überlieferungen der entsprechenden hannoverschen aufgenommen haben. Nach der Befreiung des Laudes vou den Franzosen war es der wiederhergestellten hau- uoverschen Armee vergönnt, am 18. Juni 1815 ihrem Ruhmeskranze als schönstes Blatt den Namen Waterloo einzuflechteu. 10) 1814—1806 das Königreich Hannover. Durch die Wiener Schlußakte wurde dem inzwischen zum Königreiche erhobenen Lande zwar Lauenburg genommen, aber das Herzogtum Areuberg-Meppen, die Fürsten- tümer Hildesheim (ehemaliges Bistum) und Ostfriesland, die Grafschaften Bentheim und Lingen, der n.w. Teil des Eichsfeldes und Goslar hinzugefügt. — Nach dem Tode Wi l- Helms Iv., 1837, bestieg iu England die nächste weibliche Erbin, die Königin Victoria, in Hannover der nächste männliche als König Ernst August den Thron. In demselben Jahre erregte die Aufhebung des „Grundgesetzes" durch den König, die den Protest der „Göttinger Sieben" hervorrief, uuliebsames Aufsehen weit über die Grenzen des Landes hinaus. Zwar bestanden anch in der Folgezeit über das Maß der politischen Freiheiten, die dem Volke zu gewähren wären, zwischen diesem und der Staatsregierung fortdauernd erhebliche Meinungsverschiedenheiten, ebenso über die Beteiligung am nationalen Leben, aber das Land erfreute sich doch einer vortrefflichen Verwaltung und kam in allen ma- teriellen Fragen rüstig voran; so ging auch die Revolution von 1848 hier Verhältnis- mäßig harmlos vorüber. Da aber i. I. 1866, als Preußen mit Österreich und anderen Bundesstaaten in Krieg geriet, der König Georg V. die von Preußen gestellten Neutra- litätssorderungen ablehnen zu müssen glaubte, so erklärte ihm dieses den Krieg. Die hannoverschen Truppen wurden in höchster Eile bei Göttiugen zusammengezogen, ver- säumten aber durch zwecklose Märsche auf dem Eichsfelde und in Thüringen die Gelegen- heit zum Durchbruche nach Bayern, erfochten sodann zwar am 27. Juni den Sieg von Langensalza über die Preußen, mußten sich aber am folgenden Tage, von allen Seiten umstellt, ergeben. Nach dem Friedensschlüsse wurde Hannover dem preußischen Staate einverleibt. Die Ereignisse der folgenden Jahre gehören der allgemeinen deutschen Geschichte an. Im Kriege 1870/71 haben die hannoverschen Truppenteile, als Glieder des 7. und des 10. preußischen Armeekorps, rühmlich gekämpft.

3. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 192

1862 - Hannover : Meyer
192 Scharen der Hannoveraner, Russen und Engländer unter dem engli- schen Marschall Graf Wallmoden-Gimborn waren zu schwach, um etwas ausrichten zu können. Da hörte Wallmoden, daß ein franzö- sischer General mit 6000 Mann die Elbe überschritten habe, um den Weg nach Magdeburg offen zu erhalten. Er setzte sogleich mit 5000 Mann Fußvolks und einer Reiterschar über die Elbe. Bei der Göhrde im Lüneburgischen, wo die Heidhügel lind aufsteigen, traf er auf den Feind und griff so tapfer an, daß 2000 Franzosen erschlagen und 1500 gefangen wurden. Das war am 16. September. Der Hauptkampf aber wurde bei Leipzig ausgekämpft. Dort hatte Napoleon seine Scharen gesammelt, um wieder zu gewinnen, was verloren war. An den drei Tagen des 14., 16. und 18. October ward er gänzlich geschlagen und floh zum Rhein. (Vergl. Nr. 36 im dritten Abschnitt des dritten Theils.) Er mußte abdanken und wurde auf die Insel Elba verbannt. Aber im Frühjahr 1815 entwich er von dort und kehrte nach Frank- reich zurück. Er mußte aufs neue unschädlich gemacht werden. Das geschah bei Waterloo, wo Hannoveraner tapfer mitgekämpft haben. 5. Schon im Sommer 1813 befanden sich 7000 Mann der deutschen Legion und unter dem General von Alten 14000 Hanno- veraner, die'im Solde Englands standen, in den Niederlanden. Zu ihnen stießen jetzt 9000 hannoversche Landweyrmänner und die braun- schweigische Schar unter Herzog Friedrich Wilhelm. Mit ihnen ver- einigten sich das englische Heer unter Wellington und das preußische unter Blücher. Am 12. Iunius 1815 verließ Napoleon Paris und ging zu seinem über 100000 Mann starken Heere, das den Verbündeten gegenüber- stand. Am 15. Iunius stürmte er gegen sie an; die Kämpfe dieses und des folgenden Tages brachten keine Entscheidung, aber große Verluste; auch der tapfere Herzog von Braunschweig siel, und weinend trugen seine Krieger die geliebte Leiche fort, daß sie dem Feinde nicht zur'beute werde. — Da kam der 18. Iunius heran. Rings um den Ort Waterloo breitet sich eine weite Ebene aus, die hin und wieder von sanften Anschwellungen durchzogen ist; sie hatte Wellington sich zum Schlachtfelde ausersehen. Es war eine kalte, stürmische Nacht, die dem 18. Iunius vorher- ging; Blitze zuckten hernieder, und der Regen ergoß sich mit Heftigkeit auf die hohen Ährenfelder und duldete kein Wachtfeuer. Ringsum Stille; aller Herzen voll Erwartung. Napoleon stieg um acht Uhr zu Pferde, um zu sehen, wo die Verbündeten standen. Das wußte er wohl: wenn er heute nicht siegte, so war er verloren, denn schon nahe- ten die Heere der Russen und Österreicher. Um 11 Uhr gab Napoleon seinen Soldaten das Zeichen zum An- griff. ' — Stürmisch griffen die Franzosen an; aber die Verbün- deten standen fest. Lange schon hatte Wellington auf die Preußen gewartet; da tönte sechs Uhr nachmittags das Feuer derselben zu dem englisch-hannoverschen Heere herüber. Immer heftiger tobte die Schlacht; die Reihen der Verbündeten wurden dünner, näher der

4. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 188

1862 - Hannover : Meyer
183 von Preußen ein Bündniß wider die Franzosen geschloffen, mit denen England in Krieg lag. Als die Franzosen nun Miene machten, über unser Land herzufallen, rüstete Georg ein deutsches Heer von 40000 Mann, worunter 180o0 Hannoveraner waren; die übrigen waren Braunschweiger, Gothaer, Bückeburger und Preußen. Der König, welcher den Winter von 1756 auf 1757 in Hannover verlebte, musterte das Heer im Frühlinge und stellte auf den dringenden Wunsch des Kö- nigs von Preußen seinen zweiten Sohn, den Herzog von Cumberland, an die Spitze desselben. Dieser zog, da die Franzosen sich nahten und schon in Münster standen, sein Heer bei Hameln zusammen. Da geschah am 26. Julius 1757 die Schlacht bei Hastenbeck, in welcher die Franzosen wider ihr Vermuthen den Sieg davon trugen, den die Hannoveraner schon in Händen hatten. Cumberland zog nach Norden bis Bremervörde, und das Kursürstenthum war dem Feinde preisgegeben. Nun stellte Georg an die Spitze seines Heeres den Herzog Ferdinand von Braunschweig, einen" frommen Herrn, ruhig und furchtlos, menschlich gegen Besiegte und voll Sorgfalt für seine Krieger. Der jagte die'feinde bald zum Lande hinaus; in kurzer Zeit hatte er ihrer 140o0 gefangen genommen. Sie wichen rasch nach Westfalen; aber Ferdinand gönnte ihnen keine Rast. Dort schlug er sie; 4000 von ihnen sielen, aber er selber hatte 3000 Todte. „Wünscht mir kein Glück," sprach er mit Thränen in den Augen zu seinen Offi- cieren, als er am Abend über das Schlachtfeld ritt, „sondern betrach- tet die mit Leichen bedeckten Felder; es ist das zehnte Mal, daß ich diesem Spectakel beiwohne, und gebe Gott, daß es das letzte Mal sein möge." 1758 und 1759 drangen die Franzosen freilich wiederholt in Süd- hannover ein. Im Frühjahr des letzten Jahres erlitt Ferdinand in Hessen eine starke Niederlage, wobei er 2000 Mann verlor; dagegen schlug er die Feinde am 1. August bei Minden gänzlich in die Flucht; sie verloren 6000 Mann. Noch mehrere Male brachen die Franzosen und die mit ihnen ver- bündeten Sachsen ins Hannoversche ein und brandschatzten, bis am 15. Februar 1763 Friede geschlossen wurde. 2. Die Verheerungen, welche Hannover während dieses Krieges erlitt, Zerrütteten seinen Wohlstand sehr. Pferde und Wagen, mit denen der Landmann Kriegsfuhren leisten mußte, wurden selten wie- der zurückgegeben; die Sommerfrüchte wurden zum Futter für die Pferde der" Feinde gebraucht, wo sie aber verschont blieben, ließ der Landmann sie oft unabgeerntet stehen, da sie in seiner Scheuer doch nicht sein Eigenthum waren, und flüchtete lieber mit seiner werth- vollsten Habe in die Wälder. Die ausgeplünderten Dörfer wurden niedergebrannt. Im Jahre 1761 wurden 8000 Bauern und Berg- leute vom Harz gezwungen, die Mauern und Wälle von Duderstadt abzutragen ; die Bürger mußten sie obenein beköstigen. Mit Schlau- heit und Schamlosigkeit verübten die französischen Anführer allerlei Erpressungen. Zu Osnabrück erpreßte einer derselben 100000 Thaler.

5. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 299

1862 - Hannover : Meyer
299 Morgen lagen Haufen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiterschleppen; Tausende blieben zurück und sielen von den Waffen der Russen oder wurden eine Beute der Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Fluten ihr Grab. — Da verließ Napoleon heimlich das Heer und fuhr in einem Schlitten nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: Vis hieher, und nicht weiter; hier sollen sich legen deine siolzen Wellen. 36. Die Schlacht bei Leipzig. Äus dem Verderben Napoleons in Rußland erkannte das deutsche Volk, daß Gott nun die Schmach von ihm nehmen und die Völkergeißel zerbrechen wolle. Da erließ zuerst der König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen einen Aufruf an sein Volk, in welchem er es zu den Waffen forderte. Preußen und Rußland verbündeten sich gegen.die Franzosen; bald traten England und Schweden und sodann auch Österreich bei. Napoleon war nach Dresden gezogen; er zog sein Heer run Leip- zig zusammen. In verschiedenen Gefechten hatten die Verbündeten schon vorher gesiegt; jetzt standen sie den Franzosen bei Leipzig gegen- über, die Österreicher unter Schwarzenberg, die Preußen unter Blücher, die Russen unter Wittgenstein, die Schweden unter ihrem Kronprinzen, zusammen 300000 Mann; der Franzosen waren 200000 Mann. Völ- ker von den fernen Grenzen Asiens und vom mittelländischen und atlantischen Meere trafen hier zusammen; daher nennt man diese Schlacht die Völkerschlacht. Sie begann am 16. Oktober 1813. Die Erde erbebte in weitem Umkreise von dem Donner der Geschütze, und mit gewaltiger Anstren- gung und rühmlichem Heldenmuthe wurde auf beiden Seiten gekämpft. Am Nachmittag schien es, als werde Napoleon siegen; schon ließ er mit allen Glocken in Leipzig läuten. Aber er triumphierte zu früh; denn bis zum Abend errang Blücher bei dem Dorfe Möckern die größ- ten Vortheile. Am Abend beleuchteten acht brennende Dörfer und Städte das blutige Schlachtfeld: wie Leichenkerzen flackerten die Wacht- feuer in der weiten Todtenstille. In ernster Erwartung sah alles dem folgenden Tage entgegen. Der Morgen des 17. Octöbers — er war ein Sonntag — brach an; doch führte dieser Tag die Heere nicht zu neuem Kampfe. Napoleon machte Friedensvorschläge, die aber nicht angenommen wurden. Da erschien der 18. October, der das fremde Joch mit blutigen Schlägen zertrümmerte. Napoleon hielt auf einem Hügel, auf wel- chem eine Windmühle stand, und leitete von da aus die Schlacht. In nicht gar weiter Entfernung ihm gegenüber weilten auf einem Hügel Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen und die beiden Kaiser Franz von Österreich und Alexander von Rußland. Noch deckte ein dichter Nebel das weite Feld. Als der erste furchtbare Kanonendonner erscholl, brach die klare Herbstsonne durch und beleuchtete die Walstatt. Heftig

6. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 58

1910 - Hannover : Helwing
— 58 — gesetz von 1833 keine hinreichende Gewähr für das dauernde Glück seiner Untertanen sehen könne". Durch das Edikt vom 1. November 1837 wurde das Staatsgruudgesetz aufgehoben. Damit war der Anfang eines Verfassungsstreites gegeben, der drei Jahre währte und in dem das Land schließlich unterlag; denn 1840 kam ein neues Versassungs- gesetz zu staude, das die Rechte des Volkes wesentlich schmälerte (7 Göt- tinger Professoren). Neue Unruhen brachte das Jahr 1848. Während aber in andern dentfchen Staaten nicht ohne blutige Kämpfe eine neue Ordnung der Dinge sich losrang, gelang es in Hannover dem Könige, der den all- verehrten Bürgermeister Stüve aus Osnabrück in seinen Rat berief, ruhigere Bahnen für eine gedeihliche Entwicklung einzuschlagen. Freilich wurde das Versassungsgesetz von 1849 nicht aufgehoben, aber doch an- gemessen verändert (September 1848). Unter Ernst Augusts Regierung sind mehrere ausgezeichnete Gesetze für die innere Verwaltung des Landes erlassen. Im Jahre 1843 erschien z. B. das langerwartete Gesetz über Verdoppelung und Gemeinheitsteilung. Wenn diese Gesetze durch un- verständige Anwendung auch dem Volksleben, wie wir heute wisseu, schweren Schaden zugefügt habeu, fo läßt sich doch leicht einsehen, welche große Erfparnng an Zeit und Kraft die Verdoppelung dein Landmanne zunächst brachte. Auch die Teilung der Gemeinheiten gereichte damals der Mehrheit zum Segens wo sonst dürftige, magere Viehweide war, entstanden jetzt fruchtbare Äcker, fchöue Gärten und Wiesen. Ernst Augusts Sohn, Georg V. (1851—1866), schon in der Jugend erblindet, bestieg nun den Thron. Von der Ritterschaft gedrängt, die im Verfaffungsgefetze von 1848 einige Rechte hatte preisgeben müssen, erließ er bald nach dem Antritt seiner Regierung eine Reihe von Ver- ordnungen, die im wesentlichen die Bestimmungen von 1840 wieder- herstellten. Auch iu dem Verhältnisse unseres Königreichs nach außen traten Veränderungen ein. Ernst August hatte sich stets an Preußen angeschlossen: er hatte lange Zeit in Berlin gelebt, und seine Gemahlin war eine Schwester von Preußens unvergeßlicher Königin Luise; dagegen wandte König .Georg V. sich mehr Österreich zu. In dem Kriege Preußeus mit Österreich (1866) trat König Georg auf die Seite Öfter- reichs. Hannover wurde deshalb fofort befetzt; am 16. Juni begann von Holstein und Minden aus der Einmarsch preußischer Truppen. An demselben Tage, bald nach Mitternacht, verließ König Georg seine Hauptstadt und begab sich nach Göttingen, wo sich sein Heer um ihn sammelte. Vou dort aus wollte der König durch Thüringen ziehen, um in Bayern zu seinen süddeutschen Bundesgenossen zu stoßen. Bei Langensalza aber wurden die Hannoveraner am 27. Juni von den Preußen angegriffen. Glänzend bewährte sich die althannoversche Tapferkeit. Die Hannoveraner siegten. Kampf und Sieg waren aber unnütz; denn da am andern Tage stets frische preußische Truppen ankamen, sah sich die Armee umzingelt und mußte kapitulieren. Mit dem Stabe in der Hand kehrten unsere tapferen Krieger heim. König Georg V.

7. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 167

1864 - Hannover : Hahn
167 noch in unserm Lande als Regel, daß jedes Bauergrrt in einem solchen Verhältnisse stehen müsse. Eine gewisse Masse Landes, das nicht in allen Gegenden gleich ist, gehört dazn, um ein Vollmeiergut, eine geringere, um ein Halb- meiergut ;u bilden. Die Hufe, hoba, 30 Morgen Land, war in der Regel das bestimmende Maaß. Mit der Größe des Guts in genauem Verhältnisse stehen die Rechte des Bebauers in Beziehung auf Gemeinde-Nutzungen, Abstimmungen oder sonstige Gemeinde- sachen. Der Meier mußte das Gut in demselben Maaße, wie er es be- kommen, erhalten lind wieder abliefern, durfte ohne Genehmigung des Gutsherrn nichts davon veräußern, und mußte Dienste und Abgaben davon leisten. Waren diese vorher ausbedungen, so nannte man sie „gemessene Dienste", im entgegengesetzten Falle „ungemessene", d. h. solche, welche der Gutsherr nach Belieben fordern konnte. Letzteres war wohl das ursprüngliche und gewöhnliche; selbst die gemessenen Dienste und Abgaben liefen auf ungemessene dadurch hinaus, daß der Gutsherr das Recht hatte, seinen Meier jeden Augenblick nach Belieben und ohne einen Grund anzugeben, von dem Meiergut fortzujagen. Damit koiinte jede Erhöhung, selbst der gemessenen Dienste und Abgaben, iiach Belieben erzwiingeii werdeii. Denii ein eigentliches Erbrecht hatte der Bauer lange liicht an seinem Hose, wenii es auch wohl oft genug schoii vorkam, daß ein solches von mehreren Geiierationen Einer Familie besessen war. Vertrugen sich die betreffeiiden Personen, so war es gut; wo nicht, so miißte der Bauer weichen. Dies sind zwei Hailptsachen bei deii Meier- oder Bauernver- hältnissen des Mittelalters, uiid sie erkläreii schon völlig utib über- hin die traurige Lage dieses ackerbaueiiden Standes und den Griind des schrecklichen Bauernkrieges im Aiifaiig des 16. Jahrhunderts. Waren die Bauern auch nicht Sieger in demselben geblieben, so wurden doch die Gutsherreil nach dcmsclbeii häilfig klüger. Seit 1512 und 1526 begegnen wir Gesetzen, die bestimmen, daß der Bauer nicht über die Maßeii angestrengt, lind nicht ohne Grund aus seinem Gut getrieben »rerben soll. Von da ab wird das Ver- hältniß des Bauern ein immer mehr festeres uiid durch besondere Gesetzgebiliig geregelteres. Erst, nachdem dies vorangegangen war, hatte der Stand viel gewonnen; früher war der alleinige Gewinn der persönlichen Frei-

8. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 367

1864 - Hannover : Hahn
3g7 Schlacht von Waterloo kann endlich nicht erwähnt werden, ohne des Theils zu gedenken, den die tapferen Hannoveraner daran gehabt haben. Aber natürlich konnte auch ein solcher Ruhm nicht ohne Verlast und Blut erkanst werden. In den verschiedenen Schlachten und bei erstürmten Festungen fanden über 6000 Mann und 105 Offiziere den Tod vor dein Feinde. Möchten sich die nachfolgenden Generationen solcher Beispiele der Vaterlandsliebe oft und gern erinnern! In dem ehemaligen Kurfürstenthnm Hannover schien sich zu jener Zeir die französische Herrschaft immer mehr befestigen zu wol- len. Da plötzlich im Jahre 1812, als sie ans dem höchsten Gipfel ihrer Macht zu sieben schien, drängte sich Alles zu einem Umsturz der bestehenden Verhältnisse. Die romantische Freundschaft zwischen Alexander und Napo- leon, die in Tilsit begann und zu Erfurt der erstaunten Welt ein nie gesehenes Schauspiel bereitete, konnte sich, den Dingen gegen-- über wie sie wirklich waren und täglich sich geltend niachten, nicht lange halten. Eine Theilung der Welt zwischen Rußland und Frankreich als den Hauptmächten in derselben, womit Alexander geködert war, mußte diesem bald selbst ^als ein Hirngespinst er- scheinen. Aber fühlbar drückten in Rußland die Forderungen der Continentalsperre, der es beigetreten war, lind ihre Unerträglich- keit erkannte Jeder von Tage zu Tage mehr. Als ein Verwandter Alexanders, der Herzog von Oldenburg, seines Landes beraubt wurde, trat persönliche Erbitterung gegen Napoleon geradezu ati die Stelle der Freundschaft zu demselben. Dazu hatte letzterer in jener Zeit viele Redeil von der Herstellung Polens fallen lassen, eiil Gegenstand, der Alexander anfs Tiefste verhaßt war. So wur- den die Noten, die zwischen Paris und Petersburg hin- und her- gingen, täglich gereizter uild heftiger; Frankreich rüstete seit Decem- der 1810, Rußland sing 1811 damit an. Der russische Feldzug war uilvernieidlich. Zll dem Heere, das Napoleon zil diesem Zweck bestimmt hatte, und dessen Stärke verschieden auf 450,000 bis 608,000 Mann an- gegeben wird, hatten Deutschland und die Rheinbundfürsten — denn ailch Preußen lind Oesterreich sah man ans Napoleons Seite, erster es gezwungen, letzteres freiwillig — allein 150,000 wohl aus- gerüstete Krieger gestellt. König Jerome hatte anfangs sein zu einem besonder!, Armeecorps sormirtes westphälisches Contingent

9. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 221

1864 - Hannover : Hahn
221 des lutherischen Glaubens in Deutschland zu Felde zu ziehen. Gustav Adolf landete 1630 in Deutschland in der Meinung, von seinen Glaubensbrüdern mit offenen Armen empfangen zu werden. Ob- gleich er sich hierin bitter täuschte, indem diese noch zu schwankend in dem Zutrauen für die abermalige Hülfe aus dem Norden waren, auch ihre Menge eine sofortige Einigung nicht zuließ, so drang Gustav Adolf dennoch unerschrocken vor, und dies Vordringen ward mit Erfolg gekrönt. Erft nachdem die Schlachten bei Breiten- feld und Leipzig geschlagen waren, erst nach dem grausamen Wüthen Tilly's in Magdeburg sollte das Mißtrauen der Protestanten in Deutschland gegen Gustav Adolf weichen. 1631 trat der Herzog Georg abermals mit ihm in Verbindung und das Resultat war seine Ernennung zum schwedischen General und die Verpflichtung zur Stellung von 4 Regimentern. Seine Handlungsweise ward von dem greisen Bruder Christian nicht gebilligt, und kam ihm dieser zur Erfüllung der eingegangenen Verpflichtung wenig genug zu Hülfe. Friedrich Ulrich trat dagegeii 1632 unter gänzlicher Um- gehung des Vetters, zu dem er nichts weniger als Ziliieigung hegte, mit Gustav Adolf in Verbiiidung, wodurch er für die auszuwen- denden Kriegskosteu neben dem kleiiien Stift Hildesheim ailch die Städte Goslar, Dudersiadt iind Gieboldehallsen nnb einen Th eil des Eichsfeldes §u erlangen gedachte. Während des Jahres 1632 zog sich der Kampf hin, ebne daß von kaiserlicher uiid protestan- tischer Seite besondere Vortheile errungen wurden, bis gegen Ende dieses Jahres Hildesheim in Pappenheim's Hand gelangte und Gustav Adolf bei Lützen siel, diirch welche beiden Ereignifie die Lage der Protestaiiteu in Niedersachsen mißlicher denn je ward. Der Schweden Auftreten nach dem Tode des Königs war der Art, daß es der protestalltischeii Sache mehr Schaden als Vortheil brachte. Herzog Georg hielt, was irgend zu halteii war. Mehrere kleiiie Ge- fechte wiirden voii ihm dem Feinde geliefert, iind am 28. Juiii 1633 gewann er über diese bei Hessisch-Oldendors in einer bliltigen Schlacht einen glänzenden Sieg. Einige Tage später fiel auch Hameln in seine Hand. So kam das Jahr 1634 heran und mit ihm die Erlösungs- stunde für den unglücklichen Friedrich Ulrich. Am 11. August 1634 starb er zu Braunschweig, und mit ihm erlosch das mittlere Haus Braunschweig, das mit dem Sohne des Magnus Torquatus, Hein- rich, seinen Ursprung genommen. Friedrich Ulrich ließ das Land

10. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 353

1864 - Hannover : Hahn
353 reich, und schon im Anfänge des Jahres 1804 konnte man in England die englisch-deutsche Legion errichten, die anfangs ans 4 Bataillons Fußvolk, zwei Regimentern Reiterei und einer Batterie, zusammen ans 3000 Mann bestand, deren Ruhm bald durch ganz Europa flog. Bei allem diesen war das kleine Kurfürstenthnm rathlos und hülflos und mußte Alles geschehen lassen. Die Minister von Arnö- waldt, Graf Kielmansegge und der geheime Cabinetsrath Rndloff retteten Vermögen und Kostbarkeiten des regierenden Hauses nach Schwerin. Unter dem Minister v. d. Decken blieben dagegen vorerst fast alle hannoverschen Staatsdiener ans ihren Posten, und die Franzosen änderten daran nichts, weil ihnen ans diese Art ihre vielfache» Forderungen leichter eingingen. Neer zwei neue Behörden errichteten die Feinde, die für ihre eigenen Vorth eile sorgten, die Erckntiv-Comnnssion unter Mortier's Schwager Dür- bach, und die Landesdepntation, bestehend ans landständischen und landesherrlichen Depntirten. Leider vermochten diese woblwollenden Behörden nicht alles lieble abznwenden. Will man wissen, was ein Land, das 5 Millionen Thaler Einkünfte, 3'/r vom Lande und 1*/, von den Domainen, hatte, innerhalb der 2y2 Jahre der französischen Besatzung getragen, so ergiebt sich Folgendes: Verlust des Armee-Materials, Sold von 25,000 Franzosen, deren Erhaltung und Bekleidung,Festnngsban,Ehrenansgaben n.s.w. wird ans wenigstens 26,500,000 Thaler geschätzt. Eingnarticrungs- lasten der Unterthanen, gänzliches Sinken des Weethes der Grund- stücke in den Städten n. s. w. bringt diese Sumnie wenigstens auf das Doppelte. Dazu mußten, nur um Geld herbeizuschaffcn, Anleihen unter jeder Bedingung eingegangen werden, die noch lange nach- her das Land schwer gedrückt haben. Nicht minder griff man, um nur Geld zu schaffen, zu jedem andern Mittel; eine von Bernadotte befohlene Devastation des Sollings, durch einen einzigen Holz- schlag, an Werth 2,400,000 Franks, hat dem Walde noch fast 50 Jahre nachgehangen. Unter beu als Trophäen nach Paris entführten Stücken befanden sich die Race-Pferde des Marstalls, die Edelhirsche des Sollings und das ganze Jagdgeräth Georg Ii., so wie die Handschrift Leibnisss von demjenigen Memoir, das er einst als „Consilium Aegyptiacum« an Ludwig Xiv. überreicht 23
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