von 476 bis 768 n. Chr. 149^ X
im Atlasgebirge, die sich der Katholiken annahmen, bändigen.
Hilderich (523 — 330) behandelte zwar die Katholiken mit
Duldsamkeit, zog sich aber dadurch den Haß der Vandalen, welche
fanatisch dem Arianismus huldigten, und seinen Sturz zu. Ge ti-
mer, ein Urenkel Genserichs, welcher einen Aufstand gegen
ihn veranlaßt hatte, wurde von dem Volke auf den Thron erho-
den, zerfiel aber mit dem griechischen Kaiser Justinian. Dieser
sandte zur Vertilgung der Vandalen seinen Feldherrn Belisar,
welcher, von den Katholiken mit Freuden empfangen und als Ret-
ter begrüßt, die unter dem heißen Himmelsstriche und im Genüsse
einer üppigen Muße verweichlichten Vandalen wiederholt besiegte
und dem Reiche derselben ein Ende machte (534).
Run suchte Justinian seine Ansprüche auf Italien geltend zu
machen. Schnell eroberte Belisar, von den Einwohnern begünstigt,
ohne schweren Kampf noch im Jahre 535 Sicilie», beinahe ganz
Unteritalien und Rom, vertheidigte dieses ein ganzes Jahr mit
außerordentlichem Muthe und Feldherrn-Talente gegen den tapfern
Witiges, welcher an des abgesetzten Theodats Stelle zum Kö-
nige erwählt worden war (536), und nahm ihn bei der Erobe-
rung Ravenna's gefangen (539). Nach Belisars Abberufung zum
persischen Kriege ermannten sich die Gothen wieder und machten
den Hildebad und nach dessen Ermordung den heldenmüthigen
Totilas zu ihrem Könige. Schnell eroberte dieser fast ganz
Italien wieder, nahm Rache an Sicilien und plünderte sogar die
Küsten von Epirus und Griechenland. Selbst Belisar, welcher
zum zweiten Male, freilich mit einer sehr geringen Macht nach
Italien geschickt worden war, konnte das Uebergewicht der grie-
chischen Waffen nicht wieder Herstellen. Erst gegen den besser unter-
stützten, eben so kühnen als gewandten Narses verlor Totilas
in der Schlacht bei Taginä Leben und Sieg (Juli 552). Dasselbe
Schicksal hatte sein Nachfolger Tejas am laktarischen Berge süd-
lich von Neapel (553). Doch erst als ein deutsches Heer, welches
unter den alemannischen Herzogen Leuthariö und Bucelin
verheerend und raubend nach Unteritalien vordrang, durch Seuchen
und Schwert aufgerieben, und die letzte Festung der Gothen, Conza,
gefallen war; wurde das verödete Italien eine griechische Provinz,
über welche Narses bis zum Jahre 567, wo eine Hofkabale seine
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von 768 — 1096 ñ. Ehr.
193
dessen Schwester unter den unglücklichen Opfern war, schreckliche
Rache. Er eroberte von 1003 —1013 ganz England und ver-
erbte den englischen Thron auf seinen Sohn Kanut den G ro,
ßen (— 1035). Dieser gelangte nach einem kurzen Kampfe mit
Ethelred und dessen trefflichem Sohne Edmund zum Alleinbesitze
der Herrschaft und suchte nun die Dänen und Angelsachsen mit
einander zu vereinigen. Aber seine Söhne Harald und Har-
tz i kanut regierten nicht in seinem Geiste. Ihre Uneinigkeit und
ihr früher Tod gab dem angelsächsischen Regentenstamme, der sich
zu Verwandten in die Normandie geflüchtet hatte, Gelegenheit
zur Wiedererlangung des väterlichen Reiches (1041). Als aber
Eduard Iii. der Bekenner im I. 1066 kinderlos gestorben
war, trug unter den Thronbewerbern Herzog Wilhelm von
der Normandie durch die Schlacht bei Hastings (14. Okt.)
den Besitz von England davon.
Während der dänischen Herrschaft hatten die angelsächsischen
Gesetze und Sitteu keine Veränderung erfahren, durch Wilhelm
den Eroberer aber wurde die ganze normänuische Feudalver-
fassung eingeführt. Er theilte das ganze Land in 60215 Lehen,
wovon er ganze 1422 für sich behielt, 28015 der Geistlichkeit ul'.er-
ließ, die übrigen an normännische und angelsächsische Familien
vertheilte. Alles Allodium verwandelte er so in Lehngut, das
einen jährlichen Lehnzins an den König bezahlen mußte. Wie
er die Kronvasallen, so behandelten diese wieder die Freien ihres
Gebietes als ihre Aftervasallen. Statt der angelsächsischen
Sprache, die nur im gemeinen Leben und beim Gottesdienste
noch fortbestand, wurde in allen öffentlichen Angelegenheiten die
französische eingeführt. Wilhelm sorgte für Ordnung und Sicher-
heit, lenkte mit Kraft die Züge! des Staates und bewirkte so
die allmählige Verschmelzung der Angelsachsen und Normanner zu
Einem Volke.
vi. Das deutsche Reich unter den Karolingern.
Ludwig der Deutsche v. (843 — 876) hatte schon zu den
Lebzeiten seines Vaters und noch fortwährend an der Nordgrenze
des Reiches mit den Normännern und an der Ostgrenze mit den
Obotriten, Sorben, Böhmen und Mähren zu kämpfen. Um die
^ Beitelrocks Grundriß der allgem. Geschichte. 13
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Extrahierte Personennamen: Harald Eduard_Iii Eduard Wilhelm Wilhelm Wilhelm Ludwig_der_Deutsche Ludwig
von 1096 bis 1500 n. Chr 222'
/ »
Geordneter waren diejenigen Züge, welche der fromme und
edelgesinnte Gottfried von Bouillon, Herzog von Mcder-
lothringen, fein Bruder Graf Balduin, der greise Graf Rai-
mund von Toulouse, der stolze Hugo, Graf von Verman-
dois, Königs Philipp I. von Frankreich Bruder, der tapfere Ro-
bert, Herzog von der Normandie, ein Sohn Wilhelms des Ero-
berers, der ritterliche Robert, Graf von Flandern, der gewaltige
Stephan, Graf von Blois, der sieggewohnte Boemund, Fürst
von Tarent, ein Sohn Roberte Guiscard, dessen heldenmüthiger
Neffe Tancred von Apulien und andere anführten, und welche
A d h e m a r, Bischof von Puy, als päpstlicher Legate be-
gleitete.
Gottfried brach den 15ten August 1096 auf und zog durch
Deutschland, Ungarn und Bulgarien; Raimund durch die Lombar-
dei, durchs Friaul und Dalmatien; Hugo, Robert, Stephan und
Boemund mit der Blüthe des normannischen Adels übers Meer,
und im Mai 1097 standen gegen 600,000 Streiter des Abend-
landes vereint an der griechischen Grenze.
Der griechische Kaiser Alerius Comnenus erschrack über
die ungeheure Menschenmasse, die nun bewaffnet in seinen Staaten
stand. Er wurde mißtrauisch gegen sie gesinnt und behielt den
Grafen von Vermandois, der nach einem überstandenen Schiff-
bruche bei Durrazzo gelandet, als Geißel in gefänglicher Haft.
Da erschien Gottfried vor Constantinopel, befreite den Grafen und
brachte mit Alerius einen Vergleich zu Stande, in Folge dessen
letzterer so schnell als möglich die gefürchteten Gäste nach Asien
übersetzte. Zuerst wurde Nicäa, die Hauptstadt des Sultanats
von Rum oder Jcouium erobert (1097), und darauf ein glücklicher
Kampf bei Doryleum mit dem Sultan Kilidsch Arslan be-
standen. Nun aber begannen die Leiden. Die Seldschuken waren
ein eben so tapferes als verschlagenes Volk, das den Kreuzfah-
rern jeden Fuß breit Landes beim ferner» Vorrücken streitig machte
und alles Land verwüstet hatte, um das Kreuzheer auözuhungern.
Dazu kam eine den Europäern unerträgliche Hitze, und mit lhr
ein Heer von Krankheiten, welchen Nebeln Tausende erlagen.
Während das Hauptheer gegen Antiochien vordrang, eroberte Graf
Balduin auf einem Nebenzuge Edeffa, die Hauptstadt Mesopota-
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Graf_Balduin Hugo Philipp_I._von_Frankreich Philipp_I. Wilhelms Robert Stephan Roberte_Guiscard Gottfried August Hugo Robert Stephan Alerius_Comnenus Gottfried_vor_Constantinopel Graf
Balduin
Extrahierte Ortsnamen: Toulouse Flandern Tarent Apulien Deutschland Ungarn Bulgarien Dalmatien Asien Doryleum Edeffa
von 1096 bis 1500 Ii. Chr 227
durch Deutschland seinen Weg nehmen; allein er gerieth in Her-
zog Leopolds Gefangenschaft, aus welcher ihn nur ein großes
Lösegeld befreite.
Im Jahre 1196 segelte durch Kaiser Heinrichs Vi. Zuthun
und nach dem Wunsche des Papstes E ölest in Iii. eine zahlreiche j
Flotte mit Kreuzfahrern von Apulien nach Palästina ab. Sidon
und einige andere Küstenstädte wurden erobert und dadurch der
Weg nach Antiochien gebahnt; allein Zwiespalt und Eigennutz im
Kreuzheere bewirkten, daß dasselbe wieder größtentheils rühmlos
nach Europa zurückkehrte. —
Im Jahre 1203 hatten sich zahlreiche Schaaren aus Frank-
reich und den Niederlanden mit Venedig zu einem Kreuzzuge ver-
bündet und waren eben im Begriffe, nach Palästina zu segeln,
als Alerius, ein vertriebener Prinz des byzantinischen Hofes-
dessen Vater Isaak Ii. Angelus durch Alerius Iii. Ange-
lus von dem Throne geflossen war, ihre Hilfe anflehte. Ans
Anrathen des erfahrnen und staatsklugen Dogen Dandalo zu ^
Venedig folgten die Kreuzbrüder der Einladung, eroberten Con-
stantinopel, verjagten den Usurpator und erhoben den Isaak An-
gelus nebst seinem Sohne Alerius wieder auf den Thron. Doch
keiner von beiden vermochte den Kreuzfahrern das Versprochene
zu leisten. Das mit der Lage der Dinge unzufriedene Volk em-
pörte sich und wählte einen neuen Kaiser, worauf die Kreuzfahrer
Constantinopel zum zweitenmale im Sturme eroberten, plünderten,
die Denkm.äler alter Herrlichkeit zerstörten und Gräuelthaten aller
Art verübten. Graf Balduin von Flandern wurde nun zum
Kaiser gewählt und in der Sophrenkirche feierlich gekrötn. Doch
erhielt er nur den vierten Theil des Reiches, die übrigen drei
Theile sollten an die Venetianer und andere Theilnehmer als Lehen
kommen. Je schwächer und beschränkter so die Macht der lateini-
schen Kaiser war, desto weniger konnten sie für die Eroberung des
heiligen Landes thun.
Im Abendlande aber setzte der Gedanke an dasselbe die Ge-
müther noch so in Bewegung, daß selbst Tausende von Kindern
aus Frankreich und Deutschland sich zu einem Kreuzzuge sammel- *
ten (1213). Ränkevolle Führer brachten es aber dahin, daß sie
Heils vor der Einschiffung umkamen, theils nach derselben als
15*
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von 1096 bis 1500 n. Chr^
261
ihrer Reise nach Jerusalem. Immer zu Waffenthaten aufgelegt,
zeigten sie sich bereit, für Lohn gegen die Araber zu kämpfen, und
ihre Kraft und Tapferkeit setzte die Landesbewohner in Erstaunen.
Sie selbst, gereizt von der Leichtigkeit des Erfolges und der glück-
lichen Lage dieser Länder, riefen immer mehrere ihrer Landsleute
herbei, welche schon im Jahre 1022 Aversa, die erste nor-
mannische Stadt, gründeten, von wo aus sie ihr Gebiet immer
mehr erweiterten. Am meisten geschah diesi, als die Söhne des
Grafen Tankred v. Haureville mit einer großen Schaar
Normänner nach Italien gekommen waren. Sie eroberten v.
Jahre 1039 — 1041 ganz Apulien, und Wilhelm mit dem
eisernen Arme, Tankreds ältester Sohn, nahm die Provinz
als eine Grafschaft v. Kaiser Heinrich Iii. zu Lehen (1046).
Von nun an griffen sie auch das übrige Italien an, es mochte
griechisches, kaiserliches oder päpstliches Gebiet seyn. Da zog
Papst Leo Ix. im I. 1053 gegen sie persönlich zu Feld, wurde
aber besiegt und gefangen genommen. Diese Gelegenheit benützte
Robert Guis card, der schlaueste unter den Söhnen Tankreds,
Apulien und alle Länder, die er noch erobern würde, vom Papste
zu Lehen zu nehmen. Schon hatte er sich auch in den Besitz
Calabriens gesetzt, als ihn Papst Nikolaus 11. mit dem Herzog-
titel und mit Apulien, Calabrien und Sicilien gegen einen Lehen-
zins und gegen das Versprechen belehnte, die Wahlfreiheit des
neu errichteten Cardinal-Collegiums zu schützen (1060). Roberts
jüngster Bruder, Graf Roger, entriß hierauf den Arabern
Sicilien (1061 — 1072), womit ihn Guiscard belehnte. Als
dieser im Jahre 1085 starb, und bald nach ihm sein ganzer Manns-
stamm erlosch, vereinigte Roger 1. die ganze Macht des Hauses
Hauteville (1098). Sein Sohn und Nachfolger Roger,11.
(1101 — 1154) ließ sich die Krone von Sicilien und des damit
verbundenen Unteritaliens durch den Papst auf das Haupt setzen
(1130) und nahm seine Residenz zu Palermo. Im I. 1150 ging
die letzte griechische Besitzung, das republikanische Neapel, an ihn
über. Das Reich hieß nun das Königreich beider Sici-
lien und erhielt eine, in den wichtigsten Punkten der französi-
schen ähnliche Feudalverfassung,v Seine Nachfolger Wilhelm l.
(1154— 1166) und Wilhelm 11. (1166— 1189) befassen nicht
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Extrahierte Personennamen: Tankred Wilhelm Tankreds Heinrich_Iii Heinrich Leo_Ix Leo Robert_Guis Tankreds Nikolaus Nikolaus Roberts Graf_Roger Wilhelm Wilhelm
2«2
Vierte Periode
mehr den normännischen Heldengeist ihrer Ahnen, und mit letzterm
erlosch auch der successionsfähige Mannsstamm.
inäch einem harten Kampfe mit Tankred, einem natürlichen
Bruder Wilhelms Ii., und dessen Sohne gelangte Heinrich Vi.,
der Hohenstaufe, welcher die Constantia, die Tochter Rogers Ii.,
geheirathet hatte, auf den sicilianischen Thron. Allein die Grau-
samkeir, mit der er denselben zu befestigen suchte, machte ihn bei
den Sicilianern verhaßt, und er starb schon im I. 1197. Die
höchste Blüthe erreichten die sicilianischen Lander unter seinem
Sohne und Nachfolger Friedrich Ii. (1198 — 1250). Dieser
verlegte seine Residenz nach Neapel, errichtete daselbst eine Uni-
versität und däs große Hofgericht des Landes und ließ auf dem
Reichstage zu Melfi (1231- die von Peter de Vincis ent-
worfene Gesetzes-Sammlung bekannt machen. Während seiner
Regierung wetteiferte Neapel in Kunst und Wissenschaft mir den
ersten republikanischen Städten des nördlichen Italiens.
Sein Sohn Conrad (v. 1250 — 1254) hinterließ einen
unmündigen Prinzen, Con rad in, an dessen Stelle Manfred,
Friedrichs natürlicher Sohn, die Regierung führte. Als dieser
sich aber selbst die Krone aufsetzte (1258), übertrug P. Urban lv.,
als oberster Lehensherr des Reiches, dem französischen Prinzen
Karl von Anjou, einem Bruder des Königs Ludwig des Hei-
ligen, das sicilianische Reich als ein päpstliches Lehen. Dieser
behauptete auch die erlangte Krone durch die Schlacht bei Bene-
vent, wo Manfred seinen Tod fand (1266). Als Conradin er-
wachsen war, folgte er dem Rufe einer, über Karls strenge Herr-
schaft mißvergnügten Partei, um sein väterliches Erbe wieder
zu erobern. Allein er wurde von Karl besiegt, gefangen genom-
men und endete mit seinem Jugendfreunde, dem Prinzen Fried-
rich von Baden, als der letzte Hohenstaufe, sein Leben auf dem
Schafot zu Neapel (29. Okt. 1268). — Kurz vor seinem Tode
hatte Conradin den Gemahl v. Manfreds einziger Tochter, den
Prinzen Peter von Arragonien, für den Erben seiner Krone
erklärt. Dieser entriß auch Karln glücklich Sicilien, nachdem alle
Franzosen auf dieser Insel am 30ten März 1282 gemäß einer
Verabredung während der Vesper an einem Ostermontage waren er-
mordet worden. Neapel, welches Karl von Anjou behielt, blieb
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Extrahierte Personennamen: Tankred Wilhelms Heinrich_Vi Heinrich Constantia Rogers Friedrich_Ii Friedrich Peter_de_Vincis Conrad_( Manfred Friedrichs P._Urban_lv. Urban Karl_von_Anjou Karl Ludwig_des_Hei- Ludwig Manfred Karls Karl Karl Peter_von_Arragonien Karl_von_Anjou Karl
von 1096 bis 1500 n. Ehr-.
263
seitdem ein von S.icilien getrenntes Königreich und geriet!) in große
Verwirrungen, die durch den häufigen Thronwechsel veranlaßt wur-
den. Erst Alphons V. vereinigte wieder beide Königreiche 1435.
Nach seinem Tode aber trat eine abermalige Trennung derselben
ein, welche bis zum Jahre 1504 dauerte, wo Ferdinand der
Katholische zum Besitze beider Königreiche gelangte. Seitdem
blieben Neapel und Sicilien über zweihundert Jahre vereinigt und
wurden durch spanische Vicekönige regiert.
V. Frankreich.
3) Unter den letzten Königen aus der Hauptlinie
des Cap et in gischen Manns sta mm es.
'Ludwig Vi. der Dicke (von 1108—1137), welchen bei seinen
Unternehmungen der einsichtsvolle Abt Sug er v. St. Denys mit
seinem Rathe unterstützte, vergrößerte die königliche Macht vorzüg-
lich dadurch, daß er zur Wiederherstellung des Mittelstandes den
ersten Grund legte, indem er sich nicht nur der bedrückten Leibei-
genen annahm und sie auf seinen Gütern freigab, sondern auch
den Städten des königlichen Domänengebietes die Erlaubniß er-
theilte, Communen zu errichten, unter der Bedingung, daß jeder
Bürger zur Vertheidigung der Stadt und zum Dienste des Staates
und der Kirche die Waffen trage. Dem Beispiele des Königs
folgten bald die Großen des Reiches. Eine Folge davon war
das Aufblühen des Ackerbaues, der Gewerbe und des Handels.
Unter Ludwig Vii. (1137—1180) bildete sich das städtische
Leben noch mehr aus, und der Consociationsgeist wirkte so mächtig
auf das Zeitalter, daß auch die kleinern Theile der bürgerlichen
Gesellschaft wieder eigene Corps bildeten, und nicht nur die Hand-
werker und Künstler in Gilden und Innungen, sondern auch die
Lehrer der Wissenschaften zu Paris mit ihren Zuhörern in eine
Gemeinheit (Universitss) zusammentraten.
Große Fortschritte machte die königliche Macht durch die ein-
sichtsvolle und rastlose Thätigkeit seines Sohnes und Nachfolgers,
Philipps 11. August (1180—1223). Unter deu großen Kron-
vasalleu hatten sich sechs geistliche und ebenso viele weltliche all-
mählig so gehoben, daß sie als Pairs(Pares) in Frankreich den
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Alphons_V. Ferdinand Denys Ludwig_Vii Ludwig Philipps Philipps August
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Sicilien Frankreich Paris Frankreich
264
Vierte Periode.
höchsten Rath des Reiches und das oberste Gericht über Kronva-
fallen unter dem Vorsitze des Königs bildeten. Zwei große Her-
zogthümer, die die Pairswürde ihrem Besitzer verliehen, die Nor-
mandie und Guienne, gehörten damals dem Könige Richard
Löwenherz. Einen so gefährlichen Nachbar wollten weder der
französische König, noch die übrigen Kronvasallen dulden. Letz-
tere schlossen sich daher enger an den König an, und es wurde
Nationalsache die Engländer aus Frankreich zu vertreiben. Richard
schirmte zwar die angegriffene Normandie, aber sein Bruder und
Nachfolger Johann ohne Land gab, weil er, vor das Gericht
der Pairs wegen der Ermordung seines Neffen Arthur vorgeladen
nicht erschien, dem Könige Philipp einen Vorwand, ihn seiner fran-
zösischen Lehen für verlustig zu erklären und die ganze Normandie,
Anjou, Maine, Touraine und Poitou mit seiner Krone zu vereini-
gen (1206). Außerdem gewann Philipp noch auf andere Weise
die Grafschaften Artois, Vermandois, Aleneon, Evreur und Va-
lors. Durch solche Vermehrung seiner Domänen ward er den
Reichsvasallen überlegen, und auch der glänzende Sieg, den er bei
Bovines (1214) über die vereinte englische, flandrische und deut-
sche Macht erfocht, war seinen Wirkungen nach mehr ein Sieg
über seine eigenen Vasallen.^
> Ludwig Viii. (1223 — 1226) regierte in dem Geiste seines
Vaters und unternahm einen Kreuzzug gegen die Albigenser.
Allein er starb, ehe er sein Ziel erreicht hatte.
Erst während der Minderjährigkeit Ludwigs Ix. deö Hei-
ligen (1226—1270), über den seine Mutter Blanca die Vor-
mundschaft führte, wurde der schreckliche Krieg im Jahre 1229
beendigt, und in dem verwüsteten Lande der Albigenser, die als
eigene Religionspartei nun vertilgt waren, die Herrschaft des Kö-
nigs gegründet. Am meisten wurde das Ansehen und die Macht
des Thrones während der langen Regierung Ludwigs Ix. durch
den bewährten Ruf seiner Gerechtigkeit, durch gute Gesetze und
Einrichtungen vermehrt und gehoben. Auch die geistlichen Angele-
genheiten ordnete er mit eben so fester als schonender Hand durch
die Errichtung der sogenannten pragmatischen Sanktion
(1269). Von seinen beiden Kreuzzügen wurde schon oben gespro-
chen. Unter ihm kam Bourgogne an die Krone, so wie unter sei-
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Extrahierte Personennamen: Richard
Löwenherz Richard Johann Arthur Philipp Philipp Philipp Philipp Ludwig_Viii Ludwig Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Maine Ludwigs Ludwigs
von 1096 bis 1500 n. Ehr.
265
nein Sohne .und Nachfolger Philipp Iii. dem Kühnen (1270
— 1285) Toulouse, Chartres und Champagne.
Noch größere Fortschritte machte das Königthum unter Phi-
lipp Iv. dem Schönen (1285- 1314), einem gewandten und
kraftvollen, aber auch arglistigen und treulosen Herrscher. Er war
schon ein Jahr vor der Besteigung des französischen Thrones durch
seine Gamahlin Johanna auch König von Navarra geworden.
Privathandel der Unterthanen gaben ihm die gesuchte Gelegen-
heit zu einem Bruche mit Eduard l. von England. Er nahm
Guienne weg, besiegte den Grafen Veit v on Flandern, Eduards
thätigen Bundesgenossen, und eroberte dessen ganzes Land bis auf
Gent (1298-. Eduard schloß noch in demselben Jahre einen Frie-
den mit Frankreich, der ihn wieder in den Besitz von Guienne setzte,
Flandern ^aber blieb unter französischer Verwaltung. Während
dieses Krieges entstand der Streit Philipps Iv» mit dem Papste
Bonifacius Iii., weil dieser Waffenruhe gebot, die Besteuerung
der Geistlichkeit untersagte und gegen das immer mehr überhand
nehmende Hebet der Simonie eiferte. Um sich indeß in einem so
gefährlichen Streite sicher zu stellen, machte Philipp die Sache zur
Nationalangelegenheit und berief deßhalb außer dem Adel und der
Geistlichkeit auch die Deputirten der Städte, der Communen und
Hochschulen zu einer Reichsversammlung nach Paris (1302 und
1303). Dießwardie erstevertretung des dritten Stan-
d e ö (tiers ¿tat), wodurch derselbe mit den beiden höhern Ständen
bei allgemeinen Reichsangelegenheiten, der Gesetzgebung und Be-
willigung der Steuern, gleiches Stimmrecht erlangte. Die
Stande sicherten dem Könige ihren Beistand gegen den Papst zu,
und so scheiterte dessen Allgewalt zuerst an der schlauen Politik
des Königs von Frankreich. Ja dieser wußte die folgenden Päpste
vollends von dem französischen Hofe abhängig zu machen, indem
er dem Erzbischöfe von Bordeaux, nachherigem Papste Clem en s V.,
unter der Bedingung zu dieser Würde verhalf, daß dieser den
päpstlichen Sitz nach Avignon verlegte (1305>. Mit seinen
Krongntern vereinigte Philipp der Schöne die Grafschaft de la
Marche, Angouleme, Bigorre und Lyon und riß die Güter des
Tempelherren - Ordens an sich, welchen Papst Clem e n s V.,
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Iii Philipp Johanna Eduard Eduard Eduards Eduards Eduard Eduard Guienne Philipps Philipps Philipp Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Toulouse Navarra England Flandern Gent Frankreich Flandern Paris Frankreich Avignon Lyon
266 Vierte Periode
von Philipp gezwungen, im Jahre 1312 aufgehoben batte. Den-
noch hinterließ Philipp ein erschöpftes Reich.
Sein ältester Sohn, Ludwig X. der Zänker (1314 —
1316), schaffte die Leibeigenschaft im ganzen Reiche förmlich ab
und nahm die unter Philipp Ii. vertriebenen Juden für große
Summen wieder auf. Da er bloß eine Tochter hinterließ, welche
Navarra erbte, so folgte ihm sein Bruder Philipp V. (1316
—1321), welcher Champagne und Brie erwarb. Mit dem dritten
Sohn Philipps des Schönen, Karl Iv. dem Schönen (1321
—1328) erlosch die Hauptlinie des capetingischen Mannsstammeö.
6) Unter Königen aus dem Hause Valois.
Da schon bei der Thronbesteigung Philipps V. das dem Her-
kommen gemäße Grundgesetz aufgestellt worden war, daß nie eine
französische Prinzessin den Thron erben könne, so wurde der Bru-
derssohn Philipps des Schönen, Philipp Vi. von Valois
(1328—1350) als König anerkannt. Ein mehr als hundertjäh.
riger Kampf dieses Negentenhauses mit England hinderte lange
die weitere Ausbildung der inner» Verfassung des Reiches. Auf-
gereizt von den Flanderern und dem Grafen Robert von Ar-
tois, machte Ed nard Iii. von"england Ansprüche auf den fran-
zösischen Thron, weil seine Mutter Isa bel la, alö die älteste
Tochter Philipp'- des Schönen, nach Aussterben des männlichen
Stammes ein Erbrecht auf den französischen Thron gebracht hätte.
Die Engländer erfochten einen Sieg bei Sluis (1340), schlugen
die Franzosen zu Lande bei Cressy (1346) und eroberten im dar-
auf folgenden Jahre das wichtige Calais. P h i l i p p's Vi. Sohn
und Nachfolger, Johann der Gute (1350—1364), wurde sogar
von Eduard's Iii. Sohne, dem schwarzen Prinzen, in der
Schlacht bei Maupertuis (1356) gefangen genommen. Dieses Er-
eigniß erzeugte in Paris, ja in ganz Frankreich schreckliche Auf-
tritte ; dort sah man blaue und rothe Mützen, offenen Aufruhr,
Bestürmung des königlichen Pallastes ; hier Krieg der Bauern wider
den Adel und Plünderungen herrenloser Rottenführer; überall
Blutvergießen und Verwirrung. Die Größe dieser Ausschweifun-
gen vereinte alle guten Bürger unter dem Dauphin, so daß er
seinen Vater bei dessen Rückkehr aus der Gefangenschaft, welche
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp Philipp Ludwig_X Ludwig Philipp_Ii Philipp Philipp_V. Philipp_V. Brie Philipps Philipps Karl_Iv Karl Philipps_V. Philipps_V. Philipps Philipp_Vi Philipp Robert_von_Ar-
tois Ed Isa Johann Maupertuis
Extrahierte Ortsnamen: Navarra England Paris Frankreich