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1. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 131

1858 - Leipzig : Engelmann
131 Die Karolinger. Waffenübung; Ackerbau und Viehzucht überließen sie den Sclaven. Treue war ihre hervorragendste Tugend und die Liebe zur Dichtkunst die einzige zarte Re- gung der rauhen Männer. In schwermüthigen Heldenliedern und Sagen priesen ihre Sänger (Skalden) die Großthaten der Altvordern. Die berühm- teste Sammlung solcher Götter- und Helvengesänge führt den Namen Edda, d. i. Weisheit, und zwar in einer jüngern und ältern Abfassung. Obschon Ansgar, Bischof von Hamburg, bereits im 9. Jahrhundert in den skandina- vischen Reichen mit großem Eifer das Evangelium verbreitete, so dauerte es doch noch zwei Jahrhunderte, bis das Christenthum den Odinscultus vollstän- dig verdrängte. §. 207. Am meisten hatte England unter den schwachen Nachfolgern Egberts (§. 185.) von den Dänen zu leiden. Sie plünderten die Küsten und Flußgestade und zerstörten die christlichen Kirchen. Selbst Alfred der Große der Große wurde von ihnen auf einige Zeit vom Thron gestoßen, bis es ihm nach lan- gem Umherirren durch List, Tapferkeit und Wachsamkeit gelang, ihren Einfäl- len ein Ende zu machen. Mehrere zum Christenthum bekehrte Schaaren der- selben durften sich in N orthum berland niederlassen. Hierauf widmete Al- fred seine Kraft der innern Ausbildung des Volks. Gleich Karl dem Großen theilte er das Land in Gemeinden und Gaue und setzte, als Leiter des G e- richtswesens, Grafen und Aldermen darüber; er gründete Kirchen und Schulen, ließ die angelsächsischen Heldenlieder sammeln und übersetzte die Schriften des Boethius u. A. (§. 182). Bei wichtigen Angelegenheiten zog er den aus Edelleuten bestehenden Reichstag, W it ena g em o t, zu Rathe. Selbst Muster sittlicher Ordnung in seiner Lebensweise, gewöhnte Alfred auch sein Volk an Häuslichkeit und regelmäßige Thätigkeit. Als aber unter seinen Nachfolgern die angelsächsische Bevölkerung durch eine schreckliche Blutthat in der St. Brieeius nacht viele Tausende der Dänen in Northumberland er- mordete, fing Tuender Glückliche, König von Dänemark und Norwegen, die Raubzüge von Neuem mit solchem Erfolg an, daß sein Sohn Kanut berbcfäe Große die englische Krone mit der dänischen und norwegischen vereinigte. Er regierte weise und gerecht. Nach seinem und seinersöhnetod gelangte Eduard Eduard der Bekenner, ein Sprößling der alten Königsfamilie, wieder auf den Thron. Bonner Dieser hatte sich während der Fremdherrschaft längere Zeit in dern orm and i eiom— ausgehalten und Liebe für die französtsch-normännischen Sitten eingesogen. Er 1066‘ begünstigte daher während seiner Regierung das Fremde auf Kosten des Ein- heimischen und setzte, wie es heißt, bei seinem kinderlosen Absterben Herzog Wilhelm von der Normandie zum Thronerben ein. Die Nation sträubte sich und wählte den ritterlichen Harald zum König. Aber durch die Schlacht io«6. von Hastings, in welcher Harald und die Blüthe des angelsächsischen Adels die Wahlstatt („Battle") deckten, wurde Wilhelm der Eroberer Herr von England, wo er mit großer Härte einen neuen Zustand begründete. Er berei- cherte seine normännischen Ritter und Waffenbrüder, die der Abenteuergeist und Thatendrang der Zeit unter seine Fahne gelockt, mit den Gütern der angelsäch- sischen Grundherren, führte französische Sprache und normännisches Recht ein und ertheilte die einträglichsten Kirchenämter seinen Freunden. So änderte eine einzige Schlacht alle Verhältnisse. Aber aus der Mischung der verschiedenen Volkselemente mit ihren Rechten und Gesetzen, ihren Sitten und Gewohnhei- ten, ihrer Sprache und Poesie entwickelte sich mit der Zeit ein lebenskräftiges Nationalganzes. §• 208. Kurz zuvor hatte sich Robert Guiscard („Schlaukopf"), ein nor- 1060- männischer Edelmann, durch Tapferkeit und List des größten Theils von 9*

2. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 132

1858 - Leipzig : Engelmann
132 Geschichte des Mittelalters. 1072. Roger Ii. 1130— 54. Heinrich b. Vogler 919— 936. 933. Unteritalien bemächtigt. Er nannte sich Herzog von Apnlien und Gala- ti r i e n und erkannte den P a p st a l s L e h n s h e r r n an. Sein heldenmüthiger Sohn Boemund erweiterte das Gebiet durch neue Eroberungen, während Roberts tapferer Bruder Roger den Arabern die Insel Sieilien mit den Städten Palermo und Messina entriß. Die Erzählungen von den seligen Küsten von Salerno, von dem ewigen Frühling des Landes, von den Feigen und süßen Früchten und von den Schätzen, welche tapfere Männer dort erbeu- ten könnten, führten stets viele thatkräftige Ritter aus der normännischen Halb- insel nach dem reizenden Süden. Roberts Haus erlosch jedoch bald, worauf seines Bruders Sohn Roger Ii. Sieilien mit Unteritalien vereinigte, sich vom Papst den Königstitel erwirkte und das Königreich Neapel und Si- eilien gründete. Durch gute Verfassung und Rechtspflege, durch die Bildungs- anstalten von Salerno und Amalfi und durch Ackerbau, Handel und Be- triebsamkeit kam das Königreich Neapel zu hoher Blüthe; aber die Reize des Südens waren der Tugend und Sittlichkeit gefährlich. 56 Jahre lang blieben die schönen, reichen Länder in den Händen Rogers und seiner Nachfolger; dann kamen sie an die H o henstaufe n. Iii. Die Vorherrschaft des deutsch-römischen Kaiserthums. 1. Was sächsische Herrscherhaus (919—1024). §. 209. In Deutschland hatten die Gewaltthätigkeiten der Großen und die verheerenden Einfälle der Ungarn einen Zustanv von Verwilderung und Gesetzlosigkeit erzeugt. Diesem suchte schon der erste freigewählte König, Kon- rad der Salier (§.204.), mit Ernst und Strenge zu begegnen und ließ zum abschreckenden Beispiel die ungehorsamen Grafen Erchanger und Berthold von Allemannien enthaupten. Da er aber einsah, daß seiner Familie nicht die zum Herrschen nöthige Sinnesart und nicht das Glück der Wasten bei- wohne, beförderte er die Erhebung seines mächtigen Gegners Heinrichs I. (des Finklers) von Sachsen. Dieser kräftige Fürst erweiterte die Reichs- grenzen gegen Norden, wo er die Mark Schleswig wider die Dänen grün- dete, gegen Westen, wo er Lothringen dem Reiche zurückgewann, und gegen Osten, wo die Mark Meißen die Slaven abhalten sollte. Zugleich war er bemüht, die wendischen Ansiedler in den östlichen Marken zu germanischen und durch Bekehrung zum Christenthum für edlere Bildung zu gewinnen. Von den Magyaren, deren wilde Reiterschaaren fast mit jedem Jahr in das wehrlose Land einbrachen, Menschen und Heerden raubend und die Saatfelder mit den Hufen ihrer Rosse zertretend, erkaufte er eine neunjährige Waffenruhe, die er zur Verbesserung des Heerwesens und zur Gründung fester Burgen („Burg- warten") benutzte. Durch die Anlegung dieser Burgen, die mit der Zeit zu Städten heranwuchsen, wurde Heinrich der Begründer des Bürgerstandes und verdiente sich den Namen eines Städteerbauers. Im Vertrauen auf diese Vorkehrungen verweigerte er nach Ablauf des Waffenstillstandes den Un- garn den bisher entrichteten Tribut und als sie darauf einen Rachezug unter- nahmen, brachte er ihnen mittelst seiner nengeschaffenen Reiterei in der Schlacht bei Merseburg (oder bei Riade auf der goldenen Aue) eine große Nieder- lage bei. Eben so verständig und gerecht als tapfer suchte Heinrich die deut- schen Länder durch die königliche Gewalt zu einigen und zu verbinden, ohne das eigenthümliche Leben der Stämme und Staaten zu vernichten.

3. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 147

1858 - Leipzig : Engelmann
147 Die Hohenstaufen. sollten die oberste Gerichtsbarkeit üben und die kaiserlichen Truppen bei ihren Durchzügen von den Städten unterhalten werden. Auf dem Markusplatze zu Venedig wurde zwischen Kaiser und Papst die Versöhnung durch den Friedens- kuß besiegelt. Doch fiel ver ganze Gewinn und Glanz des Sieges der römi- schen Curie zu, deren Ansprüche auf die Herrschaft der Welt dadurch bedeutend gesteigert wurden. — Ehe Friedrich Italien verließ, bewirkte er noch die Ver- mählung seines ältesten Sohnes Heinrich mit Constan ti a, der Erbin des normännischen Reichs in Neapel und Sicilien. §. 233. Als die Kunde von Friedrichs Aussöhnung mit dem Papste nach Deutschland kam, erschrak Heinrich der Löwe sehr. Er hatte seine Herr- schaft über die slavischen Volksstämme in Pommern und Mecklenburg ausge- dehnt, an der Ostsee die Friesen und die Bauernrepublik der Ditmarsen (in Holstein) bekriegt und sich ein großes Reich erworben. Er hatte im Harz neue Erzgruben angelegt, hatte Städte und Bisthümer gegründet oder er- weitert und gehoben (Lübeck; München; Ratzeburg) und fremde Ansied- ler aus Niederland herbeigezogen. Aber seine Herrschsucht und Gewaltthätig- keiten gegen Fürsten und Prälaten waren nicht minder bekannt als seine kriege- rischen Großthaten, so daß der eherne Löwe, den er vor der Burg seiner Haupt- stadt Braunschweig aufgepflanzt hatte, eben sowohl als Sinnbild seiner Raub- sucht wie seiner Kraft gedeutet werden konnte. Die Klagen, die daher nach des Kaisers Rückkehr allenthalben gegen Heinrich laut wurden, gaben jenem die gewünschte Veranlaffung, ihn vor ein Reichsgericht zu laden, und als er der wiederholten Ladung nicht Folge leistete, die Reichsacht über ihn auszusprechen und ihn seiner beiden Herzogtümer Bayern und Sachsen zu berauben. 11j9 Jenes kam an die den Hohenstaufen ergebenen Wittelsbacher, die später auch noch die Rh ei np falz erhielten; Sachsen fiel zum Theil an Bernhard von Anhalt, den Sohn Al brecht s des Bären, der den Grund zu Berlin gelegt hat, zum Theil an benachbarte Fürsten und Bischöfe. Aber nur nach einem verheerenden Krieg konnte der Löwe gebändigt werden. Ueber zwei Jahre widerstand er allen Feinden. Erst als Friedrich selbst gegen ihn zu Felde zog, demüthigte er sich vor seinem großen Gegner, that einen Fußfall in Erfurt und begab sich als Verbannter auf drei Jahre nach England. Doch behielt er für sich und seine Familie die Erbländer Braunschweig und Lüneburg. — Nachdem Friedrich alle seine Feinde bezwungen, unternahm er den dritten Kre.uzzug (h. 223.), umseine Heldenlaufbahn zu enden, wie er sie begonnen. Von diesem kehrte er nicht mehr zurück; im fernen Osten fand er seinen Tod; aber in der Volkssage lebt er noch fort, indem an seine Wiederkunft die Erste- hung des deutschen Reichs in alter Kraft und Größe geknüpft wird. tz. 234. Friedrichs I. Sohn Heinrich Vi. besaß wohl die Kraft, den kla- i™4 ren Herrschergeist und die rastlose Thätigkeit des Vaters, aber nicht den Adel uno— der Gesinnung. Habgier, Härte und Grausamkeit entstellten seinen Charakter. 1197 Den zarten Regungen der Minne, deren Klänge er in den Tagen seiner Ju- gend angestimmt, entwand sich bald sein Herz; tiefe Entwürfe füllten seine ganze Seele und der finstere Ernst seines Angesichts schreckte die Italiener „wie blutiger Nordlichtschein." — Nach dem Tode des letzten normännischen Königs wollte Heinrich Neapel und Sicilien, das Erbe seiner Gemahlin Constan- tia, in Besitz nehmen. Aber die Großen, die Heinrichs Herrschsucht und Geld- gier fürchteten, widersetzten sich ihm und suchten einem eingebornen Edelmann, dem tapfern Tancred, die Krone zuzuwcnden. Erst als Heinrich mit dem englischen Lösegelde (§. 223.) neue Rüstungen gemacht, gelang es ihm mit Hülfe norddeutscher und Thüringer Kreuzfahrer, die er unter der Zusicherung 10*

4. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 150

1858 - Leipzig : Engelmann
150 Das Mittelalter. 1254. 1266. 1268. den Armen seines geliebtesten Sohnes Manfred in Unteritalien. — Friedrich Ii. vereinigte hohe Bildung und Sinn für Wissenschaft und Dichtkunst mit Tapfer- keit, Helbenmuth und Schönheit des Körpers. Umgeben von Pracht, Herr- lichkeit und Freuden jeder Art, hatte er alle Ansprüche auf Glück, hätte nicht sein freier Geist der Kirche widerstrebt und hätte er besser gelernt, seine Leiden- schaften zu zähmen und seine Begierden zu mäßigen. Er hatte in Denkart, Sitten und Leben vielfach gegen die Ideen der Zeit und gegen die Satzungen der Kirche verstoßen und sich rückhaltlos der Sinnlichkeit und der Zweifelsucht hingegeben. Darum erscheint er in Dante's Hölle (§. 249.) unter der Zahl der kühnen himmelstürmenden Zweifler, die zur Strafe in feurigen Gräbern ruhen. §. 239. Aus die Kunde von Friedrichs Tod kehrte Innocenz Iv. froh- lockend nach Rom zurück. Er erklärte Neapel und S i c i l i e n für ein erledig- tes Lehen des päpstlichen Stuhlsund sprach über Friedrichs Söhne, Konrad Iv. und Manfred, die sich im Besitze des väterlichen Erbes behaup- ten wollten, den Bannfluch aus. Bald sank Konrad in ein frühes Grab. Aber sein ritterlicher Halbbruder Manfred vertheidigte mit deutschen und saraceni- schen Kriegern Unteritalien so erfolgreich und tapfer, daß die meisten Städte ihm huldigten und die guelfischen Truppen sich in den Kirchenstaat zurückziehen mußten. Der Kummer darüber beschleunigte den Tod des Papstes Innocenz Iv. Seine Nachfolger verfolgten jedoch dieselbe Bahn. Entschlossen, den Hohen- staufen um jeden Preis Neapel und Sicilien zu entreißen, bot Urban Iv. das schöne Königreich dem thatkräftigen, aber harten Karl von Anjou, Bruder des französischen Königs Ludwigs Ix., als päpstliches Lehn an, mit der Bedin- gung , daß er es unter guelfischem Beistände mit französischen Truppen erobere und einen jährlichen Tribut an den römischen Hof entrichte. Tapfer widerstand Manfred dem übermüthigen Gegner. Als aber die Schlacht von Bene- vent durch italienischen Verrath gegen ihn entschied, stürzte er sich in den dich- testen Schwarm der Feinde und starb den Heldentod. Ein kunstloses Grab, zu dem jeder Krieger einen Stein trug, umschloß seine Leiche. §. 240. Nach der Schlacht von Benevent war die Macht der Ghihellinen gebrochen; Neapel und Sicilien fielen in die Hände des harten Siegers, der das unglückliche Land alle Schrecknisse der Eroberung fühlen ließ. Die An- hänger der Hohenstaufen wurden mit Tod, Gefängniß und Verbannung be- straft; in ihre Güter theilten sich französische und guelfische Krieger. Da riefen die Bedrängten Konrad's Iv. jugendlichen Sohn Konradin aus Deutschland nach Italien. Konradin, in dem der hohe Sinn und Heldengeist der Ahnen wohnte, verließ die Heimath, um mit seinem Jugendfreunde Friedrich von Baden und wenigen Getreuen das Erbe der Hohenstaufen wieder zu erobern. Von den Ghibellinen mit Jubel empfangen, durchzog er siegreich das obere und mittlere Italien, empfing auf dem Capitol die Huldigung der ewigen Stadt als Weihe des Todes, brachte den Papst zur Flucht und überschritt die Grenze von Neapel. Das Treffen bei Scurcola fiel günstig für ihn aus; aber sein zu rasches Vordringen verschaffte dem in einem Hinterhalt lauernden Feinde den Sieg. Seine Truppen wurden theils getödtet, theils zersprengt; er selbst fiel durch Verrath in die Gewalt seines Gegners Karl von Anjou und wurde nebst seinem Busenfreunde Friedrich zu Neapel enthauptet. So sank der letzte Sprößling eines glorreichen Heldengeschlechts seiner Ehre beraubt in ein frü- hes Grab. Die noch übrigen Glieder des hohenstaufischen Hauses traf gleich- falls ein hartes Geschick. König Enz io starb in der Haft zu Bologna (§. 236); Manfreds Söhne ließ der unbarmherzige Karl bis an ihren Tod im

5. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 171

1858 - Leipzig : Engelmann
171 Frankreich. rung in Frankreich dem staatsklugen Abt Suger von St. Denis überließ; Ahpv Philipp Aug u st Ii., der dem englischen König Johann ohnelanddie nso—‘ Normandie und die übrigen Besitzungen im Westen entriß, und Ludwig Viii., der durch die Albigenserkriege (h. 228.) sein Gebiet im Süden erweiterte, "vni. Von dem größten Einfluß auf die Geschicke Frankreichs war die Regierung Ludwigs des Heiligen und Philipps des Schönen. Jener verbesserte das Ludwig Rechtswesen und bewirkte, daß die königlichen Gerichtshöfe als die höch- Heilte sten des Landes anerkannt und die Streitigkeiten der Edelleute unter sich oder ^2«— mit ihren Untergebenen zur Entscheidung vor dieselben gebracht wurden; der Philipp letztere hob das Städtewesen, indem er den Bürgern allerlei Rechte und Freiheiten verlieh und in seinem Streite mit dem Papste (tz. 255.) zuerst st ä d t i - i2ss- sche Abgeordnete zu den Reichstagen zog. Je mehr aber die städti- 1:5,1 scheu Gemeinwesen sich hoben, desto mehr bedurften sie des Schutzes der Kö- nige gegen den eifersüchtigen Grundadel, und desto mehr waren sie bereit sich diesen Schutz durch Gegendienste zu erkaufen. Daher stimmten die Städte auf den Reichstagen immer mit dem Könige. Durch Philipps des Schönen gan- zes Dasein „weht schon der schneidende Luftzug der neuern Geschichte." Nach dem Tode seiner 3 Söhne, die nach einander regierten, aber keine männlichen Erben hinterließen, ging der französische Thron auf das Haus Valois über. 1328 b) Frankreich unter den Valois (1328—1589). §. 271. Philipps des Schönen Brudersohn Philipp Vi. von Valois v?/i:;28 erbte den französischen Thron. Aber Eduard Iii. von England that Ein- —1347‘ spräche und verlangte als Sohn einer Tochter Philipps deö Schö- nen die französische Krone für sich. Ohne auf das salische Recht, das weibliche Erbfolge untersagte, Rücksicht zu nehmen, legte er sich den Titel eines Königs von Frankreich bei und überzog Philipp mit Krieg. Nach einigen Jahren blutiger Kämpfe kam es zu der großen Schlacht von Crecy, me wo die Engländer siegten und die Blüthe der französischen Ritterschaft nebst dem blinden Böhmenkönig Johann die Wahlstatt deckte. Die Eroberung der m_ wichtigen Stadt Calais war die Frucht des Tages. Im folgenden Jahre starb Philipp und sein Sohn Johann der Gute erbte den streitigen Thron. Be- gierig, das Andenken von Crecy zu tilgen, greift er das englische Heer, das 1347— Eduards Iii. heldenmüthiger Sohn, der schwarzeprinz, befehligte, bei J®“’ Poitiers an, erleidet aber eine vollständige Niederlage und muß als Gefange- ner nach Englands Hauptstadt wandern. Während seiner Abwesenheit führte der Kronprinz (Dauphin) die Regentschaft. Da entstand in Paris und im ganzen Lande eine Empörung, wobei große Verheerungen und Frevel- thaten begangen wurden, bis die schlecht bewehrten Bürger und Bauern der 1338 französischen Ritterschaft erlagen und schwere Strafe erlitten. Bald nachher kam zwischen England und Frankreich ein Friede zu Stande, worin Calais 1360 und die Landschaften des südwestlichen Frankreichs den Engländern überlassen und für Johann ein hohes Lösegeld zugesichert wurde, wogegen Eduard Iii. seinen Ansprüchen auf den französischen Thron entsagte. Da die Eintreibung der Loskaufsumme sich verzögerte, so kehrte Johann freiwillig in die Gefangen- 13(>4 fchaft zurück und starb in London. §. 272. Johanns Sohn Karl V. (ver Weise) heilte die Wunden des Karl v Landes. Durch milde und gute Regierung beruhigte er die Gemüther und "/»64- durch Klugheit und Tapferkeit brachte er die verlornen Länder an der Loire und 13sw- Garonne wieder unter seine Herrschaft, so daß, als der schwarze Prinz

6. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 172

1858 - Leipzig : Engelmann
172 Das Mittelalter. 1377. einer zehrenden Krankheit erlag und Eduard Hl. ihm bald in die Gruft nach- folgte, den Engländern von allen Eroberungen nur Calais verblieb. Allein is- unter seinem Nachfolger Karl Vl., der bald nach seiner Volljährigkeit in Gei- 1*22. fteszerrüttung fiel, gerieth Frankreich abermals in einen Zustand von Verwir- rung und Gesetzlosigkeit. Zwei mächtige Hofparteien, den Oheim des Königs (Herzog von Burgund) und den Bruder desselben (Herzog von Orleans) an der Spitze, stritten sich um die Regentschaft, indeß der Bürgerstand sich gegen die harte Besteuerung auflehnte und Erweiterung seiner Rechte verlangte. Um dieselbe Zeit, wo in Deutschland die Städte im Kampf mit der Ritterschaft lagen (§. 261.), die helvetischen Landleute gegen den Herrenstand stritten, und in England ein gefährlicher Volksaufstand unter Wat Tyler und andern Füh- rern reißende Fortschritte machte, erhob sich auch in Flandern und Frankreich der Bürger- und Bauernstand gegen Adel und Hof. Aber Mangel an Ein- heit unter den Empörern verschaffte den letztem den Sieg und der Aufstand hatte eine Verminderung der Volksrechte zur Folge. Die burgundische Par- 1383. tei begünstigte den Bürgerstand, die orleanische den Adel. §. 273. Diese Umstände benutzte der ritterliche König Heinrich V. von England zur Erneuerung des Kriegs wider Frankreich. Er forderte die frühern Besitzungen zurück, und als ihm dieselben verweigert wurden, rückte er über Calais in Frankreich ein und wiederholte bei Azincourt an der Somme die 141°' Tage von Creep und Poitiers. Das viermal stärkere Heer der Franzosen wurde besiegt, die Blüthe der französischen Ritterschaft fiel in der Schlacht oder ge- rieth in die Gewalt der Feinde; dem Sieger stand der Weg nach Paris offen, wo die Parteiwuth jetzt den höchsten Grad erreichte und Volksaufstände und Mordthaten an der Tagesordnung waren. Die Orleanische Partei schloß sich an den Dauphin an, indeß die burgundische Partei nebst der Königin Jsa- bella, sich mit England verbanden und Heinrich V. und seine Nachkommen als Erben des französischen Throns anerkannten. Bald war alles Land nord- wärts der Loire in der Gewalt der Engländer. Aber mitten in seiner Helden- 1422. laufbahn wurde Heinrich V. durch einen frühen Tod dahingerafft, in demsel- ^1422— den Jahr, wo auch der geisteskranke Karl Vi. ins Grab sank und der Dauphin "6i- als Karl Vii. den Königstitel annahm. Dies änderte jedoch wenig an seiner Lage. Die Engländer und ihr Anhang erklärten den kaum einjährigen König Heinrich Vi. zum rechtmäßigen Herrscher von Frankreich und behaupteten das Uebergewicht im Felde, so daß sie bereits Orleans belagert hielten. 1429. §.274. In dieser Bedrängniß weckte die Jungfrau von Orleans, ein Landmädchen von Dom Remp in Lothringen, die vorgab, durch eine himm- lische Erscheinung zur Rettung Frankreichs berufen zu sein, den gesunkenen Muth des Königs und seiner Streiter. Unter ihrem Banner wurde die Stadt Orleans befreit, Karl nach Rheims zur Krönung geführt und den Englän- dern ihre meisten Eroberungen entrissen. Der Glaube an ihre höhere Sendung flößte den Franzosen Muth und Selbstvertrauen, den Feinden Furcht und Za- gen ein. Diese Wirkung blieb auch, nachdem Johanna (Je an ne d'arc) in die Hände der Engländer gefallen und in Rouen wegen angeblicher Gottes- 1431. lästerung und Zauberei den Flammen übergeben worden. Die Engländer ver- loren eine Provinz um die andere und als auch Philipp der Gute von 143». Burgund sich mit dem König aussöhnte, war bald Calais ihre letzte und einzige Besitzung auf französischem Boden. Paris öffnete seine Thore und em- "36. pfing Karl mit Jubel. 25 Jahre regierte derselbe noch in Frieden über Frank- xi"i46i ; allein er war ein schwacher Mann, der sich von Frauen und Günstlingen -1483. leiten ließ. Ihm folgte Ludwig Xi., ein tückischer und grausamer aber staats-

7. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 174

1858 - Leipzig : Engelmann
174 Das Mittelalter. Johann Tapferkeit und ritterlichen Helvenmuth auszeichnete, für England war seine oh^Landregierung nicht heilbringend; und was den letztem betrifft, so ist er in allen i2i6. Kämpfen unterlegen. Er verlor zuerst an den klugen und unternehmenden P h i l i p p A u g u st von Frankreich die N o r m a nd i e und alle Erbländer sei- nes Hauses an der Loire und Garonne; und als er mit dem Papste wegen Besetzung des erzbischöflichen Stuhls von Canterbury in einen Streit gerieth, in Folge dessen der heilige Vater Bann und Interdikt über England aussprach, die Unterthanen ihres Eides entband und den König von Frankreich zur Er- oberung des Landes aufforderte — da demüthigte sich Johanu, indem er durch einen feierlichen Akt die Krone von England dem Papste schenkte und sie gegen einen jährlichen Tribut von 1000 Mark aus den Händen des Legaten als päpstliches Lehn wieder anuahm. Nun wurde Johann von dem Banne losgesprochen und dem französischen König der Kriegszug wider ihn untersagt. Empört über diese entehrende Handlung eines Königs, der ohnedies durch seine Härte, Willkür und Grausamkeit alle Stände gegen sich erbittert hatte, griff das englische Volk nunmehr zu den Waffen und zwang Johann, durch 1215. Ertheilung des großen Freibriefs (Magna Charta) auf einer Wiese bei Windsor, die Grundlage zur freien Verfassung Englands zu le- gen. Dieser Freibrief sicherte dem Klerus das Wahlrecht seiner Bischöfe, dem Adel Befreiung von lästigen Lehusverhältnissen und dem Bürgerstand freien Handel und Schutz gegen drückende und ungerechte Zölle. — Die lange iu"i2?6 Regierung von Johanns Sohn Heinrich Hi. war der Erstarkung der Freiheit -1272. förderlich, so traurig auch im Ganzen der Zustand des Landes unter ihm war. Seine verschwenderische Freigebigkeit gegen Günstlinge und die Erpressungen der päpstlichen Legaten und italienischen Geistlichen schlugen dem Wohlstand des Landes tiefe Wunden und trieben zuletzt das Volk zur Empörung und Ge- fangennehmung des Königs und seiner Familie, bis die Mißstände etwas ge- hoben und neue Freiheiten gewährt wurden. Heinrichs Hl. Liebe für die schö- nen Künste, die sich besonders in dem Bau der W e ft m i n st e r a b t e i bewährte, und sein Hang zu Pracht und Glanz war der Entwickelung der Gewerbthätig- keit und Kunst sehr förderlich. Eduard I. §• 277. Auf Heinrich Iii. folgte sein ritterlicher Sohn Eduard I., dessen 1272-' Regierung durch eine Reihe blutiger Kriege denkwürdig ist. Er fügte das bis- 1307' her unabhängige Wales seinem Reiche bei, führte Englands Verfassung und Gerichtswesen daselbst ein und legte zuerst dem Thronerben den Titel eines 1283. Prinzen von Wales zu. — Als bald darauf in Schottland ein Thron- streit zwischen Robert Brure und John Baliol ausbrach, wobei er zum Schiedsrichter gewählt ward, benutzte er die Gelegenheit, um die viel bestrit- tene Lehnsherrlichkeit der englischen Könige über Schottland fest zu begründen, und entschied sich für Baliol, der die Huldigung zu leisten bereit war. Dies empörte die auf ihre Unabhängigkeit stolzen Schotten. Sie griffen zum Schwert und fochten unter der Leitung heldenmüthiger Ritter, wie William Wallace, die in der Sage wie im Lied viel gefeierten Freiheitskämpfe wider die Engländer. Heiße Schlachten tränkten die Ebenen des südlichen Schott- lands mit dem Blute der Helden; Wallace starb als Gefangener durch das Beil des Henkers; der Krönungsstein der schottischen Könige zu Scone wurde nach London gebracht, wo er noch jetzt die Westmin ster-Abtei ziert; ganz Schottland bis in die Berge der Hochlande wurde von Eduards siegreichen Heeren durchschritten, und dennoch behaupteten die Schotten ihre Unabhängig- keit. Robertbruce, der Enkel des erwähnten Thronbewerbers, erlangte nach mancherlei Wechselfällen die schottische Krone, die in seinem Hause erb-

8. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 175

1858 - Leipzig : Engelmann
England. 175 lich blieb und endlich auf die verwandte Familie Stuart überging. — Eduards Eduard Sohn gleichen Namens war ein schwacher Fürst, der weder nach Außen Er- oberungen machen, noch im Innern Ruhe und Ordnung erhalten konnte. Die Großen ergriffen wiederholt die Waffen gegen ihn, tödteten seine Günstlinge und sahen ruhig zu, wie zuletzt die Königin und ihr Buhle Mortimer den unglücklichen Monarchen vom Throne stürzen und eines martervollen Todes im Kerker sterben ließen. Als aber sein kräftiger Sohn Eduard Iii. zu Jahren kam, strafte er die frevelhafte That, indem er Mortimer hinrichten ließ und die -1377. Königin auf ein einsames Schloß verbannte. §. 278. Eduard Iii. regierte mit Kraft und Ruhm. Er traf Maßregeln zur Beschränkung der päpstlichen Eingriffe in die englische Kirche, wobei er von dem Orforder Professor Wycliffe (§. 263.) thätig unterstützt ward, und ver- lieh vielen Städten das Recht, zu den Reichsversammlungen (Par- lamenten) Abgeordnete zu schicken, wie schon seine Borgänger gethan. Da- durch nahm die Zahl der Vertreter so zu, daß sie sich theilten und der hohe Adel mit den Prälaten fortan das Oberhaus (Peers-Haus), der niederelandadel und die städtischen Abgeordneten das Unter- haus des Parlaments bildeten. Ohne ihre Zustimmung durften keine Steuern erhoben und keine Gesetze gegeben werden. — Die Erbfolgekriege, die Eduard Iii. und sein Sohn, der schwarze Prinz, mit den Franzosen führ- ten, waren zum Vortheil der Engländer (§. 271.) und hoben noch außerdem, durch den Verkehr mit dem gewerbthätigen Flandern, die bürgerliche Industrie, die Quelle der spätern Größe Englands. Aber die Regierung seines Enkels und Nachfolgers Richards Ii. wurde durch innere Unruhen getrübt; ein ge- jährlicher Volksaufstand (§. 272.) konnte nur mit Mühe durch des Kö- -1399. nigs rasche Entschlossenheit unterdrückt werden, und als Richard endlich den Urheber der meisten Störungen, seinen Vetter Heinrich von Lancaster, aus dem Reich verbannte, bildete sich dieser eine Partei, ließ den König durch Par- lamentsbeschluß des Throns entsetzen und schmückte sich dann selbst mit der Königskrone. Richard starb den Hungertod in einer entlegenen Burg, indeß Heinrich Iv., mit dem das Haus Lancaster auf den englischen Thron ge-, Haus langte, durch Klugheit und Tapferkeit die frevelhaft erworbene Krone sich seinen Nachkommen sicherte. Eine Empörung des englischen Adels unter dem ^?9 Grafen von Northumberland und seinem ritterlichen Sohne Percy, 1413‘ genannt Heißsporn, endigte mit der Niederlage der Aufständischen. Um die Geistlichkeit dem Regentenhaus geneigt zu machen, wurden die Anhänger Wy- cliffe's,^Louarden genannt, verfolgt. Auf Heinrich Iv. folgte sein tapferer Sohn Heinrich V., dessen jugendlichen Leichtsinn, wie seinen Seelenadel und Heinrich seine Heldengröße der große britische Dichter Shakespeare so meisterhaft ^"2* gezeichnet hat. Er führte siegreiche Kriege mit Frankreich, aber was er mit Glück und Tapferkeit erworben, ging unter seinem unmündigen Sohne Hein- rich Vi. wieder verloren. Heinrich tz. 279. Dieser sechste Heinrich war der unglücklichste Fürst, der je auf ^^2 einem Throne saß. Durch die Jungfrau von Orleans wurde ihm die französi- sche Krone entrissen, die er als einjähriges Kind erlangt hatte (§. 274); und durch die Kriege der rothen und weißen Rose ging er auch seiner engli- schen Besitzungen verlustig. Richard, Herzog von York, Urenkel König Eduards Iii., glaubte nämlich nähere Ansprüche an die englische Krone zu ha- den als Heinrich Vi. Er bildete eine mächtige Partei, entfaltete die Fahne der Empörung und begann den blutigen Bürgerkrieg, der von den Zeichen der Parteihäupter den Namen der rothen (Lancaster) und weißen (York) Rose

9. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 176

1858 - Leipzig : Engelmann
176 Das Mittelalter. führt. Zwar erlag Richard in einer heißen Feldschlacht den Truppen der Köni- Ha öin, die sein Haupt mit einer papiernen Krone schmücken und auf den Zinnen Eduald von Aork aufpflanzen ließ; aber Richards Erstgeborner, der ritterliche Edu- -14e ard, rächte des Vaters Schmach. Er bemächtigte sich des Throns, und wie viele Wechselfälle auch seine Regierung trafen, er behauptete sich zuletzt auf demselben, nachdem Heinrich von Lancaster, der viermal den Thron mit dem Kerker vertauschte, sein kummervolles Leben im Tower beschlossen hatte und sein Sohn getödtet worden war. Aber die blutbefleckte Krone brachte auch dem Hause Aork keinen Segen. Mißtrauisch kehrte das harte Geschlecht nun- mehr seine Waffen gegen sich selbst. Zuerst schaffte Eduard seinen Bruder Clarence durch Mord aus dem Weg; und als er selbst mit Hinterlassung in. 1483zweier unmündigen Prinzen starb, ließ sein jüngster Bruder Rich ard (Hi.) -1485. diese im Tower erwürgen und bemächtigte sich des Throns, auf dem er sich umsonst durch neue Frevel zu befestigen hoffte. Heinrich Tudor, ein Abkömm- ling des Lancaster'schen Königshauses, der sich durch die Flucht nach Frank- reich dem allgemeinen Untergange seines Geschlechts entzogen hatte, landete an 148s Englands Küste und gewann in der Sch lach t von B os w o rth, wo Ri- Haus chard Iii. fiel, Sieg und Reich. Darauf führte Heinrich Vii., mit dem das (1485- Haus Tudor auf den Thron kam, durch seine Vermählung mit Eduards Iv. 1603,. Tochter eine Versöhnung der beiden Rosen herbei. — Die Weltgeschichte ge- Hnimck kaum eines andern Kriegs, in dem sich so viele Gräuel häuften, als in Sv i>em Kampfe der rothen und weißen Rose. Achtzig Glieder der königlichen Fa- milie und die Zierden des Adels hatte das Schwert dahingerafft. Darum konnte der staatskluge, hartherzige Heinrich Vii. der Krone eine höhere Macht verleihen, als sie unter den Plantagenets besessen. tz. 279. b. Schottland unter den Stuarts. Während dieser krie- gerischen Vorgänge war in dem rauhen Schottland der machtlose Thron im Besitze des Hauses Stuart, unter welchem sich der Adel, mächtig durch Land und Leute und an Kampf, Jagd und Waffenübung gewöhnt, eine fast unab- hängige Stellung erwarb. Er suchte die königlichen Rechte zu mindern und die Krongüter an sich zu reißen, so daß die Geschichte der Stuart'schen Könige während mehrerer Jahrhunderte nur von wilden Kämpfen und Empörungen Jacob I. zu berichten hat und von den fruchtlosen Versuchen der Herrscher, die ritterliche 1406- Anarchie durch die Bande der Ordnung zu fesseln. Als Jacob I. nach dem 143' Vorbilde von England, wo er lange als Gefangener gelebt, die Barbarei zu mildern suchte, wurde er durch eine Verschwörung in einem Kloster zu Perth Jacob ii. ermordet. Sein kffhner Sohn Jacob Ii., der des Vaters Streben nachahmte, Sv starb auf einem Kriegszug nach England im 30. Lebensjahr eines gewaltsamen Jacob lil. Todes. Jacob Iii., ein Fürst von großen Anlagen, suchte durch Kunst und Sv Industrie den rohen Sitten der Edelleute entgegenzuwirken und nach dem Vor- bilde Ludwigs Xi. von Frankreich die Königsmacht zu heben. Dadurch zog er sich den Haß der Edelleute zu, die sich ärgerten, daß der König seine Gunst Leuten von geringem Stande zuwendete, die seine Liebe für Astrologie, Musik und Architektur theilten. Sie bildeten eine Verschwörung, ermordeten die 1488. Günstlinge und schlugen den König in die Flucht. Unerkannt wurde Jacob Iii. Jacob Iv. in einer Mühle von einem feindlichen Kriegsknecht erschlagen. Sein Sohn *i5i<T 3acob Iv. war offen und ritterlich, daher er bei dem Adel mehr Zuneigung fand. An seinem Hofe wechselten Festlichkeiten und Spiele und die Edelleute schlossen sich mit Liebe einem Fürsten an, der ihnen mit Vertrauen entgegenkam und gleiche Gesinnung mit ihnen hegte. Als aber Jacob in Folge eines Waf- fenbundes mit Frankreich seinen Schwager Heinrich Viii. von England mit

10. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 178

1858 - Leipzig : Engelmann
178 Das Mittelalter. traten. Rechte Ansprachen und übten, wie sie sonst in keinem Königreiche gefun- den wurden. Die Stände vonaragonien besaßen nicht nur das Recht der Ge- setzgebung und Steuerbewilligung, sondern der König war auch ge- halten, bei der Wahl seiner Räthe ihre Meinung einzuholen. Streitigkeiten Der Stände mit dem König entschied ein unabhängiger Oberrichter (Ju- sticia). Peter Iii. §. 281. Unter den arago Nischen Königen ist der ritterliche Peteriii., Alfonsx.der Eroberer von Sicilien (§. 240.), unter den castilischen Alfons X. *262- der Weise am bekanntesten. Der letztere befaßte sich mit Astronomie und ' Astrologie, mit Musik und Dichtkunst, erweiterte die Universität Sa- lamanca, beförderte die Ausbildung der Land essprache und ließ Gesetz- und Geschichtsbücher anfertigen; aber die praktische Lebensweisheit ging ihm ab. Um das Schattenbild der römischen Kaiserkrone zu erlangen (§. 250.) und seinem Hang nach Pracht und Genüssen folgen zu können, drückte er sein Alfons Volk mit Steuern und stürzte sein Land durch Verschwendung und Verschlech- xi. umterung der Münze in Verwirrung. Alfons Xi. besiegte die Mauren am Flusse Salado und eroberte das feste Algeziras in Andalusien. Zur Bestreitung der Kriegskosten wurde von den Ständen die für Handel und Verkehr höchst nachtheilige Steuer Alcavala eingeführt, welche von allem beweglichen und unbeweglichen Gut, so oft es verkauft oder vertauscht ward, erhoben wurde. Seitdem hat diese Auflage in Spanien fortbestanden. Sem Sohn P e t e r d e r Peter der Grausame wüthete gegen seine Frauen, Brüder und Verwandte, gegen Adel ’i3il»—*uni Volk so lange, bis ihn sein ritterlicher Halbbruder mit Hülfe französischer 1369 Sölvnerschaaren überwand und tödtete und dann dessen Stelle einnahm. — Die Vermählung der Königin Isabella von Caftilien mit Ferdinand dem 1474- Katholischen von Aragonien führte gegen das Ende des 15. Jahrhunderts 1504. eine Vereinigung der beiden Königreiche und dadurch eine neue Zeit für Spa- ?'L"°°!>uen herbei. lacke §. 282. Ferdinand und Isabella, geleitet von den Ratschlägen des klu- 'l.-uit gen Kardinals Fimenez, strebten nach einem gemeinsamen Ziel; sie suchten diemacht des Adels und der Geistlichkeit zu vermindern und die Königs ge Walt zu erhöhen. Zu dem Zwecke verschaffte sich Ferdinand von dem Papste die Großmeisterwürde der drei reichen castilischen Ritterorden und das Recht, die spanischen Bisthümer zu besetzen. Dann entzog er dem Adel die Rechtspflege, um sie den königlichen Gerichtshöfen zu übertragen und errichtete die bewaffnete Hermandad (Gensd'armerie) zur Erhaltung des Landfriedens und Abstellung des Raub- und Fehdewesens. Das wichtigste Mittel aber zur Hebung der Königsmacht war das Inquisitions-Gericht, bei welchem der König den Gr oß - In q uisit or und alle Rick) ter zu ernen- nen hatte. Dieses königliche, mit geistlichen Waffen ausgerüstete Glaubens- gericht war nicht blos der Schrecken der Ketzer und heimlichen Mohammedaner und Juden, sondern hielt auch Adel und Klerus in Furcht und legte der freien Geistesthätigkeit schwere Fesseln an. Der leiseste Verdacht, das falsche Zeugniß eines Feindes konnten in die grauenvollen Jnquisitionskerker führen, wo man durch die furchtbarsten Folterqualen Geständnisse der Schuld zu erpressen und durch Schlingen, Verdrehungen und bestrickende Fragen den Standhaften zu umgarnen suchte. Zahllose Schlachtopfer wurden unter Pomp und Gepränge (Auto da fe) dem Feuertode übergeben oder schmachteten Zeitlebens in den moderigen Kerkern, indeß sich die Staatskasse mit ihren Gütern bereicherte. Nie waren Thron und Altar in einem so gefährlichen Bunde gegen die Freiheit Der Völker, als in Spanien seit der Begründung der Inquisition.
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