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heiligen Grabes auf. Und wie mit einer Stimme rief das begei-
sterte Volk der Franzosen: „Gott will es!" Bischöfe, Geistliche,
Fürsten und Ritter drängten sich, ihre Bereitwilligkeit zum Hee-
reszuge kund zu thun; die zum Streit Entschlossenen hefteten sich
ein rothes Kreuz auf die Schulter. Der 15. August 1096 wurde
zum Versammlungstage des großen Zuges festgesetzt.
In Frankreich entstand eine große Bewegung. Die Leibei-
genen schlossen sich in großen Schaaren dem Adel an; sie wollten
so von dem schweren Drucke loskommen, sie zurückzuhalten wagte
Niemand. Allein der Adel wollte mit ihnen nicht zusammenziehen.
Peter von Amiens und Walther von Habenichts, ein Abenteurer,
führten diese wilden Schaaren durch Deutschland, wo man An-
fangs über die Franzosen gespottet hatte, nun aber doch den Ge-
danken groß und schön finden lernte, nach Ungarn. Große Noth
rieb hier die Meisten auf. Nur ein kleiner Theil kam bis nach
Kleinasien, und nur ganz Wenige erhielten sich bis zur Ankunft
des eigentlichen Kreuzheeres. Aber noch ehe dies ankam, hatte
der Funke auch in Deutschland gezündet. Drei Haufen, auch
meist Leibeigene, sielen zuerst in den Städten über «die Juden
her, mordeten an 12,000, zogen dann nach Ungarn, wurden aber
auch dort aufgerieben. Nun endlich kamen die lothringischen Ritter
unter Gottfried von Bouillon und dessen Bruder Balduin,
an 80,000 wohlgerüstete Streiter. Schon am Ende des Jahres
1096 langten sie vor Constantinopel an. Hier trafen sie schon
den Grafen Hugo von Vermandois mit Franzosen, den Fürsten
Bohemund von Tarent mit Normannen, dessen Vetter Tankred,
den tapfersten und berühmtesten Ritter jener Zeit, den Grafen
Raimund von Toulouse und den Herzog Robert von der Nor-
mandie, alle mit Franzosen, zusammen gegen 600,000 Mann.
Franken nannte man sie im Morgenlande nach dem edelsten ger-
manischen Stamme; noch heute heißen alle Christen dort Franken.
Zum gemeinsamen Heerführer wählte man den deutschen Herzog
Gottfried von Bouillon: Tapferkeit, Gerechtigkeit und Frömmig-
keit machten ihn dieser Stelle würdig. Nach Beseitigung der vom
Kaiser Alexius, welcher für sein Reich fürchtete, bereiteten Hinder-
nisse setzten sie nach Kleinasien über, belagerten und eroberten Ni-
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Extrahierte Personennamen: August Peter_von_Amiens Funke Gottfried_von_Bouillon Balduin Hugo_von_Vermandois Tankred Raimund_von_Toulouse Robert Gottfried_von_Bouillon Alexius
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Ungarn Kleinasien Deutschland Ungarn Constantinopel Tarent Kleinasien
— 255 —
Hann Ii. den Vorschlag, eine Entdeckungsflotte auszun'isten. Er
war nämlich, von der Überzeugung ausgehend, daß die Erde rund
sei, auf den Schluß gekommen, daß man das gen Osten liegende
Indien auch müsse finden können, wenn man immer geradeaus
gegen Westen steuere. Man lockte ihm seine Karten und Plane
ab, rüstete heimlich selbst eine kleine Flotte aus, die aber natürlich
schnell und ohne Erfolg umkehrte, und behandelte den über seinen
Planen arm und durch den Tod seiner Frau unglücklich gewordenen
Columbus mit schnöder Verachtung. Er ging nach Genua, bot
seine Plane an, wurde als Schwindler angesehen und abgewiesen.
Von Staat zu Staat pilgerte er, überall wurde er verachtet. So
stieg er 1485 in Spanien ans Land. In einem Kloster bettelte
er für sich und seinen Knaben um Brot. Dem Prior erzählte
er von seinen Planen; dieser ergriff sie mit Begeisterung und em-
pfahl ihn an den Beichtvater der Königin von Spanien, Jsabella.
Ihr Gemahl Ferdinand von Arragonien war eben damit beschäf-
tigt, die letzten Neste maurischer Herrschaft in Spanien zu zerstö-
ren, hatte darum für See- und Entdeckungsreisen keinen Sinn.
Columbus lebte in Cordova, wo der Hof war, vom Verkauf von
Büchern und Anfertigung von Karten. Endlich, bekannter ge-
worden, kam er vor den König, zwar bescheiden, dabei aber ernst
und groß. Die meist aus Geistlichen bestehende Commission un-
tersuchte seinen Plan und hätte ihn beinahe zum Ketzer gemacht.
Man hielt ihn geradezu für verrückt, Kinder wiesen mit Fingern
hinter ihm her. Er wandte sich nach Frankreich und Engand; die
Antworten gaben ihm neue Hoffnungen. Noch aber hielt ihn Isa-
bella auch mit Hoffnungen hin und in Spanien fest. Schon
wollte er aber endlich nach Frankreich wandern, als ihn sein erster
Freund in Spanien, jener Prior, nochmals festhielt und dann seine
nochmalige Bescheidung vor den König bewirkte. Eben feierte
man bei Hofe den Fall Grenada's, des letzten maurischen Boll-
werks. Das war ihm günstig. Aber er forderte viel: er wollte
Admiral und Vicekönig der zu entdeckenden Länder werden und
den zehnten Theil vom Handel und Eroberung erhalten. Die
Hofschranzen nannten das strafwürdig stech. Er reiste wieder ab.
Da endlich beschloß die kühne Königin, auf ihre Kosten das Werk
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Extrahierte Personennamen: Columbus Ferdinand_von_Arragonien Ferdinand Columbus
Extrahierte Ortsnamen: Hann Indien Genua Spanien Spanien Jsabella Spanien Cordova Frankreich Spanien Frankreich Spanien
— 298 —
ten Reichsverfassung geschehen, die fürstliche Selbstständigkeit der
deutschen Landesherren fester begründet, die Macht des Kaisers ge-
schwächt. Allein das Alles muß verschmerzt werden, wenn man
bedenkt, daß durch die gereinigte Lehre des Evangeliums Millionen
Christen der so lang' verschüttete Weg zur Seligkeit wieder eröff-
net worden ist, und daß, wenn auch in späteren Jahrhunderten
die protestantische Kirche vielfach zu ehemaliger katholischer Weit-
Herzigkeit und Gleichgültigkeit gegen den Glauben der Einzelnen
und zu katholischer Tugend-oder Werkheiligkeit zurückgekehrt ist,
ihr doch auf immer die ewigen Quellen der heiligen Schrift zu-
gänglich gemacht sind, aus denen sie sich immer wieder neu stär-
ken und beleben und zur rechten Gemeinschaft der Heiligen Gottes
erbauen kann.
Karl hatte nun keine Freude mehr an Deutschland. Zu sei-
nem bittersten Grame sah er, daß er trotz seiner Kriegszüge den
verderblichen Einfluß Frankreichs von den deutschen Angelegenhei-
ten nicht mehr abwehren konnte. Für Spanien und die Nieder-
lande, welche letztere er eigentlich von Deutschland durch Verträge
losgerissen und mit seinem Hausgute vereinigt hatte, und für die
anderen Königreiche und Fürftenthümer konnte er seinen Sohn
Philipp H., den die Deutschen zum Kaiser nicht haben mochten,
zurücklassen; in Deutschland übernahm sein Bruder Ferdinand
Krone und Regierung. Darum, des Regierens müde, legte er
1556 das Scepter nieder, schiffte sich mit seinen beiden Schwestern
nach Spanien ein, verließ in Valladolid auch diese und bezog eine
kleine Wohnung bei dem Kloster St. Iusti in Estremadura, lebte
hier zwei einsame Jahre, Theils mit künstlichen Handarbeiten,
Theils mit Andachtsübungen beschäftigt, ließ einmal, um die Ent-
sagung des Lebens in dem schauerlichsten Bilde zu feiern, von den
Mönchen des Klosters sich in einen offenen Sarg legen und sein
eigenes Leichenbegängniß vollständig feiern, und starb bald darauf
wirklich am 21. Sept. 1558 im 56. Lebensjahre.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Philipp_H. Philipp Ferdinand
Krone Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Deutschland Frankreichs Spanien Deutschland Deutschland Spanien Valladolid Estremadura
deutsche Reich hat aufgehört. Niemand konnte widersprechen.
Kaiser Franz Ii- legte auch am 6. Aug. die deutsche Kaiserkrone
nieder und erklärte das Reich für aufgelöst. Ein tausendjähriger
Bestand war in Trümmer gefallen! Halb Deutschland gehörte
der Sache nach zu Frankreich! Dabei gründete Napoleon überall
neue Fürstenthümer: sein Bruder Joseph wurde König von Nea-
pel, sein Bruder Ludwig König von Holland, sein Stiefsohn Eu-
gen Beauharnois Vicekönig von Italien, sein Schwager Murat,
ehemals ein gemeiner Reiter, Großherzog von Berg, sein erster
Adjutant Berthier Fürst von Neufchatel u. s. w.; sie alle waren
aber nach einem Familiengesetz seiner Oberherrschaft unterworfen.
Hatte er doch hochmüthig gesagt, in 10 Jahren solle seine Dyna-
stie die älteste von Europa sein!
Jetzt konnte Preußen auch nicht mehr neutral bleiben, es sah
seinen Untergang voraus. Seine Ehre bei den anderen Mächten
war ohnedies durch die Annahme von Hannover beschmutzt. Die
vielgeliebte Königin Luise feuerte zum Kampfe an, Rußland ver«
sprach Hülfe, es erklärte den Krieg. Der ganze Rheinbund zog
mit Napoleon, Deutsche gegen Deutsche! Allein der Geist Frie-
drichs des Großen war aus dem Heere gewichen, schlechte An-
führung kam hinzu, die Schlacht bei Jena und Auerstädt
(den 14. Octbr. 1806) ging verloren, in wenigen Stun-
den begab sich das ganze Heer auf die Flucht. Alles verlor die
Besinnung. Verräterische Commandanten übergaben die besten
Festungen ohne Schwertstreich. Napoleon selbst sagte, er wisse
nicht, ob er sich über so leichte Siege freuen oder schämen solle.
Preußen wurde besetzt, der König Friedrich Wilhelm Ui. floh zu
den Russen, nur zwei Festungen (Colberg unter Gneisenau, Grau-
denz unter Courbiere) hielten sich, sonst war bis an die Weichsel
Alles verloren. Sachsen schloß einen schmachvollen Bund mit Na-
poleon und wurde dafür ein Königreich; den Polen wurde die
Freiheit versprochen. Im I. 1807 eröffnete Napoleon den Feld-
zug in Altpreußen. Ein neuer Geist begann sich im preußischen
Heere zu regen. Bei Eilau kam es zu einer mörderischen
Schlacht, Keiner hatte den Sieg. Aber die folgende Schlacht bei
Friedland ging für Preußen verloren, Rußland schloß einen Was-
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Extrahierte Personennamen: Franz_Ii- Franz Napoleon Joseph Ludwig_König_von_Holland Ludwig Schwager_Murat Berthier_Fürst_von_Neufchatel Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Colberg Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Italien Europa Hannover Jena Sachsen Altpreußen Friedland
233 —
in Italien war sein Anhang stark. Dort kannte man die Gebre-
chen der Kirche und ihrer Diener, und Friedrich gewann leicht die
Herzen. Von trefflichen Helden des Schwerts und der Feder um-
geben, drang er in den Kirchenstaat und siegte überall. Da starb
Gregor 1241. Ein Freund Friedrichs wurde Papst, Innocenz Iv.
Allein der Papst kannte keine Freundschaft mehr, floh nach Frank-
reich, erneuerte von hier aus den Bannfluch, und erhob die ärg-
sten Beschuldigungen gegen den kaiserlichen Ketzer-und schrieb ein
großes Concilium nach Lyon. Wie tüchtig auch den Kaiser sein
treuester Vasall, der größte Staatsmann jener Zeit, Thaddäus von
Sueffa, vertheidigte, so blieb die Versammlung doch bei dem Banne
und entsetzte Friedrich aller seiner Würden. Da ließ dieser sich
seine Kronen bringen, die deutsche, burgundische, lombardische, römi-
sche und die von Jerusalem, beschloß sie herzhaft zu vertheidigen,
ließ durch ein Concilium ghibellinischer Cardinäle seinen Glauben
untersuchen und den Verdacht der Ketzerei Niederschlagen. Die hef-
tigsten Vorwürfe wurden gegenseitig durch Schriften erhoben;
Friedrich sollte sogar die Person Christi gelästert haben. Die
Deutschen gehorchten dem Papste, wählten den Thüringer Hein-
rich Raspe zum Könige und, als dieser nach einem Jahre gestor-
den war, Wilhelm Grafen von Holland. Allein die Städte und
die Wittelsbacher von Baicrn blieben dem Kaiser treu, und da
jene Könige ohne alle Macht waren, so gerieth Deutschland durch
die vielen Fehden in die ärgste Verwirrung. In Italien aber wa-
ren die ghibellinischen Waffen Anfangs siegreich. Dann wandte
sich das Glück. Vor Parma wurde Thaddäus von Sueffa ge-
schlagen und getödtet, bei Fossalta Friedrichs Lieblingssohn, der
König Enzius, gefangen genommen und endlich, um das Unglück
vollzumachen, sein bisher vertrautester Freund, Peter von Vineis,
als treuloser Verräther und Meuchelmörder entlarvt. Das ertrug
der Schwergebeugte nicht lange. Im folgenden Jahr erkrankte
er, beichtete seine Sünden, ließ sich durch den Erzbischof von Pa-
lermo des Bannes entbinden, nahm das heilige Abendmahl und
starb, 56 Jahre alt, am 13. December 1256, in den Armen sei-
nes geliebten Sohnes Manfred.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Gregor Gregor Friedrichs Friedrichs Innocenz_Iv Innocenz Thaddäus_von
Sueffa Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm Sueffa Fossalta_Friedrichs_Lieblingssohn Friedrichs Peter_von_Vineis Manfred
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frank- Lyon Jerusalem Christi Thüringer_Hein- Holland Deutschland Italien
— 240 —
Hugo Capet (dem Stammvater der Capetinger) gekommen. Diese
Könige strebten hauptsächlich nach Einheit und Zusammenhalt in
ihrem Reiche, damit sie ihre eigene Macht um so leichter vergrößern
und befestigen könnten. Förderlich war ihnen dabei die Erblichkeit
der Königskrone, förderlich aber besondes eine durchgehende Neigung
zu despotischer Ungerechtigkeit gegen die großen Vasallen, es gelang
ihnen endlich, die Länder derselben in den Besitz der Krone zu
bringen und dadurch die Lehnsmonarchie d. i. die durch mächtige
Vasallen beschränkte Herrschaft eines Königs, in eine absolute d. i.
ganz unabhängige, gar nicht mehr beschränkte Monarchie zu ver-
wandeln. Den ersten bedeutenden Schritt hiezu hatte Philipp Au-
gust gethan, derselbe, welcher mit Richard Löwenherz nach Palästina
zog: er hatte alle englischen Besitzungen in Frankreich erobert und
zum Eigenthume der Kz'one gemacht. Sein Nachfolger, Ludwig Ix.
der Heilige, war zwar ein sehr frommer und darum auch sehr ge-
rechter Herr; allein dabei vergaß er doch nicht, auf alle nur irgend
erlaubte Weise Theils seinen Besitz (um die Herrschaft über Touluse
und Provence) zu vergrößern, Theils sein Land vor zu gewaltsamen
Eingriffen des Papstes zu bewahren, also auch die Königsmacht zu er-
heben. Am mächtigsten aber wurde die politische und kirchliche Selb-
ständigkeit gefördert durch Philipp Ix, welcher mit großer Klugheit
und Schlauheit den nöthigen Grad von Herrschsucht, Habgier und Un-
gerechtigkeit verband, um ein so lockendes, aber auch so schlimmes
Ziel zu erreichen. Er besonders hat seinen Nachfolgern die Wege
gezeigt, auf denen sie zwar zu unumschränkten und mächtigen Herren
ihres Landes sich erheben konnten, an deren Ende sie aber auch
durch das dadurch sittlich verderbte Volk zu tiefem Falle kommen
mufften.
Im 17. Jahre kam Philipp zur Regierung (1285); kein Wun-
der, daß ihn von vorn herein die Leidenschaft stachelte, seine schon
große Macht noch höher zu treiben; sein Sittengesetz hieß: man
darf Alles thun, was man mit Klugheit oder Gewalt thun kann.
Zuerst suchte er den Engländern durch Betrug, List und Gewalt
möglichst viele der festen Plätze, welche sie in Frankreich besaßen,
zu nehmen. Es gelang ihm. Auf gleiche Weise bemächtigte er
sich Flanderns, das so reich war, daß, als die Königin den Staat
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Extrahierte Personennamen: Hugo_Capet Philipp_Au- Philipp Richard_Löwenherz Palästina Ludwig_Ix Ludwig Philipp_Ix Philipp Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Flanderns
300
mönch ermordet. Noch sterbend ernannte er, da er der letzte des
Hauses Valois war, Heinrich von Navarra zu seinem Nachfolger.
Heinrich war 1553 zu Pau, der Hauptstadt Bearns, geboren.
Sein Vater war König von Navarra und besaß außerdem die Land-
schaften Bearn, Foix und Armagnac. Der Knabe wurde in einem
Gebirgsschlosse hart erzogen; bald kletterte er barfuß auf Baume
und Felsen. So wuchs er zu einem schönen, kräftigen Jünglinge
heran. Dem Körper entsprachen seine geistigen Eigenschaften:
Scharfblick, Muth, Unverzagtheit, Sinn für Liebe und Freundschaft
zeichneten ihn aus. An ritterlicher Tapferkeit und Gewandtheit
übertrafen ihn Wenige. Das Leben am Pariser Hofe verdarb ihn
nicht, wiewohl es schon seit lange ein greuelvolles Sündenleben
war; er hatte an dem edeln Admiral Coligny, der nachher das erste
Opfer in der s.g. Pariser Bluthochzeit wurde, einen treuen Führer
zur Frömmigkeit und einen tüchtigen Lehrer im Kriegswesen. Nach
seines Vaters Tode zu seiner Mutter in Bearn zurückgekehrt, wurde
er im protestantischen Glauben, den auch sie bekannte, unterwiesen.
Er wurde von ihr den Glaubensgenossen vorgestellt und schwor ih-
nen, die Religion zu vertheidigen, bis Sieg oder Tod Freiheit ver-
schaffte. Lange musste er unthätig zusehen, wie der Parteienkampf
sein unglückliches Vaterland zerfleischte. Dann heirathete er Karls
/ '-2" Ix. Schwester Margarethe, am 18. Aug. 15)2, und eben von die-
ser Hochzeit hat die bald daraus erfolgende Niedermetzelung derhu-
gonotten den französisch-witzelnden Namen erhalten. Nach vielen
Gräueln des Bürgerkriegs, dem Heinrich Iii, nicht hatte steuern
können, sollte nun Heinrich Iv. folgen. Allein die katholische Par-
tei oder besser die guisische — weil es sich weniger um Religion,
als um die Thronerwerbung für den Prinzen von Guise handelte —
wollten sich solchen König nicht gefallen lassen. Das ganze Land
spaltete sich in zwei große Heerlager. Bei Jvry kam es zur Schlacht
(1590): Heinrich hatte 10,000 gegen 17,000 Mann. Vor der
Schlacht betete Heinrich laut: „Herr, der du mein Herz bis auf
den Grund durchschauest, und alle Dinge weißt, wenn du siehst,
daß meine Regierung deinen Ruhm und das Wohl deines Volkes
befördern werde, wenn du weißt, daß ich keinen andern Ehrgeiz
habe, als zu der Ehre deines heiligen Namens und zu dem Besten
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Navarra Heinrich Heinrich Heinrich Muth Admiral_Coligny Karls Margarethe Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
— 299 —
41
Heinrich Iv. von Frankreich.
So glücklich im Ganzen die Reformation in Deutschland sich
hatte begründen können, so übel erging es deren Anhängern in
Frankreich. Schon Franz I. verfolgte seine evangelischen Untertha-
nen, welche sich, weil sie an den noch vorhandenen Waldensern
gleichsam Vorarbeiter und Bahnbrecher fanden, bald sehr ausgebrei-
tet hatten, mit großem Eifer, weniger aber aus religiösen Gründen,
als vielmehr weil er erkannte, daß mit ihnen, wie es denn auch
nachher geschah, die durch das unbeschrankte Regiment des Königs
herabgedrückten und wieder nach Gewalt strebenden hohen Adelsge-
schlechter bei der angeborenen Lust der Franzosen zu bürgerlichen
Unruhen und Kriegen gemeinsame Sache machen und die Macht
des Thrones beinträchtigen möchten. Er konnte selbst zusehen, wie
einige dieser Hugonotten lebendig verbrannt wurden. Hugonotten
hießen sie nämlich, weil die erste evangelische Gemeinde zu Meaux
in einer Gegend ihre Versammlungen hielt, wo der einstige König
Hugo Capet der Sage nach umgehen sollte. Allein in der Pro-
vence wurden 22 Städte und Dörfer der Hugonotten verbrannt
oder zerstört, die Einwohner gemißhandelt und getödtet. Noch
schlimmer ging es unter den folgenden schwachen Königen, die alle
unter dem Einflüsse der Königin Mutter Katharina von Medicis
standen, unter Heinrich Ii., Franz Ii. und Karl Ix., am schlimmsten
unter letzterem. Da wurden in Einer Nacht (24. August 1572)
in Paris allein an 5000, in ganz Frankreich aber an 30,000 Hu-
gonotten ermordet. Der König selbst schoß auf sie aus dem Fen-
ster seines Schlosses. Dennoch aber verschmerzten die Protestanten
diesen furchtbaren Schlag; Theils war nur ein verhältnißmäßig
kleiner Theil von ihnen gefallen, Theils traten nun gerade manche
recht wackere und hochgestellte Leute zu ihnen über. Als Karl Ix.
nach schwerer Krankheit in Folge seines Sündenlebens gestorben
war, kam der ebenfalls ganz sittenlose Heinrich Iii. zur Regierung.
Unter ihm wurde das Land von den verschiedenen Adelsparteien,
die sich meist den einzelnen Thronbewerbern anschlossen, furchtbar
zerrüttet. Endlich wurde der König (1589) durch einen Jacobiner-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Franz_I. Hugo_Capet Katharina_von_Medicis Heinrich_Ii Heinrich Franz_Ii Franz Karl_Ix. Karl_Ix. August Karl_Ix Karl Heinrich_Iii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Frankreich Paris Frankreich