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zucht von Regensburg aufbrach. Zu Preßburg au der Donau, in der un-
garischen Mark, hielt er, umgeben von allen seinen Streitern , noch einen
glänzenden Reichstag, ordnete noch einmal Alles an, wie es in seiner Ab-
wesenheit sollte gehalten werden, und nahm einen letzten, feierlichen Abschied
von seinem Sohne Heinrich, dem er das Reich übertragen hatte. Unan-
gefochten gelangte er bis an die Grenzen des griechischen Reichs, auf dessen
Throne damals der feige und arglistige Jsaac Angelus saß. Er hatte
sich aus Furcht vor den Kreuzfahrern sogar mit dem Sultan Saladin ver-
bündet und suchte dem deutschen Heere allen Schaden zuzufügen. Aber
Friedrich, dem es leicht gewesen wäre, das ganze griechische Reich über
den Haufen zu werfen,, zog, wie ein gewaltiger Riese aus das zwcrghafte
Geschlecht blickend, mit großartiger Ruhe seinem Ziele zu und ließ sein
Heer durch die Griechen nach Kleinasien übersetzen (1189). Auch in Klein-
asien umschwebte der Blick des großen Feldherrn schützend das Heer, und
es gelangte mitten durch das feindliche Land wohlbehalten bis nach der
Stadt Seleucia am Saleph (Kalykadnus) in Cilicien. Aber hier kam ein
ungeheures Unglück über dasselbe: dem jugendlich ungeduldigen Kaiser
dauerte der Uebergang über die eine Brücke zu lange, und er warf sich
mit seinem Rosse in den Strom, um so das jenseitige Ufer schneller zu
erreichen. Das Wasser war kalt, wie Eis, und hatte einen jähen und
raschen Fall. Da erfaßte der Strudel den greisen Kaiser, mitten im Was-
ser verließen ihn die Kräfte, er erstarrte, und die zu Hülfe eilenden Seinen
brachten nur seinen Leichnam an das Ufer (10. Juni 1190).
Die Kunde dieses Todes wirkte auf das ganze Heer auflösend und
erschütternd. Viele eilten sogleich in die Heimath zurück; die Uebrigen
führte des Kaisers tapferer Sohn, Friedrich von Schwaben, in tiefer
Trauer nach Antiochia. Dort bestatteten sic die Gebeine des Kaisers feier-
lich in der Kirche des heiligen Petrus, fern von dem deutschen Heimath-
lande. Sein Herz hatten sie beigesetzt zu Tarsus, der Stadt des Apostels
Paulus. Aus dem weitern Zuge erlitten sie noch große Verluste und lang-
ten in einem jammervollen Zustande vor Ptolemais (St. Jean d'acre)
an, welches gerade damals von den Kreuzbrüdern unter dem wieder frei-
gegebenen Könige Guido belagert wurde.
Das deutsche Volk wollte es gar nicht glauben, daß sein großer Kaiser
gestorben sei, und hing noch lange mit gläubiger Verehrung an seinem Na-
men. An diesen Namen knüpfte sich auch die Sage, nach welcher Friedrich
im Kyffhäuser-Berge in der goldenen Aue in Thüringen schläft: Da sitzt
er das Haupt auf den Arm gestützt, und sein rother Bart ist ihm durch
den steinernen Ti'ch gewachsen; einst aber, wenn das deutsche Volk in
höchster Noth ist und die Raben nicht mehr um den Berg fliegen, wird er
aufwachen und dem Lande wunderbare goldene Tage bringen.
Nach mancherlei Abentheuern erreichten auch die Könige von Frankreich
und England, Philipp August und Richard Löwenherz, zu Schiffe die
syrische Küste und schlossen sich den Belagerern von Acre an, zu dessen Ent-
satz Saladin herbeigeeilt war. Richard gewann durch seine großen ritter-
lichen Tugenden, seine begeisterte Religiosität, durch Kühnheit und Löwen-
wuth, ja selbst durch seinen rohen Trotz bei der Eroberung von Acre
(1191) einen so großen Ruf, daß Philipp August voll Unmuth und Eifer-
sucht in die Heimath zurückkehrte. Die Deutschen, im tiefen Volksgefühl
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Saladin Friedrich Friedrich Friedrich_von_Schwaben Friedrich Apostels Paulus Jean Guido Friedrich Friedrich Philipp_August Philipp August Richard_Löwenherz Richard Philipp_August Philipp August
Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Donau Kleinasien Seleucia Saleph_(Kalykadnus Cilicien Antiochia Frankreich England
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war. Traf der Bann einen Regenten, so war er für abgesetzt erklärt und
die Unterthanen durften ihm nicht länger gehorchen. Wer dem Gebannten
anhing oder ihn schützte, verfiel in dieselben Strafen. Wurde der Kirchen-
dann auf ein ganzes Land ausgedehnt, so hieß er Interdikt. Während
der Dauer des Jnterdicts hörten alle kirchlichen Handlungen auf, nur mit
Ausnahme der Taufe. Keine Glocke durfte geläutet und das Abendmahl
selbst den Sterbenden nicht gereicht werden; die Beerdigungen mußten ohne
kirchliche Gebräuche vollzogen, aller Kirchenschmuck verhüllt oder entfernt
werden. Ein ganzes Gebiet mußte dann für irgend einen in feiner Mitte
begangenen oder geduldeten Frevel büßen, und selten vermochte das Volk
diesen drückenden Zustand lange zu ertragen.
Derjenige Papst, welcher das Papstthum zum denkbar höchsten Gipfel
der Macht und des Glanzes brachte, war Innocenz 111. aus dem erlauch-
ten römischen Hause der Conti, ein geistvoller und willensgewaltiger Mann,
der, gebildet auf den Hochschulen zu Rom, Paris und Bologna, noch im
kräftigen Mannesalter zum Haupte der Kirche erhoben wurde und dieselbe
von 1198—1216 regierte. Als Gottes- und Rechtsgelehrter einer der
ersten seiner Zeit, stand er an Frömmigkeit, sittlichem Ernst, an Begeiste-
rung und Hingebung für die Kirche im Sinne des Papstthums einem
Gregor Vh. nicht nach, an Gelehrsamkeit, Scharfblick und Gewandtheit
ihn noch übertreffend. Als das sichtbare Oberhaupt der Christenheit griff
er in alle Staaten Europas, ja bis nach Konstantinopel hin, ordnend und
richtend ein. In seinem Leben streng, war er ein Rächer jeglichen Un-
rechts, ein Vater der Wittwen und Waisen und als Stellvertreter des höch-
sten Versöhners, oft ein Vermittler des Friedens zwischen Völkern und
Fürsten. Selbst arm und einfach lebend, sammelte er ungeheure Schätze
zur Verwirklichung seiner geistlichen Weltherrschaft, wobei er seinen Ruhm
freilich arg befleckte durch fein unchristliches und unmenschliches Verfahren
gegen die s. g. Ketzer. Wie wir in der Geschichte des Hohenstaufen Kaiser
Friedrich's Ii. sehen werden, trachtete Innocenz Iii. vor Allem dahin, den
päpstlichen Stuhl durch Befestigung des Kirchenstaats, durch Befreiung Ita-
liens von ausländischer Herrschaft und Trennung Neapels und Sieiliens
von Deutschland politisch unabhängig zu machen. Nächftdem waren die
Rettung der Kirche im Morgenlande, die Bevormundung des christlichen
Staatenvereins, die Ausrottung der Ketzer und die strenge Ordnung der
Kirche die Hauptgedanken seines Lebens. Davon ist ihm auch Vieles ge-
lungen, und Dicht hat noch einmal durch ihn die gebildete Welt beherrscht.
Vor ihm, der den Thron der Deutschen nach Gutdünken besetzte, neigten
sich, wenn auch noch so unwillig, alle königlichen Häupter: einen König,
Alphons Ix. von Leon, zwang er durch Bann lind Interdikt, seine
gesetzwidrige Ehe mit seiner Nichte aufzulösen; Philipp August von
Frankreich mußte seine verstoßene Gemahlin Jngeburgis, die Schwester des
Dänenkönigs Kanut, wieder annehmen; die Könige Peter Ii. von Ara-
gonien und Johann von England erklärten ihre Reiche für zinsbare
Lehen des römischen Stuhls. Am Ende seiner Tage, im Rückblick auf das
glorreiche Werk seines Lebens, versammelte Innocenz Iii. um sich die Re-
präsentanten der Christenheit auf der glänzenden vierten Lateransynode
(der zwölften ökumenischen 1215), wo die Gesandten fast aller christlichen
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Extrahierte Personennamen: Innocenz Conti Ernst Gregor Innocenz_Iii Innocenz Alphons_Ix Leon Philipp_August_von
Frankreich Philipp August Jngeburgis Peter_Ii Johann_von_England Johann Innocenz_Iii Innocenz
Extrahierte Ortsnamen: Rom Paris Bologna Europas Konstantinopel Neapels Deutschland
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Wessex, der als Flüchtling am Hofe Karl's des Großen gelebt hatte, gelang,
sich zum Oberkönig aller sieben Reiche, zum König von England zu erheben
(827). Allein die Einfälle der Normannen, welche um diese Zeit began-
nen, ließen das Reich nicht zu rechter Kraft und Einheit kommen.
Nord man neu oder Norman n er hießen nämlich Lei den Deutschen
und Franzosen alle Bewohner der skandinavischen Halbinsel und der an-
liegenden Inseln, von den Engländern dagegen wurden sie Dänen, von
den Russen Waräger oder Wä ring er genannt. Diese Normänner,
sowie ihre Nachkommen: Dänen, Schweden, Norweger, waren nach dem
Zeugniß ihrer Sprache, Religion und Art germanischen Stammes. Bis
auf die Zeit Karl's des Großen waren die Länder derselben eine verschlossene
Welt gewesen, deren Dunkel erst durch das Christenthum und die muthvoll
vordringenden Glaubensboten einigermaßen aufgehellt wurde. blm den
Anfang des neunten Jahrhunderts aber war es, daß sie, aufgeschreckt durch
die Unterwerfung ihrer Halbbrüder, der Sachsen, aus Drang nach kühnen
Thaten, Beute, Waffenruhm und Rache unter selbstgewählten Führern,
Seekönigen, in leichten Fahrzeugen auf Eroberungen und Raubzüge
ausgingen. Dadurch wurden sie lange Zeit der Schrecken und die Geißel
der von ihnen heimgesuchten Länder vom Ausfluß der Elbe an bis nach
Italien hin, aber auch die Begründer mancher neuer Staaten. Jnsbeson-
dere sicherte ihnen der elende Zustand des fränkischen Reichs unter Ludwig
dem Frommen und seinen Söhnen bedeutende Erfolge. Viele Heere unter-
lagen ihnen; viele Städte wurden zerstört oder verwüstet, wie Hamburg,
Aachen, Köln, Trier, Rouen, Tours; andere geplündert, wie Lucca, Pisa,
Paris, und Karl der Dicke erkaufte 882 bei Haslow an der Maas einen
schimpflichen Frieden. Ja, König Karl der Einfältige von Frankreich nnißte
(912) ihrem Anführer Rollo ein schönes Land an der Nordküste seines
Reichs, nach den Normannen Normandie genannt, als Lehen überlassen
und ihm, der in der Taufe den Namen Robert annahm, seine Tochter
zum Weibe und die Bretagne zum Afterlehen geben. Nach Italien kamen
die Normannen zuerst als Pilger und Auswanderer aus der Normandie,
boten ihre Dienste den lombardischen Herzögen in Unteritalien und den
Griechen an (1000) und erlangten durch Vertreibung der Araber und Be-
siegung der Griechen eine solche Macht, daß der Normanne Robert Guis-
card (1060) das eroberte Apulien und Calabrien sich vom Papste als
Lehen zusprechen ließ und sein Bruder Roger die Eroberung Sinkens
beginnen konnte. Ausgewanderte norwegische Häuptlinge entdeckten und be-
völkerten (861) das ferne Island, wo um das Jahr 1000 durch säch-
sische und norwegische Missionäre das Christenthum eingeführt wurde. Von
da gingen sie nach Ostgrönland und sollen sogar bereits Amerika,
das sie Winland oder Weinland nannten, erreicht haben. Auch den Rus-
sen gaben die Normannen Herrscher ihres Geschlechts, indem die an der
Ostsee wohnenden slavischen Stämme zur Schlichtung ihrer Streitigkeiten
im Jahre 862 drei Brüder aus dem schwedischen Stamme Ruß her-
beiriefen und zu ihren Fürsten machten. Der eine von ihnen, Namens
Rurik, der in Nowgorod seinen Sitz hatte, wurde nach dem Tode seiner
beiden Brüder Alleinherrscher. Sein Urenkel war jener Wladimir der
Große, der vom Dnjepr bis zur Düna herrschte und 988 das Cbristen-
thum annabm.
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Extrahierte Personennamen: Norman Ludwig Ludwig Karl_der_Dicke Karl Haslow Karl Robert_Guis- Namens
Rurik
Extrahierte Ortsnamen: England Schweden Norweger Sachsen Italien Hamburg Aachen Trier Rouen Lucca Paris Frankreich Bretagne Italien Unteritalien Apulien Island Ostgrönland Amerika Nowgorod
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fachsen noch eine Zeit lang siegreich, und selbst die Fürsten von Wales und
Cumberland und Malcolm, König von Schottland, mußten ihren Königen
den Lehenseid leisten. Allein schon der kraftlose König Et helred (978 —
1016) mußte den Dänen einen schimpflichen Tribut zahlen, und als er bei
der ungeheuern Erbitterung der Engländer über die großen Abkaufssummen
endlich den abscheulichen Befehl gab, alle in England wohnenden Dänen
zu ermorden (1002), erschien König Swen, der Glückliche genannt, von
Dänemark als Bluträcher der Erschlagenen und eroberte nach schrecklichen
Verwüstungen und Brandschatzungen das ganze Land (1013). Ungeachtet
Swen eines frühen Todes starb, gelang es doch seinem Sohne Kanut
dem Großen (1017 — 1035), England zu behaupten. Er war einer der
mächtigsten Fürsten seiner Zeit, da auch Dänemark und Norwegen seinem
Scepter gehorchten, und suchte mit Weisheit und Gerechtigkeit die Dänen
und Engländer einander näher zu bringen. Seine Söhne traten aber nicht
in ihres Vaters Fußtapfen, und so benutzten die Engländer die Uneinigkeit
der Brüder, um das dänische Joch abzuschütteln und Ethelred's süngern
Sohn, Eduard den Bekenner, aus den Thron zu berufen (1042).
Als Eduard nach einem wechselvollen Leben 1065 starb, wußte der mächtige
Graf Harold, mit Uebergehung des letzten Sprößlings aus dem säch-
sischen Königsstamme, die englischen Großen zu bewegen, ihn zum Könige
zu erwählen.
Kaum hatte Harold den Thron bestiegen, so fanden sich zwei kühne
und furchtbare Bewerber. Nämlich Harold's eigner Bruder Tostig, der
sich wegen der Vertreibung aus seiner Grafschaft Northumberland an seinem
Bruder rächen wollte und an dem König von Norwegen, Harald Hard-
rade, einen ebenso abentheuerlich gesinnten Bundesgenossen gefunden hatte.
An der Spitze von 300 Segeln liefen die Verbündeten in den Humber ein
und richteten eine greuliche Verheerung an. Harold eilte schleunig zur
Schlacht herbei und brachte in der Schlacht bei Stamfordbridge ihrem
Heere eine entscheidende Niederlage, ihnen selbst aber, den Heerführern, den
Tod (26. September 1066). Noch lagerten die ermüdeten angelsächsischen
Sieger auf dem Schlachtfelde von Stamfordbridge, als die Nachricht
anlangte, daß Herzog Wilhelm von der Normandie mit der großen
normannischen Flotte und der Blüthe des normannischen, niederländischen
und französischen Adels zu Pevonsey in Sussex gelandet sei, um von Eng-
land Besitz zu nehmen. Vor den Augen der Welt gründete der schlaue,
tapfere und vor keinem Verbrechen zurückschreckende Wilhelm, dessen Vater
Robert, der Teufel oder der Prächtige genannt, auf einer zur Sühne
seiner Sünden unternommenen Pilgerreise nach Palästina gestorben war
(1035), seine Ansprüche auf eine vorgebliche Schenkung Eduard's des Be-
kenners, in der That aber trug er sein Recht nur auf der Spitze des
Schwertes. Man rieth dem König Harold, eine offene Feldschlacht zu ver-
meiden und den Feind durch Zaudern und Hungern zu ermüden. Allein
den König drängte es zu einer Entscheidung, und der Tag bei Hastings,
der 14. Oktober 1066, nur 18 Tage nach der Schlacht von Stamford-
bridge, brachte dieselbe. Am Morgen dieses Tages rückten die Normannen,
begeistert durch eine feurige Ansprache ihres Herzogs und das Rolandslied
singend, in drei Linien aufgestellt, auf die Engländer los, welche in eine
dichte keilförmige Schlachtordnung zusammengedrängt, heldenmüthig fochten
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Extrahierte Personennamen: Dänemark Eduard Eduard Eduard Eduard Graf_Harold Harald_Hard- Harold Wilhelm Wilhelm Robert
Extrahierte Ortsnamen: Wales Schottland England England Norwegen Northumberland Norwegen Sussex Palästina
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Söhne, der damals dreizehn Jahre alt war, wurde unter dem Namen
Eduard V. als König ausgerufen. Sein jüngerer Bruder, Richard von
Aork, war erst sechs Jahre alt.
Ii. Die Kinder Eduard's Iv. Richard Iii.
Richard von Glocester, ein ebenso Löser, als häßlicher Mensch,
der mit einem Fuße hinkte und an einem Arme gelähmt war, hatte seine
Leiden kleinen Neffen, welche ihm selbst den Thron versperrten, schon immer
mit neidischen, gehässigen Augen angesehen; jetzt faßte er, von Ehrgeiz ge-
stachelt, den entsetzlichen Entschluß, sie aus dem Wege zu räumen. Mit vollen-
deter Heuchelei verstand er es, sein Vorhaben zu verbergen und der Königin
Mutter, Elisabeth, die ihm mißtraute, die beiden königlichen Knaben
abzulocken, um sie im Tower, der Festung von London, einzuschließen. Zu-
erst ließ er die Brüder der Königin und die Freunde des jungen Königs
unter einem nichtigen Vorwände hinrichten oder einkerkern; dann sprengte
er das Gerücht aus, seine beiden ältern verstorbenen Brüder wären keine
ächten Söhne seines Vaters gewesen und darum auch der junge König,
Eduard V., unfähig zur Regierung; endlich ließ er sich selbst von einem
bezahlten Volkshausen als König ausrufen und wie mit Widerstreben zur
Annahme der Krone bewegen (1483).
Aber noch lebten die Kinder Edüard's Iv., seine Neffen, welche ihn
mehr beunruhigten, als alle seine übrigen Feinde; und der Commandant
des Towers, der brave Sir Brakenbury, war nicht dazu zu bewegen,
die beiden unschuldigen Kinder meuchlerisch umzubringen. „Gut!" sagte
endlich Richard zu ihm, „so befehle ich dir, auf eine Nacht Sir Tyrrel
die Schlüssel des Towers abzutreten." In der That hatte es dieser Un-
mensch mit noch einigen andern Bösewichtern übernommen, den abscheulichen
Mord zu vollbringen, und empfing die Schlüssel zum Gefängniß der jun-
gen Prinzen. Um Mitternacht schlich er sich mit den Genossen seiner
Schandthat an die Thür des Zimmers, wo die Kinder sorglos schlummer-
ten. Sir Tyrrel schickte die Mörder hinein; er selbst wartete draußen das
Bubenstück ab. Arm in Arm geschlungen lagen sie da, die beiden Knaben,
in tiefem Schlafe auf einem lind demselben Lager. Ein aufgeschlagenes
Gebetbuch lag neben ihnen; denn so sehr sie auch noch Kinder waren, so
hatten sie doch nicht das Gebot ihrer Mutter vergessen, niemals einzuschla-
fen, ohne zu beten. So schöil waren die Kinder und ihr Lächeln im Schlaf
so hold, daß selbst die verhärteten Bösewichter, von ihrer Unschuld gerührt,
einen Augenblick betroffen zurückwichen. Aber der Durst nach Gold, das
man ihnen versprochen hatte, überwand die flüchtige Rührung; sie drückten
Kissen auf die armen Knaben, bis sic erstickt waren, zeigten dann dem Sir
Tyrrel die nackten Leichname, und dieser ließ sie unter einem Haufen Steine
tief in die Erde vergraben.
Iii. Heinrich Vii. T u d o r.
Ein Schrei des Entsetzens ging bei der Nachricht von diesem Frevel
durch ganz England, und viele Lords erhoben sich, um den Tod der könig-
lichen Prinzen zu rächen. Selbst der Vcrräther Buckingham, der doch das
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mit zweien seiner vertrautesten Mönche seine kühnen Reformversnche in den
Flammen und starb in frommer Ergebung mit freudigem Vertrauen auf
Den, der für ihn gestorben. Unter den ihm Schuld gegebenen Ketze-
reien war auch die, daß er die Rechtfertigung durch den Glauben ge-
lehrt habe.
Mit der Zerstreuung seiner Asche in den Arno schienen auch die Spu-
ren seiner Wirksamkeit verloschen zu sein; denn kurz darauf kehrten die Me-
diceer nach Florenz zurück, behaupteten unter allen Stürmen die Herrschaft
und Alexander von Medici wurde durch Kaiser Karl V. nach Ver-
nichtung der republikanischen Formen zum Herzog erhoben (1530). Noch
viel weniger war Savonarola und die durch ihn hervorgebrachte Bewegung
im Stande gewesen, auf das Papstthum einen erneuernden und reinigenden
Einfluß auszuüben. Denn auf Alexander Vi. folgte der kriegerische Ju-
lius Ii. (gest. 1513), der, gleich einem weltlichen Fürsten, selbst ins Feld
zog und durch Erwerbung von Bologna, Ancona, Ferrara und andern Land-
schaften dem Kirchenstaate seinen heutigen Umfang gab. Ihm folgte Leo X.
(gest. 1521) aus dem erlauchten Hause der Mediceer, der im Vatikan allen
Glanz der Kunst und Bildung als ein Erbtheil seines Hauses vereinigte.
Allein über den klassischen Studien des griechischen und römischen Heiden-
thums, über seinem üppigen, prachtvollen und verschwenderischen Leben ver-
lor er allen Sinn für Religion und Kirche, und dennoch benutzte er den
heiligen Stuhl zu Rom und den frommen Glauben der Völker als ein
Mittel, Geld zur Befriedigung seiner Pracht- und Kunstliebe zu erpressen.
Noch im Jahre 1517 hatte er auf einem glänzenden Lateranconcil den
Triumph, die unbeschränkte Papstmacht selbst von König Franz I. von Frank-
reich anerkannt zu sehen und die Verdammung des Kostnitzer und Baseler
Concils zu erneuern, —• es war dasselbe Jahr, in welchem einige Monate
später das Wort des armen deutschen Mönchs zu Wittenberg ausrichtete,
was die vereinten Kräfte aller Nationen des Abendlandes in jenen gewal-
tigen reformatorischen Concilien des fünfzehnten Jahrhunderts nicht zu er-
reichen vermocht hatten.
§ 76. Die Jungfrau von Orleans (1429).
Zu derselben Zeit, als der Hussitenkrieg in Deutschland wüthete, wurde
auch zwischen Franzosen und Engländern heftig gekämpft. In Frankreich
war nämlich nach dem schnellen Hinsterben von Philipp's des Schönen drei
Söhnen die Capetingische Hauptlinie erloschen und mit Philipp's Bru-
derssohne, Philipp Vi., das Haus Valois (1328 — 1589) auf den Thron
gekommen. Unter ihm brach der Haß gegen England in einem langwierigen
Kriege aus (1337— 1444), in welchem die Engländer unter ihrem König
Eduard Iii. im Jahre 1346 bei Crecy (zum ersten Mal mit Hülfe der
Kanonen) siegten und Calais eroberten, ja, unter Eduard's Sohne, dem
schwarzen Prinzen, ganze Provinzen von Frankreich abrissen. Zwar
trat König Karl V. von Frankreich wieder kräftiger auf und sein tapferer
Feldherr Bertrand du Guesclin entriß sogar den Engländern ihre
meisten Eroberungen. Als aber bei seinem Sohn und Nachfolger, Karl Vi.,
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Extrahierte Personennamen: Arno Alexander_von_Medici Alexander Karl_V. Karl_V. Alexander_Vi Alexander Leo_X Leo Franz_I._von_Frank- Franz_I. Philipp_Vi Philipp Eduard_Iii Eduard Karl_V._von_Frankreich Karl_V. Bertrand_du_Guesclin Karl_Vi Karl
Extrahierte Ortsnamen: Florenz Bologna Ancona Ferrara Rom Baseler
Concils Wittenberg Deutschland Frankreich England Crecy Frankreich
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zum König führen zu lassen. Die Stadt rüstete sie mit Pferd und Waf-
fen aus, und in männlicher Kleidung trat sie die gefahrvolle Reise zum
Schlosse Chinon an, wo Karl Vii. eben sein Hoflager hielt. Zum Erstau-
nen Aller kam sie auch durch feindliche Schwärme und Städte hindurch
wohlbehalten daselbst an (Februar 1429) und erhielt nach drei Tagen Zu-
tritt Lei Hofe, wo sie den König aus seiner zahlreichen glänzenden Ver-
sammlung heraus erkannte und ihm erklärte, daß sie von Gott berufen sei,
Orleans zu befreien und den König zur Krönung nach Rheims zu führen.
Der König ließ sie vielfach auf die Probe stellen und gab ihr, als die
Prüfungen günstig ausfielen, ein Commando Soldaten. Mit einer weißen
Fahne, auf welcher der Heiland, den Erdball in der Hand haltend und
mit Lilien umgeben, abgebildet war, ging sie dem Heere voran. Um ihre
Krieger der Hülse Gottes würdig zu machen, führte sie unter den zügel-
losen Haufen eine strenge Zucht ein. Orleans, zu dessen Entsatz die Jung-
frau herbeieilte, wurde glücklich erreicht, Johanna als eine gottgesandte Ret-
terin mit Ehrfurcht und Begeisterung von den Bürgern aufgenommen, und
die Engländer, in deren Reihen ein geheimes Grauen vor dem „Mädchen
von Orleans," in dem sie nach dem Aberglauben des Jahrhunderts
eine Zauberin und Here vermutheten, überhandnahm, zum Abzüge aufge-
fordert. Sofort begann sie einen Angriff aus die Bollwerke und Verschan-
zungen der Belagerer, die Engländer flohen und die Jungfrau kehrte, wie-
wohl durch einen Pfeil gefährlich verwundet, siegreich in die Stadt zurück.
Orleans war gerettet.
So hatte Johanna ihr erstes Versprechen erfüllt. Man hielt sie nun
allgemein für ein höheres Wesen, man kam ihre Kleider und die Füße
ihres Pferdes zu küssen, und als sei der Geist des Vaterlandes in ihr
erschienen und habe die heilige Liebe zu demselben wieder in die Gemüther
der Gott und Ehre vergessenden Franzosen zurückgebracht, so strömten von
allen Seiten Kriegsleute zusammen, um unter ihrer Fahne zu kämpfen.
Die Jungfrau eilte, nun auch ihre zweite Zusage in Erfüllung zu brin-
gen, die Krönung des Königs zu Rheims. Deßhalb begab sie sich nach
Tours zu Karl Vii., kniete vor ihm nieder und sprach: „Wohledler Dau-
phin,*) empfanget die heilige Salbung und eure königliche Krone zu Rheims.
Ich bin sehr begierig, euch hinziehen zu sehen; darum eilet!" Die Städte
und Burgen zwischen Tours und Rheims waren alle von den Engländern
und Burgundern besetzt; dennoch folgte der König dem Rathe der Jung-
frau. Mehrere Plätze ergaben sich, andere wurden mit Sturm genommen.
Johanna ging überall den Ihrigen voran und theilte jede Gefahr. Endlich
führte sie den König glücklich nach Rheims, wo am 17. Juli 1429 die
Krönung stattfand. Sie stand am Altare neben ihm mit ihrer Fahne in
der Hand, umfaßte nach der Krönung seine Kniee und sprach: „Eoler Kö-
nig! jetzt ist Gottes Wille erfüllt, der verlangte, daß ich Orleans entsetzen
*,) So hieß der Kronprinz von Frankreich, seitdem der letzte Herr der Provinz
Dauphin«, der Dauphin Humbert Ii., seinen einzigen Sohn in den Wellen der Rhone
verlor und sein Land an den König von Frankreich vermachte (1319) unter der Bc-
drngung, daß der jedesmalige französische Thronerbe den Titel Dauphin führen und die
Dauphine beherrschen sollte.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vii Karl Gott Johanna Johanna Karl_Vii Karl Johanna
Extrahierte Ortsnamen: Chinon Rheims Gottes Rheims Rheims Rheims Rheims Gottes Frankreich Frankreich
Bischöfen, Fürsten, Rittern lind einer ungeheuern Volksmenge zum bewaff-
neten Zuge mahnte und allen Theilnehmern Vergebung ihrer Sünden und
den höchsten Lohn im Himmel verhieß, ging durch die Versammlung eine
große und allgemeine Erschütterung, und die Flamme der Begeisterung
schlug empor in dem tausendstimmigen Ausrufe: „Gott will es! Gott will
es!" Und als zuerst der ehrwürdige Bischof Ademar von Puy das
Beispiel gegeben hatte, empfing eine große Zahl von Männern geistlichen
und weltlichen Standes das Kreuz. Sie alle hefteten nämlich nach alter
Pilgersitte und zum Zeichen des gemeinsamen Unternehmens ein rothes Kreuz
auf ihre rechte Schulter. Den Bischof Ademar ernannte der Papst zu sei-
nem Stellvertreter und geistlichem Oberhaupte des Kreuzheeres und erließ
mehrere Verordnungen zu Gunsten der Kreuzfahrer. Das Geld und Gut
derselben sollte von der Kirche treulich verwahrt, den Schuldnern während
ihrer Abwesenheit im heiligen Lande alle Zinsen erlassen und für die Hin-
terbliebenen väterlich gesorgt werden.
Der Ruf: „Gott will es!" hallte weit und breit durch die Länder
der Erde, und viele Tausende waren bereit, die theuersten Verhältnisse da-
heim zu verlassen, um dem bedroheten Orte ihrer Sehnsucht zuzueilen. Die
Bewegung ging durch alle Menschenklassen hindurch: die Geistlichen vor-
erst förderten das Unternehmen nach Kräften; die Ritter, deren Seelen
durch die Gesänge von des Cid Heldenthaten für den Heiland und den
Glauben mit Sehnsucht nach gleichen Thaten erfüllt waren, sahen vor sich
ein neues weites Feld der Ehre und des Ruhmes; die Bürger in den
Städten beförderten die Züge sowohl im Interesse der Religion als der
Freiheit, und die unterdrückten leibeigenen Bauern begrüßten aus ihren
dumpfen Hütten mit lautem Jubel das wunderbare Werk, bei welchem sie
als Menschen und Christen anerkannt und beachtet wurden.
Schon im Frühlinge des Jahres 1096 brachen zahlreiche, ungeordnete,
zügellose Schaaren unter Peter von Amiens und dem französischen Rit-
ter Walther von Habenichts ans, erreichten auch, wiewohl durch das
Schwert der Ungarn und Bulgaren furchtbar gelichtet, zerlumpt und aus-
gehungert zum Erstaunen und Mitleiden der Griechen Konstantinopel, fan-
den aber nach ihrem Ucbergange nach Kleinasien durch die Türken einen
traurigen Untergang. Peter von Amiens war unter den wenigen Entronne-
nen. Dagegen brachen noch im August desselben Jahres wohlgerüstete und
von kriegskundigen Fürsten geführte Heere auf, welche auf verschiedenen We-
gen Konstantinopel zueilten. Unter diesen Fürsten ragten Graf Raimund
von Toulouse, Graf Hugo von Vermandois, der Bruder König Philipp's I.
von Frankreich, die beiden Grafen Robert von Flandern und von der Nor-
mandie, die Normannenfürsten Bollmund von Tarent, Robert Guiscard's
Sohn, und Tancred von Brindisium, vor Allen aber Gottfried von
Bouillon, Herzog von Niederlothringen, durch Tapferkeit und Frömmig-
keit am meisten hervor. Der griechische Kaiser Alexius Komnenus erschrak
vor der unzählbaren Menge der eisengerüsteten, trotzig aussehenden Männer
des Nordens (wegen der vorherrschenden Zahl der Franzosen im ganzen
Orient Franken genannt) und beruhigte sich nicht eher, als bis ihm die
fränkischen Anführer in Hinsicht auf die zu erobernden Länder den Vasallen-
eid geleistet hatten. Bei der großen Musterung über das Kreuzheer zu
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§ 60. Dritter großer Kreuzzug (1189): Kaiser Friedrich's 1.,
Philipp August's von Frankreich und Richard Löwenherzens von
England.
Kurz nach den eben erzählten Ereignissen langte die schreckliche Kunde
in Europa an, das; durch Sultan Saladin in einer furchtbaren Schlacht
bei Liberias die Macht der Christen im Morgenlande gänzlich gebrochen,
Kpnig Guido von Jerusalem gefangen, fast alle Tempelherren und Jo-
hanniter umgebracht und die heilige Stadt selbst erobert worden sei (1187).
Dieser Hauptstoß gegen die Herrschaft der Christen im Morgenlande war
von Aegypten aus erfolgt, wo Saladin, vom Sultan Nureddin zur Däm-
pfung eines Aufstandes mit kurdischen Miethstruppen dahin entsendet, ein
eignes Sultanat gegründet und bis nach Aleppo in Syrien hin erweitert
hatte. Dieser Fürst, wegen seiner vortrefflichen Eigenschaften gleich bewun-
dert von Freund und Feind, begeisterte die Muselmänner durch Beispiel und
That für den Ruhm und die Ehre ihres Propheten und verfolgte große
Entwürfe. In Jerusalem waren damals greuelhafte, die Kräfte des Reichs
verzehrende Streitigkeiten um den erledigten Thron entstanden, welchen zuletzt
der wackere Gras Veit (Guido) von Lusignan bestieg (1186).
Jedoch rafften sich die christlichen Ritter noch einmal auf, vergaßen in der
dringenden Gefahr für einen Augenblick ihre alten Zwiste und stellten ein
an Zahl und Anblick stattliches Heer in das Feld, welchem freilich jener
Heldcnglaube an das Kreuz fehlte, vor welchem einst die Mauern Jerusa-
lems gefallen waren. Unverständiger und leidenschaftlicher Weise setzte man
Alles auf einen Wurf, und so kam es denn zu jener schnellen und unglück-
seligen Entscheidung in der Schlacht auf den felsigen Höhen von Hittim
unfern von Liberias am galiläischen Meer. Die Städte linb Burgen des
Landes waren ohne Vertheidiger und wagten nicht zu widerstehen. Nur
Jerusalem erinnerte sich noch einmal des alten siegreichen Glaubens, aber er
schwand bald dahin vor dem Anblick der feindlichen Schaaren und ihrer
furchtbaren Rüstung, und die heilige Stadt ergab sich durch Capitulation an
Saladin. Nur Tyrus, wohin die Ueberreste des christlichen Heeres geflüchtet
waren, wies die Schaaren des Sultans zurück.
Auf die Nachrichten von diesen Begebenheiten ging wieder ein Schrei
des Schreckens und des Schmerzes durch die Länder der Christenheit, und
Papst Gregor Viii. verpflichtete. zuerst die Könige von Frankreich und Eng-
land, Philipp August und Heinrich Ii. Plantagenet, zu einem
heiligen Zuge. Allein die Gedanken dieser Männer blieben nur auf eigen-
nützige, weltliche Zwecke gerichtet, und erst Heinrich's Ii. ritterlicher Sohn,
Richard Löwenherz, dachte mit Ernst an die Ausführung. Von schnel-
lerem Entschluß aber und kühnerer Ausführung war der fromme Kaiser
Friedrich der Rothbart, der, jetzt ein Greis von 70 Jahren, den Rest sei-
nes Lebens dem Heilande in einem zweiten Kreuzzuge zu widmen gelobte
(1188). Mit dem Feuereifer eines begeisterten Jünglings und der Umsicht
eines erfahrungsreichen Mannes betrieb er die Rüstung zum heiligen Zuge.
Viele Tausende aus seinem Volke und unter ihnen eine große Anzahl von
Fürsten, Herren und Rittern schlossen sich vertrauensvoll ihrem Kaiser an,
der am St. Georgentage (23. April) 1189 mit den versammelten Kreuz-
schaaren in der schönsten Ordnung und mit Beobachtung strenger Manns-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_August's_von_Frankreich Philipp Richard_Löwenherzens Saladin Guido_von_Jerusalem Saladin Guido)_von_Lusignan Gregor_Viii Gregor Philipp_August Philipp August Heinrich_Ii Heinrich Richard_Löwenherz Ernst Friedrich_der_Rothbart Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: England Europa Liberias Aleppo Syrien Jerusalem Liberias Tyrus Frankreich
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darüber empört, daß der König von England die auf einem eroberten
Thurme aufgepflanzte Fahne des Herzogs Leopold von Oesterreich
herabgerissen und in den Koth getreten, hatten schon früher das Kreuzheer
verlassen. Zwischen Richard und Saladin, welche durch gleiche Ritterlich-
keit, Tapferkeit und Kühnheit zu einander hingezogen, aber durch die Re-
ligion, die sie bekannten, und durch die Macht der Geschichte, die zwischen
ihnen stand, von einander abgestoßen wurden, entstand ein wunderbarer
Wetteifer in Thaten der Kühnheit und Großmuth. Schon sah sich Richard
im Besitz der Seestädte von Tyrus bis Joppe und schon schien auch ' die
heilige Stadt selbst seinen wohlangelegten Plänen nicht entgehen zu können,
als er von den Kreuzrittern nicht mehr gehörig unterstützt und durch Nach-
richten aus England zur Heimkehr bewogen wurde (1192). Zuvor schloß
er noch mit Saladin einen Waffenstillstand aus drei Jahre, kraft dessen
alle Pilger ungehindert zum heiligen Grabe wallfahrten konnten, und trat
die von ihm eroberte Insel Cypern an den unglücklichen Veit von Lusignan
ab. Saladin jedoch starb schon im folgenden Jahre (1193).
Auf seiner Rückreise aus Palästina litt Richard zwischen Venedig und
Aguileja Schiffbruch, setzte verkleidet und unter großen Gefahren, die Reise
zu Lande fort und fiel zu Wien, wo er sich durch einen kostbaren Ring
verrieth, in die Hände seines Feindes, des Herzogs Leopold von Oester-
reich. Hier auf Schloß Löwenstein soll, nach einer unverbürgten Sage,
den königlichen Gefangenen sein treuer Diener und Musikmeister Blondel,
der ihn aufzusuchen das gelobte Land und Deutschland durchwanderte, durch
Anstimmung eines französischen Liedes entdeckt und zu seiner Befreiung bei-
getragen haben. Gewiß ist, daß Herzog Leopold ihn an Kaiser Heinrich Vi.
ausliefern mußte, der ihn in Worms gefangen hielt und erst nach 13 Mo-
naten (1194) gegen ein Lösegeld von 100,000 Mark wieder freigab.
§ 61. Johann ohne Land, König von England, beschwört die
Magna Charta, d. h. den großen Freiheitsbrief der Engländer
(1215).
Mit König Heinrich Ii., dessen wir oben schon erwähnt haben, kam
das Haus Plantagenet auf den englischen Königsthron, welches in
männlicher Nachkommenschaft über drei Jahrhunderte im Besitz desselben
blieb. Heinrich I. nämlich, Wilhelm's des Eroberers dritter Sohn, starb
1135 ohne rechtmäßige männliche Nachkommenschaft. Seine Tochter Ma-
thilde war vermählt mit Gottfried, Grafen von Anjou, genannt Plan ta-
gen et, von der Gewohnheit, einen blühenden Ginsterzweig (plante de ge-
nêt) an seinen Helm zu stecken. Mathildens Sohn Heinrich Plantagenet
besaß von seinem Vater Anjou, Touraine und Maine; durch seine Mutter
war er Erbe des englischen Throns, durch feine Gemahlin Eleonore erwarb
er dazu die Gascogne, Guyenne und Poitou; späterhin gewann er auch
noch die Bretagne. So besaß König Heinrich Ii. von England (seit 1154)
in Frankreich selbst noch einmal so viel Land, als sein Lehensherr, der
König von Frankreich. Dies ward eine Ursache zu langwierigen Kriegen
zwischen England und Frankreich. Auch der kräftige und weitgebietende
Heinrich Ii. von England, welcher die englische Kirche bis auf Glauben
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Oesterreich Leopold Koth Saladin Aguileja Leopold_von_Oester- Leopold Blondel Leopold Leopold Heinrich_Vi Heinrich Johann Heinrich_Ii Heinrich Heinrich_I. Gottfried Anjou Heinrich_Plantagenet Heinrich Eleonore Heinrich_Ii Heinrich Heinrich_Ii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: England Tyrus Joppe England Palästina Venedig Wien Deutschland Worms England Maine England Frankreich Frankreich England Frankreich England