146 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß.
Sturz der Dynastie Bra-ganza in Portugal 1807.
Entthronung Karls Iv. von Spanien 1808. Volkserhebung.
Erfurter Fürsten kongreß 1808.
§ 115.
Der Krieg auf der Pyrenäischen Halbinsel und der Erfurter Kongreß.
1. Nach dem Tilsiter Frieden hatte Napoleon eine stolze Machthöhe erreicht. Kein Herrscher der Welt gebot über so zahlreiche Streit-kräfte wie er. Aber die erlangten Erfolge befriedigten seine Herrscherseele noch nicht. Neue Eroberungspläne tauchten in derselben auf. Er wollte die Pyrenäische Halbinsel seinem Willen unterwerfen. Mit der Verwirklichung dieses Planes begann er schon im Herbste 1807. Die portugiesische Regierung, die im Bunde mit England stand, erhielt die Aufforderung, sich der Kontinentalsperre anzuschließen. Daß sie sich weigerte, die Verbindung mit England zu lösen, war für den Defpoten ein zureichender Grund, das Land zu besetzen. Die königliche Familie floh nach Brasilien und Pariser Zeitungen meldeten: „Das Haus Bragauza hat aufgehört zu regieren" (November 1807).
2. Nun richtete Napoleon seine begehrlichen Blicke auf Spanien, wo seit dem Utrechter Frieden (1713) die Bourbonen regierten (§ 85, 9). Durch List und Gewalt gelang es ihm, Karl Iv. und dessen Sohn Ferdinand zum Verzicht auf den Thron zu veranlassen und dann seinen Bruder Joseph, der bisher in Neapel regierte, zum König in Spanien zu erheben. Dieser Wechsel der Dinge rief im Lande den heftigsten Widerstand hervor. Das für feine Selbständigkeit begeisterte Volk erhob sich gegen die aufgedrungene Herrschaft (1808). Allerorten organisierten sich Banden (Guerillas); wie eine erdbebenartige Erschütterung verbreitete sich die Bewegung über die ganze Halbinsel, auch nach Portugal. Da die Bedrängten von englischen Trappen unter Wellington unterstützt wurden, mußten die Franzosen hinter den Ebro zurückweichen. Die Knude von den spanischen Ereignissen wurde in Preußen und Österreich mit großer Freude ausgenommen. Stein und Scharnhorst rieten zum Krieg; das Volk geriet in Gärung; aber Friedrich Wilhelm Iii. hielt einen Kamps gegen den Herrn der Welt ohne Allianz mit Rußland für bedenklich. Die Hoffnung, es werde eine solche zu staube kommen, zerrann. Napoleon vereitelte sie.
3. Die schlimmen Nachrichten aus Spanien beunruhigten ihn. Indem er das Kritische seiner Lage überblickte, war es ihm vor allem darum zu tun, das Bündnis mit Alexander von Rußland zu erneuern und zu befestigen. Zu diesem Zwecke lud er diesen zu einem Kongreß in Erfurt ein, wo dann die beiden Monarchen als Schiedsrichter der Welt mit einander konferierten. Im September
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Extrahierte Personennamen: Karls Napoleon Napoleon Karl_Iv Karl Ferdinand Joseph Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Alexander_von_Rußland Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Wiener_Kongreß Portugal Karls Spanien England England Brasilien Haus_Bragauza Spanien Neapel Spanien Portugal Wellington Spanien Erfurt
254 Xi. Bayerische Geschichte.
Windsheim, Weißenburg, Schweinfurt. Bei der Einziehung des Vermögens der Klöster verfuhr man gegen den Willen des Kurfürsten zuweilen mit unverständiger Hast und Rücksichtslosigkeit; viele Werke von künstlerischem und wissenschaftlichem Werte gingen dabei zu gründe, iii Koamions- Im Iii. Koalitionskrieg (1805; § 111) verließ Max Iv.
Joseph die Sache seiner bisherigen Bundesgenossen und trat, wenn auch zögernd, auf Napoleons Seite. Dieser Schritt entsprang jedoch nicht einer besonderen Vorliebe für Frankreich, er ging vielmehr aus der Sorge um die Erhaltung des bayerischen Staates hervor; denn das Deutsche Reich war bereits in voller Auslösung begriffen und Preußen und Österreich, welche sich zudem früher als unzuverlässige Freunde erwiesen hatten, schienen keinen schützenden Rückhalt gewähren zu können. Für seine Mitwirkung am Kriege erhielt Bayern im Gebietszuwachs Preßbnrger Frieden (Dezember 1805) die Grafschaften Tirol und Vorarlberg, die Markgraffchafteu Ansbach und Burgau und die Reichsstädte Augsburg und Lindau, mußte jedoch das ehemalige Bistum Würzburg an den Kurfürsten von Salzburg überlassen; ferner erlangte es den Rang eines souveränen Königreichs.
B. Die bayerischen Könige.
§ 145.
Maximilian I. Joseph 1806—1825.
a. Die äußeren Verhältnisse Bayerns.
Bayern Mitglied 1. Am 1. Januar 1806 wurde Maximilian I. Joseph zum Mb^tszuwächs' König ausgerufen. Es war ein denkwürdiger und freudenreicher 180h' Tag für Bayern. Noch in demselben Monat erwirkte Napoleon die Vermählung seines Stiefsohnes Eugen Beauharnais, des Vizekönigs von Italien, mit Maximilians Tochter Auguste Amalie, damit das bayerische Fürstenhaus auch durch Familienbande an Frankreich gekettet werde. Im Juli 1806 schlossen die süd- und südwestdeutschen Staaten den Rheinbund, als dessen Protektor sie Napoleon erklärten (§ 112, 1). Infolgedessen erfuhr Bayern durch Mediatisierung der innerhalb seiner Grenzen gelegenen reichsunmittelbaren Herrschaften eilten bedeutenden Gebietszuwachs: die Fürstentümer Schwarzenberg, Hohenlohe (Schillingsfürst), Ottingen und Wallersteiu, die Gebiete der Fürsten von Thnrn und Taxis, der Fürsten und Grafen
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Extrahierte Ortsnamen: Windsheim Weißenburg Schweinfurt Napoleons Frankreich Gebietszuwachs_Preßbnrger Vorarlberg Markgraffchafteu_Ansbach Burgau Bistum_Würzburg Salzburg Bayerns Bayern Italien Frankreich Rheinbund Ottingen
46 §. 25-26. Mittlere Geschichte, 476-1517.
obert und den Christen der Zutritt zu den H. Orten gestartet. Streit und Heimkehr der Fürsten. Richard Löwenherz von Herzog Leopold von Oesterreich und von Kaiser Heinrich Vi. bis zur Zahlung eines Lösegeldes (1194) gefangen gehalten.
1202-1204. Vierter (sog.) Kreuzzug (1202—1204). Französische Kreuzfahrer unter Graf Balduin von Flandern und Venetianer erobern Constantinopel, zunächst für Isaak Angelus gegen dessen Bruder Alerius Iii. und gründen dann daselbst das lateinische Kaiser-thum (1204), welches Michael Paläölogus von Nicäa aus (1261) wieder zerstört.
Anderweitige sog. Kreuzzüge: a) der Kinder, von Südfrankreich aus (1212); b) des Königs Andreas von Ungarn gegen Damiette (bei Alerandria; 1219); c) des päpstlichen Legaten und der französischen Könige gegen die ketzerischen Waldens er und Albigenser in Südfrankreich (1209 — 1229).
1228-1229. Fünfter Kreuzzug (1228—1229). Kaiser Friedrich Ii., im Banne Gregor's Ix., schließt einen Vertrag mit Sultan Kamel, krönt sich als „König von Jerusalem". Ein Angriff der päpstlichen Söldner auf Friedrich's Erbland Sicilien nöthigt den Kaiser zur Heimkehr.
1248-1254. Sechster und siebenter Kreuzzug (1248—1254 u.
1270). — Jerusalem von den türkischen Chowares-miern erobert (1244). Ludwig Ix. der Heilige, König von Frankreich, nach der Eroberung von Damiette gefangen genommen (1248) und durch Lösegeld frei, erliegt auf einem neuen Zuge vor Tunis einer 1270. Seuche (1270). Akko und die übrigen Besitzungen der Christen in Palästina von den Mamelukken, Leib-1291. Wächtern des ägyptischen Sultans, erobert (1291).
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Extrahierte Personennamen: Richard_Löwenherz Leopold_von_Oesterreich Leopold Heinrich_Vi Heinrich Balduin Isaak_Angelus Isaak Michael_Paläölogus_von_Nicäa Südfrankreich Andreas_von_Ungarn Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Ix Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Alerandria Südfrankreich Sicilien Jerusalem Frankreich Palästina
153
Söhne, von denen Franz Ii- mit der schottischen Maria
Stuart vermählt, nach einem Jahre starb, worauf
Ihm sein Bruder Karl Ix. folgte. Unter dessen schlech-
ter Negierung zerrütteten die hohen Häuser der Guisen
und Bourbons Frankreich; das erste an der Spitze
der Katholiken, das letzte an der Spitze der Protestan-
ten oder Hugenotten, deren Seele der wackre Admiral
Coligny zu sein verdiente. Für den minderjährigen
Karl regierte seine ränkesüchtige Mutter Katharina
von Medicis. Es kam unter ihr zu 4 Religionskrie-
gen , und zu jener furchtbaren Pariser Bluthochzeit
oder der Bartholomäus-Nacht (2g. August 1572), wo
bei Gelegenheit der Vermahlung des Königs Heinrich
von Navarra, eines Hugenotten, mit Karls Schwester
Margaretha, zu Paris und in ganz Frankreich gegen
60000 Hugenotten mit Coligny ermordet wurden.
Schaß sich doch der junge König selbst vom Schloß he,
rab einige Hugenotten! 2h"' folgte sein Bruder Hein-
rich Iii., dem gegen die Guisen, die selbst auf den
Thron sich Rechnung machen mochten, endlich nichts
übrig, blieb, als zwei derselben zu ermorden, und (weil
er dafür des Throns zu Gunsten eines dritten Guise,
des Herzogs von Mayenne, entsetzt wurde) sich ^den
Hugenotten selbst in die Arme zu werfen (158y). Als
aber ein Dominikaner, Clement, den Kinderlosen meu-
chelmordete, schwang sich der junge Heinrich von.na-
varra, mit ihm das Haus Bourbon, durch Krtegsglüek
und durch Uebertritt zum Katholicismus auf den Thron.
Heinrich Iv. verdiente ihn, als Muster eines Kö-
nigs der Franzosen; er verdiente aber auch einen
Freund und Minister in den Herzog Sully zu haben,
dem Frankreichs innere Staarskrast so viel verdankt.
Den Hugenotten wurde in dem wichtigen Edict von
Nantes (15y8) die freie Neltgionsübung und die Be-
langung zu allen öffentlichen Aemtern zugesichert! und.
selbst den deutschen Protestanten Hülfe angeboren.
Sein großer Plan, Europa in eine allgemeine Repub-
lick von 15 möglichst gleichen und unter sich vereinten
Staaten zu verwandeln, wäre auch dann so unmöglich,
als der so oft geträumte ewige Friede gewesen, wenn
hen edlen Heinrich nicht Ravaillacs Mötdrrdolch (14.
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Extrahierte Personennamen: Franz_Ii- Franz Maria
Stuart Maria Karl_Ix Karl Admiral
Coligny Karl Karl Katharina
von_Medicis August Heinrich
von_Navarra Heinrich Karls_Schwester
Margaretha Karls Coligny Clement Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Sully Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Frankreich Frankreichs Nantes Europa
110
Geschichte des Mittelalters.
Hi. Abschnitt. Vom Anfänge der Kreuz«
züge bis zur Entdeckung von Amerika.
(1696 — 1492.)
Die europäische Menschheit war nicht bestimmt, an
den Banden des Lehenwesens und der.hierarchie ewig
gegängelt zu werden; noch war hohe Kraft in ihr,
und diese wollte sich austoben. Ein willkommner Ruf
war es also, als der Papst Urban Ii. durch einen
Einsiedler, Peter von Amiens, die Christen auffordern
ließ, das heilige Grab zu Jerusalem, oder vielmehr
das ganze heilige Land den Ungläubigen wieder zu
entreißen. Zwar ehrten die Araber, seit 657 Herren
des Landes und der Stadt, die auch ihnen heilig war,
den andächtigen Eifer der frommen Pilger, deren schon
seit Eonstantin jährlich Tausende dahin zogen, und
ehrwürdige Ueberbleibsel der Ehristuözeit (Reliquien)
mit zurückbrachten. Allein die Seldschucken, ein Türken«
stamm, bemächtigten sich deö Landes, erschwerten den
Zutritt zu den heiligen Orten, und plagten die Christen
aufs äußerste. Darum fand der mit (angeblich vom
Himmel gefallenen) Briefen r n Palästina kommende
feurige Clauöner aus seinem Esel, überall Anhang;
und auf den Kirchenversammlungen von Piacenza und
zu Elermont hefteten Tausende, im heiligen Eifer ein
rothes Kreuz auf die Schulter» als Zeichen ihrer from-
men Unternehmung (10y5). Viele warteten gar nicht
ab, bis ein ordentlich gerüsteter Zug zu Stande kam;
sondern liefen unter Peters, andere unter des Ritter
Walter Habenichts Anführung voraus, ohne Lebens-
mittel, Waffen, Wegweiser (einmal sollten eine Gans
und Ziege den Weg zeigen), kamen aber auch meistens
um; andere sielen über die armen Juden her, und
verbrannten ihrer viele. Endlich kam auch der wohl-
geordnete Hauptzug zu Stande. Gottfried von Bouil-
lon, Herzog von Ntederlothringen, Balduin von Flan-
dern, Raimund von Toulouse, Robert von der Nor-
mandie, Stephan von Blois, Fürst Boemund von
Tarent, Tancred fein Vetter (der Achill deö Zuges),
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123
Anjou gefolgt. Scklechre und drückende Negierungen
v-ranlaßten, das; das Volk sich Frecheusbrtefe erzwang,
und eine Volksvertretung (Parlament), welche, wie
mangelhaft sie war, doch der Könige Willkür schwäch-
te, und dem Volke größeres Selbstvertrauen verlieh.
Auf die Kampfe mit Frankreich folgten bald innere;
indem zwei große Hauser, Pork und Lancaster (die
weiße und die rolhe Rose) l453 sich über den Besitz
der Krone blutig stritten. Eine Herrath Heinrichs Vii.
(1485— 150t)) beendete den schweren Streit. 3n ^'W
Schottland herrschte seit 1371 das Haus Stuart, das
unglücklichste, was je regiert hat.
Zerstückelter als nie erscheint Italien. Neapel
und Sicilien, der Hohenstaufen Crbland, schmachtete
unter Karls von Anjou Drucke. Nur in Sicilien ge-
lang es, die französische Herrschaft mit der Aragoni-
schen zu vertauschen, indem man plötzlich (Ostern 1282)
über die Franzosen auf der Insel herfiel (sictlianische
Vesper), und sie erschlug. Neapel aber kam nach viel-
fachem Herrscherwechsel erst um 1458 an Aragonien. — 7c
Im Kirchenstaate war Nom endlich von den kai-
serlichen Statthaltern durch die Papste befreit, ein Car-
dinalcollegium und (1300) von Bontfaz das große Ju-
beljahr mit dem allgemeinen Ablaß eingeführt worden,
den sich gegen 200000 Pilger holten, und so reiche
Gaben zurückließen, daß 2 Priester wochenlang be-
schäftigt waren, sie vom Altar herabzunehmen. Desto
mehr empfanden die faulen Römer die Abwesenheit der
Päpste in Frankreich zu Avignon. Die großen Adels-
geschlechter der Colonna und Ursini bekämpften sich; ja
es warf sich sogar. (1z47) ein L7o,tarius Cola dt Rien-
^nach Vertreibung des Adels zum Ritter vom heilt»
gen Geist, Befreier der Stadt, Eiferer für das Wohl
Italiens und Tribunus Augustus auf, indem der tolle
Schwindler mit der republtcanischen Form Rom auch
die Größe der alten Zeit wiedcrgeben wollte. Endlich
fiel er durch das Volk selbst, das zur Besonnenheit
zurückgekommen war. — Im obern Italien stritten
sich fast in jeder einzelnen Stadt noch die Welfen und
Ghibelltnen herum, die man endlich gar von zwei
Brüdern, Welf und Gtbel, ableitete. Aber bald wuß«
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Extrahierte Personennamen: Hauser Heinrichs Heinrichs Karls_von_Anjou Karls Bontfaz Augustus Welf
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schottland Italien Neapel Sicilien Sicilien Neapel Aragonien Frankreich Avignon Italiens Rom Italien
124
ten auch einzelne Familien sich das höchste Ansehen kn
diesen Städten zu verschaffen, wie die Visconti, (spater
die Sforza) in Mailand, die Medici, reiche Kaufleute
und Beförderer der Künste und Wissenschaften in Flo-
renz, in Mantua die Gonzaaa^. in Ferrara und Mo-
dena die Este. In Venedig und Genua blieb die
Republik unter Dogen; der Handel war Seele beider
Staaten. Aus deutschem Hause stammend, hoben sich
die Grafen von Savoyen.
In Spanien hakten sich allmählig aus den ein-
zelnen christlichen Staaten zwei größere Königreiche,
Aragonien und Kastilien, unter eigenen Königen ge^
bild'els'wahrend das arabische Kalifat im Süden eine
Provinz nach der andern verlor. Die—der Mahlung
Ferdinands des Katholischen von Aragonien, mit Isar
bella von Kastilien (14öq) leitete endlich die Vereini-
gung beider Staaten ein, wenn sie auch völlig erst
1516 statt fand. Große Verdienste um das Land
halte der weise Minister Zsimene^. Aber schon wurde
auch 1484 die Inquifftion in Spanien eingeführt, und
dadurch der große Character des Volkes immer mehr
verdüstert und eingeschüchtert. Endlich ging aud)j_4g2
das Königreich Granada aus muhamedanischen in christ-
liche Hände über, und Zu gleicher Zeit wurde Amerika
entdeckt.
Die Grafschaft Portugal wurde erst 113q ein
Königreich und 1253 Älgarbren dazu erworben. Die
neue Linie der unachten Burgunder seit 1383 zeichnete
sich durch die Eroberungen von Eeuta und Tanger in
Afrika und durch Seeentdeckungen aus, die des Han-
dels wegen, worauf des Landes Lage schon hinwies,
unternommen wurden. Vor allem galt es dem reichen
Ostindien, wohin man gern einen Seeweg entdeckt
hatte. Allmählig fand man, auf Betrieb des thatigen
Prinzen Heinrich, (des Schiffers) die Azoren, die Kap-
verdischen Inseln, fand Guinea, 1452, (machte leider
aber auch die ersten Negersklaven!) und als man wahr-
nahm, daß unter dem Aequator doch das Meer nicht
siedend sei, die Erde nicht in Flammen stehe, kam man
ollmählig bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung
i486 (welches Bartholomäus Draz entdeckte), und bald
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Extrahierte Personennamen: Sforza Ferdinands Eeuta Heinrich Heinrich Schiffers Bartholomäus_Draz
Extrahierte Ortsnamen: Mailand Flo- Mantua Ferrara Venedig Genua Spanien Aragonien Kastilien Aragonien Kastilien Spanien Granada Amerika Tanger Afrika Ostindien Guinea
mr~~ ' ——-
— 102 —
England und eine große Schwäche der Regenten, die
aus dem Hause Braganza seit Ió40 waren, und sich
trotz Spaniens Bemühungen, befestigt hatten. Nur
die Regierung Zoseph Emanuels (1750—1777) zeich-
nete sich durch den Minister Pombal aus, der dem
erschlafften Staate wieder neue Kräfte zu geben suchte.
Freilich mußten, bei solcher Erschlaffung, seine durch-
greifenden Reformationen auch drückende werden. Das
furchtbare Erdbeben, 1. Nov. 1755, welches der halben
Stadt und wenigstens 30,000 Menschen ihre Existenz
kostete, wurde freilich als Zorn des Himmels über seine
Neuerungen von den Geistlichen gedeutet. Ein Atten-
tat auf des Königs Leben, wobei die Jesuiten die
Hand im Spiel gehabt haben sollten, und die Wider-
setzlichkeit derselben, bet der Vertauschung von St.
Sagramento gegen das spanische Paraguay, wo sie
ein eignes Reich von Indianern sich gegründet hatten,
zogen ihren Fall in Portugal nach sich, 1756. Die
tiesgesunkene Armee wurde durch den Deutschen Graf
von Lippe-Schaumburg wieder organisirt. Aber die
bigotte Maria Franziska, Tochter des Königs, die ihm
folgte, und endlich in Wahnsinn fiel, dankte Pombaln
ab, und hielt lieber 1776 noch ein feierliches Auto
da Fe. Für sie übernahm 17q2 ihr Sohn Johann die
Regentschaft. Die alten goldnen Tage waren
längst vorbei. Kein Wunder, wenn noch lange in
Erinnerung derselben das abergläubische Volk bei einem
gewissen Meereswinde auf Hügel lief, und nach Süden
schaute, ob sein heiliger Sebastian von 1578 aus
Afrika nicht wiederkehre!
In Spanien war auf den schwachen Philipp V.
und seine herrschsüchtige Gemahlin Elisabeth von Parma
(mit ihrem politischen Schwindler Alberoni) 1743
Ferdinand Vi. gefolgt, der 1753 in Wahnsinn fiel,
und den König von Neapel, Karl Iii., seinen Halb-
bruder zum Nachfolger hatte (bis 1788), während
Neapel fein dritter Sohn Ferdinand erhielt. Doch
zeichneten sich unter ihm die Grafen Aranda und Campo-
manes als Minister aus. Wohlthätig für das Land
war die Vertreibung der Jesuiten und die Beschrän-
kung der Inquisition.
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Extrahierte Ortsnamen: England Spaniens Paraguay Portugal Lippe-Schaumburg Afrika Spanien Neapel Neapel
203
Napoleon ging nun nach Wien und schlug am 2. Dec.
die unterdeß herbeigekommenen Russen zugleich nur
einem östreichischen Heere bei Austerlitz in der ersten
Dreikaiserschlacht, die in drr neuern Geschichte vor-
kommt. Noch stand der siegreiche Erzherzog Karl
mit einem Heere in Italien Massena gegenüber; aber
der Kaiser Franz zog einen Waffenstillstand und den
Frieden vor, der am 25. Dec. zu Presburg zu Stande
kam. Kaiser Alexander I., der seit dem 24. Matz
1801 den Thron feines Vaters Paul bestiegen hatte,
nahm keinen Thetl an dem Frieden, in welchem
Oestreich: Tirol, Voralberg, Venedig und u. f. w., mehr
als 1000 □ Meilen und fast Z Millionen Untertha-
nen verlor, und blos Salzburg gewann. Dagegen
gab Napoleon feisten Verbündeten, den Kurfürsten
von Vaiern und Würtemberg die souverainr, also vom
Kaiser und Reiche unabhängige Königswürde und sehr
bedeutende Theile des eroberten Landes. Preussen
hatte Hannover annehmen müssen, und kam dadurch
in Krieg mit England, welches bereits bei Trafalgar
am 21. Oct. 1805 die spanisch-französische Flotte fast
vernichtet hatte, wobei leider der große Nelson blieb.
„Die Boten jener Niederlagen in Deutschland trafen
William Pitt, den Stifter der ganzen Coalition auf
dem Todtenbette. Arm und verschuldet, und mit ge-
brochenem Herzen starb der Mann (23. Jan. 1806),
der bis zum letzten Athemzuge die Stütze der Frecheit
blieb." Fox, sein Nachfolger, wollte Frieden und
erhielt ihn nicht.
So war im ersten östreichischen Kriege auch der
erste Schritt des großen Planes zu einer Föderativ-
Universalmonarchie geschehen, in welcher Napo-
leon sein Frankreich zum Centralstaat und sich selbst
zum Ober Protektor zu machen gedachte. Schon war
der König von Neapel und Sicilien nach Sicilien
vertrieben, und das Königreich Neapel an Joseph
Bonaparte gegeben. Eugen Beauharnats, Stiefsohn
des Kaisers, wurde Vicekönig von Italien; Murat,
des Kaisers Schwager, Großherzog von Berg und
Kleve; Berthier wurde souverainer Fürst von Neust
chatel; Ludwig Bonaparte König von Ho-Uand. Für die
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Franz Franz Alexander_I. Alexander_I. Oestreich Voralberg Napoleon Nelson Joseph
Bonaparte Eugen_Beauharnats Eugen Ludwig_Bonaparte_König_von_Ho-Uand Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Wien Italien_Massena Venedig Salzburg England Deutschland Frankreich Neapel Sicilien Sicilien Neapel Italien
206
nur die Sache bei ihm in Betracht gekommen sei, und
ihm als Kaiser obgelegen habe, nicht blos Frankreich
zu regieren, sondern die Welt zu unterjochen^— um
einen allgemeinen Frieden unter seiner Palme (wäre
es auch ein Grabesfrtede geworden!) zu erzwingen.
(Aeußerte er doch selbst: „er regiere mit eiserner Hand,
doch einen Handschuh drüber!^) Welche Maste von
moralischer Verschlechterung durch die Contrebandiers,
durch sein furchtbares Spioneriesystem in die Welt ge-
führt würde, wie drückend seine Conscription und über«
Haupt sein eiserner Wille auf Europa laste, konnte nach
solchen Maximen freilich nicht in die Waagschaale der
Betrachtung kommen.
Doch hatte sein ganzes System einen Niß, so lange
die Pyrenaiscke Halbinsel nicht ihm ganz gehörte. Spa-
niens Karl Iv. bei dem sich Manuel Godoy durch
Schönheit und Gesang, zum Verwandten des Königs,
zum allmächtigen Minister und Herzog von Alcu-
dia (auch Friedensfürsten) emporgeschwungen hatte,
mußte endlich in eine Theilung Portugals, dessen
Regent Karls Schwiegersohn war, willigen (Oct- 1607)
und eine französische Armee unter Iunot nach Portu-
gal rücken lasten, die eben in Lissabon einzog (30.
Nov.) als sich der Regent mit dem ganzen Hofe auf
englischen Schiffen nach Brasilien eingeschifft hatte.
„Die Dynastie Braganza har aufgehört zu regieren!^
donnerte dem Flüchtigen nach. — Aber die Reihe
traf nun den unglücklichen Karl Iv. selbst. Ern furcht-
bares Gewebe von Treulosigkeit und Hinterlist hetzte
sofort den Sohn des Königs oder Prinzen von Asturien
Ferdinand Vii., gegen den Vater auf, und Napolieon
.sprach endlich als Schiedsrichter zu Bayonne (10.
Mai 1608): daß Vater und Sohn dem Throne ent-
sagen, und in Frankreich schöne Schlösser mit einem
(.Madengehalt beziehen sollen. So waren die Bou»
chons bis auf Sicilten herabgebracht, und Ferdinand
bekam Zeit, der gebenedeiten Jungfrau ein reiches
Kleid zu sticken. Auch wünschte er von.napoleon adop-
iirt zu werden. -Joseph Bonaparte vertauschle sofort
Spanien mit Neapel, welches letztere Murat bekam,
während dessen Großherzogthum Berg dem Sohne des
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Manuel_Godoy Karls_Schwiegersohn Karls Karl_Iv Karl Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Portugals Lissabon Brasilien Asturien Bayonne Frankreich Spanien Neapel