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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 47

1902 - Karlsruhe : Lang
— 47 — Edelmanne verräterischer Weise festgenommen und an Karl von Anjou ausgeliefert. Aus allen Teilen seines Reiches lud dieser Rechtsgelehrte nach Neapel, die das Urteil sprechen sollten. Aber nur ein Richter war dem König zu Willen, alle übrigen sprachen Konradin frei; denn er sei nicht als ein Räuber und Empörer gekommen, sondern im Glauben und im Vertrauen auf sein gutes Recht; er habe nicht gefrevelt, da er ja sein angestammtes väterliches Reich durch offenen Krieg wiederzugewinnen suchte. Trotzdem folgte der König jener einen Stimme und sprach das Todesurteil über die Gefangenen. Konradin saß eben beim Schachspiel, als man ihm diese Nachricht brachte. Er verlor die Fassung nicht, sondern benutzte die kurze Zeit, die man ihm gönnte, um sein Testament zu machen und sich mit Gott zu versöhnen. Unterdes schlug man in aller Stille dicht vor der Stadt das Blutgerüst auf. Ende Oktober 1268 wurden die Verurteilten zum Richtplatz geführt. Karl von Anjou sah von dem Fenster einer benachbarten Burg aus dem traurigen Schauspiele zu. Als Konradin das Gerüst betreten hatte, bat er, man möge ihm noch einmal das Wort verstatten. Dann sprach er mit fester Stimme: „Vor Gott habe ich als Sünder den Tod verdient, hier aber werde ich ungerecht verdammt. Ich habe nur meine Rechte verteidigt, und darum kann ich des Todes nicht schuldig sein. Und wenn ich selbst schuldig wäre, so dars man jedenfalls die nicht töten, die mir als treue Freunde in den Kampf folgten." Diese Worte erzeugten Rührung, aber das Urteil blieb nn-geändert. Konradin umarmte noch einmal seinen Todesgenossen Friedrich von Baden. Dann zog er sein Oberkleid aus, erhob Augen und Hände zum Himmel und sprach: „Jesus Christus, Herr aller Geschöpfe, wenn dieser Kelch nicht vor mir vorüber gehen soll, so befehle ich meinen Geist in deine Hände." Schon hatte er sich zum Todesstreiche nieder gekniet, sein Haupt gebeugt. Da sprang er plötzlich auf, richtete seinen Blick gen Norden und ries aus: „Mutter, welche Schmerzen bereite ich dir!" Seiner Mutter galt sein letzter Gedanke. Daraus wurde er mit dem Beile hingerichtet. Als Friedrich von Baden das Haupt seines Freundes fallen sah, schrie er in feinem Schmerze laut auf. Alle Umstehenden fingen zu weinen an. Doch kein Mitleid rührte das harte Herz Karls von Anjou. Friedrich folgte feinem Freunde in den Tod. Konradins Mutter eilte nach Neapel, um ihren Sohn auszulösen, aber sie kam zu spät. Es wurde ihr die Erlaubnis erteilt, über feinem Grabe eine Kapelle zu erbauen.

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 46

1902 - Karlsruhe : Lang
— 46 — Infolge der zwiespältigen Wahl entstand ein zehnjähriger Krieg in Deutschland. Erst als Philipp von dem Psalzgrafen Otto von Wittelsbach, den er beleidigt hatte, zu Bamberg erschlagen worden war, wurde Otto von Braunschweig von allen Deutschen als Kaiser anerkannt. Doch schon nach vier Jahren fielen die Fürsten wieder^von ihm ab und erkannten den jungen Friedrich, Heinrichs Vi. Sohn, als ihren Kaiser an. Friedrich 11. regierte fünsuuddreißig Jahre. Er kam selten nach Deutschland, ' denn er hatte fortwährend mit den Italienern und den Päpsten zu kämpfen. Im Jahre 1228 unternahm er einen Kreuzzug und gewann durch einen Vertrag mit dem Sultan Jerusalem. Gegen das Ende seines Lebens machten sich die Fürsten, Bischöfe und Städte in Deutschland mehr und mehr von der kaiserlichen Gewalt unabhängig. Friedrichs Sohn, Konrad Iv., besaß von der Kaiserwürde nur noch den Namen. Kaiser Konrad Iv. hinterließ bei seinem Tode einen zweijährigen Sohn mit Namen Konradin. Als er herangewachsen war, wollte er die Königreiche Neapel und Sizilien in Besitz nehmen. Diese Reiche gehörten ihm von seinem Urgroßvater her; allein ein französischer Prinz, Konradin, der letzte Hohenstaufe. Karl von Anjou, hatte sie erobert. Im Jahre 1268 zog er fernem Ly reun de Friedrich von Baden und einer kleinen Schar Krieger nach Italien. Die Freunde der Hohenstaufen rn Italien führten ihm bewaffnete Mannschaft zu, fodaß er mit ernem ziemlich starken Heere in sein Königreich gelangte. Bei dem Städtchen Scureola stellte sich ihm Karl von Anjou entgegen. Kouradin^schlug den welschen Kronränber in die Flucht; allein statt den Feind zu verfolgen, plünderten die Soldaten Konradins das feindliche Lager. Als Karl dies gewahr wurde, machte er noch einen Angriff und entriß dem deutschen Königs-Whne den schon gewonnenen Sieg. Konradin und sein Freund Friedrich flohen nach der Meeresküste, um aus einem Schisse Zn entkommen. Allein beide wurden von einem italienischen

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 48

1902 - Karlsruhe : Lang
— 48 — Xii. Kon Audokf von Kaösöurg. 1. Die kaiserlose Zeit?) Nach dem Tode Konrads Iv. hatte das deutsche Reich neunzehn Jahre lang kein Oberhaupt. Kaiser Friedrich Ii. war während seiner langen Regierungszeit wenig in Deutschland gewesen; überdies hatte er zum Nachteile der Kaisergewalt den kleinen Fürsten viele Rechte gegeben, damit sie in Zeiten des Unfriedens mit den Großen des Reiches zu ihm stünden. Daher kam es, daß die deutschen Fürsten keinen Oberherrn über sich haben wollten. Früher waren die Fürsten und Herren nur Beamte des Kaisers und des Reiches gewesen; jeder hatte sein Landesgebiet nur aus die Zeit seines Lebens vom Kaiser verliehen erhalten. Jetzt war jeder in seinem Lande unumschränkter Herr geworden. Jeder Ritter, der nichts als ein kleines Schloß und einige Morgen Landes besaß, nahm für sich Ehren und Rechte in Anspruch, wie sie nur dem Kaiser und König zukommen, und suchte seinen Besitz mit List und Gewalt zu vermehren. Das Wohl und die Ehre des Reiches galten nichts mehr, Recht und Gesetz wurden verachtet, die Schwachen wurden von den Starken**) unterdrückt. In dieser traurigen Zeit wollte kein deutscher Fürst die schwere Bürde der wertlosen Würde auf sich nehmen. Deshalb wurde die Kaiserkrone dem Könige Alfons von Castilien***) und dem Prinzen Richard von Cornwallis angeboten. Beide nahmen sie an; aber Alfons kam gar nicht nach Deutschland, Richard uur aus kurze Zeit. So tief war unser Vaterland durch die Selbstsucht seiner Fürsten gesunken, daß die Kaiserkrone an auswärtige Fürsten verschachert wurde, während dem Reiche durch inneren Hader der Untergang drohte. Und nicht huudert Jahre zuvor hatte sich vor dem deutschen Kaiser ganz Europa gebeugt. 2. Rudols von Habsburg. Aus dem Elend der kaiserlosen Zeit wurde Deutschland durch Rudols von Habsburg gerettet. Seine Geburtsstätte ist die Limburg am Fuße des Kaiserstuhles; seine Stammgüter lagen im Aargau. Kaiser Friedrich Ii. war sein Tauspate *) Interregnum = Fehlen des Reichsoberhauptes, Zwischenreich. **) Das Faustrecht — Recht des Stärkeren, rohe Gewalt. ***) Die Fürsten, welche den König Alfons von Castilien wählten, übertrugen dein Herzog Friedrich von Lothringen das Amt, mit Alfons über die Annahme der Kaiserkrone zu verhandeln. Er war nämlich durch seine Mutter mit ihm verwandt. Friedrich reiste selbst nach Spanien.

4. Grundriß der Kirchengeschichte für höhere Lehranstalten - S. 33

1877 - Karlsruhe : Braun
33 Man zählt — nach Abrechnung des verunglückten Vor-- - Zuges im Frühjahr 1096 — gewöhnlich folgende Kreuzzüge: i sßrstst«. 7, unter Herzog Gottfried von Niederlothringen 1096—99. ridfij«\7 % unter den zwei Königen Konrad Iii. von Deutschland . und Ludwig Vii. von Frankreich 1147—49. j Yrroj«pf 3. unter den drei größten Monarchen der Christenheit: , *' Friedrich Barbarossa von Deutschland, Philipp Ii. an etfa August von Frankreich und Richard Löwenherz von '. Wfttentii England im bis 93. -1; ,Iame*l 4. unter französischen Rittern (Balduin) 1204. 3ur Hw 5. unter Friedrich Ii. von Deutschland 1228—29 (nach ■>'L nördlich uif dem Kinderzug 1212 und der Unternehmung des Königs >'lianneyj sß Andreas von Ungarn 1217). Cää 6- und 7. unter Ludwig Ix. dem Heiligen von Frankreich ourch 1348 anb 1270. ° , bei den | 31dimun&u§ is ß Ca ... v _ , 8 50. Die mit unendlichen Opfern ausgeführten Züge nach dem Morgenlande dienten ihrem Zwecke nur vorüberschritte des K Zehend. Denn das durch Gottfried von Bouillon 1099 ge-Dlänbit'fai gründete christliche Königreich Jerusalem ging nach 88jähri-'sselben in k 9em. Bestände durch die Schlacht bei Liberias oder Hittim :a niar nanil ^n den ägyptischen Sultan Saladin wieder verloren, und tfcn mm öl ^uch der durch Vertrag mit dem Sultan Alkamel von Aegvp-„ihrbmibetfl L.,Torbene Besitz Jerusalems und der heiligen Orte durch nboraina. A Jatsec Friedrich Ii. blieb den Christen nur bis 1244, wo )aren und It ^rusalem wieder an die Sarazenen kam. Auch die übrigen i! Wamfi ,?b^nugen der Christen gingen allmählich verloren, zuletzt ;;3 Ptolemars 1291 an die ägyptischen Mamelukken. - Wenn so ! d ei? ?cr uachste Zweck der Kreuzzüge nicht erreicht war, so sind rfu'tiuerfamii r^n Folgen darum aber doch von hoher Bedeutung, vorüber 1095! !~l1^ 1ü1 die Hebung der allgemeinen Ciiltur, wie nach-, J stehende Andeutungen zeigen sollen. mn hm §i rx ®er Gestchmretg der abendländischen Welt erweiterte -' 21 ^ Allgemeinen durch die 200jährige Berührung mit Morgenland. Geographische und naturwissenschaftliche i ifd Kenntnisse. Bekanntschaft mit den Sagen und Märchen des ^0 Orients. Wirkung auf die abendländische Literatur. v:l\aur L r, 2- Die politische Freiheit nahm zu; der Bürgerstand hob W viele Leibeigene wurden frei. Beweggründe zur Theil-ächlich F» nähme an den Kreuzzügen oft politisch-social. 3

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 45

1900 - Karlsruhe : Lang
— 45 - er die Königreiche Neapel und Sizilien in Besitz nehmen. Diese Reiche gehörten ihm von seinem Urgroßvater her; allein ein französischer Prinz, Karl von Anjou, hatte sie erobert. Im Jahre 1268 zog er mit seinem Freunde Friedrich von Baden und einer kleinen Schar Krieger uach Italien. Die Freunde der Hohenstaufen in Italien führten ihm bewaffnete Mannschaft zu, so daß er mit einem ziemlich starken Heere in sein Königreich gelangte. Bei dem Städtchen Scurcola stellte sich ihm Karl von Anjou entgegen. Konradin schlug den welschen Kronräuber in die Flucht; allein statt den Feind zu verfolgen, plünderten die Soldaten Konradins das feindliche Lager. Als Karl dies gewahr wurde, machte er noch einen Angriff und entriß dem deutschen Königssohne den schon gewonnenen Sieg. Konradin und sein Freund Friedrich flohen uach der Meeresküste, um ans einem Schiffe zu entkommen. Allein beide wurden von einem italienischen Edelmanne verräterischer Weise festgenommen und an Karl von Anjou ausgeliefert. Aus allen Teilen seines Reiches lud dieser Rechtsgelehrte nach Neapel, die das Urteil sprechen sollten. Aber nur ein Richter war dem König zu Willen, alle übrigen sprachen Konradin frei; denn er sei nicht als ein Räuber und Empörer gekommen, sondern im Glauben und trn Vertrauen auf fein gutes Recht; er habe nicht gefrevelt, da er ja sein angestammtes väterliches Reich durch offenen Krieg wiederzugewinnen suchte. Trotzdem folgte der König jener einen Stimme und sprach das Todesurteil Über die Gefangenen. Konradin faß eben beim Schachspiel, als man ihm diese Nachricht brachte. Er verlor die Fassung nicht, sondern benutzte die kurze Zeit, die man ihm gönnte, um sein Testament zu machen und sich mit Gott zu versöhnen. Unterdes schlug man in aller Stille dicht vor der Stadt das Blutgerüst auf. Ende Oktober 1268 wurden die Verurteilten zum Richtplatz geführt. Karl von Anjou fah^vvn dem Fenster einer benachbarten Burg aus dem traurigen Schauspiele zu. Als Konradin das Gerüst betreten hatte, bat er, man möge ihm noch einmal das Wort verstatten. Dann sprach er mit sester Stimme: „Vor Gott habe ich als Sünder den Tod verdient, hier aber werde ich ungerecht verdammt. Ich habe nur meine Rechte verteidigt, und darum kann ich des Todes nicht schuldig sein. Und wenn ich selbst schuldig wäre, so darf man jedenfalls die nicht töten, die mir als treue Freunde in den Kampf folgten." Diese Worte erzeugten Rührung, aber das Urteil blieb un-geändert. Konradin umarmte noch einmal seinen Todesgenossen Friedrich von Baden. Dann zog er sein Oberkleid aus, erhob Augen und Hände zum Himmel und sprach: „Jesus Christus,

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 46

1900 - Karlsruhe : Lang
— 46 — Herr aller Geschöpfe, wenn dieser Kelch nicht vor mir vorüber gehen soll, so befehle ich meinen Geist in Deine Hände." Schon hatte er sich Zum Todesstreiche nieder gekniet, fein Haupt gebeugt. Da sprang er plötzlich auf, richtete seinen Blick gen Norden und rief aus: „Mutter, welche Schmerzen bereite ich Dir!" Seiner Mutter galt sein letzter Gedanke. Darauf wurde er mit dem Beile hingerichtet. Als Friedrich von Baden das Haupt feines Freundes fallen fah, schrie er in seinem Schmerze laut auf. Alle Umstehenden fingen zu weinen an. Doch kein Mitleid rührte das harte Herz Karls von Anjou. Friedrich folgte seinem Freunde in den Tod. Konradins Mutter eilte nach Neapel, um ihren Sohn auszulösen, aber sie kam zu spät. Es wurde ihr die Erlaubnis erteilt, über seinem Grabe eine Kapelle zu erbauen. Xii. Von Rudolf von Habsburg. 1. Die kaiserlös e Zeit.*) Nach dem Tode Konrads Iv. hatte das deutsche Reich neun-zehu Jahre laug fein Oberhaupt. Kaiser Friedrich Ii. war während seiner langen Regierungszeit wenig in Deutschland gewesen; überdies hatte er zum Nachteile der Kaisergewalt den kleinen Fürsten viele Rechte gegeben, damit sie in Zeiten des Unfriedens mit den Großen des Reiches zu ihm stünden. Daher kam es, daß die deutschen Fürsten keinen Oberherrn über sich haben wollten. Früher waren die Fürsten und Herren nur Beamte des Kaisers und des Reiches gewesen; jeder hatte sein Landesgebiet nur ans die Zeit seines Lebens vom Kaiser verliehen erhalten, Jetzt war jeder in seinem Lande unumschränkter Herr geworden. Jeder Ritter, der nichts als ein kleines Schloß und einige Morgen Landes besaß, nahm für sich Ehren und Rechte in Anspruch, wie sie nur dem Kaiser und König zukommen, und suchte seinen Besitz mit List und Gewalt zu vermehren. Das Wohl und die Ehre des Reiches galten nichts mehr, Recht und Gesetz wurden verachtet, die Schwachen wurden von den Starken**) unterdrückt. In dieser traurigen Zeit wollte kein deutscher Fürst die schwere Bürde der wertlosen Würde auf sich nehmen. Deshalb wurde die Kaiferkroue dem Könige Alfons von Castilien***) und dem Prinzen Richard von Cornwallis angeboten. Beide nahmen sie an; aber Alfons kam gar nicht nach Deutschland, Richard nur auf kurze Zeit. *) Interregnum — Fehlen des Reichsoberhauptes. **) Das Faustrecht — Recht des Stärkeren, rohe Gewalt. ***) Die Fürsten, welche den König Alfons von Castilien wählten, übertrugen dem Herzog Friedrich von Lothringen das Amt, mit Alfons über die Annahme der Kaiserkrone zu verhandeln. Er war nämlich durch seine Mutter mit ihm verwandt. Friedrich reiste selbst nach Spanien.

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 188

1900 - Karlsruhe : Lang
— 188 — Im Sommer des Jahres 1096 zog das Ritterheer, gegen 300000 Mann stark, unter der Führung des Herzogs von Nieder-lothringen. Gottfried von Bouillon, durch Süddeutschland, Ungarn, Bulgarien nach Konstantinopel und wurde hier nach Kleinasien übergesetzt. Es dauerte fast 3 Jahre, bis Gottfried von Bouillon nach schweren Kämpfen in Kleinasien, in denen das Heer bis auf 80 000 Mann zusammenschmolz, vor Jerusalem anlangte. Als man von einer Anhöhe herab die heilige Stadt erblickte, fielen alle auf die Kniee, küßten den Boden und dankten Gott unter Freuden-thränen. Fünf Wochen wurde dte Stadt belagert. Die Kreuzfahrer bauten hohe Türme aus Holz, die hart an die Mauern heraugefchobeu wurden; aus dem obersten Geschosse derselben konnte eine Brücke niedergelassen werden, mittels der die Ritter auf die Zinnen der Stadtmauern gelangen konnten. Am 15. Juli 1099 wurde die Stadt erstürmt und unter den Türken ein schreckliches Blutbad angerichtet. Gottfried von Bouillon wurde zum Könige von Jerusalem erwählt; aber er wollte feine Königskrone tragen, wo der Welterlöser eine Dornenkrone getragen hatte, und nannte sich nur Beschützer des heiligen Grabes^ Nach seinem Tode (1100) nährn lein Bruder Balduin den Titel eines Königs von Jerusalem an. Das eroberte heilige Land wurde nach dem Vorbilde des Abendlandes zu einem Lehensstaate eingerichtet. Der König von Jerusalem hatte als Vasallen die Fürsten von Edessa, von Antiochia und von Tripolis unter sich. Das neue Königreich hatte fortwährend gegen die Sarazenen*) zu kämpfen; darum wurden von Zeit zu Zeit wieder Kreuzzüge notwendig. Im Jahre 1147 unternahm Kaiser Konrad Ii. in Verbindung mit Ludwig Vii., König von Frankreich, auf Antreiben des Abtes Bernhard von Clairvaux einen zweiten Kreuzzug, Kaiser Friedrich der Rotbart 1189, als Jerusalem von dem Sultan Saladin erobert worden war, einen dritten, verlor aber das Leben, bevor er das heilige Land erreichte**). Kaiser Friedrich Ii. gewann (1229) durch Vertrag die Stadt Jerusalem zurück; dieselbe ging aber nach Jahren den Christen für immer verloren Lndwig Ix., der Heilige, König von Frankreich, landete (1248) in Ägypten, um von dort ans das heilige Land zu erobern; allein er wurde bei Damiette mit seinem Heere eingeschlossen und gefangen. Im Jahre 1291 wurde Akkon, die letzte Stadt, welche die Christen noch besaßen, von den Türken erobert. Die Hauptursache, warum das mit so vielem Blute Erkaufte so schnell wieder verloren ging, ist darin zu suchen, daß die in Palästina ansässig gewordenen Abendländer die ursprüngliche Begeisterung bald gegen schnöde Selbstsucht vertauschten, unter sich *) Türken, Araber und dergl. eigentl. Morqenländer. **) Vergl. S. 43.

8. Belehrendes Lese- und Unterrichtsbuch für badische Volksschulen - S. 243

1849 - Karlsruhe : Groos
Geschichte der Deutschen. 243 sie zu schmieden; bei den Feuergewehren wurde das Flintenschloß mit Batterie und Feuerstein eingeführt. - Um diese Zeit wurde auch das Spinnrad erfunden; Peter Hele zu Nürnberg ver- fertigte die ersten Taschenuhren (Nürnberger Eier); Brillen wurden gebraucht. 27. Deutschland u n d die Reformation unter Kaiser Karl V.; der erste Religionskrieg. — Als Karl V. zum deutschen Kaiser gewählt wurde, war er schon Be- herrscher von Spanien, den Niederlanden, von Oestreich, Neapel und Meriko. Er war von schwächlicher Leibcsbeschaffenhcit; er war zurückhaltend, verschlossen, beargwohnte Alles, sah Alles mit Mistrauen an. Das? er als Beherrscher so vieler Völker und so ausgedehnter Reiche keine größere Gewaltherrschaft in Staat und Kirche ausüben und seine Uebermacht nicht misbrau- chen konnte, hinderte ihn Franzi., König v o n Fra n kr ei ch, durch seine Waffen, denn er war der tapferste Ritter seiner Zeit, und Dr. M a r t i n Luther durch die Kraft des göttlichen Wortes, das er wieder an das Licht brachte. Vor dem Re- gierungsantritt Karls V. hatte die Kirchenreinigung dadurch ihren Anfang genommen, daß den 31. Oktober 1517 der Augustiner- mönch Dr. Martin Luther Sätze gegen den Ablaß an die Schloßkirche zu Wittenberg anschlug, de» der Dominika n e r Tctzel >n der Nähe Wittenbergs für Geld, sogar unbußfertigcn Sündern, für alle nur mögliche» Sünden ausbot. Luther schlug seine Sätze am Vorabend des Allerheiligentages an, weil die Stiftskirche an diesem Tage, kraft ihrer Reliquien, Ablast aus- theilte Luther gab seine Sätze im Druck'heraus. Zn 14 Tagen durchliefen sie fast ganz Europa und brachten eine außerordent- liche Bewegung der Geister hervor. Ein päbstliches Breve lud Luther nach Rom vor ein geist- liches Gericht. Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen vermittelte es, daß er sich vordem Cardinal Kajetan zu Augs- burg zu verantworten habe. Weil Luther ohne Zurechtweisung aus der h. Schrift widerrufen sollte, mit weil er mit gefäng- licher Haft bedroht war, so machte er sich wieder von Augsburg in aller Stille fort. Auf einer Disputation zu Leipzig 1519 sagte er sich vom Ansehen des Pabstes und der Concilien los 10.

9. Belehrendes Lese- und Unterrichtsbuch für badische Volksschulen - S. 228

1849 - Karlsruhe : Groos
228 Europäische Völker der Neuzeit. Der Sohn Friedrichs, Kaiser Heinrich Vi. (1190—1197) befleckte sein Leben durch schmutzige Habsucht, die er an dem gefangenen König Richard Löwenherz von England aus- übte. Herzog Leopold von Oe st reich hatte denselben fest- genommen, als er durch sein Land vom Kreuzzug zurückkehrte, weil er die Deutschen bei Accon beleidigt hatte. Kaiser Hein- rich setzte ihn auf das Schloß Trifels bei Landau, und die Engländer mußten ihn um 1 Million Thaler loskaufen; er befleckte ferner sich und seine Regierung durch die Härte und Grausamkeit, die er ge.wn die Glieder und Anhänger der nor- mannischen Königsfamilie in Untcritalien und Sicilien ausübte. An dem Tage, an welchem er viele Große, die sich ihm wider- setzt hatten, blenden, hängen, spießen, lebendig begraben, ver- brennen ließ, gebar ihm Constanze den nachhcrigen Kaiser Fried- rich Ii., und diese Begebenheit stimmte sein Herz dennoch nicht zur Milde. Bei Heinrichs Tod war sein Sohn Friedrich erst drei Jahre alt. Seine Mutter vermochte ihm nur die Krone Sicilieus zu erhalten. Sie übergab ihn dem Pabst Jnnoccnz Iii., der um diese Zeit die päbstliche Macht auf die größte Höhe brachte. Friedrichs Oheim Philipp, Herzog von Schwaben, suchte als Rcichsverweser seinem Neffen das Reich zu erhalten. Weil aber die welfische Partei den Sohn Heinrichs des Löwen, Otto, zum König wählte, so nahm Philipp auf den Rath der hohen- staufischen Freunde die Krone an. Als es zum Krieg kommen sollte, wurde Philipp durch den Pfalzgrafen Otto von Wittels- bach, einen Neffen des Herzogs Otto von Baiern, auf der Al- tenburg bei Bamberg ermordet, weil er eben im Begriff war, seine Tochter einem Andern, als ihm, zur Gemahlin zu geben. König Philipp war der erste deutsche König, der durch Mörder- hand fiel. Das Stammschloß der Wittelsbachcr wurde dem Boden gleichgemacht und auf die Srelle desselben eine Kirche gebaut. 1212 eilte Friedrich aus Italien nach Deutschland, der ho- henstaufische Anhang sammelte sich um ihn; 1215 wurde er in Aachen gekrönt und gesalbt. Er empfing das Kreuz mit dern

10. Belehrendes Lese- und Unterrichtsbuch für badische Volksschulen - S. 227

1849 - Karlsruhe : Groos
Geschichte der.deutschen. 227 Eßlingen, Reutlingen, Augsburg, Nürnberg, Negensburg und noch mehrere verdanken Friedrich ihre Rcichsunmittelbarkeit. Heinrich der Löwe änderte sich gänzlich; er, der die Eitelkeit alles Bestehenden erkannt und erfahren hatte, suchte und fand nun im christlichen Glauben seinen Frieden. 1164 feierte Friedrich bei Mainz zur Psingstzeit mit seiner ganzen Familie zur Freude über die Beilegung aller Streitigkeiten ein lieb- lichem Fest, an d- m an 40,000 Ritter ohne das Volk Tbeil nahmen. Der Kaiser bewirtete drei Tage lang die ganze Menge; seine beiden Söhne wurden dabei zu Rittern geschlagen; der Kaiser selbst umaürtete beide mit dem Ritterschwert. — Als der Kaiser seinen Sohn Heinrich mit Constanze, Tochter des Normannen Rogers und künftige Erbin von Neapel und Sicilien, vermählte, erbat sich Mailand die Feier dieses Festes als eine besondere Gunst. - In seinem 67. Lebensjahr unternahm Friedrich noch einen Kreuzzug, weil die Sarazenen wiederum Jerusalem ein« genommen hatten. Die Könige Wilhelm Ii. von Sicilien, Philipp August von Frankreich und Richard Löwen- herz von England schlossen sich diesem Zuge an; die See« städte Genua, Pisa, Venedig, boten ihre Schisse dar. Ans Deutschland zogen der zweite Sohn des Kaisers, Herzog Friedrich von Schwaben, der Herzog von Böhmen, Pfalzgraf Ludwig von Thüringen, Markgraf Her- iikiiui von Baden mit und sehr viele Bischöfe. Das Land- Heer, das aus 15,000 Rittern und 90,000 Lanzenknechten be- stand, führte der Kaiser selbst an. Es hatte mit unsäglichem Ungemach zu kämpfen, und viele mächtigen Feinde, die sich dem Zug entgegengestellt hatten, mußten überwunden werden. Als der Kaiser hinter Seleucia durch den Fluß Seleph ritt, riß ihn das Wasser mit sich fort, und als man ihn herauszog, war er verschieden. In Antiochien wurde seine Leiche beigesetzt. Vor Accon (St. Jean d'acre) stiftete sein Sohn Friedrich bei der Belagerung dieser Stadt den Orden der deutschen Ritter. Eine bösartige Krankheit raffte auch ihn dahin. Der Sitz des Großhofmeisters dieses Ritterordens kam später nach Venedig und von Da nach Preußen, dessen Bewohner von diesem Orden unterworfen und zum Christenthum bekehrt wurden. 15.
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