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1. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 109

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 109 — neue Schulen errichtet; in Ostpreußen, wo das Volk ganz besonders noch in tiefster Unwissenheit und Roheit dahinlebte, verdanken allein 1160 Landschulen der Fürsorge des Königs ihre Entstehung. Doch fehlte es immer an Lehrern, und die Landschulen mußten sich noch immer mit Tagelöhnern, Handwerkern und ausgedienten Unteroffizieren behelfen. Darum wandte Friedrich Wilhelm auch auf die Heranbildung eines tüchtigen Lehrerstandes die größte Sorgfalt. Auf seinen Reisen besuchte der König gar oft die Schulhäufer und wohnte dem Unterrichte bei, um sich persönlich von den Leistungen der Schüler und Lehrer zu überzeugen. Frömmigkeit und Wohlthätigkeit. Bei aller Rauheit seines Wesens war Friedrich Wilhelm doch ein wahrhaft frommer Mann. Wie er selbst den Gottesdienst regelmäßig besuchte, so verlangte er dasselbe auch von seiner Familie, seinen Offizieren und Beamten. Er stellte Feldprediger an, ließ unter das Volk und die Soldaten Erbauungsbücher verteilen und ermahnte die Geistlichen zu religiöser Duldsamkeit. Obwohl er von Herzen dem Protestantismus zugethan war, die evangelische Kirche in jeder Beziehung ehrte und stützte und sich überall der gedrückten Glaubensgenossen kräftig annahm, war er doch duldsam gegen Andersgläubige. Der aufrichtigen Frömmigkeit des Königs entsprang seine Wohlthätigkeit. In den Jahren der Teuerung ließ er seine Magazine öffnen, um den Hungernden billiges Brot zu verschaffen. Viele sehr segensreiche Anstalten verdanken ihm ihre Entstehung ober Erweiterung. So grünbete er das große Berliner Krankenhaus, die Eharite, und das große Potsdamer Militär-Waisenhaus, wodurch er sich ein bleibendes Denkmal geschaffen hat. Verhalten in auswärtigen Angelegenheiten. Obwohl Friedrich Wilhelm mit Leib und Seele Soldat war und eine der schlagfertigsten Armeeen besaß, so vermied er doch mit ängstlicher Sorgfalt, in die Welthändel verwickelt zu werden. Überhaupt kümmerte er sich so wenig wie möglich um die auswärtigen Verhältnisse, da seiner geraden, offenen Natur die Ränke und Schliche der Diplomaten zuwider waren. Dessenungeachtet hat er sein Land durch eine wichtige Erwerbung ansehnlich vergrößert. Bald nach seinem Regierungsantritte erwarb er im Frieden zu Utrecht, womit der spanische Erbsolgekrieg abschloß, das Oberquartier Geldern, ein fruchtbares Ländchen im heutigen Regierungsbezirk Düffeldorf, das 50000 gewerbfleißige Einwohner zählte. Zu gleicher Zeit mit dem spanischen Erbfolgekriege war der nordische Krieg ausgebrochen, den Peter I. von Rußland und die Könige von Dänemark und Sachsen gegen den jugendlichen, aber kriegstüchtigen und tapferen Schwedenkönig Kart Xii.

2. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 74

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 74 — loren gegangen waren. Obwohl man unter dem Einfluß des immer mehr überhand nehmenden finstersten Aberglaubens und aus Furcht vor dem Teufel stets ängstlich um das Seelenheil besorgt war, welche Sorge von den Geistlichen beider Religionsparteien aus Herrschsucht genährt und gepflegt wurde, und äußerlich ein frommes Leben heuchelte, so sündigte man heimlich desto schändlicher. Niemand ehrte mehr den heiligen Namen seines Vaterlandes, sogar die deutsche Sprache ward fast vergessen, indem man sie mit lateinischen, französischen und spanischen Wörtern vermischte. Auch in der Kleidung ahmte man albernes fremdländisches Wesen nach. Kirchen und Schulen waren nur höchst selten noch vorhanden, und jung und alt fiel infolgedessen auch in geistiger Beziehung der größten Verwilderung anheim; die seit der Reformation empor-gebtühteu Künste und Wissenschaften gerieten wieder in Verfall. — Auch unter den Fürsten und dem Adel war der Sinn für wahre Ehre, Ansehen und Recht zum Teil geschwunden. Viele buhlten in elender Schmeichelei und Kriecherei um Titel und Ehrenämter. Die Bedeutung der Kaisermacht, die infolge der den Fürsten verliehenen Rechte zu einem bloßen Schatten herabgesunken war, sowie das Ansehen des ohnmächtigen, zerrissenen Deutschen Reichs in Europa war dahin. Deutschland war sowohl politisch als auch in Bezug auf Handel, Kunst und Wissenschaft aus seiner ersten Stellung, die es bis dahin unter den europäischen Staaten einnahm, verdrängt worden, und „altersschwer und krankend ging es dem Grabe zu", während die im Friedensschlüsse festgelegte Souveränität der Fürsten „die Bedingung zu neuem nationalen Leben ward, dessen herrlichste Blüten zu zeitigen unseren Tagen vorbehalten blieb". Ariedrich Wilhelm, der große Kurfürst (1640—1688). Jugendzeit. Friedrich Wilhelm wurde am 16. Februar 1620 im Schlosse zu Köln an der Spree geboren. Wilder Kriegslärm begleitete seine ganze Jugendzeit. Wegen der in den Marken herrschenden Kriegsunruhen siedelte der junge Prinz mit seiner Schwester Katharina nach Küftriu über, wo er den größten Teil des Knabenalters verlebte. Hier lag der körperlich kräftige und geistig geweckte Knabe mit großem Eifer seinen Studien ob, stählte aber daneben auch seinen Körper durch allerlei Leibesübungen, wie Reiten, Schwimmen rc., lernte den Speer nach flüchtigem Wilbe fchleubern und gab sich auch mit Eifer dem Vogelfänge hin. Von einigen Söhnen polnischer Edelleute, welche unter die kleine Zahl der Pagen des

3. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 118

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 118 — der Zeit des unliebsamen Verhältnisses zu seinem Vater ihm weh gethan hatten, kleinliche Rache zu nehmen. Andererseits aber hielt er sich für verpflichtet, denen Gutes zu thun, die seinetwegen gelitten hatten. Seinen alten, treuen Lehrer Duhan rief er durch einen liebevollen Brief aus der Verbannung zurück und gestaltete den Abend seines Lebens so angenehm wie möglich. Um dem Vater seines unglücklichen Freundes Katte einen Beweis seiner königlichen Huld zu geben, ernannte er ihn zum Feldmarschall und erhob ihn in den Grafenstand. Keith wurde nach Berlin zurückberufen und zum Stallmeister und Oberstleutnant von der Armee er- nannt. Des Königs Rheinsberger Freunde aber sahen sich in ihren Erwartungen vollständig getauscht. Sie blieben ihm, was sie auch dem Kronprinzen gewesen: geistreiche Gesellschafter und Freunde; aber sie regierten den Staat nicht und erlangten keinerlei Einfluß auf Friedrichs Entschließungen und Handlungen. Denn wie Friedrich Wilhelm I., so war auch Friedrich Ii. ein Selbstherrscher, der mit fester Hand das Steuer der Regierung ergriff. Von der Überzeugung durchdrungen, daß Preußen zur weiteren Ausdehnung seiner Landesgrenzen einer großen und tüchtigen Armee bedürfe, wandte er dem Heerwesen seine besondere Aufmerksamkeit zu. Die Riesengarde seines Vaters, welche ihm zu teuer war, wurde abgeschafft. Das ganze Heer aber erfuhr eine bedeutende Vermehrung. Die Soldaten wurden menschlicher und freundlicher behandelt und die gewaltsamen Werbungen strengstens verboten. Für das Wohl seiner Unterthanen sorgte Friedrich bald nach seinem Regierungsantritte insofern, als er der durch den strengen Winter des Jahres 1740 hervorgerufenen Teuerung dadurch abzuhelfen suchte, daß er die von seinem Vater angelegten Vorratshäuser öffnen und Getreide zu billigen Preisen an die Armen verkaufen ließ, wodurch er sich schnell die Herzen seines Volkes gewann. Wenn Friedrich auch die meisten Einrichtungen seines Vaters bestehen ließ und nur einzelne Übelstände, wie z. B. die schreckliche Folter im Gerichtsverfahren, abschaffte, so glich doch die neue Regierung der alten nicht; ihre Haltung war freier, geistiger; in allen Dingen zeigte sie ein edleres Gepräge. Es war Friedrich Ii. vorbehalten, den starren Formen seines Vaters Geist und Leben einzuhauchen. Vor allem ließ sich der neue König auch die Pflege der Künste und Wissenschaften, die von Friedrich Wilhelm I. so sehr vernachlässigt worden waren, besonders angelegen sein. Die von Friedrich I. gegründete, aber unter seinem Sohne sehr heruntergekommene Akademie der Wissenschaften in Berlin wurde neu eingerichtet, und Friedrich berief an dieselbe vorzügliche Gelehrte aus allen Ländern. Auch die Universität Halle wurde bedeutend gehoben.

4. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 207

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 207 — wurden auch bald Berlin und Potsdam durch eiserne Schienenwege verbunden, auf denen das Dampfroß dahinrollte. Um die lästigen und beengenden Zollschranken, die bis dahin Handel und Gewerbe wesentlich beeinträchtigten, zu beseitigen, gründete Friedrich Wilhelm im Jahre 1834 den preußisch-deutschen Zollverein, dem mit Ausnahme von Österreich, Mecklenburg und den Hansastädten alle deutschen Staaten beitraten. Derselbe brachte nicht nur sehr beträchtliche wirtschaftliche und finanzielle Vorteile, sondern hatte insofern auch eine wichtige staatliche Bedeutung, als durch ihn ein großer Schritt gethan wurde zur Einigung Deutschlands. Sorge für geistige Bildung. Ganz besondere Fürsorge widmete Friedrich Wilhelm auch der geistigen Bildung seiner Unterthanen. Es wurde ein besonderes Ministerium eingesetzt, dem die Verwaltung des gesamten Unterrichtswesens und der kirchlichen Angelegenheiten oblag. Die Universitäten Halle und Wittenberg wurden im Jahre 1817 zu einer Hochschule Halle-Wittenberg vereinigt. Für die Rheinprovinz trat im folgenden Jahre die Universität zu Bonn ins Leben. Auch der Volksunterricht wurde bedeutend gehoben. Die ans die Vereinfachung und Verbesserung der Unterrichtsmethoden gerichteten Bestrebungen berühmter deutscher Pädagogen fanden in Preußen die verdiente Beachtung. Durch die in sämtlichen Provinzen vermehrten Schnllehrerseminare wurde die Unterrichtsmethode verbessert. Um allen Kindern und gerade den ärmsten die Wohlthat eines geordneten Unterrichts zu verschaffen, gelangte der Grundsatz der allgemeinen Schulpflicht überall zur Durchführung, so daß Preußen im Volksunterricht alle anderen Großstaaten weit überflügelte. Neben den Wissenschaften hatten sich auch die Künste der wirksamsten Forderung zu erfreuen. Künstler, wie Schinkel, Rauch u. a., schmückten Berlin mit schönen Werken der Bau- und Bildhauerkunst. Es entstanden z. B. das Schauspielhaus, das Museum, die neue Wache; den großen Feldherren der Befreiungskriege wurden Standbilder errichtet, um ihr Andenken zu ehren zu verewigen. Verhalten zur Religion. Ein hohes Verdienst erwarb sich Friedrich Wilhelm, der selbst ein wahrhaft frommer Mann war und darum auch in den Herzen seines Volkes wahre Gottesfurcht zu wecken suchte, um die Religion. Die Protestanten hatten sich in verschiedene Kirchengemeinschasten (Lutheraner, Reformierte u. f. w.) gespalten, die sich wiederholt gegenseitig bekämpften. Um diesen unerquicklichen Zuständen, die feine Vorgänger zu beseitigen vergeblich bemüht waren, ein Ende zu machen, vereinigte Friedrich Wilhelm bei der dritten Jubelfeier der Reformation im Jahre 1817 die beiden evangelischen Konfessionen, die lutherische und reformierte,

5. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 208

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 208 — in der Union zur evangelischen Landeskirche. Er selbst arbeitete für dieselbe eine Vorschrift der kirchlichen Gebräuche (Agende) aus, die aber bei vielen Lutheranern, namentlich in Schlesien, auf heftigen Widerstand stieß und die Bildung der altlutherischen Gemeinden zur Folge hatte. Wie seine Vorfahren, so nahm sich auch Friedrich Wilhelm seiner Glaubens- genossen in fremden Ländern an; er nahm die um ihres evangelischen Glaubens willen bedrückten Zillerthaler, etwa 500 an der Zahl, in seinem Lande auf, siedelte sie bei Erdmaunsdors in Schlesien an und gewährte ihnen reichliche Unterstützungen. Friedrich Wilhelms Persönlichkeit und Lebensweise. Friedrich Wilhelm besaß eine hohe, stattliche Gestalt, ein edles Angesicht, über das stets ein Hauch von Natürlichkeit und Milde ausgebreitet war, einen festen, klaren, offenen Blick, der seine reine, edle Seele wiederspiegelte. In feiner Jugend schlank und hager, wurde sein Körper später voller und kräftiger, doch nie korpulent. In den Be- wegungen desselben lagen Anmut und Würde, die ihn auch in den schwersten Zeiten nicht verließen. In seinem ganzen Wesen war der König schlicht und einfach. Gewöhnlich trug er einen blauen, bis oben zugeknöpften Leibrock und eine einfache Landwehrmütze; nur bei fest- lichen Gelegenheiten würde biefe schlichte Kleibung mit dem Staatsan;ug und Feberhut vertauscht. Bis in fein Alter hinein erhielt er sich eine kräftige, frische Gesunbheit durch eine fest geregelte Lebensweise, namentlich durch Mäßigkeit im Essen und Trinken. Seine Tafel war für gewöhnlich nicht reichlicher besetzt als die eines wohlhabenben Privatmannes. Als ihn der Hofmarschall bei seiner Rückkehr nach Berlin im Jahre 1809 fragte, ob er nun rvieber Champagner auftragen bürfe, antwortete er: „Noch nicht und nicht eher,, bis alle meine Unterthanen, auch die ärmsten, wieder Bier trinken können". Friedrich Wilhelm befaß eine Menge Gaben und Talente, die bei feinem redlichen Willen und dem tiefen, sittlichen Ernst, mit dem er alles erfaßte, einen der vorzüglichsten Fürsten ans ihm machten. Mit einem klaren, gesunden Blick begabt, vermochte er Menschen und Dinge richtig zu beurteilen. Anfangs durch eine gewisse Schüchternheit am entschlossenen Handeln gehemmt, hat er später aber mit Klarheit und Festigkeit das Staatsruder geführt und die Politik in sichere Bahnen gelenkt. Von seinem Volke wurde der König wegen seiner schlichten Einfachheit, feiner Wahrhaftigkeit und Milde, seines Wohlwollens und seines lebendigen Gottvertrauens bis an seinen Tod geliebt. Wenn auch in vielen Ländern sich ein Geist des Mißtrauens zwischen Fürsten und Völkern ein-

6. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 162

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 162 — nach den Bedürfnissen der Zeit erhöht und Günstlinge des verstorbenen Königs, wenn sie nichts leisteten oder gar Schaden verursachten, entfernt oder auch mit Haft und Strafe belegt. Der Minister Wöllner, welcher durch sein Religionsedikt, das dem christlichen Glauben und der aus demselben hervorgehenden Frömmigkeit durch Zwangsmaßregeln aufhelfen sollte, sehr unbeliebt geworden war, wurde in Ungnade entlassen. Sparsainkeit. — Um die unter seinem Vater entstandene Schuldenlast zu tilgen, war Friedrich Wilhelm Ii. bestrebt, auf allen Gebieten der Staatsverwaltung die größte Sparsamkeit walten zu lassen. Er selbst gab in dieser Beziehung das schönste Beispiel. Nach seiner Thronbesteigung bezog er mit seiner Gemahlin nicht das stattliche königliche Schloß zu Berlm, sondern begnügte sich mit dem einfachen, prunklosen Palais, das ihm schon als Kronprinz zur Wohnung gedient hatte und Zeuge seines ehelichen Glückes gewesen war. Er sagte: „Mein Großonkel (Friedrich H.) hat gesagt: »Ein tüchtiger Schatz ist die Stütze und Grundlage des preußischen Staates.« Nun haben wir aber nichts als Schulden. Ich will so sparsam sein, als es möglich ist. Der König wird mit den Einkünften der Kronprinzen anskommen müssen." «schlicht und einfach, wie das Paar bisher gelebt, blieb es auch, nachdem Friedrich Wilhelm König geworden war. Als der Kammerdiener vor dem neuen Könige beide Flügelthüren zum Speisesaal aufriß, fragte derselbe: „Bin ich denn jetzt so dick geworden, daß eine Thür für mich zu eng ist?" Und als der Hofmarschall sich einen neuen Küchenzettel erbat, weil der Kronprinz nun König wäre, erhielt er zur Antwort: „Ob denn mein Magen größer geworden, nun ich König bin? Soll so bleiben, wie 's bis jetzt gewesen ist!" Nach wie vor gingen Friedrich Wilhelm und Luise, denen jede Steifheit im Umgange zuwider war, in Berlin ohne alles Gefolge Arm in Arm spazieren. 33or dem Weihnachtsfeste besuchten sie oft selbst den Christmarkt, kauften Spielsachen und Pfefferkuchen und beschenkten Kinder oder Mütter, die für ihre Kinder einkauften. Als sie bei einer solchen Gelegenheit — es war im Dezember 1797 — an eine Weihnachtsbude traten, um Einkäufe zu machen, wollte eine gewöhnliche Bürgersfrau ehrfurchtsvoll ihren Handel abbrechen, um dem Königspaare Platz zu machen. Die Königin aber sagte in ihrer leutseligen Weise: „Stehen bleiben, liebe Frau! Was würden die Verkäufer sagen, wenn wir ihnen die Käufer vertreiben würden!" Zugleich erkundigte sie sich teilnehmend nach den häuslichen Verhältnissen der Frau, und als sie erfuhr, daß dieselbe auch einen Knaben habe, der mit dem Kronprinzen gleichalterig fei, kaufte sie einige Spielsachen, welche sie der beglückten Mutter mit den Worten überreichte: „Nehmen Sie, liebe Frau, und bescheren Sie diese Kleinigkeiten Ihrem Kronprinzen im Namen des meinigen!" Ordnung des Finanzwesens. — In den ersten Jahren seiner Regierung hat Friedrich Wilhelm mancherlei segensreiche Einrichtungen getroffen. Das von seinem Vater in den letzten Jahren wieder eingeführte Tabaksmonopol wurde für immer aufgehoben. Den hierdurch

7. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 214

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 214 — Wirkung bei der Gesetzgebung und den wichtigsten Landesangelegenheiten sicherte, andererseits aber auch dem Landesherrn die gebührende Macht und das Ansehen gewährleistete, „welches den Fürsten in Preußen nach der ganzen Entwickelung unserer Geschichte und nach den eigentümlichen Verhältnissen des Staats ohne Gefährdung des öffentlichen Wohls nicht geschmälert werden darf". Die neue Verfassung wurde am 31. Januar 1850 als „Staatsgrundgesetz" verkündet. Nach demselben nimmt das Volk an der Regierung und Gesetzgebung teil. Es wählt aus seiner Mitte Abgeordnete, welche das Haus der Abgeordneten oder die zweite Kammer bilden. Die erste Kammer, das Herrenhaus, ist zusammengesetzt aus den großjährigen königlichen Prinzen und aus gewählten oder vom Könige ernannten Mitgliedern. Jedes Gesetz wird zuerst von den beiden Kammern, welche zusammen den Landtag bilden, beraten und erlangt dann durch des Königs Unterschrift Rechtskraft. Seit Einführung der neuen Verfassung bildet der preußische Staat eine „konstitutionelle Monarchie". Versuche zur Neugestaltung Deutschlands. Dem nach dem ersten Pariser Frieden gestifteten Deutschen Bunde fehlte es bislang noch an einer Verfassung. Um diese zu beraten, trat zu Frankfurt a. M. eine aus den Wahlen hervorgegangene deutsche Rational Versammlung zusammen, welche nach Auslösung des Bundestages den Erzherzog Johann von Österreich zum Reichsverweser wählte. Derselbe sollte bis zur endlichen Begründung einer Reichsgewalt alle gemeinsamen Angelegenheiten des deutschen Volkes verwalten. Nachdem die neue Verfassung vollendet war, bot die Nationalversammlung Friedrich Wilhelm Iv. die erbliche Würde eines deutschen Kaisers an (April 1849). Dieser aber lehnte die Annahme derselben ab; denn er wollte die Kaiserkrone nur mit Zustimmung der deutschen Fürsten annehmen. Trotz der Ablehnung der Kaiserkrone war Friedrich Wilhelm eifrig bemüht, das große Werk der Einigung Deutschlands zustande zu bringen, aber Österreichs und Rußlands Widerstand hinderten die guten Absichten des Königs, und dieser mußte es geschehen lassen, daß 1851 der unvollkommene deutsche Staatenbund wieder hergestellt wurde. Der alte Bundestag trat in demselben Jahre wieder zusammen. Deutschland blieb zerrissen, ohne Macht, ein Spott des Auslandes. Erst einer späteren Zeit blieb es vorbehalten, ein einiges Deutsches Reich wieder herzustellen. Erwerbungen. Im Jahre 1849 erfuhr Preußen eine Gebietserweiterung, die zwar einen mäßigen Umfang hatte, aber wertvoll war durch geschichtliche Erinnerungen. Friedrich Wilhelm erwarb nämlich durch Kauf von den ihm stammverwandten Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und -Sigmaringen die Fürstentümer gleichen Namens, das Stammland

8. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 216

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 216 — nicht M denken roar. Da Friedrich Wilhelm keine Nachkommen hatte, übernahm sein Bruder Wilhelm für ihn die Regierung, zunächst als Stellvertreter, seit 1858 aber als Prinz-Regent. Mit christlicher Ergebung ertrug der König sein schweres, schmerzvolles Leiben, von dem ihn am 2. Januar 1861 ein sanfter, ruhiger Tod erlöste. Nach dem Wunsche des Heimgegangenen wurde sein Leib in der Friedenskirche zu Potsdam beigesetzt; [ein Herz ruht im Mausoleum zu Charlottenburg zu den Füßen seiner heißgeliebten Eltern. Sein Bruder und Nachfolger, König Wilhelm, sagte von ihm in einem bei seiner Thronbesteigung veröffentlichten Erlasse: „Niemals hat eines Königs Herz treuer sür seines Volkes Wohl geschlagen. Dem Könige, der so Großes zu begründen wußte, dessen unvergeßliches Wort: »Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen«, auch meine L>eele erfüllt, gebührt ein hervorragender Platz in der glorreichen Reihe der Monarchen, welchen Preußen seine Größe verdankt, welche es zum Träger des deutschen Geistes machten." Wilhelm I. (1861-1888). Bon der Geburt bis zur Übernahme der Regentschaft. Nach dem Tode Friedrich Wilhelms Iv. bestieg sein Bruder Wilhelm, eit 1858 Prinz-Regent, den preußischen Thron. Derselbe roar als Zweitältester Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und seiner Gemahlin Luise am 22. März 1797 in Berlin geboren und erhielt in der Taufe die Namen Friedrich Wilhelm Ludwig. Der junge Prinz war ein sehr zartes und schwächliches Kiud, so daß seine Eltern um ihn in beständiger Sorge schwebten. Erst als Jüngling entwickelte er sich zu größerer Kraft, die ihn befähigte zur Ertragung aller körperlichen und geistigen Anstrengungen, wie sie die Vorbereitung aus seinen hohen Beruf erheischten. Die erste Erziehung erhielt Prinz Wilhelm unter der unmittelbaren Leitung seiner edlen, hochbegabten Mutter, die den Grund legte zu all den hohen Eigenschaften des Geistes und Herzens, die ihn in feinem späteren Leben auszeichneten. Mit klarem Blicke erkannte Luise schon früh das Wesen ihres Sohnes, von dem sie an ihren Vater schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wirb, wenn mich nicht alles trügt, roie sein Vater, einfach, bieder und verstänbig. Auch in seinem Äußeren hat er die meiste Ähnlichkeit mit ihm." Im sechsten Jahre begann bte militärische Ansbilbnng des Knaben, bei dem sich schon früh eine ausgeprägte Neigung für den Solbatenftanb geltenb machte. In den Wissenschaften waren der Rektor der Magbe* burger Klosterschule, Gottlieb Delbrück, und später Professor Reimann seine

9. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 184

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 184 — gefürchtet. Diese Freischar, deren Glieder eine schwarze Uniform und einen Totenkopf an der Mütze trugen, führte den bezeichnenden Namen „Schar der Rache". Die edelsten Jünglinge, besonders viele Studierende, meldeten sich zur Aufnahme in dieselbe. Auch der jugendliche Dichter-Theodor Körner trat, die Leier mit dem Schwerte vertauschend, unter die Lützowsche Freischar und begeisterte alle gleichgesinnten deutschen Jünglinge durch seine schwungvollen Kriegslieder („Leier und Schwert") aufs höchste. Bündnis zu Kalisch; Kriegserklärung; „Aufruf an mein Volk". Der König, gerührt über die Opferfreudigkeit seiner Unterthanen, entschloß sich nun zu einem entscheidenden Schritte. Er schloß am 28. Februar mit Rußland den Vertrag zu Kalisch, tu welchem Kaiser Alexander sich verpflichtete, „die Waffen nicht eher niederzulegen, bis Preußen in dem Umfange und mit der Kraft, die es vor 1806 besessen, wieder hergestellt sei". Diesem Bündnis trat auf Scharnhorsts Vermittlung auch England bei. Nachdem Friedrich Wilhelm am 10. März, dem Todestage der unvergeßlichen Königin Luise, als Sinnbild der Tapferkeit für den bevorstehenden Kampf das Eiserne Kreuz gestiftet hatte, erfolgte am 16. Marz die Kriegserklärung an Frankreich. Am folgenden Tage erließ der König den ewig denkwürdigen „Aufruf an mein Volk": „So wenig für mein treues Volk als für Deutsche bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt. Klar liegen sie dem unverblenbeteu Europa vor Augen. Wir erlagen unter der Übermacht Frankreichs. Der Friebe, der die Hälfte meiner Unterthanen mir entriß, gab uns seine Segnungen nicht, beim er schlug uns tiefere Wunden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes war ausgesogen. Die Hauptfestungen blieben vorn Feinde besetzt; der Ackerbau war gelähmt, so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels war gehemmt und baburch die Quelle des Erwerbes und des Wohlstaubes verstopft. Das Land war ein Raub der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbinblichkeiten hoffte ich meinem Volke Erleichterungen zu bereiten und den französischen Kaiser endlich zu überzeugen, daß es sein eigener Vorteil sei, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber meine reinsten Absichten würden durch Übermut und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deut« lich sahen wir, daß des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand aufhört. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litauer! Ihr wißt, was Ihr seit sieben Jahren erduldet habt; Ihr wißt, was Euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert Euch an die Vorzeit, an den großen Kurfürsten, den großen Friedrich! Bleibet eingedenk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiß

10. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 17

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 17 — doch nicht mehr so ungescheut und im großen betrieben wie zuvor, und mit der Zeit gewann bessere ritterliche Gesinnung auch im märkischen Abel Raum. Leiber war es Friedrich nicht vergönnt, der Mark Branben-burg, nachdem er überall georbnete Zustänbe geschaffen hatte, bauernb seine fürstliche Fürsorge zu roibmen, ba Kaiser Sigismunb und das Deutsche Reich seiner von neuem beburften. Friedrich als Kurfürst von Brandenburg. Kaiser Sigismunb hatte zur enbüchen Beilegung der um diese Zeit herrschenben großen Verwirrung in der Kirche im Jahre 1414 nach Konstanz am Bobenfee eine große Kirchenversammlung berufen und begab sich mit einem glänzenben Gefolge borthin. Ihm folgte der Burggraf Friedrich, fein vorzüglichster und vertrautester Ratgeber für die ganze Dauer des berühmten Konzils. Die vielen und großen Verdienste, die Burggraf Friedrich dem Kaiser geleistet, die glänzenben Erfolge, welche feine Verwaltung in der Mark Branbenburg bereits gezeitigt hatte, und das Vertrauen enblich, bessen sich der Burggraf bei allen feinen Zeitgenossen erfreute, ließen zu biefer Zeit in Kaiser Sigismunb den Entschluß reifen, dem Freunbe die erlebigte Kurwürbe von Branbenburg zu übertragen. Unter Zustimmung aller übrigen Fürsten des Reiches rourbe Burggraf Friedrich Vi. von Nürnberg durch eine kaiserliche Urfunbe vom 30. April 1415 feierlich zum Kurfürsten von Branbenburg und Erzkämmerer des heiligen römischen Reiches ernannt, die Mark Branbenburg ihm als erbliches Eigentum, jeboch vorbehaltlich des Rechts der Wiebereinlöfung — gegen eine Summe von 400000 Golb-gulben (etwa 3375000 Marl) —, übergeben; alle Einwohner würden unter Entbinbung der dem Kaiser geleisteten Eibe angewiesen, fortan dem Kurfürsten Friedrich als ihrem rechtmäßigen Lanbesfürsten Gehorsam zu leisten. So war benn Burggraf Friedrich erblicher Kurfürst von Branbenburg und nahm als solcher den Namen Friedrich I. an. In dem Kurhute nahte feinem Laube, dem einst eine ruhmreiche, volkerbeglückenbe Kaiserkrone den höchsten Glanz verleihen sollte, die Morgenröte eines neuen Tages. Am 18. Oktober 1415 zog Kurfürst Friedrich mit feiner Gemahlin und einem zahlreichen, glänzenben Gefolge in Berlin ein, von dem in großen Scharen herbeigeeilten Volke mit Jubel empfangen. In dem sogenannten „Hohen Haufe" fanb die feierliche Erbhuldigung statt. Nachbem die Verschreibung und die Gebotsbriefe des Kaisers verlesen roaren, leisteten die Stäube folgenben Eib: „Wir huldigen und schwören Herrn Friedrich und feinen Erben, Markgrafen zu Branbenburg, eine rechte Erbhulbigung, als unfern Erbherrn, nach Ausweisung ihrer Epstein. 2
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