79
mit dem Beinamen Nothbart oder Barbarossa. Eben diese
Macht reizte aber auch den Widerstand der Päpste, welche sich
mit den nach völliger Unabhängigkeit strebenden Städten Ober-
italiens gegen die Kaiser verbanden. Nach langem Widerstand
unterlagen die Hohenstaufen, deren letzter Sprößling, Konradin,
im I. 1268, als er sein Erbreich, Neapel und Sicilien, gegen
den vom Papste eingesetzten König Karl von Anjou (spr. Angschuh)
wieder erobern wollte, in Neapel auf dem Schafsot starb.
26) Das Nitterthum hat seinen Ursprung in der ältesten
Zeit des deutschen Volkes, indem schon damals die Fürsten sich
mit einem zahlreichen Gefolge von Edlen zu umgeben pflegten,
welche zu Roß kämpften und dafür von den Fürsten, wenn Er-
oberungen gemacht worden waren, vorzugsweise mit Geschenken
an Ländereien bedacht wurden. In jener Zeit war der Ritter-
stand fast der einzige Bestandtheil des Volkes, welcher die
Waffen führte und auf Bildung Anspruch machte (die übrigens
damals in Bezug auf Künste und Wissenschaften fast ausschließ-
lich in der Ausübung der Dichtkunst bestand, der aber gerade
jetzt durch Geschicklichkeit in Führung der Waffen, durch Tapfer-
keit und Heldenmuth, und dabei zugleich durch einen hohen edlen
Sinn sich mehr als je auszeichnete.
27) Die bedeutendste Unternehmung dieser Zeit sind die
Kreuzzüge, welche den Zweck hatten, das Land, welchem die
Fußstapfen unseres Heilandes eingeprägt waren, namentlich das
heilige Grab den Ungläubigen zu entreißen. Sie wurden her-
vorgerufen durch die Frömmigkeit des Volkes und den Thaten-
drang der Ritter, und wurden fast 200 Jahre (1096 bis 1291)
in immer wiederholten Zügen, deren man, nur die größten
rechnend, sieben zählt, fortgesetzt. Der erste wurde im I. 1096
unternommen und hatte die Eroberung von Jerusalem zur Folge.
An dem dritten nahm auch Kaiser Friedrich I. Theil, der jedoch
unterwegs in einem Flusse in Cilicien ertrank. Auch ein an-
derer hohenstausischer Kaiser, Friedrich Ii., führte im I 1229
einen solchen Zug. Das Endergebniß war, daß das dort ge-
gründete Königreich und nach und nach auch die einzelnen dort
gegründeten Besitzungen wieder an die Ungläubigen verloren gingen.
28) Nach dem Untergange der Hohenstaufen (s. § 25)
folgte für Deutschland eine schwere, unglückliche Zeit, in der
es keinen Kaiser gab (daher Interregnum genannt), und wo
statt des Rechts die Gewalt (Faustrecht) herrschte (1254 bis
1273). Endlich wurde Rudolph von Habsburg (1273—1291)
gewählt *), welcher im I. 1290 allein in Thüringen 66 Raub-
burgen brach und so der Unordnung ein Ende machte. Jn-
*) S. Nr. 76 des Lesebuchs.
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Extrahierte Personennamen: Barbarossa Barbarossa Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Friedrich_I. Friedrich_Ii Friedrich Rudolph_von_Habsburg
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Sicilien Neapel Cilicien Deutschland Thüringen
132
Mittlere Geschichte.
flucht geboten hätten. In ihnen, wo bischöfliche oder kaiserliche Vögte das
Oberaufsichtsrecht übten, entwickelten sich allmälig selbständige Korporationen.
Die Ge- Den Kern der Bürgerschaft bildeten die sogenannten Geschlechter, d.^h.
schlechter, diejenigen Familien, welche zuerst den Grund und Boden der Stadt inne-
gehabt hatten. Außer ihnen gab es eine Menge unfreier Bürger, welche
herzugezogen waren und entweder Handwerke trieben oder den reichen Bür-
gern als Knechte dienten. Jene Geschlechter traten durch Wechselheiraten
und gemeinschaftliche Handelsunternehmungen in eine enge aristokratische
Verbindung zusammen und behielten sich auch allein das Recht öffentlicher
Versammlungen, die sogenannte „Nitterzeche", vor. Der aus ihnen er-
richtete Gemeinderath, an dessen Spitze der Schultheiß stand, wußte nach
und nach die Wirksamkeit des herrschaftlichen Vogtes zu beschränken und
sich fast die ausschließliche Verwaltung der Stadt anzueignen. Später aber
errangen auch die Handwerker, welche sich in städtischen Fehden durch ihre
handfeste Tapferkeit auszeichneten, allmälig politische Rechte. Sie sonderten
sich in Zünfte und traten als kleine Gilde unter ihrem aus den Zunft-
Die Zünfte, m e i st e r n freigewählten Bürgermei st er jenen Geschlechtern (Patriziern)
mit ihrem Schultheißen und ihrer großen oder Kaufmannsgilde mit
wachsenden Ansprüchen gegenüber.
Die Blüthe der Dom- und Klosterschulen, welche unter den Ottonen
von Neuem begonnen hatte, dauerte in der ersten Hälfte der salischen Pe-
riode fort. Unter den Schriftstellern jener Zeit sind besonders Hermann
derkontrakte und Lambert von Aschafsenburg zu nennen, welche beide
werthvolle Chroniken ihrer Zeit hinterlassen haben.
53. Die Normannen in Unteritalien (1000).
1. Fortdauernde Wanderlust der uach Frankreich verpflauzteu Normannen. Erscheinen
einzelner Normannen in Unteritalien (1016). Die Kolonie zu Aversa (1029). Ankunft
dreier Söhne des Grafen Tankred. Eroberung von Melfi. Wilhelm Eisenarm Graf
von Apulien. Weitere Einwanderung von Normannen. Gefangennahme und Wie-
derfreigebung des Papstes. Die Normannen Lehnsleute deö heiligen Stuhles (1053).
2. Herrschaft Robert Guiskard's. Seine Freundschaft mit dem Papste (Nikolaus Ii.)
und dem griechischen Kaiser (Michael Parapinaceö). Kämpfe gegen Alexius Komne-
niuö. Kaiser Heinrich Iv. bedrängt Gregor den Vii. Errettung deö Papstes durch
Guiökard (1084). Gmskard stirbt (1085). Sein Sohn Roger begründet das König-
reich Neapel.
1. Die im Jahre 911 nach Frankreich verpflanzten Normannen 4) ver-
loren auch in der neuen Heimat die Lust an Wanderungen und Abenteuern
nicht, namentlich fühlten sie sich von der Natur und den Schätzen des euro- l)
l) In die ursprünglichen Wohnsitze der Normannen war daö Christenthum zur
Zeit Ludwig des Frommen gedrungen. Ansgar (Anschar) hieß der mulhvolle Gtau-
benöbote, welcher das Evangelium in Dänemark (826) und Schweden (829) verkün-
deie. Er erwarb sich durch seine Missionsthätigkeit den Namen: „Apostel des Nor-
dens," wurde (831) erster Bischof von Hamburg und später (847) erster Erzbischof
der vereinigten Pisthümer Hamburg und Bremen. Sein Tod fällt in das Jahr 865.
— In Dänemark machte das Christenthum anfangs nur geringe Fortschritte, nament-
lich wurde es durch Gorm den Alten bekämpft. Auch jener Swen, der Ethel-
red vom englischen Throne stieß, war ein heftiger Widersacher der neuen Lehre. Mit
Kan nt dem Großen aber war der Sieg des Christenthums in Dänemark entschie-
den. — In Schweden schlug daö Evangelium noch langsamer Wurzel. Zwar nahm
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Extrahierte Personennamen: Hermann Lambert_von_Aschafsenburg Tankred Wilhelm Robert_Guiskard's Nikolaus Michael_Parapinaceö Alexius_Komne- Heinrich_Iv Heinrich Gregor Gregor Gmskard Ludwig Ansgar
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Frankreich Unteritalien Melfi Apulien Nikolaus Neapel Frankreich Dänemark Schweden Hamburg Hamburg Bremen Dänemark Ethel- Dänemark Schweden
Die Normannen in Unteritalien.
133
päischen Südens angezogen. Seit 1016 erschienen einzelne Normannen in Normannen
Uuteritalien, um auf Seite der Longobarden gegen die Griechen zu fechten. lnumer-
Bald kamen mehr Landsleute aus der Normandie nach und 1029 biliiete ttalienl01b‘
sich zu Aversaeine normännische Kolonie. Entschiedene Erfolge aber
errangen die Einwanderer erst dann, als sie von einem Heldengeschlechte,
den Söhnen des Grafen Tankred von Hauteville, angeführt wur-
den. Drei dieser Söhne gelangten zuerst nach Unteritalien, und ernteten
daselbst in einer Fehde Ehre und Geld. Darnach traten sie in die Dienste
des griechischen Kaisers, welcher wider die Sarazanen zu Felde lag, und
zeichneten sich auch hier durch Tapferkeit aus. Da man ihnen aber den
gebührenden Antheil an der Beute vorenthielt, so beschlossen sie, sich selbst
bezahlt zu machen. Sie setzten heimlich nach Kalabrien über, eroberten
Melfi^) und von da noch mehrere Städte. Tankred's ältester Sohn,
Wilhelm Eisen arm (so benannt, weil er in Sizilien den Fürsten Ar-
kadius von Syrakus erlegt hatte) nannte sich bereits Graf von Apulien.
Als der Ruf von seinem Glücke in die Heimat gelangte, kamen noch 7
seiner Brüder mit zahlreichem Gefolge herüber und halfen ihm sein Reich
erweitern und befestigen. Alle Versuche der Longobarden und Griechen,
die Ankömmlinge in offner Feldschlacht oder durch geheime Verschwörung zu
vernichten, scheiterten an der Tapferkeit und Wachsamkeit der Normannen.
Der Papst Leo Ix. stellte sich sogar in eigener Person an die Spitze eines
longobardischen Heeres, ward aber geschlagen und gefangen genommen.
Die Normannen sahen indeß in dem Besiegten nur den Statthalter Christi, Normanne»
ließen ihn wieder frei und empfingen von ihm alles bereits erworbene ^hnöleule
Land und das, was sie in Unteritalien und Sizilien erobern würden, als 'io53
Lehen (1053).
2. Robert Guiskard, der sechste von Tankred's Söhnen, durch Robert
Kühnheit und Schlauheit ausgezeichnet, ward nach dem Tode seiner drei Guiskard
ältesten Brüder von den Kriegern zum Anführer ausgerufen und eroberte t ^085.
ganz Kalabrien. Papst Nikolaus Ii. bestätigte den Besitz der neuen Er-
oberung, wofür sich Robert dem römischen Stuhle zu einem jährlichen Tri-
Olav Schooßkönig, so genannt, weil ihm als Kind gehuldigt worden war, ums
Jahr 1000 die Taufe an, allein das Hcidenthum behielt noch lange die Oberhand.
— Norwegen hatte in früherer Zeit viele kleine Könige, deren Macht wurde jedoch
durch Harald Schönhaar (860) gebrochen. Haralds Sohn (Hako der Gute),
in England erzogen und bekehrt, suchte unter seinen Unterthanen das Christenthum
einzuführen. Allein seine Bemühungen waren vergeblich. Erst Haralds Urenkel
(Olav Trygväson) drang mn dem Bekehrungswerke durch. — Während Harald's
Regierung entdeckten und bevölkerten unzufriedene Norweger das ferne Island (861).
Von dort aus wurde dann (983) Grönland gefunden, und einige Schiffer sollen
sogar bereits Amerika, das sie Winland oder Weinland nannten, erreicht
haben. Auch den Russen gaben die Normannen Herrscher ihres Geschlechtes, in-
dem die an der Ostsee wohnenden slavischen Stämme zur Schlichtung ihrer Streitig-
keit im Jahre 862 drei Brüder aus dem schwedischen Stamme Nuß herbeiriefen
und zu ihren Fürsten machten. Der eine von ihnen, Rurik, der in Nowgorod
seinen Wohnsitz hatte, wurde nach dem Tode seiner beiden Brüder Alleinherrscher.
Sein Urenkel war jener Wladimir der Große, der vom Dniepr bis zur Düna
herrschte und 988 das Christenthum annahm.
i) Aversa, Stadt einige Stunden nördlich von Neapel. — Melsi, Stadt
an der apulischen Grenze, 36 Stunden südlich von Neapel.
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Extrahierte Personennamen: Tankred Wilhelm Leo_Ix Leo Robert_Guiskard Robert
Kühnheit Guiskard Nikolaus Nikolaus Robert Olav_Schooßkönig Harald_Schönhaar Olav_Trygväson
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Normannen
Uuteritalien Unteritalien Kalabrien Sizilien Syrakus Apulien Christi Unteritalien Sizilien Kalabrien Norwegen England Island Amerika Ostsee Rurik Nowgorod Neapel Neapel
134
Mittlere Geschichte
butc verpflichtete. Diese freundschaftlichen Beziehungen waren dem Papst
erwünscht, weil er zur Sicherstellung des (1059) neugegründeten Kardinals-
kollegiums eines tüchtigen Vasallen bedurfte. Nobert's Ansehen stieg von
Tag zu Tag. Auch der griechische Kaiser (Michael Parapinaceö) bemühte
sich um seine Freundschaft und erbat sich Robert's Tochter für seinen Sohn
zur Frau. Die Ehe wurde geschlossen. Als nun Robert's Schwiegersohn
von Alexius Komnenius (1081) des Thrones beraubt wurde, schickte Ro-
bert seinen Sohn Boemund zur Eroberung nach Korfu und besiegte selbst
ein sechsmal stärkeres Heer bei Durazzv^). Schon waren seine Heere
durch Epirus bis Thessalonich *) und in die Nähe von Konstantinvpcl vor-
gedrungen, als Aufruhr in Italien, der Einfall des deutschen Kaisers Hein-
rich Iv. und die Noth des Papstes Gregor Vii. ihn mitten in seinem
Siegesläufe hemmten. Nachdem er seinem Sohne Boemund den Ober-
befehl übergeben hatte, eilte er nach Italien, zwang Heinrich Iv. zum Rück-
zug, befreite Gregor von der Belagerung in der Engelsburg und führte ihn
in Sicherheit nach Salerno i) (1084). Nun machte er sich zum zweiten Male
nach Griechenland auf, starb aber schon 1085 auf der Jnscstkephallonia *). In
der Herzogswürde folgte dem Helden sein zweiter Sohn Roger; der älteste,
Boemund, mußte sich niit Tarent und einigen anderen Orten begnügen.
Roger vereinigte Sizilien mit Apulien und Kalabrien, wurde 1130 durch
den Papst König, und legte so den Grund zum Königreich Neapel. Auch daö
letzte lombardische Herzogthum in Unteritalien, Kapua, wurde im 12. Jahr-
hundert durch die normännischen Könige erobert; Benevent nahmen die Päpste.
Das Königreich Neapel kam 1190 an die Hohenstaufen, 1266 an das
Haus Anjou, welches in Sizilien bis 1282, in Neapel bis 1435 regiert hat.
54. Die Kreuzziige.
1. Veranlassung zu den Kreuzzügen. — Frühes Wallfahrten einzelner Chri-
sten nach Palästina. Zunahme der Pilger seit Konstantin d. Gr. Gebräuche bei
der Abreise und der Rückkunft des Pilgers. Glaube an die Verdienstlichkeit einer
Wallfahrt. Friedliches Verhalten der Araber (seit 637) und kriegerisches der Seld-
schucken (seit 1072) gegen die Christen. Die Absicht Gregor des Vii. Auftrelen des
Einsiedlers Peter von Ämiens (1094). Kirchenversammlungen zu Piacenza und Kler-
mont (1095). Annahme eines Kreuzzuges. Vortheile für die Theilnehmer an dem Zuge.
2. Die Kreuzzüge selbst. — Erster Kreuzzug (1096—99): Gottfried von Bouil-
lon. Die Kreuzfahrer vor Konstantinopel, Nizäa (1097), Edessa, Nnliochia (1098)
und Jerusalem (1099). Einnahme der heiligen Stadt (15. Juli 1099.) Gründung
des Königreichs Jerusalem. Gottfried v. Bouillon wird Beschützer des heiligen Gra-
des; Schlacht bei Askalon (1099); Gottfrieds Tod (1100). Balduin König von
Jerusalem. Hilfsbedürftigkeit des Königreiches. Unterstützung durch die Ritterorden
und italienischen Seestädte. Zweiter Kreuzzug (1147—49): Konrad Iii. Uneinigkeit
der Christen; Zusammenhalten der Muhamedaner. Schlacht bei Liberias: Eroberung
Jerusalems durch Sultan Saladin (1187). Dritter Kreuzzug (1189—91): Friedrich
Barbarossa, Philipp August und Richard Löwenherz. Leopold von Oesterreich. Erfolg-
losigkeit des Kreuzzuges. Vierter Kreuzzug (1228): Friedrich Ii. (Daö lateinische Kaiser-
lhnm 1204—61; der Kinderkreuzzug). Vertrag mit dem Sultan Kamel von Aegypten
(1229). Eindringen der Chowaresmier. Niederlage der Ritterorden bei Gaza (1244).
i) Durazzo, das alle Dyrrachium an der Westküste Jllyrienö am adriatischen
Meere. — Thessalonich, Stadt in Mazedonien, am ägeischen Meere. — Sa-
lerno, Stadt südlich von Neapel am tyrrhenischen Meere. — Keph al l o nia, die
größte der jonischen Inseln an der Westseite Griechenlands.
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Extrahierte Personennamen: Michael_Parapinaceö Alexius_Komnenius Gregor Heinrich_Iv Heinrich Gregor Gregor Konstantin_d Gregor Peter_von_Ämiens Gottfried_von_Bouil- Gottfried_v Balduin Konrad_Iii Konrad Saladin Friedrich
Barbarossa Friedrich Barbarossa Philipp_August Philipp August Richard_Löwenherz Leopold_von_Oesterreich Leopold Friedrich_Ii Friedrich
Die Kreuzzüge.
137
über Jerusalem, die Grafschaft Tripolis und die Fürstenthümer Edesia und
Antiochia gebot.
Das Königreich Jerusalem bedurfte gegen die unaufhörlichen Angriffe
der Sarazenen stets der Unterstützung. Diese fand es theils in den klei-
neren Zuzügen, welche auf Schiffen der Handelsstaaten Venedig, Genua
und Pisa anlangten, theils in den geistlichen Ritterorden^), welche sich in
Folge der Kreuzzüge bildeten. Nach und nach gelang cs den Christen, fast
ganz Palästina und einen großen Theil von Syrien zu erobern; wie denn
auch die wichtigsten Seestädte Cäsarea?), Akkon-), Tyrus?), Si-
don?), Berytus'h und Trip oli S 2) in ihre Gewalt kamen. Doch war
damit das Bestehen des Königreichs nicht gesichert, vielmehr wurden zu
dessen Erhaltung bald neue große Kreuzzüge erforderlich.
Den zweiten Kreuzzug unternahmen (1147—49) der französische Zweite:
König Ludwig Vii. und der deutsche Kaiser Konrad Iii. 3), weil das ^47^49
Fürstenthum Edefsa (1144) an die Sarazenen verloren worden war. Der
Zug scheiterte an der Treulosigkeit der morgenländischen Christenheit und
war ohne allen Erfolg. Ueberhaupt störte die Uneinigkeit der Lehnsfürsten
mit dem Könige des Kronlandes und die Eifersucht der Ritterorden unter-
einander jede gemeinschaftliche Unternehmung der Christen, während die meist
einigen Muhamedaner an dem durch Tapferkeit, Tugend und Bildung aus-
gezeichneten Sultan Saladin von Aegypten einen starken Halt bekamen.
Zuletzt führte Verrätherei den Verlust der Schlacht bei Tiberiash her- Tiberias
bei, worauf Saladin Jerusalem eroberte (1187)' und daselbst der Herrschaft
des Kreuzes ein Ende machte. Zwar trieb der Schrecken der Christenheit
über Jerusalems Fall zum dritten Kreuzzug (1189—91), an welchem Dritter
sich Kaiser Friedrich Barbarossa, der König Philipp August von ^uzzug
Frankreich und König Richard Löwen herz von England betheiligten. "
Aber der traurige Tod des Kaisers im cilizischen Flusse Saleph (1190),
die Entzweiung der Könige bei Akkon und der Abzug Philipps, sowie die
Heimkehr des von Richard beleidigten Herzogs Leopold von Oe st er-
reich mit den Deutschen vereitelten den Zweck des Kreuzzuges. Richard
erhielt in einem Vertrage mit Saladin nur den Küstenstrich von Joppe bis * 2
0 Es waren dies der Jo h anniterord en (1099), der Templerord eu (1118)
und der deutsche oder Marienorden (1190).
2) Cäsar ea, Stadt nordwestlich von Jerusalem am mittelländischen Meere; an
der Küste folgen dann in nördlicher Richtung die Städte: Akkon (Ptolemais),
Tyrus, Sidon, Berytus (Beirut) und'trip oliö.
2) Konrad Iii. starb bald nach dem Kreuzzuge im Jahre 1152. Auf ihn folg-
ten noch fünf hohenstaufische Kaiser: Friedrich I. (1152 — 1190). Heinrich Vi.
1190—1197). Philipp v. Schwaben 1197—1208). Friedrich Ii. (1215—
1250) und Konrad Iv. (1250—1254). Die Bedeutendsten derselben waren Frie-
drich I. und Friedrich Ii. Diese verliehen dem Kaiserthrone einen Glanz, wie er seit-
dem nicht wiedergekehrt ist. Aber ihre ganze Regierungszeit war mit Kämpfen gegen
die Päpste (Alerander Iii., Innocenz ill., Gregor Ix., Innocenz Iv.) angefüllt,
welche, im Sinne Gregors Vii. fortwirkend, Kaiser und Reich von sich abhängig
machen, einen ihrer Leitung anvertrauten Gotteöstaat begründen wollten. Nach dem
Tode des letzten Königs aus dem Hause der Hohenstaufen (1254) trat in Deutschland
das sogenannte Interregnum (1254—1273) ein Der letzte Sproß der Hohenstaufen
aber, Konradin, wurde 1268 auf Befehl Karls von Anjou zu Neapel ent-
hauptet.
4) Tiberias, Stadt am Südwestufer des Sees Genezareth in Palästina.
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Extrahierte Personennamen: Palästina Ludwig_Vii Ludwig Konrad_Iii Konrad Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Philipp_August Philipp August König_Richard_Löwen Philipps Philipps Richard Leopold_von_Oe Leopold Richard Cäsar Sidon Konrad_Iii Konrad Friedrich_I. Heinrich_Vi Heinrich Philipp_v Philipp Friedrich_Ii Friedrich Konrad_Iv Konrad Friedrich_Ii Friedrich Innocenz_ill. Innocenz Gregor_Ix. Gregor_Ix. Innocenz_Iv. Innocenz_Iv. Gregors Konradin Konradin Karls_von_Anjou Karls Tiberias
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Antiochia Venedig Genua Syrien Cäsarea Tyrus Jerusalem Jerusalems Frankreich England Akkon Joppe Jerusalem Akkon Tyrus Beirut Schwaben Gregors Deutschland Neapel Palästina
Kreuzzüge gegen die Ketzer.
145
Frankreich und in Oberitalien fand er viele Anhänger, die nach ihm Wal-
denser und nach der Landschaft Albigois, auch Albigenser genannt
werden. Sie hielten besondere Versammlungen und erbauten sich in den-
selben mit Gesang und Gebet und Vorlesen der Lebensgeschichte Jesu. Nach
kurzer Zeit standen in ganz Südfrankreich die katholischen Kirchen leer, so
rasch verbreiteten sich die Sektirer. Graf Raimund von Toulouse war ihnen
ein gnädiger Herr und schützte sie gegen die römischen Geistlichen, welche
sie mit Gewalt zym Besuch der öffentlichen Gotteshäuser anhalten wollten.
Papst Innocenz Iii. suchte die Waldenser zuerst durch Sendboten und
Missionäre zum Glauben der katholischen Kirche zurückzuführen. Als dieses
Mittel fehlschlug, schritt er zu Gewaltmaßregeln und ließ das Kreuz wider
sie predigen. Und so mächtig war die Stimme des Papstes, daß Tausende
sich zu dem Zuge einfanden. An die Spitze des Kreuzheercs trat der tapfere
Simon von Mont fort; und nun begann ein zwanzigjähriger, mörderi-
scher Krieg (1209 — 1229)ft der an Fanatismus und Grausamkeit kaum
seines Gleichen gehabt hat. Als die Päpstlichen die Stadt Veziers^)
erstürmten (1209), wurden 7000 Menschen, die sich in eine Kirche geflüchtet
hatten, mit dieser verbrannt und an 20,000 Menschen ohne Unterschied des
Geschlechts und Alters erschlagen. Bei dieser Gelegenheit soll der Abt von
Citeaurh auf die Frage, woran man die Rechtgläubigen, die dort wohn-
ten, unterscheiden soll, geantwortet haben: „Schlagt nur todt, der Herr
kennt die Seinen." Die Wuth gegen die Albigenser stieg im Verfolg des
Krieges so hoch, daß die Ketzer selbst dann lebendig verbrannt wurden,
wenn sie sich bereit zeigten, ihren Glauben abzuschwören. Graf Raimund
von Toulouse wurde mit dem Bann belegt, sein Land dem grausamen
Simon von Mo nt fort zugesprochen, der aber bei der Belagerung der
Stadt Toulouse (1217) durch einen Steinwurf seinen Tod fand. Einen
neuen Kreuzzug-gegen die Albigenser unternahm König Ludwig Viii.
von Frankreich im Jahre 1226. 50,000 Reiter und viel Fußvolk waren
dazu aufgeboten. Nach dreimonatlicher Belagerung ward Avignon, das
damals noch zum deutschen Reiche gehörte, eingenommen; der König drang
weiter vor, kam aber schon im November desselben Jahres ums Leben.
Sein Sohn Ludwig Ix. schloß mit Raimunds Erben (Raimund Vii.)
einen Vertrag und erhielt in diesem einen großen Theil der Grafschaft
Toulouse. — Die wenigen Albigenser, welche der Verfolgung entronnen
waren, zogen sich in die unzugänglichen Thäler von Piemont und Savoyen
zurück. Ganz Südfrankreich war durch den schrecklichen Krieg auf lange
y Zeit hin verwüstet.
2. Nun schien es aber nöthig, das Wiederaufkommen der so gefähr-
lichen Ketzerei für alle künftigen Zeiten zu verhüten. Zu dem Ende er-
richtete Papst Gregor Ix. (1227 — 41) im Jahre 1232 besondere Jn-
quisitionstribunale, welche Ketzereien aufzuspüren und zu ahuden
hatten. Die Strafbestimmungen waren äußerst hart. Nicht blos die Ketzer
selbst, sondern auch Alle, die ihnen Schutz angedeihen ließen, sollten mit
dem Tode, diejenigen aber, welche aus Furcht vor der Strafe zum Glau-
bt Beziers, Stadt an dem Kanal ckn midi im südlichen Frankreich, in der
Provinz Languedoc. — Citeaur, Stadt im Herzogthum Burgund, in der Nähe
von Dijon.
Spieß u. Beriet Weltgeschichte Iii. jq
Raimund
von
Toulouse.
Grausamer
Krieg
1209—29.
Simoil v.
Moutforl
I 1217.
Friedens-
schluß.
Znquisi-
tionstribu-
nale 1232.
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Extrahierte Personennamen: Jesu Raimund_von_Toulouse Innocenz_Iii Innocenz Simon_von_Mont Raimund
von_Toulouse Simon_von_Mo Ludwig_Viii Ludwig Ludwig_Ix Ludwig Raimunds Raimund_Vii Gregor_Ix Gregor Raimund
von
Toulouse
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Oberitalien Toulouse Frankreich Avignon Frankreich Burgund Dijon
Sizili anische Vesper.
147
ging er nach Aragonien, dessen König Peter Iii. die nächsten Ansprüche
auf Neapel und Sizilien hatte. Diesen beredete er, zur Vertreibung des
tyrannischen Karl und der Eroberung Siziliens die Waffen zu ergreifen.
Ehe indeß Peter seine Rüstungen vollendet hatte, brachte ein Vorfall ganz
Sizilien in Aufstand.
Es war am Ostertage des Jahres 1282, als die Bewohner von
Palermo in herkömmlicher Weise nach dem benachbarten Dorfe Montreal
gingen, um dort der Vesper- oder Abendandacht beizuwohnen. Der Weg
führt durch ein anmuthiges Wiesenthal. Hier lagerte sich weithin die fest-
lich geschmückte Menge, bis die Glocke zur Vesper rufen würde. Einige
ließen sich im weichen Grase nieder, Andere pflückten Blumen und wanden
Kranze. Alle überließen sich in heiterer Sorglosigkeit munteren Scherzen
und Spielen. Auch die in der Stadt wohnenden Franzosen mischten sich
unter die fröhliche Menge. Damit es aber zwischen den Palermitanern
und Fremden nicht zu blutigen Auftritten komme, hatte die Obrigkeit un-
tersagt, Waffen mitzunehmen. Unter dem Vorwände, nach Waffen zu
suchen, erlaubt sich ein unverschämter Franzose, Namens Drouet, gegen Druet.
ein junges, vornehmes Mädchen grobe Unanständigkeiten. Die Angehörigen
des Mädchens und andere Leute eilen herbei und „Nieder mit den Fran-
zosen !". erscholl es aus dem dichter werdenden Haufen. Plötzlich blitzen
hunderte von verborgen gewesenen Dolchen hervor und Drouet stürzt
durchbohrt zu Boden.
Diese rasche That reißt die Menge fort: in wenig Minuten ist das
Morden allgemein, bald sind die iin Zuge befindlichen Franzosen nieder-
gestoßen. Dann eilt die rasende Menge zur Stadt zurück, und Männer,
Weiber und Kinder, Alles, was einen französischen Namen trägt, muß
sterben. Rasch verbreitet sich der Aufstand über die ganze Insel. In allen
Städten, in allen Flecken wurden die Franzosen umgebracht: in Katania 8000, Daö Bluo
in Messina 3000. Sagte einer, er sei kein Franzose, so mußte er dies durch ^ ^82.
die richtige Aussprache des Wortes Oieeri (Erbsen) beweisen. Sprach er
das Wort falsch, so war er dem Tode verfallen. In ganz Sizilien wurden
nur zwei französische Edelleute verschont. — Das war die sizilianische
Vesper, ein schauerliches Todtenopfer für die Manen Konradins.
Karl von Anjou befand sich eben zu Rom, als die Schreckensnachricht
einlief. Er biß vor Wuth in seinen Stockknopf und schwur den Sizilia-
nern blutige Rache. Diese aber riefen, auf Johann von Procida's Betrieb,
den König von Aragonien herbei und huldigten ihm als ihrem Könige.
Alle Bemühungen Karl's, die Insel wieder zu erobern, waren fruchtlos,
und er mußte sich mit Neapel begnügen. Lange blieben nun Neapel und
Sizilien getrennt, bis im Jahre 1504 Neapel nach vielfachem Herrscher-
wechsel ebenfalls an Aragonien kam.
59. Ausbreitung der Deutschen und des Christenthums in
den slavischen Landern.
Völkersturm der Mongolen. Schlacht bei Liegnitz (1241). Umkehr der Mongolen.
Einwanderung deutscher Anbauer in Schlesien und Ungarn. Deutsche Kolonisten nach
Preußen, Livland, Esthland und Kurland. Die Kaufleute ans Bremen (1108), Gründung
des Bisthum Yrküll durch den Mönch Meinhard (1187). Erbauung Rigas (1198) und
Stiftung der Kreuz- imb Schwertrilter durch Albrecht von Apeldern. Verbreitung
10*
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Extrahierte Personennamen: Peter_Iii Karl Karl Peter Konradins Karl_von_Anjou Karl Johann_von_Procida's Johann Meinhard Albrecht_von_Apeldern Albrecht
Frankreich und England. Die Jungfrau von Orleans. 171
63. Frankreich und England. Die Jungfrau von Orleans
(1429).
1. Frankreich: nach den Kapetingern folgt das Haus Valois (1328—1589); England:
nach den normännifchen Königen daö Haus Anjou oder Planlagenet (1154—1485).
Eduard 111. (1327—77) von England erhebt Ansprüche auf den französischen Thron.
Sein Sieg bei Crccy (1346). Schlacht bei Maupertuis (1356) ; Tapferkeit des
„schwarzen" Prinzen (des Prinzen von Wales): Gefangennahme des französischen
Königs (Johann des Guten 1350—64). Bessere Zeiten für Frankreich unter Karl V.
(1364—80) (Bertrand du Guesclin), schlimmere unter Karl Vi. (1380—1422). Par-
teiungen am französischen Hofe. Einfall Heinrichs V. von England. Sein Sieg bei
Azincourt (1415). Der Vertrag von Troyes: Heinrich V. zum Erben des französi-
schen Thrones erklärt. Tod Heinrichs V. und Karls Vi. Kampf der Engländer und
Burgunder gegen Karl Vii. 2. Auftreten der Johanna d'arc (1. März 1429);
Befreiung von Orleans (8 Mai 1429). 3. Krönung Karls Vii. in Rheims (14.
Juli 1429). Die Jungfrau von den Burgundern gefangen genommen (23. Mai
1430) und von den Engländern verbrannt (30. Mai 1431). 4. Daö Ende dcs
Krieges (Einfluß desselben auf die englische Verfassung). Kampf zwischen der weißen
und rothen Rose (1453—85). Versöhnung der streitenden Parteien durch die Ver-
mählung Heinrichs von Tudor mit Elisabeth von Port. Das Haus Tudor (1485—
1603).
1. In Frankreich war die gerade Linie der von Hugo Kapet ent-
sprossenen Könige mit den Söhnen Philipps des Schönen, desselben,
unter welchem der Tempelherrenordcn aufgehoben wurde, im Jahre 1328
erloschen, und die Krone vererbte auf die Seitenlinie der Valois, welchehansvalois
261 Jahre, von 1328 —1589, über Frankreich herrschte. Philipp Vi. 1328-1589.
(1328—1350), ein Brudersohn Philipps des Schönen, eröffnete diese neue
Regentenfamilie.
England stand nach Aussterben der normannischen Könige unter
dem Hause Anjou oder Plantagenet (1154—1485). Eduard Iii. Haus Anjou
(1327 —1377) aus dieser Familie war von mütterlicher Seite ein 1154-1485.
Enkel Philipps des Schönen und machte nun gleichfalls Ansprüche auf den
französischen Thron. Und aus den Ansprüchen der beiden Thronbewerber
entspann sich zwischen Franzosen und Engländern ein höchst blutiger Krieg,
der mit wenig Unterbrechung ein ganzes Jahrhundert hindurch gewährt
hat. Anfangs beschränkte sich Eduard auf Streifereien, die er von Flan-
dern aus unternahm, und auf Gefechte zur See, in denen die Engländer
viele französische Schiffe erbeuteten. Im Jahre 1346 aber landete Eduard
mit 30,000 Mann und gewann die Schlacht bei Crecyi), in welchercrecy 1346.
zum ersten Mal Kanonen gebraucht wurden. Das Jahr darauf eroberte
„Wahre dich Bauer, die Garde kommt." Allein die Dithmarschen hielten Stand und
schädigten arg den Feind. Auch war Fluthzeit eingetreten: die Wachen auf den Tei-
chen bemerkten an dem Donner der Geschütze, daß die rechte Stunde gekommen sei,
und öffneten die Schleusen. Das Meerwasser strömte ein. Jetzt riefen die Dithmar-
schen: „Wahre dich Garde, der Bauer kommt!" Junker Schlenz fiel und mindestens
6000 vom dänischen Heere wurden erschlagen oder in die Gräben gestürzt. Mit Got-
tes Hülfe war Freiheit und Vaterland gerettet worden.
Ueber ein halb Jahrhundert hindurch blieben die Dithmarschen unangefochten im
Genusse der Freiheit, aber Reichthum und der lange Frieden machte sie übermüthig
und unvorsichtig und so unterlagen sie denn 1559 der dänischen Übermacht. Doch
auch bei ihrem Untergange bewährten sie die alte Heldenkraft.
0 Crecy, Marktflecken im nordwestlichen Frankreich, um Somme.
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Extrahierte Personennamen: Eduard Maupertuis Johann Karl_V. Karl_V. Bertrand_du_Guesclin Karl_Vi Karl Heinrichs_V. Heinrichs_V. Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrichs_V. Heinrichs_V. Karls Karl_Vii Karl Johanna_d'arc Karls Heinrichs Hugo_Kapet Philipps Philipp_Vi Philipp Philipps Philipps Eduard_Iii Eduard Philipps Philipps Eduard Eduard Eduard Eduard Schlenz Crecy
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich England Frankreich England Haus_Anjou England Wales Frankreich England Troyes Karls Karls Rheims Frankreich Frankreich England Crecyi Dithmarschen Dithmarschen Frankreich
136
Mitticie Geschichte.
Leibeigenen bewirke. Die Hoffnung auf himmlischen Lohn wie das Ver-
langen, sich beengenden und drückenden Verhältnissen zu entziehen, ver-
mehrte daher gleichstark die Zahl der Wallbrüder. Nach einer allgemeinen
Schätzung sollen sich nicht weniger als 7 Millionen Menschen an den Kreuz-
zügen betheiligt haben.
Erster .2' Die Kreuzzüge selbst. — Der erste Kreuzzug, vorzüglich von
Kreu"ug Italienern und Franzosen unternommen, dauerte von 1096—1099. Be-
1096—99. feitis im Mai 1096 brachen ungeordnete Schaaren unter Peter von
Amiens und Walter von Habenichts auf, ihnen folgte erst im
August das trefflich gerüstete Hauptheer. Es stand unter Leitung des Her-
Gottfried v. zogs von Niederlothringen, Gottfrieds von Bouillon, neben dem
Bouillon, als Führer noch hervorragten: Graf Hugo von Vermandois, Bruder
des Königs Philipp I. von Frankreich, Herzog Robert von der Nor-
mandie, Sohn Wilhelm des Eroberers, Graf Raimund von Tou-
louse, Fürst Boemund von Tarent und dessen Vetter, der edle Ritter
Tankred. Der Weg ging durch Deutschland, Ungarn, Bulgarien und das
griechische Reich. Unter den Mauern Konstantinopels wurde ein Lager be-
zogen, um die Heerschaaren, welche auf verschiedenen Wegen heranzogen, zu
sammeln. Mit dem Frühling des Jahres 1097 setzten "die Christen nach
Asien über. Eine angestellte Musterung ergab über 300,000 Streiter zu
Fuß, über 100,000 zu Roß; mit Weibern und Kindern und Knechten eine
Masse von 600,000 Köpfen. Als die Einnahme von Nizäa^) an der
Treulosigkeit der Griechen gescheitert war, wandte man sich zur Eroberung
Edessa's^) und ließ daselbst durch Balduin, Gottfried's Bruder, das
erste christliche Fürstenthum im Morgenlande errichten. Die Stadt An-
tiochia^) konnte erst nach neunmonatlicher Einschließung bezwungen wer-
den (3. Juni 1098) und bald darauf geriethen die Kreuzfahrer durch ein
sie belagerndes Sarazenenheer in große Noth, aus der sie jedoch durch „Auf-
findung der heiligen Lanze", welche die Ermatteten zu einem herzhaften
Ausfall begeisterte, gerettet wurden. Endlich gelangte man nach unendlichen
Erstürmung Mühsalen vor Jerusalem (6. Juni 1099) und nahm es nach wieder-
Jerusalems holten Kämpfen am 38. Tage (15. Juli 1099) mit Sturm ein. Furchtbar
15. Juli waren die Gräuel, welche die Christen an den Einwohnern verübten, in-
1099, brünstig aber auch die Gebete, welche sie an den heiligen Stätten verrichteten.
Um den theuer erworbenen Besitz behaupten zu können, verschritt man rasch
(am 22. Juli) zur Begründung eines Königreichs Jerusalem und
wählte den würdigsten der Fürsten, Gottfried v. Bouillon, zum Be-
herrscher desselben. In frommer Bescheidenheit lehnte er jedoch den königlichen
Titel ab und nannte sich nur Beschützer des heiligen Grabes. Bereits
im folgenden Monat nahete sich ein zahlreiches Sarazenenheer, das auf
140,000 Mann angegeben wird. Kaum den siebenten Theil konnte Gott-
Aökalon (rieb dieser Macht entgegenstellen, dennoch errang er durch Tapferkeit und
1099. Klugheit in der Schlacht bei Askalon^) (1099) den Sieg. Leider starb
Bouillon her treffliche Mann schon im folgenden Jahre (1100). Ihm folgte sein
111oo. Bruder Balduin, welcher sich zuerst König von Jerusalem nannte und 1
1) Nizäa, Stadt in Bithynien, jetzt Jsnik. — Edessa, Stadt im nördlichen
Mesopotamien, östlich vom Oberlauf des Euphrat. — Antiochia, Stadt im nörd-
lichen Syrien, am Orontes. — Aökalon, Stadt (jetzt in Trümmern) an der Süd-
westküste Syriens.
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TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Peter_von
Amiens Walter_von_Habenichts August Gottfried_v Gottfrieds_von_Bouillon Hugo_von_Vermandois Philipp_I._von_Frankreich Philipp_I. Robert_von_der_Nor- Wilhelm Raimund_von_Tou- Tankred Balduin Gottfried_v Balduin
Extrahierte Ortsnamen: Niederlothringen Tarent Deutschland Ungarn Bulgarien Asien Jerusalem Jerusalem Jerusalem Nizäa Bithynien Edessa Mesopotamien Antiochia Syrien Orontes Syriens
146
Mittlere Geschichte.
den zurückkehrten, mit lebenslänglichem Gefängniß bestraft werden; die
Kinder der Ketzer, mit Ausnahme derjenigen, welche selbst ihre Eltern an-
gaben, wurden von allen Aemtern und Ehrenstellen ausgeschlossen; außer
deu der Ketzerei Ueberwiesenen sollten auch die derselben Verdächtigen (wozu
ein Jeder gerechnet wurde, der nicht wenigstens dreimal im Jahre beichtete)
verfolgt und bestraft werden. In Italien und Frankreich wurde die In-
quisition ohne Schwierigkeit eingeführt; in Spanien fand sie, besonders
wegen der Heimlichkeit des Verfahrens und der Anwendung der Folter,
anfangs großen Widerstand; in Deutschland endlich, wo schon der erste
v. Großinquisitor, Konrad von Marburg, vom Volke erschlagen wurde,
Marburg. jst sie, wie in den übrigen reingermanischen Ländern, nie zur Herrschaft
gekommen.
58. Die Sizilianische Vesper 1282.
Ausbietung des Königsreichs Neapel durch die Päpste; Eroberung deö Landes durch
Karl von Anjou (1266). Hinrichtung Konradius (1268), Karls grausame Negierung.
Die Gährung in Sizilien. Vorhaben Johanns von Procida. Niistungeu Peter deö
Iii. von Aragonien. Der Ostertag des Jahres 1282. Die Wallfahrt nach Montreal.
Unanständiges Betragen des Franzosen Dronet. Ausbruch des Blutbades. Wieder-
holung desselben in den Flecken und Städten der Insel. Die Wuth Karls von Anjou.
Seine vergeblichen Versuche zur Rückeroberung.der Insel.
Der langwierige Streit zwischen Guelfen und Ghibellinnen
führte bekanntlich auch den Untergang des herrlichen Hohenstaufischen Kaiser-
geschlechts herbei. Nach dem-Tode Konrads Iv. (1254) erklärten näm-
lich die Päpste (Alexander Iv. P 1261, Urban Iv. P 1264 und Kle-
mens Iv.) Neapel und Sizilien für ein der römischen Kirche heimgefalle-
nes Lehen und boten es bald diesem, bald jenem Fürsten an. Endlich
fand sich Karl von Anjou, Graf von Provenee, der jüngste Bruder
König Ludwigs Ix. von Frankreich, welcher denn auch das hohenstausische
Benevcnt Erbland durch die Schlacht bei Ben event H (1266) eroberte. Und als der
1266. letzw Hohenstaufe Konradin sein rechtmäßiges Erbe mit den Waffen in
der Hand erkämpfen wollte, wurde er nach der unglücklichen Schlacht bei
Tagliakozzo Tagliato zzo H gefangen genommen und sammt seinem Freunde Frie-
1268. t»rich von Baden zu Neapel hingerichtet (1268).
Karl v. Nach Konradins Falle herrschte Karl von Anjou mit eiserner Ge-
Aujou. walt in Neapel und Sizilien. Er ließ die angeblichen Anhänger der Hohen-
staufen grausam verfolgen, verachtete die Eingebornen des Landes und wählte
zu Ministern und Rathgebern nur Franzosen. Unerschwingliche Abgaben
wurden mit Härte eingetrieben. Dazu kam der Uebermuth der französischen
Soldaten, die ungestraft allerlei Frevel verübten. Eine dumpfe Gährung
ging durch das ganze Land. Am größten war die Unzufriedenheit in Si-
zilien, das früher von den Hohenstaufen bevorzugt, jetzt auf jede Weise
Johann v. hintangesetzt wurde. Bei dieser Sachlage erhob sich Johann von Pro -
Procida. cida, um sein Vaterland von der Fremdherrschaft zu befreien. Er war
ein kühner und gewandter Mann und stammte aus einer angesehenen Fa-
milie in Salerno^ Als Anhänger Konradins hatte er alle seine Besitzun-
gen verloren und sein Leben nur durch schleunige Flucht gerettet. Nun
i) Benevcnt, päpstliche Stadt im Königreich Neapel, östlich von der Stadt
Neapel. — Tagliakozzo, östlich von Rom, im Königreich Neapel.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Marburg Konrad Karl_von_Anjou Karl Karls Johanns Johanns Niistungeu_Peter_deö Karls_von_Anjou Karls Konrads Alexander_Iv Alexander Urban Karl_von_Anjou Karl Graf_von_Provenee König_Ludwigs_Ix Ludwigs Konradin Konradin Karl_v Karl Konradins Konradins Karl_von_Anjou Karl Johann Johann_von_Pro Johann Konradins
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Spanien Deutschland Marburg Neapel Karls Sizilien Procida Aragonien Montreal Neapel Sizilien Frankreich Baden Neapel Neapel Sizilien Hohen- Procida Konradins Neapel Neapel Rom Neapel