I
Cortez. Magalkaens. §. 2.
-er westlich von Haïti das asiatische Festland anzutreffen gedachte
tmd dadurch das Festland von Mittelamerika (beim Cap Hon-
daras) entdeckte, welches er für den Ostrand Asiens (für Ma-
laka) hielt. Er starb, von Gram über Undank niedergebeugt,
zu Valladolid (1506). — Amerika wurde der neu entdeckte
Erdtheil nach dem Florentiner Amerigo Vespucci, welcher
eine bedeutende Küstenstrecke Südamerikas entdeckt hatte, zu-
erst von deutschen Gelehrten benannt.
b) Von Cuba aus (dessen Eroberung Velasquez beendet
hatte) landete Ferdinand Cortez1) 1519 in dem von acker-
bauenden Völkerschaften bewohnten mexicanischen Reiche.
Er drang ohne Widerstand in die Hauptstadt und nahm den König
Montezuma gefangen; aber bald machten sich die Spanier durch
Grausamkeit verhasst, und als Cortez die Stadt verlassen hatte,
um dem zu seinem Nachfolger ernannten Narvaee entgegen zu
gehen, fand er (nach dessen Gefangennehmung) bei seiner Rück-
kehr' bedeutenden Widerstand, namentlich an Montezuma’s uner-
schrockenem (Neffen und) Nachfolger Guatimozin. Erst nach-
dem dieser als Kriegsgefangener in Cortez’ Gewalt gefallen war,
wurde die Stadt abermals erobert, und die Provinzen ergaben
sich ohne bedeutenden Widerstand (1521). Damit vereinigte er
noch Guatemala und erhielt von Karl V. die Statthalterschaft
über das Ganze, dem er den Namen Neuspanien gab. Nach-
dem er vergeblich eine Durchfahrt durch Mittelamerika von
beiden Meeren aus hatte suchen lassen, rüstete er mehrere Unter-
nehmungen nach einander aus, um die Begrenzung der Westküste
Nordamerika's zu ermitteln. So entdeckte er die Halbinsel Cali-
fornien (1535), doch misslang sein Versuch, dort eine Nieder-
lassung zu gründen. Karl V., eifersüchtig auf die Macht seines
Statthalters, theilte dieselbe und liess dem Cortez nur die Lei-
tung des Kriegswesens in Neuspanien. Dieser kehrte nach Spanien
zurück, wo er, in Gram über den Undank seines Herrn, starb
(zu Sevilla 1547).
c) Inzwischen hatte der Portugiese Ferdinand Magalhaens,
welcher (aus Missvergnügen mit seiner Regierung) in spanische
Dienste getreten war, den Plan, eine Durchfahrt nach Indien
History of the conquest of Mexico. By W. Prescott, in 3 volumes.
1843. Aus dem Engl, übers, von Eberty. 2 Bde. 1845.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Cortez Haïti Ferdinand_Cortez1 Ferdinand Cortez Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Ferdinand_Magalhaens Ferdinand W._Prescott Eberty
Extrahierte Ortsnamen: Mittelamerika Asiens Amerika Cuba Guatemala Mittelamerika Neuspanien Spanien Sevilla Indien
18
Die Kirchentrennung in der Schweiz und in Frankreich. §. 3.
niss und der Rath bedrohte Jeden, der die Beschwörung der
Bekenntnissformel ablehnte, mit Ausweisung. Durch eine Gegen-
partei, welche bei den nächsten Magistratswahlen siegte, ward
er vertrieben, kehrte aber nach 3 Jahren, als seine Hauptfeinde
von der Regierung ausgeschlossen worden waren, nach Genf
zurück und regierte von da an bis zu seinem Tode (1541 bis 64)
als geistlicher und weltlicher Gesetzgeber den kleinen Freistaat.
Mit unerbittlicher Strenge führte er seine in mehreren wesent-
lichen Punkten (Praedestination, Abendmahl1) von Luther's und
Zwingli s Dogmen abweichende (radicalere) Lehre und die auf
der kirchlichen Souverainetät der Gemeinde beruhende Pres-
byterialverfassung durch, während zugleich die zahlreichen Schüler,
welche der Ruf seiner Gelehrsamkeit aus Frankreich, Deutsch-
land, den Niederlanden, Schottland herbeizog, seine Lehre nach
fernen Ländern verbreiteten.
Frankreich erhielt von Genf aus Calvin’s Lehre, deren Be-
kenner, hier Hugenotten genannt, unter den schwachen Regierungen
Franz’ Ii. und Karl’s Ix. zu einer mächtigen und furchtbaren
Partei, namentlich in den mittlern und hohem Ständen, er-
starkten.
Nach den Niederlanden, welche schon durch ihre Lage
und ihren ausgebreiteten Handel den neuen Lehren leicht zu-
gänglich waren, wanderten (Wiedertäufer aus Deutschland und)
ganze Schaaren von Calvinisten aus Frankreich ein. Philipp’s n.
Versuche, die Alleinherrschaft des Katholicismus herzustellen,
hatten den Abfall der 7 nördlichen Provinzen von der spanischen
Herrschaft zur Folge (s. §. 7), welche den Calvinismus bei-
behielten, während die südlichen Provinzen katholisch blieben.
In England rächte sich Heinrich Viii, früher der hef-
tigste Gegner Luther’s, am Papste für die Verweigerung einer
Ehescheidung dadurch, dass er alle Verbindung mit Rom abbrach
und, als darauf der Bann erfolgte (1534), sich zum Oberhaupte'
der englischen Kirche erklären liess; die, welche den Supremats-
eid verweigerten, wurden theils hingerichtet (so der Bischof
Fisher und der Kanzler Thomas Moore), theils des Landes ver-
wiesen, oder starben im Gefängnisse. Die (500) Klöster Eng- *)
*) Er lehrte, dass die Seele der Christen geistig mit dem Leibe Christi
gespeist werde und eine gewisse übernatürliche Kraft erhalte, wenn der Mund
das Brod empfange.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Viii Heinrich Fisher Thomas_Moore
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Genf Frankreich Schottland Frankreich Genf Deutschland Frankreich England Christi
Die Kirchentrenirang in England. §. 3.
19
lands wurden aufgehoben, und ihr Vermögen dem Könige zuge-
sprochen. Seiner frühem Abneigung gegen die protestantische
Lehre getreu bleibend (s. S. 12), behielt Heinrich im Uebrigen
die katholische Lehre bei. Erst während der minderjährigen
Regierung seines Sohnes Eduard’s Vi. begann die eigentliche
Reformation in England und Cranmer, Erzbischof von Canterbury,
führte Calvin’s Lehre ein. Unter Eduard’s Vi. Nachfolgerin,
seiner Schwester Maria, wurde die katholische Religion und die
Verbindung mit Rom wieder hergestellt. Doch ihre Nachfolgerin
Elisabeth vollendete, als der Papst ihre Anerkennung verweigerte,
die Reformation (die 4. Religionsänderung innerhalb 30 J.).
Der Anglicanische Lehrbegriff wurde in 39 Artikeln abgefasst,
worin von der katholischen Kirche die bischöfliche Verfassung
beibehalten war. Aber eine streng calvinistische Partei verwarf
die Obergewalt der Bischöfe, und da sie nur Aelteste (Presbyter)
als Vorsteher anerkannte, so erhielt sie den Namen Presbyterianer
oder Puritaner, im Gegensatz zu den Episcopalen. Dazu kamen
unter Karl I. noch die radicalen Independenten, eine Secte mit
stark mystischer Färbung, welche im Gegensätze zu jeder
Hierarchie die strengste demokratische Gleichheit aller Einzelnen
verlangte und jeden Gläubigen als Priester ansah.
In Schottland betrieb Joh. Knox, ein Freund Calvin’s,
die Trennung von der katholischen Kirche.
Die wiederholten gewaltsamen Versuche der englischen Re-
gierung, auch in dem ihr (seit 1603 ganz) unterworfenen Irland
den Protestantismus einzuführen, blieben von geringem Erfolge,
bis Elisabeth und noch mehr Jacob I. in der Confiscation von
grossen Länderstrecken und der Ansiedlung englischer Colonisten
ein wirksameres Mittel zur Unterdrückung der Religion fanden,
welcher die Eingeborenen aber trotz des härtesten Druckes getreu
blieben.
5. Von Deutschland aus verbreitete sich die Reformation
nach den östlichen Ländern: Polen, Liefland, Curland,
Ungarn und Siebenbürgen.
2*
I
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich von_Canterbury Maria Maria Elisabeth Karl_I. Jacob_I.
Extrahierte Ortsnamen: England England Rom Schottland Irland Deutschland Polen Ungarn
Krieg gegen Venedig. §. 4.
21
gemeinschaftlichen Eroberung. Der durch dieses Bündniss über-
raschte König (Friedrich Ii.) wurde von seinen Anhängern bald
verlassen, nach Frankreich geführt und erhielt bis zu seinem
Tode (f 1504) ein Jahrgehalt. Aber die Franzosen und Spanier
entzweiten sich über die Theilung ihrer Beute, der spanische
Feldherr Gonzalvo von Cordova schlug die Franzosen (am Flusse
Garigliano) und nöthigte Ludwig Xii. auf Neapel zu verzichten
(1504), welches nun über 200 J. (bis 1713) im Besitze
Spaniens blieb.
d) Krieg gegen Venedig (1508—1509). Obgleich Ludwig Xii.
den Yenetianern die Eroberung Mailands verdankte und er sich
den Besitz desselben nicht besser hätte sichern können, als
durch fortdauernde Freundschaft mit Venedig, so veranlasste ihn
doch eine unbedeutende Kränkung und Eroberungslust, einen
Bund zur Vernichtung der Macht Venedigs zu stiften. Er schloss
nämlich mit dem Kaiser Maximilian, dem Papste (Julius Ii.)
und Ferdinand dem Katholischen die Ligue zu Cambrai zur
Vertreibung cfer Venetianer vom Festlande. Schon im Voraus
theilten die Verbündeten das Gebiet der Republik. Allein kaum
hatte der Krieg zum Nachtheil der Venetianer (mit ihrer Nieder-
lage bei Agnadello) begonnen, als diese das unnatürliche Bünd-
niss zu trennen wussten, indem sie dem Papste und Ferdinand
das früher gewaltsam Entrissene (jenem die Städte Faenza und
Rimini in der Romagna, diesem einige Seestädte in Apulien)
Zurückgaben und sich mit beiden (und mit England)
e) in der heiligen Ligue (1511 —1513) zur Vertreibung der
Franzosen aus Italien vereinigten. Diese verloren zwar Mailand
an Maximilian Sforza (nachdem ihr Anführer Gaston de Foix bei
Ravenna siegend gefallen war)-, aber mit dem Tode des Papstes
Julius Ii. löste sich die heil. Ligue auf, indem der folgende
Papst, Leo X., eine Aussöhnung zwischen Frankreich und Venedig
zu Stande brachte. So gesichert, versuchte Ludwig Xii. noch-
mals Mailand zu erobern, aber sein Heer wurde (bei Novara)
durch die Schweizer Maximilian Sforza's (1513) geschlagen,
während die in Frankreich gelandeten Engländer kurz vorher in
der sog. Sporenschlacht bei Guinegate gesiegt hatten und Ferdi-
nand von Aragonien Navarra eroberte. Erst sein Nachfolger,
Franz I., gewann mit Hülfe der Venetianer und verstärkt durch
deutsche (!) Landsknechte nach einer zweitägigen siegreichen
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Gonzalvo_von_Cordova Ludwig_Xii Ludwig Ludwig_Xii Ludwig Maximilian Maximilian Julius_Ii Ferdinand Ferdinand Maximilian_Sforza Maximilian Julius_Ii Leo_X. Leo_X. Ludwig_Xii Ludwig Maximilian_Sforza's Maximilian Franz_I. Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Frankreich Neapel Spaniens Venedig Mailands Venedig Venedigs Cambrai Rimini Romagna Apulien England Italien Mailand Ravenna Frankreich Venedig Mailand Frankreich Aragonien_Navarra
24
Maximilian I. §.5.
dass es auf dem Reichstage nicht viel über hundert Stimmen gab.
Böhmen mit seinen Nebenländern (Mähren, Schlesien und der Lausitz)
war nicht in diese Kreisverfassung aufgenommen und der Gerichts-
barkeit des Kammergerichts nicht unterworfen.
Dagegen gelang es Maximilian nicht, für die Angelegen-
heiten Italiens die Stände des Reiches zur kräftigen Theilnahme
anzuregen. Deshalb konnte er nicht verhindern, dass Ludwig Xii.
von Frankreich Mailand eroberte (s. S. 20) und musste sich
sogar dazu verstehen, Ludwig Xii., der den Oheim (Ludwig Moro)
von Maximilian’s Gemahlin gefangen mit nach Frankreich nahmr
mit dem Herzogthum Mailand zu belehnen. Ja selbst, als er
den Römerzug vorschützend die Hülfe der Stände begehrte, fiel
diese so unbedeutend aus, dass die Venetianer ihm den Durch-
zug durch ihr Gebiet mit seinem Heere verweigerten. Deshalb
nahm er (1507) den Titel eines erwählten römischen Kaisers
an, und seine Nachfolger legten sich den kaiserlichen Titel un-
mittelbar nach ihrer Krönung in Aachen bei, nur ein einziger
(Karl V.) ist noch vom Papste gekrönt worden. Um sich an
den Venetianern zu rächen (obgleich diese die beste Schutz-
wehr gegen die zunehmende Macht der Osmanen bildeten), schloss
Maximilian sich der Ligue zu Cambrai an, die jedoch ihren
Zweck nicht erreichte (s. S. 21).
Am vollständigsten gelang ihm sein dritter Plan, die Ver-
mehrung der Hausmacht Oesterreichs, durch vortheil-
hafte Verheirathung seiner männlichen Nachkommen. Seinen
Sohn Philipp vermählte er mit Johanna, der Tochter Ferdinand’s
des Katholischen und Erbin von Castilien, und dessen Sohn
Karl ward nach dem Tode Ferdinand’s des Katholischen König
des von nun an vereinigten Spaniens und seiner Nebenländer
in und ausser Europa. Auch leitete er ein die Vermählung
seines zweiten Enkels Ferdinand mit der Schwester (Anna)
des letzten Königs von Böhmen und Ungarn (Ludwig’s Ii.),.
welcher Ferdinand’s Schwester (Maria) heirathete. Durch diese
Doppelheirath kamen beide Reiche in der Folge an Oesterreich,
dessen Vermehrung durch Vermählungen zum Sprichworte ward
(„Bella gerant alii, tu felix Austria nube“).
2. Karl V., 1519—1556.
Nach Maximilians Tode bewarben sich um die Kaiserkrone
zwei Ausländer: sein Enkel Karl I., König von Spanien, Neapel
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Ludwig_Xii Ludwig Ludwig_Xii Ludwig Ludwig_Moro)
von_Maximilian’s Ludwig Karl_V. Karl_V. Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Karl Karl Ferdinand Ferdinand Anna Maria) Maria felix_Austria Karl_V. Karl_V. Maximilians Karl_I. Karl_I.
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Frankreich_Mailand Frankreich Mailand Aachen Cambrai Oesterreichs Spaniens Europa Ungarn Ludwig’s Oesterreich Maximilians Spanien
26
Erster Krieg Karl’s Y. mit Franz I. §.5.
und Sicilien, und Franz I., König von Frankreich, letzterer im
Vertrauen auf sein Ansehen durch den glücklichen Krieg in
Italien, auf seine Freundschaft mit dem Papste und auf seine
Verbindungen mit einzelnen deutschen Fürsten; auch versprach
er den Kurfürsten sehr bedeutende Geldgeschenke und kräftiges
Auftreten gegen die Türken. Doch auch Karl sparte weder
Geld noch Versprechungen, und es gelang die Kurfürsten umzu-
stimmen, so dass Karl einstimmig gewählt wurde, freilich unter
Bedingungen, welche (in einer „Wahlcapitulation“ zusammen-
gefasst) seine Befugnisse zu Gunsten der Kurfürsten beschränkte.
Durch diese Vereinigung der deutschen mit der spanischen Krone
erhielt Frankreich an drei Seiten dieselbe riesige Macht zur
Nachbarin.
Karl’s Kriege.
Erster Krieg mit Franz I., 1521 —1526. Der Krieg zwi-
schen den beiden Nebenbuhlern bei der Kaiserwahl brach aus,
als Karl die habsburgischen Ansprüche auf das Herzogthum Bur-
gund (welches Ludwig Xi. dessen Grossmutter entrissen hatte),
und auf Mailand erneuerte. Durch die Unentschlossenheit des
französischen Anführers (Lautrec), der die Vereinigung der päpst-
lichen, kaiserlichen und Schweizer Truppen nicht hinderte und
von deutschen Landsknechten unter Georg Frundsberg (bei Bicocca
in der Nähe von Mailand) geschlagen wurde, verlor Franz das
Herzogthum Mailand, welches Franz Sforza als kaiserliches
Lehen erhielt:
Als Franz I. sich zur Wiedereroberung Mailands rüstete,
trat sein naher Verwandterund mächtigster Vasall, der Connetable
Karl von Bourbon, welcher (vorzüglich auf Veranlassung der von
ihm verschmähten Königin Mutter) auf mancherlei Weise gekränkt
worden war, zum Kaiser über und verabredete mit diesem eine
Theilung Frankreichs. Die Franzosen (unter Bonnivet) rückten
in Italien bis vor Mailand (1523), wurden aber im nächsten
Frühjahre zum Rückzuge genöthigt (auf welchem Bayard „der
Ritter ohne Furcht und Tadel“ fiel), und die Kaiserlichen wagten
auf Bourbon’s Rath einen Einfall in das südliche Frankreich, der
aber auch misslang. Um diesen Zeitpunkt zu einem letzten
Versuche der Wiedereroberung Mailands zu benutzen,
brach Franz selbst nach Italien auf, nahm fast ohne Widerstand
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Franz_I. Franz_I. Franz_I. Karl Karl Karl Karl Franz_I. Franz_I. Karl Karl Ludwig_Xi Ludwig Georg_Frundsberg Bicocca Franz Franz Franz_Sforza Franz Franz_I. Karl_von_Bourbon Karl Bayard Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Frankreich Italien Frankreich Mailand Lautrec Mailand Mailand Mailands Frankreichs Italien Mailand Frankreich Mailands Italien
Dritter Krieg Karl’s Y. mit Franz I. §. 5.
29
Pforte festgesetzt hatte, vertrieben worden. Als dieser nun mit
einer Flotte auch die Küsten Spaniens und Süditaliens durch
Seeräubereien heimsuchte und den Johannitern, denen Karl, nach
dem Verluste von Rhodus, Malta, Gozzo und Tripolis in Afrika1)
unter der Bedingung eines beständigen Kampfes gegen die
Ungläubigen als Lehen eingeräumt hatte, überlegen war, rüstete
Karl V. eine spanisch-italienische Flotte (von 420 Segeln) aus.
Nach tapferer Gegenwehr erstürmte er Chaireddin’s festes Hafen-
schloss Goletta, schlug sein Landheer, eroberte auch Tunis, unter-
stützt durch die in der Stadt aus ihren Gefängnissen hervor-
brechenden Christensklaven, gab das Innere des Landes dem
Muley Hassan zurück und behielt für sich selbst Goletta und
die Küste.
Dritter Krieg mit Franz I., 1536—1538. Als Franz Sforza
von Mailand kinderlos gestorben war und den Kaiser zum Erben
eingesetzt hatte, erneuerte Franz I. seine Ansprüche auf das
Herzogthum Mailand und verlangte zugleich von dem Herzog
von Savoyen (Karls V. Schwager) freien Durchzug nach Mailand
und Abtretung eines Theiles von Savoyen (auf welchen er alte
Ansprüche von seinem mütterlichen Grossvater, Philipp von
Savoyen, lierleitete). Er brach plötzlich in Savoyen und Piemont
ein und verbündete sich mit dem türkischen Sultan zum Kriege
gegen den Kaiser. Karl fiel von Italien aus in Südfrankreich
ein, musste aber, da (nach des Connetable Montmorency Rathe)
die Provence gänzlich verwüstet worden war, wegen Mangels an
Lebensmitteln zurückkehren und schloss mit Franz einen Waffen-
stillstand zu Nizza, 1538, demzufolge Jeder das behielt, was
er bis dahin eingenommen hatte (Franz also einen Theil von
Savoyen und Piemont). Philipp, Kaits Sohn, erhielt Mailand
als Reichslehen (1540).
Als Johann Zapolya starb, sollte gemäss des zwischen ihm
und Ferdinand geschlossenen Friedens Ferdinand, des Kaisers Bru-
der, ganz Ungarn erhalten, aber die Vormünder von Zapolya’s Sohn
(Johann Sigmund) liessen dieses unmündige Kind zum Könige von
Ungarn ausrufen und erhielten zu dessen Schutze die Hülfe des
Sultans. Dieser eroberte Ofen, Gran, Stuhlweissenburg, behielt das
Eroberte aber für sich, und Ferdinand musste für den Besitz des klei-
nen Theiles von Ungarn, der ihm blieb, einen jährlichen Tribut zahlen.
0 Tripolis ging schon 1551 an die Corsaren verloren.
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Extrahierte Personennamen: Franz_I. Karl Karl Karl_V. Karl_V. Hassan Franz_I. Franz_I. Franz_Sforza Franz Franz_I. Karls_V._Schwager Karls_V. Philipp_von
Savoyen Philipp Karl Franz Franz Franz Franz Philipp Philipp Johann_Zapolya Johann Ferdinand Ferdinand Johann_Sigmund Johann Ferdinand Ferdinand
34
Philipp Ii. §. 6.
Padilla geleiteten Aufstand gegen die (von Karl’s niederländischen
Ministern ausgeschriebenen) erhöhten Besteuerungen und vereinigte
sich in einen Bund, „die heil. Junta", aber deren Heer wurde bei
Villalar (1521) geschlagen, Padilla gefangen und hingerichtet. Karl
verkündete bei seiner Rückkehr eine fast allgemeine Amnestie; doch
wurden in Castilien die königlichen Rechte auf Kosten der Volks-
freiheiten erhöht, die Reichsstände (Cortes) bestanden zwar fort,
verloren aber Ansehen und Macht dadurch, dass künftig die Be-
schwerden (Petitionen) erst nach der Bewilligung der Steuern vor-
gebracht werden durften.
Nicht nur durch Erweiterung der königlichen Rechte, son-
dern noch mehr durch auswärtige Erwerbungen erhob Karl die
Macht der spanischen Krone zur ersten in Europa. Zu den von
seinen Vorfahren ererbten spanischen, niederländischen und öster-
reichischen Besitzungen erwarb er das Herzogthum Mailand, ver-
mehrte die burgundische Erbschaft durch Utrecht, Overyssel und
Groeningen, und auf dem Festlande von Amerika liess er die
grössten und reichsten Länder: Mexico, Peru nebst Quito, Chile,
Neu-Granada für Spanien in Besitz nehmen *). Diese ganze
Ländermasse, mit Ausnahme der österreichischen, — also
Spanien mit den amerikanischen Colonien, die Niederlande,
Burgund. Mailand, Neapel und Sicilien — übertrug er seinem
einzigen Sohne,
3) Philipp Ii.2), 1556 — 1598. Dieser setzte den von
seinem Vater ererbten Krieg mit Frankreich mit Hülfe Eng-
lands fort und beendete ihn, nach einem zweimaligen Siege des
Grafen Egmont, bei St. Quentin (zu dessen Andenken der König
einem Gelübde zufolge das Escurial erbauen liess) und bei
Gravelingen (vgl. §. 8), durch den Frieden zu Cäteau-Cam-
bresis, 1559, demzufolge er (gegen Rückgabe seiner Eroberungen
in der Picardie) mehrere befestigte Grenzplätze theils in Italien,
theils in den Niederlanden erhielt. Damals hatte Spanien, dessen
Hauptstadt von jetzt an Madrid war, den höchsten Gipfel seiner
politischen Macht erreicht, von dem es jedoch schnell wieder
herabsank.
Zwar wurde die Seemacht der Türken, welche die Plün-
derung der italienischen und spanischen Küsten durch die afri-
B S. v. Sprimer’s historisch-geographischen Handatlas. 41. Blatt.
2] Prescott, W., Gesch. Philipp’s Ii. Deutsch von Scherr, 1856.
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TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp Padilla Padilla Karl Karl Karl Karl Philipp_Ii Philipp Quentin
Extrahierte Ortsnamen: Europa Mailand Overyssel Amerika Peru Quito Chile Spanien Spanien Niederlande Burgund Mailand Neapel Sicilien Frankreich Italien Niederlanden Spanien Madrid B_S.
Philipp Iii. §. 6.
35
kanischen Raubstaaten begünstigten und den Venetianern Cypern
entrissen hatten, durch den Sieg bei Lepanto, 1571, den
Philipp’s natürlicher Bruder Don Juan d’Austria (in Verbindung
mit der venetianischen und päpstlichen Flotte) erfocht, vernichtet,
aber der Sieg durch die Zwietracht unter den Verbündeten nicht
benutzt.
Auch gewann Philipp Ii. Portugal, nach dem Aussterben
der burgundischen Dynastie, 1580. Als nämlich König Sebastian,
welcher den höchsten Ruhm in einem Kampfe mit den Ungläu-
bigen suchte, im Kriege gegen den König von Fez und Marokko
bei Alkassar (1578) Schlacht und Leben (?) verloren hatte (und
nach einer kurzen Regierung seines Grossoheims, des Cardinais
Heinrich), entstanden mannichfache Ansprüche auf den Thron
von Portugal; auch Philipp Ii. erhob solche als Enkel Emanuel’s
d. Gr. von mütterlicher Seite und liess das Reich durch den
Herzog Alba für sich in Besitz nehmen. Dagegen scheiterte
sein Hauptunternehmen, die unbedingte Alleinherrschaft des
Katholicismus in den westeuropäischen Ländern herzustellen,
sowohl in Frankreich, wo er vergebens die Liguisten gegen
Heinrich Iv. unterstützte (s. §. 8), als in den Niederlanden,
deren nördliche Provinzen von Spanien abfielen (s. §. 7). In
England gelang die Herstellung des Katholicismus durch seine
Gemahlin Maria Tudor nur vorübergehend (s. §. 9) und der
Krieg gegen die protestantische Königin Elisabeth, welche die
abgefallenen Niederlande gegen Spanien unterstützte und zugleich
die spanischen Colonien in Amerika angreifen liess, endete mit
dem Untergange der Armada oder der sog. unüberwindlichen
Flotte (von 180 Schiffen), 1588. Während das Mutterland durch
die unglücklichen Kriege und den Abfall seines reichsten Neben-
landes immer tiefer sank, entsprach in den Colonien der Ertrag
keineswegs dem Reichthum derselben in Folge einer strengen
Militärherrschaft und des gänzlichen Mangels an bürgerlicher
Gesetzgebung.
4) Philipp Iii. (1598—1621) beschleunigte den Verfall
der Macht Spaniens durch die gänzliche Vertreibung der Moriscos
(getaufter Mauren), der gewerbfleissigsten Einwohner Spaniens.
Mit den Niederländern musste (1609) ein Waffenstillstand auf
12 J. (s. S. 40) eingegangen werden, wonach jeder Theil be-
hielt, was er hatte. Während die spanische Dichtkunst, Bau-
3*
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Iii Philipp Lepanto Philipp_Ii Philipp Sebastian Heinrich) Heinrich Philipp_Ii Philipp Heinrich_Iv Heinrich Maria_Tudor Maria Philipp_Iii Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Marokko Portugal Frankreich Niederlanden Spanien England Spanien Amerika Spaniens Spaniens
36 Philipp Iv. Frühere Geschichte der Niederlande. §. 6. 7.
kunst und Malerei noch einen ausserordentlichen Aufschwung
nahm, wurde unter
5) Philipp Iv. (1621 —1665), der die Regierung ganz
seinem Minister, dem Grafen von Olivarez, überliess, durch den
gleichzeitigen Aufstand der Catalonier (die erst nach 12jähriger
Fehde sich wieder unterwarfen) und Portugals die äussere Macht-
stellung Spaniens vernichtet. Eine fast unblutige Revolution in
Lissabon erhob das Haus Braganza auf den Thron, und alle
Versuche der Spanier, das kleine verachtete Königreich wieder
zu gewinnen, blieben ohne Erfolg. Nach solchen Unfällen
wurde Olivarez entlassen, allein die Verwaltung seines Nach-
folgers (Luis de Haro) war wenig besser: den härtesten Druck
litten die Nebenländer durch Besetzung aller Aemter mit Spaniern
und durch wiederholte Gelderpressungen.
Die Erhebung einer neuen Steuer erzeugte einen Aufstand in
Neapel (1647) unter Anführung des Fischers Thomas Aniello, ge-
wöhnlich Masaniello genannt, der den spanischen Statthalter zwang,
fast alle seine Forderungen zu bewilligen, dann aber von seinen
Feinden ermordet wurde; deshalb begann der Aufruhr von Neuem,
bis eine vor dem Hafen erscheinende spanische Flotte die Ruhe
herstellte und von den früheren Bewilligungen kam wenig zur Aus-
führung.
Der Krieg mit den Niederlanden, welcher nach Ab-
lauf des 12jährigen Waffenstillstandes wieder ausgebrochen war,
endete mit der Anerkennung der Unabhängigkeit der Republik
durch Spanien im westfälischen Frieden, 1648. Die Unter-
stützung Oesterreichs im 30jährigen Kriege verwickelte Spanien
in einen langwierigen Krieg mit Frankreich, der erst mit dem
pvrenäischen Frieden endete, 1659; vgl. §. 16.
S- 7.
Die Biiederlaude1).
Der französische König Johann der Gute hatte (abweichend von
dem in Frankreich befolgten Princip, die grossen Lehen allmählich
mit der Krone zu vereinigen) das erledigte Herzogthum Burgund
seinem jüngsten Sohne Philipp dem Kühnen verliehen (s. 2. Bd. §. 41).
Dessen Nachkommen erwarben durch Erbschaft, Kauf und Eroberung
allmählich 14 niederländische Provinzen (4 Herzogthümer: Brabant,
Limburg, Luxemburg und Geldern, 7 Grafschaften: Flandern, Artois,
1) Van Kämpen, N. G., Geschichte der Niederlande. 2 Bde. 1831—1833.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Philipp_Iv Philipp Philipp_Iv Philipp Olivarez Luis_de_Haro Thomas_Aniello Masaniello Johann Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Portugals Spaniens Lissabon Haus_Braganza Neapel Spanien Oesterreichs Spanien Frankreich Frankreich Burgund Limburg Luxemburg Niederlande