94 1815.
ivm\va\vvtvi\vv\v>\vti\iivv\vmsivvvw\u\viivi\\u\\uiv\uviiv
Neuem ein Kaiser der Franzosen sein solle? Die Antwort
wußte ein jeder voraus^ — er wurde ausgerufen und empfing
den neuen Eid der Treue von denen, die ihren Eid zum Therl
vor einem Jahre ihm selbst und so eben dem Könige gebro-
chen hatten.
In wenigen Monaten sah er nun auch, was sein Herz am
meisten erfreute, ein ausgesuchtes Heer um sich versammelt.
Alle die Tausende, welche'eben ans ganz Europa der Kriegs-
gefangenschaft entlassen waren, und alle, die der letzte Krieg
übrig gelassen, mir vielen Neugeworbenen verstärkt, standen
wieder in den Reihen. Dahinter wurden die Nationalgarden
gerüstet, und die französischen Zeitungen redeten nun schon von
Millionen, die für ihren Kaiser zu kämpfen bereit seyen.
24. Das Vorspiel Mürats.
Don dem Geschlechte, welches Bonaparte früher auf die
von ihm errichteten Throne gesetzt hatte, war nur noch sein
Schwager Mürat, König von Neapel, übrig. Er hatte im
Jahre 1814 seine Krone dadurch gerettet, daß er, als die Ver-
bündeten noch mit Napoleon hart kämpften, von ihm abließ
und sich dem europäischen Bunde anschloß. Es war nicht Abscheu
gegen die französische Ungerechtigkeit, und nicht aufrichtige Nei-
gung für die Grundsätze des Bundes, sondern einzig die Be-
rechnung des Vortheils, die ihn dazu trieb; und als nun der
Dortheil anders zu winken schien, als Napoleon unter dem
Jubel Frankreichs seinen Thron wieder bestieg und sich in al-
ter Kraft rüstete, da fand sich auch Mürat wieder in besserer
Gesellschaft mit ihm; unter den alten, seit vielen Jahrhunder-
ten bestehenden, Herrschergeschlechtern hatte er sich nicht son-
derlich wohl gefühlt.
Dazu spiegelte ihm sein Eigendünkel eine große Hoffnung
vor. .Italien war voll mannichfachen Gährnngsstoffcs. Viele
sreigesinnte Männer dieses schönen, nun seit mehr als 1200
Jahren immer zertheilten, von Fremden oft hart bedrängten,
Landes sehnten sich nach einer Vereinigung ihres Vaterlandes
zu Einem kräftigen Reiche, damit ihr Volk wiederum selbst-
ständig und ehrenvoll unter den übrigen da stände. Ein groß-
ßer Mann hätte vielleicht schon längst mit den Einwohnern
Italiens die bedeutendsten Veränderungen in's Werk richten
können.- Nun aber wollte Joachim Mürat als ein solcher un-
ter ihnen anftreten, und äffte, nach seiner eitlen Weise, die
Sprache eines großen Mannes nach. Allein der Frevel, eine
hohe Bestimmung zu erlügen, die er nicht in sich trug, wurde
alsbald schwer an ihm gerächt. Die östreichischen Heerführer
Fr im o nt, Bianchi, Neipperg und Rüget, die gegen
ihn ausgesendet wurden, trieben ihn, wie einen großredenden
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Joachim_Mürat Bianchi Neipperg
Extrahierte Ortsnamen: Europa Neapel Frankreichs Italiens
2^o Vii. Ztr. vom westph. Fried, bis jetzt. 1648-1817
auf die spanische Erbschaft wegen , schon kn'sqe-
heim die Niederlande versprochen; ob im Ernst,
mag schwer zu entscheiden seyn. Der Bruder des
Churfürsten, der Churfürst von Köln, felgte sei-
nem Bruder und nahm französische Truppen in
sein Land auf, „zum Besten und zur Erhaltung
der Ruhe des teutschen Reiches (!) " wie es in
den öffentlichen Erklärungen lautete.
Anfang des Krieges 1701, Prinz
Eugen. — Der Kaiser Leopold beschloß, ohne
Verzug ein Heer nach Italien zu senden, um die
dortigen spanischen Länder, Mayland und Neapel,
in Besitz zu nehmen, Zum Anführer desselben be-
stimmte er den Prinzen Franz Eugen von
Savoyen, einen der ersten Feldherrn und Staats-
männer seiner Zeit, so wie der ganzen Geschichte.
Er stammte aus einer Seitenlinie des sgvoyischen
Hauses her, und wgr in seiner Zügend zuns geistli-
chen Stande bestimmt; aber sein Geist zog ihn zu der
Betrachtung der Geschichte und ihrer großen Muster,
und sie wieder trieben ihn in den raschen Strom
des thätigen Lebens, wo die Kraft sich erprobt
und dem nach Ruhme begierigen Manne der Lor-
beer winkt. Als zwanzigjähriger Jüngling bet er
feinp Dienste dem König Ludwig an; dieser, der
ihn wegen seiner Kleinheit nicht der Beachtung
werth fand, wies ihn ab, und rieth ihm, im geist-
lichen Stande zu blehben. Eugen wandte sich nach
bestreich, wo der Turkenkrieg ihm eine Bahn zu
öffnen schien, und zeichnete sich bald so sehr aus,
daß der Kaiser ihm nach der Befreiung von Wien
i683, wobei er tapfer mit gefochten hatte, ein
Nsuterreglmenr versieh. Der Herzog Karl von
Lothringen erkannte den Helden schon dainahls in
ihm und sagte es voraus, was er dem Kalserhauie
einst seyn werde. Leopold ernannte ihn i6g3 zum
Feldmarschall, und nun hatte ihn der König Lud-
wig gern wieder für sich gewonnen; er ließ ihm
die Statthalterschaft von Champagne und d«e
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Extrahierte Personennamen: Ernst Eugen Eugen Leopold Leopold Franz_Eugen_von
Savoyen Franz Eugen Ludwig Ludwig Eugen Karl_von
Lothringen Karl Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Italien Neapel Wien König_Lud-
Das große Kaiserreich. - 897
Haus von Neapel habe aufgehört zu regieren!"
Das furchtbare Wort.schreckte dieses Haus auch in
der Thal von dem Bcden Italiens über die Meer-
enge nach Sicilien hinüber; hier erhielt es sich
mit Hülfe Englands; in Neapel aber wurde Jo-
seph Buona parte zum erblichen König ei klärt.
Der neue Königsthron kostete noch unermeßliches
Blut; die Einwohner Unlerriaiiens empörten sich
immer mit neuer Wut!), und Kalabrien nebst
Abruzzv mußten fast in Einöden verwandelt werden.
' Zunächst traf nun H v l l a il d die Reihe. Es
wurde gleichfalls in ein Königrelch verwandelt,
und einer« andern Bruder, Ludwig Napoleon,
zu seinem Theile gegeben. Eö halte nicht das
schlimnrste Loos gezogen, denn Ludwig fühlte die
Pflicht, für sein neues Volk mehr zu leben, als
für seines Bruders Willen.
Ein dritter aus des Kaisers Verwandschaft,
sein Schwager Joachim Murat, ward an dem
rechten Ufer des Rheines, des Stromes, der so
oft als natürliche Scheidewand zwischen drrri Teut-
schen lind Französischen genannt war, ausgestellt;
ein bedenkliches Zeichen für die Zukunft; er er-
hielt die Herzoglhümer Eleve und Berg; ersteres
hatte Preußen, letzteres Baiern für Anspach abge-
treten.
Alexander Berthier endlich, der erste
im Kriegsrathe Napoleons, bekam das Fürsten-
thum Neufchatel.
Zugleich mit diesen äußern Vorrüstungen
wurde der Plan der inner» Gestaltung des großen
Baues gleichfalls klarer dargelegt. Französische
Blatter mußten das System des Gleichgewichts,
an welchem Europa noch immer mit einigem Glau»
den gehangen hatte, als ein sehr khorigles aus-
schreieu, welches nur Eifersucht und Kriege erzeugt
habe. Ruhe sey nur dann zu hoffen, wenn E i-
ner den unbestrittenen Vorrang hade, und seinem
Woite bei den Streitigkeiten der Völker Folge
geleistet werde. Es war die Sprache der Rönier,
kurz vor der' Zeit, als sie die Weltherrschaft ge-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Napoleon Ludwig Napoleon Ludwig Ludwig Joachim_Murat Alexander_Berthier Alexander Napoleons Französische
Blatter
r/;2 Vii. Ztr. vom westph. Fried, bis jetzt. 16/18-1817.
schlechte Verfassung des Neichsheeres/ etwas Be-
deutendes vorzunehmen; er mußte zufr eden seyn,
daß die Franzosen, aus Mangel an llnierhal.t,
wieder über den Rhein zurückgiigen/ und daß er
sie in den nächsten Jahren jenseits halten konnte.
Ein Zug, den der Prinz Eugen noch im
Jahre 1707, auf Verlangen der Seemächte/ von
Italien aus in's südliche Frankreich machen mußte/
um Toulon zu erobern/ mißlang wie die ähn-
liche Züge/ die schon Kaiser Karl V versucht hatte;
und eben so hatte der König Ludwig die Freude/
in demselben Jahre ganz Spanien wieder sel-
uem Enkel/ Philipp V/ unterworfen zu sehen.
Der Erzherzog Karl hatte m den vorigen Jahren
glückliche Augenblicke in Spanien gehabt; sein
Heer / welches besonders aus portugiesischen Hülfs-
völkern bestand, hatte selbst die Hauptstadt Madrid
erobert und ihn daselbst zum Könige von ganz
Spanien ausaerufen; allein seine eigene Trägheit/
die Unfähigkeit und Uneinigkeit seiner Heerführer/
der Haß der Kastilier gegen ihn und gegen die
Arragonier sowohl, als die Engländer und Portu-
giesen; diese und andere Ursachen entrißen dem
östreichischen Prinzen nach und nach Spanien wie-
der/ und irn Jahr 1707 mußte er das Land ganz
verlassen.
Dennoch hatte der König Ludwig in diesem
Kriege schon so viel verloren/ und sein Land ivar
so erschöpft/ daß er sehnlichst den Frieden wünschte/
und/ Mit Bezwingung seines alten Stolzes/ Ver-
suche machte / ihn selbst mit großen Opf rn zu er-
kaufen. Allein die Gegner gedachten ihn dieses-
mahl für allen früheren Uebermurh recht empfind-
lich zu züchtigen; besonders waren Eugen und
Marlborough/ die wiederum Obstreich und England
lenkten/ dem eitlen Könige von Grund ihres Her-
zens feindlich gesinnt, und sannen nur darauf/
ihm noch härtere Demüthigung zu bereiten. Es
gelang ihnen auch trefflich durch:
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Karl_V Karl Ludwig Philipp Philipp Karl Karl Ludwig Ludwig Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Italien Frankreich König_Ludwig Spanien Spanien Madrid Spanien Spanien England
z6o Vu.ztr. vomwestph. Fried, bis^'etzt. 1648-1817.
men würden ihn wie einen Thoren, und der sich
ungeziemender, über seinen Kräften liegender,
Dinge angemaaßt, verurtheilt und verspottet haben;
wie denn Karl Albrecht von Barern, der zugleich
mit Friedrich emporstrebte, und seine Hand nach
Königs - und Kaiserkrone ausstreckte, ein solches
Urtheil über sich hat ergehen lassen müssen, llnd
in der That bewährt sich die Kraft, die in den
großen Welthändeln das Außerordentliche wagen
darf, für das Urtheil der Zeit und Nachwelt erst
in der Durchführung des Gewollten.
Frankreich, Spanien, Baiern,
Sachsen, im Bunde gegen Oe st reich.
— Das Kriegsunglück des östreichschen Heeres in
Schlesien bestärkte die französische Regierung in
ihrem Vorsatze, diesen Augenblick zur Zerstückelung
Oestreichs zu benutzen. Der Kardinal Fkeury,
der Frankreich regierte, und an dem Marschall von
Belleisle einen sehr geschickten Unterhändler
fand, brachte zu dem Ende eine Verbindung zwi-
schen Frankreich, Preußen, Spanien, Baiern und
Sachsen zu Stande; denn auch der Churfürst Au-
gust Hi von Sachsen, der zugleich König in Po-
len war, leitete Ansprüche auf die östreichsche Erb-
schaft von einer früheren Heirath des sächsischen
Hauses her, und Spanien streckte seine Hände
nach Parma und Piacenza aus. Ueberdies war
der Plan entworfen, den bairischen Churfürsten
Karl Albrecht, zum teutschen Kaiser zu erhe-
den, und dieser, obwohl er eine so wichtige Stelle
einzunehmen doch Anfangs Bedenken trug, erklärte
sich endlich bereit dazu. Die Wahl sollte in Frank-
furth gehalten werden.
Nun ruckten noch im Sommer 1741 zwei fran-
zösische Heere über den Rhein; das eine wendete
sich gegen die hannöverschen Gränzen und dadurch
verlor Maria Theresia den letzten Bundesgenossen.
Georg Ii von England schloß, aus Besorgniß für
fern Churfurstenthum Hannover, einen Vergleich,
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Extrahierte Personennamen: Karl_Albrecht_von_Barern Karl Albrecht Friedrich Friedrich Oestreichs Karl_Albrecht Karl Albrecht Maria_Theresia Maria Theresia Georg_Ii_von_England
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Baiern Sachsen Schlesien Frankreich Frankreich Spanien Baiern Sachsen Sachsen Spanien Piacenza Frank- Rhein Hannover
. Kaiser Karls auswärtige Händel. $7
Vierzehn Tage nach dieser Schlacht war kein
Feind mehr in Italien.
Karl war fast unzufrieden über das zu große
Glück, welches ihm nun nichts mehr zu thun
übrig lasse. „Weil ihr mir nun den König von
Frankreich gefangen habt, sagt er in einem Briefe
an Lannoy, so sehe ich, daß ich nun nichts mehr,
als gegen die Ungläubigen thun kann. Ich habe
allezeit den Willen dazu gehabt, und jetzt u>N so
mehr. Helft doch die Sachen gut einrichten, daß
ich, ehe ich viel älter werde, noch Thaten verrich-
ten könne, die zu Gottes Dienst und mir nicht
zum Tadel gereichen. "
Der König Franz wurde nach Madrid ge-
bracht l!nd streng verwahrt. Ueber die Art, >vie
er behandelt werden, und wie der Kaiser dieses
Geschenk des Glücks -benutzen müsse, war unter
seinen Räthen eine entgegengesetzte Meinung. Dre
eine Parchei, wozu Lannoy gehörte, rieth, den
König großmüthig zu behandeln, um dadurch den
Saamen der Feindschaft vielleicht auf immer zu
vernichten; die andere, mit dem Kanzler Mercu-
r inus Gattin ara an der Spitze, . wollte ans
der Gelegenheit so viel Vortheil als möglich zie-
hen. Der Kaiser wählte den Mittelweg zwischen
beiden und verlor dadurch die Früchte des ganzen
Glückswechsels. Der Vortheil, welchen ihm der
Kanzler vorhielt, gefiel ihm >vohl ; er forderte von
dem Könige, als Preis der Loslassunq, das Her-
zogkhum Burgund zurück, welches Frankreich sei-
ner Großmutter Maria unrechtmäßig entrissen
habe, und welches er ganz besonders werth hielt.
Allein den König auch so lanae gefangen zu hal-
ten , bis die Bedingung wirklich erfüllt sey, —
so rieth sein Kanzler, — schien ihm zu hart, und
unkaiserlich. Er verließ sich auf des Königs
Wort; aber dieses, so ritterlich es Franz zu geben
schien, war nicht redlich gemeint. Ehe er den
Vertrag Unterzeichnete, ließ er einige vertraute
Menschen aus Madrid heimlich zu sich kommen,
und stellte in Gegenwart des päpstlichen Nuntius
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Franz Franz Maria Maria Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Karls Italien Frankreich Madrid Burgund Frankreich Madrid
4o Vi. Ztr. àrl V bis zum westph. Fried. 1020-16/^8.
hielten, ließ er in den spanischen Kirchen für die
Befreiung demselben öffentliche Gebete verrichten.
Man hat ihm dieses als Schein und Heuchelei
vorgeworfen; aber das widerlpänstige -Heer achtete
in der That nicht mehr auf seine Befehle, bis der
rückständige Sold ausgezahlt war. Dann erst,
nach zehn Monaten, zog es sich, auf sein Geheiß,
nach Neapel. Es war aber durch die Ausschwei-
füngen iii Rom so geschwächt worden, daß, als
Franz voll Frankreich einen neuen Einfall in Ita-
lien machte, dessen Heer ohne Widerstand bis nach
Neapel drang und diese Stadt belagerte. Nur
der plötzliche Uebertritk des berühmten genuesischen
Seefelden Andreas Doria, der mit einer
Flotte von der Seeseite Neapel belagerte, auf die
Seite des Kaisers, lind zugleich Krankheiten im fran-
zösischen Heere, wendeten das Glück noch einmahl
zu Karls Gunsten, und die beiderseitige Ermü-
dung führte den Frieden von Cambray
1529 herbei. Franz zahlte zwei Millionen Kronen
für die Befreiung seiner Söhne in Spanien, leistete
Verzicht auf Mayland, Genua, Neapel und alle
Länder jenseits der Alpen , heiräthete Karls Schwester
Eleonore, und dagegen drang Karl nicht sogleich
jetzt auf die Abtretung des Herzogthums Burgund,
sondern behielt sich feine Rechte vor.
Nun war der Zeitpunkt gekommen, daß der
Kaiser sich auch in seinen italischen Ländern mit
Würde zeigen konnte; er war noch >iie dort gewe-
sen. Er landete iin Aug. 1629 in Genua und
zog von dort, mit kaiserlicher Pracht nach Bo-
logna. Hierhin hatte er eine Zusammenkunft
mit dem Papste verabredet, urid sie wurde mit
großer Feierlichkeit gehalten. Der früheren Feind-
schaft wurde nicht mehr gedacht; Karl küßte dem
heiligen Vater, nach alter Sitte, knieend den
Fuß, und dieser krönte ihn unter festlicher Pracht
z,un> Kaiser, so wie zum König der Lombardei.
Karl erschien den Italienern, die ihn nur von
der furchtbaren Seite kannten, als ein milder und
edler Herr, die Furcht wandelte sich in begeisterte
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Eleonore Karls Karl Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Rom Ita- Neapel Neapel Karls Spanien Genua Neapel Burgund Genua
222 Iv. Ztr. Heinrich I. bis Nud.v.habsb. 916 — 1273,
Anhöhe bei Emaus, das Ziel ihrer Wünsche, Jeru-
salem. Ein unendliches Iubelgeschrei erfüllte die
Vuft und Freudenthränen stürzten aus Aller Augen.
Kaum konnte Gottfried ihren Eifer so weit zügeln,
daß sie nicht tollkühn auf die Mauern der Stadt
losstürmten. Ihre Eroberung war nicht leicht, und
die Besatzung war an Zahl viel stärker als die Kreuz-
fahrer; denn nur etwa 40,000 waren von diesen noch
übrig. Mit vieler Muhe mußte man Kriegs-
maschienen und Sturmleitern in der hokzarmen Ge-
gend Zusammenzimmern, und am 14. Juli wurde der
erste allgemeine Sturm gewagt. Er mißlang; die
Besatzung der Stadt kämpfte mit großer Tapferkeit.
Am folgenden Tage aber stürmten die Christen von
Neuem, und Gottfried war einer der ersten, der von
feinem Kriegsthurme auf die feindliche Mauer sprang.
Sein Schwerdt bahnte den übrigen den Weg; bald
war die Mauer an allen Seiten bezwungen, die
Thoce geöffnet, das ganze Heer stürzte in die Stadt.
Ein fürchterliches Blutbad begann; in der ersten
Wuth fraß das Schwerdt alles Lebendige in der
Stadt, und nur wenige der Einwohner blieben übrig.
Dann, als die Besinnung zurückkehrte, reinigten die
Krieger ihre Waffen von Blut, und eilten mit ent-
blößtem Haupt und barfuß nach den heiligen Oer-
tern; und die Stadt, welche noch eben von dem
wilden Geschrei des Mordes erschallte, war nun er-
füllt mit Gebeten und Lobgesängen zur Ehre Gottes.
Darauf dachte man an die Wahl eines Königs
für das neue Königreich Jerusalem; Gottfried von
Bouillon erschien allen als der würdigste; allein er
weigerte sich, da eine Krone zu tragen, wo der Hei-
land der Welt unter der Dornenkrone geblutet habe,
und nannte sich nur den Beschützer des heiligen Gra-
des. Aber als er schon im folgenden Jahre, uoo,
starb, nahm sein Bruder Balduin den Namen ei-
nes Königs an.
Von den spatern Kreuzzügen zur Behauptung
der christlichen Herrschaft in Palästina, an welchen
auch teutscbe Kaiser Theil nahmen, wird unsere Ge-
schichte künftig reden.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Gottfried Gottfried Schwerdt Gottfried_von
Bouillon Balduin
Das Intekregnuw^ 276
welche man das Interregnum nennte Nach Kon-
vads Iv. und Wilhelms von Hollands Tode wollte
kein teutscher Fürst die Kaiserkrone annehmen; den
meisten war mehr daran gelegen, nur ihre eigenen
Erbländer zu verwalten, und wo möglich eigennützig
zu vergrößern, als die schwere Pflicht auf sich zu
nehmen, in den fast verwilderten teutschen Landen
Friede und Ordnung herzustellen und mit Selbstent-
sagung alle Kräfte dem gemeinen Besten zu widmen.
Da fielen die geistlichen Curfürsten auf den unwür-
digen Gedanken, einen Ausländer zum Kaiser zu
Machen. Und noch dazu waren sie nicht einig; die
eine Parthei wählte den englischen Grafen Richard
von Cornwallis, die andere den König Alfon-
sus von Castilien in Spanien, den man wegen
seiner Kenntnisse in der Himmelskunde den Weisen
nannte. Beide hatten den Reichsfürsten viel Geld
geboten, und Richard kam sogar, wie einige erzäh-
len, mit 3s Wagen nach Teutschland, jeden mit acht
Pferden bespannt, und darauf ein, drei Ohm hal-
tendes, Faß mit Sterlingen, (einer alten englischen
Geldmünze), angefüllt. Er hatte reiche Zinngruben
in Cornwallis, damahls fast die einzigen in der
Welt, und daher so großen Reichthum. Mit solchen
Waffen eroberte er bald vieler Herzen, und wurde
auch im Jahre 1267 feierlich zu Aachen gekrönt.
Dann kehrte er bald nach England zurück, von meh-
reren angesehenen Teutschen begleitet. In England
aber, der Heimath des Nationalstolzes, ward er
nicht anders als jeder englische Große behandelt/
und das verdroß die Teutschen. die mit ihm waren,
so sehr, daß sie unwillig nach Hause zurückkehrten.—
Seit der Zeit ist Richard noch drennahl nach Teutsch-
land gekommen, aber jedesmahl nur auf kurze Zeit,
und Alfonsus ist niemahls in Teutschland gewesen.
In solcher Zeit mußte wohl Unordnung und Gewalt-
thätigkeit von Tage zu Tage größer werden, so daß
große und kleine Fürsten, und Grafen und Ritter
und Städte, in beständigen Fehden mit einander
lebten, und daß die Recht und Ruhe liebenden
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Richard
von_Cornwallis
Extrahierte Ortsnamen: Hollands Spanien Teutschland Cornwallis Aachen England England Alfonsus Teutschland
Fünfter Zeitraum. ,
Von Rudolf von Habsburg bis
Karl V, ,273 — i52o.
V. Kaiser Ñu6 verschiedenen Häusern
1273 — 1437.
70. Rudolf von Habsburg, 1275 — 91^
^>Le Unordnung in Tcutschland wurde je länger je
größer; und als 1272 Richard in England gestorben
war, und Alphons sich gar nicht um das teutfche Reich
bekümmerte, hielten endlich die Fürsten im I. 1273
einen Reichstag zu Frankfurt, um einen Kaiser zu
Wahlen, der u.ch Aller Sinn wäre. Cr sollte stark
und weise seyn, um das kaiserliche Ansehn herzustellen,
aber auch nicht zu mächtig, damit die Fürsten nichts
von ihm zu befürchten hätten. Beides war schwer mit
clnander zu vereinigen; aber das Schicksal lenkte die
Wahl glücklich zu des Vaterlandes Besten. In de?
Schweiz und im Elsaß lebte der Graf Rudolf von
Hachsbürg, der nicht gar mächtig an Land und Leu-
en war, aber durch Mutb, Klugheit und Rechtschaf-
enheit die Achtung der Großen und des Volkes er-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Karl_V Karl Rudolf_von_Habsburg Rudolf Alphons Rudolf_von
Hachsbürg Rudolf