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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 78

1854 - Leipzig : Hirschfeld
78 Friedrich der Streitbare. als wenn cs die höchste Noth erfordert. Gegen Eure Unterthanen erzeiget Euch.als Väter und nicht als Wüthriche und Tyrannen, vor welchen die Natur selbst einen Abscheu hat. Gedenket an den Markgrasen Friedrich, Euern Urahn, welcher zwar gegen drei Kaiser gekriegt, aber allein um Land und Leute zu beschirmen. Unsere Vorfahren hatten wenig Nutzen von den vielen Kriegen, die sie fuhren mußten. Was aber ein muthwilliges Krieganhebcn für Schaden einsühre. Solches ist aus Landgraf Albrecht's Beispiel zu ersehen. Darum vermahne ich Euch nochmals ernstlich, daß Ihr sollt einträchtig sein. Einer dem Andern nachgeben und vergeben. Dieses wird Euch eine Mauer sein wider allen feindlichen Ueberzug, der nicht ferne von Euch ist. Und Du, mein Sohn Friedrich, erhalte Dich also bei der Kur- würde, wie Du es von mir gesehen, damit Du dem Reich lieb und Werth seiest. Du aber, mein Sohn Wilhelm, verehre diesen Deinen älteren Bruder, das wird Dir zur Ehre und zum Besten gereichen. Ach, liebe Söhne, fasset diese väterliche Vermahnung wohl zu Herzen und Gedächtniß, und lasset Euch ja durch nichts trennen oder streitig machen. Und dieses werdet Ihr inir jetzt in die Hand versvrechen!" Thränendcn Auges reichten die Söhne dem theuren Vater die Hand als Unterpfand ihrer Zusage. Der Kurfürst Friedrich aber mußte mit dieser seiner Ermahnung gleichsam zum Propheten auf dem Sterbe- bette werden. Möchten doch seine Worte den Söhnen stets als sein letzter heiliger Wille vor der Seele geblieben, und ihre Zusage nie ge- brochen worden sein! Schon nach drei Tagen, ain 5. Januar 1428, staeb Kurfürst Friedrich der Streitbare auf dem Schlosse zu Altenburg iin noch nicht ganz vollendeten 59. Lebensjahre. Der Leichnam des Kurfürsten ward nach Meißen gebracht und dort als der erste in der von Friedrich an den Dom gebauten fürstlichen Begräbnißkapelle bcigesetzt. Sein Grab ward ungewöhnlich tief gemacht und vor der Hand ohne Denkmal gelas- sen, auch zugleich in Altenburg zum Schein ein Denkmal für ihn errich- tet, und so seine wahre Grabstelle thunlichst verheimlicht. Man fürchtete nämlich, es möchten seine erbitterten Feinde, die Hussiten, bei einem et- waigen Einfall ins Land sich noch im Grabe an ihm rächen. Darum hatte auch Fri edrich selbst die Anordnung getroffen, daß der Ort seiner Bei- setzung bis zur Beendigung der böhmischen Unruhen verschwiegen bleibe. Mit dein ersten Kurfürsten Sachsens schied einer der achtungswerthe- sten deutschen Fürsten aus der Welt. In der Schlußvcrmahnung an seine Söhne spricht sich die edle Gesinnung aus, die er während seines Lebens bewährte. Deutsche Redlichkeit, Einfachheit der Sitten, Treue, Tapferkeit, unermüdete Standhaftigkeit und Geduld waren die Tugenden, durch welche sich Friedrich der Streitbare vorzüglich auszeichnete. Immer handelte er offen, gerade und freimüthig, bediente sich keiner Schleichwege oder anderer unehrbarer Mittel, um einmal vorgesetztezwecke zu erreichen. Er brauchte das Schwert nie anders, als zur Verteidigung oder zu gerechter Ahndung. So sehr er darauf dachte, sein Recht zu be- haupten und sein Gebiet zu erweitern, so nahm er doch nie eines Andern Gebiet unrechtmäßiger Weise weg. Seinestaaten beherrschte er mitein- sicht und Klugheit, fragte gern verständige Räthe um ihre Meinung und folgte derselben, wenn er sich überzeugt hatte, daß sie besser war, als die sei- nige. Er liebte seine Unterthanen väterlich und entfernte jeden empfindlichen Druck von ihnen, dagegen beförderte er ihrbcstcs, so viel er vermochte, und war auf Ordnung undunparteiische Gerechtigkeitspstege sorgsam bedacht.

2. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 79

1854 - Leipzig : Hirschfeld
11. Friedrich der Sanstmüthige. (1428 — 1464.) Friedrich H., der in der Geschichte den schönen Beinamen „der Sanstmüthige" erhalten hat, überkam als Erstgeborner die Kur- würde und die dazu gehörigen Lande, in den übrigen Ländern regierte er mit seinen Brüdern gemeinschaftlich. Obschon bei des Vaters Tode noch nicht volle 16 Jahre alt, scheint doch Friedrich die Regierung, wenn auch unter Beirath seiner Mutter, sofort selbstständig und ohne besondere Vormundschaft angetrcten zu haben. Doch theiltcn die Brü- der, um dich gleich im Voraus zu bemerken, bereits im I. 1435, als ihr Bruder Heinrich gestorben war, die väterlichen Besttzungen unter sich, und als ein Jahr darauf Sigismund in den geistlichen Stand getreten, blieben bloß Friedri ch und Wilhelm (Iii. oder der Tapfere) übrig, die eine Zeit lang zusammen regierten. Zwei bei dem Ableben des Vaters noch unerledigte Angelegenheiten waren cs, welche den jungen Kurfürsten beim Antritt seiner Regierung beunruhigten, nämlich einerseits der Streit über die Besetzung des Burg- grafthums zu Meißen*), vor dessen Entscheidung Friedrich der Streitbare gestorben war, und dann die erneuerten Ansprüche des Herzogs Erich von Lauenburg auf die Kur und das Herzo^- thum Sachsen. Was den ersteren Streit betrifft, so bemühete sich Friedrich der Sanstmüthige, denselben durch einen Vergleich zu erledigen. Er versprach nämlich, den vom König ernannten Burggra- fen Heinrich 1. von Plauen mit dem Bcsitzthume des Burggraf- thums (den Thurm zu Meißen ausgenommen) und mit dem Schlosse und Amte Frauenstein zu belehnen und ihm überdieß noch für gewisse Lehen eine Abfindungssumme zu bewilligen (1428). Als indessen der Nachfolger dieses Burggrafen, Heinri'ch Ii., abermals Streit erhob, that König Al brecht 11. einen entscheidenden Spruch, nach welchem dem *) In der Schlacht bei Außig war nämlich unter Andern auch der Burggraf von Meißen, H e in ri ch Ii. aus dem Hause Hartenstein, geblieben. Derselbe war kinderlos gewesen, und es hatte daher der König Sigi smund das gedachte Burg- grafthum nebst Hartenstein als ein eröffnetes Lehen aufheinrich I. von Plauen, seinen Hofrichter, übertragen. Da der Kurfürst Friedrich der Streitbare gleichfalls Ansprüche zu haben vcrmeiirte, so waren zwischen ihm und dem König Mißhelligkeiten entstanden, welche bei des Kurfürsten Tode noch unerledigt geblie- den waren.

3. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 84

1854 - Leipzig : Hirschfeld
84 Friedrich der Sanstmüthige. den unter Beide gleich vertheilt, während die freiberger Bergwerke ge- meinsam blieben. Friedrich wählte, nachdem Wilhelm die Theilung gemacht hatte, Thüringen für sich, so daß Wilhelm Meißen blieb. Doch als Letzterer zu erkennen gab, daß er lieber Thüringen wünschte, gab der sanstmüthige Friedrich nach und erklärte sich bereit, Meißen anzunehmen. Allein auch damit war Wilhelm noch nicht zufrieden gestellt, sondern begehrte auch einen Antheil' vom Herzogthum Sachsen, welches dem Kurfürsten Friedrich ausschließlich gebührte. Zwar stand der Herzog Wilhelm von dieser ungerechten Forderung wieder ab, dafür ließ er sich aber von seinen Rathgebern, die es darauf antegten, ihn mit seinem Bruder zu entzweien, und denen er, schwach genug, nach- gab, zu anderen unbilligen Ansprüchen verleiten. Da auch der Kur- fürst Friedrich in mehrfacher Hinsicht sich beeinträchtigt glaubte, so vermittelten es die Stände von Meißen, Oster- und Voigtland, um die dadurch entstandene Spannung zu beseitigen, daß die Sache durch Schiedsrichter beigelegt wurde. Zu solchen wurden die beiden Schwäger der fürstlichen Brüder, der Kurfürst von Brandenburg und der Land- graf von Hessen, und außerdem der Erzbischof von Magdeburg, erwählt. Im Kloster zu Neuwert bei Halle zusammentretend, sprachen diese am 5. Dec. 1445 die unter dem Namen des „halle'schen Machtspruchs" bekannte Entscheidung dahin aus, daß es im Allgemeinen bei der al- tenburger Theilung verbleiben sollte, daß jedoch einerseits noch einige Besitzungen in Meißen und Voigtland mit des Kurfürsten Antheil vereinigt werden sollten, andrerseits aber Freiberg an Thüringen kom- men, mithin Wilhelm zufallen sollte. Man hätte meinen sollen, damit wäre das mißliche Verhältniß zwischen den beiden Brüdern ausgeglichen worden. Allein dem war nicht so. Leider war jene Theilung, die unstreitig das Wohl dieses fürstlichen Brüderpaares und ihrer Unterlhancn zum Zwecke haben sollte, der Anlaß zu großen Irrungen, die zuletzt in einen öffentlichen, bis zum Jahre 1450 wüthenden Krieg ausarteten, der in der Geschichte den gehässigen Namen des.bruderkrieg es führt. Die Hauptschuld daran, daß es dahin kam, trugen ohne Zweifel die ränkevollen Räche des Herzogs Wilhelm Iii. Unter diesen waren es vorzüglich die Brüder (Busso und Apcl) Vitzthum, welche ihr Vertrauen beim Herzog zu benutzen suchten, um wegen der Enthauptung ihres Vetters zu Frauenstein ihre Rache an dem Kurfürsten zu kühlen. Be- sonders suchte der arglistige Ap el das Herz seines Herrn immer mehr von dem Kurfürsten abzulenken und ihm fort und fort cinzureden, daß er von diesem bei der Theilung übervortheilt worden sei. Ja, er hatte sogar den Herzog Wilhelm zu dem Vorsatz getrieben, für den Fall, daß er ohne männliche Erben sterben sollte, die Erbfolge irff der Landgrafschaft Thüringen auf den König Ladislaw zu über- tragen. Dadurch gedachte Vitzthum eben so sehr am Kurfürsten sich zu rächen, als er sich dabei durch ansehnliche Besitzungen zu be- reichern hoffte. Der Kurfürst, dem solches Alles hinterbracht wurde, stellte an sei- nen Bruder Wilhelm die Forderung, jene ihm feindlich gesinnten

4. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 99

1854 - Leipzig : Hirschfeld
13. Friedrich der Weise. (I486 — 1525.) (^3 ist erquickend für den Freund des Vaterlandes und seiner Geschichte, in der nun folgenden Regierungsperiode des Kurfürsten Friedrich Hl. endlich einmal einem beinahe vierzigjährigen Zeiträume zu begegnen, während dessen das bisher so vielfältig gehandhabte Schwert friedlich in der Scheide ruhete. Doch erwarb sich der edle Friedrich (d. i. der Friedereiche) unter den Palmen des Friedens einen nicht minder dauernden Ruhm, indem er durch die Kraft und den Adel seines Geistes, wie als Mensch und Christ, so als Regent und deutscher Patriot, den wohlverdienten Beinamen des Weisen bis an sein Ende bewährte. Friedrich, der älteste Sohn des Kurfürsten Ernst, ward am 17. Januar 1463 zu Torgau zur Freude seiner Aeltern und Großäl- tern geboren. Der junge Fürst erhielt sammt seinen Brüdern eine zweckmäßige Jugendleitung und besuchte mit ihnen die Klosterschule zu Grimma. Später genoß er des bildenden Unterrichts eines M. Ulrich Kemmerlein. Friedrich studirte fleißig die Schriften der Alten und machte schon frühzeitig bedeutende Fortschritte in der lateinischen Sprache. Aus den alten Schriftstellern sammelte er die schönsten Aus- sprüche und heftete dieselben in der' Folge, um sie immer im Gedächt- niß zu behalten, an die Wände seines Schlafzimmers. Ein anderer Lehrer, Martin Pollich, unterrichtete den fürstlichen Jüngling in der 7*

5. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 70

1854 - Leipzig : Hirschfeld
70 Friedrich der Streitbare. Helm Ii., dagegen bekam, um dieß gleich hier im Voraus zu bemer- ken, nachdem das meißner Land mit der Stadt Leipzig an Friedrich gefallen war, den größeren Theil des Osterlandes und starb 1425, worauf Friedr ich auch dessen sämmtliche osterländischc Besitzungen erbte, von welcher Zeit an das Osterland nie wieder einen besonderen Regenten gehabt hat und seine frühere eigenthümliche Verfassung ver- lor. Insofern nun dieser Wilhelm, da er seines Bruders Friedrich Uebergewicht anerkannte, größtcntheils nach dessen besserer Einsicht han- delte, knüpft sich die Geschichte unsers Landes vorzugsweise an Fried- rich den Streitbaren. Als den Streitbaren bewies sich Friedrich, der bis zum Tode seiner Mutter Katharina (1397) unter deren Vormundschaft stand, zuerst durch eine Waffenthat in Franken im I. 1388. In jener Zeit war in Deutschland noch vielfältig das Faustrecht an der Tages- ordnung; es kämpften jetzt aber seltener mehr Einzelne, sondern man schloß sich in. größere Verbindungen zusammen. So kam es denn, daß der in Franken, Schwaben rc. gegen den Adel geschloffene Städtebund in den sogenannten Städtekrieg ausbrach. Da der Burggraf Fried- rich von Nürnberg seine Vettern, die wettiner Fürsten, in das Bünd- niß des Adels zog und dieselben zu Hülfe rief, so ward Friedrich der Streitbare von seinen beiden Oheimen Balthasar und Wil- helm I. an der Spitze von tausend Reitern nach Franken gesandt. In dieser Fehde focht der neunzehnjährige Held Friedrich mit Ruhm an der Seite des Burggrafen, und cs gelang ihm, demselben die Schlösser Windsheim und Rothenburg erobern und das trotzige Nürn- berg demüthigcn zu helfen. In sein Land zurückgekehrt, hatte Friedrich auch hier einige Fehden zu bestehen. So mußte er (1390) die Brüder Friedrich, Wilhelm und Veit von Schön bürg zu Glauchau, welche sich weigerten, mehre baare Rückstände abzutragen und sich deshalb mit andern unruhigen Köpfen verbunden hatten, mit bewaffneter Hand zu Recht und Gehorsam nöthigen. In demselben Jahre ließ er gegen zwei thüringer Raubritter statt mit dem Schwert über sic herzufahren, beim Landfriedensrichter über den seinem Lande zugefügten, auf 1000 Mark Silber angeschlagenen Schaden Klage anbringen und erlangte auf diese Weise sein Recht. Ebenso legte er um diese Zeit noch einige andere Raubhändel bei und trieb die Widerspenstigen zu Paaren. Im I. 1391 eröffnete sich ein neuer Kampfplatz zur Bewährung seiner Thatkraft, indem der Hochmeister des deutschen Ordens die Rit- terschaft aller deutschen Länder aufforderte, sich an einem Kreuz- oder Kriegszuge gegen die heidnischen Litthauer zu betheiligen.*) Der *j Nach Andern galt es nicht der Bekehrung der heidnischen Litthauer. indem ihr Großherzog Jaget lo, damals noch der einzige heidnische Fürst in Europa, be- reits 1386, um die polnische Krone zu erlangen, mit seinem ganzen Bolke den christ- lichen Glauben angenommen haben soll. Vielmehr soll der Zug gegen Jagello gerichtet gewesen sein, welcher mehre gefangene deutsche Ordensbrüder ihrer Haft nicht entledigen wollte. Zugleich soll es gegolten haben, die Vereinigung zwischen Polen und Litthauen zu verhindern.

6. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 255

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Friedrich Christian. 255 ausgenommen. Auch ward hier in ihm eine so innige Begeisterung für die Kunst erweckt, daß er später einer ihrer eifrigsten Beförderer wurde.) Im I. 1740 kehrte er aus Italien zurück und vermählte sich im Juni 1747 mit Maria Antonia, einer Tochter Karl Al- brccht's, Kurfürsten von Bayern und deutschen Kaisers (Karl Vii.), einer eben so gebildeten und geistreichen, als thätigen Fürstin, die gleich ihrem Gemahl die Verwaltung des Grafen Brühl höchlichst verab- scheute und mit Ersterem drei Jahre hindurch zu Dresden die Schreck- nisse des siebenjährigen Krieges ertrug. Bei dem wohlwollenden, menschenfreundlichen Sinne, von welchem der edle Kurprinz Friedrich Christian beseelt war, wurde er vom Volke sehr geliebt. Wer Erleichterung und Hülse suchte, wandte sich an ihn, und er war mit seiner Vermittelung und mit seinem Beistände bereit, wo er es nur vermochte. Auch der König von Preußen Fried- rich ll. schätzte ihn ungemein hoch, und diesem Umstande verdankten die Sachsen während des Krieges manche Erleichterung. Aus der Residenz, deren Rathsherrcn dem preußischen Eroberer den Eid der Treue hatten schwören müssen, begab sich Friedrich Christian erst hinweg, als sie aus dem preußischen Besitze in die Hände des die Reichsarmee commandirenden Herzogs von Zwei brücken überge- gangcn war (1759). Er ging vorerst nach Prag und sodann (1760) nach München zu seinem ihm an Geist und Gesinnung ähnlichen Schwager Maximilian Joseph. Im Jan. 1762 kehrte er nach Dresden zurück. Hier wirkte der theilnehmende Prinz, dem das Elend des Landes tief zu Herzen ging, aus allen Kräften zur Abhülfe der allgemeinen Roth und war namentlich daraus bedacht, den baldigen Abschluß des Friedens zu erzielen. Durch ein im Aufträge seines Vaters, den er dem Frieden geneigt zu machen nicht vergebens sich bemüht hatte, an Friedrich 11. gesendetes Schreiben im Herbste 1762 beschleunigte Friedrich Christian den Zusammentritt des Friedens- congresses, und trug durch seine mit eben so viel Weisheit als rastloser Thätigkeit den Hubertusburger Unterhandluugcn gewidmete Theilnahme nicht wenig zum schnellen und glücklichen Ausgange derselben bei. Als der am 5. Oct. 1763 plötzlich erfolgte Tod des Kurfürsten den vielgeliebten bisherigen Kurprinzen Friedrich Christian im eben angctrctenen 42. Lebensjahre auf den Thron des Landes rief, da rich- tete das bisher durch die Roth des Krieges so hart bedrängt gewesene und von der Palme des Friedens umwehete Sachsenvolk seine Blicke hoffnungsvoll auf den neuen Kurfürsten. Und fürwahr, diese Hoff- nungen wurden nicht getäuscht. Bewundernswürdig ist es, was dieser edle Fürst in der leider so überaus kurzen Zeit seiner Regierung zum Vesten des Landes wirkte. Wie der Kurfürst Friedrich Christian in einem General-Rescript selbst sagt, hatte er „beim Antritt seiner Regierung die Wiederherstellung des Wohlstandes seiner Lande und die mit solchem auf's Genaueste verbundene Beförderung seines eigenen wahren Interesses, in allen seinen, selbst den geringsten Zweigen, zum alleinigen Grundsatz seines Staatssystems angenommen." Davon zeugten auch alle seine Hand-

7. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 256

1854 - Leipzig : Hirschfeld
256 Friedrich Christian. lungert. Daß sogleich nach des neuen Kurfürsten Regierungsantritt der bisherige Premierminister Graf von Brühl seine Stelle niederge- legt hatte, ist bereits bemerkt worden. Friedrich Christian besetzte nun die einflußreichsten Aemter nur mit solchen Männern, von deren Tüchtigkeit und redlichen Gesinnung er erwarten durfte, daß sie seine wohlwollenden Absichten ausführen helfet: würden. Einett Premier- minister ernannte er nicht wieder, und theilte das geheime Cabinet in 3 Departements (innere, auswärtige Angelegenheiten und Kriegswesen) mit nur zwei Ministern. Die bisher üblich gewesene Ertheilung von Anwartschaften (Erspeetanzen) auf Aemter erklärte er für aufgehoben, weil er entschlossen sei, im Staatsdienste nur fähige und tüchtige Män- ner anzustellen und diese nach Verdienst zu lohnen. In den Personen der Beamten nahm daher der Kurfürst sehr zweckmäßige Veränderungen vor, zog verdiente Männer aus der Dunkelheit oder aus dem Aus- lande, entfernte manchen schlechten und unbrauchbaren und vereinfachte die Zahl und Stellung der Hofdienerschaft rc. Von Wichtigkeit war es auch, daß Friedrich Christian die höchste Stufe der Verwaltung, welche Brühl von der Person des Regenten ganz zu entfernen gewußt hatte, nämlich das sogenannte „geheime Consilium" wieder in die volle Kraft seiner ursprünglichen Bestimmung einsetzte, so daß er sich mit demselben berieth wie mit den Chefs der verschiedenen Oberbehörden. Vor Allem war der wahrhaft landesväterlich gesinnte Kurfürst darauf bedacht, die tiefen Wunden zu heilen, welche die letzte furchtbare Vergangenheit dem hart bedrängten Lande geschlagett hatte. Es war daher eine Hauptsorge, der er sich sofort annahm, die Wiederherstellung des Steuer- oder Landes-Credits und der Finanzen zu bewerk- stelligen. War doch die Summe der Landesschulden nach der von seinem Vater vorgelegten Berechnung bereits auf nahe an 30 Millio- nen Thlr. (wovon man 28 Mill. verzinsen mußte) gestiegen. Sofort entwarf der Kurfürst mit den versammelten Ständen einen Plan zur pünktlichen Bezahlung der Zinsen dieser Staatsschuld und zur allmäh- ligen Abtragung der Schuldcapitalien selbst, sowie zugleich die Errich- tung einer Steuercreditkasse zu Leipzig beschlossen wurde. Diese ganze treffliche Einrichtung, durch welche der tief erschütterte Credit des Landes dauernd wieder hergestellt wurde und durch welche im I. 1807 bereits 19 Millionen abbezahlt waren,*) wurde in ihrett Hauptpunkten schon am 10. Oct. 1763 durch eine ständische Erklärung öffentlich bekannt gemacht. Dabei ging der Kurfürst Friedrich Christian mit seinem eige- nen Beispiele ermuthigend voran, indem er durch zweckmäßige Einschrän- kung des Hofhalts auf wesentliche Ersparungen bedacht war und in vielfacher Hinsicht eine edle Entsagung übte. Mehre wichtige Hofämter wurden getrennt, andere gänzlich abgeschafft. Das bisher jährlich mit 100,000 Thlr. unterhaltene Heer der Sänger und Tänzer bei der Oper ward sofort entfernt und nur das Orchester beibebalten. Ucberflüssiges Forstpersonal wurde gleichfalls entlassen. Durch frühere Begünstigungen *) Wärm Nicht seit 1806 die bekannten politischen Verhältnisse cingctreten, so würde die gesammte Steuerschuld im I. 1815 getilgt gewesen sein.

8. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 283

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Friedrich August der Gerechte. 283 hatten. Es war dicß der letzte große Sieg, den der französische Eroberer auf deutschem Boden erkämpfte, denn von nun an begann die Sonne seines Glückes sich zu neigen. Nach den Verlusten, die seine Armee bei Wahlstadt, Kulm, Dennewitz und Nollendorf erlitten, wurde seine Stellung an der Elbe von Tag zu Tag unhaltbarer. Je mehr und mehr in Sachsen eingeengt, zog endlich Napoleon, einem wuthentbrannten Löwen gleich, der seinen Sieg erzwingen will, am 7. Oct. 1813 unter Zurücklassung von 40,000 Mann von Dresden ab und begab sich nach Leipzig. Um sich nicht in seine unter das Commando eines französischen Generals gestellte Residenz einschlicßen zu lassen, beschloß Friedrich August, dem Hauptquartier der kaiser- lichen Armee zu folgen, verließ daher nebst seiner Gemahlin seine kurz darauf von 35,000 Russen und Oesterreichern eingeschloffene Hauptstadt, in der Ueberzeugung, dadurch mehr Freiheit für die nach den Umstän- den zu fassenden Entschließungen zu gewinnen, und traf am 14. Oct. in Leipzig ein. Hier nun, in den Ebenen von Leipzig war cs, wo am 16., 17. und 18. Oct. 1813 die große Völkerschlacht geschlagen wurde, in welcher eine halbe Million Krieger (300,000 für die Verbündeten, 180,000 für Napoleon) mit mehr als 2000 Feuerschlünden sich gegenüberstanden. Als die entscheidendste Schlacht des ganzen Feldzugs endigte sie mit der beinahe gänzlichen Vernichtung von Napoleon's Macht, dessen Heer in der Nacht zum 19. Oct. den Rückzug begann. Am Morgen dieses Tages besuchte er den König Friedrich August und schlug ihm vor, ihn nach Weißenfels zu begleiten und von da aus Unterhandlungen mit den verbündeten Mächten anzuknüpfen. Der König aber, entschlossen, unter seinem Volke zu bleiben und dessen Schicksal zu theilen, beharrte bei der schon in der Nacht gegebenen Erklärung bestimmt, er wolle in Leipzig bleiben und der Großmuth und der Gerechtigkeitsliebe der verbündeten Monarchen sich überlassen. Na- poleon erklärte hierauf den König aller seiner Verbindlichkeiten gegen ihn entbunden, nahm gerührt von ihm Abschied und eilte um 10 Uhr auf der Heerstraße nach Thüringen. Bald nachher wurde, durch Miß- verständniß wahrscheinlich zu früh, die Elsterbrückc gesprengt, und cs geriethen dadurch mehre Tausende in Gefangenschaft, während Viele (darunter der General Fürst Poniatowski) im Flusse ertranken. Gegen Mittag dieses Tages (19. Oct.) drangen die Verbündeten in Leipzig ein. Der Kronprinz von Schweden, welcher unter den Ersten sich befand, die in die Stadt cinzogen, besuchte sogleich den König von Sachsen und versicherte ihn seiner freundschaftlichen Gesinnungen, 'wäh- rend die beiden Kaiser von Rußland und Oesterreich, sowie der König von Preußen an seiner Wohnung vorübereilten. Vergebens versuchte es Friedrich August, mit den Monarchen Unterhandlungen anzu- knüpfen. Die Bitte um die Erlaubniß, ihnen einen Besuch abstatten zu dürfen, wurde von dem König von Preußen gar nicht, von dem Kaiser Alexander Nachmittags dahin erwiedert, daß dieser ihm eröffnen ließ, er betrachte ihn als einen Gefangenen, und eine persönliche Zusammenkunft werde für beide Thcile nur unangenehm sein. (Der

9. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 93

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Friedrich der Sanftmüthige. 93 wurden auf einige Jahre allgemeine Abgaben bewilligt, was nament- lich im Hussitenkriege als eine Nothwendigkeit sich herausgestellt hatte. Ebenso war von den Ständen auf dem Landtage zu Leipzig im I. 1438 eine Ziese (Accise) d. i. eine Verbrauchsteuer von allen verkauf- baren Maaren zugestanden worden, und 1443 kam dazu die Kopf- steuer. Im Kriegswesen kam immer mehr das Pulver in Gebrauch, ebenso wurde es gewöhnlich, den Kriegern Sold auszuzahlen. . Von dem Streben beseelt, die hin und wieder eingerissene Rohheit des Rit- terthums und Adels durch Hebung des Ehrgefühls zu beseitigen, be- gründete Friedrich im I. 1450 den Ritterorden des heil. Hiero- nymus, der jedoch nach seinem Tode wieder erlosch. Daß derselbe übrigens auch auf das materielle Wohl seines Volkes bedacht war, dafür zeugt unter Anderm seine Fürsorge für den Handel, indem er im I. 1458 zu Leipzig eine dritte Messe, die Neujahrsmesse, errichtete und dafür ein kaiserliches Privilegium auswirkte. Führt auch dieser ruhm- würdige Fürst, dessen musterhaftes häusliches Leben bereits oben an- gedeutet worden ist, den Beinamen des Sanstmüthigen von der ihm eigenen Menschlichkeit und Milde, von welcher in dieser Bographie gleichfalls erhebende Züge mitgetheilt worden sind, so zeigt doch der Verlauf seines Lebens, daß er da, wo es nöthig war, sich auch durch feste Entschlossenheit, beharrlichen Muth und mannhafte Tapferkeit auszuzeichnen wußte.

10. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 56

1854 - Leipzig : Hirschfeld
8. Friedrich Ii. der Ernsthafte. (1324 — 1349.) Eeim Tode des Vaters, Friedrich I., zählte der Sohn, Fried- rich der Ernsthafte, erst 14 Jahre. Daher übernahm Elisabeth, seine Mutter, in Gemeinschaft mit dem Grafen Heinrich Xvi. von S chwarzburg, und nach dessen Tode (1324) mit dem Grafen Hein- rich Xii. Reuß von Plauen die Vormundschaft und Regentschaft. Im I. 1329 ward er vom Kaiser Ludwig dem Bayer für volljährig erklärt und vermählte sich zu Nürnberg mit dessen Tochter Math ilde, wobei ihm der kaiserliche Schwiegervater statt der versprochenen Mit- gift von 10,000 Mark Silber die Städte Mühlhausen, Nordhauscn und Goslar unterpfändlich einräumte. Doch mußten die ersteren beiden Städte erst durch die Reichsacht zur Unterwerfung unter Fried- rich gezwungen werden. Als Kind schon war Friedrich von seinem Vater mit der zehn- jährigen böhmischen Prinzessin Jutta verlobt worden, die auch von da an auf der Wartburg in der landgräflichen Familie sich aufhielt. Doch bald nach des Vaters Tode hatte Friedrich die ihm zur Ver- lobten Aufgenöthigte nach Böhmen zurückgeschickt zu ihrem Vater, dem König Johann. Zur Rache dafür nahm dieser (1329) dem Mark- und Landgrafen Friedrich seine Besitzungen in der (Ober-) Lausitz ab. Doch erfolgte zwischen Beiden später (1332) eine Aussöhnung. Auch mit seiner trefflichen Mutter Elisabeth kam Friedrich in Streit. Ihr Gemahl, Friedrich I., hatte ihr zum Leibgcdingc die Städte Gotha, Jena und Weißensee angewiesen. Der Sohn, Fried- rich der Ernsthafte, welcher das Land unzertheilt in seinen Besitz zu bringen strebte, wünschte einen Umtausch; allein die Mutter wei- gerte sich dessen, und da sie sich mit dem Grafen Berthold von Henneberg verband, auch die Städte Erfurt und Mühlhausen aus ihre Seite traten, so kam es zu einem ernstlichen Zerwürfniß, das aber zu- letzt (1333) durch Vermittlung des Kaisers dahin geschlichtet ward, daß Elisabeth Weißensee abtrat und dagegen Tenncberg annahm. Uebrigens lebte Elisabeth auf dem Schlosse zu Gotha bis zu ihrem Tode (1359). Den Namen des „Ernsthaften" hat Friedrich jedenfalls von seinem unerbittlichen Ernste erhalten, mit welchem er die wilden Ritter, die raubend ganze Landcsstriche durchzogen und unsicher machten, zu
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