Höhen. 93
und den Geiz. (S. Sage S- 102.) In dem Heldenkaiser Wilhelm I. war dem
Vaterlande Barbarossa wieder erwacht; denn er schnf dnrch ruhmvolle Siege ein
einiges deutsches Kaiserreich. Zum Danke hat darum das deutsche Volk (die deutschen
Kriegerverbände) Kaiser Wilhelm dem Siegreichen auf dem Kyffhäuser in unseren
Tagen ein herrliches Denkmal erbaut.
Es ist neben der alten Vurg Kyffhaufen ganz aus dem Gestein des Kyffhäusers
errichtet. Einzelne Teile sind sogar in den Felsen gehauen. Eine halbkreisförmige
Terrasse von 100 in Durchmesser umgibt das Denkmal und bildet die Grundfläche.
Auf ihr erhebt sich eiue zweite Terrasse. Auf dem fchloßhofartigeu Platze derselben
sieht man das Rubegemach Friedrich Barbarossas. Die mächtige Gestalt des alten
Kaisers hält den Reichsapfel und das Schwert in den Händen. Breite Treppen
führen von hier aus auf die letzte Stufe, auf der sich ein kirchtnrmhoher Ban erhebt
(64 m). In der Mitte des Tnrmes befindet sich auf einem Vorsprunge das Reiter-
standbild Kaiser Wilhelm I. (9,70 m). Die Kaiserkrone bildet die spitze des Deuk-
malturmes. Im Innern des Turmes ist eine große, hellerleuchtete Halle, die als
Versammluugssaal dient. Zur Kroue führt eine Treppe hinauf. Von hier aus
hat man eine große Fernsicht. Obwohl das Gebirge wasserarm ist, so ist es doch
dicht mit Bucheu und Eichen bewaldet.
Der Bergzug besteht aus rotein Sandstein, der vielfach gebrochen und
zu vortrefflichen Mühlsteinen verarbeitet wird. Der Sandstein schließt
zahlreiche versteinerte Holzstämme ein. Der Südabhang des Kyffhäusers
schimmert mit feinen weißen Bergkegeln weithin; es sind Gipsfelsen.
Gipsberge sind gewöhnlich reich an Höhlen, die wegen der geringen
Festigkeit des Gesteins vom unterirdischen Wasser ausgewaschen sind.
Auch hier entdeckte man eine größere Höhle, die B a r b a r o s s a h ö h l e
(früher Falkenhöhle). An den Wänden und von der Decke hängen zahl-
lose Gipsstreiseit, -bänder und -klumpen von wunderlichen Gestalten herab.
In den vier Teilen der Höhlen sind neun größere, tiefe Teiche. Die
Höhle ist vielleicht die größte und schönste unseres Vaterlandes. Wetter-
reget: „Steht Kaiser Friedrich ohne Hut, bleibt das Wetter schön und
gut; trägt er einen Degen, so gibt's Regen."
b) Die Hainleite, d. h. Hain ^ Wald, Leite ^ Bergrücken.
Die Hainleite beginnt am Eichsselder Tore und endet an der
Unstrut mit der Höhe der Sachsenburg. Sie ist ein langer Bergzug mit
wenigen Einsenkungen. Die Unstrutwipper und die Eisenbahn Erfurt-
Nordhausen benutzen diese. Zur Unstrutwipper fällt der waldige Rückeu
oft schroff ab. Auf dem rechten Unstrutuser setzt sich der Höhenzug als
Schmücke (d. h. sanster Anstieg) und Finne (d. h. Sumpshöhe) fort.
Das Durchbruchstal der Unstrut heißt die Thüringer Psorte. Die
Finne zieht als breite, waldige Hochfläche (ihr nördlicher Rand wird an-
fangs die Schrecke genannt, d. h. steiler Bergzug) bis zur Saale. Die
Finne bildet oft liebliche Täler, z. B. bei dem Badeorte Rastenberg. Der
Volksmund sagt: „Auf der Finne gibt's große Schüsseln und wenig drinne."
e) Die Hörselberge.
Die Hörselberge ziehen oft unterbrochen in Gestalt einer Mauer
längs der Hörsel nach So. Den Höhepunkt der kahlen Kalkselsen bildet
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Barbarossa Barbarossa Wilhelm Friedrich_Barbarossas Friedrich Barbarossas Wilhelm_I. Friedrich Friedrich
Politisches. 137
Brandenburger Staat anwuchs, so vergrößerte sich auch Berlin. Zur Zeit des
großen Kurfürsten zählte Berlin 20000 und heute mit seinen Vororten über
2 Millionen Bewohner. Die ehemaligen Vorstädte: Dorotheenstadt, Friedrichsstadt,
Luisenstadt, Königsstadt sind innig zu eiuem Ganzen verschmolzen- selbst die Vor-
orte Tegel, Dalldorf, Rixdorf, Stralau, Rummelsburg, Treptow, Tempelhof,
Schöneberg, Steglitz, Lichterfelde, Marienfelde sind beinahe herangewachsen. Dieser
gewaltigen Volksmenge liefern hauptsächlich die Judustrie und der Handel den
Unterhalt. An Industrie und Handelszweigen sind hier vertreten namentlich Eisen-
waren (Borsig, Maschinen), Porzellan-, Möbelfabriken, Anlagen für elektrische
Geräte, großartige Geschäfte für Putz und Kleidung, Verkaufsstellen der Produkte
der Land- und Forstwirtschaft. Wie früher die großen Handelsstraßen von Berlin
über Stettin, Danzig, Frankfurt, Breslau, Leipzig, Magdeburg, Hamburg führten,
fo fetzen jetzt die Eisenbahnen Berlin mit den wichtigsten Orten des Vaterlandes,
ja des ganzen Erdteils in Verbindung, so daß es auch eiu Knotenpuukt des ge-
samten europäischen Handels und Verkehrs geworden ist.
Das Königliche Schloß, das Kurfürst Joachim 1538 erbaute und das fast
alle Nachfolger bis heute ergänzten, liegt auf der uralten wendischen Spreeinsel
in Kölln. Der umfangreiche, aber sehr einfache Bau hat 197 m Vorder- (N.) und
117 m Seitenfront (W). Unter feinen 600 Zimmern und Sälen gilt der „Weiße
Saal" als der schönste. Vor der Seitenfront erhebt sich das überwältigende
Denkmal des Heldenkaisers Wilhelm des Großen. Der Nordfront gegenüber ist
ein neuer Dom gebaut. Vom Schloßplatz führt die berühmte Straße „Unter den
Linden" in die Stadt. Vier Alleen scheiden sie in Fahrstraßen, Reit- und Prome-
nadenwege. Die anliegenden Häufer sind wahre Prachtbauten, vor allen das
Kaiserliche Palais. Hier wohnt die Kaiserliche Familie im Winter; hier schaute
Wilhelm der Große so oft durch das historische Eckfenster auf die ihm zujubelnde
Volksmenge; hier verschied er auch. Die Zimmer, die er bewohnte, sind unver-
ändert. Der Besucher betritt sie voll Rührung und Andacht im Herzen; sie sind
ihm heilige Räume. Vor dem Palais erhebt sich das Erzstandbild Friedrichs des
Großen. Das Ende der Lindenallee bildet das gewaltige, 20 m hohe Branden-
burger Tor mit der Siegesgöttin. Nicht weit davon liegt im Tiergarten das
herrliche Reichstagsgebäude. Der Tiergarten ist eiu 225 ha großer, schöner Park
(ohne Tiere). In der Nähe des Reichstagsgebäudes erhebt sich die 51 m hohe
Siegessäule, die das Gedächtnis an die Kriege von 1864, 1866 und 1870/71
wacherhält.
Im S- zweigt sich von der Lindenallee die prächtige Wilhelmstraße ab, in der
der Reichskanzler und die meisten Minister und Gesandten wohnen. In gleicher
Richtung mit der „Lindenallee" zieht die Leipzigerstraße, wo das Herren- und das
Abgeordnetenhaus liegen. Die längste Straße Berlins ist die schnurgerade Friedrich-
straße (5 km); sie schneidet die Straße „Unter dm Linden". Berlin ist auch der
Hauptsitz der deutschen Wissenschaft und Kunst und birgt eine große Fülle
geschichtlicher, wissenschaftlicher und künstlerischer Sehenswürdigkeiten. Unter den
hervorragenden Lehranstalten sind besonders zu nennen: Die Universität, die Berg-
akademie, die Akademie der Wissenschaften- Der Geschichte und Kunst dienen die
Akademie der Künste, das Zeughaus (Ruhmeshalle), das Hohenzollernmuseum und
die Nationalgalerie. An sonstigen Sehenswürdigkeiten sind noch hervorzuheben:
Die Sternwarte, das Aquarium, das Panoptikum, der zoologische Garten, das
Denkmal des Großen Kurfürsten und das der Königin Luise im Tiergarten, die
Charit«, die Wasserwerke, der Zentral-Vieh- und Schlachthof.
Ein Gang durch den schönen Tiergarten führt nach der Villenstadt Ehar-
lottenburg. Hier ist die Begräbnisstätte (das Mausoleum) Friedrich Wilhelm Iii.
und seiner Gemahlin Luise (die Eltern) und Wilhelm I. (der Sobn) nebst Gemahlin.
Südlich von Berlin dehnt sich die Hasenheide, ein großer Kiefernwald, ans. Hier
legte der berühmte Turnvater Jalm den ersten Turnplatz an (1811). In der Nähe
erhebt sich der 65 m hohe Kreuzberg, auf dessen Spitze ein Kriegerdenkmal zur
Eriuneruug an die Freiheitskriege errichtet wnrde. Von der Höhe hat man eine
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Joachim Wilhelm Wilhelm Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Jalm
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Friedrichsstadt Luisenstadt Rixdorf Stralau Rummelsburg Treptow Tempelhof Schöneberg Steglitz Lichterfelde Marienfelde Berlin Stettin Danzig Frankfurt Breslau Leipzig Magdeburg Hamburg Berlin Friedrichs Lindenallee Lindenallee Berlins Berlin Berlin Kreuzberg
Politisches. 151
Brandenburger Staat anwuchs, so vergrößerte sich auch Berlin. Zur Zeit des
Großen Kurfürsten zählte Berlin 20000 und heute mit seinen Vororten über
2 Millionen Bewohner. Die ehemaligen Vorstädte: Dorotheenstadt, Friedrichsstadt,
Luisenstadt, Königsstadt sind innig zu einem Ganzen verschmolzen; selbst die Vor-
orte Tegel, Dalldorf, Rixdors, Stralau, Rummelsburg, Treptow, Tempelhof,
Schöneberg, Steglitz, Lichterfelde, Marienfelde sind beinahe herangewachsen. Dieser
gewaltigen Volksmenge liefern hauptsächlich die Industrie und der Handel den
Unterhalt. An Industrie und Handelszweigen sind hier vertreten namentlich Eisen-
waren (Borsig, Maschinen), Porzellan-, Möbelfabriken, Anlagen für elektrische
Geräte, großartige Geschäfte für Putz und Kleidung, Verkaufsstellen der Produkte
der Land- und Forstwirtschaft. Wie früher die großen Handelsstraßen von Berlin
über Stettin, Danzig, Frankfurt, Breslau, Leipzig, Magdeburg, Hamburg führten,
1o setzen jetzt die Eisenbahnen Berlin mit den wichtigsten Orten des Vaterlandes,
ja des ganzen Erdteils in Verbindung, so daß es auch ein Knotenpunkt des ge-
samten europäischen Handels und Verkehrs geworden ist.
Das Königliche Schloß, das Kurfürst Joachim 1538 erbaute und das fast
<llle Nachfolger bis heute ergänzten, liegt auf der uralten wendischen Spreeinsel
in Kölln. Der umfangreiche, aber sehr einfache Bau hat 197 m Vorder- (N.) und
117 m Seitenfront (W.). Unter feinen 600 Zimmern und Sälen gilt der „Weiße
Saal" als der schönste. Vor der Seitenfront erhebt sich das überwältigende
Denkmal des Heldenkaisers Wilhelm des Großen. Der Nordfront gegenüber ist
ein neuer Dom gebaut. Vom Schloßplatz führt die berühmte Straße „Unter den
Linden" in die Stadt. Vier Alleen scheiden sie in Fahrstraßen, Reit- und Prome-
nadenwege. Die anliegenden Häuser sind wahre Prachtbauten, vor allen das
Kaiserliche Palais. Hier wohnt die Kaiserliche Familie im Winter; hier schaute
Wilhelm der Große so oft durch das historische Eckfenster auf die ihm zujubelnde
Volksmenge; hier verschied er auch. Die Zimmer, die er bewohnte, sind unver-
ändert. Der Besucher betritt sie voll Rührung und Andacht im Herzen; sie sind
ihm heilige Räume. Vor dem Palais erhebt sich das Erzstandbild Friedrichs des
Großen. Das Ende der Lindenallee bildet das gewaltige, 20 m hohe Branden-
burger Tor mit der Siegesgöttin. Nicht weit davon liegt im Tiergarten das
herrliche Reichstagsgebäude. Der Tiergarten ist ein 225 da großer, schöner Park
<ohne Tiere). In der Nähe des Reichstagsgebäudes erhebt sich die 51 m hohe
Siegessäule, die das Gedächtnis an die Kriege von 1864, 1866 und 1870/71
wacherhält.
Im S- zweigt sich von der Lindenallee die prächtige Wilhelmstraße ab, in der
der Reichskanzler und die meisten Minister und Gesandten wohnen. In gleicher
Richtung mit der „Lindenallee" zieht die Leipzigerstraße, wo das Herren- und das
Abgeordnetenhaus liegen. Die längste Straße Berlins ist die schnurgerade Friedrich-
straße (5 km); sie schneidet die Straße „Unter den Linden". Berlin ist auch der
Hauptsitz der deutschen Wissenschaft und Kunst und birgt eine große Fülle
geschichtlicher, wissenschaftlicher und künstlerischer Sehenswürdigkeiten. Unter den
hervorragenden Lehranstalten sind besonders zu nennen: Die Universität, die Berg-
akademie, die Akademie der Wissenschaften. Der Geschichte und Kunst dienen die
Akademie der Künste, das Zeughaus (Ruhmeshalle), das Hohenzollernmuseum und
die Nationalgalerie. Au sonstigen Sehenswürdigkeiten sind noch hervorzuheben:
Die Sternwarte, das Aquarium, das Panoptikum, der zoologische Garten, das
Denkmal des Großen Kurfürsteu und das der Königin Luise im Tiergarten, die
Eharite, die Wasserwerke, der Zentral-Vieh- und Schlachthof.
Ein Gang durch den schönen Tiergarten führt nach der Villenstadt Char-
lottenburg. Hier ist die Begräbnisstätte (das Mausoleum) Friedrich Wilhelms Iii.
und seiner Gemahlin Luise (die Eltern) und Wilhelms I. (der Sohn) nebst Gemahlin.
Südlich von Berlin dehnt sich die Hasenheide, ein großer Kiefernwald, aus. Hier
legte der berühmte Turuvater Jahn den ersten Turnplatz an (1811). In der Nähe
erhebt sich der 65 m Johe Kreuzberg, auf dessen Spitze ein Kriegerdenkmal zur
Erinnerung an die Freiheitskriege errichtet wurde. Von der Höhe hat man eine
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TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Joachim Wilhelm Wilhelm Friedrichs Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Wilhelms_I. Jahn
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Friedrichsstadt Luisenstadt Stralau Rummelsburg Treptow Tempelhof Schöneberg Steglitz Lichterfelde Marienfelde Berlin Stettin Danzig Frankfurt Breslau Leipzig Magdeburg Hamburg Berlin Friedrichs Lindenallee Lindenallee Berlins Berlin Berlin Kreuzberg
Höhen. 107
und den Geiz. (S. Sage S- 116.) In dem Heldenkaiser Wilhelm I-. war dem
Vaterlands Barbarossa wieder erwacht; denn er schuf durch ruhmvolle Siege ein
einiges deutsches Kaiserreich. Zum Danke hat darum das deutsche Volk (die deutschen
Kriegeroerbände) Kaiser Wilhelm dem Siegreichen auf dem Kyffhäuser in unseren
Tagen ein herrliches Denkmal erbaut.
Es ist neben der alten Burg Kysfhausen ganz aus dem Gestein des Kyffhäusers
errichtet. Einzelne Teile sind sogar in den Felsen gehauen. Eine halbkreisförmige
Terrasse von 100 m Durchmesser umgibt das Denkmal und bildet die Grundfläche.
Alis ihr erhebt sich eine zweite Terrasse. Auf dein schloßhofartigen Platze derselben
sieht man das Ruhegemach Friedrich Barbarossas. Die mächtige Gestalt des alten
Kaisers hält den Reichsapfel und das Schwert in den Händen. Breite Treppen
führen von hier aus auf die letzte Stufe, auf der sich ein kirchturmhoher Bau erhebt
<64 m). In der Mitte des Turmes befindet sich auf einem Vorsprunge das Reiter-
flaubbilb Kaiser Wilhelm I. (9,70 m). Die Kaiserkrone bildet die Spitze des Denk-
maltnrmes. Im Innern des Turmes ist eine große, hellerleuchtete Halle, die als
Versammlungssaal dient. Zur Krone führt eine Treppe hinauf. Von hier aus
hat man eine große Fernsicht. Obwohl das Gebirge wasserarm ist, so ist es doch
dicht mit Buchen und Eichen bewaldet.
Der Bergzug besteht aus rotem Sandstein, der vielfach gebrochen und
zu vortrefflichen Mühlsteinen verarbeitet wird. Der Sandstein schließt
zahlreiche versteinerte Holzstämme ein. Der Südabhang des Kyffhäusers
schimmert mit seinen weißen Bergkegeln weithin; es sind Gipsfelsen.
Gipsberge sind gewöhnlich reich an Höhlen, die wegen der geringen
Festigkeit des Gesteins vom unterirdischen Wasser ausgewaschen sind.
Auch hier entdeckte man eine größere Höhle, die Barbarossa höhle
früher Falkenhöhle). An den Wänden und von der Decke hängen zahl-
lose Gipsstreifen, -bänder und -klumpen von wunderlichen Gestalten herab.
In den vier Teilen der Höhlen sind neun größere, tiefe Teiche. Die
Höhle ist vielleicht die größte und schönste unseres Vaterlandes. Wetter-
r^gel: „Steht Kaiser Friedrich ohne Hut, bleibt das Wetter schön und
gut; trägt er einen Degen, so gibt's Regen."
d) Die Hainleite, d. h. Hain = Waid, Leite ^ Bergrücken.
Die Hainleite beginnt am Eichsfelder Tore und endet an der
Unstrnt mit der Höhe der Sachsenburg. Sie ist ein langer Bergzug mit
wenigen Einsenkungen. Die Unstrntwipper und die Eisenbahn Erfurt-
Nordhausen benutzen diese. Zur Unstrutwipper fällt der waldige Rücken
oft schroff ab. Auf dem rechten Unstrutufer setzt sich der Höhenzug als
Schmücke (d. h. sanfter Anstieg) und Finne (d. h. Sumpfhöhe) fort.
Das Durchbruchstal der Unstrut heißt die Thüringer Pforte. Die
Finne zieht als breite, waldige Hochfläche (ihr nördlicher Rand wird an-
fangs die Schrecke genannt, d. h. steiler Bergzug) bis zur Saale. Die
Finne bildet oft liebliche Täler, z. B. bei dem Badeorte Rastenberg. Der
Volksmund sagt: „Auf der Finne gibt's große Schüsseln und wenig drinne."
e) Die Hörselberge.
Die Hörselberge ziehen oft unterbrochen in Gestalt einer Mauer
längs der Hörfel nach So. Den Höhepunkt der kahlen Kalkfelsen bildet
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Barbarossa Barbarossa Wilhelm Friedrich_Barbarossas Friedrich Barbarossas Wilhelm_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich
19
verzaubert sitze, und zwar so lauge, bis Deutschlaud wieder ein
eiuiges, durch seine Einigkeit starkes Reich geworden. Das ist denn
auch seit 1870 zur großen Freude des deutschen Volkes geschehen.
Und darum haben die deutschen Kriegervereine gerade auf dem
Gipfel des Kyffhäusers ihrem Kaifer Wilhelm I. ein prachtvolles
Denkmal errichtet.
Die Vvläsung Varösroms.
1. Der alte Barbarossa,
Der Kaiser Friederich,
Im uuterird'schen Schlosse
Hält er verzaubert sich.
2. Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt,
Er hat im Schloß verborgen
Zum Schlaf sich hingesetzt.
3. Er hat hinabgenommen
Des Reiches Herrlichkeit
Und wird einst wiederkommen
Mit ihr zu seiner Zeit.
4. Der Stuhl ist elfenbeinern,
Worauf der Kaiser sitzt,
Der Tisch ist marmelsteinern,
Worauf das Haupt er stützt.
5. Sein Bart ist nicht von Flachse,
Er ist von Feuersglut,
Ist durch den Tisch gewachsen,
Worauf sein Kinn ausruht.
ö. Er nickt als wie im Traume,
Sein Aug' halb offen zwinkt,
Und je nach langem Räume
Er einem Knaben winkt.
10. Drum, Kaiser, träume weiter
In tiefer Felsenkluft,
Bis dich und deine Streiter
Der Deutschen Stimme ruft!"
11. Und siebenhundert Jahre
Währt schon des Alten Traum;
Da tönt die Kriegsfanfare
Hinab in seinen Raum.
12. Es hört der Held mit Staunen
Der Schwerter hellen Klang,
Den Donner der Kartaunen
Und wilden Schlachtgesang.
13. Er sprengt die Felsenthore,
Tritt an des Berges Rand;
Da rauscht's im vollen Chore
Siegjubelnd durch das Land.
14. Die alten Banner wehen
Verjüngt in neuer Pracht;
Und Deutschlands Söhne stehen
Vereint zu Deutschlands Macht.
15. Wie Nebel ist zerstoben
Der Raben düstre Schar,
Und siegreich kreiset oben
Der Hohenzollern Aar.
7. Er spricht im Schlaf zum Knaben: 16. Da hebt die Flammenblicke
,Geh' hin vors Schloß, o Zwerg, Der Kaiser himmelan,
Und sieh, ob noch die Raben
Herfliegen um den Berg.
8. Und wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar,
So muß ich auch noch schlafen
Verzaubert hundert Jahr."
9. Und immer kehret wieder
Mit trübem Blick der Zwerg:
„Noch rauschet das Gefieder
Der Raben um den Berg.
Und dankend dem Geschicke,
Spricht er, erlöst vom Bann:
17. „Heil Dir und Deinem Zeichen,
Du Hohenzollernsohn!
Fest wie die deutschen Eichen
Steht Dein erhabner Thron!
18. Nun steig' ich freudig nieder
In meines Grabes Nacht:
In Dir erneut sich wieder
Die deutsche Kaisermacht."
Nach Fr. Rückert von Karl Bo^rnemann.
Die llnstrut wendet sich bei der Mündung der Helme wieder
nach Südosten. An ihr liegt Memleben. Dort sind die deutschen
Kaiser Heinrich I. (919 — 936) und Otto I. oder der Große
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Barbarossa Barbarossa Friederich Karl_Bo^rnemann Karl Heinrich_I. Otto_I.
24
Welche Schlacht haben wir bereits aus dem siebenjährigen Kriege
gehabt? — Wann war sie? — Die Schlacht bei Roßbach fand im zweiten
Jahre des Krieges statt. Die Preußen hatten sich auf einem Berge gelagert.
Ihr Heer zählte nur 22000, das der Feinde 60000 Mann. Die Franzosen
rechneten darum auch bestimmt auf den Sieg. Ihre einzige Sorge war nur,
die Preußen könnten ihnen noch entrinnen. Darum umstellten sie in einem
weiten Bogen das preußische Lager. Die Preußen schienen sich gar nicht
verteidigen zu wollen; ruhig saßen sie vor ihren Zelten und aßen ihr Mittag-
brot. Plötzlich aber winkt der König. Im Nu sind die Zelte verschwunden,
und die Preußen haben sich in Schlachtordnung aufgestellt. Ihre Kanonen
donnern. Zu gleicher Zeit braust Seydlitz mit seinen Reitern heran. Da
ergreift Schrecken und Verwirrung die Feinde, und ehe noch zwei Stunden
verflossen sind, befindet sich ihr ganzes Heer auf der Flucht. — Dieser Sieg
Friedrichs erregte in ganz Deutschland großen Jubel, und überall sang man
damals: „Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen,
so läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen."
Eine kurze Strecke hinter Merseburg nimmt die Saale auf
dem rechten Ufer die Wei^e Elster auf. Dieselbe entspringt ans
dem Elstergebirge und fließt im Königreich Sachsen an der
Stadt Plauen vorbei.
Auch durch die zwei wichtigsten Stücke der beiden renßischen Fürsten-
tümer kommt die Weiße Elster. Greiz, die Hauptstadt des Fürstentums
Reuß älterer Linie, und Gera, die Hauptstadt des der jüngeren Linie ge-
hörenden Fürstentums, liegen an dem Flnsse.
Zwei Stunden oberhalb Zeitz tritt die Elster in den Reg.-
Bez. Merseburg ein. Zeitz hat 25000 Einwohner. Es liegt zu
einem großen Teile auf einem Bergabhange. In der fruchtbaren
Umgegend wird viel Garten- und Gemüsebau betrieben. Anch
reichhaltige Braunkohlenwerke besinden sich in der Nähe der Stadt.
Zeitz gehörte früher zum Bistum Naumburg. Durch den westfälischen
Frieden (1648) kam es an das Kurfürstentum Sachsen, wurde später die
Residenz der Herzöge von Sachsen-Zeitz und siel, als diese ausstarben,
wieder an Kursachseu zurück. Zu Preußen gehört es seit 1815.
Zwei Stunden unterhalb Zeitz verläßt die Elster unsere
Provinz wieder und fließt abermals durch das Königreich
Sachsen. Hier nimmt sie bei Leipzig die Pleite auf. Leipzig
ist berühmt als Handelsstadt. Vor allem ist hier der Mittel-
Punkt des ganzen deutschen Buchhandels In der Stadt befinden
sich mehr als 200 Buchhandlungen, Von großer Wichtigkeit für
den Leipziger Handel sind die großen Messen, die um Neujahr,
Ostern und Michaelis abgehalten und selbst von einer großen An-
zahl ausländischer Kaufleute besucht werden. Großen Ruf hat
auch die Leipziger Universität. — In der Nähe von Leipzig
besiegte im dreißigjährigen Kriege der Schwedenkönig Gustav
Adolf die Kaiserlichen unter Tilly (7. September 1631). Bei
Leipzig wurde auch am 16., 18. und 19. Oktober 1813 die große
Völkerschlacht geschlagen, die Deutschland von dem Joche
Napoleons befreite.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Michaelis Gustav
Adolf Gustav Adolf Tilly Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Roßbach Friedrichs Deutschland Merseburg Königreich_Sachsen Plauen Greiz Gera Merseburg Zeitz Zeitz Bistum_Naumburg Sachsen Sachsen-Zeitz Sachsen Leipzig Leipzig Deutschland Napoleons
— 25 —
Der Bruderkrieg.
A. Darbietung.
Wie Friedrich der Sanftmütige von seinem Bruder Wilhelm bekriegt wurde.
1. Ursache des Bruderkrieges.
Kurfürst Friedrich der Streitbare hinterließ zwei Söhne, Friedrich und Wilhelm. Auf dem Sterbebette noch sagte ihr Vater zu ihnen: „Seid einträchtig, gebet einer dem anderen nach und vergebet einander!" Anfangs beherrschten sie auch Thüringen und Meißen gemeinschaftlich in voller Eintracht; das Kurfürstentum gehörte nämlich dem älteren Friedrich allein. Nach einiger Zeit aber wünschte Wilhelm die Teilung der Länder. Friedrich der Sanftmütige ging darauf ein und überließ seinem jüngeren Bruder die Teilung. Wilhelm machte zwei Teile: Meißen und Thüringen, während Freiberg der reichen Bergwerke wegen beiden gemeinsam gehören sollte. Friedrich sollte sich nunmehr sein Land wählen. Er wählte Thüringen. Damit aber war Wilhelm unzufrieden, denn er wünschte Thüringen zu besitzen. Da gab Friedrich der Sanftmütige nach, tauschte mit ihm und nahm Meißen. Aber Wilhelm war immer noch nicht zufrieden; besonders Apel von Vitzthum, einer von seinen Ratgebern, sagte ihm tagtäglich, daß er zu kurz weggekommen wäre. Da vergaß Wilhelm, was ihm sein sterbender Vater gesagt hatte: „Lasset euch durch nichts trennen und uneinig machen!" Apel von Vitzthum trennte die beiden Brüder^ und machte sie uneinig; denn Wilhelm durchschaute leider den argen Heuchler und Schmeichler nicht. Als Friedrich der Sanftmütige dies merkte, verlangte er von Wilhelm, den bösen Apel von Vitzthum zu entlassen. Aber Wilhelm antwortete, er wolle lieber selbst aus dem Lande gehen, als seine treuen Ratgeber fortschicken. Darauf begann er den Krieg gegen seinen Bruder; dieser Krieg heißt deswegen der Bruderkrieg (1446—51).
2. Die Greuel des Bruderkrieges.
Wilhelm besaß nur ein kleines Heer. Deswegen rief er die raubgierigen Hufsiten aus Böhmen zu Hilfe. 10000 dieser unmenschlichen Räuber verwüsteten nun noch einmal Meißen, das sich kaum erst etwas von allen früheren Verwüstungen durch die Hussiteu erholt hatte. Dem armen Landmanne plünderten sie die Felder, Gürten und Scheunen, trieben die Herden weg und brannten die Hütten nieder. Die Städte belagerten und zerstörten sie, so daß der Handel und das Gewerbe stockten und der Ackerbau ganz darnieder-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Sanftmütige Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Wilhelm Apel_von_Vitzthum Wilhelm Apel Wilhelm Friedrich Friedrich Wilhelm Apel_von_Vitzthum Wilhelm Wilhelm Wilhelm
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was er Wilhelm eingab, und der böse Ratgeber erreichte seinen Zweck. „Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt."
Trotzdem sich Wilhelm schwer an ihm versündigt hatte, liebte er doch noch feinen Brnder, und er verbot es dem Schützen, aus Wilhelm zu schießen. So zeigte Friedrich, daß er echte Feindesliebe übte. Dadurch sammelte er auch feurige Kohlen auf das Haupt seines Bruders, denn dieser war, als er das erfuhr, fofort gerührt und bot die Hand zum Frieden an. „Ein gutes Wort findet eine gute Statt."
Es gefällt uns weiter, daß er die Treue der Freiberger achtete; denn diese hatten früher auch dem Herzoge Wilhelm die Treue geschworen. Hätte sie Friedrich mit Gewalt gezwungen, ihm allein untertänig zu fein, so hätte er sie zum Wortbruche verleitet. Aber er ließ ab davon und sprach: „Solcher ehrlichen Leute brauchen wir weiter." Das war Sanftmut gegen die Treue und gegen einen feindlichen Bruder, und deswegen trägt er mit Recht den Ehrennamen „der Sanftmütige."
2. Der Bruderkrieg.
Der Bruderkrieg war ein großes Unglück für die beiden Länder Thüringen und Sachsen; denn in diesem Kriege hat man fast weiter nichts getan, als die wehrlosen Bauern und Bürger ausgeraubt. Insbesondere die geldgierigen Böhmen hausten wiederum greulich. Der Bruderkrieg zeigt uns recht deutlich: „Friede ernährt, Unfriede zehrt." Wir sehen aber auch, daß die Teilung der Länder schädlich ist, denn auch schon Ottos Söhne führten einen Krieg, weil sie wegen der Teilung sich veruneinigten. Es wäre besser gewesen, wenn es damals auch so gemacht worden wäre, wie es jetzt ist, wo jedesmal der älteste Sohn das Land allein erbt. Leider fehlte es damals noch an einer festen Erbfolgeordnung.
Der Prinzenmub.
A. Darbietung.
Wie ein Ritter die beiden Söhne Friedrichs raubte. 1. Ursache des Prinzenraubes.
Im Bruderkriege hatte ein tapferer Ritter für Friedrich den Sanftmütigen gekämpft. Dieser Ritter hieß Kunz von Kaufungen. Er ftanb bei dem Kurfürsten in großem Ansehen und war früher
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelm Friedrich Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Ottos_Söhne Ottos Friedrichs Friedrich Friedrich Kunz_von_Kaufungen
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waltung und fein Vermögen beschlagnahmen. Dann berief er wackere, tüchtige Männer und fetzte das geheime Konfil wieder ein. Er wollte selbst sehen, hören und regieren. Darum gestattete er allen Untertanen freien Zutritt zu ihm. Um zu sparen, wurden alle kostspieligen Vergnügungen eingestellt und das Heer von Ballettänzern und Sängern entlassen, ja, er begann schon mit der Tilgung der Staatsschulden, die die ungeheure Höhe von 90 Millionen Mark erreicht hatten. Zugleich ordnete er das ziemlich in Verfall geratene Münz-wesen. Leider riß ihn ein unerwarteter Tod (an den Pocken, wie leider schon öfter sächsische Kurfürsten) schon nach zweimonatiger Regierungszeit mitten aus feinem Leben und feinen ersprießlichen Herrfcherplänen. Groß war die Trauer des fchmerzerfüllten Volkes, denn das Land war doppelt verwaist, da er nur unmündige Söhne hinterließ.
Die Wettiner als Könige von Sachsen.
I. Friedrich August Iii. -er Gerechte, l. Prinz 3eober als Pormund für Friedrich August Iii.
Da Friedrich August Iii. noch unmündig war, übernahm Prinz Xaver, der älteste Bruder des Verstorbenen, als Administrator die Vormundschaft und Regentschaft. Glücklicherweise wandelte er im großen und ganzen dieselben Bahnen wie fein Bruder. Mit fester Hand ergriff er die Zügel der Regierung und bewies sich als ein fluger und umsichtiger Fürst, dem Sachsen manches Gute verdankt. Brühls Günstlinge wurden samt und sonders einer nach dem andern aus dem Staatsdienste entfernt. Gleich feinem Bruder huldigte er den Grundsätzen der Sparsamkeit und des geordneten Staatshaushaltes. So gelang es ihm einen Teil der Landesfchulden zu tilgen. Außerdem suchte er den Wohlstand des Landes auf alle Weise zu heben. So begründete er die berühmten Stammfchäfereien zu Lohmen, Rennersdorf und Hohnftein und züchtete darin die spanischen Edel-fchafe, die sogenannten Merinoschafe, welche die viel gesuchte und begehrte Elektoralwolle (elector — Kurfürst) lieferten. Um das inländische Gewerbe zu heben, fetzte er eine besondere Behörde ein, welche die Landwirtschaft, das Gewerbe und den Handel zu überwachen und zu fördern hatte. Da viele sächsische Tuchfabrikanten ihre Erzeugnisse mit englischen und holländischen Marken versahen und so den Ruf der sächsischen Industrie schädigten, bedrohte er diesen Betrug mit harten Strafen. Am wichtigsten aber war jeden-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Friedrich Friedrich August Friedrich Friedrich August Xaver
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sollen wir sie ehren, wenn wir nicht Gnade durch ihre Fürbitte erwerben?" Von Stund an verzweifelte er an seiner Seelen Seligkeit und verfiel in Irrsinn. Ein Schlag lähmte ihm eine Seite und raubte ihm auch die Sprache. So verbrachte er zwei Jahre in schwerem Siechtume, bis er im Jahre 1324 starb.
Iii. Friedrich Ii. und Friedrich Iii. 1. Friedrich Ii. der Ernsthafte, 1324—1349
Nachdem Friedrich Ii. mündig geworden war, setzte er das Werk seines Vaters fort. Er schloß sich an den Kaiser Ludwig von Bayern (1313—1347) an und vermählte sich mit dessen Tochter. Dafür erhielt er die Schirmvogtei über die thüringischen Reichsstädte Mühlhausen, Nordhanseu und Goslar. Sein Leben war ein steter Kampf gegen die Raubritter, gegen welche er mit unerbittlichem Ernste einschritt. Daher verdient er seinen Zunamen „der Ernsthafte" mit Recht. Namentlich der thüringische Adel, der in den Stürmen der vergangenen Zeit arg verwildert war, mußte seine Strenge und seinen Ernst fühlen. So ließ er einst drei Brüder in schimpflicher Weise, mit einer Katze aus den Rücken gebunden, hängen. Manches Raubnest ward zerstört und ausgenommen. Den größten Streit aber rief die Grafenfehde hervor. Die reichen und mächtigen Grafen von Schwarzburg und Weimar beleidigten ihn einst und versagten ihm als dem Lehns- und Landesherrn die schuldige Ehrerbietung. So rief ihm der Graf von Weimar in Erfurt vom Rathause aus zu: „Sage, Friedrich, von wannen reitest Du und wo willst Du hin?" Da entgegnete Friedrich: „Wahrlich, ich will nimmer froh werden, ich bringe Dich denn dazu, daß Du mich Herr heißen mußt!" So entspann sich eine lange Fehde, in der Dörfer, Städte und Schlösser in Schutt und Asche gelegt wurden. Die Grafen von Schwarzburg und Weimar hatten sich mit vielen andern verbunden, um sich der Oberherrschaft des Landgrafen zu entziehen, und wehrten sich gar trotzig. Doch trug Friedrich der Ernsthafte den Sieg davon. Die Grafen von Weimar-Orlamünde mußten ihre Besitzungen an Friedrich abtreten und es wurde ihnen nur die Nutznießung von Weimar bis zu ihrem Tode zugestanden. Da er auch die Mark Landsberg zurückkaufte und feinem Sohne die fränkische Grafschaft Henneberg am Südfuße des Thüringer Waldes sicherte, so hat er zur Befestigung der wettinischen Macht viel beigetragen und dazu mitgewirkt, daß später bessere Zeiten für die Länder der Wettiner anbrachen.
2. Die Pest, die Geitzelbrüder und die Judenverfolgungen in Meißen und Thüringen.
Als Friedrich der Ernsthafte die Augen im Tode schloß, da
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_von_Bayern Ludwig Ernst Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich