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1. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 91

1877 - Langensalza : Beyer
König und verlangte, daß derselbe ihm entweder sogleich das Königreich abtreten, oder die Entscheidung darüber dem Pabste oder einem Zweikampfe überlassen solle. Harald erwiederte: „Der Gott der Schlachten wird bald zwischen uns Schiedsrichter sein." So kam es zu der großen Schlacht bei Hastings an der Südküste Englands (1066). Von beiden Seiten ward tapfer gestritten. Als aber Harald, von einem Pfeil getroffen, zu Boden sank, neigte sich der Sieg auf Wilhelms Seite. Wilhelm bestieg nun den englischen Königsthron, man nannte ihn Wilhelm den Eroberer. Die Angelsachsen wurden von ihm und seinen normannischen Nachfolgern vielfach unterdrückt. Hänfig zwar erhoben sie sich gegen ihre Bedränger, aber immer ohne Erfolg. Französische Sprache und Sitte ward damals durch die normannischen Herrscher und die vielen Ritter, welche mit Wilhelm ans Frankreich gekommen waren, weit und breit durch England verbreitet. D. Frankreich. Frankreich bis zur Beendigung der französisch-englischen kriege. § 114. Frankreich bis zu Kart Vii. Durch den Vertrag von Verdun im Jahre 843 war Westfranken unter Karl dem Kahlen, dem jüngsten Sohne Ludwigs des Frommen, ein eigenes Reich geworden. Später nannte man dies Reich, als für Ostfranken der Name Deutschland aufgekommen war, nicht mehr Westsranken, sondern schlechthin Frankreich. Die Nachkommen Ludwigs des Frommen (die Karolinger) herrschten nach dem Vertrage von Verdun etwa noch 150 Jahre über Frankreich. Nach ihrem Aussterben wählte man einen französischen Großen mit Namen Hugo Capet zum Könige. Die Nachkommen desselben aus dem Throne Frankreichs nennt man Capetinger. Als nun aber auch dieses Herrscherhaus im Jahre 1328 ausgestorben war, erhob sich um den französischen Thron ein großer Streit. Nämlich Nachfolger des letzten Capetingers ward ein Neffe desselben, Philipp von Valois, welcher als Philipp Vi. den Thron bestieg. Aber auch Eduard Hi. König von England, machte Ansprüche aus die Herrschaft, weil er ebenfalls ein Neffe des letzten Capetingers war. So entstand zwischen England und Frankreich ein gewaltiger Krieg, welcher mit mehrfachen Unterbrechungen über hundert Jahre lang gedauert hat und Frankreich arg verwüstete. Ansangs waren die Engländer gegen die Franzosen meistens im Vorteil, mehrmals kamen sie mit großen Streitkrästen herüber nach Frankreich und besiegten ihre Gegner. Die berühmtesten Schlachten, in welchen die Franzosen geschlagen wurden, sind die bei Cressy (1346) und bei Azincourt (1415) in Nordsrankreich. Dadurch kam es, daß die Engländer in Frankreich das Uebergewicht erhielten und sogar die

2. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 92

1877 - Langensalza : Beyer
— 92 — Hauptstadt Paris eroberten. Als daher im Jahre 1422 Karl Vjll (1422—1461) auf den französischen Thron gelangte, war nur ein geringer Teil Frankreichs in feinen Handen. Aber bald sollte ihm Hülfe und Rettung zu Teil werden. § 115. Die Jungfrau von Orleans. Im Dorfe Domremy in der Champagne lebte der Bauer Thibeaut d’Arc, derselbe besaß eine Tochter mit Namen Johanne. Sie hatte von vorüberziehenden Reisenden viel über die Entwürdigung Frankreichs und das Unglück des Königs gehört. Sie ward daher von dem Wunsche beseelt, den unglücklichen König gerettet zu sehen und wandte sich deshalb oft im Gebet an Gott. Schlaflos verbrachte sie die Nächte, bis sie in sich die Kraft fühlte, dem bedrängten Vaterlande in eigener Person zu Hülfe zu eilen. Im Traume sah sie den Erzengel Michael, welcher ihr verkündete, daß sie dazu berufen und bestinlmt sei, den König zu retten, um ihn nach Rheims zur Krönung zu führen. Johanne begab sich mm zu ihrem Oheim, der sie zum Ritter Baudricourt, dem Befehlshaber der benachbarten Stadt Vanconlenrs brachte. Da derselbe gerade Truppen nach Schloß Chinon bei Orleans (am Loirefluß) führte, so bat ihn Johanne, ihn dahin begleiten zu dürfen. Karl Vii. war hoch erfreut, als er von dem wundersamen Mädchen hörte, er ließ sie in den Saal führen, nachdem er sich unter die Hofleute gemischt hatte. Johanne soll ihn aber sogleich herausgefunden und sich so als Botin des Himmels bewiesen haben. Karl Vii. ließ ihr nun eine Rüstung machen, gab ihr eine weiße Fahne in die Hand und zeigte sie dem französischen Heere, welches bei dem Anblick der kriegerischen und gottbegeisterten Jungfrau wie umgewandelt ward; der verlorene Mut kehrte zurück und bald sollten sich die Folgen davon zeigen. ^Damals belagerten die Engländer gerade die Stadt Orleans. Diese Ltadt wollte Johanne zunächst befreien und Zeugniß vou ihrem göttlichen Berufe ablegen. An der Spitze einer Heeresabteiluug gelangte sie glücklich in die Stadt, machte den Belagerten wieder Mut und nach mehreren glücklichen Ausfällen zwang sie die Engländer, die Belagerung aufzuheben. Von dieser ihrer ersten Waffentat ward nun Johanne allgemein die Jungfrau von Orleans genannt. Die englischen Anführer meinten zwar, es müsse sehr schlecht mit Karl Vii. stehen, da er schon zu Weibern seine Zuflucht nehme, aber die abergläubischen Gemeinen erbebten schon bei dem bloßen Gedanken, gegen eine Gesandtin des Himmels kämpfen zu sollen, und bald kam es so weit, daß die Engländer schon bei ihrem Anblick die Waffen wegwarfen und die Flucht ergriffen. § 116. Iohanne's Gefangennahme und Tod. Als Johanne Orleans befreit hatte, sprach sie zum König: „Edler Dauphin (Thronerbe), eilt und folgt mir zur Krönung nach Rheims." Zwar war nun der ganze Weg von Orleans bis Rheims in den Händen der Engländer, dennoch aber beschloß man den Zug. Ueberall wichen die Engländer

3. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 132

1877 - Langensalza : Beyer
— 132 — weilen und 5% Millionen Einwohnern, während er von seinem Vater nur 2275 Quadratmeilen mit 2,240,000 Einwohnern geerbt hatte. Preußen war durch ihn zu einer Großmacht geworden, auf deren Stimme von deu übrigen Staaten geachtet werden mußte. B. Irankreich. Das französische Reich im sechzehnten und siebenzehnten Jahrhundert. § 157. Frankreich 6is znr Warthokowänsnachl. Es ist schon erwähnt, daß sich die reformierte Lehre Calvins auch in Frankreich verbreitete, auf dessen Thron zur Zeit der Reformation König Franz L ans dem Hause Valois saß (1515 — 1547), ein erbitterter Feind Kaiser Karls V., mit dem er um den Besitz einiger ehemals zum Königreiche Burgund gehörigen deutschen Provinzen heftige Kriege führte. Aber wie Karl V. die reute Lehre in Deutschland zu unterdrücken suchte, so tat dies Franz I. in Frankreich. Noch mehr aber geschah dies unter den Nachfolgern Franz I. Nichtsdestoweniger breitete sich die reformierte Lehre unter den Franzosen immer mehr aus. Ihre Anhänger nannte man Hugenotten. Bald bildeten sich selbst am Hofe mächtige Parteien, von denen die eine gegen, die andere für die Hugenotten wirkte. An der Spitze der katholischen Partei stand die ränkesüchtige Königin Katharina von Medicis, die Sbittoe des Königs Heinrich U. (1541 1559) und Mutter der Könige Franz Ii. (1559 — 1560) und Karl Ix. (1560—1574). Unterstützt tu ihren Bestrebungen ward Katharina von dem Herzog Franz von Gnife und dessen Bruder dem Kardinal Karl von Lothringen, zwei durch Herrschsucht und Talente ausgezeichnete Männer. An der Spitze der protestantischen Partei stand König Anton von Navarra (ein kleines Königreich an den Pyrenäen) aus dem Hause Bottrbon, welches mit der herrschenden Dynastie verwandt war, und dessen Bruder Ludwig Prinz von Eoudö, welche beide die Herrschaft der beiden Gnifeu am Hofe hintertreiben wollten. Zn ihnen gesellte sich noch der tapfere und edle Admiral Coligny. — Als nun der schwache König Karl Ix., durch seine Mutter und die Guisen bewogen, den Hugenotten ihre Religionsübungen untersagte, entstanden Verschwörungen gegen Katharina und die Guiseu. Ja es dauerte nicht lange, so rüsteten sich beide Parteien zum Kriege, so daß derselbe int Jahre 1562 wirklich ausbrach. Aus beiden Seiten kämpfte man mit der größten Erbitterung und die Grausamkeiten, welche dabei ausgeführt wurden, übersteigen noch bei weitem diejenigen, die man später in Deutschland im dreißigjährigen Kriege erlebte. Franz Guise ward ermordet und Prinz Eonde siel in der Schlacht bei Jarnac (1569). An seine Stelle als Führer trat

4. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 78

1877 - Langensalza : Beyer
Hervorkommen und die Herrlichkeit des deutschen Reiches wiederaufrichten. Diese schöne <s-age zeigt uns, in welcher Verehrung und Liebe der edle Barbarossa bei unserm Volke gestanden hat. §, "• Friedrichs I Nachfolger. In Deutschland folgte seinem Vater in der Regierung Kaiser Heinrich Vi., welcher sich durch seine Tatkraft und seine Äildung, aber auch durch seine (Grausamkeit auszeichnete. Er eroberte das apulische Königreich (Unteritalien), welches eigentlich seiner Gemalin gehörte, was aber der Pabst einem andern Bewerber um die apulische Krone übertragen hatte. — Nach seinem Tode geriet Deutschland wieder in die traurigsten Wirrsale. Eiue Partei daselbst wählte nämlich den Sohn Heinrichs des Löwen, Otto Iv., zum Könige, eine anbere aber den Herzog von Schwaben, Philipp, Friedrich Barbarossas jüngsten Sohn. Nun entstanb ein heftiger Bürgerkrieg, und schon schien es, als weitn Philipp siegen würde, ba warb er zu Bamberg ermorbet. Nun würde Otto Iv. allgemein anerkannt. Aber balb ge-riet er in Streit mit beut Pabst Innocenz Iii., welcher beit jungen Friedrich Ii., den ‘oohit Heinrichs Vi. als ©egeiiföttig aufstellte^ Friedrich Ii. gewann auch sehr balb viel Anhang in Deutschland und Otto Iv. starb verlassen in Braunschweig (1218). Nun herrschte Friedrich Ii. von 1215—1250. Er erwarb sich baburch großen Ruhm, daß er abermals einen Kreuzzug unternahm und Jerusalem und die übrigen heiligen Oerter den Ungläubigen wieber entriß. Selten aber hat ein Kaiser mit dem Pabste - so heftige Kämpfe zu bestehen gehabt, als Friedrich Ii. Die lombarbischen Städte und der Pabst Gregor Ix. und nach ihm besten Nachfolger Innocenz Iv. hatten sich wieder gegen die kaiserliche Herr sch äst verbunden. Zwar besiegte Friedrich die Städte in der großen Schlacht bei Cortenuova, dennoch aber gelang es ihm nicht, seine feinde vollständig zu unterwerfen, weil der Pabst auch in Deutschland Unruhen gegen ihn erregt hatte. Friedrich Ii. starb 1250 in Italien. In Deutschland folgte ihm fein Sohn Konrad Ia7. Derselbe starb aber schon im Jahre 1254. Dessen Sohn Konradin (d. i. der junge Koitrab) wollte später sein apulisches Reich wieber erobern,, warb aber von dem Gegenkönig Karl von Anjou gefangen und auf bessert 23efehl zu Neapel enthauptet (1268). Er war der letzte Hohenstaufe. Nach Konrabs Iv. Tode trat mm die traurige Zeit ein, die man das Interregnum nennt, b. H. das Zwischenreich ober bte kaiserlose Zeit. Es war so weit gekommen, daß sich beutsche Fürsten weigerten, die Königskrone anzunehmen, weil sie fürchteten, sie würden das königliche Anfehn nicht gegen die Anmaßungen des Pabstes aufrecht erhalten können. D)a nun wähmtb des Interregnums kein König vorhanben war, der das Recht hätte schützen und Frieden im Laube hätte aufrecht erhalten können, so gierig es brimter und brüber in Deutschland. Es warb ge-

5. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 133

1877 - Langensalza : Beyer
— 133 — nach König Antons Tode sein Sohn, der jnnge König Heinrich von Navarra. Als man endlich im Jahre 1570 Frieden schloß, ward den Hugenotten freie Neligionsübung zugestanden. § 158. Die pariser Muthochzeit. Jetzt erheuchelte Katharina gegen die Hugenotten freundschaftliche Gesinnungen und um sie recht sicher zu machen, bot sie dem jungen Heinrich von Navarra die Hand ihrer Tochter Margaretha von Valois an. Auch der Admiral Coliguy ward nach Paris gelockt, wo die Hochzeit zwischen Heinrich und Margaretha mit großer Pracht gefeiert werden sollte. In Paris ward aber auf Coliguy meuchlings geschossen, derselbe aber nur ungefährlich verwundet. Dieser Mordanschlag erfüllte die Protestanten mit Mißtrauen. Aber die Beteuerungen des Königs, daß er über den Mordversuch den größten Schmerz empfinde, beschwichtigte die Angst der Hugenotten. Unterdessen drang Katharina fortwährend in ihren Sohn, die günstige Gelegenheit wahrzunehmen und während der Hochzeit, wo die Führer der Protestanten zur Feier derselben in Paris seien, ein allgemeines Vlntbad unter denselben anstellen zu lassen. Dabei schreckte man den schwachen König mit Vorspiegelungen von geheimen Planen der Hugenotten gegen die Staatsgewalt, so daß er schließlich seine Einwilligung zu der schändlichen Tat gab. Die Ausführung derselben ward ans die Nacht vom 23. zum 24. August 1572 (Bartholomäusnacht) festgesetzt. Als die Glocke des Louvrepalastes das verabredete Zeichen gab, stürzten sich die Mörderbanden, an ihrer Spitze Herzog Heinrich von Gnise, ein Sohn des Franz Guise, auf die wehrlosen überraschten Hugenotten. Zuerst fiel der edle Coliguy aus Befehl Herzog Heinrichs von Guise durch einen Deutschen, Namens Böhm; darauf verbreitete sich das Mordeu durch die ganze Stadt, und alle Protestanten, deren man habhast werden konnte, wurden niedergestoßen. Karl Ix. selbst schoß aus seinem Paläste auf vorüberfliehende Protestanten. Sieben Tage dauerte in Paris und in ganz Frankreich die Metzelei und über 30,000 Menschen fielen unter den Händen der wütenden Katholiken. Heinrich von Navarra und der junge Conde retteten sich nur dadurch, daß sie den protestantischen Glauben abschworen. Papst Gregor Xiii. jubelte, als die Nachricht dieser schauderhaften Tat zu seinen Ohren kam und ließ eine Denkmünze zur Erinnerung an die sogenannte Pariser Bluthochzeit schlagen, jedoch die menschlicher gesinnten Katholiken Deutschlands und Frankreichs verdammten die Untat, und Kaiser Maximilian Ii. mißbilligte das Benehmen seines Schwiegersohnes Karls Ix. entschieden. § 159. Weitere Religionskriege. Nach dem qualvollen Tode Karls Ix. folgte demselben als König Heinrich Iii. (1574—1589). Da auch unter ihm Katharina von Medicis den meisten Einslnß ant Hofe befaß, so wurde in den Bedrückungen gegen die Protestanten nicht nachgelassen. Dieselben wehrten sich aber in den Kriegen, welche aber-

6. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 134

1877 - Langensalza : Beyer
— 134 — mals zwischen ihnen und den Katholiken ausbrachen, unter ihren Anführern Heinrich von Navarra und Prinz Sonde, welche wieder zum reformierten Glauben zurückgekehrt waren, tapfer und erlangten vom Könige gimftige Friedensbedingungen. Darüber waren die eifrigen Katholiken unter dem Herzog Heinrich von Guife erbittert und es entstand eine sogenannte heilige Signe, deren Mitglieder für die Ehre und Erhaltung des katholischen Gottesdienstes alles wagen wollten. Ja der Herzog Heinrich von Guife, welcher an der Spitze dieser heiligen Sigue stanb, gieng sogar so weit, daß er offen nach der Krone Frankreichs strebte. Darin unterstützten ihn noch Philipp Ii. von Spanien, welcher glaubte, daß auf btefe Weise der katholische Glaube in Frankreich wieber hergestellt würde, und der sogenannte katholische Bnnd der Sechzehner in Paris, welcher in der Hauptstadt das Volk aufwiegelte, so daß Heinrich Iii. flüchten mußte. Mit Jubel warb Heinrich Guife in Paris tont Volke empfangen, aber balb darauf fiel er durch Meuchelmörder, welche Heinrich Iii. gedungen hatte. Da empörte sich das ganze Volk gegen Heinrich, der zu feinem früheren- Feinde Heinrich von Navarra flüchtete. Derselbe rückte jetzt vor Paris und belagerte die Stadt, unterdessen ward aber auch Heinrich Iii. zu St. Cloub von dem Dominikanermönch Jakob Clement ermordet (1589). Kurz zuvor war auch Katharina vott Medicis gestorben. Laut jubelten die Katholiken über den Tod des Königs und der Pabst Sixtus Y. rühmte die Tugend und den Mut des Mörders, welcher eine solche Tat nicht anders als unter göttlichem Beistände habe verrichten sönnen. Da aber Heinrich Iii. keine Erben hinterließ, so war der zunächstberechtigte Thronerbe Heinrich von Navarra, mit ihm gelangten in Frankreich die Bourbons zur Herrschaft. § 160. Keiririch Iv. (1589 —1610) und Ludwig Xiii. (1610— 1643). Heinrich mußte sich den Thron erst erkämpfen. Der Herzog von Mayeune, der Bruder des gemordeten Herzogs Heinrich von Guife, hatte die Gewalt in den Hänben. Nachbem Heinrich den selben bei Jvry (1690) besiegt hatte, schloß er Paris ein, konnte aber die Stadt nicht zur Uebergabe bewegen. Erst als er zu St. Denis den reformierten Glauben abgeschworen und zum Katholicismus übergetreten war, weil er nur aus diese Weise glaubte Frankreich beruhigen zu können, öffnete ihm die Hauptstabt die Tore. Mit Begeisterung warb er jetzt vom Volke empfangen und bald war er in ganz Frankreich als König anerkannt. Den Reformierten erkannte er in dem berühmten 6biet von Nantes (1598) vollstänbige Religionsfreiheit und gleiche bürgerliche Rechte mit den Katholiken zu und stellte so die Ruhe in Frankreich wieber her. Heinrich Iv. gehört mit zu den besten Herrschern Frankreichs, sehr balb hatte sich das Land unter feiner milben und gerechten Regierung von beit schweren Leiben des Krieges erholt. Er wollte nicht eher ruhen, als bis jeber Bauer des Sonntags, wie er sagte, fein Huhn im

7. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 136

1877 - Langensalza : Beyer
— 136 — fid) nach England, den Niederlanden und Brandenburg, wo sie der große Kurfürst mit offenen Armen aufnahm. Die Zurückgebliebenen quälte Ludwig so lange mit lästiger Dragonereinquartierung (Dragonaden), bis sie aus Verzweiflung ihren Glauben abschworen. Dabei riß an feinem Hofe das sittenloseste Leben ein. Offen und ohne alle Scheu wurden alle Schandtaten an demselben getrieben, der König selbst zeichnete fid) durch eineu sittenlosen Lebenswandel aus. Auch geriet durch eine unsinnige Versd)wendung und durch die kostspieligen Kriege das Land in Not und Schulden, Handel und Ackerbau lagen darnieder, Recht und Gerechtigkeit sank, Treulosigkeit, Eidbruch, ungerechte Einsperrung war an der Tagesordnung. Während also die Regierung Lnvwigs nach außen eine glänzende war, geriet sein Land selbst in die größte Zerrüttung. Leiber suchten anbere europäische und besonbers die bentschen Fürsten das Beispiel einer glänzenben Hofhaltung nachzuahmen. Alles, was zu Paris aufkam, warb sklavisch nachgeäfft, französische Sprache und Unsitte warb überall heimisch, ein Uebergewicht Frankreichs, was allerbings babnrch bebentenb gefordert ward, daß zur Zeit Ludwigs Xiv. große Künstler, Dichter (Corneille, Racine, Molare) und Philosophen (Malebranche, Bayle) den französischen Namen verherrlichten. In beit letzten Jahren seinen Lebens führte Ludwig uoch den spanischen Erbfolgekrieg (siehe § 129) gegen Oesterreich und England (1701—1714), in welchem er anfangs die größten Verluste erlitt, später aber boch seinen Hauptzweck, die Einsetzung seines Enkels Philipp aus den spanischen Thron, erreichte. Ludwig starb 1715, sein Nachfolger war sein Urenkel Ludwig Xv. (1714—1774). C. England und Schottland. England im sechzehnten und sieb zehnten Jahrhundert. § 162. tzngkand vor Glisaöeth. Die Nachkommen Wilhelms des Eroberes herrsd)ten über England von 1066—1154. In biefem Jahre kam mit Heinrich Ii. das Hans Plantagenet, eine Seitenlinie der Normannen, aus den Thron. Wie die Nachkommen Heinrichs H. mit den französischen Königen auch um den Thron Frankreid)s Krieg führten, ist schon weiter oben erwähnt worden. Die Könige, welche sich in diesem Kriege auszeid)neten, waren besonders Eduard Iii. (1327—1377) und Heinrich V. (1413 —1422), welcher seinen Sohn Heinrich Vi. sogar in Paris krönen ließ. Kaum waren aber die Kämpfe gegen Frankreich zum Nad)teil Englanbs beenbigt worben, so brad) ein Bürgerkrieg in diesem Lande ans, weider breißig Jahre lang mit abhwechselnbem Erfolge geführt warb. König Richarb Ii. nämlich, Enkel Ebnarbs Hi.r

8. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 137

1877 - Langensalza : Beyer
— 137 — war von einem andern Enkel Richard Hl., Heinrich von Lancaster, entthront worden. Nun glaubte aber die Linie Pork, welche ebenfalls von Eduard M. abstammte, nähere Ansprüche ans den Thron zu haben und so entstand ein Krieg zwischen den Häusern Lancaster und Uork, in Folge dessen König Heinrich Vi. entthront ward und das Haus 9)orf aus den englischen Thron kam. Diesen Krieg nennt man von den Wahrzeichen der Beiben Häuser beit Krieg zwischen der roten (Lancaster) und weißen Rose (Aork). Er warb erst mit der Thronbesteigung König Heinrichs Vii., der die Ansprüche beiber Häuser in seiner Person vereinigte und den letzten 9)orf (Richarb Iii.) in einer Schlacht besiegte, fceenbigt (1485). Das Regentenhaus, welches mit Heinrich Vh. auf den Thron gelangte, nennt man das Haus Tubor, es regierte bis zum Jahre 1603 und hat England fünf Könige und Königinnen gegeben. — Das wichtigste Ereigniß unter der Regierung der Tubors für England ist die Einführung der Reformation. Währenb sich aber in Deutschland die reine Lehre durch die Kraft ihrer Wahrheit verbreitete, warb der Katholicismus in Englaub aus Befehl des gewalttätigen und tyrannischen Königs Heinrich Viii. (1509 —1547), Sohnes Heinrichs Vii., gewaltsam unterbrückt. Heinrich Viii. war ein persönlicher Feind Luchers, gegen Den er mehrere Schriften schrieb, er führte die Reformation weniger aus Ueberzeugung von der Wahrheit der gereinigten Lehre, als aus Haß gegen den Pabst ein, der ihn nicht von seiner rechtmäßigen Gemalin scheiben wollte, wie es Heinrich verlangt hatte. Aufrichtig mit der wahren Lehre meinte es aber Heinrichs Sohn und Nachfolger (Sbnarb Vi. (1547-—1553), welcher durch feinen Erzbischof (Sranmer die neue Kirche befestigte. Dieselbe nennt man die anglicanische ober bischöfliche, weil das bischöfliche Amt in ihr beibehalten warb. Leiber starb Ebnarb Vi. zu früh. Seine Schwester mtb Nachfolgerin Maria (1553— 1558), die Gemalin des strengkatholischen Philipp Ii. von Spanien, suchte mit Gewalt die katholische Lehre wieber zur herrschenben zu machen. Cranmer und Hunberte von Protestanten würden wegen ihres Glaubens hingerichtet. Glücklicherweise starb Maria balb, ehe es noch, wie in Dentschlanb und Frankreich, zu einem Religionskriege kam. Ihre protestantische Halbschwester und Nachfolgerin war Elisabet, bereit Leben und Regierung wir etwas ausführlicher betrachten wollen. § 163. tz'tisabet 1558—1603. Elisabet war im protestantischen Glauben erzogen und in ihrer Jugenb von ihrer Schwester, der Königin Maria, gefangen gehalten worben. Als Königin hatte sie nur den einen Wunsch, England groß und glücklich zu machen. Um sich den Re- gierungsgcschästen ganz und gar wibuten zu können, blieb sie nnver-mält. Als das englische Parlament sie einst bat, einen Genial zu wählen, antwortete sie: „England ist mein Genial und jeber Untertan ist mein Sohn." Dabei war aber Elisabet nicht ganz frei von Eitelkeit, sie hörte

9. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 164

1877 - Langensalza : Beyer
— 164 — über den Balkan gegen Konstantinopel vorgedrungen war, daß Griechenland ein selbständiges Königreich ward. Zum König von Griechenland ernannte man den Prinzen Otto von Bayern (1832). Derselbe suchte das tief zerrüttete Land durch eine mäßige und gerechte Regiernug zu heben und zu fördern. Jedoch die undankbaren Griechen erkannten das nicht an, das Land kam nie recht zur Ruhe. Endlich im Jahre 1862 erhoben sich die Griechen gegen die bestehende Regierung. König Otto ward des Thrones für verlustig erklärt. Längere Zeit fand sich indessen kein europäischer Prinz, welcher bereit gewesen wäre, die griechische Krone zu tragen, bis man den Prinzen Wilhelm von Dänemark dazu bewog. Derselbe bestieg als Georg I. den griechischen Thron. England trat darauf an Griechenland die ionischen Inseln ab (1864), um den Staat durch Vergrößerung zu kräftigen. Indessen es fehlt noch sehr viel, ehe die Zustände in Griechenland fest und sicher werden. §193. Französische Zukirevokution. Aufstand Wekgiens und Motens. In Frankreich folgte ans König Ludwig Xviii. fein Bruder Karl X. (1824 —1830). Beide Könige hatten versucht, die Zustände, wie sie vor dem Jahre 1789 in Frankreich gewesen waren, wiederherzustellen, das hatte bei den Franzosen mamiichfache Unzufriedenheit erregt. Nun glaubte zwar Karl X. dadurch, daß er eine Expedition nach Algier in Nordafrika schickte und dieses Land erobern ließ, sich beim Volke beliebter zu machen, allem es gelang ihm nicht, im Juli 1830 brach in Paris ein Ausstand gegen ihn aus (Julirevolution), der ihn nötigte Frankreich zu verlassen. Er starb im Jahre 1836 zu Görz in Oesterreich. Auf den französischen Thron erhob man Ludwig Philipp, Herzog von Orleans, Sohn des in der ersten Revolution berüchtigt gewordenen Herzogs von Orleans, derselbe nannte sich aber nicht König von Frankreich, sondern König der Franzosen. Von Frankreich verbreitete sich der Aufstand nach Belgien, welches durch den Wiener Congreß von 1815 mit Holland zu einem Königreich der Niederlande verbunden worden war. Die katholischen Belgier ertrugen die Vereinigung mit den protestantischen Holländern nur ungern, und so brach in Brüssel 1830 ein Aufstand los, der die Trennung beider Länder bezweckte. Die Großmächte erkannten die Selbständigkeit Belgiens im Jahre 1831 an und die Belgier wählten den Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg zu ihrem Könige (Leopold L 1831—1866), nach dessen Tode sein Sohn Leopold H. den jungen Thron bestieg. Gegen Ende des Jahres 1830 erhoben sich auch die Polen gegen die russische Herrschaft, indem sie auf französische Hilfe hofften. Da diese Hilfe aber ausblieb, so konnte es nicht fehlen, daß die Polen durch die russische Uebermacht bald wieder unterworfen wurden; durch die Niederlagen der Aufständischen bei Ostrolenka und Praga und durch
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