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1. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 59

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 59 — §. 98. 2) Friedrich I. der Rotbart, a. Er wurde zu Aachen unter 1152 dem Jubel des Volkes gekrönt, da man von ihm ein wahrhaft königliches Regiment hoffte. Er war kräftig und wohlgebaut; gelbe Locken bedeckten die hohe Stirn: aus den Augen leuchtete die Hoheit und das Feuer des Geistes, aus dem frischen Antlitz sprach ein heiteres, freundliches Gemüt; der feste, stolze Gang kündete den entschlossenen Willen. — Auf seinem Königsritte durch das Reich erschienen vor ihm zu Merseburg die dänischen Prinzen Swen und Kanut, welche um die Herrschaft stritten; er krönte den letzteren und empfing den Lehnseid. Auch den Böhmenherzog knüpfte er durch die Königskrone fester an das Reich; Burgund aber dadurch, daß er sich mit der Erbin dieses Landes, Beatrix, vermählte. — Seinem Jugendfreunde und Verwandten Heinrich dem Löwen gab er Bayern zurück und endete dadurch den bittern Streit der Welfen und Hohenstaufen. Ueberall brach er die Burgen der Raubritter und schützte das Recht; es schien, als „gäbe er Menschen, Himmel und Erde eine neue, friedlichere Gestalt". — b. Erster Zug nach Italien. In Italien, wo die Macht der Kaiser tief gesunken war, hatte ein Mönch, Arnold von Brescia, gegen die weltliche Macht des Papstes gepredigt und in Rom die Republik hergestellt. Auf Papst Hadrians Bitte zog Friedrich über die Alpen, hielt auf den ronkalischen Feldern am Po Heeresschau, zwang die prahlerischen Römer zum Gehorsam und lieferte Arnold von Brescia an den Papst aus, der den begeisterten Mann verbrennen ließ. Dem hochmütigen Papste hielt er, um den Frieden zu wahren, scherzend den Steigbügel; dafür empfing er die Kaiserkrone. Gegen die Römer, die ihn auf der Tiberbrücke wütend an- uss griffen, schützte ihn der junge Löwe Heinrich; in dem engen Etschthale bei Verona machte ihm bei seiner Rückkehr Otto von Wittelsbach Bahn.— c. Zerstörung Mailands. Auf dem Reichstage zu Besancon hatte der päpstliche Gesandte das hochmütige Wort gesprochen: „Von wem hat denn der Kaiser das Reich, wenn nicht vom Papste?" Obwohl die Bischöfe auf des Kaisers Seite traten, wollte der Papst seinen Ansprüchen nichts vergeben. Als derselbe starb, wurde von der römischen Partei jener Gesandte als Alexander Iii., von der kaiserlichen aber ein anderer auf den päpstlichen Stuhl erhoben, worauf sie sich gegenseitig in den Bann thaten; auch den Kaiser traf der Bannfluch seines Gegners. Da zog der Kaiser mit 180000 Mann über die Alpen. Mailand unterwarf sich nach kurzer Belagerung, und der Kaiser nahm nun den Städten manche Einkünfte und Rechte. Als Mailand darüber den Gehorsam versagte, ward es nach fast Zjähriger Belagerung zu demütiger Unterwerfung gezwungen und dann ues zerstört (1162). d. Erstürmung Roms. Als der Kaiser nach Deutschland zurückgekehrt war, schloffen die mächtigen Städte Oberitaliens einen Bund zur Verteidigung ihrer Freiheit, bauten Mailand wieder aus und legten ihm zum Trutze die Festung Alexandria an. Da zog Friedrich 1167 zum 3. Male mit einem Heer über die Alpen. Weil Rom sich für den Papst Alexander erklärt und Friedrich den Gehorsam aufgekündigt hatte, wurde die Stadt von den Deutschen erobert. Aber durch eine furchtbare Seuche verlor Friedrich einen großen Teil seines Heeres, und er mußte eilig Italien verlassen. In Susa rettete ihm der treue Hermann von Siebeneichen das Leben.

2. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 68

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 68 — derselben trat es —3) an den Luxemburger, Kaiser Karl Iv., ab (1373). Dieser hatte Brandenburg durch die goldene Bulle zum Kurfürstentum erhoben und verlieh es nun an seinen Sohn Wenzel von Böhmen, von dem es auf Siegmund von Ungarn überging. — Siegmund ernannte den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern, zum Statthalter 141o in der Mark und verlieh ihm 1415 die Kurwürde. Kampf Friedrichs aeqen den Adel; die „faule Grete". -j-d. Das Konzil in Konstanz oder Kostnitz ambodensee(1414— 18), das durch die Bemühungen des Kaisers zusammenkam, sollte die vielen Mißbrauche in der Kirche abstellen und die Kirchentrennung beseitigen, die durch die Wahl dreier Päpste entstanden war. Es waren der Kaiser, der Papst Johann, 3 morgenländische Patriarchen, gegen 2000 andere Geistliche, 1600 weltliche Fürsten und Herren und zahlreiche Gelehrte aus dem Abendlande zugegen; die Zahl der Fremden stieg zuweilen auf 150 000. Das Konzil erklärte, daß seine Gewalt unmittelbar von Christus und über dem Papste sei, es setzte alle 3 Päpste ab und wählte einen neuen; aber alle Mißbräuche blieben bestehen. 1415 . c. Johannhuß war Prediger und Lehrer an der Hochschule in Prag. Weil er gegen die schlechten Sitten und die Reichtümer der Geistlichen, das Mönchswesen, den Ablaß und die Entziehung des Kelches im Abendmahl eiferte, wurde er von dem Papste in den Bann gethan. Sein Freund Hieronymus verbrannte die Bannbulle. Da forderte das Konzil zu Konstanz beide zur Verantwortung. Trotz des kaiserlichen Geleitsbriefes wurden sie eingekerkert und zum Feuertode verurteilt. Huß sprach: „Die Gans (das bedeutet der Name Huß) ist ein schwaches und zahmes Tier und erhebt sich nicht zu hohem Fluge; aber stärkere Vögel, Falken und Adler, werden nach ihr kommen und werden, sich hochschwingend, alle Schlingen durchbrechen." Er starb freudiges Mutes mit den Worten: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist"; ein Jahr nach ihm sein Freund. — f Als 1419 König Wenzel von Böhmen starb, wollte Siegmund das Land in Besitz nehmen; aber die Hussiten schlugen unter dem blinden Ziska und Prokop dem Großen und Prokop d. Kl. alle ungarischen und deutschen Heere und verwüsteten die umliegenden Provinzen mit Feuer und Schwert, bis das Konzil von Basel 1436 den Frieden herbeiführte. d. Die Jungfrau von Orleans führte den König Karl Vii. von Frankreich, der fast sein ganzes Land an die Engländer verloren hatte, auf den Thron zurück (1429). F. Österreichische oder habsburgische Kaiser. 1438—1517 (1806). t §. 115. Nach Siegmunds Tode haben bis zur Auflösung des Reichs (1806) Kaiser aus dem österreichischen Hause regiert. ii38 1) Albrecht Ii. von Österreich war der Schwiegersohn Siegmunds und erbte mit dessen Tode Ungarn; die Kurfürsten übertrugen ihm die Kaiserkrone, weil sie mit Grund hofften, daß er wenig Zeit finden werde, sich um das Reich zu kümmern. Er war ein trefflicher Mann, starb aber schon nach 2 Jahren, als er gegen die Türken im Felde stand. Ihm folgte sein Vetter 1440 2) Friedrich Iii. von Steiermark, a. Er schloß sich ganz an den Papst,

3. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 60

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 60 — §. 99. a. Friedrichs Niederlage. In dieser Zeit hatte Heinrich der Löwe he Unterwerfung der Wenden vollendet, sodaß ihm der Norden vom Rhein bis zur Oder gehorchte; darauf hatte er einen Zug nach dem heüigen Lande unternommen. Er blieb in der Heimat, als der Kaiser abermals nach Italien aufbrach. Als aber bei der Belagerung von Alexandria Friedrichs Heer durch Krankheit zusammenschmolz, entbot er Heinrich zu Hülfe. Dieser weigerte bei der Zusammenkunft die verlangte Hülfe, und ii76 der Kaiser wurde beilegnano völlig geschlagen. Nun söhnte sich Friedrich in Venedig mit dem Papste Alexander aus und schloß mit den lombardischen Städten Frieden, indem er ihnen die Wahl ihrer Behörden und freie Selbstverwaltung bewilligte. — b. Weil Heinrich der Löwe auf 3 Reichstagen dem kaiserlichen Rufe nicht Folge leistete, sprach Friedrich über ihn die Acht aus und gab Bayern an Otto von Wittelsbach; Sachsen wurde zerstückt. Da demütigte sich der Löwe; jedoch behielt er nur die braunschweiglüneburgischen Lande und mußte auf 3 Jahre nach England gehen. >Bardewiek). Friedrich feierte 1184 ein glänzendes Reichsfest in Mainz, woran allein 40000 Ritter teilnahmen; zwei Jahre später ein anderes zu Mailand, wobei er seinen Sohn Heinrich mit Konstanze, der Erbin des Normannenreiches in Unteritalien, vermählte. — c. Kreuzzug und Tod. Auf die erschütternde Kunde, Sultan Saladin von Ägypten habe Jerusalem erobert, übergab Friedrich das Reich seinem Sohne Heinrich und führte sein mächtiges Heer die Donau hinab nach Kleinasien. Er schlug den öultan von Ikon tunt und eroberte zugleich die Stadt. Als weiterhin der Zug seines Heeres am Seleph oder Kalikadnus stockte, sprengte er mit jugendlichem Feuer in den Fluß, fand aber in den Wellen seinen Tod (1189). Im Vaterlande bildete sich die Sage, er sei mit seinen Rittern in denkyff-Häuser gegangen und schlafe dort, bis ein Adler ihn zur neuen Gründung des Reiches rufen werde. So erhielt in den nachfolgenden trüben Zeiten das Bild des großen Kaisers die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. 1190 §• 100. 3) Heinrich Vi. Heinrich der Löwe, der bei des Rotbarts Kreuzzuge zum zweiten Mate nach England hatte gehen müssen, kehrte zurück und griff zum Schwert. Da aber sein Verbündeter, Richard Löwenherz, auf seiner Rückkehr aus dem hl. Lande in die Gefangenschaft des Kaisers gekommen war, kam der Friede zu Stande. Heinrich der Löwe starb 1195 zu Braunschweig, und zwei Jahre später Kaiser Heinrich Vi., erst 32 Jahre alt, als er eben an die Aussühruug großer Pläne gehen wollte. Ihm folgte sein Bruder ii97 4) Philipp von Schwaben. Bis zu seiner Ermordung durch Otto von 1208 Wittelsbach kämpfte mit ihm um die Krone: 5) Otto Iv. von Braunschweig, ein Sohn Heinrichs des Löwen. — Während unter diesen Kaisern die Macht des Reiches tiefer und tiefer sank, hob Papst Innocenz Iii (1216) die Macht der Kirche auf die höchste Stufe. Er gab Königreiche zu Lehen, empfing von Fürsten Tribut und belegte ganze Länder mit Bann und Interdikt. 1215 f §. 101. 6) Friedrich Ii. a. Er war unter der Vormundschaft des Papstes Innocenz in. ganz in Italien erzogen und sorgte darum mit Vorliebe für seine Erblande Neapel und ©teilten. — Als er den bei seiner Krönung versprochenen Kreuzzug immerfort aufschob, traf ihn Gegors Ix. Bannfluch; wider des Papstes Willen zog er dann nach Palästina und schloß mit dem Sultan Kamel von Ägypten einen Vertrag, wonach die Waffen

4. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 61

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 61 — 10 Jahre ruhen und dem Kaiser Jerusalem, Bethlehem, Nazareth und der Berg Karmel eingeräumt werden sollten. Er empfing die Königskrone von Jerusalem, kehrte darauf zurück und zwang den Papst zur Aufhebung des Bannes. — Fünf Jahre hielt nun der Kaiser, der selber als Dichter glänzte und 6 Sprachen redete, in Italien seinen prächtigen Hof und erwarb sich durch treffliche Gesetze die Liebe der Neapolitaner und Sicilianer. — b. Nach 15jähriger Abwesenheit kehrte Friedrich nach Deutschland zurück (1235), wo sein Sohn Heinrich eine Verschwörung angestiftet hatte. Friedrich erstickte die Empörung und verzieh: als aber Heinrich den zweiten Versuch machte, sandte er ihn mit seiner Familie gefangen in ein süditalisches Schloß, wo derselbe nach 7 Jahren starb. — c. Dann kämpfte er siegreich gegen die lombardischen Städte, doch gelang es ihm nicht, dieselben zu unterwerfen. Als Gregor Ix. sie unterstützte und über den Kaiser abermals den Bann aussprach, zeigte dieser in Schriften voll feuriger Beredsamkeit das Unheil, welches die Herrschsucht der Päpste anrichte; und als Papst Innocenz Iv. den Bann erneuerte und Friedrich und sein Haus für ewige Zeiten jedes Thrones unwert erklärte, erhob sich dieser noch gewaltiger und rief in flammenden Schriften Fürsten und Völker zum Kampfe gegen die geistliche Anmaßung auf. Mitten in diesem Kampfe, in ungebrochener Kraft, raffte der Tod den geistesgroßen Kaiser hinweg (1250). — d. In Deutschland vertrat während dieser Zeit den Kaiser sein schwacher Sohn Konrad. 1241 brachen die Mongolen, die unter Dschingis-Khan in Asien ein ungeheueres Reich gegründet hatten, in Schlesien ein; die Schlacht auf der Walstatt bei Liegnitz, wo sie den Sieg durch große Verluste erkauften, bewog sie, umzukehren und ihren Verheerungszug nach Ungarn zu lenken. 102. 7). Konrad Iv. (1250—1251) und 8) Wilhelm von Holland 1250 <1247—1256). Das Interregnum (1256—1273). a. Gegen Konrod waren schon bei Lebzeiten seines Vaters 2 Gegenkönige aufgestellt, zuerst Heinrich Raspe von Thüringen und dann Wilhelm von Holland. Nach seines Vaters Tode zog Konrad nach Italien und nahm Neapel in Besitz, starb aber schon 1254 an Gift. Zwei Jahre später fiel sein Gegner Wilhelm gegen die Friesen. — Nun verkauften einige deutsche Fürsten ihre Stimmen an Richard von Cornwall, den Bruder des englischen Königs, andere an Alfons von Kastilien, die aber beide nicht zur Regierung gekommen sind. — b. Nach Konrads Tode bewog Papst Innocenz den Herzog Karl von Anjo u, einen Bruder des französischen Königs, sich Neapels und Sicilienss^n^vemächtigen. Sein Erbe wieder zu erlangen, zog 1268 der 16jährige Sohn Konrads, der ritterliche Konrad in, mit einem Heere nach Unteritalien, fand aber in Neapel mit seinem Freunde Friedrich von Oesterreich den Tod auf dem Blutgerüst. — Die traurige kaiserlose Zeit, in der das Faust recht überhand nahm, heißt das Interregnum, d. i. Zwischenreich. Deutsches Volksleben am Ende des Mittelalters. §• 103. Im Mittelalter, d. i. der Zeit vom Untergang des römischen Reichs bis zur Reformation, bietet das Volksleben manche bemerkenswerte Erscheinungen. Dahin gehören zunächst die Kreuzzüge (§. 96). Die wichtigsten wurden geführt von: 1) Gottfried von Bouillon, 1096; 2) Konrad Iii. und Ludwig Vii. von Frankreich, 1147; 3) Friedrich I., 1189; 4) Richard Löwenherz v. England und Philipp August v. Frankreich, 1190; 5) Friedrich Ii., 1228.

5. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 149

1858 - Leipzig : Engelmann
Die Hohenstaufen. 149 dem Schlüssel Petri bezeichnet waren, dessen Besitzungen in Unteritalien angrei- sen. Dies beschleunigte Friedrichs Heimkehr. Er trieb die päpstlichen Heere zurück und bedrohte die Grenzen des Kirchenstaats, bis sich Gregor zum Frie- den und zur Lösung des Bannes bereitwillig finden ließ. Hieraus widmete Friedrich seine ganze Sorgfalt der innern Wohlfahrt seiner Staaten. Er steuerte in Deutschland dem zunehm^rden Raub- und Fehdeleben der Ritter; er gab den Bewohnern Unteritaliens ein neues Gesetzbuch; er begünstigte Handel, Gewerbsamkeit und Dichtkunst. Als er aber die lombardischen Städte zwingen wollte, die Bedingungen deskostnitzer Friedens zu erfüllen (§.232.), und die ihm als Oberherrn gebührenden Regalien zu entrichten, entbrannte ein furchtbarer Krieg. In Verbindung mit den Ghibellinen und dem unmensch- lichen Tyrannen Ezzelino in Verona, und unterstützt von seinen treuen Sa- ra eenen, die er in Unteritalien angesiedelt, besiegte Friedrich das vereinigte Heer der Lombarden und brachte die meisten Städte zur Unterwerfung. Als er jedoch seinen Sieg mit aller Strenge verfolgte, die Mailänder mit einem ähn- lichen Schicksal wie unter Friedrich Barbarossa (§.231.) bedrohte, seinem na- türlichen Sohn, dem tapsern, schönen Enzio (Heinz) das Königreich Sar- dinien verlieh, da erneuerte der greise Kirchenfürst seinen Bannfluch, schloß sich an die Lombarden an und suchte dem Kaiser, den er des Unglaubens und der Religionsverachtung beschuldigte, allenthalben Feinde zu bereiten. In hef- tigen Gegenschriften widerlegte Friedrich die Beschuldigungen und vergalt Schmähungen mit Schmähungen; aber die Kirche trug den Sieg davon. §. 237. Als Gregor Ix. endlich neunzig Jahr alt ins Grab sank, schien sich Friedrichs Lage günstiger zu gestalten. Aber sein Nachfolger, der willens- kräftige Innocenz Iv., welcher früher dem Kaiser befreundet, nach seiner Erhebung aber dessen entschiedener Gegner war, betrat dieselbe Bahn. Um freie Hand zu haben, verließ er Italien und berief eine feierliche Kirchenver- sammlung nach Lyon. Ohne Friedrichs Vertheidigung zu beachten, erneuerte hier Innocenz in der strengsten Form den Bannfluch wider den Kaiser, der ein Gotteslästerer, ein heimlicher Mohammedaner, ein Feind der Kirche sei, erklärte ihn seiner Würden und Kronen verlustig, entbaud seine Unterthanen ihres Eides und bedrohte alle seine Anhänger mit dem Fluch der Kirche. Da loderte in allen Ländern der Streit von Neuem auf. In Deutschland glückte es der päpstlichen Partei, die Wahl eines Gegenkaisers in Heinrich Raspe von Thüringen durchzusetzen; und als dieser nach dem unglücklichen Gefechte bei Ulm gegen Friedrichs Sohn Konrad verlassen und machtlos aus der Wart- burg starb, ließ sich der jugendliche Gras Wilhelm von Holland bewegen, den Kaisertitel anzunehmen. Allein die Reichsstädte und die meisten weltlichen Fürsten hielten zu Konrad. §. 238. Schrecklich wüthete unterdessen in Italien der Krieg zwischen Gneisen und Ghibellinen. Das heiße Blut des rachsüchtigen Südlän- ders führte unerhörte Gräuelthaten herbei; Familie war wider Familie, Stadt wider Stadt; weder Alter noch Stand entzog sich dem Kampfe. Ezzelino, der Führer des ghibellinischen Adels, beging im Kampf gegen die guel- sischen Städte unerhörte Frevel, bis er endlich in dem Kerker von Mailand die verdiente Strafe fand. Lange hielt sich Friedrichs hohe Gestalt aufrecht; die Zahl seiner Feinde hob nur seinen Muth. Als aber sein Sohn Enzio in die Gewalt der Bolognesen siel, die den blondgelockten König über 20 Jahre in Haft hielten; als sein Kanzler Peter von Vinea sich von der Gegenpartei gewinnen ließ und sich dann aus Reue oder Furcht im Kerker selbst das Leben nahm, da brach endlich sein Herz. Im 56. Jahre seines Alters verschied er in 1238. 1239. 1241. 1243. 124«. 1247.

6. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 163

1858 - Leipzig : Engelmann
163 Verfall des Ritterwesens und Entartung der Kirche. Uebergewicht erhielt Ludwig jedoch erst durch die Schlacht bei Mühldorf (oder Amsing), wo Friedrich durch die Kriegskunst des Nürnberger Feldhauptmanns Seyfried Schweppermann besiegt und gefangen ward. Dennoch beugte Leo- pold seinen Sinn nicht zum Frieden. Unterstützt von dempapstejohannxxii. in Avignon, der über Ludwig Bann und Interdikt aussprach, Weiler die Ghibellinen in Mailand unterstützt hatte, und von verschiedenen Reichs- fürsten, führte Leopold den Kampf fort und suchte eine neue Kaiserwahl zu veranstalten. Da setzte Ludwig seinen gefangenen Gegner auf Schloß Trausnitz in Freiheit, unter der Bedingung, daß er der Kaiserwürde entsage und seine Partei zum Frieden bewege. Als aber weder der Papst noch Leopold den Ver- trag eingingen, kehrte Friedrich, treu seinem Wort, in die Gefangenschaft zu- rück und rührte durch dieses biedere Betragen seinen ritterlichen Gegner so, daß dieser fortan in der innigsten Freundschaft mit ihm lebte und sogar die Regie- rung mit ihm getheilt haben würde, wenn die Kurfürsten nicht wiver- sprochen hätten. Leopold starb bald nachher; aber der heftige Papst beharrte bei seinem Groll gegen Ludwig, was diesen bewog, Friedrich zum Reichs- verweser einzusetzen und einen Zug nach Italien zu unternehmen. §. 259. In Italien war Ludwig anfangs glücklich. Unterstützt von den Ghibellinen und den Mino ritenm ö nchen, die gerade mit dem kirchlichen Oberhaupte im Streite lagen, machte er glänzende Fortschritte und bewirkte die Wahl eines Gegenpapstes; als er aber zur Befriedigung seiner Söldnerschaa- ren drückende Geldforderungen an die italienischen Städte stellte, änderte sich bald die Stimmung. Seine Rückkehr nach Deutschland, wo unterdessen Frie- drich gestorben war, machte den Sieg der päpstlichen Partei in Italien voll- ställdig. Die Ghibellinischen Großen suchten sich mit Johann auszusöhnen und der Gegenpapst verzichtete aus seine Würde und nahm in Avignon das Gna- denbrod an. Dagegen erbittertediehartnäckigkeit, womitsowohljoh annxxii. als seinnachfolger Benediktxik. auf dem gegen Ludwig ausgesprochenen Bann beharrten, und alle Versöhnungsversuche desselbeu zurückwiesen, die deutschen Fürsten dergestalt, daß sie auf dem Kurverein zu Reuse die Erklärung abga- den: daß fortanjedevondenkurfürstenvollzogenekaiserwahl auch ohne päpstliche Bestätigung Gültigkeit hätte. Die Geistli- chen, die dem Interdikt Folge leisteten, wurden als Ruhestörer behandelt und abgesetzt. Der offenkundige Einfluß des französischen Hofs auf alle Schritte des Papstes und die Habgier und Genußsucht des kirchlichen Oberhaupts und der Kardinäle in Avignon minderte das Ansehen des päpstlichen Stuhls. Aber auch Ludwig verlor das Vertrauen und die Zuneigung der deutschen Fürsten sehr bald, als er aus Habsucht und Ländergier sich ungerechte und gewaltthätige Maßregeln erlaubte, Tyrol und Brandenburg an sein Haus zu bringen suchte und geistliches und weltliches Recht unter seinen Vortheil beugte. Daher gelang es der päpstlich-französischen Partei, einen Theil der Kurfürsten zu ge- winnen und die Mahl eines Gegenkaisers aus dem luxemburgischen Hause^durchzusetzen. Die Mehrzahl des deutschen Volks, besonders die Reichsstädte, hielten jedoch zu Ludwig, daher der neue Kaiser Karl Iv. (Sohn des Böhmenkönigs Johann §. 257.) erst allgemeine Anerkennung fand, als der rüstige Ludwig auf einer Bärenjagd bei München gestorben und auch sein von der bayerischen Partei erwählter Nachfolger Günther von Schwarzburg zu Frankfurt in ein frühes Grab gesunken war. Während dieser Kämpfe herrschte in Deutschland Gesetzlosigkeit und ein wildes Raub - und Fehdewesen in Stadt und Land, so daß Jedermann zur Selbsthülfe schreiten mußte. Zugleich wurde das Reich von Erdbeben, Heuschreckenzügen, Hungersnoth und einer surchtba- 11* 1322. 1325. 1326. 1330. 1338. 1346. 1348.

7. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 166

1858 - Leipzig : Engelmann
» 166 Das Mittelalter. ausbezahlt werden mußte. Dadurch wurde der Grund zu der preußischen Königsmacht gelegt. 5 Die Kirchenspaltung und die großen Loncilicn. §. 263. Schon lange hatte man verlangt, daß der päpstliche Stuhl von Avignon nach Rom zurückverlegt werde, aber die französisch-gesinnten Kar- dinale, die sich unter dem schönen, milden Himmel Südfrankreichs freier und wohler fühlten, hintertriebeu den Plan. Mehrere Uebersiedlungsversuche wur- den vereitelt. Da geschah es, daß in dem Cardinalseollegium sich zwei Par- teien bildeten, wovon jede eine eigenmächtige Papstwahl vornahm. Dadurch erhielt die Kirche zwei Päpste, einen in Avignon, den andern in Rom, von denen jeder sich für das rechtmäßig gewählte Oberhaupt der Kirche erklärte und über den andern und dessen Anhänger den Bannfluch schleuderte. Das ganze christliche Abendland war gespalten, die Gewissen verwirrt, die Kirche zerrissen. Die Welt entbehrte der Tröstungen der Religion. „Man schrie laut nach Brod und die entartete und gespaltene Kirche reichte einen Stein." Umsonst versuchte 140s- die Kirchen Versammlung von Pisa das Nebel zu heilen, indem sie die Päpste absetzte und einen andern wählte; die zwei ersten beharrten auf ihren Ansprüchen, so daß die Kirche nunmehr dreispaltig war. Ein allgemeines Aergerniß ging durch die christliche Welt und erzeugte den lauten Ruf nach ei- ner Berbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern. Während jedoch die Partei der Gemäßigten, vor Allen die gelehrten Theologen der Pa- riser Universität (Sorbonne), diese Verbesserung dadurch herbeizusühren hofften, daß sie auf Einberufung einer allgemeinen Kirchenversamm- lung drangen, die über dem Papste stehe, steuerten die Schüler und An- + i3$4. Hänger des Orforder Professors Joh. Wyclisfe (Wikleff) auf eine durch- greifende Aenderung derkirche in Glauben und Verfassung los. Wycliffe hatte nämlich nicht nur das Papstthum für eine unchristliche Einrichtung erklärt und gegen Ablaß, Mönchswesen, Heiligenverehrung u. dgl. geeifert, sondern er war auch durch Uebersetzung der Bibel ins Englische, und durch Verwerfung mehrerer Glaubenssatzungen, als Ohrenbeichte, Cölibat, Wand- lungslehre (Transsu bst antiation) als Reformator aufgetreten. Sein bedeutendster Anhänger war Johannes Huß, Professor in Prag, ein durch Gelehrsamkeit und sittlichen Wandel wie durch christliche Sanftmuth ausge- zeichneter Mann. Er predigte gegen die Mißbräuche des Papstthums, gegen die Reichthümer und irdische Macht des geistlichen Standes, gegen Möncherei und Ablaß; und obgleich der Papst den Bann über ihn aussprach und seine Schriften verdammte, so mehrte sich doch mit jedem Tag die Zahl seiner An- hänger, unter denen sich ein böhmischer Edelmann Hieronymus von Prag durch Eifer auszeichnete. Die Deutschen auf der Universität Prag wurden, weil sie sich der Hussitischen Neuerung abgeneigt zeigten, in ihren Rechten ver- kürzt, weshalb 5000 Studirende und Professoren auswanderten und dadurch 1409. die Gründung anderer Universitäten, zunächst Leipzigs, herbeiführten. §. 264. Als endlich, von Kaiser Sigismund bestürmt, Papst Jo- Ea'tnitzerhann Xxih. die Costnitzer Kirchenversammlung einberief, zogen Schaa- i4i4— ren geistlicher und weltlicher Herren,aller Nationen, den Papst und Kaiser an i4i8. Spitze, in Constanz ein, wo somit der Glanz des ganzen Abendlandes vereinigt war. 150,000 Menschen sollen zugegen gewesen sein. Einheit und Verbesserung der Kirche war das hohe Ziel der Versammlung, die sich daher gleich anfangs als allgemeines, die ganze Christenheit umfasiendes Eon-

8. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 167

1858 - Leipzig : Engelmann
167 Verfall des Ritterwesens und Entartung der Kirche. cil hinstellte, das seine Gewalt unmittelbar von Christo habe und dem Jeder- mann ohne Unterschied gehorchen müsse. Darum sollten zuerst alle 3 Päpste zur Abdankung bewogen werden; als aber Johann Xxlll., um dieser Demü- thigung zu entgehen, bei Gelegenheit eines Turniers mit Hülfe Friedrichs von Öeftreich verkleidet entfloh und seine Entsagung widerrief, erklärte die Versammlung, daß sie selbständig sei und über dem Papste stehe, sprach Jo- hann's Absetzung aus und vereinigte sich mit dem Kaiser zur Bestrafung der Widerstrebenden. Friedrich von Oestreich „mit der leeren Tasche" wurde geäch- tet und durch die Schweizer des Aargau's und anderer Besitzungen beraubt, und Johann Xxui. wurde auf dem Heidelberger Schloß längere Zeit in Hast gehalten. Von den beiden andern Päpsten entsagte der eine, der andere wurde nach langen vergeblichen Unterhandlungen entsetzt. — Allein die Bestrebungen der Deutschen und Franzosen, die zuerst die Kirche verbessern und dann einen neuen Papst wählen wollten, wurden hintertrieben durch die Italiener (Ul- tramontanen), welche vor Allem auf eine Papstwahl drangen. Ihre Mei- nung siegte und Martin V. wurde auf den päpstlichen Stuhl gehoben. Die- ser war ein gemäßigter Mann, der durch Abstellung einiger Mißbräuche und durch kluge Unterhandlungen die Stimmen zu spalten und die Bestrebungen der Kirchenversammlung zu vereiteln wußte. So wurden die Wünsche und Hoffnungen der Völker getäuscht, das Papstthum bei seiner Macht und die Kirche in ihrer Entartung gelassen. Aber um eine Gränelthat hat das Cost- nitzcr Concil die Weltgeschichte bereichert durch die Verbrennung von Huß und Hieronymus. Gleich anfangs war die Versammlung zu einer Prüfung der von der Kirche abweichenden Lehren geschritten und hatte die Schriften Wycliffe's zum Feuer verdammt und Huß zur Verantwortung vorgeladen. Ver- sehen mit einem kaiserlichen Geleitsbriefe, worin ihm sichere Heimkehr zugesagt war, begab sich Huß nach Conftanz, wurde aber alsbald verhaftet und der Verbreitung von Irrlehren beschuldigt. Umsonst vertheidigte sich der hagere bleiche Mann, „dessen Feuerseele seinen Leib zu verzehren schien," mit Würde und Begeisterung gegen die Anklagen — seine Richter waren seine Gegner; umsonst beriefen sich seine Freunde auf den kaiserlichen Geleitsbrief — die Ver- sammlung stellte den Grundsatz auf, daß man Ketzern keine Treue zu halten habe und forderte unbedingte Abschwörung. Als Huß diese verweigerte, wurde er als hartnäckiger Jrrlehrer zum Flammentod verdammt, den er mit der Kraft und Standhaftigkeit eines Märtyrers erlitt. Ein Jahr später ertrug auch Hie- ronymus von Prag mit dem Muthe eines Stoikers die Qualen des Schei- terhaufens. „Kein Weltweiser hat so viel Heldenmuth auf dem Sterbebette er- wiesen, als sie aus dem Scheiterhaufen," schrieb Aeneas Sylvins. §. 265. Die Nachricht von dem Costnitzer Gräuel trieb die Hussiten zu einem furchtbaren Religionskrieg. Der Kelch, der nach Hussens Ansicht auch dem Volke (den Laien) gereicht werden sollte, wurde als Bundeszeichen ihren Heeren vorangetragen (daher Utraquisten und Calirtiner); an den Priestern und Mönchen, die ihn verweigerten, wurde schwere Rache geübt. Umsonst schleuderte der Papst den Bannstrahl über Hussens Anhänger; ihre Zahl nahm täglich zu. Sie erstürmten das Prager Rathhaus und ermordeten die Rathsherren, was den alten Kaiser Wenzel in solche Wuth versetzte, daß er vom Schlage gerührt starb. Jetzt sollte Sigismund auch König von Böhmen werden; da griff aber das ganze Volk zu den Waffen, um die Be- sitznahme des Landes durch den wortbrüchigen Kaiser zu hindern. Johann Ziska, ein kriegskundiger, kühner und zur Beherrschung der Massen wunder- bar begabter Feldherr, stellte sich an die Spitze. Vergebens führte Sigismund 1445. 1415. 1416. 1419.

9. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 168

1858 - Leipzig : Engelmann
168 Das Mittelalter. drei Reichsheere gegen die Hussiten; vor der wilden Wuth des zornigen Volks bebten die Truppen zurück. Die Hussiten verbrannten die böhmischen Kirchen und Klöster unv drangen verheerend in die Nachbarländer ein. Die blutigen Kriegsthaten der Israeliten bei Eroberung Kanaans dienten ihnen zum Vor- bilv. Ziska's, des blinden Heerführers, Name war der Schrecken der Natio- nen. Nach seinem Tode trennten sich die Gemäßigten (Calirtiner) von den Rad i calen (T a b ori ten). Die letztem setzten (unter Procopiusdem Großen und dem Kleinen) ihre mordbrennerischen Züge fort, verheerten Sachsen und erpreßten von Branden bürg und Bayern Tribut, indeß die Calirtiner die Hand zum Frieden boten, als ihnen die B a s e l e r K i r - >433 chenversammlung den Kelch beim Abendmahl und die Predigt in der Lan- dessprache zugestand. Erst als die Taboriten bei Prag eine Niederlage erlitten und die beiden Pro cope gefallen waren, gelang es dem Kaiser durch die Klugheit seines Kanzlers Kaspar Schlick, sie zum Frieden zu bringen, worauf Sigismund als König anerkannt wurde. Aber Böhmens Herrlichkeit 1453. lag in Schutt und Trümmern. Zwei Jahrzehnte später schied sich eine kleine Partei ehemaliger Hussiten aus der Kirche aus und bildete seitdem als böh- mische und mährische Brüdergemeinden eine getrennte Sekte, „arm, bibelfest und friedfertig." Baseler §. 266. Auf dem Baseler Concil, zu dessen Einberufung sich Mar- 1431—- tins V. Nachfolger Eugen Vi. nach langem Zögern verstand, sollte die Ver- 1449. besserung der Kirche, die in Constan; unterbrochen worden, zu Ende ge- führt und die Hussitischen Streitigkeiten beigelegt werden. Hier nah- men aber die Verhandlungen bald einen der päpstlichen Macht gefahrdrohenden Gang. Die zum Theil aus Gliedern des niedern Klerus zusammengesetzte Ver- sammlung verminderte die Geldbezüge, die der römische Hof den Landeskirchen auflegte, und untersagte die päpstlichen liebergriffe bei Besetzung der Bisthü- mer und Pfründen. lieber diese und andere ähnliche Beschlüsse gerieth Eugen so in Sorge, daß er den ersten Vorwand ergriff, um das Concil nach Fer- rara und endlich nach Florenz zu verlegen. Aber viele Geistlichen blieben in Basel zurück, wählten einen andern Papst und stellten von Neuem den Grund- satz auf, daß die Kirchenversammlung über dem Papste stehe und daß nur jene, nicht dieser unfehlbar sei. Da sprach Eugen, ermuthigt durch die Furcht der Fürsten und Völker vor einer neuen Spaltung, den Bannfluch über die unge- horsamen Glieder der Versammlung aus und verwarf ihre Beschlüsse; und um desto sicherer den Widerstand der Deutschen zu überwinden, gewann er den fei- nen Italiener Aeneas Sylvins (nachmals Papst Pius Ii.), der bei Kaiser Friedrich Iii. Geheimschreiber war. Mithülfe dieses klugen, auch alss christ- stelle r bekannten Mannes gelang es dem Papst, den schwachen Kaiser zu dem Aschaffenburger C oncordat zu bringen, wodurch die Kirche in dem al- ten Zustand verblieb und alle Mißbräuche und Erpressungen mit geringen Aus- nahmen fortbestehen durften. Umsonst verfocht der vaterländisch gesinnte Gre- gor von Heimburg, Nürnberger Syndicus, mit Geist und Beredsamkeit die Sache der kirchlichen Freiheit und des deutschen Rechts; von dem Kaiser und den meisten Fürsten verlassen, erkannte die Kirchenversammlung nach eini- gem Bedenken Eugen's Nachfolger Nico laus V. als rechtmäßigen Papst an und löste sich dann auf. Somit schied das Papstthum zum zweitenmal siegreich aus dem Kampfe, aber weniger durch die innere Kraft der Wahrheit, als durch unkirchliche Mittel.

10. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 183

1858 - Leipzig : Engelmann
Italien. 183 Medici als Herzog über die gedemüthigte Republik. Zwar wurde Alexander nach siebenjähriger Tyrannei von dem Volke ermordet, aber das Haus Me- dici blieb doch im Besitze der Herrschaft. Unter den vielen Künstlern und Schriftstellern, die um diese Zeit in Florenz lebten, sind Michelangelo Buona- rotti, als Baumeister, Bildhauer und Maler gleich ausgezeichnet, und iw- der geistreiche Staatsmann Macchiavelli, der Verfasser des Buchs „der Fürst", der „Geschichte von Florenz" und der „Gespräche über Titus Livius" die berühmtesten Namen (§. 370). §. 290. Während Des Aufenthalts der Päpste in Avignon (§. 255.) herrschte im Kirchenstaat Rom Gewaltthat und Gesetzlosigkeit, herbeigeführt durch die blutigen Familiensehden der Colonna und Orsini. Dies brachte den für das alte Rom begeisterten Cola Rienzi (Nicolaus Laurentius) auf den Gedanken, durch Wiederherstellung der republikanischen Verfassung dem Staat die Ruhe und die alte Größe zurückzugeben. Seine feurige Beredsam- keit riß die Römer hin. Sie errichteten eine neue Republik Rom, erhoben den Volksredner zum Tribun und trieben die Edelleute aus ihren Mauern. Aber Rienzi's glänzende Rolle war bald ausgespielt. Hoffahrt und Eitelkeit »347. bethörten ihn; Steuerdruck raubte ihm die Volksgunst; dadurch gelang es sei- nen Gegnern ihn zu stürzen und zur Flucht zu zwingen. Zwar kehrte er nach einigen Jahren zurück, aber nur, um bald nachher bei einem Volkstumult sei- nen Untergang zu finden. — Nach Beilegung der kirchlichen Spaltung 1354. (h.203.) waren einige ausgezeichnete Päpste bemüht, die Wunden des Staats und der Kirche zu heilen. Unter diesen sind besonders zu erwähnen Nico lausv.,«. 1450. der Begründer der vaticanischen Bibliothek, und der als geistreicher und vielseitiger Schriftsteller bekannte Pius Ii. (Aeneas Sylvius §. 266.), c. mo. beide Beförderer der Bildung und Wissenschaft. Dagegen gab Alexander Vi.c. 1500. (Borgia) durch seinen gottvergessenen Wandel der ganzen Christenheit Aer- gerniß und seine Familie (besonders Cäsar und Lucrezia Borgia) beging schauderhafte Frevelthaten. Alexanders Nachfolger Julius Ii. besaß zwar einen c 1310 großartigen Sinn, aber seine Neigung zum Krieg stand mit seiner geistlichen Würde allzusehr in Widerspruch. Er zog selbst ins Feld und erweiterte den Kirchenstaat durch Beifügung von B ologna, Ancona, Ferra ra und an- Lei, x. dern Städten und Landschaften. Leo X., des Mediceers Lorenzo Hochgebilde- + i-®«i- ter Sohn, vereinigte im Vati can allen Glanz der Kunst und Bildung als ein Erbtheil seines Hauses. Allein über den klassischen Schriften des griechi- schen und römischen Heidenthums verlor er die Kirchenlehre und die Achtung vor dem Evangelium aus dem Auge und doch besteuerte er durch den Ablaß- handel den frommen Glauben der Völker, um den Prachtbau der Peters- kirche bestreiten und Künstler mit freigebiger Hand belohnen zu können. Der Npbael „göttliche" Maler Raphael war die Zierde seines Hofs. — In Ferrara re- Ys- gierte im 15. Jahrhundert die jüngere Linie des Hauses Este, die sich durch m . Bildung und Beförderung der Künste und Wissenschaften nicht minder aus- 1474— zeichnete als die Mediceer. Ariosto, der Dichter des „rasenden Roland" und Torquato Tasso, der Sänger des „befreiten Jerusalem", zierten 1-1595. den herzoglichen Hof von Ferrara. §. 291. In Neapel, das seit dem Sturze der Hohenstaufen (§. 239. 240.) päpstliches Lehen war, regierten die Nachkommen Karls von Anjou. An ihnen fand die guelfische Sache eben so eifrige Vertheidiger, wie die ghi-^isa- bellinische an den Königen von Sicilien aus dem aragonischen Für- Í3s2. ftenhause. Zwei lasterhafte Königinnen Johanna I. und Johanna Ii. füllten das Reich mit Gräuelthaten, Krieg und Verwirrung. Die letztere er- —1435.
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