Vii. Deutschland.
31
der Hand seiner Gemahlin. Sein Sohn Friedrich Ii., 1197 —
1°50 mußte Zeitlebens für die Anmaßungen seines Vaters büßen.
Die deutschen Fürsten, vom Papste aufgereizt, wollen einen andern
König wählen, zerfallen aber bei der Wahl, und so wird Philipp
von Schwaben von einigen, Otto I V. von Baiern von andern er-
nannt, welche nun bis zum Tode Philipps, welcher 1208 von Otto
von Wittelsbach ermordet wird, Deutschland mit Kampf und Blut
erfüllen. Unzufrieden mit Otto, führt der Papst nun selbst den
iungen Friedrich Ii. auf den Thron, welcher dafür einen Kreuzzug
versprechen muß. Aber selbst die endliche, obgleich lange verzö-
gerte Erfüllung dieses Versprechens kann den wieder erwachten al-
ten Haß der Papste gegen die Hohenstaufen nicht versöhnen. Fried-
rich wird in den Bann gethan, weil er zögert, und bleibt in dem
Bann, weil er ohne Blutvergießen das schon verlorne Jerusalem
durch Tractate wieder in die Gewalt der Christen bringt. Da die
deutschen Fürsten dem Kaiser treu bleiben, wird der eigne Sohn
Friedrichs, Heinrich Vii., zur Empörung verleitet; und als Fried-
rich diesen überwunden und gefangen gesetzt und auf einem Reichs-
tage zu Mainz 1235 den Welfenstreit endlich dadurch beendigt, daß
er dem Sohne Heinrichs des Löwen, Otto das Kind, seine Erblän-
der Braunschweig und Lüneburg zurückgiebt, läßt der Papst durch
einige geistliche Fürsten einen Gegenkönig, Heinrich Raspe von
Thüringen, ernennen, welcher aber nach einigen Monaten stirbt.
Nun bietet der Papst die deutsche Krone eine Zeitlang vergebens
aus,"bis endlich ein unbedeutender Jüngling, Wilhelm von Hol-
land, sie annimmt, ohne jedoch den mindesten Einfluß in Deutsch-
land gewinnen zu können. Friedrich Ii. aber, nachdem er ver-
geblich alles gethan, um vom Banne befreit zu werden, ja selbst
sich vor einem Concilio über seinen Glauben gerechtfertigt hat, stirbt
1259, wahrscheinlich an Gift, zu Fiorentino in Italien. Sein
wackerer Sohn Conrad Iv., schon König von Italien, kann we-
gen Feindschaft des Papstes nicht zur deutschen Krone gelangen und
stirbt 1259 an Gift, als er eben in Begriff war nach Deutschland
abzugehen. Der ohnmächtige Wilhelm stirbt im nemlichen Jahre.
Noch aber lebte ein Hohenstaufe, der junge Conradin von Schwa-
den, Sohn Conrads I V., auch dieser mußte auf Anstiften der
Päpste, als er sein Erbe Neapel von dem Usurpator Carl von An-
jou wieder erobern wollte, auf dem Blutgerüste 1268 sterben. Kein
deutscher Fürst mochte unter solchen Umständen die Kaiserkrone er-
werben, und so ward sie zu gleicher Zeit von einer Partei dem Her-
zoge Richard von Cornwallis, von einer andern dem Könige Al-
phons von Caftilien übertragen, wovon ersterer selten, letzterer
nie nach Deutschland kam. Werfen wir nun, nach dieser blos po-
litischen Uebersicht, einen Blick auf die inneren Angelegenheiten
Deutschlands, so verdient besonders Folgendes unsre Aufmerksam-
keit. Es war nunmehr gänzlich entschieden, daß Deutschland ein
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Philipp
von_Schwaben Philipp Otto_I_V._von_Baiern Otto Philipps Philipps Otto
von_Wittelsbach Otto Otto Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Heinrich_Vii Heinrich Heinrichs Heinrichs Otto Heinrich_Raspe_von
Thüringen Heinrich Wilhelm Friedrich_Ii Friedrich Conrad_Iv. Wilhelm Conrads_I_V. Carl_von_An- Richard_von_Cornwallis
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Friedrichs Mainz Lüneburg Italien Italien Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschland
260
A. Europa.
ni sch er Pilgrimme aus der französischen Normandie im untern Ita-
lien auf ihrer Reise nach Jerusalem. Immer zu Waffenthaten auf-
gelegt, fanden sie sich bereit gegen die Araber zu kämpfen, und ihre
Kraft und Tapferkeit setzte die Landesbewohner in Erstaunen. Sie
selbst gereizt von der Leichtigkeit des Erfolgs riefen immer mehrere
ihrer Landsleute herbei, die nun nicht mehr für die Griechen, son-
dern für sich selbst fochten und schon 1o22aversa, die erste nor-
mannische Stadt, gründeten. Vorzüglich zeichneten sich aus Tan-
kred vonhauteville und seine Heldensöhne, deren Familie die Herr-
schaft über diese Lander errang. Bald hatten sie die Araber und
auch die Griechen vertrieben; Robert Guiscart, Tankreds Sohn,
ward vom Papst, den er in einer Schlacht gefangen, zum Herzog
von Apulien ernannt und erkannte gern den Papst als seinen Lehns-
herrn, so wie dieser dagegen sich an den Normannen eine mächtige
Stütze gegen andre Feinde erwarb. Roberts Sohn Roger eroberte
1061 noch Sizilien, und schon 1130 nannten sich seine Nachfolger
Könige beider Sizilien; 1150 endlich ergab sich ihnen freiwillig die
bis dahin als eigner Freistaat unter griechischem Schutze gestandene
Stadt Neapel. Palermo aber war die Residenz des neuen Reiches.
Während so im nördlichen und südlichen Italien neue Verhältnisse
sich entwickelten, war im mittlern die Macht der Päpste unbemerkt
gewachsen und erreichte im Ilten und 12ten Jahrhundert ihren
Gipfel. Daß der Bischof von Rom, als Oberhaupt der Gemeinde
der Hauptstadt, von den Bischöfen in den Provinzen mit einer ge-
wissen Achtung und Ehrfurcht betrachtet wurde, war höchst natür-
lich. Noch günstiger wurde seine Stellung, als der Sitz des Reichs
nach Conftantinopel verlegt worden. Während der Patriarch von
Constantinopel von der Anwesenheit der Kaiser gedrückt, von ihren
Launen abhing, erschien der Bischof des sich selbst überlassenen Rom
häufig als der wohlthätige Vermittler und Fürsprecher der Stadt;
und als nun vollends die Eifersucht gegen den Patriarchen von Con-
stantinopel und mehr noch die eigenthümlich verschiedene Bildung
und Sinnesart der östlichen und westlichen Völker eine Trennung
der Kirche in eine morgenländische und eine abendländische veran-
laßt hatte, war es wiederum ganz natürlich und unvermeidlich,
daß der Bischof von Rom oder Papst als das geistliche Oberhaupt
der abendländischen Kirche angesehen wurde. Waren ja doch Fran-
ken, Britten, Germanen durch seine Abgesandte und in seinem
Namen zum Christenthum bekehrt worden. Zu diesen natürlichen
Verhältnissen wurden aber bald noch andre Hülfsmittel gesellt, die
Oberherrschaft der Päpste zu begründen. Die untergeschobenen
Dekretalen (Sammlung päpstlicher Verordnungen) des falschen Jsi-
dorus in der Mitte des 9ten Jahrh, mußten die Welt belehren, daß
von der ältesten Zeit der Papst als Nachfolger des h. Petrus das
Oberhaupt der Kirche gewesen, daß alle weltliche Macht nur von
ihm ihre Bestätigung und Geltung erhalte, und in jenen Zeiten all-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Robert_Guiscart Tankreds Roberts Britten
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ita- Jerusalem Apulien Sizilien Neapel Palermo Italien Rom Conftantinopel Constantinopel Rom Rom
264
A. Eurvp a.
diese Macht verschwand beinahe gänzlich, als von 1398 an eine
ganze Reihe Papste bis 1377 zu Avignon residirten. Noch schlim-
mer wurde dieser Zustand, als von 1378—1411, während des
großen Schisma (Spaltung), 3 Papste zugleich auftraten und ein-
ander gegenseitig in den Bann thaten. Erft die Kirchenversamm-
lung zu Kostnitz, welche diesem Aergerniß ein Ende machte und die
Päpste wieder zu Nom zu wohnen veranlaßte, befestigte damit
auch ihre Macht über diese Stadt. Die letzten Länder - Erwerbun-
gen theils durch Kauf und Erbschaft, theils durch Gewalt, fanden
erst im 16ten und 17ten Jahrhundert Statt und gaben dem Kir-
chenstaat seine jetzige Ausdehnung. — In Neapel starb der nor-
männische Regentenstamm mit Wilhelm 11. 1189 aus; seine Toch-
ter Constantia heirathete Heinrich Vi., Sohn Friedrichs I., und
so kamen diese schönen Länder an das Haus Hohenstaufen, unter
welchem, und namentlich unter Friedrich 11., der Italien beinahe
garnicht verließ, sie glückliche Zeiten verlebten. Aber nach dem
Tode Conrads, Sohn Friedrichs Is., riefen die Päpste, ewige
Feinde der Hohenssaufen, Carl von Anjou, einen Bruder Ludwigs
des Heiligen, welcher auch den Vormund des jungen Conradin,
Manfred, der sich selbst zum Könige aufgeworfen, besiegte und
das Reich in Besitz nahm. Conradin, der letzte Sprößling jenes
edlen Hauses, als Kind in Deutschland erzogen, kam mit einem
Heere nach Italien, um sein unbestreitbares Recht zu behaupten,
aber in der Schlacht bei Aguila oder Tagliacozzo 1268 gefangen,
ließ der unedle Sieger ihn 1269 zu Neapel enthaupten. Vor sei-
nem Tode hatte er seinen Verwandten Peter, König von Aragon,
zum Erben ernannt, und dieser entriß auch Carln glücklich Sizi-
lien, nachdem alle Franzosen auf dieser Insel am 30. März 1282
(die sizilianische Vesper) waren ermordet worden. Bis 1442 blie-
den beide Lander getrennt, wo Alphons V. von Aragon nun auch
Neapel erwarb. Nach seinem Tode wurden sie wieder getrennt;
sein Bruder Johann Ii. erbte Sizilien, und von diesem erbte es
Ferdinand der Katholische von Spanien. Neapel aber fiel Ferdi-
nand, einem natürlichen Sohne Alphons V. zu, doch wurden seine
Nachfolger von Ferdinand dem Katholischen vertrieben, und so blieb
das Reich beider Sizilien von 1504 an zwei Jahrhunderte bei Spa-
nien und wurde von Vizekönigen regiert.
Wichtiger, als diese zum Theil unbedeutenden politischen An-
gelegenheiten, ist die Betrachtung des Wiederauflebens der Künste
und Wissenschaften in Italien, wo sie nach langen Jahrhunderten
der Barbarei zuerst wieder eine günstige Aufnahme fanden, und
besonders im 15ten und 16ten Jahrhundert im herlichsten Verein,
wie in keinem andern Lande Europa's, blühten. Wir geben also
hier eine kurze Uebersicht der italiänischen Kunst und
Litterlatur, welche wir, um Unterbrechungen zu vermeiden,
gleich bis auf die neueste Zeit hinabführen.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr]]
Extrahierte Personennamen: A._Eurvp Wilhelm Constantia Heinrich_Vi Heinrich Friedrichs_I. Friedrichs_I. Friedrich_11. Friedrich Conrads Friedrichs Carl_von_Anjou Ludwigs Manfred Aguila Peter Alphons_V._von_Aragon Johann_Ii Johann Ferdinand Alphons_V. Ferdinand_dem_Katholischen Ferdinand
351
Vi1l Italien. Neapel.
£emb und ein Paar leinene Beinkleider zur Bedeckung, kein andres
Vesitzthum als was sie jeden Tag erwerben. Aber unthätig sind sie
nick?, vielmehr bereit zu jedem Geschäft was sich darbietet; sie
sind Fischer, Schiffer, Obst-und Fischkrämer, Lastträger, Mäk-
ler, und dabei meist treu, ja uneigennützig in ihrem Geschäfte.
Wer möchte es ihnen verdenken, in diesem Lande, bei diesem Man-
gel an aller Bildung, daß sie nicht mehr arbeiten als eben nöthig
ist, um ihre geringen Bedürfnisse angenehm zu befriedigen? War-
um sollten sie mehr arbeiten für Kleider, deren sie nicht bedürfen,
für eine dumpfe ungesunde Wohnung, wenn sie gesunder und besser
unter den Hallen und Säulen der Kirchen und Palläste schlafen
können; für ihre Nahrung, wenn sie das herrlichste Obst, Wein,
Makkaroni für wenige Pfennige haben können? Sie leben bei
aller Armuth besser als der fleißige Arme in unsern Gegenden. Nur
ihre Unsauberkeit, ein übrigens ziemlich allgemeiner Fehler aller
Neapolitaner, ist wahrhaft Ekel erregend. — Von den öffent-
lichen Gebäuden, welche bei aller Größe, wie schon gesagt, mit
den römischen keinen Vergleich aushalten, nennen wir nur die wich-
tigsten. Das königliche Schloß, es liegt ziemlich im Mittelpunkt der
Küste unfern des Meeres und ist ein sehr stattliches Gebäude, zum
Theil noch aus den Zeiten Carls V., zum Theil von Philipp 111.
im Jahr 1603 erbaut; es enthält eine Druckerei und eine Porzellmr-
manufactur. Von der einen Seite stößt es an das Theater 8. Carlo,
welches vor einigen Jahren abbrannte, jetzt aber wieder erbaut
und das größte in Italien ist; von der andern Seite an das un-
mittelbar am Meere liegende Castello nuovo (neue Castell), von
Carl von Anjou 1283 erbaut: es steht mit dem Schlosse in Ver-
bindung und enthält eine Kanonengießerei, ein Zeughaus, eine
Kriegsschule u. s. w.; östlich stößt an dies Castell der große Molo
und der Hafen, der von demselben beschützt wird; westlich schützt
es die Darsena oder den kleinern Galeerenhafen. Der alte könig-
liche Pallast, von Wilhelm dem Normann erbaut und noch von
den schwäbischen Kaisern bewohnt, ist jetzt der große Gerichtshof,
la Vicaria, im untern Stock befinden sich scheußliche Gefängnisse,
er liegt am östlichen Ende der Stadt. Hoch über Neapel im Nor-
den und eigentlich schon außerhalb der Stadt liegt ein andrer kö-
niglicher Pallast: Capo di monte, ein ungeheures, aber unbe-
wohntes Gebäude, weil es den Einsturz droht, worin früher ein
Theil der Kunstschätze Neapels aufbewahrt wurde. Jetzt ist alles
was Neapel an Gemälden, Bildhauerarbeiten, Bronzen, Va-
sen besitzt, besonders die reichen in Pompeji und Herkulanum aus
dem Schooße der Erde gezogenen Kunstschätze, in dem Museo Bor-
bónico, oberaccademia reale degli studj vereinigt. Manches
davon war früher im Pallast Farnese in Rom; so besonders der
berühmte Herkules und der Stier. Das Gebäude der Universität
liegt mitten in der Stadt und enthält eine ansehnliche Biblio-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Fischer Schiffer Philipp Carlo Carl_von_Anjou Wilhelm_dem_Normann Wilhelm
364
A. Europa.
der Regierung, weil die Einwohner den am 13ten October 1815
hier gelandeten ehemaligen König Murat gefangen nahmen. In
dem südlichsten Theile der Provinz an der Meerenge von Sicilien,
Messina gegenüber, liegt iieggio in einer herrlichen Ebene, mit
20000 betriebsamen Einwohnern, welche vom Handel und von
der Fischerei leben. Auch diese Stadt ward 1783 gänzlich ver-
wüstet. Hier lag das im Alterthum bedeutende, von den Chalci-
densern gegründete Ubegium. An der Küste dieser höchst unweg-
samen und daher wenig bereiften Provinz findet man noch die meist
ganz unbedeutenden Ruinen mehrerer alten griechischen Colonieen,
so die von Sybaris, am Meerbusen von Tarent, und eben da, nur
südlicher, die von Kroton beim heutigen Städtchen Cotrone; die
von Locri unweit Gerace am ionischen Meere, und endlich Spu-
ren desjalten Hippon oder. Vibo bei Nontekeona.
b) Doniinj al di la del Faro, oder die Insel Sici-
lien. Von den älteren Namen Siciliens und von den griechi-
schen Pflanzstädten auf dieser Insel wird bei Griechenland die
Rede seyn, so wie von den Gebirgen und Flüssen derselben in der
allgemeinen Beschreibung Italiens (S. 217.) geredet worden.
Sicilien, lange Zeit der Kampfplatz der Griechen und Kar-
thager, .wovon diese mehr den westlichen jene mehr den östlichen
Theil der Insel inne hatten, und die eingebornen Sikuler nach
dem Innern und dem Norden zurückgedrängt hatten, fiel durch
den ersten punischen Krieg den Römern in die Hände, welche bald
auch Syrakus besiegten und die Insel zur Provinz machten. Ei-
nige sehr bedeutende Sklavenaufsrande abgerechnet, blieb Sicilien
im ruhigen Besitz der Römer bis zum gänzlichen Verfall ihres
Reichs, wo im 5ten Jahrhundert die Vandalen unter Genserich
es eroberten. Belisar, der Feldherr Justinians, entriß es im
6ten den Vandglen, und die griechischen Kaiser beherrschten es, bis
im 9ten die Sarazenen von Afrika aus sich der Insel bemächtig-
ten. Diese wurden 1072 von Roger, dem tapfern Sohne des
Normannen Tankred, besiegt, welcher die Insel als Königreich
beherrschte, und selbst 1038 vom Papste die höchste geistliche
Macht auf derselben verliehen erhielt. Nach dem Aussterben des
normännischen Fürftcngeschlechts kam Sicilien und das damit ver-
einigte Neapel durch Heirath an die Hohenstaufen, von denen
Heinrich Vi. mit furchtbarer Grausamkeit, Friedrich 11. mit
großer Weisheit und Vorliebe für diese Länder, sie beherrschte.
Nach dem Tode Conrads Iv. 1254 eroberte der vom Papst her-
beigerufene Carl von Anjou beide Länder; Sicilien aber ward ihm
1282 durck die unter dem Namen der sicilianischen Vesper be-
kannte Verschwörung des Johann von Procida, bei welcher alle
auf der Insel befindliche Franzosen erschlagen wurden, entrissen,
und kam an Peter von Aragon, welchen Conradin von Hohenstau-
fen aus dem Blutgerüst zu seinem Erben und Rächer ernannt hatte.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Justinians Tankred Heinrich_Vi Heinrich Friedrich Friedrich Conrads Carl_von_Anjou Vesper Johann_von_Procida Johann Peter_von_Aragon Conradin_von_Hohenstau-
Extrahierte Ortsnamen: Europa Sicilien Messina Tarent Nontekeona Doniinj Faro Griechenland Italiens Sicilien Syrakus Sicilien Afrika Sicilien
276
A. Europa.
Physik, Spallanzani in der Physiologie, und Piazzi in der Astro-
nomie rühmlichst bekannt gemacht.
Beinahe das ganze 16te Jahrhundert hindurch ward Ita-
lien durch Kriege beunruhigt, welche die Eroberungssucht der
Franzosen und die Eifersucht der spanischen und östreichischen Mo-
narchie gegen dieses Volk veranlaßten. Neapel war Ende des
15ten im Besitz Alphons des Ii. vom aragonischen Stamme; Si-
zilien gehörte Ferdinand dem Katholischen; die Rechte aber des
früher (1414) ausgeftorbenen Hauses Anjou waren auf die Gra-
fen der Provence und nach deren Absterben auf Ludwig Xi. Kö-
nig von Frankreich übergegangen. Der Sohn dieses letzter»,
Carl Viii., aufgemuntert von Ludovico Moro, der sich durch
Ermordung seines Neffen zum Herzog von Mailand gemacht, be-
schloß jene alten Rechte geltend zu machen. Er zog ohne Wider-
stand mit einem Heere durch Italien, und Neapel öffnete seine
Thore 1495. Allein schon 8 Tage nachher mußte er den Rückzug
antreten. Diese kühne Unternehmung hatte alle Feinde Frank-
reichs geweckt, Kaiser Maximilian und die Venezianer sammelten
ein Heer in Ober-Italien, Ferdinand von Spanien bedrohetedie
Gränzen Frankreichs, und Carl Viii. mußte sich glücklich schätzen
sich nach Frankreich durchzuschlagen; die zurückgelassenen Garni-
sonen gingen in kurzer Zeit verloren. Sein Nachfolger Lud-
wig Xii., welcher langst verjährte Rechte auf Mailand hatte,
eroberte 1499 dies Herzogthum, und der Usurpator Ludovico
Moro wurde von den Schweizern ausgeliefert und starb 1510 ,'m
Gefängniß. Nun hoffte Ludwig Xii. auch Neapel zu erobern.
Er verband sich deshalb mit Ferdinand dem Katholischen und ver-
abredete eine Theilung der zu machenden Eroberungen. Kaum
aber hatte Ludwig dies Unternehmen ausgeführt und Friedrich 111.
von Neapel abgedankt, als die Spanier über die Theilung Streit
erheben und unter ihrem großen Feldherrn Gonsalvo von Cordova,
von 1501 — 1503, den Franzosen ganz Neapel wieder entreißen.
Bald darauf 1508 vereinigten sich der Papst Julius Ii., der Kai-
ser Maximilian, Ferdinand von Spanien und Ludwig Xii. gegen
die wegen ihres Stolzes allgemein verhaßten Venezianer: dies war
die sogenannte Ligue von Cambray, die erste politische Verbin-
dung dieser Art im neuern Europa. Auch diesmal griff Ludwig zu-
erst an, allein kaum hatte er einige Vortheile errungen, als seine
sämmtlichen Verbündeten sich mit den Venezianern vertrugen und
in der von Julius Ii. gestifteten liga santa sich gegen Ludwig
vereinigten; auch Heinrich Viii. von England, die Venezianer
und die Schweizer traten diesem neuen Bunde bei, welcher zur
Absicht hatte, die Franzosen aus Italien zu vertreiben. Und die-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Alphons Ferdinand Ludwig_Xi Ludwig Carl_Viii Ludovico_Moro Maximilian Maximilian Ferdinand_von_Spanien Ferdinand Carl_Viii Ludovico
Moro Ludwig_Xii Ludwig Ferdinand Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Gonsalvo_von_Cordova Julius_Ii Maximilian Maximilian Ferdinand_von_Spanien Ferdinand Ludwig_Xii Ludwig Cambray Ludwig Ludwig Julius_Ii Ludwig Ludwig Heinrich_Viii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Neapel Frankreich Mailand Italien Neapel Ober-Italien Frankreichs Frankreich Mailand Neapel Neapel Neapel Europa England Italien
Viii. Italien.
277
sen Zweck erreichte sie auch vollkommen: die Schweizer setzten den
Maximilian Sforza, von dem alten Fürstengeschlechte, 1511 auf
den Thron von Mailand, und auch Genua warf das französische
Joch ab. Ganz Italien war für Ludwig verloren. Der Kampf
erneuerte sich und ward anhaltender und hartnäckiger unter
Franz 1., welcher die ganze Zeit seiner Regierung hindurch nach
dem Besitz von Mailand trachtete. Er siegte 1515 bei Marignano
über die bis dahin unüberwindlich geachteten Schweizer, und
Maximilian Sforza kehrte in den Privatftand zurück. Als aber
Carl V. deutscher Kaiser geworden und die Eifersucht zwischen ihm
und Franz 1. den Krieg entzündet, ward Mailand den Franzosen
wieder entrissen und Maximilians Bruder, dem Franz Sforza,
zurückgegeben. Vergebens suchte Franz 1. in eigner Person Mai-
land wieder zu erobern, er ward 1525 bei Pavía geschlagen und
gefangen genommen und mußte als Gefangener nach Spanien
wandern. Die Siege Carls und die Gewaltthätigkeiten seines
Feldherrn, des aus französischen Diensten zu ihm übergegangenen
Connetable von Bourbon, welcher um seine Truppen zu bezahlen
1527 Rom stürmen und plündern ließ, wobei er selbst aber den
Tod fand, hatten die Gemüther aller Jtaliäner ihm abwendig
gemacht, und Franz hoffte in einem neuen Versuche auf Mailand
glücklicher zu seyn, war es aber so wenig, daß vielmehr noch Ge-
nua, welches seit 1527 wieder französisch geworden, durch den
Seehelden Doria 1528 befreit wurde und seine Unabhängigkeit
bis 1797 behauptete. Mailand behielt beim Frieden 1529 seinen
Herzog Franz Sforza. Als dieser aber 1536 gestorben, erneuerte
Franz 1. seine Ansprüche und verband sich, um seinem großen
Gegner gewachsen zu seyn, mit dem türkischen Sultan Soli-
mán Ii.; das erste Beispiel dieser Art, wenn man nicht dahin
rechnen will, daß schon der Papst Alexander Vi. mit Sultan
Bajessid 11. gegen Carl Viii. in Unterhandlungen getreten war.
Aber auch dieser anfänglich glückliche Feldzug ward vereitelt, die
Franzosen wurden wieder vertrieben, und Carl gab 1540 Mailand
seinem Sohne Philipp, dem nachmaligen König von Spanien.
Noch einmal, aber eben so vergeblich, suchtefranz von 1541—44
den Besitz von Mailand zu erringen; es blieb so wie Neapel und
Sizilien unter spanischer Herrschaft bis zu Ende des spanischen
Erbfolgekrieges. Die übrigen wichtigsten politischen Veränderun-
gen Italiens im 16ten Jahrhundert waren, daß die Familie Me-
dici zu Florenz unter dem Schutze Carls V. die Fürstenwürde er-
hielt, und Ferrara, nachdem das Haus Este 1597 ausgestorben,
als ein eröffnetes Lehn vom Papste eingezogen ward. Bis zum
Jahre 1700 genoß Italien einer im Ganzen wenig gestörten Ruhe;
als aber in diesem Jahre Carl 11. von Spanien gestorben und
Frankreich mit Oestreich über seine Erbschaft in jenen langen Erb-
folgekrieg gerieth, ward auch das nördliche Italien dadurch beun-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_Sforza Maximilian Ludwig Ludwig Franz_1. Franz Maximilian_Sforza Maximilian Carl_V. Franz Franz Maximilians Franz_Sforza Franz Franz_1. Franz Franz Franz Doria Franz_Sforza Franz Franz_1. Franz Alexander_Vi Alexander Bajessid Carl_Viii Carl Philipp Philipp Carls_V. Carl Oestreich
Viii. Italien.
279
Macht Napoleons in Frankreich stieg, so veränderten sich nach sei-
ner Willkühr die italiänischen Verhältnisse. Die cisalpinische Re-
publik verwandele sich 1802 in eine italiänische, deren Präsident
Napoleon war; Piemont ward mit Frankreich vereinigt. Als er
aber 1895 den Kaisertitel angenommen, ward die italiänische Re-
publik abermals in ein Königreich Italien umgeschmolzen und auch
Genua Frankreich einverleibt. Nach dem Siege bei Austerlitz und
dem Presburger Frieden mußteoestreich das Venezianische, Istrien
und Dalmatien abtreten, welche mit dem italiänischen König-
reiche vereinigt wurdey. Im Jahre 1896 ward das Königreich
Neapel besetzt und dem Bruder Napoleons, Joseph Buonaparte,
verliehen, welcher es jedoch schon 1808 seinem Schwager Mürat
abtreten und dagegen nach Spanien wandern mußte. Auch Etru-
rien, welches eine Zeitlang ein spanischer Jnfant mit dem Königs-
titel verwaltet, ward nun dem französischen Reiche einverleibt.
Der Kirchenstaat hatte 1869 das nemliche Schicksal, so wie auch
die durch den Wiener Frieden abgetretenen illyrischen Provinzen.
Nach dem Unglück, welches die ^ranzssen in Rußland getroffen,
und die Niederlagen, die sie 1818 in Deutschland erlitten, schloß
sich Mürat an die Verbündeten an und rettete für diesmal seine
Krone. Das übrige Italien kehrte größtentheils zu seinen alten
Herren zurück, nur daß die Insel Elba mit völliger Souverainitat
dem abgesetzten Kaiser, und die Herzogthümer Parma, Piaccnza
und Guaftalla seiner Gemahlin Marie Louise von Oestreich über-
taffen wurden. Als im Jahre 1815 Napoleon sich wieder auf den
Thron von Frankreich geschwungen, ergriff auch Mürat für ihn
die Waffen, ward aber von den Oeftreichern am 2. und 3. Mai
bei Tolcntino so gänzlich geschlagen, daß er nach Frankreich fliehen
mußte, und als er, nachdem Napoleon abermals besiegt, mit we-
nigen Begleitern es wagte, von Corsika aus bei Pizzo in Calabrien
zu landen, ward er ergriffen, vor ein Kriegsgericht gestellt, und
am 13. October 1815 erschossen. So waren denn Neapel und der
Kirchenstaat ihren alten Herren wiedergegeben, Sardinien ward
noch durch das Gebiet von Genua vergrößert; der größte Theil
vom obern Italien, ncmlich das ehemalige Venezianische, Man-
tua und Mailand, bildeten für Oestreich das venezianisch-lombar-
dische Königreich; das Haus Oestreich-Este erhielt Modena; die
Erzherzogin Marie Louise Parma und Piacenza; die ehemalige
Königin von Etrurien Lucca; der Erzherzog Ferdinand von Oest-
reich Toscana, und die Engländer behielten Malta und die Schutz-
herrschaft über die Republik der ionischen Inseln. — Die Jta-
tiäner hatten zwar seit 23 Jahren beinahe ununterbrochen die Lei-
den des Krieges erfahren, zugleich war aber doch der kriegerische
Sinn der Nation dadurch geweckt und sie mit manchen bessern po-
litischen Ideen und Einrichtungen bekannt geworden, deren Ge-
nuß ihnen durch einige der zurückgekehrten alten Regierungen wie-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Napoleons Joseph_Buonaparte Marie_Louise_von_Oestreich Napoleon Napoleon Corsika Pizzo Oestreich Marie_Louise_Parma Ferdinand_von_Oest- Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Italien Napoleons Frankreich Frankreich Italien Genua_Frankreich Istrien Dalmatien Neapel Napoleons Spanien Deutschland Italien Elba Frankreich Frankreich Neapel Sardinien Genua Italien Mailand Haus_Oestreich-Este Modena Piacenza Etrurien_Lucca Malta
310
A. Europa.
jeher in dem wohlverdienten Rufe der Betriebsamkeit. Der S<?r-
cliio ist der einzige Fluß des Landes, doch nicht schiffbar, sondern
in tausend Bewässerungsgraben abgeleitet. — Das Gebiet von
Lueca, seit den Zeiten Otto's I. deutsches Lehn, ward lange Zeit
von verschiedenen Familien beherrscht, bis es 1370 seine Freiheit
errang und sie bis 1797 behauptete, wo die Franzosen es ein-
nahmen. 1805 ward es in ein Fürstenthum für einen Schwager-
Napoleons, Bacciochi, verwandelt; seit dem Pariser Frieden end-
lich ist es der verwittweten Königin von Etrurien, Marie Louise,
einer spanischen Infantin, übergeben, deren jetzt regierender Sohn
in der Folge Parma erben, Lueca dagegen an Toscana und zum
Theil an Modena fallen soll. Die Gewalt des Fürsten ist hier-
durch einen Senat beschrankt, welcher die gesetzgebende Macht
ausübt.
Die Hauptstadt Lucca (Luca) am Serchio, liegt in einer
reizenden, durch viele Landhäuser verschönerten Gegend, mit
19000 Einw.. Sie ist mit Wällen umgeben, die aber bepflanzt
find und unmuthige Spatzicrgänge gewähren. Die Straßen sind
zwar eng, aber gut gebaut und gepflastert. Ausgezeichnete Ge-
bäude hat die Stadt nicht, auch der herzogliche Pallast ist unbe-
deutend. Die Universität hat nie einen großen Ruf gehabt. Die
Fabriken in Wolle, Baumwolle und Seide sind noch immer an-
sehnlich. Der Oelhandel ist beträchtlich. Die berühmten Bäder
von Lucca liegen einige Stunden von der Stadt, beim Dorfe
Bagno alla villa.
2. Das Großherzogthum Toscana. (Emma.)
Von dem mittelländischen Meere, Lucca, Modena und dem
Kirchenstaate umgeben , umfaßt es mit den dazu gehörigen In-
seln und einigen nördlich gelegenen abgesonderten Parzellen 383
□ M., worauf über 1,300,000 Menschen wohnen. Diese Be-
völkerung ist aber nicht gleichförmig vertheilt, sondern sehr zusam-
mengedrängt in den fruchtbaren Gegenden, vorzüglich im Arno-
Thale, und sehr dünn zerstreut, kaum 1000 Menschen auf die
□ M., in den unfruchtbaren Maremmen. Der nördliche und öst-
liche Theil des Ganzen, von dem reizenden Arno-Thale gebildet,
genießt einer üppigen Fruchtbarkeit und eines trefflichen Anbaues;
selbst der Apennin, der nördlich und östlich dieses Thal begränzt,
ist noch angebaut und hat in seinem höchsten Theile schöne Wal-
dungen von Kastanien, Fichten und Lärchenbäumen. An der
Mündung des Arno breitet sich das Thal in einer zwar fruchtbaren,
aber wegen der Moräste ungesunden Ebene bei Pisa aus. Der bei
weitem größte Theil des Landes aber südlich und westlich vom Arno-
Thale ist eine von mehreren kleineren Gebirgsrücken durchzogene,
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Marie_Louise Luca Arno
Extrahierte Ortsnamen: Europa Lueca Napoleons Bacciochi Etrurien Lueca Modena Lucca Serchio Lucca Lucca Modena M. □ M.
350
A« Europa.
tsnysten sin-: der Imrgo del dastello, unweit des königlichen
Schlosses am Rastel nuovo, mit 5 schönen Springbrunnen ge-
schmückt,^ der rechte Mittelpunkt alles Lebens in Neapel, wo sich
das Gewühl bis tief in die Nacht hinein nicht verliert; der.largo
del Mércalo, am östlichen Ende der Stadt, unweit des Meers,
der große Speisemarkt und daher der Tummelplatz des niedrigen
Volks; hier war es, wo ein armecfischer und Obsthändler Masa-
niel l o (eigentlich Thomas Amello) 1647 durch seine kühne Beredt-
samkeit Hunderttausende gegen die Bedrückungen der damaligen
spanischen Regierung zum Aufruhr entflammte, 7 Tage die Stadt
beherrschte, dann durch Meuchelmord fiel, vom Pöbel verhöhnt,
später beinahe vergöttert wurde; hier war es aber auch, wo am
25. October 1269 die edlen Häupter Conradins von Hohenstaufen
und Friedrichs von Baden unter Henkershand sielen; sie ruhen in
der nahe gelegenen Kirche del Carmine, welche die mit großem
Lösegeld einige Tage zu spät angekommene Mutter Conradins aus-
baute und mit dem höchsten Thurm in Neapel zierte. Auf dem
Platze selbst, an der Stelle wo Conradins Haupt fiel, steht eine
kleine Kapelle. Vergebens sucht man in Neapel Werke der Kunst,
welche sich denen, woran Rom so überreich ist, vergleichen ließen;
alles ist hier kleinlich oder übertrieben, kein Gebäude von einfacher
Größe, keine Kirche, welche Erwähnung verdiente; ein bunter
überladener Schmuck, eine sinnlose Schnörkelei vertreten hier die
Stelle der sinnigen Kunst; kein Gebäude, kein Werk des Alter-
thums hat sich hier erhalten lind mahnt an eine würdige Vergan-
genheit, alles athmet hier nur den unmittelbaren Genuß des Augen-
blicks; daher wenn Rom durch seine beinahe ländliche Stille zur
Betrachtung einladet, so ist es schwer, in dem alle Vorstellung
übersteigenden Geräusch und Getümmel Neapels nur zur Besin-
nung zu kommen. Alles was bei uns im Hause geschieht, wird
hier auf der Straße verrichtet, alle Handwerker arbeiten vor den
Thüren, im Freien wird gekocht, gebraten, gespeist, geschlafen,
und alles was der Neapolitaner thut, ist von lautem Geschrei be-
gleitet; das einfachste Gespräch scheint oft der wüthendste Streit
zu sevn, und doch ist bei aller Lebendigkeit das Volk nicht bösartig
und Dolchstiche seltener als in Rom. Die Lazzaroni, deren man
hier 40 — ¿>0060 zählt, sind im Allgemeinen übel berüchtigt, man
hält sie gewöhnlich für gänzliche Müßiggänger, die nur vom Rau-
den, Stehlen und Morden leben; so ist es aber nach den Zeugnis-
sen der zuverlässigsten Reisenden keinesweges. Eine solche phleg-
matische Trägheit, wie wohl manche Bewohner des Nordens zei-
gen, ist dem Südländer fremd, und wenn er gern sich in der
Sonne ausstreckt und ruht, so geht er auch eben so gern zu einer
lärmenden und oft angestrengten Thätigkeit über. Die Lazzaroni
sind nichts anders als der zahlreiche, eigenthumlose Pöbel dieser
großen Stadt. Sie haben meist keine Wohnung, nichts als ein
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]