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Wickelung und führte iu Spanien das Juquifitionsgericht ein, das
Tansende mit Martern und dem Feuertode verfolgte. Im Religions-
eifer Vertrieb Philipp Ii. (1568—1570) 100000 fleißige Maureu
und über 1 Million betriebsamer Juden aus den spanischen
Landen, denen unter Philipp Iii. noch V2 Million Mauren nach-
folgten (vergl. oben). Das reiche Spanien verarmte, und der
Staat geriet in Schuldeu. Nach dem Erbfolgekriege (1714) trat
für das unglückliche Land eine bessere Zeit, wiewohl nur vou
kurzer Dauer, ein; es gelangte der französische Prinz von Anjou,
aus dem Hause Bourbou, auf den spanischen Thron. Er be-
folgte die freisinnigen Grundsätze des Ministers Colbert: Handel
und Gewerbe blühten wieder auf, und alle Zustände besserten sich.
Aber seine Nachfolger regierten mit ebensowenig Einsicht wie seine
Vorgänger. Unter ihnen stürzte Ferdinand Vii. die Volksver-
tretung und führte das unbeschränkte Königtum wieder ein. Nun
schüttelten aber die südamerikanischen Kolonien das spanische Joch
ab, und machten sich (1814) nach kurzem Kampfe unabhängig.
Schon die von Napoleon I. (1810) eingerichtete Kontinental-
sperre hatte den spanischen Handelsverkehr ins Stocken gebracht;
mit dem Verlust der größten Kolonien wurde aber auch die
spanische Seemacht gebrochen, und der Seehandel ging nun auf
die Niederländer und die Engländer über. Die Wirren in
Spanien nahmen kein Ende: 1833 entzündete Ferdinands Bruder,
der Präsident Don Carlos, welcher Jsabella, der Tochter
Ferdinands, den Thron streitig machte, einen sechsjährigen, blutigen
Bürgerkrieg; nach der Vertreibung der Königin Jsabella (1868)
setzte die Volksvertretung die Wähl des italienischen Prinzen Am a-
deus (1870) zum Könige durch, der aber bald (1873) wieder ab-
dankte. Nach einer kurzen republikanischeuperiode erfolgte
sodann die Berufung des Sohnes der vertriebenen Jsabella, der
als Alfons Xii., während der von Don Carlos angefachten Un-
ruhen den Thron bestieg.
Handel. Der Umfang des spanischen Handels ist, trotz
der für den Seeverkehr günstigen Lage des Landes an zwei Meeren
und seines Reichtums an Produkten, nicht von solcher Bedeutung, wie
man es erwarten sollte. Schuld daran sind andauernde Kämpfe
und innere Unruhen, welche die Kultur au einer fortschreitenden,
gedeihlichen Entwickelung hinderten; dann aber auch die dem
Handel und Verkehr nach außen früher auferlegten, drückenden
Beschränkungen. Die Industrie ist zwar in der Neuzeit mehr
zur Geltung gekommen, und der ergiebige Bergbau hat sich
durch den Eintritt von fremdem Kapital bedeutend gehoben; aber
das Land ist beinahe noch aller Produkte des Auslandes benötigt
und darauf angewiesen, den größten Teil seiner Bedürfnisse durch
den Uberschuß an Rohmaterial zu decken; der Ausfuhrhandel
wurde daher durch den Einfuhrhandel lange Zeit übertroffen.
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp Philipp_Iii Philipp von_Anjou Ferdinand Napoleon_I. Ferdinands Carlos Ferdinands Alfons_Xii Carlos
254
in. Geschichtsbilder.
118. Untergang des
In seinem 26. Lebensjahre war der
letzte Kaiser des Hohenstaufenhauses,
Konrad Iv. in Italien plötzlich vom
Tode dahin gerafft worden, einen erst
zweijährigen Sohn, den durch sein trau-
riges Ende bekannten Konradin, hin-
terlassend. In Deutschland trat nun
jene unheilvolle Zeit ein, welche man
das Interregnum heißt. In Neapel
und Sicilien, den italienischen Erblan-
den der Hohenstaufen von Constanza,
der Gemahlin Heinrichs Vi., hatte
Konradins Oheim Manfred die vor-
mundschaftliche Regierung in die Hand
genommen. Allein ein französischer Prinz,
Karl von Anjou, hatte mit Zustim-
mung des Papstes Clemens Iv. die
Herrschaft an sich gerissen und im Kampfe
gegen den schon in der ersten Schlacht
gefallenen Manfred behauptet. Der
Sieger nahm Besitz von Neapel und
Sicilien und herrschte mit eiserner
Strenge. Es entstand bald ein allge-
meines Mißvergnügen über die Herr-
schaft der Franzosen, und man sehnte
sich nach einem Retter.
Konradin, fast aller Güter und Wür-
den seiner Vorfahren verlustig, lebte
bei seinem Oheim, dem Herzoge Ludwig
von Bayern. An ihn, den sechszehn-
jährigen Jüngling wendeten sich die
Anhänger des Hohenstaufenhauses in
Italien mit der Aufforderung, sein
sicilisches Erbe in Besitz zu nehmen.
Ghibellinische Städte, wie das reiche
Pisa, boten bereitwillig Unterstützung
an Geld und Mannschaft; auch in
Deutschland fanden sich Ritter genug
zur Theilnahme für den Zug nach
Italien. Vergebens warnte mit ahnen-
dem Gemüthe die liebende Mutter, ver-
gebens stellte sie dem Sohne vor, wie
Italien mit all' seinen Reizen und
Schätzen die Hohenstaufen nur zum Ver-
derben an sich gelockt habe: Der kühne
Geist der Ahnen war im Jüngling
lebendig und das Zureden seiner Freunde
vermochte mehr über ihn als das Ab-
rathen der Mutter. Durch Verkauf
und Verpfändung der letzten hohen-
staufischen Erbgüter hatte er das erfor-
Hohenstaufengeschlechtes.
derliche Geld zusammengebracht und
im Herbste 1267 zog er mit etwa 10000
Mann durch das Etschthal nach Verona.
Die italienischen Städte empfingen ihn
wohl ehrenvoll, thaten aber wenig für
seine Sache; der Papst dagegen belegte
ihn mit dem Banne. Trotzdem ward
Konradin selbst in Rom von Senator
Heinrich in Ehren empfangen. Die
Häuser und Gänge waren mit Blumen,
Kränzen und Tapeten geziert und
reich geschmückte Frauen und Jung-
frauen holten ihn ein und führten ihn
auf's Capitol. Zu derselben Zeit hatte
die pisanische Flotte in der Meerenge
von Messina einen vollständigen Sieg
über die provenhalische erfochten; wenn
die Ereignisse auf dem Festlande nur
einigermaßen zu Gunsten Konradins
ausschlugen, so konnte man Sicilien
als gewonnen betrachten. Am 18. August
1268 brach das Heer des Hohenstaufen
von Rom auf und drang nach Apulien
vor. In der Ebene von Tagliacozza
(Scurcola) trafen die beiden Gegner
auf einander. Schon hatten die Deut-
schen die erste Schlachtreihe geworfen
und auch die zweite in die Flucht ge-
schlagen ; man glaubte Karl von Anjou
todt und überließ sich zu früh der
Freude des Sieges. Plötzlich brach der
Feind aus einem Hinterhalt hervor,
warf alle noch auf dem Schlachtfelde
befindlichen Heeresabtheilungen in die
Flucht und zerstreute sie. Konradin
rettete sich auf ein Schiff, wurde aber
durch einen Frangipani, ein Glied des
den Hohenstaufen am meisten Zugethanen
römischen Geschlechtes gefangen genom-
men und an Karl ausgeliefert. Gleiches
Loos traf auch seinen treuen Jugend-
freund Friedrich von Baden.
Auf unparteiischem, leidenschafts-
losem, rechtlichem Wege, so hieß es
jetzt, müsse über das Schicksal der Ge-
fangenen entschieden werden: deshalb
ließ der König Richter und Rechtsge-
lehrte aus mehreren Theilen des Reiches
nach Neapel kommen, welche untersuchen
und das Urtheil sprechen sollten. Jeder
von ihnen, das hoffte er, werde der
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iv Konrad Konradin Heinrichs Heinrichs Konradins Konradins Manfred Karl_von_Anjou Karl Clemens_Iv Manfred Konradin Konradin Ludwig
von_Bayern Ludwig Konradin Konradin Heinrich Heinrich Konradins August Karl_von_Anjou Karl Konradin Konradin Karl Karl Friedrich_von_Baden Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Neapel Sicilien Neapel Sicilien Italien Deutschland Italien Italien Verona Rom Messina Sicilien Rom Apulien Neapel
118. Untergang des Hohenstaufengeschlechtes.
255
Anklage beistimmen: Konradin sei ein j
Frevler gegen die Kirche, ein Empörer
und Hochverräther an seinem recht-
mäßigen Könige, und, gleich allen seinen
Freunden und Mitgefangenen, des Todes
schuldig. — Als die Richter diese An-
klage hörten, erschraken sie sehr, wagten
aber, der wilden Grausamkeit Karls
eingedenk, lange nicht, ihre entgegen-
gesetzte Ansicht unverholen darzulegen.
Da trat endlich der edle Guido von
Suzara hervor und sagte mit lauter
und fester Stimme: „Konradin ist nicht
gekommen als ein Räuber oder Em-
pörer, sondern im Glauben und Ver-
trauen auf sein gutes Recht. Er frevelte
nicht, indem er versuchte, sein ange-
stammtes väterliches Reich durch offenen
Krieg wieder zu gewinnen; er ist nicht
einmal im Angriff, sondern auf der
Flucht gefangen, und Gefangene scho-
nend zu behandeln, gebietet göttliches
wie menschliches Recht." — Alle Rich-
ter bis auf einen, den unbedeutenden,
knechtisch gesinnten Robert von Bari,
sprachen jetzt Konradin und seine Ge-
fährten frei, welches preiswürdige Be-
nehmen den König indeß so wenig zur
Mäßigung und Besonnenheit zurück-
brachte, daß er vielmehr, in verdop-
pelter Leidenschaft, jeden Schein von
Form und Recht selbst zerstörte, und,
frech jener einzelnen Knechtsstimme fol-
gend, aus eigener Macht das Todes-
urtheil über alle Gefangenen aussprach.
Als Konradin diese Nachricht beim
Schachspiel erhielt, verlor er die Fas-
sung nicht, sondern benutzte, gleich seinen
Unglücksgefährten, die wenige ihnen
gelassene Zeit, um sein Testament zu
machen und sich mit Gott durch Beichte
und Gebet auszusöhnen.
Unterdeß errichtete man in aller
Stille das Blutgerüst dicht vor der
Stadt, nahe bei der Kirche der Karme-
liter. Es schien, als sei dieser Ort
boshaft ausgewählt worden, um Kon-
radin alle Herrlichkeit seines Reiches
vor dem Tode noch einmal zu zeigen.
Die Wogen des hier so schönen als
friedlichen Meeres dringen nämlich bis
dahin, und der diesen herrlichsten aller
Meerbusen einschließende Zauberkreis
von Portici, Castellamara, Sorento und
Massa stellt sich, durch den blendenden
Glanz südlich reiner Lüfte noch ver-
klärt, dem erstaunten Beobachter dar.
Auf furchtbare Mächte der Natur deutet
jedoch das zur Linken sich erhebende
schwarze Haupt des Vesuvs, und rechts
begrenzen den Gesichtskreis die schroffen,
zackigen Felsen der Insel Capri, wo
einst Tiberius, ein würdiger Genosse
Karls von Anjou, frevelte.
Am 29. Oktober 1268, zwei Monate
nach der Schlacht bei Scurcola, wur-
den die Verurtheilten zum Richtplatze
geführt, wo der Henker, mit bloßen
Füßen und aufgestreiften Aermeln, schon
ihrer wartete. Nachdem König Karl
in dem Fenster einer benachbarten Burg
einen angeblichen Ehrenplatz eingenom-
men hatte, sprach Robert von Bari,
jener ungerechte Richter, auf dessen Be-
fehl: „Versammelte Männer! Dieser
Konradin, Konrads Sohn, kam aus
Deutschland, um als ein Verführer
seines Volkes fremde Saaten zu ernten
und mit Unrecht rechtmäßige Herrscher
anzugreifen. Anfangs siegte er durch
Zufall, dann aber wurde durch des
Königs Tüchtigkeit der Sieger zum Be-
siegten, und der, welcher sich durch kein
Gesetz für gebunden hielt, wird jetzt ge-
bunden vor das Gericht des Königs
geführt, welches er zu vernichten trachtete.
Dafür wird, mit Erlaubniß der Geist-
lichen und nach dem Rathe der Weisen
und Gesetzverständigen, über ihn und
seine Mitschuldigen, als Räuber, Em-
pörer, Aufwiegler, Verräther das Todes-
urtheil gesprochen, und damit keine
weitere Gefahr entstehe, auch sogleich
vor aller Augen vollzogen."
Als die Gegenwärtigen dies sie
größtentheils überraschende Urtheil hör-
ten, entstand ein dumpfel Gemurmel,
welches die lebhafte Bewegung der Ge-
müther verkündete; alle aber beherrschte
die Furcht, und nur Graf Robert von
Flandern, des Königs eigener Schwie-
gersohn, ein so schöner als edler Mann,
sprang, seinem gerechten Zorn freien
Lauf lassend, hervor, und sprach zu
Robert von Bari: „Wie darfst du
frecher, ungerechter Schurke einen so
großen und herrlichen Ritter zum Tode
verurtheilen?" — und zu gleicher Zeit
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Extrahierte Personennamen: Konradin Karls Guido_von
Suzara Robert_von_Bari Konradin Konradin Konradin Portici Tiberius Karls_von_Anjou Karls Karl Karl Robert_von_Bari Konradin Konrads Robert_von
Flandern Robert_von_Bari
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karme- Castellamara Capri Deutschland