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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 176

1855 - Heidelberg : Winter
176 §- 156. Napoleons Herrschaft. larid ein, nahm ein österreichisches Heer unter Mack bei Ulm gefangen, besetzte Wien und nöthigte durch feinen Sieg bei Austerlitz Oe- sterreich zum Frieden von Preß bürg und zzrr Abtretung von Venedig und Tyrol. Darauf machte Napoleon seinen Bruder Joseph zum König von Neapel, und seinen Bruder Ludwig zum König von Holland, stiftete 1806den Rheinbund, um Deutschland zu unterjochen, und führte dadurch die Auflösung des fast 1060jährigen römisch-deutschen Reichs herbei. Da erklärte ihm Preußen den Krieg, wurde aber durch die unglück- liche Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt (14. Okt. 1806), durch die Besetzung Berlins, und die Schlacht bei Friedland (9. Juli 1807) zum Frieden von Tilsit gezwungen, in welchem Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen sein halbes Land verlor, das größ- tentheils Napoleons Bruder Hieronymus (Jerome) als Königreich West- phalen erhielt. (Während dieses Kriegs ordnete Napoleon auch die Kon- tinentalsperre an, durch welche Englands Handel ganz vom Festland abgeschlossen werden sollte.) Die Engländer aber beschoßen Kopenhagen und nahmen die dänische Flotte weg, wogegen Napoleon dem mit ihm verbündeten Schweden Pommern nahm und mit Karl Xiii. Frieden schloß. Darnach wurde auch das Haus Braganza in Portugal gestürzt, die Bourbonen in Spanien zur Entsagung gezwungen, und Napoleons Bruder Joseph als König in Spanien eingesetzt, während Napoleon seinem Schwager Mürat den Thron von Neapel verlieh. Dagegen entbrannte ans der pyrenäischen Halbinsel ein allgemeiner Aufstand, welchen die Engländer mit einem Heer unter Melles ley (dem nach- maligen Herzog von Wellington) unterstützten. Napoleon mußte den Kampf in Spanien seinem Bruder überlassen, um gegen Oesterreich 1809 zu ziehen, das chm den Krieg erklärte. Er siegte mit den Rheinbundstruppen über die Oesterreicher bei Regens- burg, Landshut und Eckmühl, nahm Wien ein und beendigte, trotz sei- nes Verlustes bei Asperu, deu österreichischen Krieg durch den Sieg bei Wagram und den Frieden von Wien. Oesterreich verlor Salzburg und Berchtesgaden, den größten Theil sei- ner polnischen, und alle italienischen und dalmatischen Besitzungen. Die Tyroler erhielten für ihren Aufstand gegen Bayern Verzeihung, ihr Anfüh- rer Hofer aber wurde 1810 auf Befehl Napoleons erschossen. Ilm nun seiner Dynastie vor der Welt den Schein der Legitimität zu geben, vermählte sich Napoleon mit Marie Louise, der Tochter des Kaisers von Oesterreich (1810), ernannte 1811 seinen aus dieser Ehe geboruen Sohn zum König von Rom, vereinigte Etrurien, Hol-

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 101

1855 - Heidelberg : Winter
101 K. 102. Die Kreuzzüge. lichen Mühseligkeiten und Entbehrungen Jerusalem, eroberten es i.j.1099 nach 39tägiger Belagerung mit Sturm, und gründeten das König- reich Jerusalem, dessen erster König Gottfried von Bouillon unter dem Titel, „Beschützer des heil. Grabes" wurde. Nach einen, glänzen- den Sieg bei Askalon über den Vezier des ägyptischen Chalifen starb Gottftied i. I. 1100, und erhielt seinen jüngsten Bruder Balduin 1. zum Nachfolger. Zum Schutze des auf schwachen Füßen stehenden Reiches, dem die Fürstenthümer Edessa, Antiochia und Tripolis untergeben waren, kamen von Zeit zu Zeit -neue Zuzüge vom Abendlande; auch bildeten sich zu diesem Zweck nacheinander drei Ritterorden: der Johanniter- orden, der Tempelherrnorden und der deutsche Orden, von welchen der-erste in der Folge der. reichste und mächtigste wurde. Der Verlust des Fürstenthums- Edessa an den muhammedanischen Statthalter Zen k,i von Aleppo führte den zw e iten K re nz zu g herbei,! 147 welcher von Ludwig Vii. von Frankreich und Kaiser Konrad Iii. un- ternommen wurde, aber vorzüglich wegen der Treulosigkeit der palästi- nischen Christen erfolglos blieb. Ueberhanpt hemmte die Uneinigkeit derselben und die Eifersucht der Fürsten, so wie der Ritterorden unter- einander jede gemeinsame Unternehmung. Dagegen bekamen die Mu- hammedaner an dem durch Tapferkeit, Tugend und Bildung ausgezeich- _ neten Sultan Sa lad in von Aegypten einen starken Halt. Es gelang ihm, die Christen bei Liberias, zu besiegen und ihnen Jerusalem zu entreißen, wo er der 88jährigen Herrschaft des Kreuzes ein Ende machte (1187). Der Schrecken über Jerusalems Fall trieb die abendländischen Fürsten 1189 zum dritten Keuzzug, den Kaiser Friedrich Barbarossa, König Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England unternahmen. Aber der Kaiser fand schon in Cilieien im Flusse Seleph seinen Tod; die beiden Könige entzweiten sich nach der Eroberung von Accon, so daß Philipp nach Frankreich zurückkehrte; ebenso verließ der von Richard schwor beleidigte Leopold von Oester- reich mit den Deutschen das heilige Land. Richard erlangte zwar in einem Vertrag mit Saladin den Küstenstrich von Joppe bis Accon und die heiligen Orte mit Ausnahme Jerusalems, gerieth aber auf dem Rück- weg ins Abendland in die Gefangenschaft Leopolds, der ihn an den Kaiser Heinrich Vi. auslieferte, aus dessen Hand ihn nur ein ungeheures Lösegeld befreite. ' Nach mehrern verunglückten Zwischenunternehmungen kam unter dem Papst Innocenz Iii. der vierte Kreuzzug zu Stande, 1204 ans welchem die Unternehmer unter der Führung Balduin's von

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 102

1855 - Heidelberg : Winter
102 §. 102. Die Kreuzzüge. Flandern Constantinopel eroberten und das „lateinische Kaiser- thum" gründeten. Der fünfte Kreuzzug hatte gar keinen Erfolg; im sechsten gewann zwar Kaiser Friedrich Ii. durch einen Vertrag mit dem ägyp- tischen Sultan Camel Jerusalem und die heiligen Orte; 1228 doch giengen sie, als er nach Italien zurückgekehrt war, gleich wieder verloren. Die Lust zur Kreuzfahrt sank indeß mehr und mehr, da man die Erfolglosigkeit derselben wahrnahm. Nur Ludwig Ix. der Heilige, König von Frankreich, versuchte noch den siebenten und letzten 1248kreuzzug und eroberte Damiette in Aegypten, wurde aber ge- fangen und mußte alles Eroberte zum Lösegeld wieder herausgeben. Bald darauf kehrte er nach Frankreich zurück, um dort die bedrohte Ordnung zu erhalten. Spater machte Ludwig noch einen Versuch, we- nigstens in Afrika die muhammedanische Macht zu brechen; aber eine Seuche raffte den größten Theil seines Heeres und ihn selbst (1270) vor Tunis weg, und bald darauf verloren die Christen in Palästina mit Accon die letzte ihrer Besitzungen. Trotz der äußern Erfolglosigkeit brachten die Kreuzzüge doch folgenreiche Veränderungen hervor: Sie veranlaßten die Gründung neuer Reiche, welche längern Bestand hatten, wie Portugal und Sicilien; sie brachten das Morgen- und Abendland in engere Berührung, gaben durch erweiterte Bekanntschaft mit fremden Ländern und deren Sitten und Erzeugniffen dem Handel, Ge- werbwesen und Ackerbau, den Wissenschaften und Künsten mächtigen Auf- schwung, förderten den Gcmeingeist, die Freiheit und Macht der Städte, legten den Grund zum nachmaligen freien Bauernstand und veredelten das Ritterwesen. Den größten Vortheil aber zog die geistliche Macht davon. Der Papst wurde durch dieselben richterlicher Oberherr der ganzen abendlän- dischen Christenheit, und der Klerus bereicherte sich durch Kauf, Geschenke und Vermächtnisse. Dagegen litten Religion und Sittlichkeit wesentliche Nachtheile; Aberglau- den und Sittenlosigkeit nahmen durch die Krcuzzüge ungemein überhand. Auch im Abcndlande wurden Kreuzzüge gemacht, und zwar gegen die heidnischen S lav en und Preußen, so wie gegen die Ketzer, welche hauptsächlich durch das Bestreben aufkamen, die Kirche von den cingerisse- nen Mißbräuchen zu reinigen. Die wichtigsten dieser Secten waren die Albigenser in der Grafschaft Toulouse, welche allerdings gefährliche Lehren aufbrachten, und die Waldenser im südlichen Frankreich und in Piemont, welche das reine Christenthum der Apostelzcit wieder herzustellen suchten. Beide wurden, als der Papst das Kreuz gegen sie predigen ließ, auf eine unmenschlich grausame Weise gegen zwanzig Jahre lang mit Feuer und Schwert verfolgt, so daß namentlich das schöne gewcrbreiche Südfrankreich eine Einöde wurde.

4. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 106

1855 - Heidelberg : Winter
106 §. 105. Frankreich unter den Capetingern. Deshalb wandten sich viele von der Kirche ab, um ans das apostolische Christenthum zurückzugehen, wie die Waldenser; andere suchten der Kirche durch neue theologische Systeme zu helfen, wie die Mystiker und Scholastiker. Die Wissenschaft dagegen fand unter den Hohenstaufen rege Pflege. Die Dom- und Stiftsschulen, sowie die Universitäten (in Paris, Bologna, Salerno re.) waren sehr zahlreich besucht, und auch die Kunst blühte sowohl in der Volks-und Kunstpoesie, als auch in der sogenannten gothischcn Baukunst. Von den noch erhaltenen Dichtungen sind die vorzüglichsten das Nibelun- genlied und das Lied von Gudrun. Unter den Dichtern sind nennenswerth Wolfram von Eschcnbach, Gottfried von Straßburg, Hart- mann von der Aue, Walther von der Vogelweide. — Die schönsten Bauten aus jener Zeit sind der Dom zu Cöln, die Münster von Straßburg und Freiburg (im Breisgau). Besonders aber entwickelte sich in dieser Zeit das freie Städtewesen immer mehr, so daß die Städte mit ihrer auf Znnfteinrichtnng und Bürgerwehr gegründeten Macht eine Hauptstütze der Kaiser gegen die Fürsten wurden. 6. Die übrigen europäischen Staaten bis gegen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts. (Dittmar's histor. Atlas. Tas. Iv. u. X.) 1. Frankreich unter den Capetingern. §.105. Aie letzten karolingischen Könige, welche bis 987 in Frankreich regierten, waren kaum im Stande, ihre widerspenstigen Vasallen zu zügeln. Nach dem Tode des letzten Königs, Ludwigs V. (Fainéant), 987 beginnt mit Hugo Capet die Reihe der capetingischen Könige. Auch unter ihm, besonders aber unter seinen drei nächsten Nachfol- gern, herrschte in Frankreich das Faustrecht und Hörige und Leibeigene seufzten unter schwerem Druck. Erst Ludwig Vl. (1108—1137) schuf durch strengere Rechtspsiege Mehr Ordnung und machte den Anfang zur Befreiung der Leibeigenen und zur Bildung eines dritten Stan- des (liers-e'tal). Die Verbindung eines großen Theils von Frankreich mit England verursachte den Königen große Noth und viele Kämpfe mit diesen mäch- tigen Vasallen, bis Philipp Ii. August (1180—1223) eiuen großen Theil der den Engländern zilgefallenen Provinzen wieder gewann, und so die Königsmacht stärkte. Das gleiche Ziel verfolgte sein Nachfolger Ludwig Viii., vorzüglich

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 107

1855 - Heidelberg : Winter
§. 106. England unter den angelsächsischen u. normannischen Königen. 107 aber der von Herzen fromme, gerechte und gewissenhafte Ludwig Ix., der Heilige (1226—1270), welcher Ruhe und Ordnung in seinem Lande herstellte und die Uebergriffe der Päpste beschränkte. Von seinem Krenz- zug und Tod siehe §, 102, 2. England unter den angelsächsischen und normannischen Königen. §. 106. Die sieben Königreiche der Angelsachen waren 827 von König Egbert in Ein Reich vereinigt worden, das aber von den Einfällen der Dänen viel zu leiden hatte, bis 871 Alfred der Große sie bei Ed dington besiegte und zurückdrängte, . woraus er im Geiste Karls des Großen sein Reich regierte. Nach seinem Tode (901) kehrten die Raubangriffe der Dänen wieder, und es machte sich sogar der Dänenkönig Kanut der Große im Jahr 1026 zum Alleinherrn von England. Er wurde darauf Christ, und regierte England, Dänemark und Norwegen mit Weisheit und Gerechtigkeit bis 1035. Aber nach dem Tode seiner Söhne kam England 1012 wie- der an den angelsächsischen Königsstamm, und zwar an Eduard den Bekenner. Es war dieß aber der letzte angelsächsische König: denn nach seinem Tode landete Herzog Wilhelm von der Normandie mit 60,000 Mann, gewann gegen den Grafen Harald von Wessex die Schlacht bei Hastings und gründete 1066 die N o r m a n n e n h e r r s ch a f t in England. Doch zog ihm seine grausame Härte den tiefsten Haß der überwundenen Angelsachsen zu, zumal er sogar ihre Sprache durch die französisch-normanische zu ver- drängen suchte. Nach dem Aussterben seines Mannesstamms kam der englische Thron an das Haus Anjou oder Plan tage u et, 1154 dessen erster König Heinrich Ii. wohl seine Großen im Zaum hielt und Irland eroberte, aber bei einem Versuche, die Geistlichkeit seiner Macht zu unterwerfen, eine tiefe Demüthigung erfuhr. Er mußte nämlich an dem Grabe des von einigen seiner Leute ermordeten Erzbischoffs Thomas Decket Kirchenbuße thun. Sein Sohn und Nachfolger war der tapfere, aber hochfahrende Richard Löwenherz (1189—1199), welcher den dritten Kreuzzug mitmachte, und auf dem Rückwege von Leopold von Oesterreich gefangen wurde. Nach seiner Auslösung und Heimkehr fiel er bald im Kampfe gegen einen seiner Vasallen. Sein treuloser Bruder Johann ohne Land zog sich bei allen seinen Unter- nehmungen nur Schmach zu und mußte seinen Unterthanen 1215 die Magna charta gewähren, d.h. den Freibrief, welcher die Grundlage der englischen Verfassung und Volksfreiheit wurde. Unter seinem Sohne Heinrich Ii!. (1216—1272) riß bei dessen Schwäche allgemeine Un-

6. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 109

1855 - Heidelberg : Winter
109 §. 109. Polen, Preußen u. Ungarn. §. 110. Das Interregnum. machte es sich durch seinen tapfern König Boleslav I. wieder unab- hängig. Derselbe ließ sich 1025 zum König krönen und gründete durch die Vereinigung von Polen, Masovien, Krakovien und Schlesien das eigentliche Polenreich. In der Folge wurde es durch Theilungen und innere Kriege geschwächt. Gegen die Preußen, deren rohes Heidenthum lange den Bekeh- rungsversuchen zum Christenthum widerstand, zog mit Bewilligung des Kaisers Friedrich Ii., der deutsche Orden 1230, um sie zu be- kämpfen. Er legte in ihrem Lande K u l m, Thorn und andere Schutz- orte an, unterwarf es (anfangs in Vereinigung mit dem Schwertorden) nach 53jährigen Kämpfen, in welchen die alten Einwohner größtentheils umkamen und bevölkerte es wieder durch deutsche Anbauer. Ungarn wurde 889 von den Magyaren erobert, welche von da an verheerende Einfälle in die angrenzenden Länder machten, bis sie 973 das Christenthum annahmen, das besonders im Jahre 1000 n. Ehr. durch Stephan den Heiligen aus dem Geschlechte der Arpaden ge- fördert wurde. Später unter König Geisa Ii. wanderten in Sieben- bürgen und Ungarn viele Deutsche ein, welche dort unter dem Namen „Sachsen" ihre Sprache und Sitten beibehielten. 7. Verfall der Lehensmonarchie in Deutschland. D ittmar's histor. Atlas. Taf. Xi. Xii. Xiii. i. Das Interregnum; beginnende Ausbildung der Landeshoheit. §• 110. Dwei Jahre nach Konrad Iv. starb auch der wenig beachtete Gegenkaiser Wilhelm von Holland, und es trat nun 1256—1273 das Interregnum ein, jene traurige Zeit, iu welcher kein deutscher Fürst die Kaiserkrone annehmen wollte und dieselbe daher au fremde Fürsten gleichsam verkauft wurde, nämlich von dem einen Theile der Wähler an den.englischen.prinzen Richard von Cornwallis, von dem andern an den König Alfons dem Weisen von Castilien, so daß die Kaisermacht immer tnehr sank, die Reichsfürsten aber mehr- und mehr selbständig wurden. Während dieser kaiserlosen, betrübten Zeit wurde daö hohenstaufische Geschlecht vollends ausgerottet. Der letzte Sproß desselben, Konradin, Sohn Konrads Ivwollte sich seine Erblande wieder erkämpfen, und den Karl von Anjou, der mit Hilfe des Papstes König von Neapel und Sicilien geworden war, vertreiben. Aber nach einem Sieg bei Tagliacozzo fiel er bei Skurcola in einen Hinterhalt, wurde auf der Flucht gefangen, und mit seinem jungen Freunde Friedrich von Baden 1268 in Neapel ent-

7. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 110

1855 - Heidelberg : Winter
110 §. 111. Die deutschen Kaiser aus verschiedenen Häusern. hauptet. — Dagegen wurden vierzehn Jahre später, 1282 alle Franzosen auf Sicilicn in einer Nacht ermordet (die sicilianische Vesper) und die Insel stellte sich unter die Herrschaft Peters von Aragonien. In Deutschland selbst stieg durch die Abwesenheit des Reichsober- Haupts die Unordnung aufs Höchste; das Faustrecht nahm so überhand, daß sich die Städte zum Schutz ihres Handels in Bündnisse vereinigten, von welchen die deutsche Hansa und der rheinische Städtebund die wichtigsten wurden. 2. Die deutschen Kaiser aus verschiedenen Häusern. §. 111. Die steigende Verwirrung und Unordnung, sowie die wach- sende Macht des Böhmenkönigs Ottokar steigerten im Volk und in den deutschen Fürsten den Wunsch nach einem einheimischen Kaiser. Die Fürsten lenkten jedoch, um ihre unterdeß erworbenen Hoheitsrechte behalten zu können, die Wahl auf Männer, welche keinen großen Länderbesitz und somit ihnen gegenüber weniger Macht hatten. Es folgten nun Kaiser aus verschiedenen Häusern 1273—1437 und zwar zuerst Rudolf von Habsburg, ein tapferer, redlicher Mann, welcher den widerspenstigen Ottokar von Böhmen 1278 auf dem Marchfelde besiegte und einen Theil seiner Länder, nämlich Oesterreich, Steyermark und Krain, mit Bewilligung der Fürsten seinen eigenen Söhnen zu Lehen gab und so der Gründer des Habs bur- gisch - österreichischen Hauses wurde. Böhmen aberließ er dem Sohne Ottokars. Mit Ernst und Nachdruck schuf er auch sonst im Reiche Ruhe und Ordnung, brach die Burgen der Raubritter am Rhein und in Thüringen und strafte die den Landfrieden störenden Grafen von Württemberg und Savoyen. Ihm folgte nicht — wie er gewünscht hatte — sein Sohn Albrecht, sondern Graf Adolf von Raffau (1291 — 1298), ein tapferer, aber in der Wahl seiner Mittel, sich eine Hansmacht zu gründen, nicht ge- wissenhafter Fürst. Er führte einen ungerechten Krieg gegen die Land- grafen von Thüringen, und wurde, weil er die den Fürsten gemachten Versprechungen nicht hielt, des Reiches entsetzt. Er wollte seine Krone vertheidigen, fiel aber in der Schlacht bei Göllheim. Ihm folgte Albrecht 1, Rudolfs Sohn (1298 —1308), ein Mann, der darnach trachtete, die Kaisermacht unumschränkt zu machen und seine Hausmacht zu vermehren. Aber alle seine Versuche, Holland, Burgund, Böhmen und Thüringen an sein Haus zu bringen, schlugen fehl. Sein Streben, seinen Besitz in der Schweiz zu vergrößern, führte zur Gründung der freien Eidgenossenschaft der Schweizer, welche 1308 seine Vögte verjagten, seine Zwingburgen eroberten und ihren Frei-

8. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 117

1855 - Heidelberg : Winter
§. 117. Frankreich. 117 bella's wurde noch erhöht durch die Eroberung von Granäda, sowie von Neapel und dem spanischen Navarra, das bis dahin von Frankreich ab- hängig gewesen war. Portugal erhob sich im 14. Jahrhundert durch glückliche Seekriege, welche seine Könige Dinis der Gerechte und Alfons der Kühne gegen die Mauren führten. Dos letzter» Sohn Pedro der Strenge ist bekannt durch das traurige Schicksal seiner Gemahlin, der schönen Jnez de Castro. Vom 15. Jahrhundert an beginnnn die wichtigen Seeentdeckungen der Portugiesen, indem unter I oh an n I. die In- - fein Porto Santo und Madeira, und durch den dritten Sohn Heinrich den Seefahrer 1439 die Azoren entdeckt, und um das Jahr 1450 das grüne Vorgebirg und Sierra Leone erreicht wurden. 3. Frankreich im 14. und 15. Jahrhundert. §. 117. In Frankreich war nach dem Tode Philipp's Iii., des Sohnes Ludwig's des Heiligen, Philipp Iv. der Schöne zur Regierung ge- kommen, der zugleich König von Navarra wurde (1285 —1314), ein äußerst herrschsüchtiger Fürst, der sehr willkührlich regierte. Er führte mit Eduard I. von England Krieg , der ihm aber keinen Vortheil brachte. Dann erlaubte er sich Eingriffe in die Kirchenordnung und wurde vom Papst Bonifacius Vi. gebannt. Philipp Iv. nahm diesen darauf gefangen und mißhandelte ihn so, daß er vor Aergcr in eine hitzige Krankheit siel und starb. Er berief zuerst zu den Reichstagen Abgeordnete der Städte als den dritten Stand (tiers-état), führte die Steuern ein und erregte durch Münzverschlechterung verschiedene Ausstände. Er war es auch, der den Papst Clemens V. veranlaßte, 1309 seinen Stuhl nach Avignon zu verlegen, wodurch die Kirche 70 Jahre lang in die Abhängigkeit vom Könige von Frankreich kam, was man „die babylonische Gefangenschaft der Kirche" nannte. Derselbe Papst bot auch Philipp Iv. die Hand zur grausamen Verfolgung und Aufhebung des Tempel- herrnordens (1312), dessen Güter der König an sich zu reißen trachtete. Nach dem Ausfterben des capetingischen Mannsstamms kam im Jahre 1328 das Hans Valois auf den französischen Thron. Gleich unter dem ersten Könige der neuen Dynastie, Philipp Vi., brachen die blutigen Kriege mit den Engländern ans. Er wurde von dem englischen König Eduard 114 und dessen Sohne, dem schwarzen Prinzen, 1346 bei Crecy ge- schlagen. Auch Philipps Sohn und Nachfolger Johann der Gute wurde von dem schwarzen Prinzen besiegt und gefangen, und mußte Calais, Guyenne, Poitou und andere Provinzen an England abtreten. Erst Karl V., der Weise, eroberte durch seinen ritterlich hel- denmüthigen Feldherrn Bertrand du Guesclin das meiste wieder. Unter

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 118

1855 - Heidelberg : Winter
118 §. 118. England. Kar l Vi. aber, der später wahnsinnig wurde, gerieth Frankreich durch schreckliche Bürgerkriege in die äußerste Zerrüttung und verlor gegen Heinrich V. durch die Niederlage bei Azinconrt (1415) die ganze Normandie. Heinrich V. von England zog in Paris ein, und ganz Nordsrankreich erkannte ihn als Herrn an. Unter dem folgenden König Karl Vii., der sich hinter die Loire zurückziehea mußte, schien das ganze Land verloren, als Jeann.e d'arc, ein Landmädchen ans Dom Remy in Lothringen, Frankreich rettete. Sie erschien vor dem Könige und erklärte ihm, es sey ihr Maria, die Mutter des Herrn, erschienen, und habe ihr befohlen, das Vaterland zu retten. Sie stellte sich an die Spitze der dadurch ermuthigten Franzosen, entsetzte das von den Engländern belagerte Orleans, trieb diese zurück, und führte den König mitten durchs feindliche Gebiet zur Krönung nach Rheims. Noch half sie, doch mit Widerstreben, zu einigen Erfolgen der Franzosen, wurde dann aber von den Engländern gefangen, der unter englischem Einfluß stehenden französischen.inquisition ausgeliefert und von dieser als Ketzerin und Zau- berin zum Tode verurtheilt und zu Rouen 143 t verbrannt. — Die Engländer aber verloren alle ihre Besitzungen bis auf Calais. Ludwig Xi. (1461—1483), ein Mann voll Verstand, der aber weder Heuchelei noch List, weder Wortbruch noch Verrath scheute, führte seinen Plan, Frankreich zur unbeschränkten Monarchie zu machen, wirklich durch, trotz alles Widerstandes seiner Vasallen, besonders des mächtigen Herzogs von Burgund, des schon oben erwähnten Karl's des Kühnen. Weniger glücklich in ihren Kriegen, besonders gegen.neapel, waren seine beiden Nachfolger Karl.viii. und Ludwig Xii. 4. England. §. 118. England hatte zu Ende des 13. und 14. Jahrhunderts an Cduar- I. (1272 — 1307) und an seinen Enkel Eduard Iii. (1327 — 1377) ausgezeichnete Regenten, welche die Rechte und Freiheiten ihres Volkes achteten, und sich auch als Kriegshelden hervorthaten, besonders in den schon erwähnten englisch-französischen Nationalkänipfen. Eduard Iii. (der Sieger von Creep) schied das Parlament in daö Oberhaus, worin die Barone und Prälaten, und in das Unterhaus, worin die Ritter und Bürger beriethen, hob den an den päpstlichen Stuhl bezahlten Lehnstribut auf und führte statt der französischen die englische Sprache als Staats- und Gerichtssprache ein. — Unter ihm und seinem Nachfolger Richard Ii. lehrte und predigte ein Vorläufer der Reformation, John Wiclef, zuerst Professor in Orford, dann Pfarrer zu Lutterworth, der ums Jahr 1360 mit Entschiedenheit und Furchtlosigkeit gegen die Bettelorden, gegen die Lehre von der Wandlung und die Suprematie des Papstes auftrat, die heil. Schrift als alleinige Quelle des christlichen Glaubens und Lebens erklärte, weßhalb er sie auch in die englische Sprache übersetzte, und die Lehre

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 119

1855 - Heidelberg : Winter
§.119. Die skandinavischen Reiche. §. 120. Polen, Preußen u. Ungarn. 119 von der Rechtfertigung des Menschen aus Gnaden durch den einigen Mittler, Christum, verkündigte. Er starb 1381. Seine Anhänger wurden unter dem früher schon dagewesenen Namen Lollarden grausam verfolgt. Unter Heinrich Vh. begann 1453 der blutige dreißigjährige Krieg zwischen der rotchen und weißen Rose, d. h. den Häusern Lan- caster und Pork, der im Jahr 1485 durch die Schlacht bei B o s- worth beendigt wurde. In derselben verlor Richard Iii. sammt dem Leben den durch die größten Verbrechen erworbenen Thron, den sodann Heinrich Vh. Tudor bestieg, woraus er durch seine Vermählung mit Elisabeth aus dem Hanse Jork die beiden streitenden Häuser versöhnte. 5. Die skandinavischen Reiche im 14. und 15. Jahrhundert. §. 119. Die Macht Dänemarks, welches seither unter den skan- dinavischen Reichen durch Waldemar Ii. das Uebergewicht erlangt hatte, sank nach dem Tode desselben (1242) und zerfiel unter Walde- mar Iii. (1340 — 1375). Mit ihm erlosch der Mannsstamm der Estritiden. Seine besonnene, umsichtige Tochter aber, Margaretha von Dänemark, wußte die Stände der drei skandinavischen Reiche 1397 zur Annahme der C a l m a r i s ch e n Union zu bringen, durch welche die drei Reiche einen gemeinschaftlichen König haben, aber jedes einzeln seine Verfassung und seine Rechte bebalten sollte. Aber die Hoff- nungen, welche man daran knüpfte, erfüllten sich nicht. Schweden riß sich los und behielt auch nach der Wiederherstellung der Union von 1448 bis 1524 seine eigenen Reichsvorsteher aus der Familie Sten Sture. 6. Polen, Preußen und Ungarn im 14. und 15. Jahrhundert. §. 120. In Polen wurde unter Casimir Iii., der Galizien zu seinem Reiche fügte, durch die große Begünstigung des niedern Adels und der Juden die Entwicklung des Bürgerstandes gehemmt und das Land 1386 nach dem Aussterben der Piasten durch die Wahl des Herzogs Jagiello von Litthauen ein Wahlreich. Doch erhob sich dasselbe unter Casimiriv. durch glückliche Kriege mit dem deutsch-ordischen Preußen zmu mächtigsten Reiche im europäischen Osten. Preußen, das im vorigen Zeitraum in den Besitz des Deutsch-Ordens gekommen war, erreichte unter seinem Hochmeister Winrich von Knip- rode den Gipfel seiner Macht. Aber bald artete der Orden aus, es ent- standen Parteiungen, welche zu einem landverheerenden Bürgerkriege, der im zweiten Frieden von Thorn 1466 mit dem Verlust der Selbständigkeit des Ordens endete. Denn er mußte Westpreußen an Casimir Iv. abireten^und in Betreff Ostpreußens die polnische Oberhoheit anerkennen. Ungarn war nach dem Erlöschen seines Arpadischen Königsstamms
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