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1. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 149

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
von 476 bis 768 n. Chr. 149^ X im Atlasgebirge, die sich der Katholiken annahmen, bändigen. Hilderich (523 — 330) behandelte zwar die Katholiken mit Duldsamkeit, zog sich aber dadurch den Haß der Vandalen, welche fanatisch dem Arianismus huldigten, und seinen Sturz zu. Ge ti- mer, ein Urenkel Genserichs, welcher einen Aufstand gegen ihn veranlaßt hatte, wurde von dem Volke auf den Thron erho- den, zerfiel aber mit dem griechischen Kaiser Justinian. Dieser sandte zur Vertilgung der Vandalen seinen Feldherrn Belisar, welcher, von den Katholiken mit Freuden empfangen und als Ret- ter begrüßt, die unter dem heißen Himmelsstriche und im Genüsse einer üppigen Muße verweichlichten Vandalen wiederholt besiegte und dem Reiche derselben ein Ende machte (534). Run suchte Justinian seine Ansprüche auf Italien geltend zu machen. Schnell eroberte Belisar, von den Einwohnern begünstigt, ohne schweren Kampf noch im Jahre 535 Sicilie», beinahe ganz Unteritalien und Rom, vertheidigte dieses ein ganzes Jahr mit außerordentlichem Muthe und Feldherrn-Talente gegen den tapfern Witiges, welcher an des abgesetzten Theodats Stelle zum Kö- nige erwählt worden war (536), und nahm ihn bei der Erobe- rung Ravenna's gefangen (539). Nach Belisars Abberufung zum persischen Kriege ermannten sich die Gothen wieder und machten den Hildebad und nach dessen Ermordung den heldenmüthigen Totilas zu ihrem Könige. Schnell eroberte dieser fast ganz Italien wieder, nahm Rache an Sicilien und plünderte sogar die Küsten von Epirus und Griechenland. Selbst Belisar, welcher zum zweiten Male, freilich mit einer sehr geringen Macht nach Italien geschickt worden war, konnte das Uebergewicht der grie- chischen Waffen nicht wieder Herstellen. Erst gegen den besser unter- stützten, eben so kühnen als gewandten Narses verlor Totilas in der Schlacht bei Taginä Leben und Sieg (Juli 552). Dasselbe Schicksal hatte sein Nachfolger Tejas am laktarischen Berge süd- lich von Neapel (553). Doch erst als ein deutsches Heer, welches unter den alemannischen Herzogen Leuthariö und Bucelin verheerend und raubend nach Unteritalien vordrang, durch Seuchen und Schwert aufgerieben, und die letzte Festung der Gothen, Conza, gefallen war; wurde das verödete Italien eine griechische Provinz, über welche Narses bis zum Jahre 567, wo eine Hofkabale seine

2. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 193

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
von 768 — 1096 ñ. Ehr. 193 dessen Schwester unter den unglücklichen Opfern war, schreckliche Rache. Er eroberte von 1003 —1013 ganz England und ver- erbte den englischen Thron auf seinen Sohn Kanut den G ro, ßen (— 1035). Dieser gelangte nach einem kurzen Kampfe mit Ethelred und dessen trefflichem Sohne Edmund zum Alleinbesitze der Herrschaft und suchte nun die Dänen und Angelsachsen mit einander zu vereinigen. Aber seine Söhne Harald und Har- tz i kanut regierten nicht in seinem Geiste. Ihre Uneinigkeit und ihr früher Tod gab dem angelsächsischen Regentenstamme, der sich zu Verwandten in die Normandie geflüchtet hatte, Gelegenheit zur Wiedererlangung des väterlichen Reiches (1041). Als aber Eduard Iii. der Bekenner im I. 1066 kinderlos gestorben war, trug unter den Thronbewerbern Herzog Wilhelm von der Normandie durch die Schlacht bei Hastings (14. Okt.) den Besitz von England davon. Während der dänischen Herrschaft hatten die angelsächsischen Gesetze und Sitteu keine Veränderung erfahren, durch Wilhelm den Eroberer aber wurde die ganze normänuische Feudalver- fassung eingeführt. Er theilte das ganze Land in 60215 Lehen, wovon er ganze 1422 für sich behielt, 28015 der Geistlichkeit ul'.er- ließ, die übrigen an normännische und angelsächsische Familien vertheilte. Alles Allodium verwandelte er so in Lehngut, das einen jährlichen Lehnzins an den König bezahlen mußte. Wie er die Kronvasallen, so behandelten diese wieder die Freien ihres Gebietes als ihre Aftervasallen. Statt der angelsächsischen Sprache, die nur im gemeinen Leben und beim Gottesdienste noch fortbestand, wurde in allen öffentlichen Angelegenheiten die französische eingeführt. Wilhelm sorgte für Ordnung und Sicher- heit, lenkte mit Kraft die Züge! des Staates und bewirkte so die allmählige Verschmelzung der Angelsachsen und Normanner zu Einem Volke. vi. Das deutsche Reich unter den Karolingern. Ludwig der Deutsche v. (843 — 876) hatte schon zu den Lebzeiten seines Vaters und noch fortwährend an der Nordgrenze des Reiches mit den Normännern und an der Ostgrenze mit den Obotriten, Sorben, Böhmen und Mähren zu kämpfen. Um die ^ Beitelrocks Grundriß der allgem. Geschichte. 13

3. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 223

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
von 1096 bis 1500 n. Chr 222' / » Geordneter waren diejenigen Züge, welche der fromme und edelgesinnte Gottfried von Bouillon, Herzog von Mcder- lothringen, fein Bruder Graf Balduin, der greise Graf Rai- mund von Toulouse, der stolze Hugo, Graf von Verman- dois, Königs Philipp I. von Frankreich Bruder, der tapfere Ro- bert, Herzog von der Normandie, ein Sohn Wilhelms des Ero- berers, der ritterliche Robert, Graf von Flandern, der gewaltige Stephan, Graf von Blois, der sieggewohnte Boemund, Fürst von Tarent, ein Sohn Roberte Guiscard, dessen heldenmüthiger Neffe Tancred von Apulien und andere anführten, und welche A d h e m a r, Bischof von Puy, als päpstlicher Legate be- gleitete. Gottfried brach den 15ten August 1096 auf und zog durch Deutschland, Ungarn und Bulgarien; Raimund durch die Lombar- dei, durchs Friaul und Dalmatien; Hugo, Robert, Stephan und Boemund mit der Blüthe des normannischen Adels übers Meer, und im Mai 1097 standen gegen 600,000 Streiter des Abend- landes vereint an der griechischen Grenze. Der griechische Kaiser Alerius Comnenus erschrack über die ungeheure Menschenmasse, die nun bewaffnet in seinen Staaten stand. Er wurde mißtrauisch gegen sie gesinnt und behielt den Grafen von Vermandois, der nach einem überstandenen Schiff- bruche bei Durrazzo gelandet, als Geißel in gefänglicher Haft. Da erschien Gottfried vor Constantinopel, befreite den Grafen und brachte mit Alerius einen Vergleich zu Stande, in Folge dessen letzterer so schnell als möglich die gefürchteten Gäste nach Asien übersetzte. Zuerst wurde Nicäa, die Hauptstadt des Sultanats von Rum oder Jcouium erobert (1097), und darauf ein glücklicher Kampf bei Doryleum mit dem Sultan Kilidsch Arslan be- standen. Nun aber begannen die Leiden. Die Seldschuken waren ein eben so tapferes als verschlagenes Volk, das den Kreuzfah- rern jeden Fuß breit Landes beim ferner» Vorrücken streitig machte und alles Land verwüstet hatte, um das Kreuzheer auözuhungern. Dazu kam eine den Europäern unerträgliche Hitze, und mit lhr ein Heer von Krankheiten, welchen Nebeln Tausende erlagen. Während das Hauptheer gegen Antiochien vordrang, eroberte Graf Balduin auf einem Nebenzuge Edeffa, die Hauptstadt Mesopota-

4. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 227

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
von 1096 bis 1500 Ii. Chr 227 durch Deutschland seinen Weg nehmen; allein er gerieth in Her- zog Leopolds Gefangenschaft, aus welcher ihn nur ein großes Lösegeld befreite. Im Jahre 1196 segelte durch Kaiser Heinrichs Vi. Zuthun und nach dem Wunsche des Papstes E ölest in Iii. eine zahlreiche j Flotte mit Kreuzfahrern von Apulien nach Palästina ab. Sidon und einige andere Küstenstädte wurden erobert und dadurch der Weg nach Antiochien gebahnt; allein Zwiespalt und Eigennutz im Kreuzheere bewirkten, daß dasselbe wieder größtentheils rühmlos nach Europa zurückkehrte. — Im Jahre 1203 hatten sich zahlreiche Schaaren aus Frank- reich und den Niederlanden mit Venedig zu einem Kreuzzuge ver- bündet und waren eben im Begriffe, nach Palästina zu segeln, als Alerius, ein vertriebener Prinz des byzantinischen Hofes- dessen Vater Isaak Ii. Angelus durch Alerius Iii. Ange- lus von dem Throne geflossen war, ihre Hilfe anflehte. Ans Anrathen des erfahrnen und staatsklugen Dogen Dandalo zu ^ Venedig folgten die Kreuzbrüder der Einladung, eroberten Con- stantinopel, verjagten den Usurpator und erhoben den Isaak An- gelus nebst seinem Sohne Alerius wieder auf den Thron. Doch keiner von beiden vermochte den Kreuzfahrern das Versprochene zu leisten. Das mit der Lage der Dinge unzufriedene Volk em- pörte sich und wählte einen neuen Kaiser, worauf die Kreuzfahrer Constantinopel zum zweitenmale im Sturme eroberten, plünderten, die Denkm.äler alter Herrlichkeit zerstörten und Gräuelthaten aller Art verübten. Graf Balduin von Flandern wurde nun zum Kaiser gewählt und in der Sophrenkirche feierlich gekrötn. Doch erhielt er nur den vierten Theil des Reiches, die übrigen drei Theile sollten an die Venetianer und andere Theilnehmer als Lehen kommen. Je schwächer und beschränkter so die Macht der lateini- schen Kaiser war, desto weniger konnten sie für die Eroberung des heiligen Landes thun. Im Abendlande aber setzte der Gedanke an dasselbe die Ge- müther noch so in Bewegung, daß selbst Tausende von Kindern aus Frankreich und Deutschland sich zu einem Kreuzzuge sammel- * ten (1213). Ränkevolle Führer brachten es aber dahin, daß sie Heils vor der Einschiffung umkamen, theils nach derselben als 15*

5. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 261

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
von 1096 bis 1500 n. Chr^ 261 ihrer Reise nach Jerusalem. Immer zu Waffenthaten aufgelegt, zeigten sie sich bereit, für Lohn gegen die Araber zu kämpfen, und ihre Kraft und Tapferkeit setzte die Landesbewohner in Erstaunen. Sie selbst, gereizt von der Leichtigkeit des Erfolges und der glück- lichen Lage dieser Länder, riefen immer mehrere ihrer Landsleute herbei, welche schon im Jahre 1022 Aversa, die erste nor- mannische Stadt, gründeten, von wo aus sie ihr Gebiet immer mehr erweiterten. Am meisten geschah diesi, als die Söhne des Grafen Tankred v. Haureville mit einer großen Schaar Normänner nach Italien gekommen waren. Sie eroberten v. Jahre 1039 — 1041 ganz Apulien, und Wilhelm mit dem eisernen Arme, Tankreds ältester Sohn, nahm die Provinz als eine Grafschaft v. Kaiser Heinrich Iii. zu Lehen (1046). Von nun an griffen sie auch das übrige Italien an, es mochte griechisches, kaiserliches oder päpstliches Gebiet seyn. Da zog Papst Leo Ix. im I. 1053 gegen sie persönlich zu Feld, wurde aber besiegt und gefangen genommen. Diese Gelegenheit benützte Robert Guis card, der schlaueste unter den Söhnen Tankreds, Apulien und alle Länder, die er noch erobern würde, vom Papste zu Lehen zu nehmen. Schon hatte er sich auch in den Besitz Calabriens gesetzt, als ihn Papst Nikolaus 11. mit dem Herzog- titel und mit Apulien, Calabrien und Sicilien gegen einen Lehen- zins und gegen das Versprechen belehnte, die Wahlfreiheit des neu errichteten Cardinal-Collegiums zu schützen (1060). Roberts jüngster Bruder, Graf Roger, entriß hierauf den Arabern Sicilien (1061 — 1072), womit ihn Guiscard belehnte. Als dieser im Jahre 1085 starb, und bald nach ihm sein ganzer Manns- stamm erlosch, vereinigte Roger 1. die ganze Macht des Hauses Hauteville (1098). Sein Sohn und Nachfolger Roger,11. (1101 — 1154) ließ sich die Krone von Sicilien und des damit verbundenen Unteritaliens durch den Papst auf das Haupt setzen (1130) und nahm seine Residenz zu Palermo. Im I. 1150 ging die letzte griechische Besitzung, das republikanische Neapel, an ihn über. Das Reich hieß nun das Königreich beider Sici- lien und erhielt eine, in den wichtigsten Punkten der französi- schen ähnliche Feudalverfassung,v Seine Nachfolger Wilhelm l. (1154— 1166) und Wilhelm 11. (1166— 1189) befassen nicht

6. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 262

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
2«2 Vierte Periode mehr den normännischen Heldengeist ihrer Ahnen, und mit letzterm erlosch auch der successionsfähige Mannsstamm. inäch einem harten Kampfe mit Tankred, einem natürlichen Bruder Wilhelms Ii., und dessen Sohne gelangte Heinrich Vi., der Hohenstaufe, welcher die Constantia, die Tochter Rogers Ii., geheirathet hatte, auf den sicilianischen Thron. Allein die Grau- samkeir, mit der er denselben zu befestigen suchte, machte ihn bei den Sicilianern verhaßt, und er starb schon im I. 1197. Die höchste Blüthe erreichten die sicilianischen Lander unter seinem Sohne und Nachfolger Friedrich Ii. (1198 — 1250). Dieser verlegte seine Residenz nach Neapel, errichtete daselbst eine Uni- versität und däs große Hofgericht des Landes und ließ auf dem Reichstage zu Melfi (1231- die von Peter de Vincis ent- worfene Gesetzes-Sammlung bekannt machen. Während seiner Regierung wetteiferte Neapel in Kunst und Wissenschaft mir den ersten republikanischen Städten des nördlichen Italiens. Sein Sohn Conrad (v. 1250 — 1254) hinterließ einen unmündigen Prinzen, Con rad in, an dessen Stelle Manfred, Friedrichs natürlicher Sohn, die Regierung führte. Als dieser sich aber selbst die Krone aufsetzte (1258), übertrug P. Urban lv., als oberster Lehensherr des Reiches, dem französischen Prinzen Karl von Anjou, einem Bruder des Königs Ludwig des Hei- ligen, das sicilianische Reich als ein päpstliches Lehen. Dieser behauptete auch die erlangte Krone durch die Schlacht bei Bene- vent, wo Manfred seinen Tod fand (1266). Als Conradin er- wachsen war, folgte er dem Rufe einer, über Karls strenge Herr- schaft mißvergnügten Partei, um sein väterliches Erbe wieder zu erobern. Allein er wurde von Karl besiegt, gefangen genom- men und endete mit seinem Jugendfreunde, dem Prinzen Fried- rich von Baden, als der letzte Hohenstaufe, sein Leben auf dem Schafot zu Neapel (29. Okt. 1268). — Kurz vor seinem Tode hatte Conradin den Gemahl v. Manfreds einziger Tochter, den Prinzen Peter von Arragonien, für den Erben seiner Krone erklärt. Dieser entriß auch Karln glücklich Sicilien, nachdem alle Franzosen auf dieser Insel am 30ten März 1282 gemäß einer Verabredung während der Vesper an einem Ostermontage waren er- mordet worden. Neapel, welches Karl von Anjou behielt, blieb

7. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 263

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
von 1096 bis 1500 n. Ehr-. 263 seitdem ein von S.icilien getrenntes Königreich und geriet!) in große Verwirrungen, die durch den häufigen Thronwechsel veranlaßt wur- den. Erst Alphons V. vereinigte wieder beide Königreiche 1435. Nach seinem Tode aber trat eine abermalige Trennung derselben ein, welche bis zum Jahre 1504 dauerte, wo Ferdinand der Katholische zum Besitze beider Königreiche gelangte. Seitdem blieben Neapel und Sicilien über zweihundert Jahre vereinigt und wurden durch spanische Vicekönige regiert. V. Frankreich. 3) Unter den letzten Königen aus der Hauptlinie des Cap et in gischen Manns sta mm es. 'Ludwig Vi. der Dicke (von 1108—1137), welchen bei seinen Unternehmungen der einsichtsvolle Abt Sug er v. St. Denys mit seinem Rathe unterstützte, vergrößerte die königliche Macht vorzüg- lich dadurch, daß er zur Wiederherstellung des Mittelstandes den ersten Grund legte, indem er sich nicht nur der bedrückten Leibei- genen annahm und sie auf seinen Gütern freigab, sondern auch den Städten des königlichen Domänengebietes die Erlaubniß er- theilte, Communen zu errichten, unter der Bedingung, daß jeder Bürger zur Vertheidigung der Stadt und zum Dienste des Staates und der Kirche die Waffen trage. Dem Beispiele des Königs folgten bald die Großen des Reiches. Eine Folge davon war das Aufblühen des Ackerbaues, der Gewerbe und des Handels. Unter Ludwig Vii. (1137—1180) bildete sich das städtische Leben noch mehr aus, und der Consociationsgeist wirkte so mächtig auf das Zeitalter, daß auch die kleinern Theile der bürgerlichen Gesellschaft wieder eigene Corps bildeten, und nicht nur die Hand- werker und Künstler in Gilden und Innungen, sondern auch die Lehrer der Wissenschaften zu Paris mit ihren Zuhörern in eine Gemeinheit (Universitss) zusammentraten. Große Fortschritte machte die königliche Macht durch die ein- sichtsvolle und rastlose Thätigkeit seines Sohnes und Nachfolgers, Philipps 11. August (1180—1223). Unter deu großen Kron- vasalleu hatten sich sechs geistliche und ebenso viele weltliche all- mählig so gehoben, daß sie als Pairs(Pares) in Frankreich den

8. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 264

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
264 Vierte Periode. höchsten Rath des Reiches und das oberste Gericht über Kronva- fallen unter dem Vorsitze des Königs bildeten. Zwei große Her- zogthümer, die die Pairswürde ihrem Besitzer verliehen, die Nor- mandie und Guienne, gehörten damals dem Könige Richard Löwenherz. Einen so gefährlichen Nachbar wollten weder der französische König, noch die übrigen Kronvasallen dulden. Letz- tere schlossen sich daher enger an den König an, und es wurde Nationalsache die Engländer aus Frankreich zu vertreiben. Richard schirmte zwar die angegriffene Normandie, aber sein Bruder und Nachfolger Johann ohne Land gab, weil er, vor das Gericht der Pairs wegen der Ermordung seines Neffen Arthur vorgeladen nicht erschien, dem Könige Philipp einen Vorwand, ihn seiner fran- zösischen Lehen für verlustig zu erklären und die ganze Normandie, Anjou, Maine, Touraine und Poitou mit seiner Krone zu vereini- gen (1206). Außerdem gewann Philipp noch auf andere Weise die Grafschaften Artois, Vermandois, Aleneon, Evreur und Va- lors. Durch solche Vermehrung seiner Domänen ward er den Reichsvasallen überlegen, und auch der glänzende Sieg, den er bei Bovines (1214) über die vereinte englische, flandrische und deut- sche Macht erfocht, war seinen Wirkungen nach mehr ein Sieg über seine eigenen Vasallen.^ > Ludwig Viii. (1223 — 1226) regierte in dem Geiste seines Vaters und unternahm einen Kreuzzug gegen die Albigenser. Allein er starb, ehe er sein Ziel erreicht hatte. Erst während der Minderjährigkeit Ludwigs Ix. deö Hei- ligen (1226—1270), über den seine Mutter Blanca die Vor- mundschaft führte, wurde der schreckliche Krieg im Jahre 1229 beendigt, und in dem verwüsteten Lande der Albigenser, die als eigene Religionspartei nun vertilgt waren, die Herrschaft des Kö- nigs gegründet. Am meisten wurde das Ansehen und die Macht des Thrones während der langen Regierung Ludwigs Ix. durch den bewährten Ruf seiner Gerechtigkeit, durch gute Gesetze und Einrichtungen vermehrt und gehoben. Auch die geistlichen Angele- genheiten ordnete er mit eben so fester als schonender Hand durch die Errichtung der sogenannten pragmatischen Sanktion (1269). Von seinen beiden Kreuzzügen wurde schon oben gespro- chen. Unter ihm kam Bourgogne an die Krone, so wie unter sei-

9. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 265

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
von 1096 bis 1500 n. Ehr. 265 nein Sohne .und Nachfolger Philipp Iii. dem Kühnen (1270 — 1285) Toulouse, Chartres und Champagne. Noch größere Fortschritte machte das Königthum unter Phi- lipp Iv. dem Schönen (1285- 1314), einem gewandten und kraftvollen, aber auch arglistigen und treulosen Herrscher. Er war schon ein Jahr vor der Besteigung des französischen Thrones durch seine Gamahlin Johanna auch König von Navarra geworden. Privathandel der Unterthanen gaben ihm die gesuchte Gelegen- heit zu einem Bruche mit Eduard l. von England. Er nahm Guienne weg, besiegte den Grafen Veit v on Flandern, Eduards thätigen Bundesgenossen, und eroberte dessen ganzes Land bis auf Gent (1298-. Eduard schloß noch in demselben Jahre einen Frie- den mit Frankreich, der ihn wieder in den Besitz von Guienne setzte, Flandern ^aber blieb unter französischer Verwaltung. Während dieses Krieges entstand der Streit Philipps Iv» mit dem Papste Bonifacius Iii., weil dieser Waffenruhe gebot, die Besteuerung der Geistlichkeit untersagte und gegen das immer mehr überhand nehmende Hebet der Simonie eiferte. Um sich indeß in einem so gefährlichen Streite sicher zu stellen, machte Philipp die Sache zur Nationalangelegenheit und berief deßhalb außer dem Adel und der Geistlichkeit auch die Deputirten der Städte, der Communen und Hochschulen zu einer Reichsversammlung nach Paris (1302 und 1303). Dießwardie erstevertretung des dritten Stan- d e ö (tiers ¿tat), wodurch derselbe mit den beiden höhern Ständen bei allgemeinen Reichsangelegenheiten, der Gesetzgebung und Be- willigung der Steuern, gleiches Stimmrecht erlangte. Die Stande sicherten dem Könige ihren Beistand gegen den Papst zu, und so scheiterte dessen Allgewalt zuerst an der schlauen Politik des Königs von Frankreich. Ja dieser wußte die folgenden Päpste vollends von dem französischen Hofe abhängig zu machen, indem er dem Erzbischöfe von Bordeaux, nachherigem Papste Clem en s V., unter der Bedingung zu dieser Würde verhalf, daß dieser den päpstlichen Sitz nach Avignon verlegte (1305>. Mit seinen Krongntern vereinigte Philipp der Schöne die Grafschaft de la Marche, Angouleme, Bigorre und Lyon und riß die Güter des Tempelherren - Ordens an sich, welchen Papst Clem e n s V.,

10. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 266

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
266 Vierte Periode von Philipp gezwungen, im Jahre 1312 aufgehoben batte. Den- noch hinterließ Philipp ein erschöpftes Reich. Sein ältester Sohn, Ludwig X. der Zänker (1314 — 1316), schaffte die Leibeigenschaft im ganzen Reiche förmlich ab und nahm die unter Philipp Ii. vertriebenen Juden für große Summen wieder auf. Da er bloß eine Tochter hinterließ, welche Navarra erbte, so folgte ihm sein Bruder Philipp V. (1316 —1321), welcher Champagne und Brie erwarb. Mit dem dritten Sohn Philipps des Schönen, Karl Iv. dem Schönen (1321 —1328) erlosch die Hauptlinie des capetingischen Mannsstammeö. 6) Unter Königen aus dem Hause Valois. Da schon bei der Thronbesteigung Philipps V. das dem Her- kommen gemäße Grundgesetz aufgestellt worden war, daß nie eine französische Prinzessin den Thron erben könne, so wurde der Bru- derssohn Philipps des Schönen, Philipp Vi. von Valois (1328—1350) als König anerkannt. Ein mehr als hundertjäh. riger Kampf dieses Negentenhauses mit England hinderte lange die weitere Ausbildung der inner» Verfassung des Reiches. Auf- gereizt von den Flanderern und dem Grafen Robert von Ar- tois, machte Ed nard Iii. von"england Ansprüche auf den fran- zösischen Thron, weil seine Mutter Isa bel la, alö die älteste Tochter Philipp'- des Schönen, nach Aussterben des männlichen Stammes ein Erbrecht auf den französischen Thron gebracht hätte. Die Engländer erfochten einen Sieg bei Sluis (1340), schlugen die Franzosen zu Lande bei Cressy (1346) und eroberten im dar- auf folgenden Jahre das wichtige Calais. P h i l i p p's Vi. Sohn und Nachfolger, Johann der Gute (1350—1364), wurde sogar von Eduard's Iii. Sohne, dem schwarzen Prinzen, in der Schlacht bei Maupertuis (1356) gefangen genommen. Dieses Er- eigniß erzeugte in Paris, ja in ganz Frankreich schreckliche Auf- tritte ; dort sah man blaue und rothe Mützen, offenen Aufruhr, Bestürmung des königlichen Pallastes ; hier Krieg der Bauern wider den Adel und Plünderungen herrenloser Rottenführer; überall Blutvergießen und Verwirrung. Die Größe dieser Ausschweifun- gen vereinte alle guten Bürger unter dem Dauphin, so daß er seinen Vater bei dessen Rückkehr aus der Gefangenschaft, welche
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