Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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von Rittern und Prälaten und behielten die bisherige Gemeinschaft in Ver-
fassung, Rechtspflege, Gesetzgebung und Sprache.
43. Die Ranzau'h.
Das Geschlecht der Ranzau war schon zur Zeit der Schauenburger ein
zahlreiches und mächtiges adliges Geschlecht in Schleswigholstein, und wir
haben schon bei der Herzogswahl bemerkt, daß diese Familie auf den Aus-
fall derselben großen Einfluß hatte, indem sie sich für Christian I. entschied.
Niemand aber aus diesem Geschlecht ist berühmter geworden, als der alte
Feldmarschall Johann Ranzau, der 1559 die Armee kommandirte, welche
die Selbstständigkeit Dithmarschens vernichtete.
Johann Ranzau war 1492 geboren und also 1500, als Wulf Jsebrand
die große Garde und das ganze dänische Heer zwischen Hemmingstedt und
Meldorf aufs Haupt schlug, acht Jahre alt. Welcher Geist aber den Knaben
beseelte, konnte man daran erkennen, daß er den Dithmarschern, wie einst
Hannibal den Römern, bittere Rache schwur, weil unter den Gefallenen auch
sein ältester Bruder war. So war denn sein Sinn von früher Kindheit an
hauptsächlich daraus gerichtet, ein tüchtiger Krieger zu werden, und ritterliche
Uebungen waren ihm die liebsten. Schon als 13slhriger Knabe dünkte er
sich stark genug, sich am Kriege selbst zu betheiligen. Ohne Vorwissen seiner
Mutter ließ er sich ein Pferd satteln, und ritt in ein nahes Feldlager, um
sich in der Kriegskunst zu versuchen. Dießmal aber ward er noch wieder
zurückgeholt, um seine Ausbildung zu vollenden. Er mochte denn auch
einsehen gelernt haben, daß der Krieg kein Kinderspiel sei, und benutzte seine
Jugendzeit fortan ernstlich zur Erlangung nützlicher Kenntnisse, ohne welche
man auch schon damals nichts Sonderliches werden konnte.
Als vierundzwanzigjähriger Jüngling ging er auf Reisen und kam
über England nach Spanien. Johann Ranzau war gut katholisch erzogen,
und daher können wir es begreifen, daß er Spanien nicht verlassen wollte,
bevor er den heiligsten Ort der Spanier, die angebliche Grabstätte des
heiligen Jacobus, besucht und an derselben sein Gebet verrichtet hatte.
St. Jacob konnte aber das Sehnen seines Herzens nicht stillen, er mußte
das heilige Land selbst sehen, und so trat er denn von Spanien aus eine
Reise nach Jerusalem an und hatte die Ehre, in dieser ehrwürdigen Stadt
zum Ritter geschlagen zu werden, wahrscheinlich der letzte Schleswigholsteiner,
der dieser Auszeichnung theilhaftig ward; denn es geschah in demselben
Jahr, in welchem der Augustinermönch in Wittenberg seine 95 Sätze an die
Schloßkirche schlug und dadurch im Norden allen Wallfahrten ein Ende
machte. Seine Anwesenheit in Jerusalem wäre ihm übrigens bald theuer
zu stehen gekommen; denn er war nahe daran, gefangen genommen zu
werden. Der irrende Ritter entkam nur mit genauer Noth und landete in
Neapel. Natürlich war nun sein erster Gang zum Papst, dem er nach der
Sitte seiner Zeit den Fuß küßte. Mit dem päpstlichen Segen reiste er
dann weiter durch Italien, Frankreich und Deutschland in die Heimath.
Hier konnte den beherzten, frommen, weitgereisten Mann Niemand
besser brauchen als Friedrich I., der damals nur noch Herzog von Gottorf,
nicht König von Dänemark war; denn in Dänemark herrschte noch der böse
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dem Morgenlande die Nachricht, daß der egyptische Sultan Saladin
Jerusalem erobert habe. Der Papst war aus Schmerz über diese Nachricht
gestorben und seine Nachfolger forderten durch dringende Briefe die euro-
päischen Fürsten zur Befreiung des heiligen Grabes auf. So begann denn
das ganze Abendland seine Macht zu einem gewaltigen Kreuzzuge zu
sammeln. Die Italiener schaarten sich um ihre Erzbischöfe; es rüsteten mit
Macht die Normannen, fünfzig Schiffe kamen von Dänemark und Friesland,
siebenunddreißig von Flandern; Richard Löwenherz führte die Engländer
und Philipp August seine Franzosen herbei. Auch der altebarbarossa sammelte
ein Heer. An der Spitze von 150,000 wohlgerüsteten Streitern, unter
welchen auch Adolf Iii. sich befand, zog der greise Held im Mai des Jahres
1189 aus.
Heinrich der Löwe hatte vorher auf Verlangen des Kaisers zum zweiten
Male Deutschland verlassen und sich nach England begeben müssen; als aber
habgierige Fürsten seine Abwesenheit benutzten, von seinen Erblanden an
sich zu reißen, kehrte er aus England zurück und versuchte seine frühere
Herrschaft in Norddeutschland wieder herzustellen. Der Kampf begann aufs
Neue. Heinrich bemächtigte sich des holsteinischen Landes. Ein großer Theil
des Adels schloß sich ihm willig an. Hamburg, Itzehoe und Plön waren
binnen Kurzem in seinen Händen; nur Segeberg behauptete sich. Der
Statthalter, Adolf von Dassel, und die Mutter und Gemahlin des hol-
steinischen Grafen flüchteten nach Lübeck und von da, als auch diese Stadt
sich dem Herzog ohne Schwertstreich ergab, nach der Schauenburg.
Friedrich Barbarossa war im Morgenlande, als er durch den Fluß
Seleph reiten wollte, ertrunken und sein Sohn Heinrich Vi. war ihm
in der Regierung des deutschen Reiches gefolgt. Adolf Iii. erfuhr in Ty-
rus, daß Holstein in den Händen Heinrichs des Löwen sei, und eilte zurück,
ohne Jerusalem gesehen zu haben. Unter großen Schwierigkeiten erreichte
er aus Umwegen sein Land; die Einwohner schlossen sich ihm an und, unter-
stützt von benachbarten Fürsten, bemächtigte er sich nicht nur seines Landes,
sondern auch Lübecks und der Grafschaft Stade nebst Dithmarschen.
Zwischen dem neuen Kaiser Heinrich Vi. und Heinrich dem Löwen kam
es endlich zur völligen Aussöhnung (1194). Der Löwe mußte sich an sei-
nen Erölanden Braunschweig und Lüneburg genügen lassen und starb den
6. August 1195 zu Braunschweig.
Adolf war aus dem letzten Kampf mit vermehrter Macht hervor-
gegangen. Er behielt sämmtliche Einkünfte der Stadt Lübeck, und der Erz-
bischof von Bremen mußte ihn mit der Grafschaft Stade nebst Dithmarschen
belehnen.
14. Wie Adolf Iii. zum dritten Mal Land und Leute verliert.
Waldemar der Große war 1182 gestorben, nachdem er dem zer-
rütteten Dänemark zu neuem Glanze verhelfen hatte. Er hatte von seinem
Vater Knud Lavard her Ansprüche auf Wagrien und das Polaberland, war
aber klug genug gewesen, diese seinem mächtigen Nebenbuhler Heinrich dem
Löwen gegenüber nicht geltend zu machen. Er hatte sich damit begnügt, die
Angriffe der Slaven auf Dänemark abzuwehren und in Verbindung mit dem
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Extrahierte Personennamen: Saladin
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Löwen Heinrich
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