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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 129

1886 - Berlin : Hofmann
§ 76. Friedrichs Ii. Jugendjahre. 129 druck. Darum war es ein Glück, daß der nachfolgende König einen sparsameren Sinn hatte. Friedrich Wilhelm I. (1713—1740). Zunächst wurde 1713 jeder Luxus aus dem privaten und öffentlichen Leben verbannt und bis mußte einer durchaus bürgerlichen Lebensweise Platz machen. Selbst 1740 die Ausgaben für Kunst und Wissenschaft wurden beseitigt. An die Stelle der kunstsinnigen Freigebigkeit Friedrichs und Charlottens trat nüchterne Sparsamkeit. Interessen und Ziele Friedrich Wilhelms waren andere. Seine einzige Erholung von den Regieruugsgeschästeu waren die Abende im Tabakskollegium. Hinsichtlich der Regierung betrachtete er sich, wie sein großer Nachfolger, als den ersten Diener des Staates. Das Wohl seiner Unterthanen war sein höchstes Ziel. Bürger und Bauern wurden von den schwersten Stenern entlastet, die übermütigen Stände verloren ihre Vorrechte. Die Herrschaft des Königs war unumschränkt: er wollte die Souverainete wie einen rocher cle bronce ausrichten. Oft ging er sogar in seiner landesväterlichen Fürsorge recht rücksichtslos vor: nachdem z. B. das Verbot der Einfuhr fremder Waren erlassen war, strafte er die Frauen, welche ausländische Stoffe trugen. Das Heer wurde durch diesen König bedeutend vergrößert (Leopold von Dessau) und vortrefflich geschult (die Potsdamer Garde). Auch der Staatsschatz nahm trotz großer Ausgaben zu, so daß der König bei seinem Tode acht Millionen Thaler Hinterließ. Die Ausdehnung des Staates wuchs durch den Erwerb des westlichen Vorpommerns mit Stettin. Anmerkung. Wie unter dem großen Kurfürsten die französischen Protestanten, so fanden unter Friedrich Wilhelm I. die durch einen unduldsamen Erzbischof aus ihrer Heimat vertriebenen Salzburger gastliche Aufnahme in Preußen. — Ariedrich Ii., der Große (1740—1786). § 76. Friedrichs Ii. Jugendjahre. Friedrich Wilhelm I. hinterließ den wohlgeordneten Staat einem Sohne, welcher das Größte zu leisten berufen war. 1712 1712 geboren, hat der Kronprinz eine harte und wechselvolle Jugend gehabt, welche besonders durch den scharsen Gegensatz seiner Neigungen zu denen des Vaters veranlaßt war. Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. Ii. q

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 133

1886 - Berlin : Hofmann
§ 78. Friedrichs Staatsverwaltung. 133 beschränken, zumal durch einen Regierungswechsel in England ihm die Hilfsgelder von dort ausblieben. Endlich trat eine günstige Wendung ein durch den Tod seiner Feindin Elisabeth von Rußland 1762. Ihr Nachfolger P et er Iii. schloß den Frieden 1762 zu Petersburg, und wenn auch die bald darauf zur Regierung kommende Kaiserin Katharina Ii. die von Peter gesandten Hilfstruppen zurückzog, so trat sie doch nicht in den Krieg gegen den Preußenkönig ein. Als nun auch Frankreich, durch den Frieden mit England bewogen, seine Truppen aus Deutschland zurückzog, wurde Friedrich leicht mit den Sachsen und Österreichern fertig. Die Schlachten bei Burkersd orf und bei F reib erg entschieden gegen letztere. Im Jahre 1763 kam es zum Frieden zu 1763 Hubertusburg, durch welchen Preußen für ewige Zeiten in dem Besitz vou Schlesien samt Glatz bestätigt wurde. § 78. Friedrichs Staatsverwaltung. Hatte der unverwüstliche Mut, mit welchem Friedrich der Große den Angriffen von halb Europa getrotzt, feinen Ruhm groß und allgemein gemacht, so suchte er nach und zwischen den Kriegen denselben durch eine vortreffliche landesväterliche Fürsorge für seine Unterthanen zu befestigen. Er nahm die Regierung ganz allein in die Hand und gewährte niemand Einfluß auf dieselbe. Dafür aber nahm er es sehr ernst mit seiner Regentenpflicht; er betrachtete sich als den ersten Diener des Staates. Seine Hauptsorge war gerichtet auf die ^Wiederherstellung und Hebung des Wohlstandes. Er ließ in den vom Kriege fchwer heimgesuchten Gegenden die Steuern nach,, gab aus eigenen und Staatsmitteln Pferde zum Ackerbau, baute verbrannte Häuser und Dörser wieder auf u. s. w. Er ließ ferner Kanäle graben (Plauenscher, Finow-und Bromberger Kanal), sumpfige Landstrecken (Oder- und Netzebruch !) urbar machen, Fabriken anlegen (Porzellanmanufaktur in Berlin!); er pflegte den Bergbau und die Forstkultur. Die geringen Einkünfte des Staates zwangen ihn, da sie trotz der äußersten Sparsamkeit nicht ausreichten, zu mitunter etwas drückenden Einrichtungen, wie z. B. dem Kaffee- und Tabakmonopol, dessen Handhabung er französischen Beamten überließ. b) Die Armee, welcher Friedrich feine großen Erfolge verdankte, war der Gegenstand besonderer Fürsorge. In der Berliner

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 42

1886 - Berlin : Hofmann
42 Zweiter Teil. Das Mittelalter. war. Indes hat Friedrich für die Entwicklung Deutschlands doch insofern sehr schädlich gewirkt, als er den einzelnen Fürsten viele Vorrechte und eine sehr selbständige Stellung einräumte, wodurch die Zersplitterung des Reiches in einzelne Territorien nur befördert wurde. 3. Als nun aber Friedrich, darin seinem Großvater folgend, die Reichsgewalt über die lombardischen Städte geltend machen wollte, geriet er in einen heftigen Krieg mit denselben, und wenn er sie auch in der großen Schlacht bei Cortennova schlug, so war doch dieser Krieg der Beginn sehr herber Erfahrungen. Papst Gregor Ix. nahm sich der Städte an und nach dessen Tode griff Jnnoeenz Iv. die Ideen seines Namensvorgängers wieder auf und ließ den Kaiser, als derselbe sich den päpstlichen Machtansprüchen nicht fügen wollte, durch das Konzil zu Lyon in Bann thun und für abgesetzt erklären. Friedrich nahm den Kampf mutig auf. In Deutschland kämpfte sein Sohn Konrad Iv., gestützt auf die treuen Städte, gegen die Gegenkönige Heinrich Raspe von Thüringen und Wilhelm von Holland. In Italien aber war Friedrich unglücklich. Wenn auch im Nordosten sein fürchterlicher Statthalter Ezzelino da Romano das kaiserliche Ansehen mit blutiger Strenge aufrecht hielt, so vermochte das Friedrich doch nicht für schmerzliche Mißerfolge zu entschädigen. Vor allem verhängnisvoll war es, daß der treue und umsichtige Petrus von Vinea, bisher des Kaisers ergebenster Berater, ihm untreu wurde und, zur Rechenschaft gezogen, sich selbst den Tod gab. Auch der Verlust seines Sohnes Enzio (Heinz), der von den Bolognesern in ewige Haft gebracht wurde, schmerzte den Kaiser tief. Aber fein Mut und seine Zuversicht auf das gute Recht gegenüber dem Papste blieben ungebrochen bis an seinen Tod, der 1250 erfolgte. (Sein Grabmal in Palermo.) § 25. Untergang der Hohenstaufen. Friedrich Ii. hatte fein Interesse zum wesentlichen Teile seinen italienischen Besitzungen geschenkt. In Deutschland war die Selbständigkeit der Landesherren eine so große geworden, daß nach seinem 1250 Tode sein Sohn Koiirad Iv. (1250—1254) darauf verzichten mußte, bis daselbst die königliche Gewalt herzustellen. Er ging nach Italien und gewann das unteritalische Königreich seines Vaters. Aber als er eben ein großes Heer gerüstet, um das Andenken Friedrichs an dem Papste zu rächen, ereilte ihn ein plötzlicher Tod. Auf feiner

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 127

1886 - Berlin : Hofmann
§ 74. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst. 127 gewachsen, zum Separatfrieden von Vossem gezwungen. Bald darauf aber griff er wieder in den Kampf ein und wurde als des Kaisers Bundesgenosse Ludwigs gefährlichster Gegner. Dieser aber rief gegen ihn die Schweden auf, welche alsbald in sein Land einfielen. Friedrich Wilhelm mußte den Kriegsschauplatz am Rhein verlassen. Schnell und unerwartet langte er in der Mark an (Dersflinger) und schlug die Schweden in der Schlacht bei Fehrbellin 1675 vollständig aufs Haupt. Ja, er nahm ihnen 1675 fogar Vorpommern. Aber dieser Erfolg wurde ihm dadurch verkümmert, daß der Kaiser und Holland ihn im Stich ließen und mit Ludwig Friedeu schlossen. Friedrich Wilhelm mußte in dem Frieden zu St. Germain eit Laye 1679 auf alle Errungen- 1679 schäften verzichten (vgl. § 66). Für die Hebung des innern Zustandes seiner Länder entwickelte der Kurfürst eine umfangreiche und allseitige Thätigkeit. Zunächst schlug er jedwede Opposition der Stände nieder und schuf sich die Uuumschräuktheit der Gewalt, welche er zur Durchführung seiner Reformen bedurfte. Die Vorbedingung für jedes Wachstum des Staates sah der große Kurfürst in der Stärke und Schlagfertigkeit des Heeres. Er richtete daher auf dieses, unterstützt von den Feldmarschällen Dersflinger und Sparr, sein Hauptaugenmerk (Größe des stehenden Heeres bei seinem Tode 28000 Mann). Sodann suchte der Kurfürst durch Hebung der Industrie die schweren Wunden zu heilen, welche der dreißigjährige Krieg seinem Lande geschlagen. Zu diesem Ende öffnete er sein Land den französischen Protestanten, welche nach der Aufhebung des Edikts von Nantes ihr ^ Vaterland verlassen mußten. Etwa 20 000 an der Zahl sind diese gewerbfleißigen Bürger von der höchsten Bedeutung für die Marken geworden. Um den Handel zu fördern, wurden große Kanalbauten unternommen (Friedrich - Wilhelms-Kanal), ja selbst deu überseeischen Handel suchte der Große Kurfürst wenn auch mit geringem Erfolge, zu beleben (die afrikanische Gesell-®mben; Koloniengründungen an der afrikanischen Küste). Für die Wissenschaften, deren große Bedeutung der selbst hoch* ^bildete Fürst wohl erkannte, that er viel; in Duisburg gründete ra f t eme Universität. - In religiöser Beziehung war der ^oße Kurfürst duldsam. Gleichwohl verfocht er eifrig die Sache Protestantismus und besonders der reformierten Kirche. Doch war er der Orthodoxie abhold, wie sein Verhalten gegenüber Paul

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 128

1886 - Berlin : Hofmann
128 Geschichte der neueren Zeit. Gerhardt zeigt. Seine erste Gemahlin war Prinzessin Henriette von Oranien, die fromme Liederdichterin, Enkelin des Admirals Coligny. Der Staat ist unter dem Großen Kurfürsten sehr gewachsen; die Zahl der Einwohner hob sich von 700 000 auf 1 300 000; die Einnahmen stiegen von 11/2 auf 71j2 Millionen. — § 75. Friedrich Iii. (I.) und Friedrich Wilhelm I. Auf den Großen Kurfürsten, den Begründer brandenbnrgifch-1688 preußischer Größe, folgte sein Sohn Friedrich Iii. (1688—1713). Mehr auf äußeren Glanz gerichtet, hat derselbe es sich zur Aufgabe ° gemacht, seinem Hanse die Königskrone zu verschaffen; den Anreiz dazu bildete u. a. der Umstand, daß um jene Zeit das Knrhans Hannover die englische und das Kurhaus Sachsen die polnische Krone erwarb. Kaiser Leopold zeigte sich geneigt, gegen eine erhebliche Unterstützung, welche Kurfürst Friedrich ihm im spanischen Erbfolgekriege leistete, diesem die Anerkennung als König in Preußen 1701 zu gewähren. Am 18. Januar 1701 fand zu Königsberg die Feier statt, bei der Friedrich Iii. (nunmehr Friedrich I. genannt) sich und seiner Gemahlin, der geistvollen Sophie Charlotte von Hannover, mit eigener Hand die Krone aussetzte. Zum Andenken an dieses Ereignis, das außerdem durch eine Reihe der glänzendsten Feste verherrlicht wurde, stiftete der König den schwarzen Adlerorden („Suum cuique“). Fortan verlieh Friedrich auch dem Äußeren seiner Hofhaltung, sowie der Stadt Berlin einen königlichen Glanz, wobei offenbar das Vorbild Ludwigs Xiv. von Einflnß war. Berlin wurde durch große Bauteu (Schloß, lange Brücke, Zeughaus re.) geziert. Jn Charlottenburg residierte die edle Königin, die Freundin des großen Philosophen Leibniz. Sie wie der König förderten in freigebiger Weise Wissenschaften und Künste. Jn Berlin wurde die Gesellschaft der Wissenschaften und die Akademie der Künste gestiftet; Halle wurde der Sitz einer rasch aufblühenden Universität, an welcher hervorragende Gelehrte, wie Thomasins und Wolf, wirkten und edle Männer, wie Hermann Francke (Stifter des Waisenhauses) und Freiherr von Canstein (Bibeldruckerei) ihre gemeinnützigen Werke schufen. Aber diese Unternehmungen, verbunden mit einer glänzenden Hofhaltung, kosteten dem Lande mehr, als es auf die Dauer hätte aufbringen können; zumal der Bürger- und Bauernstand litt unter einem hohen Steuer-

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 151

1886 - Berlin : Hofmann
§ 86. Preußen seit dem Tode Friedrichs des Großen. 151 mußte auf Veuetien und Tirol verzichten, und die Herrscher von Bayern und Württemberg als Könige anerkennen. Napoleons Wille war nunmehr in dem südlichen und westlichen Deutschland unbedingt herrschend. Die dortigen Fürsten waren durch ihn erhöht und bestanden nur durch ihn. Er bildete nun aus ihnen den sog. Rheinbund, Juli 1806, und übernahm 1806 selbst das Protektorat desselben. Fortan bildeten deutsche Laudeskinder wesentliche Teile des Napoleonischen Heeres, deutsche Fürsten sein Gefolge. Die Zeit der tiefsten Erniedrigung unseres Volkes begann. Das beinahe tausendjährige deutsche Reich nahm ein trauriges Ende. — § 86. Preußen seit dem Tode Friedrichs des Großen. Der große König hatte Preußen auf hoher Machtstufe zurückgelassen. Aber die großartige Anspannung aller Kräfte, durch welche dieselbe erklommen war, ließ unter seinem Nachfolger und Neffen Friedrich Wilhelm Ii. 1786 — 1797 nach. Ein 1786 leichter, zum Schutz des naheverwandten Hauses Oranien (des ^ Königs Schwester!) unternommener Krieg gegen Holland befestigte { in dem Heere das Vorurteil der Unbesiegbarkeit; eine gegen die Ansprüche Österreichs schwache und unentschiedene Politik auf dem Kongreß zu Reichenbach schädigte das Ansehen Preußens. Freilich wurde der Umfang des Staatsgebietes durch die zweite und dritte Teilung Polens (1793, 1795) um ein bedeutendes vermehrt, aber die inneren Zustände begannen zu kranken. Der Hof fo wenig als die gebildete Gesellschaft blieben unberührt von der aus Frankreich eindringenden Erschlaffung der Sitten. Dazu kam, daß sich unehrliche, heuchlerische Menschen in das Vertrauen des Königs einzudrängen wußten und daß die religiöse Duldsam-samkeit, durch welche unter dem Großen Kurfürsten wie unter Friedrich dem Großen Segen über das Land gekommen war, einer fanatischen, engherzigen Orthodoxie Platz machte (das Wöllnersche Religionsedikt). In mancher, besonders auch in letzterer Hinsicht, wurde es zwar besser, als der edle König Friedrich Wilhelm Iii. (1797 1797 bis 1840) seinem Vater auf den Thron folgte. Selbst sittenrein, bis suchte er mit seiner Gemahlin, der schönen und edlen Königin 1840 Luise, Prinzessin von Mecklenbnrg-Strelitz, die Sitten zu heben und die Lage des Volkes durch Landstraßen, Schulen rc. zu bessern.

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 167

1886 - Berlin : Hofmann
§ 95. Deutschland bis zur Thronbesteigung König Wilhelms I. 167 der Königin Luise und verkörperte die Vorstellung, welche von Friedrich dem Großen im Herzen des Volkes lebte, in dem herrlichen Reiterstandbild dieses Königs in Berlin. In Süddeutschland, unter dem kunstsinnigen Bayernkönig Ludwig, wirkten der Baumeister Klenze (Walhalla!) und der Bildhauer Schwanthaler. Die Malerei nahm einen ungeahnten Aufschwung in den Werken und durch den Einfluß des großen Meisters Peter Cornelius, an den sich die Malerakademien in München und Düsseldorf anlehnten. Auch die Musik schritt erfolgreich auf den Bahnen der großen Meister Mozart und Beethoven weiter und fand talentvolle Vertreter in Schubert, Weber, Mendelssohn, Schumann und in Richard Wagner, welcher indes ganz neue und eigenartige Wege einschlug. Die deutsche Wissenschaft hob sich im 19. Jahrhundert höher als jemals zuvor. Alle Gebiete menschlichen Wissens durchdringt der deutsche Geist und auf allen hebt er Schätze. In manchen Disziplinen gehören die ersten Namen unserem Volke an — Alexander von Humboldt, Carl Ritter; Niebuhr, Leopold von Ranke, Mommsen; die Brüder Grimm, Diez; Justus von Liebig; Helmholtz und viele andere. § 95. Deutschland bis zur Thronbesteigung König Wilhelms I. Die Entwicklung unseres Vaterlandes hat seit der Abschüttelung des französischen Joches von zwei tiefgehenden Bestrebungen ihre Richtung erhalten. Dieselben sind: n,) Das Streben nach politischer Freiheit. In Frankreich war durch die Revolution von 1789 das unumschränkte (absolute) Königtum gestürzt worden und wenigstens der Grundsatz, daß die Nation auf die Teilnahme an der Regierung Anspruch habe, hatte sich Bahn gebrochen. Dieser Gedanke der Volksvertretung verbreitete sich über den Kontinent und fand auch in der deutschen Nation begeisterten Anhang. Da nun an der Befreiung des Landes von Napoleon das ganze Volk ohne Unterschied der Stände mitgewirkt, so hoffte man, daß diesem Volke hinfort auch die Teilnahme an der Leitung feiner eigenen Angelegenheiten durch sogen, „land ständische Verfassungen" gewährt werden würde. In der That waren in der Bundesakte (vgl. § 92) solche

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 169

1886 - Berlin : Hofmann
96. König Wilhelms Thronbesteigung. Berufung Bismarcks. Dänischer Krieg. 169 Derselbe schlug jedoch ihre Annahme aus. Damit war zunächst der Traum der deutschen Patrioten zerronnen. Gleichwohl ruhte auf Preußen die weltgeschichtliche Sendung, die Einheit und die Größe des deutschen Volkes herbeizuführen. Waren die Hoheuzollern schon im 17. und 18. Jahrhundert (der Große Kurfürst und Friedrich der Große) die Vorkämpfer nationalen Ruhmes gewesen, so hatte das große Jahr 1813 gezeigt, welch thatkräftiger Patriotismus in dem preußischen Herrscherhause und seinem Volke lebte. Nach dem Wiener Kongreß verfolgte die preußische Regierung die Politik, Deutschlands Einheit auf Grund der Einigung in wichtigen Lebensfragen allmählich anzubahnen. Zu diesem Eude errichtete König Friedrich Wilhelm Iii. im Jahre 1833 den Zollverein, demnach und nach alle deutschen Staaten, 1833 mit Ausnahme von Österreich, beitraten und der die Kleinstaaterei zunächst auf wirtschaftlichem Gebiete beseitigte. § 96. König Wilhelms Thronbesteigung. Berufung Bismarcks. Der dänische Krieg. Nachdem nun Preußen diese Einheitspolitik zwar vorübergehend zu Anfang der fünfziger Jahre Österreich gegenüber aufgegeben (Vertrag zu Olrnütz!), nahm es dieselbe desto kräftiger wieder auf, als 1861 auf König Friedrich Wilhelm Iv. König 1861 Wilhelm I. folgte, welcher bald darauf (1862) den großen Staats- 1862 mann Otto von Bismarck-Schönhausen zum Ministerpräsidenten ernannte (geb. 1. April 1815). Beide Männer sahen ein, daß die Durchführung der deutschen Einheit nur im Widerstreit mit Österreich, welches beständigen Anspruch auf die Hegemonie erhob, möglich sei. Darum war des Königs erste Sorge, durch eine Reorganisation der preußischen Wehrkraft seinem Staate den Sieg über Österreich zu sichern. Unbeirrt durch das Widerstreben einer großen, mit diesem kostspieligen Unternehmen unzufriedenen Partei, fetzte die Regierung die Reform durch (Bismarcks mutiges Auftreten in der Konflikts -Periode; Kriegsminister von Roon). Österreich aber suchte die weitverbreitete Unzufriedenheit zur Stärkung seines Einflusses zu benutzen (Fürstenkongreß zu Frankfurt 1863), und vielleicht wäre 1863 der Krieg schon setzt ausgebrochen, wenn nicht eine andere Angelegenheit denselben hinausgeschoben hätte.

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 111

1886 - Berlin : Hofmann
§ 66. Ludwig Xiv. Hl auch nach Eintritt seiner Volljährigkeit zunächst noch Mazariu selbständig schalten lassen. § 66. Ludwig Xiv. 1643 (1661) — 1715. Unter und durch König Ludwig Xiv. erreichte das französische Königtum seine höchste Gewalt, die Uuumschränktheit. Die Macht des Adels, der hohen Geistlichkeit, der Parlamente erblaßte vor der Machtfülle dieses gewaltigen Mannes, dessen Auffassung von dem Wesen des Staates und der Stellung des Königtums sich in dem Grundsatz aussprach: L’etat c’est moi! Aber wie seine unumschränkte (absolute) Herrschaft sich bildete auf Kosten einer ruhigen nud gesunden Entwicklung des Volkslebens, so haben auch seine großen äußeren Erfolge, die eine Zeitlang Frankreich zum mächtigsten Staate der Welt machten, für die Nation nicht dauernden Segen gebracht. Die Mittel, durch welche er diese Erfolge erreichte, waren: a) Überanstrengung der natürlichen Hilfsquellen des Landes, und b) Nichtachtung des guten Rechtes der fremden Staaten. Ludwig Xix . hat durch drei willkürlich vom Zaune gebrochene Kriege, welche zumeist gegen die habsburgische Macht gerichtet waren, die Greuzeu Frankreichs erweitert. Man nennt dieselben Raubkriege. In dem ersten gegen die spanischen Niederlande gerichteten Raubkriege wurde er zwar durch die Tripelallianz (Holland, England, Schweden) an der Eroberung der ganzen Niederlande gehindert, erhielt jedoch im Frieden zu Aachen 1668 einen 1668 wichtigen Teil von Flandern. Der zweite Krieg richtete sich zunächst gegen Holland. Dasselbe, schlecht geleitet, konnte den Franzosen anfangs nicht widerstehen. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst vou Brandenburg, der den Holländern zu Hilfe gekommen, wurde zu dem Frieden von Vossem gezwungen. Als aber Wilhelm Iii. vou Dramen Statthalter von Holland wurde, gerieten die Franzosen in Nachteil. Auch der Kaiser und Spanien nahmen nun am Kriege teil. Gleichwohl erfochten tüchtige Feldherrn, wie Eonde und Tureuue, für Ludwig Erfolge, und zumal als der Große Kurfürst durch die Schweden, welche 1675 ans Anstiften Ludwigs in die Mark einfielen (Schlacht bei Fehrbellm! f. n.) an der weiteren Teilnahme am Kriege gehindert war, gelang es den Franzosen in dem Frieden zu Ny mw egen 1678, wieder neue 1678 Abtretungen zu erzwingen. (Friede zu St. Germain en Laye mit dem Großen Kurfürsten vgl. unter § 74.

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 123

1886 - Berlin : Hofmann
§ 72. Der nordische Krieg. — Peter der Große und Karl Xii. 123 er 1689 zur Alleinherrschaft. Früh durch den Genfer Lefort mit den Vorzügen geistiger Bildung und europäischer Kultur bekannt gemacht, hat er sich die Lebensaufgabe gestellt, sein Volk aus dem Zustande geistiger Verwahrlosung zu erheben und ihm die Segnungen der Civilisation zuzuführen. Um sich dazu iustaud zu setzen, unternahm er große Reisen nach dem Westen Europas und lernte die Einrichtungen dieser Länder aus eigener Anschauung kennen. Hierbei erkannte er in Holland und England, zu welcher Blüte der Handel ein Volk erheben kann, und er beschloß, seinem Volke diese Quelle des Wohlstandes und der Bildung zu öffnen (seine Thätigkeit auf den Schiffswerften von Zaandam — Zar und Zimmermann —, sein Besuch bei König Wilhelm Iii. von England). d) Karl Xii. von Schweden. Infolge des dreißigjährigen Krieges hatten sich das Ansehen und die Macht Schwedens ungemein gehoben; es beherrschte durchaus das baltische Meer, indem es die wichtigsten Häfen und Küsten desselben inne hatte. Auf Gustav Adolf war zunächst seine hochbegabte Tochter Christine gefolgt, die aber, ganz wissenschaftlichen und künstlerischen Interessen zugewandt und darum ungeliebt von dem Volke, 1654 abdankte und zur katholischen Kirche übertrat. Nach der kürzeren Regierung ^t\r^ ^ gelangte dann Karl Xi. zur Herrschaft, welcher die königliche Gewalt gegenüber dem Adel und Reichsrat zu großer Machtfülle erhob. Diese erbte im Jahre 1697 König Karl Xii. 1697 Ungemeine Thatkraft und Ausdauer verbanden sich in diesem Manne mit Tollkühnheit und Leichtsinn in allen seinen Angelegenheiten-Ta er anfangs wenig Interesse für seine Regierungsaufgaben zeigte, so hielt Peter der Große im Verein mit Dänemark und Polen den Augenblick für gekommen, das Übergewicht Schwedens zu brechen-c) Der nordische Krieg (1700—1721). Karl kam seinen Gegnern^zuvor. Plötzlich auf Seeland landend, zwang er noch int Jahre 1700 Dänemark znm Frieden. Dann eilte er nach Inger- 1700 manland, wo er das russische Heer bei Narwa schlug. Auch gegen den polnischen König, den Kurfürsten Friedrich August (den Starken) von wachsen, war er siegreich, ja er entthronte denselben und setzte an seine Stelle den Stanislaus Leszinsky. Bis nach Sachsen vordringend, zwang er dann Friedrich August zum Frieden. Da nun Peter der Große währenddessen Jngermanland zurückerobert 109ar St. Petersburg angelegt hatte, beschloß Karl einen
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