Friedrich Wilhelm I.
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Friedrich Wilhelm die verauslagten Kriegskosten nicht zurückerstatten wollte, schloß sich
dieser den Feinden an. Die Preußen unter dem Fürsten Leopold von Dessau eroberten
Usedom und belagerten Stralsund. Die starke Festung aber wurde von Karl Xii.
auf das tapferste verteidigt. Da setzten die Preußen nach Rügen über, eroberten die
Insel und schnitten der Stadt die Zufuhr ab. Am 22. Dezember mußte sich Stralsund
ergeben. Karl Xii. war in einem kleinen Kriegsschiffe nach Schweden entflohen.
Hier fand der unruhige König bei der Belagerung der norwegischen Festung Friedrichs-
hall den Tod. Nun schlössen die Schweden mit Preußen im Jahre 1720 den Frieden
zu Stockholm. Preußen erhielt gegen eine Zahlung von zwei Millionen Talern den
Teil Vorpommerns zwischen Oder und Peene. Jetzt hatte Preußen „einen Fuß am
Meere und konnte an dem Handel der ganzen Welt teilnehmen".
2. Sorge für Pommern, a) Verwaltung. An der Spitze der Verwaltung
stand der Statthalter, ein Oheim des Königs. Ihm untergeordnet war der Ober-
Präsident, der die Aufsicht über die gesamte Regierung führte. Zu derselben gehörten
auch die beiden Hofgerichte zu Stettin und Köslin. Die geistliche Gerichtsbarkeit und
die Verwaltung der kirchlichen Angelegenheiten geschah durch das Konsistorium zu
Stettiu. Für die Fiuanzverwaltuug wurde eine Kriegs- und Domänenkammer
eingerichtet. Diese hatte nicht nur das Eingehen der Steuern und Pachten zu über-
wachen, sondem sie sorgte auch für den Wohlstand des Landes durch Pflege der Ge-
werbe, der Landwirtschaft und des Verkehrs.
b) Sorge für die Landwirtschaft. Seine ganz besondere Sorge wandte der
König der Landwirtschaft zu. Auf seine Veranlassung wurden viele in der Zeit des
Dreißigjährigen Krieges verwüstete Dörfer wieder aufgebaut. Er ließ das Randowbruch
entwässern und im Ückermünder Kreise große Sümpfe und Brüche trockenlegen. Der
König drang auf eine bessere Bestellung des Bodens und führte neue Kultur-
gewächfe ein, z. B. roten Klee, Hanf und Rübsen. Durch eine Verfügung von 1719
hob er auf den Amtsgütern die Leibeigenschaft auf. Es gelang ihm aber nicht, diese
Maßregel überall zur Durchführung zu bringen. Dagegen erleichterte er das Los der
Bauem, indem er den Frondienst auf wenige Tage beschränkte. Auch schützte er sie
vor Bedrückung und Mißhandlung. Er schrieb: „Ich will nicht, daß die Herren Beamten
in den Provinzen mit meiner Bauem Pserden spazieren fahren." In einer andern
Verfügung verbot er, daß die Pächter oder Beamten die Untertanen bei den Hof-
diensten mit Peitschen- oder Stockhieben mißhandeln oder zur Arbeit antreiben sollten.
Jeder Übertreter dieses Gesetzes wurde für das erste Mal mit sechswöchigem Karreu
in der Festung, für das zweite Mal mit dem Strange bedroht. — Auch auf den
Gütern der Adligen suchte er die harten Frondienste in Geldabgaben zu verwandeln.
Diese Absicht des Königs scheiterte jedoch an dem hartnäckigen Widerstande der Guts-
besitzer. Vor allem suchte er dem „Bauernlegen", d. h. den: Einziehen von Bauern-
gütern, Einhalt zu tun.
c) Sorge für die Städte. Ein besonderes Verdienst hat sich Friedrich Wilhelm
um die Städte Pommems erworben. Auch hier gab es noch viele wüste Stätten aus
der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Durch Gewährung von Bauholz und Gelduuter-
stützuugen begünstigte er den Häuserbau. So wurden auf feine Veranlassung z. B.
in Pafewalk 100, in Demmin 60 und in Anklam 20 Bürgerhäuser wieder neu ausge-
baut. Besonders drang er darauf, daß die feuergefährlichen Stroh- und Schindeldächer
durch Ziegeldächer ersetzt wurden. Als Köslin 1718 zum großen Teil abbrannte, sorgte
er durch reiche Gaben für den Wiederaufbau. Die dankbare Stadt hat dem Könige
im Jahre 1724 ein Denkmal errichtet. — Der ganz besondern Gunst des "Königs
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold_von_Dessau Leopold Karl_Xii Karl Karl_Xii Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
40
Landeskunde der Provinz Pommern.
11. Das Rathaus in Stettin, vom Rathausplatz aus gesehen Das neue, in gotischem Stil
gebaute Rathaus ragt unweit des Bahnhofes über einen weiten Platz auf dem sich inmitten von Blumen-
besten und Rasenplätzen der von L. Manzel geschaffene Brunnen erbebt.
12. Das Königstor in Stettin. König Friedrich Wilhelm I. ließ Stettin, das er 1720 gewann, mit
Wällen und Gräben neu befestigen und zwei Prunktore erbauen. Bei der Niederlegung der Festungs-
wälle hat man diese Denkmäler erhalten.
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Extrahierte Personennamen: L._Manzel Friedrich Wilhelm_I.
26
Landeskunde der Provinz Pommern.
7. Die Könige Friedrich Wilhelm I., Friedrich Ii.
und Friedrich Wilhelm Iii.
Der Rächer für das Unrecht, den er sich wünschte, erstand ihm in seinem
Enkel, dem Könige Friedrich Wilhelm I., der in den Kämpfen des Nordischen
Krieges (1700- 1721), während König Karl Xii. sich in der Türkei aufhielt,
1713 Stettin und Pommern bis zur Peene in seine Verwaltung übernahm,
um zu verhindern, daß sich dort Russen oder Dänen festsetzten. Als dann
aber der Schwedenkönig die Herausgabe des Gebietes ohne irgendeine Ent-
schädigung verlangte, trat Friedrich Wilhelm zu seinen Feinden über und er-
oberte Vorpommern und Rügen. Im Frieden von Stockholm (1720) erlangte
er die Abtretung des pommerschen Landes bis zur Peene. Wertvoll war
ihm besonders die Erwerbung Stettins, mit dem er am Welthandel teilzu-
nehmen gedachte. Er wurde ein großer Wohltäter dieser Stadt und des
ganzen Landes und suchte die schweren Schäden, die ihm in den andauernden
Kriegen zugefügt worden waren, nach Möglichkeit zu beseitigen, den Anbau
zu heben, die Bevölkerung zu vermehren.
Dem Könige Friedrich Ii. brachte im Siebenjährigen Kriege Pommern
ebenso wie die anderen preußischen Länder große Opfer, und er erklärte das
Land für die beste Stütze seines Staates. Pommern hatte während des
Krieges von den Schweden und namentlich von den Russen, die Kolberg drei-
mal belagerten (1761 erobert), viel zu leiden. Doch der große König ließ
es sich nach dem Frieden angelegen sein, den Wohlstand des Landes durch
Ansiedlung von Kolonisten, Förderung des Handels und Gewerbes, Besse-
rung der Landwirtschaft, durch Weg- und Wasserbauten sehr zu heben. Daher
erfreute sich bald Preußisch-Pommern einer gewissen Blüte gegenüber dem
kleinen schwedischen Gebiete, das zwar größere Freiheit genoß, aber in seiner
Entwicklung zum Stillstand gekommen war.
Neue Bewegung kam dorthin, als die Stürme der Revolution sich auch
in Schweden geltend machten. Beide Teile des Landes wurden bald in die
großen Weltbegebenheiten gezogen und nach den Niederlagen der Preußen bei
Jena und Auerstädt 1806 von den Franzosen besetzt. Stettin kapitulierte
schmählich, während sich Kolberg, dank der Tapferkeit der Besatzung
(Gneisenau) und der Bürgerschaft (Nettelbeck), mannhaft verteidigte. Nach
dem Tilsiter Frieden (1807) blieb Stettin in den Händen der Franzosen und
mußte 1813, als das ganze preußische Volk sich zur Befreiung von der
Fremdherrschaft erhob, erst von preußischen Truppen zur Übergabe gezwungen
werden. An dem großen Kriege nahm auch die Bevölkerung Pommerns
regen Anteil, und die pommersche Landwehr trug oft zum Siege in den
Schlachten bei. Auf dem Wiener Kongreß erhielt 1815 König Friedrich
Wilhelm Iii. nach langen Verhandlungen das letzte Stück des pommerschen
Landes, Vorpommern mit Rügen. So konnte aus dem in drei Teilen
von den Hohenzollern gewonnenen Lande die Provinz Pommern gebildet
werden, wobei Gebiete der Neumark (die Kreise Dramburg und Schivelbein)
mit ihr vereinigt wurden. Seitdem hat das Land am Meere im engen An-
schluß an das Königreich Preußen einen starken Aufschwung genommen und
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Wilhelm Friedrich Wilhelm
Bilderanhang.
43
16. „Kiek in die Mark" in Pasewalk, Einem stattlichen Mauerturm, den die Bürger von
Pasewalk zum Schutze gegen Angriffe aus der Mark erbauten, gaben sie diesen Namen, um den Kur-
fürsten Friedrich Ii. von Brandenburg zu ärgern.
17. Der Ottobrunnen in Pyritz. Der Überlieferung nach hat der Bischof Otto von Bamberg an
dieser Stelle im Jahre 1124 die ersten Christen getauft. Das Kreuz liejz König Friedrich Wilhelm Iii.
zur Erinnerung an diesen Vorgang 1842 errichten.
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Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Mark unter Len Königen aus dem Hause Hohenzollcrn.
2a
der schon zum Tode verurtheilt war, das Leben. Um so schlimmer
wurde Brandenburg durch den schrecklichen dreißigjährigen Krieg heim-
gesucht und an den Rand des Verderbens gebracht. Gott sendete
ihm aber in dem großen Kurfürsten einen Retter. Bis zu dieser
traurigen Zeit war Brandenburg an Macht und Ansehen gewachsen.
Unter dem Kurfürsten Johann Sigismund, im Anfänge des siebzehn-
ten Jahrhunderts, wuchsen nämlich dem brandenburgischen Adler
seine beiden Flügel; es kamen da im Westen am Rhein: Cleve,
Mark und Ravensberg, im Osten das Herzogthum Preußen (Ost-
preußen) zu Brandenburg. Dazu erwarb nun der große Kurfürst
im westphälischcn Frieden 1648, der den dreißigjährigen Krieg been-
digte, Hinterpommern, Cammin, Magdeburg, Halberstadt und Min-
den. Bei dem Tode dieses gewaltigen Fürsten war das Kurfürsten-
thum Brandenburg der vornehmste deutsche, protestantische Staat,
an Macht und Ansehen einem Königreiche gleich.
Die Mark unter den Röntgen aus dem -Kaufe -Kotzen-oller n.
(1701 bis jetzt.)
Ii. Hcbcrblik.
Daher war es ganz in der Ordnung, daß Kurfürst Friedrich Iii.
1701 sich die Königskrone aufsetzte, und so war aus dem Kurfür-
stenthum Brandenburg ein Königreich Preußen geworden. Die Bran-
denburger, die schon unter dem großen Kurfürsten sich hohen Kriegs-
ruhm erworben hatten, sammelten unter dem ersten Könige neue
Lorbeeren. Er gründete die Universität Halle, die Akademie der
bildenden Künste und die Akademie der Wissenschaften zu Berlin»
ihm verdankt die Friedrichsstadt in Berlin ihre Entstehung, er ließ
das prächtige Schloß, das Zeughaus bauen und das Reiterstandbild
des großen Kurfürsten auf der langen Brücke daselbst gießen. Sein
Nachfolger, der strenge Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., führte
Ordnung in der Staatsverwaltung ein, sammelte einen gefüllten Schatz
und exercirte ein tüchtiges Heer; auch erwarb er Pommern von der
Oder bis zur Peene mit Stettin. Sein großer Sohn, Friedrich Ii.,
wußte Schatz und Heer, das er erbte, wohl anzuwenden. Er eroberte
Schlesien in den drei schlesischen Kriegen, und weil er ein großer
Feldherr wie auch ein wahrer Landesvater war, so erhob er durch
seine Regierung Preußen zu einer der Hauptmächte in Europa. Und
wenn nun auch diese so schnell erwachsene preußische Macht von
Napoleon I., Kaiser von Frankreich, durch Besiegung der preußischen
Armeen in den Jahren 1806 und 1807 gedemüthigt, verkleinert und
schwer bedrückt wurde, so gelang es dem König Friedrich Wilhelm Iii.
doch, unter Gottes Beistand mit seinem tapfern, opferfreudigen
Volke in dem großen Befreiungskämpfe 1813—15 die französischen
Bedrücker aus Preußen und Deutschland hinauszujagen.
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Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
28
Blicke in die Vergangenheit Preußens.
lich zu beherrschen. Als jedoch der wohlbegabte fürstliche Jüngling sich
solches nicht gefallen lassen wollte, hörten sie nicht auf, durch fortwährende
Kränkungen ihn zu quälen, ja durch Drohungen ihn einzuschüchtern. Die
Folge davon war, daß der unglückliche junge Fürst in tiefe Schwer-
muth versank und geisteskrank wurde. Oft soll er weinend gerufen
haben: „Sie haben meinen Herrn Vater betrübt und geplagt bis in
die Grube, also thun sie mir auch. Gott strafe sie bis in's dritte
und vierte Glied!" Nach dem Tode seines Oheims wurden daher
die brandenburgischen Kurfürsten zu Mitregenten in Preußen ernannt,
und der Schwiegersohn des unglücklichen Albrecht Friedrich, der Kur-
fürst Johann Sigismund, wurde förmlich mit Preußen belehnt. Seit
des Herzogs Tode aber wurde dieses Land für alle Zeiten mit Bran-
denburg verbunden.
Preußen unter Rurfürsten und Röntgen aus dem 'Zause der brandcn-
burgischcn Zohenzollern.
(1618 bis jetzt.)
8. Rcberb lick.
Die Geschichte der Provinz Preußen geht von jetzt ab immermehr
in die Geschichte des großen preußischen Vaterlandes über. Da wird
erzählt"), wie der große Kurfürst die unabhängige Herrschaft in Preu-
ßen sich erwarb, wie er das Widerstreben der preußischen Stände brach,
wie er aber auch mit tapferm Arme das Land schützte; da hören wir
von den glänzenden Krönungsfeierlichkeiten zu Königsberg, wo Frie-
drich I. sich 1701 die preußische Königskrone aufsetzte. Wir sehen
Friedrich d. Gr. im Heldenkampfe des 7jährigen Krieges, sehen aber
auch, wie Napoleon siegreich bis in den äußersten Osten Preußens
vordringt und Friedrich Wilhelm Iii. im Tilsiter Frieden sein halbes
Reich nimmt. Dann aber zeigt sich die Liebe der Preußen zu ihrem
Königshause im schönsten Lichte, und bald giebt General Port durch
seine Trennung von den Franzosen durch den Waffenstillstand mit den
Russen, abgeschlossen in der Poscherun'schen Mühle unweit Tilsit, das
Signal, daß zuerst die Provinz Preußen sich opferfreudig für ihren
König gegen den fremden Eroberer erhebt. — Besonders zu erwäh-
nen ist jedoch noch, daß Friedrich d. Große 1772 in der ersten Thei-
lung des zerrütteten polnischen Reichs das ganze, seit der Niederlage
des deutschen Ordens polnische Preußen (außer Danzig und Thorn)
unter dem Namen Westpreußen wiedergewinnt. An die Stelle Jahr-
hunderte langer Verwirrung und Vernachlässigung trat nun die größte
liebevolle Fürsorge. Unter Friedrich Wilhelm Ii. kamen auch Danzig
und Thorn zu Preußen. *)
*) Siehe die Geschichte der Gedenktage im 2. und 3. Theile des Volks-
schullcsebuchs, wie in der combinirtcn Ausgabe desselben, dem „Auszüge".
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Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
32
Blicke in die Vergangcnbcit Pommerns.
Vergebens erklärten die Pommern, die an Brandenburg hingen, sie
könnten nicht unbefragt, wie das Vieh, verkauft werden. Schweden
wollte nicht umsonst das Blut seines Königs geopfert haben.
Doch besiegte der große Kurfürst später die in sein Land ein-
gefallenen Schweden und benutzte diese Gelegenheit, ihnen ganz
Pommern zu nehmen. An jene Siege der brandenburgischen Waffen
erinnert das Denkmal Friedrich Wilhelm's des großen Kurfürsten,
im Schwedenwall bei Putbus errichtet durch König Friedrich
Wilhelm Iv. Mit hochgeschwungenem Schwerte steigt der Held
aus dem Schiffe an's Land. Denn mit 12,000 Mann betrat er
damals unter dem Kanonenfeuer der Schweden das Land, behauptete
sich in der Schwedenschanze, griff mit seinen Reitern die Feinde beherzt
an, vertrieb sie aus Rügen und eroberte auch Stralsund. — Tief
schmerzte es den großen Fürsten, als er das siegreich errungene Vor-
pommern sammt Stettin wieder herausgeben mußte, weil der deutsche
Kaiser ihn verrietst und das mächtige Frankreich ihn bedrohte. Aber
sein Enkel, König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, rächte die-
ses Unrecht. Denn als im großen nordischen Kriege (Schweden
gegen Rußland, Dänemark und Polen) Schwedens Feinde im
schwedischen Pommern arg hauseten, gelang es dem Könige von Preußen,
das geplagte Land unter den Schutz seiner Truppen zu nehmen, und
als ihm das der kühne, aber hartköpfige Schwedenkönig Karl Xii.
nicht Dank wußte, kam es zum Kriege, in welchem die Preußen
unter Leopold von Dessau Rügen eroberten und Stralsund
bedrängten, bis nach Karl's Tode 1720 Alt-Vorpommern bis
zur Peene mit Stettin und den Inseln Usedom und W oll in
gegen eine Geld-Entschädigung an Preußen abgetreten wurde. End-
lich 1815 erhielt König Friedrich Wilhelm Iii. den übrigen Theil
von Schw edisch-Pommern, so daß seit dieser Zeit nun wieder das
ganze Pommerland unter dem Scepter der Hohenzollern vereinigt ist.
Und als brandenburgische und preußische Unterthanen haben sich die
Pommern den ehrenvollen Ruf erhalten, daß sie tapfer streiten für
das Recht, treu zum Könige halten in Gefahr und Roth und zu-
frieden sind mit ihren Zuständen. Wie unter Friedrich dem
Großen, so haben in den Befreiungskriegen pommersche Regi-
menter den Namen ihrer Provinz mit Ruhm bedeckt, und pommerscher
Muth und unverzügliches Draufgehen haben manche Schlacht zu sieg- _
reichem Ende geführt. Namentlich seit Friedrich Wilhelm I. ist
der pommersche Adel in den Listen der preußischen Offiziere sehr stark
vertreten, und die Namen pommerscher Adelsgeschlechter glänzen bei
den Großthaten des preußischen Heeres. Drum hat auch der „alte
Fritz" die „Treue und die Tüchtigkeit der pommerschen Nation" als
eine kräftige Stütze für Preußens Macht und Preußens Thron ge-
priesen.
Truck von Graß, Barth und Komp. lw. Friedrich) in Brcslau.
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Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Dcr Harz. — Die Altmark.
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Bode kommt vom Brocken; bei Thale an der Roßtrappe tritt sie
in die Ebene und geht an dem alterthümlichen Quedlinburg vor-
über, wo über der Stadt sich das ehrwürdige Schloß erhebt. Sie
nimmt dann die Selke, welche vom Unterharze kommt, und die
Holzemme, die dem Brocken entspringt, auf; letztere geht durch
Halb erst ad t; dies ist die größte Stadt in dem Regierungsbezirke
nach Magdeburg; sie hat an dem Dome mit den 60 Fuß hohen
Fenstern, die mit buntem Glase versehen sind, und den hohen Pfeilern
und Gewölben ein kostbares Denkmal der Vorzeit. Nachdem die
Bode einen bedeutenden Bogen nach Norden gemacht hat, ergießt sie
sich im Bernburgischen in die Saale. Die Gegenden, durch die
sie ihren Weg nimmt, gehören zu den fruchtbarsten in der Provinz.
10. Pie Altmark.
Der nördliche Theil der Provinz Sachsen ist die Alt mark. Sie
ist das Stammland des ganzen preußischen Staates; denn von hier
aus wurde die Mark Brandenburg erobert und begründet. .Die
Altmark ist eben, in der Mitte aber erhebt sich ein Sandhügel einige
hundert Fuß hoch, bei dem Dorfe Dolchau im Kreise Salzwedel.
Von diesem aus überschaut man 7 Städte und 80 Dörfer, und hat
einen Umblick beinahe über die ganze Altmark. Das Land ist im
Ganzen sandig und hat viele moorige und bruchige Niederungen.
Einzelne Gegenden zeigen eine große Fruchtbarkeit, so die Wische
an der Elbe (siehe oben). Eigenthümlich sind auch die Niederungen
an der Ohre, einem Nebenflüsse der Elbe. Sie heißen der
„Drömling". Das war früher eine große Sumpffläche, die König
Friedrich Ii. auszutrocknen begonnen hat; wo früher nur Erlengebüsch
wuchs und Sumpfvögel nisteten, da sind jetzt zahlreiche Wiesen und
fruchtbare Felder. Von den altmärkischen Städten liegen am freund-
lichsten Salzwedel und Osterburg, ersteres in der Aue der Jeetze;
es war die früheste Residenz der brandenburgischen Fürsten. Obgleich
der Kreis der unfruchtbarste in der Altmark ist, so war doch die
Stadt früher durch den Handel, den sie trieb, sehr reich. Südwestlich
vom Dolchauschen Berge liegt Stendal. In alten Zeiten gab es
hier 1800 Tuchmacher; auch hier wohnten öfter Kurfürsten. Ebenso
war Tangermünde an der Elbe früher fürstliche Residenz; hier
wohnte der erste Hohenzoller Friedrich I. Jetzt ist der Stadt nur die
schöne Aussicht auf die Elbe geblieben. Südlich von jenem Berge
breitet sich der Gardelegener Kreis aus. Ehedem lag die Stadt
in Hopfengärten, und fast jeder Bürger war Bierbrauer; noch heute
sind in den Häusern die großen Keller vorhanden; aber der frühere
Wohlstand ist dahin. Südöstlich von der Stadt breitet sich der
Letzlinger Forst nach Neuhaldensleben und Wolmirstedt hin
aus; hier pflegen jährlich Jagden, denen der König und die Prinzen
beiwohnen, auf wilde Schweine und Hochwild gehalten zu werden.
2
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
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B. Blicke in die Vergangenheit der hohenzoüernschen Lande.
1. Ursprung der Zollern und die frnnkisch-brandenburgische Linie.
Das Geschlecht der Hohenzollern ist uralt. Die ältesten Vorfah-
ren waren Grafen. Schon zur Zeit, da Karl der Große regierte,
waren die Zollern hoch angesehen. Einer der ersten Grafen, der zur
Zeit Karl's lebte, war Thassilo.
Es war um das Jahr 1192, wo die Grafen von Zollern ihre
Herrschaft sehr erweiterten. Friedrich, Graf von Zollern, erlangte
nämlich in dieser Zeit das Burggrafenthum Nürnberg in
Franken; dieß hatte bis dahin dem Burggrafen Conrad gehört;
dessen Erbtochter Sophie heirathete Graf Friedrich, und dadurch er-
hielt er zu den schwäbischen Besitzungen auch die fränkischen. Von
seinen beiden Söhnen hatte nur der ältere, Conrad, Nachkommen,
nämlich zwei Söhne, Friedrich und Conrad; der ältere stif-
tete die schwäbische, der jüngere die fränkische oder burg-
gräfliche Linie.
Von Conrad also stammt die fränkische Linie'ab, während
Friedrich Iv. der Stifter der schwäbischen ist. Damit war der Grund
zu dem späteren Glanze und Ruhme des hohenzollernschen Geschlechtes
gelegt. Denn aus dem fränkischen Zweige sind die preußischen
Könige hervorgegangen. Mehrere hundert Jahre herrschten die Hohen-
zollern als Burggrafen von Nürnberg, bis Friedrich, der Sechste
dieses Namens, zur Regierung kam. Er war ein Freund und Ver-
wandter des deutschen Kaisers Siegmund. Diesem hatte er mit
Rath und That wichtige Dienste geleistet; er war ihm sogar zur
Erlangung der Kaiserkrone behülflich gewesen, auch hatte er ihm
400,000 Goldgulden geliehen; da er ihm diese, für damalige Zeit
ganz ungeheure Summe nimmer wieder bezahlen konnte, übermachte
er ihm das Land Brandenburg erb- und eigenthümlich und er-
nannte ihn zum Kurfürsten von Brandenburg. Solches geschah
am 30. April 1415. Bald darauf hielt Friedrich in Berlin seinen
Einzug. Zwei Jahre später, am 18. April 1417, wurde er zu
Kostnitz von dem Kaiser feierlich und öffentlich mit der Mark belehnt.
Besonders unter dem großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm
(gestorben 1688), erweiterte sich der Besitz der Hohenzollern weit über
die Mark hinaus, so daß die Länder einem Königreiche nichts nach-
gaben. Darum hat sein Sohn Friedrich, als König von Preu-
ßen der Erste genannt, sich zu Königsberg, der Hauptstadt Preu-
ßens, am 18. Januar 1701 selbst die Königskrone aufgesetzt und
sein Reich zu einem Königreiche erhoben. Seine großen Nachkommen,
besonders Friedrich Ii. und Friedrich Wilhelm Iii., haben das König-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Thassilo Thassilo Friedrich Friedrich Conrad Friedrich Friedrich Conrad Friedrich Friedrich Conrad Conrad Friedrich_Iv Friedrich Friedrich Friedrich Siegmund Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Burggrafenthum_Nürnberg Nürnberg Brandenburg Brandenburg Berlin