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1. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 45

1879 - Berlin : Nicolai
45 Ritterorden. Die Mitglieder legten außer den Mönchsgelübden auch das des Kampfes gegen die Ungläubigen ab. Diese Orden breiteten sich während der Kreuzzüge weit aus und erwarben reiche Güter. Die Italiener bildeten den Orden der Johanniter (schwarzer Mantel mit weißem Kreuz), die Franzosen den der Templer (weißer Mantel mit rothem Kreuze). Ein mildthätiger Deutscher hatte ein deutsches Krankenhaus in Jerusalem gegründet. Als nach dem Falle dieser Stadt die Christen auswanderten, pflegten die Brüder dieses Ordens (Marienbrüder) die Kranken und Verwundeten vor Aecon; hier traten deutsche Ritter dazu, und so wurde der Orden der Deutschherren gegründet. Diese trugen einen Weißen Mantel mit dem schwarzen Kreuze als Abzeichen. Kampf gegen die Ungläubigen, Beschützung der Bedrängten, der Wittwen und Waisen, Pflege der Kranken waren ihre Ausgaben. Sie waren es, welche den Heiden das Land am Pregel und an der Weichsel entrissen und dort das Ordensland Preußen gründeten. ■— Z>ie kehlen Kokenkaufen. Auf Friedrich Barbarossa folgte sein Sohn Heinrich Vi., ein kluger, aber hartherziger Mann, welcher Neapel und Sieilien, das Erbe feiner Gemahlin, seiner grausamen Herrschaft unterwarf. Nach seinem Tode konnten sich die Parteien der Welfen und Ghibellinen über die Königswahl nicht einigen; jene wählte Otto von Braunfchweig, den Sohn Heinrichs des Löwen, diese Philipp von Schwaben, Heinrichs Bruder, zum Könige. Zwischen beiden brach ein blutiger Bürgerkrieg aus. Nach Philipps Ermordung wurde der junge Friedrich von Hohenstaufen allgemein als König anerkannt. Wie Friedrich Barbarossa, sein Großvater, kämpfte er sein ganzes Leben hindurch für die Macht des deutschen Reiches gegen die lombardischen Städte, den Papst und die diesem ergebene Partei der Welsen heldenmüthig, aber unglücklich. Mit ihm sank der letzte Glanz des Kaisertumes dahin, während das Papstthum sich zu der höchsten Macht erhob. Nach seinem Tode verloren die Hohenstaufen auch Unteritalien. Als Konradin, der letzte Sproß derselben, ausgezogen war, dasselbe wieder zu erobern, wurde er gefangen und von seinem Gegner Karl von Anjou aus dem Markte von Neapel enthauptet. Nach der kurzen Regierung Konrads Iv. war die deutsche Königskrone so im Werthe gesunken, daß keiner der deutschen Fürsten sich um sie bewarb. Um in ihren Gebieten ganz

2. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 41

1879 - Berlin : Nicolai
41 Schon drohete der Kampf wieder auszubrechen, da drang eine Nachricht nach Europa, welche die Blicke der Christen nach Asien richtete und den alten Hader auf einige Zeit zur Ruhe brachte. Ueber Aegypten herrschte damals der tapfere und edle Sultan Saladin. Derselbe drückte die Christen nicht, hatte auch, tun mit ihnen in friedlichem Verkehr zu leben, mit dem Könige von Jerusalem einen Waffenstillstand abgeschlossen. Aber als ein christlicher Ritter den Frieden störte, indem er eine nach Aegypten ziehende Karavane treulos überfiel, begann der Sultan den Krieg, besiegte die Christen und eroberte Jerusalem. Diese traurige Nachricht bewog Friedrich, einen Kreuzzug zu unternehmen. Nachdem er sorgfältige Vorbereitungen getroffen, zog er, begleitet von feinem Sohne Friedrich, mit einem mächtigen Heere durch Ungarn, zwang den griechischen Kaiser, ihm den Durchzug durch sein Reich zu gestatten, und marschirte durch Kleinasien. Unter unsäglichen Mühseligkeiten, von Hunger und Durst geplagt, unter der heißen Sonne dieser Gegenden oft bis zum Tod ermattet, von den schnellen Reiter)charen der Feinde umschwärmt, gelangte vermöge der umsichtigen Führung des greisen Kaisers das Heer doch endlich in die Nähe von Jkonium, wo ein großes türkisches Heer seiner wartete. Es entbrannte ein wüthender Kampf, aber endlich wurden die Türken durch die Tapferkeit der Deutschen besiegt. Vor allen Rittern glänzte an Muth der junge Friedrich, der Kaiser selbst stürmte den Seinen zum Angriff voraus. Nach diesem Siege waren alle froher Hoffnung, Jerusalem wieder zu gewinnen. Da auf einmal erscholl die Trauerkunde: „Der Kaiser ist todt!" Er war in den Wellen des Flusses Saleph ertrunken. Nach dem Tode Barbarossas verzweifelten viele Kreuzfahrer an dem glücklichen Erfolge und kehrten um; das Haupt-Heer aber gelangte unter der Führung des jungen Friedrich nach Accon. Allein hier raffte eine Seuche auch diesen jungen Helden dahin. Das verwaiste Heer bereinigte sich nun mit den Franzosen und Engländern, welche unter ihren Königen Philipp August und Richard Löwenherz ebenfalls zur Befreiung Jerusalems ausgezogen waren; zu ihnen stieß auch Herzog Leopold von Oestreich mit einem neuen Heere. Accon wurde erobert, aber der llebermuth Richards betrog Leopold und bald auch Philipp August, nach Hause zurückzukehren. Jener verrichtete nun zwar noch glänzende Waffenthaten, X

3. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 91

1879 - Berlin : Nicolai
91 jene die Burgen an Polen. Im zweiten Thorner Frieden mußte der Orden das ganze Gebiet im Westen der Weichsel an Polen, weite Striche im Osten derselben an das Bisthum Ermland abtreten. Der Hochmeister nahm nun seinen Sitz in Königsberg und zwar als Vasall des Königs von Polen. Der Orden suchte seine alte Macht dadurch wiederzugewinnen, daß er einen Prinzen aus einem angesehenen Fürstenhause an seine Spitze stellte. Seine Wahl siel auf Albrecht vonhohenzollern. Als die Reformation auch in Preußen zahlreiche Anhänger fand, trat dieser zur lutherischen Kirche über und wurde vom Könige von Polen mit dem östlichen Preußen als einem weltlichen Herzogthum belehnt. Der zweite Herzog hatte keine Söhne; daher siel nach seinem Tode das Land an seinen Schwiegersohn Johann Sigismund von Brandenburg. Aber auch dieser mußte dem Könige ms. von Polen den Lehnseid leisten. Westpreußen blieb unter der unmittelbaren Herrschaft Polens. Eleve, Mark und Wavensöerg. Zu beiden Seiten des Rheines imd in der heutigen Provinz Westfalen war das Herzogthum Jülich-Cleve-Berg entstanden. Nach dem Tode des letzten Herzogs dieser Länder betrachtete Johann Sigismund seine Gemahlin, die Nichte desselben, als Erbin und schickte sich an, von dem Herzogthum Besitz zu nehmen. Es traten aber noch andere Thronbewerber (Prätendenten) auf, unter ihnen der Psalzgras Wolfgang. Da dieser katholisch geworden war, fand er Unterstützung bei den Spaniern, während die Holländer sich des Kurfürsten annahmen, nachdem dieser zur refor-mirten Kirche übergetreten war. Schon drohete der Krieg auszubrechen; aber zum Glück einigten sich die beiden Prätendenten zu einer Theilung. Im Vertrage zu Xanten erhielt Brandenburg die igh. Lande Cleve, die westfälische Mark (Iserlohn, Hagen, Hamm) und das Land Ravensberg (Bielefeld, Herford). So hatte das Kurfürstenthum unter Johann Sigismund bedeutenden Zuwachs erhalten. Der Ixebertritt des Kurfürsten zur reformirten Kirche erregte aber bei einem Theile der Märker und Preußen großes Aergerniß, denn zu jenen Zeiten standen sich Reformirte und Lutheraner leider oft feindlich gegenüber; die Geistlichen eiferten dann wohl von den Kanzeln gegen einander und erklärten die Gegner für Ketzer. In Berlin kam es sogar zu einem Ausstande, in welchem das rohe Volk allerlei Unfug verübte und die Wohnung eines reformirten Predigers

4. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 78

1903 - Berlin : Nicolai
78 Zweiter Kreuzzug. Leider kam das Königreich Jerusalem nicht zu großer Macht, weil Zwietracht seine Kraft lähmte. Die Türken setzten alles daran, die Herrschaft der Christen in Palästina zu vernichten. Es gelang ihnen auch, Edessa zu erobern. Da suchte ein frommer Mönch, Bernhard von Clairvaux, die Christenheit zu einem neuen Kreuzzuge anzufeuern. Der König von Frankreich und der Kaiser Konrad Iii. von Deutschland unternahmen diesen zweiten Kreuzzug. Leider mißlang er gänzlich. Durch Mangel an Lebensmitteln, das Schwert der Feinde und Seuchen gingen beide Heere zu gründe. Ohne etwas ausgerichtet zu haben, kehrten beide Fürsten nach Europa zurück. Dritter Kreuzzug. Als nun gar die Nachricht, daß Sultan Saladin Jerusalem erobert habe, nach Europa kam und Trauer durch alle christlichen Länder verbreitete, da entschloß sich der alte Kaiser Friedrich Barbarossa zu dem dritten Kreuzzuge. Er fand seinen Tod in den Wellen des Saleph. Sein Sohn Friedrich führte das Heer weiter; aber auch er wurde vom Tode hingerafft. Auch die Könige Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England hatten einen Kreuzzug unternommen. Mit ihnen verband sich der Rest der Deutschen unter Leopold von Österreich vor der Stadt Acco. Aber Uneinigkeit unter den Führern hinderte den Erfolg. Richard zeigte sich stolz und übermütig. Leopold zog heim, weil er von diesem schwer beleidigt war; auch Philipp August kehrte nach Frankreich zurück. Richard verrichtete wohl noch tapfere Taten, aber Jerusalem gewann auch er nicht wieder. Saladin versprach nur, die Wallfahrten der Christen nach Jerusalem nicht zu hindern. König Richards Heimkehr. Auf der Heimkehr nach England erlitt Richard Schiffbruch und mußte den Weg zu Lande fortsetzen. Er kam bis in die Nähe von Wien; hier wurde er erkannt und an Leopold von Österreich ausgeliefert. Dieser übergab ihn Heinrich Vi., Barbarossas Sohn und Nachfolger. Letzterer hielt ihn so lange gefangen, bis die Engländer ihren König durch ein Lösegeld befreiten. Die Sage aber erzählt: Der Kaiser hielt den Gefangenen auf einem einsamen Schlosse so verborgen, daß nur wenige wußten, wo er sich befand, da er fürchtete, Freunde könnten den König befreien. Da wanderte Richards treuer Diener, der Sänger Blondel, von Burg zu Burg. In der Abendstunde, wenn alles schwieg, schlug er sein Saitenspiel und sang dazu ein Lied,

5. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 35

1903 - Berlin : Nicolai
35 gab es Verwirrung und Bürgerkrieg. Endlich kam Barbarossas Enkel Friedrich Ii. zur Herrschaft. Sein ganzes Leben hindurch stritt zi gegen den Papst, die Lombarden und Welfen heldenmütig, aber unglücklich. Um seinen Söhnen Neapel und Sizilien zu entreißen, ries der Papst den französischen Prinzen Karl von Anjou in das Land und erhob ihn zum Könige. Gegen ihn fiel Friedrichs tapferer Sohn Manfred in der Schlacht. Karl machte sich durch Grausamkeit verhaßt. Da brach der junge Konradin, der letzte der Hohenstaufen, mit seinem Freunde Friedrich von Baden auf, um sein Erbe zu erobern. Er wurde in Italien mit Ehren aufgenommen; die Ghibelliuen sammelten sich um ihn, und er besiegte Karl in der Schlacht, Aber seine Leute versolgten den Feind zu heftig, zerstreuten sich, fielen in einen Hinterhalt und erlitten eine schwere Niederlage. Konradin wurde gefangen. Karl ließ ihn mit Friedrich von Baden auf dem Markte in Neapel hinrichten. So endete der letzte Hohenstause unter dem 1268 Beile des Henkers. 11. Rudolf von Habsburg. 1273 Die kaiserlose, die schreckliche Zeit. Nach dem Untergange der Hohenstaufen war das kaiserliche Ansehen so gesunken, daß kein deutscher Fürst Lust hatte, die Königskrone zu erwerben. Jeder suchte vielmehr die Grenzen des eigenen Landes zu erweitern und in diesem nach Belieben zuschalten. Da wurde die Königskrone auswärtigen Fürsten für Geld angetragen; aber keiner von den beiden Gewählten kam zu Ansehen und Macht. Es herrschte in Deutschland nicht Ordnung und Gesetz, sondern die rohe Gewalt. Der Schwache wurde von dem Mächtigen unterdrückt. Die Ritter meinten, was sie mit den Waffen in der Hand erbeuteten, sei ihr rechtmäßiges Eigentum (Faustrecht). Fehden wüteten im Lande. Die Städte schützten sich wohl durch ihre Mauern; aber das Landvolk litt schwer unter Raub und Verwüstung. Viele Ritter lebten von der Beute aus solchen Fehden. Am Rhein und an der Elbe hatten sie eine Menge Burgen errichtet und nötigten die vorübersteuernden Schiffe, ihnen hohe Zölle zu bezahlen. Die alten kaiserlichen Gerichte lebten an vielen Orten wohl noch fort, besonders in Westfalen, aber sie wurden von den Mächtigen nicht mehr geschützt und geachtet; sie mußten ihre 3* 1291

6. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 41

1893 - Berlin : Nicolai
41 zum Angriff voraus. Nach diesem Siege waren alle froher Hoffnung Jerusalem wieder zu gewinnen. Da auf einmal erscholl die Trauerkunde: „Der Kaiser ist tot!" Er war in den Wellen des Flusses Saleph ertrunken. Nach dem Tode Barbarossas verzweifelten viele Kreuzfahrer an dem glücklichen Erfolge und kehrten um; das Hauptheer aber gelangte unter der Führung des jungen Friedrich nach Accon. Allein hier raffte eine Seuche auch diesen Helden dahin. Das verwaiste Heer vereinigte sich nun mit den Franzosen und Engländern, welche unter ihren Königen Philipp August und Richard Löwenherz ebenfalls zur Befreiung Jerusalems ausgezogen waren; zu ihnen stieß auch Herzog Leopold von Östreich mit einem neuen Heere. Accon wurde erobert, aber der Übermut Richards bewog Leopold und bald auch Philipp August, nach Hause zurückzukehren. Jener verrichtete nun zwar noch glänzende Waffenthaten, aber Jerusalem zu erobern vermochte er nicht; er mußte sich mit einem Vertrage begnügen, nach welchem den Christen ein Strich an der syrischen Küste und freie Pilgerfahrt nach Jerusalem zugesichert ward. Auf der Heimkehr fiel Richard in die Hände feines Feindes Leopold, der ihn an Heinrich Vi., Friedrichs Nachfolger, auslieferte. Gegen ein schweres Lösegeld gab ihm dieser endlich die Freiheit (Sage von Blondel). Nach diesem dritten Kreuzzuge wurden freilich noch mehrere andere unternommen — sogar eine Kinderfchar machte sich auf den Weg nach dem heiligen Lande — aber Jerusalem blieb bis auf diesen Tag in den Händen der Türken. Folgen der Kreumge. Dennoch hatten die Kreuzzüge wichtige Folgen. Der Osten Europas und der Westen Asiens war den Abendländern durch sie bekannter geworden; dadurch wurde ihr Geist angeregt und ihr Wissen bereichert. Die Heimkehrenden erzählten von dem fremden Lande und den tapfern Thaten der Kreuzfahrer. Hierdurch wurden die Krieger begeistert, gleiche zu verrichten, und die Dichter, dieselben in ihren Liedern zu preisen. Die Ritter, deren ganzes Leben im Kampf verlief, wurden auf fromme Ziele hingelenkt; und dadurch ihr ganzer Stand veredelt. Dem Handel, welchen damals besonders die Genueser und Venetianer, aber auch deutsche Städte, wie Regensburg, Augsburg, Wien, nach dem Osten betrieben, wurden neue Absatzstätten bereitet. Dadurch aber ward auch der Gewerbefleiß angeregt; in den Städten betrieb man das Handwerk

7. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 45

1893 - Berlin : Nicolai
45 anerkannt. Wie Friedrich Barbarossa, sein Großvater, kämpfte er sein ganzes Leben hindurch für die Macht des deutschen Reiches gegen die lombardischen Städte, den Papst und die diesem ergebene Partei der Welsen heldenmütig, aber unglücklich. Mit ihm sank der letzte Glanz des Kaisertumes dahin, während das Papsttum sich zu der höchsten Macht erhob. Nach seinem Tode verloren die Hohenstaufen auch Unteritalien. Als Konradin, der letzte Sproß derselben, ausgezogen war, dasselbe wieder zu erobern, wurde er gefangen und von seinem Gegner Karl von Anjou ans dem Markte von Neapel enthauptet. Nach der kurzen Regierung Konrads Iv. war die deutsche Königskrone so im Werte gesunken, daß keiner der deutschen Fürsten sich um sie bewarb. Um in ihren Gebieten ganz selbständig schalten zu können, wollten sie überhaupt keinen mächtigen König mehr; sie boten die Krone daher Ausländern an; die eine Partei wählte den Engländer Richard von Cornwallis, die andere den König Alfons von Kastilien; beide Parteien nahmen für ihre Wahlstimmen schweres Geld. Die Gewählten nannten sich wohl deutsche Könige, hatten aber nicht die geringste Macht. Das Interregnum. Das war „die kaiserlose, die schreckliche Zeit", in welcher das Gesetz aufhörte, den Schwachen zu schützen. Wer sich nicht selbst zu schirmen vermochte, der litt Gewalt an seiner Habe, wie an seinem Leibe; die Starken aber schalteten willkürlich und unterdrückten den Wehrlosen ungestraft (Faustrecht). Jene aber lagen unter einander in beständiger Fehde, einer verwüstete die Güter des andern. Besonders schwer litten darunter die hülflosen Bauern, die damals schon zum größten Teil ihr freies Eigentum verloren hatten und als Untertänige (Hörige) den Acker ihrer geistlichen oder adligen Herren bebauten. Viele Ritter achteten es nicht für eine Schande, von dem Raube zu leben, welchen sie von ihren Rossen herab (aus dem Stegreife) machten. In manchen Gegenden, besonders in Dortmund in Westfalen, bestanden die alten kaiserlichen Gerichte wohl noch fort (Femgerichte), aber keine weltliche Obrigkeit vollstreckte ihre Urteile. Sie mußten ihre Gerichtssitzungen heimlich halten und den Übelthäter selbst hinrichten. Die Feme wurde die Zuflucht vieler Bedrängten, aber ihre Urteile waren oft willkürlich und hart. Walther von der Uogelweide, ein fahrender (wandernder) Sänger. Seit alten Zeiten liebten die Deutschen die Dichtung und

8. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 60

1893 - Berlin : Nicolai
zustehen. Er geriet auch bald mit Eck selbst in Streit und gestand auf die Fragen desselben ein, daß er mehreres, was Huß gelehrt hatte, billige und daß er den Papst nicht für unfehlbar halte, da es feststehe, daß sowohl Päpste, wie Kirchenversammlungen geirrt hätten. „Dann seid Ihr wie ein Heide und Zöllner", rief ihm Eck zu, eilte darauf nach Rom und erlangte vom Papste eine Bannbulle, in welcher eine Anzahl der Sätze Luthers als ketzerisch verdammt waren und dieser selbst mit dem Banne bedroht wurde, wenn er nicht widerriefe. Allein das kühne Auftreten des Mönches hatte ihm besonders in den Städten so zahlreiche Anhänger gewonnen, daß die Bannbulle an vielen Orten abgerissen wurde. Dadurch ermutigt, that Luther den entscheidenden Schritt: er zog mit seinen Freunden vor das Elsterthor und verbrannte die Bannbulle, wodurch er sich feierlichst von der päpstlichen Kirche lossagte. 14. Karl der Fünfte (1519—1556). f Der Derchstag ?u Worms. Nach dem Tode Maximilians warben die beiden mächtigsten ausländischen Könige um die deutsche Krone, Franz von Frankreich und Karl von Spanien. Karl, ein Enkel Maximilians und der Maria von Burgund, hatte von diesen die habsbnrgisch-östreichischen Länder und die Niederlande geerbt, von seiner Mutter aber Spanien, Neapel, Sicilien und die neu erworbenen amerikanischen Gebiete, so daß er von sich rühmen konnte, in seinem Reiche gehe die Sonne niemals unter. Auf den Rat Friedrichs des Weisen wurde er zum Beherrscher Deutschlands gewählt; 1521 hielt er zu Worms seinen ersten Reichstag, auf welchem neben weltlichen Angelegenheiten auch die kirchlichen geordnet werden sollten. Daher wurde auch Luther zu demselben eingeladen, um vor Kaiser und Reich sich zu verantworten. Mit einem kaiserlichen Geleitsbriefe versehen, begab er sich nach Worms. Auf dem Wege dorthin, wie in Worms selbst, drängte sich das Volk, um den Mann zu sehen, der es gewagt hatte, die Bannbulle des Papstes zu verbrennen. Als er die Treppe zu dem Saale emporstieg, sagte der tapfere Feldhauptmaun Georg von Fruudsberg zu ihm: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst einen schweren Gang. Bist du aber deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen fort, er wird dich nicht verlassen." Es war eine glänzende Versammlung, in die Luther

9. Teil 2 - S. 51

1903 - Berlin : Schnetter
51 er die Österreicher bei Marengo (1800) und zwang Kaiser Franz zum Frieden zu Luneville (1801). Frankreich erhielt das gesamte linke Rheinufer. Die deutschen Fürsten wurden 1803 zu Regensburg durch die Einziehung van geistlichen Gütern und Reichsstädten entschädigt. Preußen erhielt etwa das Fünffache seiner abgetretenen linksrheinischen Besitzungen, nämlich die Bis- tümer Hildesheim, Paderborn und einen Teil von Münster, ferner Erfurt und das Eichsseid und die Reichsstädte Mühlhausen, Nordhausen und Goslar. Für die spätere Gestaltung Deutschlands war es ein Segen, daß der gewalt- tätige Bonaparte dem Dasein vieler deutschen Kleinstaaten ein Ende niachte. - Auch mit England kani (1802) ein Friede zu stände, der allerdings nicht von langer Dauer war. v) Napoleon wird Kaiser der Franzosen. Nachdem Napoleon von dem französischen Volke zum Kaiser der Franzosen gewählt worden war, ließ er sich am 2. Dezember 1804 in der Notre-Damekirche zu Paris vom Papste salben und setzte sich und seiner Gemahlin Josefine die Kaiserkrone auf. Seine Brüder wurden zu französischen Prinzen, seine Schwestern zu Prinzessinnen erhoben. Im Dom zu Mailand schmückte er sich mit der eisernen Krone der Loinbarden, verwandelte die Republik Italien in ein Königreich und ernannte seinen Stiefsohn Engen Beanharnais zum Vizekönig. t) Die 3. Koalition 1805. England fürchtete Napoleons Macht und wollte sie brechen. Schon im Jahre 1803 kam es zum Kriege zwischen Frankreich und England. Napoleon ließ Hannover (dessen Kurfürst der König von England war) besetzen und verbot die Einfuhr der englischen Waren in Frankreich. England veranlaßte nun 1805 die Bildung der 3. Koalition. Dieser traten bei Rußland, Österreich und Schweden. Aber in raschem Sieges- läufe warf Napoleon die Österreicher von der oberen Donau bis Mähren zurück und eroberte Wien. Die vereinigte österreichisch-russische Hauptmacht zertrümmerte er am 2. Dezember 1805 in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz. Nun schloß Kaiser Franz von Österreich den schmachvollen Frieden zu Preß- bnrg, in dem er Venedig an das Königreich Italien und Tirol an Bayern abtrat. Bayern und Württemberg, die Napoleons Verbündete gewesen lvaren, wurden Königreiche. Das Hans Bourbon wurde a>is Neapel vertrieben. Zum König von Unteritalien setzte Napoleon seinen ältesten Bruder Josef ein, der später König von Spanien wurde. Louis Napoleon, ein jüngerer Bruder, wurde König voti Holland. Joachim Murat, Napoleons Schtvager, erhielt das Großherzogtnm Berg. Nicht lange darauf wurde er an Josefs Stelle König von Neapel. g°> Der Rheinbund und die Auflösung des deutschen Reiches 1806. Im Jahre 1806 sagten sich 16 deutsche Fürsten vom deutschen Reiche los und gründeten den Rheinbund. Er stellte sich unter die Schutzherrschaft Napoleons und mußte dafür dieseni für alle Kriege ein Heer von über 60000 Mann stellen. Diese Fürsten waren damit von Napoleon abhängig, und Kaiser Franz mußte, daß ihm nur noch der Titel „Kaiser" blieb. Darum legte er am 6. August 1806 die deutsche Kaiserwürde nieder und nannte sich nur noch Kaiser von Österreich. 4*

10. Teil 2 - S. 108

1903 - Berlin : Schnetter
108 beit Grafen Otto Iv. von Braunschweig. So standen sich wieder wie öfters seit Konrad Iii. Staufen und Welfen gegenüber. Der Papst Innocenz Iii. trat zunächst als Lehnsherr des früheren normannischen Reiches und als Vormund des jungen Hohenstaufen für den Besitz dieses Hauses ein; anderer- seits wollte er die Vereinigung Italiens und Deutschlands in einer Hand verhindern. So entschied er sich nach langent Zögern für den Welfen Otto Iv., der ihm aber dafür schwören mußte, die Rechte und den Besitz des Papstes zu schützen. Philipp kämpfte ritterlich um seine Krone und gewann immer mehr Anhänger. Da erklärte sich auch der Papst für ihn. Philipp siegte nun, wurde dann aber plötzlich ermordet. Nun herrschte Otto Iv., der sich jetzt aber bald mit dem Papste verfeindete. Ihm trat Friedrich, der in- zwischen zum Jüngling herangewachsen war, entgegen; bald erorberte er sich die Herzen aller Deutschen und empfing in Mainz die Königskrone. Otto starb einsam auf der Harzburg. Friedrich Ii. (1215 — 1250) verdankte die Ktone dem Papste; dafür mußte er diesem versprechen, die italienischen Erblande seinem Sohne Heinrich ab- zutreten und sie nie mit dem deutschen Reich zu vereinigen. Außerdem mußte er einen Kreuzzug nach dem heiligen Lande geloben. Das Papsttum stand auf der Höhe seiner Macht. Es entschied sich bald für diesen, bald für jenen Herrscher. Ungehorsame bestrafte es mit dem Bann. Nach dem Tode Innocenz' Iii. nahm Friedrich den Entscheidungskampf gegen das Papsttum auf; er ließ seinen Sohn zu seinem Nachfolger in Deutschland wählen und zum römischen Könige krönen. Das war der erste Schritt zum Kampfe; denn damit hatte Friedrich gegen sein Versprechen gehandelt. Auch den Kreuz- zug schob er von Jahr zu Jahr auf. Der Papst tat ihn in den Bann. Friedrichs erster Zug gegen den Papst war siegreich; als er dann aber auch die Langobarden unterwerfen wollte, schloß sich der Papst diesen an, und nun wurde der Kampf heftiger. Auch Heinrich griff zu den Waffen gegen den Vater; denn er war mit seiner Stellung in Deutschland unzufrieden; er mußte sich aber bald ergeben und starb als Gefangener. Der Papst flüchtete endlich nach Lyon und erklärte unter Zustimmung einer Kirchenversammlung den Kaiser für abgesetzt. Die deutschen Fürsten wurden aufgefordert, einen neuen König zu wählen. Die geistlichen Fürsten ernannten nun Wilhelm von Holland zum Könige. Friedrich starb, und sein Sohn Konrad Iv. mußte dem Gegenkönige weichen; er ging nach Sizilien und erlag bald einem Fieber. Sein Sohn Konradin war erst zwei Jahre alt. Nach Wilhelm von Hollands Tode hatte Deutschland zwei Könige, die um die Krone kämpften. Diese Zeit heißt das Interregnum; es dauerte bis 1273. In Sizilien machte sich der französische Prinz Karl zum Könige, der das Volk hart bedrückte. Als Konradin, der letzte Hohenstaufe, die Klagen der Sizilianer hörte, zog er, erst 16 Jahre alt, mit seinem treuen Freunde Friedrich von Österreich über die Alpen. In Süditalien wurde er geschlagen, gefangen genommen und auf dem Marktplatz zu Neapel mit Friedrich enthauptet. So endete das edle Kaiserhaus der Hohenstaufen, das die Päpste verfolgt haben, bis das ganze Geschlecht vernichtet war.
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