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§. 98. 2) Friedrich I. der Rotbart, a. Er wurde zu Aachen unter 1152 dem Jubel des Volkes gekrönt, da man von ihm ein wahrhaft königliches Regiment hoffte. Er war kräftig und wohlgebaut; gelbe Locken bedeckten die hohe Stirn: aus den Augen leuchtete die Hoheit und das Feuer des Geistes, aus dem frischen Antlitz sprach ein heiteres, freundliches Gemüt; der feste, stolze Gang kündete den entschlossenen Willen. — Auf seinem Königsritte durch das Reich erschienen vor ihm zu Merseburg die dänischen Prinzen Swen und Kanut, welche um die Herrschaft stritten; er krönte den letzteren und empfing den Lehnseid. Auch den Böhmenherzog knüpfte er durch die Königskrone fester an das Reich; Burgund aber dadurch, daß er sich mit der Erbin dieses Landes, Beatrix, vermählte. — Seinem Jugendfreunde und Verwandten Heinrich dem Löwen gab er Bayern zurück und endete dadurch den bittern Streit der Welfen und Hohenstaufen. Ueberall brach er die Burgen der Raubritter und schützte das Recht; es schien, als „gäbe er Menschen, Himmel und Erde eine neue, friedlichere Gestalt". — b. Erster Zug nach Italien. In Italien, wo die Macht der Kaiser tief gesunken war, hatte ein Mönch, Arnold von Brescia, gegen die weltliche Macht des Papstes gepredigt und in Rom die Republik hergestellt. Auf Papst Hadrians Bitte zog Friedrich über die Alpen, hielt auf den ronkalischen Feldern am Po Heeresschau, zwang die prahlerischen Römer zum Gehorsam und lieferte Arnold von Brescia an den Papst aus, der den begeisterten Mann verbrennen ließ. Dem hochmütigen Papste hielt er, um den Frieden zu wahren, scherzend den Steigbügel; dafür empfing er die Kaiserkrone. Gegen die Römer, die ihn auf der Tiberbrücke wütend an- uss griffen, schützte ihn der junge Löwe Heinrich; in dem engen Etschthale bei Verona machte ihm bei seiner Rückkehr Otto von Wittelsbach Bahn.— c. Zerstörung Mailands. Auf dem Reichstage zu Besancon hatte der päpstliche Gesandte das hochmütige Wort gesprochen: „Von wem hat denn der Kaiser das Reich, wenn nicht vom Papste?" Obwohl die Bischöfe auf des Kaisers Seite traten, wollte der Papst seinen Ansprüchen nichts vergeben. Als derselbe starb, wurde von der römischen Partei jener Gesandte als Alexander Iii., von der kaiserlichen aber ein anderer auf den päpstlichen Stuhl erhoben, worauf sie sich gegenseitig in den Bann thaten; auch den Kaiser traf der Bannfluch seines Gegners. Da zog der Kaiser mit 180000 Mann über die Alpen. Mailand unterwarf sich nach kurzer Belagerung, und der Kaiser nahm nun den Städten manche Einkünfte und Rechte. Als Mailand darüber den Gehorsam versagte, ward es nach fast Zjähriger Belagerung zu demütiger Unterwerfung gezwungen und dann ues zerstört (1162).
d. Erstürmung Roms. Als der Kaiser nach Deutschland zurückgekehrt war, schloffen die mächtigen Städte Oberitaliens einen Bund zur Verteidigung ihrer Freiheit, bauten Mailand wieder aus und legten ihm zum Trutze die Festung Alexandria an. Da zog Friedrich 1167 zum 3. Male mit einem Heer über die Alpen. Weil Rom sich für den Papst Alexander erklärt und Friedrich den Gehorsam aufgekündigt hatte, wurde die Stadt von den Deutschen erobert. Aber durch eine furchtbare Seuche verlor Friedrich einen großen Teil seines Heeres, und er mußte eilig Italien verlassen. In Susa rettete ihm der treue Hermann von Siebeneichen das Leben.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Beatrix Heinrich Heinrich Arnold_von_Brescia Hadrians Friedrich Friedrich Arnold_von_Brescia Heinrich Heinrich Otto_von_Wittelsbach_Bahn Otto Alexander_Iii Alexander Friedrich Friedrich Alexander Alexander Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Hermann_von_Siebeneichen
Extrahierte Ortsnamen: Aachen Merseburg Burgund Italien Italien Rom Heeresschau Verona Mailands Mailand Mailand Roms Deutschland Mailand Rom Italien
— 68 —
derselben trat es —3) an den Luxemburger, Kaiser Karl Iv., ab (1373). Dieser hatte Brandenburg durch die goldene Bulle zum Kurfürstentum erhoben und verlieh es nun an seinen Sohn Wenzel von Böhmen, von dem es auf Siegmund von Ungarn überging. — Siegmund ernannte den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern, zum Statthalter 141o in der Mark und verlieh ihm 1415 die Kurwürde. Kampf Friedrichs aeqen den Adel; die „faule Grete".
-j-d. Das Konzil in Konstanz oder Kostnitz ambodensee(1414— 18), das durch die Bemühungen des Kaisers zusammenkam, sollte die vielen Mißbrauche in der Kirche abstellen und die Kirchentrennung beseitigen, die durch die Wahl dreier Päpste entstanden war. Es waren der Kaiser, der Papst Johann, 3 morgenländische Patriarchen, gegen 2000 andere Geistliche, 1600 weltliche Fürsten und Herren und zahlreiche Gelehrte aus dem Abendlande zugegen; die Zahl der Fremden stieg zuweilen auf 150 000. Das Konzil erklärte, daß seine Gewalt unmittelbar von Christus und über dem Papste sei, es setzte alle 3 Päpste ab und wählte einen neuen; aber alle Mißbräuche blieben bestehen.
1415 . c. Johannhuß war Prediger und Lehrer an der Hochschule in Prag. Weil er gegen die schlechten Sitten und die Reichtümer der Geistlichen, das Mönchswesen, den Ablaß und die Entziehung des Kelches im Abendmahl eiferte, wurde er von dem Papste in den Bann gethan. Sein Freund Hieronymus verbrannte die Bannbulle. Da forderte das Konzil zu Konstanz beide zur Verantwortung. Trotz des kaiserlichen Geleitsbriefes wurden sie eingekerkert und zum Feuertode verurteilt. Huß sprach: „Die Gans (das bedeutet der Name Huß) ist ein schwaches und zahmes Tier und erhebt sich nicht zu hohem Fluge; aber stärkere Vögel, Falken und Adler, werden nach ihr kommen und werden, sich hochschwingend, alle Schlingen durchbrechen." Er starb freudiges Mutes mit den Worten: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist"; ein Jahr nach ihm sein Freund. — f Als 1419 König Wenzel von Böhmen starb, wollte Siegmund das Land in Besitz nehmen; aber die Hussiten schlugen unter dem blinden Ziska und Prokop dem Großen und Prokop d. Kl. alle ungarischen und deutschen Heere und verwüsteten die umliegenden Provinzen mit Feuer und Schwert, bis das Konzil von Basel 1436 den Frieden herbeiführte.
d. Die Jungfrau von Orleans führte den König Karl Vii. von Frankreich, der fast sein ganzes Land an die Engländer verloren hatte, auf den Thron zurück (1429).
F. Österreichische oder habsburgische Kaiser. 1438—1517 (1806).
t §. 115. Nach Siegmunds Tode haben bis zur Auflösung des Reichs (1806) Kaiser aus dem österreichischen Hause regiert.
ii38 1) Albrecht Ii. von Österreich war der Schwiegersohn Siegmunds und erbte mit dessen Tode Ungarn; die Kurfürsten übertrugen ihm die Kaiserkrone, weil sie mit Grund hofften, daß er wenig Zeit finden werde, sich um das Reich zu kümmern. Er war ein trefflicher Mann, starb aber schon nach 2 Jahren, als er gegen die Türken im Felde stand. Ihm folgte sein Vetter 1440 2) Friedrich Iii. von Steiermark, a. Er schloß sich ganz an den Papst,
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Nürnberg Konstanz Prag Basel Frankreich Ungarn
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Heinrich_der_Löwe Heinrich Friedrichs Heinrich_zu_Hülfe Heinrich Friedrich Friedrich Alexander Alexander Heinrich_der_Löwe Heinrich Friedrich Friedrich Otto_von_Wittelsbach Otto Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Saladin Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich_Vi Heinrich Heinrich Richard_Löwenherz Heinrich Heinrich_Vi Heinrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Otto Heinrichs Heinrichs Innocenz_Iii Innocenz Friedrich_Ii Friedrich Innocenz Innocenz
— 61 —
10 Jahre ruhen und dem Kaiser Jerusalem, Bethlehem, Nazareth und der Berg Karmel eingeräumt werden sollten. Er empfing die Königskrone von Jerusalem, kehrte darauf zurück und zwang den Papst zur Aufhebung des Bannes. — Fünf Jahre hielt nun der Kaiser, der selber als Dichter glänzte und 6 Sprachen redete, in Italien seinen prächtigen Hof und erwarb sich durch treffliche Gesetze die Liebe der Neapolitaner und Sicilianer. — b. Nach 15jähriger Abwesenheit kehrte Friedrich nach Deutschland zurück (1235), wo sein Sohn Heinrich eine Verschwörung angestiftet hatte. Friedrich erstickte die Empörung und verzieh: als aber Heinrich den zweiten Versuch machte, sandte er ihn mit seiner Familie gefangen in ein süditalisches Schloß, wo derselbe nach 7 Jahren starb. — c. Dann kämpfte er siegreich gegen die lombardischen Städte, doch gelang es ihm nicht, dieselben zu unterwerfen. Als Gregor Ix. sie unterstützte und über den Kaiser abermals den Bann aussprach, zeigte dieser in Schriften voll feuriger Beredsamkeit das Unheil, welches die Herrschsucht der Päpste anrichte; und als Papst Innocenz Iv. den Bann erneuerte und Friedrich und sein Haus für ewige Zeiten jedes Thrones unwert erklärte, erhob sich dieser noch gewaltiger und rief in flammenden Schriften Fürsten und Völker zum Kampfe gegen die geistliche Anmaßung auf. Mitten in diesem Kampfe, in ungebrochener Kraft, raffte der Tod den geistesgroßen Kaiser hinweg (1250). — d. In Deutschland vertrat während dieser Zeit den Kaiser sein schwacher Sohn Konrad. 1241 brachen die Mongolen, die unter Dschingis-Khan in Asien ein ungeheueres Reich gegründet hatten, in Schlesien ein; die Schlacht auf der Walstatt bei Liegnitz, wo sie den Sieg durch große Verluste erkauften, bewog sie, umzukehren und ihren Verheerungszug nach Ungarn zu lenken.
102. 7). Konrad Iv. (1250—1251) und 8) Wilhelm von Holland 1250 <1247—1256). Das Interregnum (1256—1273). a. Gegen Konrod waren schon bei Lebzeiten seines Vaters 2 Gegenkönige aufgestellt, zuerst Heinrich Raspe von Thüringen und dann Wilhelm von Holland. Nach seines Vaters Tode zog Konrad nach Italien und nahm Neapel in Besitz, starb aber schon 1254 an Gift. Zwei Jahre später fiel sein Gegner Wilhelm gegen die Friesen. — Nun verkauften einige deutsche Fürsten ihre Stimmen an Richard von Cornwall, den Bruder des englischen Königs, andere an Alfons von Kastilien, die aber beide nicht zur Regierung gekommen sind. — b. Nach Konrads Tode bewog Papst Innocenz den Herzog Karl von Anjo u, einen Bruder des französischen Königs, sich Neapels und Sicilienss^n^vemächtigen. Sein Erbe wieder zu erlangen, zog 1268 der 16jährige Sohn Konrads, der ritterliche Konrad in, mit einem Heere nach Unteritalien, fand aber in Neapel mit seinem Freunde Friedrich von Oesterreich den Tod auf dem Blutgerüst. — Die traurige kaiserlose Zeit, in der das Faust recht überhand nahm, heißt das Interregnum, d. i. Zwischenreich.
Deutsches Volksleben am Ende des Mittelalters.
§• 103. Im Mittelalter, d. i. der Zeit vom Untergang des römischen Reichs bis zur Reformation, bietet das Volksleben manche bemerkenswerte Erscheinungen. Dahin gehören zunächst die Kreuzzüge (§. 96). Die wichtigsten wurden geführt von: 1) Gottfried von Bouillon, 1096; 2) Konrad Iii. und Ludwig Vii. von Frankreich, 1147; 3) Friedrich I., 1189; 4) Richard Löwenherz v. England und Philipp August v. Frankreich, 1190; 5) Friedrich Ii., 1228.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Heinrich Heinrich Gregor_Ix Gregor Innocenz_Iv Innocenz Friedrich Friedrich Konrad Konrad Konrad_Iv Konrad Wilhelm Heinrich_Raspe_von_Thüringen Heinrich Wilhelm Konrad Konrad Wilhelm Richard_von_Cornwall Alfons_von_Kastilien Konrads Innocenz Innocenz Karl_von_Anjo Karl Konrads Konrad Konrad Friedrich_von_Oesterreich Friedrich Gottfried_von_Bouillon Konrad_Iii Konrad Ludwig_Vii Ludwig Friedrich_I. Friedrich_I. Richard_Löwenherz Philipp_August Philipp August Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Bethlehem Nazareth Berg_Karmel Jerusalem Italien Deutschland Deutschland Asien Schlesien Liegnitz Ungarn Holland Holland Italien Neapel Neapels Unteritalien Neapel Frankreich England Frankreich
Die Hohenstaufen. 149
dem Schlüssel Petri bezeichnet waren, dessen Besitzungen in Unteritalien angrei-
sen. Dies beschleunigte Friedrichs Heimkehr. Er trieb die päpstlichen Heere
zurück und bedrohte die Grenzen des Kirchenstaats, bis sich Gregor zum Frie-
den und zur Lösung des Bannes bereitwillig finden ließ. Hieraus widmete
Friedrich seine ganze Sorgfalt der innern Wohlfahrt seiner Staaten. Er steuerte
in Deutschland dem zunehm^rden Raub- und Fehdeleben der Ritter; er gab
den Bewohnern Unteritaliens ein neues Gesetzbuch; er begünstigte Handel,
Gewerbsamkeit und Dichtkunst. Als er aber die lombardischen Städte
zwingen wollte, die Bedingungen deskostnitzer Friedens zu erfüllen (§.232.),
und die ihm als Oberherrn gebührenden Regalien zu entrichten, entbrannte
ein furchtbarer Krieg. In Verbindung mit den Ghibellinen und dem unmensch-
lichen Tyrannen Ezzelino in Verona, und unterstützt von seinen treuen Sa-
ra eenen, die er in Unteritalien angesiedelt, besiegte Friedrich das vereinigte
Heer der Lombarden und brachte die meisten Städte zur Unterwerfung. Als er
jedoch seinen Sieg mit aller Strenge verfolgte, die Mailänder mit einem ähn-
lichen Schicksal wie unter Friedrich Barbarossa (§.231.) bedrohte, seinem na-
türlichen Sohn, dem tapsern, schönen Enzio (Heinz) das Königreich Sar-
dinien verlieh, da erneuerte der greise Kirchenfürst seinen Bannfluch, schloß
sich an die Lombarden an und suchte dem Kaiser, den er des Unglaubens und
der Religionsverachtung beschuldigte, allenthalben Feinde zu bereiten. In hef-
tigen Gegenschriften widerlegte Friedrich die Beschuldigungen und vergalt
Schmähungen mit Schmähungen; aber die Kirche trug den Sieg davon.
§. 237. Als Gregor Ix. endlich neunzig Jahr alt ins Grab sank, schien
sich Friedrichs Lage günstiger zu gestalten. Aber sein Nachfolger, der willens-
kräftige Innocenz Iv., welcher früher dem Kaiser befreundet, nach seiner
Erhebung aber dessen entschiedener Gegner war, betrat dieselbe Bahn. Um
freie Hand zu haben, verließ er Italien und berief eine feierliche Kirchenver-
sammlung nach Lyon. Ohne Friedrichs Vertheidigung zu beachten, erneuerte
hier Innocenz in der strengsten Form den Bannfluch wider den Kaiser, der ein
Gotteslästerer, ein heimlicher Mohammedaner, ein Feind der Kirche sei, erklärte
ihn seiner Würden und Kronen verlustig, entbaud seine Unterthanen ihres
Eides und bedrohte alle seine Anhänger mit dem Fluch der Kirche. Da loderte
in allen Ländern der Streit von Neuem auf. In Deutschland glückte es der
päpstlichen Partei, die Wahl eines Gegenkaisers in Heinrich Raspe von
Thüringen durchzusetzen; und als dieser nach dem unglücklichen Gefechte bei
Ulm gegen Friedrichs Sohn Konrad verlassen und machtlos aus der Wart-
burg starb, ließ sich der jugendliche Gras Wilhelm von Holland bewegen,
den Kaisertitel anzunehmen. Allein die Reichsstädte und die meisten weltlichen
Fürsten hielten zu Konrad.
§. 238. Schrecklich wüthete unterdessen in Italien der Krieg zwischen
Gneisen und Ghibellinen. Das heiße Blut des rachsüchtigen Südlän-
ders führte unerhörte Gräuelthaten herbei; Familie war wider Familie, Stadt
wider Stadt; weder Alter noch Stand entzog sich dem Kampfe. Ezzelino,
der Führer des ghibellinischen Adels, beging im Kampf gegen die guel-
sischen Städte unerhörte Frevel, bis er endlich in dem Kerker von Mailand
die verdiente Strafe fand. Lange hielt sich Friedrichs hohe Gestalt aufrecht;
die Zahl seiner Feinde hob nur seinen Muth. Als aber sein Sohn Enzio in
die Gewalt der Bolognesen siel, die den blondgelockten König über 20 Jahre
in Haft hielten; als sein Kanzler Peter von Vinea sich von der Gegenpartei
gewinnen ließ und sich dann aus Reue oder Furcht im Kerker selbst das Leben
nahm, da brach endlich sein Herz. Im 56. Jahre seines Alters verschied er in
1238.
1239.
1241.
1243.
124«.
1247.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Gregor Gregor Friedrich Friedrich Ezzelino Friedrich Friedrich Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Heinz) Friedrich Friedrich Gregor_Ix Gregor Friedrichs Innocenz_Iv. Innocenz_Iv. Friedrichs Innocenz Innocenz Heinrich_Raspe Heinrich Friedrichs Konrad Wilhelm Konrad Ezzelino Friedrichs Enzio Peter_von_Vinea
Extrahierte Ortsnamen: Schlüssel_Petri Unteritalien Friedrichs Deutschland Verona Unteritalien Italien Lyon Deutschland Ulm Holland Italien Mailand
163
Verfall des Ritterwesens und Entartung der Kirche.
Uebergewicht erhielt Ludwig jedoch erst durch die Schlacht bei Mühldorf (oder
Amsing), wo Friedrich durch die Kriegskunst des Nürnberger Feldhauptmanns
Seyfried Schweppermann besiegt und gefangen ward. Dennoch beugte Leo-
pold seinen Sinn nicht zum Frieden. Unterstützt von dempapstejohannxxii.
in Avignon, der über Ludwig Bann und Interdikt aussprach, Weiler
die Ghibellinen in Mailand unterstützt hatte, und von verschiedenen Reichs-
fürsten, führte Leopold den Kampf fort und suchte eine neue Kaiserwahl zu
veranstalten. Da setzte Ludwig seinen gefangenen Gegner auf Schloß Trausnitz
in Freiheit, unter der Bedingung, daß er der Kaiserwürde entsage und seine
Partei zum Frieden bewege. Als aber weder der Papst noch Leopold den Ver-
trag eingingen, kehrte Friedrich, treu seinem Wort, in die Gefangenschaft zu-
rück und rührte durch dieses biedere Betragen seinen ritterlichen Gegner so, daß
dieser fortan in der innigsten Freundschaft mit ihm lebte und sogar die Regie-
rung mit ihm getheilt haben würde, wenn die Kurfürsten nicht wiver-
sprochen hätten. Leopold starb bald nachher; aber der heftige Papst beharrte
bei seinem Groll gegen Ludwig, was diesen bewog, Friedrich zum Reichs-
verweser einzusetzen und einen Zug nach Italien zu unternehmen.
§. 259. In Italien war Ludwig anfangs glücklich. Unterstützt von den
Ghibellinen und den Mino ritenm ö nchen, die gerade mit dem kirchlichen
Oberhaupte im Streite lagen, machte er glänzende Fortschritte und bewirkte die
Wahl eines Gegenpapstes; als er aber zur Befriedigung seiner Söldnerschaa-
ren drückende Geldforderungen an die italienischen Städte stellte, änderte sich
bald die Stimmung. Seine Rückkehr nach Deutschland, wo unterdessen Frie-
drich gestorben war, machte den Sieg der päpstlichen Partei in Italien voll-
ställdig. Die Ghibellinischen Großen suchten sich mit Johann auszusöhnen und
der Gegenpapst verzichtete aus seine Würde und nahm in Avignon das Gna-
denbrod an. Dagegen erbittertediehartnäckigkeit, womitsowohljoh annxxii.
als seinnachfolger Benediktxik. auf dem gegen Ludwig ausgesprochenen Bann
beharrten, und alle Versöhnungsversuche desselbeu zurückwiesen, die deutschen
Fürsten dergestalt, daß sie auf dem Kurverein zu Reuse die Erklärung abga-
den: daß fortanjedevondenkurfürstenvollzogenekaiserwahl
auch ohne päpstliche Bestätigung Gültigkeit hätte. Die Geistli-
chen, die dem Interdikt Folge leisteten, wurden als Ruhestörer behandelt und
abgesetzt. Der offenkundige Einfluß des französischen Hofs auf alle Schritte
des Papstes und die Habgier und Genußsucht des kirchlichen Oberhaupts und
der Kardinäle in Avignon minderte das Ansehen des päpstlichen Stuhls. Aber
auch Ludwig verlor das Vertrauen und die Zuneigung der deutschen Fürsten
sehr bald, als er aus Habsucht und Ländergier sich ungerechte und gewaltthätige
Maßregeln erlaubte, Tyrol und Brandenburg an sein Haus zu bringen
suchte und geistliches und weltliches Recht unter seinen Vortheil beugte. Daher
gelang es der päpstlich-französischen Partei, einen Theil der Kurfürsten zu ge-
winnen und die Mahl eines Gegenkaisers aus dem luxemburgischen
Hause^durchzusetzen. Die Mehrzahl des deutschen Volks, besonders die
Reichsstädte, hielten jedoch zu Ludwig, daher der neue Kaiser Karl Iv. (Sohn
des Böhmenkönigs Johann §. 257.) erst allgemeine Anerkennung fand, als
der rüstige Ludwig auf einer Bärenjagd bei München gestorben und auch sein
von der bayerischen Partei erwählter Nachfolger Günther von Schwarzburg
zu Frankfurt in ein frühes Grab gesunken war. Während dieser Kämpfe herrschte
in Deutschland Gesetzlosigkeit und ein wildes Raub - und Fehdewesen in Stadt
und Land, so daß Jedermann zur Selbsthülfe schreiten mußte. Zugleich wurde
das Reich von Erdbeben, Heuschreckenzügen, Hungersnoth und einer surchtba-
11*
1322.
1325.
1326.
1330.
1338.
1346.
1348.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Ludwig_Bann Ludwig Leopold Leopold Ludwig Ludwig Leopold Leopold Friedrich Friedrich Leopold Leopold Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Johann Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karl_Iv Karl Johann Ludwig Ludwig Günther_von_Schwarzburg Günther Hungersnoth
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Mailand Italien Italien Deutschland Italien Avignon Avignon Tyrol Brandenburg Frankfurt Deutschland
»
166 Das Mittelalter.
ausbezahlt werden mußte. Dadurch wurde der Grund zu der preußischen
Königsmacht gelegt.
5 Die Kirchenspaltung und die großen Loncilicn.
§. 263. Schon lange hatte man verlangt, daß der päpstliche Stuhl von
Avignon nach Rom zurückverlegt werde, aber die französisch-gesinnten Kar-
dinale, die sich unter dem schönen, milden Himmel Südfrankreichs freier und
wohler fühlten, hintertriebeu den Plan. Mehrere Uebersiedlungsversuche wur-
den vereitelt. Da geschah es, daß in dem Cardinalseollegium sich zwei Par-
teien bildeten, wovon jede eine eigenmächtige Papstwahl vornahm. Dadurch
erhielt die Kirche zwei Päpste, einen in Avignon, den andern in Rom, von
denen jeder sich für das rechtmäßig gewählte Oberhaupt der Kirche erklärte und
über den andern und dessen Anhänger den Bannfluch schleuderte. Das ganze
christliche Abendland war gespalten, die Gewissen verwirrt, die Kirche zerrissen.
Die Welt entbehrte der Tröstungen der Religion. „Man schrie laut nach Brod
und die entartete und gespaltene Kirche reichte einen Stein." Umsonst versuchte
140s- die Kirchen Versammlung von Pisa das Nebel zu heilen, indem sie die
Päpste absetzte und einen andern wählte; die zwei ersten beharrten auf ihren
Ansprüchen, so daß die Kirche nunmehr dreispaltig war. Ein allgemeines
Aergerniß ging durch die christliche Welt und erzeugte den lauten Ruf nach ei-
ner Berbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern. Während
jedoch die Partei der Gemäßigten, vor Allen die gelehrten Theologen der Pa-
riser Universität (Sorbonne), diese Verbesserung dadurch herbeizusühren
hofften, daß sie auf Einberufung einer allgemeinen Kirchenversamm-
lung drangen, die über dem Papste stehe, steuerten die Schüler und An-
+ i3$4. Hänger des Orforder Professors Joh. Wyclisfe (Wikleff) auf eine durch-
greifende Aenderung derkirche in Glauben und Verfassung los. Wycliffe hatte
nämlich nicht nur das Papstthum für eine unchristliche Einrichtung erklärt
und gegen Ablaß, Mönchswesen, Heiligenverehrung u. dgl. geeifert, sondern
er war auch durch Uebersetzung der Bibel ins Englische, und durch Verwerfung
mehrerer Glaubenssatzungen, als Ohrenbeichte, Cölibat, Wand-
lungslehre (Transsu bst antiation) als Reformator aufgetreten. Sein
bedeutendster Anhänger war Johannes Huß, Professor in Prag, ein durch
Gelehrsamkeit und sittlichen Wandel wie durch christliche Sanftmuth ausge-
zeichneter Mann. Er predigte gegen die Mißbräuche des Papstthums, gegen
die Reichthümer und irdische Macht des geistlichen Standes, gegen Möncherei
und Ablaß; und obgleich der Papst den Bann über ihn aussprach und seine
Schriften verdammte, so mehrte sich doch mit jedem Tag die Zahl seiner An-
hänger, unter denen sich ein böhmischer Edelmann Hieronymus von Prag
durch Eifer auszeichnete. Die Deutschen auf der Universität Prag wurden,
weil sie sich der Hussitischen Neuerung abgeneigt zeigten, in ihren Rechten ver-
kürzt, weshalb 5000 Studirende und Professoren auswanderten und dadurch
1409. die Gründung anderer Universitäten, zunächst Leipzigs, herbeiführten.
§. 264. Als endlich, von Kaiser Sigismund bestürmt, Papst Jo-
Ea'tnitzerhann Xxih. die Costnitzer Kirchenversammlung einberief, zogen Schaa-
i4i4— ren geistlicher und weltlicher Herren,aller Nationen, den Papst und Kaiser an
i4i8. Spitze, in Constanz ein, wo somit der Glanz des ganzen Abendlandes
vereinigt war. 150,000 Menschen sollen zugegen gewesen sein. Einheit und
Verbesserung der Kirche war das hohe Ziel der Versammlung, die sich
daher gleich anfangs als allgemeines, die ganze Christenheit umfasiendes Eon-
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167
Verfall des Ritterwesens und Entartung der Kirche.
cil hinstellte, das seine Gewalt unmittelbar von Christo habe und dem Jeder-
mann ohne Unterschied gehorchen müsse. Darum sollten zuerst alle 3 Päpste
zur Abdankung bewogen werden; als aber Johann Xxlll., um dieser Demü-
thigung zu entgehen, bei Gelegenheit eines Turniers mit Hülfe Friedrichs
von Öeftreich verkleidet entfloh und seine Entsagung widerrief, erklärte die
Versammlung, daß sie selbständig sei und über dem Papste stehe, sprach Jo-
hann's Absetzung aus und vereinigte sich mit dem Kaiser zur Bestrafung der
Widerstrebenden. Friedrich von Oestreich „mit der leeren Tasche" wurde geäch-
tet und durch die Schweizer des Aargau's und anderer Besitzungen beraubt,
und Johann Xxui. wurde auf dem Heidelberger Schloß längere Zeit in Hast
gehalten. Von den beiden andern Päpsten entsagte der eine, der andere wurde
nach langen vergeblichen Unterhandlungen entsetzt. — Allein die Bestrebungen
der Deutschen und Franzosen, die zuerst die Kirche verbessern und dann einen
neuen Papst wählen wollten, wurden hintertrieben durch die Italiener (Ul-
tramontanen), welche vor Allem auf eine Papstwahl drangen. Ihre Mei-
nung siegte und Martin V. wurde auf den päpstlichen Stuhl gehoben. Die-
ser war ein gemäßigter Mann, der durch Abstellung einiger Mißbräuche und
durch kluge Unterhandlungen die Stimmen zu spalten und die Bestrebungen
der Kirchenversammlung zu vereiteln wußte. So wurden die Wünsche und
Hoffnungen der Völker getäuscht, das Papstthum bei seiner Macht und die
Kirche in ihrer Entartung gelassen. Aber um eine Gränelthat hat das Cost-
nitzcr Concil die Weltgeschichte bereichert durch die Verbrennung von Huß
und Hieronymus. Gleich anfangs war die Versammlung zu einer Prüfung
der von der Kirche abweichenden Lehren geschritten und hatte die Schriften
Wycliffe's zum Feuer verdammt und Huß zur Verantwortung vorgeladen. Ver-
sehen mit einem kaiserlichen Geleitsbriefe, worin ihm sichere Heimkehr zugesagt
war, begab sich Huß nach Conftanz, wurde aber alsbald verhaftet und der
Verbreitung von Irrlehren beschuldigt. Umsonst vertheidigte sich der hagere
bleiche Mann, „dessen Feuerseele seinen Leib zu verzehren schien," mit Würde
und Begeisterung gegen die Anklagen — seine Richter waren seine Gegner;
umsonst beriefen sich seine Freunde auf den kaiserlichen Geleitsbrief — die Ver-
sammlung stellte den Grundsatz auf, daß man Ketzern keine Treue zu halten
habe und forderte unbedingte Abschwörung. Als Huß diese verweigerte, wurde
er als hartnäckiger Jrrlehrer zum Flammentod verdammt, den er mit der Kraft
und Standhaftigkeit eines Märtyrers erlitt. Ein Jahr später ertrug auch Hie-
ronymus von Prag mit dem Muthe eines Stoikers die Qualen des Schei-
terhaufens. „Kein Weltweiser hat so viel Heldenmuth auf dem Sterbebette er-
wiesen, als sie aus dem Scheiterhaufen," schrieb Aeneas Sylvins.
§. 265. Die Nachricht von dem Costnitzer Gräuel trieb die Hussiten zu
einem furchtbaren Religionskrieg. Der Kelch, der nach Hussens Ansicht
auch dem Volke (den Laien) gereicht werden sollte, wurde als Bundeszeichen
ihren Heeren vorangetragen (daher Utraquisten und Calirtiner); an
den Priestern und Mönchen, die ihn verweigerten, wurde schwere Rache geübt.
Umsonst schleuderte der Papst den Bannstrahl über Hussens Anhänger; ihre
Zahl nahm täglich zu. Sie erstürmten das Prager Rathhaus und ermordeten
die Rathsherren, was den alten Kaiser Wenzel in solche Wuth versetzte, daß
er vom Schlage gerührt starb. Jetzt sollte Sigismund auch König von
Böhmen werden; da griff aber das ganze Volk zu den Waffen, um die Be-
sitznahme des Landes durch den wortbrüchigen Kaiser zu hindern. Johann
Ziska, ein kriegskundiger, kühner und zur Beherrschung der Massen wunder-
bar begabter Feldherr, stellte sich an die Spitze. Vergebens führte Sigismund
1445.
1415.
1416.
1419.
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Extrahierte Personennamen: Christo Johann_Xxlll. Johann Friedrichs Friedrich_von_Oestreich Friedrich Johann_Xxui Johann Martin_V. Wenzel Sigismund Johann
Ziska Johann
168
Das Mittelalter.
drei Reichsheere gegen die Hussiten; vor der wilden Wuth des zornigen Volks
bebten die Truppen zurück. Die Hussiten verbrannten die böhmischen Kirchen
und Klöster unv drangen verheerend in die Nachbarländer ein. Die blutigen
Kriegsthaten der Israeliten bei Eroberung Kanaans dienten ihnen zum Vor-
bilv. Ziska's, des blinden Heerführers, Name war der Schrecken der Natio-
nen. Nach seinem Tode trennten sich die Gemäßigten (Calirtiner) von
den Rad i calen (T a b ori ten). Die letztem setzten (unter Procopiusdem
Großen und dem Kleinen) ihre mordbrennerischen Züge fort, verheerten
Sachsen und erpreßten von Branden bürg und Bayern Tribut, indeß
die Calirtiner die Hand zum Frieden boten, als ihnen die B a s e l e r K i r -
>433 chenversammlung den Kelch beim Abendmahl und die Predigt in der Lan-
dessprache zugestand. Erst als die Taboriten bei Prag eine Niederlage
erlitten und die beiden Pro cope gefallen waren, gelang es dem Kaiser durch
die Klugheit seines Kanzlers Kaspar Schlick, sie zum Frieden zu bringen,
worauf Sigismund als König anerkannt wurde. Aber Böhmens Herrlichkeit
1453. lag in Schutt und Trümmern. Zwei Jahrzehnte später schied sich eine kleine
Partei ehemaliger Hussiten aus der Kirche aus und bildete seitdem als böh-
mische und mährische Brüdergemeinden eine getrennte Sekte, „arm,
bibelfest und friedfertig."
Baseler §. 266. Auf dem Baseler Concil, zu dessen Einberufung sich Mar-
1431—- tins V. Nachfolger Eugen Vi. nach langem Zögern verstand, sollte die Ver-
1449. besserung der Kirche, die in Constan; unterbrochen worden, zu Ende ge-
führt und die Hussitischen Streitigkeiten beigelegt werden. Hier nah-
men aber die Verhandlungen bald einen der päpstlichen Macht gefahrdrohenden
Gang. Die zum Theil aus Gliedern des niedern Klerus zusammengesetzte Ver-
sammlung verminderte die Geldbezüge, die der römische Hof den Landeskirchen
auflegte, und untersagte die päpstlichen liebergriffe bei Besetzung der Bisthü-
mer und Pfründen. lieber diese und andere ähnliche Beschlüsse gerieth Eugen
so in Sorge, daß er den ersten Vorwand ergriff, um das Concil nach Fer-
rara und endlich nach Florenz zu verlegen. Aber viele Geistlichen blieben in
Basel zurück, wählten einen andern Papst und stellten von Neuem den Grund-
satz auf, daß die Kirchenversammlung über dem Papste stehe und daß nur jene,
nicht dieser unfehlbar sei. Da sprach Eugen, ermuthigt durch die Furcht der
Fürsten und Völker vor einer neuen Spaltung, den Bannfluch über die unge-
horsamen Glieder der Versammlung aus und verwarf ihre Beschlüsse; und um
desto sicherer den Widerstand der Deutschen zu überwinden, gewann er den fei-
nen Italiener Aeneas Sylvins (nachmals Papst Pius Ii.), der bei Kaiser
Friedrich Iii. Geheimschreiber war. Mithülfe dieses klugen, auch alss christ-
stelle r bekannten Mannes gelang es dem Papst, den schwachen Kaiser zu dem
Aschaffenburger C oncordat zu bringen, wodurch die Kirche in dem al-
ten Zustand verblieb und alle Mißbräuche und Erpressungen mit geringen Aus-
nahmen fortbestehen durften. Umsonst verfocht der vaterländisch gesinnte Gre-
gor von Heimburg, Nürnberger Syndicus, mit Geist und Beredsamkeit
die Sache der kirchlichen Freiheit und des deutschen Rechts; von dem Kaiser
und den meisten Fürsten verlassen, erkannte die Kirchenversammlung nach eini-
gem Bedenken Eugen's Nachfolger Nico laus V. als rechtmäßigen Papst an
und löste sich dann auf. Somit schied das Papstthum zum zweitenmal siegreich
aus dem Kampfe, aber weniger durch die innere Kraft der Wahrheit, als durch
unkirchliche Mittel.
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Extrahierte Personennamen: Kaspar_Schlick Sigismund Eugen_Vi Eugen Eugen Eugen Eugen Friedrich_Iii Friedrich Nürnberger_Syndicus Nico
Italien.
183
Medici als Herzog über die gedemüthigte Republik. Zwar wurde Alexander
nach siebenjähriger Tyrannei von dem Volke ermordet, aber das Haus Me-
dici blieb doch im Besitze der Herrschaft. Unter den vielen Künstlern und
Schriftstellern, die um diese Zeit in Florenz lebten, sind Michelangelo Buona-
rotti, als Baumeister, Bildhauer und Maler gleich ausgezeichnet, und iw-
der geistreiche Staatsmann Macchiavelli, der Verfasser des Buchs „der Fürst",
der „Geschichte von Florenz" und der „Gespräche über Titus Livius"
die berühmtesten Namen (§. 370).
§. 290. Während Des Aufenthalts der Päpste in Avignon (§. 255.)
herrschte im Kirchenstaat Rom Gewaltthat und Gesetzlosigkeit, herbeigeführt
durch die blutigen Familiensehden der Colonna und Orsini. Dies brachte
den für das alte Rom begeisterten Cola Rienzi (Nicolaus Laurentius) auf
den Gedanken, durch Wiederherstellung der republikanischen Verfassung dem
Staat die Ruhe und die alte Größe zurückzugeben. Seine feurige Beredsam-
keit riß die Römer hin. Sie errichteten eine neue Republik Rom, erhoben
den Volksredner zum Tribun und trieben die Edelleute aus ihren Mauern.
Aber Rienzi's glänzende Rolle war bald ausgespielt. Hoffahrt und Eitelkeit »347.
bethörten ihn; Steuerdruck raubte ihm die Volksgunst; dadurch gelang es sei-
nen Gegnern ihn zu stürzen und zur Flucht zu zwingen. Zwar kehrte er nach
einigen Jahren zurück, aber nur, um bald nachher bei einem Volkstumult sei-
nen Untergang zu finden. — Nach Beilegung der kirchlichen Spaltung 1354.
(h.203.) waren einige ausgezeichnete Päpste bemüht, die Wunden des Staats
und der Kirche zu heilen. Unter diesen sind besonders zu erwähnen Nico lausv.,«. 1450.
der Begründer der vaticanischen Bibliothek, und der als geistreicher und
vielseitiger Schriftsteller bekannte Pius Ii. (Aeneas Sylvius §. 266.), c. mo.
beide Beförderer der Bildung und Wissenschaft. Dagegen gab Alexander Vi.c. 1500.
(Borgia) durch seinen gottvergessenen Wandel der ganzen Christenheit Aer-
gerniß und seine Familie (besonders Cäsar und Lucrezia Borgia) beging
schauderhafte Frevelthaten. Alexanders Nachfolger Julius Ii. besaß zwar einen c 1310
großartigen Sinn, aber seine Neigung zum Krieg stand mit seiner geistlichen
Würde allzusehr in Widerspruch. Er zog selbst ins Feld und erweiterte den
Kirchenstaat durch Beifügung von B ologna, Ancona, Ferra ra und an- Lei, x.
dern Städten und Landschaften. Leo X., des Mediceers Lorenzo Hochgebilde- + i-®«i-
ter Sohn, vereinigte im Vati can allen Glanz der Kunst und Bildung als
ein Erbtheil seines Hauses. Allein über den klassischen Schriften des griechi-
schen und römischen Heidenthums verlor er die Kirchenlehre und die Achtung
vor dem Evangelium aus dem Auge und doch besteuerte er durch den Ablaß-
handel den frommen Glauben der Völker, um den Prachtbau der Peters-
kirche bestreiten und Künstler mit freigebiger Hand belohnen zu können. Der Npbael
„göttliche" Maler Raphael war die Zierde seines Hofs. — In Ferrara re- Ys-
gierte im 15. Jahrhundert die jüngere Linie des Hauses Este, die sich durch m .
Bildung und Beförderung der Künste und Wissenschaften nicht minder aus- 1474—
zeichnete als die Mediceer. Ariosto, der Dichter des „rasenden Roland"
und Torquato Tasso, der Sänger des „befreiten Jerusalem", zierten 1-1595.
den herzoglichen Hof von Ferrara.
§. 291. In Neapel, das seit dem Sturze der Hohenstaufen (§. 239. 240.)
päpstliches Lehen war, regierten die Nachkommen Karls von Anjou.
An ihnen fand die guelfische Sache eben so eifrige Vertheidiger, wie die ghi-^isa-
bellinische an den Königen von Sicilien aus dem aragonischen Für- Í3s2.
ftenhause. Zwei lasterhafte Königinnen Johanna I. und Johanna Ii.
füllten das Reich mit Gräuelthaten, Krieg und Verwirrung. Die letztere er- —1435.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Michelangelo_Buona- Macchiavelli Titus_Livius" Nicolaus_Laurentius Nico_lausv. Alexander_Vi.c Alexander Borgia Cäsar Lucrezia_Borgia Alexanders Alexanders Julius_Ii Leo_X. Leo_X. Raphael Ariosto Karls_von_Anjou Karls Johanna_I. Johanna_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Italien Haus_Me- Florenz Avignon Rom Rom Rom Ancona Peters- Ferrara Ferrara Neapel Sicilien