Die englische Staatsumwälzung. — § 6. Die letzten Stuarts etc. 11
als Grossadmiral niederlegen. Dessen Ausschliessung von der Thronfolge, die das Unterhaus beschliesst, scheitert an dem Widerspruch des Oberhauses. Entstehung der Parteinamen „Whighs“ und „Torys“.*
2) 1679 wird die Habeascorpusakte durchgesetzt, ein Werk des aus dem Cabalministerium zur Opposition übergetretenen Grafen Shaftesbury: niemand darf ohne schriftlichen Befehl und Angabe der Gründe verhaftet, der Angeklagte muss binnen dreier Tage vor Gericht gestellt werden.
[Falsche Anzeigen von angeblichen Verschwörungen katholischer Unterthanen, denen solche gegen Nichtkatholiken entgegengesetzt werden, fördern viele in den Kerker und auf das Schaffot Parteihass und Einschüchterung führen zu ungerechten Urteilen].
Das Gesetz eine Sicherung gegen Willkür der Regierung!
3) Eine Verschwörung zu Gunsten der Thronfolge des Herzogs von Monmouth, eines unechten Sohnes Karls, wird von Shaftesbury angezettelt. Entdeckung und Flucht des Urhebers.
Iv. Jakob Ii., ein engherziger, bigotter, starrsinniger und doch feiger Charakter (1685—88) folgt seinem Bruder. 1) Der Versuch des Herzogs von Monmouth, die Krone an sich zu reissen, wird niedergeschlagen und an diesem wie an seinen Genossen blutig gerächt. 2) Ein echter Stuart, sucht Jakob rücksichtslos ein unbeschränktes Königtum und zwar unter Vorherrschaft der katholischen Kirche, herzustellen.
a) Missbrauch des königlichen „Dispensationsrechtes“ (des Rechtes, von den Gesetzen in bestimmten Fällen zu entbinden) : Einsetzung von Katholiken zu Lehrern der Universitäten, Beamten in der Verwaltung und Offizieren im Heer.
b) Die „blutigen Assisen“ (der Blutrichter Jeffreys) verurteilen alle politisch Verdächtigen und am Kovenant Festhaltenden zu Todes- und Leibesstrafen.
3) Unwille in der Nation, gesteigert bei der Geburt eines Thronerben von Jakobs Ii. zweiter (katholischer) Gemahlin. Furcht vor Verewigung Stuartscher Herrschaft.
4) Offene Empörung, als Jakob 1688 bei Ausbruch des Krieges gegen die Augsburger Verbündeten (3. Raubkrieg, § 8, Iv.) seine in holländischem Solde stehenden Truppen abberuft. Die Partei der Whigs ruft Jakobs Schwiegersohn
1685
bis
1688
r" Whigs wurden im Volksmunde ursprünglich die Heisssporne der Kovenanter, sorys die geächteten Papisten in den Mooren Irlands genannt. Die Spottnamen übertrugen sich auf die Parteien.
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Extrahierte Personennamen: Karls Shaftesbury Jakob_Ii Jakob Jeffreys Jakobs Stuartscher Jakob Iv. Jakobs_Schwiegersohn
Preussische Monarchie. — § 19. Der zweite schlesische Krieg.
aber 1745. Sein Sohn Maximilian Joseph schliesst zu Füssen Frieden mit Maria Theresia und giebt bei der Kaiserwahl deren Gemahl seine Kurstimme. Franz I. (auch von Friedrich nach dem Friedensschluss von Dresden anerkannt, s. § iq, V.) Kaiser 1745 — 1765.
Iv. Fortsetzung des Krieges im Ausland.
1) Die Franzosen setzen den Kampf in Belgien fort. Ihr Sieg bei Fontenai unter dem Marschall von Sachsen (unechtem Sohne Augusts des Starken) bringt die österreichischen Niederlande fast ganz in ihre Hand. 2) Weniger Glück haben sie im Seekrieg, der sich bis nach Nord-Amerika und Ost- Indien hinzieht und von den Engländern erfolgreich geführt wird. 3) Eine Erhebung der Jakobiten in England und Schottland, die von Frankreich gegen Georg Ii. angestiftet und unterstützt wird, hat anfangs für den stuartschen Prätendenten Karl Eduard glücklichen Fortgang; dessen Niederlage durch den Herzog von Cumberland beseitigt die Gefahr für das Haus Hannover. 4) In Italien hat der von Spanien und Frankreich gemeinschaftlich geführte Krieg nur vorübergehende Erfolge und dient mehr der spanischen Hauspolitik (vgl. § 11, Xii. und S. 52 Anm.) als französischen Eroberungsgelüsten.
V. Der Friede zu Aachen, 1748. a) Die Mächte erkennen in Deutschland die pragmatische Sanktion, die Kaiserwürde Franz’ I. und den preussischen Besitz Schlesiens an. b) In Italien erhält der spanische Infant Don Philipp das Herzogtum Parma mit Piacenza und Guastalla, Sardinien Teile von Mailand, c) Frankreich giebt die österreichischen Niederlande heraus und verbannt Karl Stuart, erhält aber alle auswärtigen Besitzungen zurück, d) Grossbritannien vergrössert zwar nicht seinen Besitz-stand, geht aber als unbestrittene Herrscherin zur See aus dem Kriege hervor.
§ 19. Der zweite schlesische Krieg.
1744 —1745
I. Vorbereitung. Friedrich sammelt im Frieden einen reichlichen Barschatz, vergrössert seinen Landbesitz durch Erwerb von Ostfriesland (1744 stirbt Karl Edzard, der letzte Fürst aus dem Hause Cirksena. Die brandenburgische Erbfolge schon durch Kaiser Leopold I. zugesichert, durch
1748
1744
bis
1745
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Joseph Maximilian Maria_Theresia Maria Theresia Franz_I. Friedrich Friedrich Fontenai Augusts Georg_Ii Karl_Eduard Karl Eduard Philipp Philipp Guastalla Karl_Stuart Karl Friedrich Friedrich Karl_Edzard Karl Leopold_I.
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Belgien Sachsen Niederlande Nord-Amerika Indien England Schottland Frankreich Haus_Hannover Italien Spanien Frankreich Aachen Deutschland Italien Piacenza Sardinien Mailand Frankreich Grossbritannien Ostfriesland
Napoleons Weltherrschaft. — § 35. Preussens Fall. 107
Franz Ii., der schon 1804 den Titel „Kaiser von Österreich“ angenommen, legt die deutsche Kaiserkrone nieder. Ende des römischen Reiches deutscher Nation. „Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung!“* 3) Napoleon erlässt von Schönbrunn aus den Befehl: „Die Dynastie der Bourbonen in Neapel hat aufgehört zu existieren“. Der neapolitanische Hof flüchtet nach Sizilien. Joseph, der Bruder Napoleons, wird König von Neapel. 4) Die batavische Republik (s. § 30, Ii) wird zu einem Königreich gemacht. Louis Napoleon, vermählt mit Hortense Beauharnais, der Stieftochter Napoleons, wird König von Holland. 5) Preussen wird zu ungünstigen Verträgen (s. § 35) genötigt.
§ 35. Preussens Fall.
1806/7.
I. Preussen nach dem Baseler Frieden.
a) Seit 1797 Friedrich Wilhelm Iii. König von Preussen, fromm, edel, sittenrein und schlicht (kurze, knappe Redeweise), doch noch ohne politische Erfahrung und bei mangelndem Selbstvertrauen langsam von Entschluss. Seine Gemahlin Luise von Mecklenburg-Strelitz, schön, anmutig, geistvoll und milde. Das Königspaar in hohem Masse vom Volke geliebt.
b) Das Staatsgebiet durch Anfall der fränkischen Erblinde (1791, vgl. § 23, Vi) an die Königslinie und durch die Erwerbungen aus dem Reichsdeputationshauptschluss (§ 32, V) erheblich vergrössert.
c) Im Innern wird manches gebessert (Aufhebung des Wöllnerschen Religionsediktes), auch Volksbildung, Wissenschaft und Kunst gefördert, doch das Heerwesen nicht weiterentwickelt (Mangel eines tüchtigen Offizierstandes, verachtete Stellung des gemeinen Soldaten). Ausruhen auf den Friederi-cianischen Lorbeeren.
d) Die Kabinetsräte des Königs zum Teil leichtfertig und dem Franzosentum geneigt, wie Haugwitz, Lombard und Lucchesini, oder von engem Gesichtskreis wie Bey me, üben unheilvollen Einfluss auf den König. Preussen bleibt in den gewichtigen Zeitläuften der Napoleonischen Kriege neutral; sein Ansehen sinkt.
* Dies der Titel einer in Nürnberg erschienenen Flugschrift. Deren \ erleger, der Buchhändler Palm, wird, da er den Verfasser nicht nennen will, auf Napoleons Befehl erschossen.
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1 12 Napoleons Weltherrschaft. — § 36. Der Krieg gegen Spanien.
§ 36. Der Krieg gegen Spanien.
1808—1813.
I. Der Raub Portugals und Spaniens.
Spanien, seit 1795 den Kriegen fern, unter dem schwachen Karl Iv. von dem Günstling der Königin Godoy (dem sogenannten ,,Friedensfürsten“) regiert, folgt ganz den Napoleonischen Machtgeboten.
[1807 Vertrag zu Fontainebleau zwischen Frankreich und Spanien zu gemeinschaftlicher Teilung Portugals. Portugal, das dem Bunde mit England nicht entsagen will, wird von den Franzosen unter Junot besetzt. Der König flieht nach Brasilien und wird mit seinem ganzen Hause des Thrones verlustig erklärt*. Spanien geht leer aus.
Der infolge des Vertrages ungehinderte Einmarsch französischer Truppenmassen in Spanien ruft Volksbewegungen hervor. Der geängstigte König entsagt der Krone zu gunsten seines (volksbeliebten, aber mit ihm zerfallenen) Sohnes Ferdinand. Dieser, gleich schwachmütig wie sein Vater, fleht Napoleons Beistand an. Vater und Sohn werden nach Bayonne be-schieden.]
König und Kronprinz werden 1808 von Napoleon zu Bayonne zur Thronentsagung gezwungen. Eine Versammlung spanischer Grossen wählt 1808 Joseph Napoleon zum König von Spanien. (Murat an seiner Stelle König von Neapel.)
Ii. Der Rückschlag. 1) Joseph Napoleon gewinnt durch geordnete Regierung, Einführung einer zusagenden Verfassung u. a. viele Gebildete tür sich (Josephinos). Dennoch bilden sich in den Städten franzosenfeindliche Verbindungen (Junten), die unter einer Zentraljunta den Krieg organisieren; das Land und Volk wird durch Adel und Geistlichkeit aufgehetzt. Entfachung des Fanatismus, zumal Napoleon gerade jetzt gegen den Papst Angriffe richtet. 2) Ein leidenschaftlicher Volkskrieg erhebt sich. Bei Baylen in Andalusien werden 20000 Franzosen zur Übergabe gezwungen und kommen grösstenteils um. 3) In Portugal dringen gleichzeitig die Engländer unter Wellesley (durch Feldzüge in Indien kriegsgeübt, seit 1809 Lord Wellington) vor. Eine grosse Abteilung Junotscher Truppen wird gefangen genommen und entwaffnet. Die Übereinkunft von Cintra (in Estremadura) gewährt ihnen freien Abzug.
Spanien südlich vom Ebro von den Franzosen nicht mehr zu halten!
* Junots Erlass: „das Haus Braganza hat aufgehört zu regieren“.
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Spanien Spanien Spaniens Spanien Königin_Godoy Frankreich Spanien Portugals Portugal England Brasilien Spanien Bayonne Bayonne Spanien Andalusien Portugal Indien Wellington Spanien
202
Neues Deutsches Reich. — § 64. Das Ausland.
Vierter Zeitraum
(Dritter Zeitraum der Neuesten Geschichte).
Von der Begründung des neuen deutschen Reiches bis zur Gegenwart.
1871 — 1893.
§ 64. Das Ausland nach Begründung des Neuen Deutschen Reiches.
I. Frankreich. Das schwer heimgesuchte Frankreich wird durch innere Unruhen noch mehr erschüttert. Die zuchtlose Menge bemächtigt sich im Februar 1871 der Herrschaft in Paris, proklamiert die „Kommune“, die ideale Staatsform der Umsturzmänner, und wirft die Brandfackel in die öffentlichen Gebäude,* um in der Asche der Stadt sämtliche Denkmäler der Kultur zu begraben. Erst im Mai 1871 gelingt es der Versailler Regierung, des Aufstandes Herr zu werden.
Die Parteien der Republikaner, Legitimisten, Orleanisten und Bonapartisten ringen mit einander um die Herrschaft. Oftmaliger Wechsel der Präsidenten (Thiers, Mac Mahon, Grevy, Carnot). Einigkeit nur im Rachedurst. Der Ruf nach „Revanche1-, wie er zum öfteren noch bei Lebzeiten Gambettas (f 1882) und später unter dem herrschenden Einfluss Boulangers (1886) erhoben wird, hält die deutschen Schwerter kampfbereit. — Die innere Fäulnis deckte in neuester Zeit der Panamaprozess auf.
Ii. Spanien. Der zum König von Spanien erwählte zweite Sohn Viktor Emanuels Amadeus legt bei der Zerrissenheit der Parteien (greuelvoller Karlistenaufstand im Norden, die Kommune im Binnenlande) bald die Krone nieder. Alfons Xii., Sohn der Isabella, wird durch das Pronun-ciamento eines Generals auf den Thron erhoben. Nach seinem Tode (1885) übernimmt dessen Gemahlin die Regentschaft für dessen nachgeborenen Sohn Alfons Xiii.
Iii. Italien. Durch die deutschen Siege wird, wie früher Venetien, so jetzt Rom dem jungen Königreich gewonnen. Nach Umwandlung Frankreichs in eine Republik rückt Vik-
* Die Tuilerien (noch heute ein Trümmerhaufen), das Stadthaus, der justizpalast u. a. Die Statue Heinrichs Iv. wird in die Seine geworfen; die Vendomesäule umgestürzt.
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Extrahierte Personennamen: Thiers Viktor_Emanuels_Amadeus Viktor Alfons_Xii Isabella Alfons_Xiii Heinrichs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Paris Grevy Spanien Spanien Italien Venetien Frankreichs
Zeitalter Ludwigs Xiv. — § ii. Der spanische Erbfolgekrieg. 25
tung der Alpen auf unwegsamen Pfaden den vordringenden Franzosen eine Zeitlang die Wage, tritt aber erst nach dem Übertritt des Herzogs von Savoyen zu den Verbündeten erfolgreich hier wieder in den Kampf ein. Sein Sieg bei Turin (Leopold von Dessau mit seinen Brandenburgern) 1706 befreit 1706 den Herzog von der französischen Bedrän-gung. Nach der Einnahme Neapels (1707) ist Italien für die Sache des Kaisers gesichert.
c) In den Niederlanden gewinnt Marlborough 1706 (durch den Sieg bei Ramillies) das Land für Karl Iii. und behauptet es mit Unterstützung Eugens (1708 Schlacht bei Oudenarde). Der Sieg bei Malplaquet und die Eroberung von Mo ns sichert es 1709 dem Kaisersohne. 1709
Vii. Misserfolg des Kaisers. In Spanien fasst Philipp V, in Kastilien Fuss, wo Karl Iii. erst nach Anschluss Portugals an die Verbündeten 1704 ihm entgegentritt. Die Engländer nehmen 1704 Gibraltar, die Katalonier erheben sich in Stammeshass gegen die kastiiische Herrschaft; nach der Eroberung Barcelonas (1706) ist der Osten Spaniens für Karl gewonnen, auch Kastilien vorübergehend in seine Gewalt gekommen. Hier vermag er sich jedoch, trotz mehrerer Siege, zumal bei der Anhänglichkeit der Kastilianer an Philipp, nicht zu halten. Philipp, mehrmals vertrieben, kehrt immer wieder nach Madrid zurück. Karl, immer weiter zurückgedrängt, ist 1710 nur auf einige Küstenplätze im Osten beschränkt.
Viii. Nächstes Ergebnis. Ludwig, gänzlich erschöpft (auch durch Hungersnot), bietet trotz der Erfolge in der Pyrenäenhalbinsel die Hand zum Frieden und ist sogar geneigt, seinen Enkel fallen zu lassen. Die unerfüllbare Forderung der Verbündeten, selbst an der Vertreibung seines Enkels aus Spanien mitzuwirken, hält ihn beim Kriege fest.
Ix. Wendung, i) Die Königin Anna, mit der Lady Marlborough zerfallen, entsetzt infolge einer Hofkabale deren Gemahl seiner Würden und umgiebt sich mit einem Toryministerium (von Scribe für sein Drama ,,le verre d eau“ benutzt). Bolingbroke 1710 zum Minister erhoben, leitet Friedensunterhandlungen ein. 2) Dem Kaiser Leopold war 1706 Joseph I. gefolgt. Nach dessen Tode gelangt der spanische Thronbewerber Karl (als Kaiser Karl Vi.) 17 11 auf den deutschen Kaiserthron. Die Vereinigung der spanischen Königs- mit der deutschen Kaiserkrone gegen das Interesse
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Leopold_von_Dessau Leopold Marlborough Karl_Iii Karl Eugens Eugens Philipp_V Philipp Karl_Iii Karl Karl Karl Philipp Philipp Philipp Philipp Karl Karl Ludwig Ludwig Anna Bolingbroke Leopold Leopold Karl_( Karl Karl_Vi Karl
26 Zeitalter Ludwigs Xiv. — § ii. Der spanische Erbfolgekrieg.
der Verbündeten; daher Beschleunigung der Friedensunterhandlungen seitens dieser.
1713 s. X Friedensschlüsse. 1. 1713 Friede zu Utrecht, a) Philipp V. wird in Spanien und dessen Kolonien als König anerkannt; doch wird die Unvereinbarkeit der spanischen mit der französischen Krone festgestellt.
b) England erhält Gibraltar und Minorka (Anfang englischer Seeherrschaft im Mittelmeer), ausserdem in Amerika die französischen Besitzungen an der Hudsonsbai (Hud-sonien), ferner Neufundland und Neuschottland (der nie zufrierende Hafen Halifax günstige Station für die englische Kriegsflotte). Die Thronfolge des Hauses Hannover (1714 Georg I.) wird anerkannt.
c) Holland erhält das Besatzungsrecht in einer Anzahl belgischer Plätze zum Schutz seiner Grenzen (Barrieren).
d) Savoyen erhält Sizilien als Königreich.
e) Preussen erhält unter Anerkennung des Königstitels das Oberquartier von Geldern (den südlichen Teil Gelderns zu beiden Seiten der Maas).
Nach kurzem für Kaiser und Reich erfolglosem Kriege
2. 1714 Friede zu Rastatt mit dem Kaiser, der die spanischen Niederlande, Neapel, Mailand und Sardinien erhält, jedoch die Bourbonen in Spanien nicht anerkennt.
3. Friede zu Baden (in der Schweiz) mit dem Reich. Ludwig giebt das rechte Rheinufer heraus, behält aber (die anfangs zurückverlangten Städte) Strassburg und Landau. Die Kurfürsten von Bayern und Köln werden in ihre Herrschaft wieder eingesetzt.
Xi. Ergebnis. Frankreichs Übergewicht ist beseitigt, Spanien von seiner Höhe herabgesunken, dagegen Englands Seeherrschaft befestigt.
Ludwig Xiv. hinterlässt bei seinem Tode (1715) ein von Schulden zerrüttetes Land, in dem die innere politische Entwickelung zum Stocken gebracht ist. Ls folgt sein fünfjähriger Urenkel Ludwig Xv. — Regentschaft Philipps von Orleans.
Xii. Nachspiel. Philipps V. zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma. Der tüchtige aber ränkesüchtige Kardinal Alberoni, an der Spitze des Staates, ist in ihrem Interesse thätig. Um den Sprösslingen der zweiten Ehe des Königs Throne zu verschaffen, greift er, während
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Extrahierte Ortsnamen: Utrecht Spanien England Amerika Neufundland Halifax Hannover Holland Sizilien Niederlande Neapel Mailand Sardinien Spanien Baden Schweiz Strassburg Landau Bayern Frankreichs Spanien Englands
Zeitalter Ludwigs Xiv. — § 12. Der Nordische Krieg.
27
der Kaiser mit einem Türkenkriege beschäftigt ist, 17 17 Sardinien, 1718 Sizilien an. Die Bildung eines Vierbundes 1718 (,,Quadrupelallianz“) zwischen dem Kaiser, Frankreich, England und Holland hemmt weitere Besitzstörung. — Sizilien wird mit Neapel unter der Herrschaft des Kaisers vereinigt, Sardinien an den Herzog von Savoyen gegeben (König von Sardinien). Philipps Sohn zweiter Ehe Don Carlos erhält die Anwartschaft auf Parma, Piacenza und Toscana.
§ 12. Der Nordische Krieg.
1700—17 21. 1700
I. Die kriegführenden Mächte. A. Schweden,
durch den westfälischen Frieden (1648) eine Macht ersten Ranges. Schon früher im Besitz von Finnland, Karelien, Ingermanland, Esthland und Livland, wird es durch Gewinn der Odermündungen (Vorpommern, dazu Wismar) erste Macht der Ostsee und erlangt mit der Wesermündung (Bremen, Verden) auch eine wichtige Stellung in der Nordsee.
1) Nach dem Tode Gustav Adolfs (1632) seine Tochter Christine Königin (hochgebildet, Beschützerin der Künste und Wissenschaften; bedeutende Gelehrte, wie Cartesius, Hein -sius, Hugo Grotius, an ihrem Hof), anfangs (2 Jahre) unter Vormundschaft des Reichsrates, dessen Führer der tüchtige Axel Oxenstierna. Zunahme der Macht des Adels, der bei Steuerfreiheit alle höheren Ämter an sich reisst. Bedrückung des Bauernstandes. Um ihren kostspieligen Neigungen huldigen zu können, verschleudert die Königin Kron-güter und dankt endlich nach 12jähriger Regierung (1654) ab.
[Der darauf erfolgende Übertritt dieser Tochter Gustav Adolfs zur katholischen Kirche (in der Hofkirche zu Innsbruck) sowohl in ihrer eignen phantasievollen Lebensanschauung als in dem Zuge der Zeit (vgl. Jakob Ii. von England § 6, Ii, 3) begründet.]
2) Karl X. Gustav von Pfalz-Zwei brücken, ihr Vetter und Nachfolger, tritt dem Adel kräftig entgegen und sucht, den Bahnen Gustav Adolfs folgend, durch Krieg Schweden neuen Glanz zu verleihen. 1655 ff. der schwedisch pol- 16^ ff. nische Erbfolgekrieg. Der Polenkönig Johann Kasimir
aus dem Hause Wasa, der die pfälzische Erfolge nicht anerkennt, wird bei Warschau mit Hilfe des Grossen Kurfürsten (S- § 13, V.) aufs Haupt geschlagen. Die Dänen, die in Schweden (durch Norwegens Besitz Schwedens Nachbarn) ein-
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Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Sizilien Frankreich England Holland Sizilien Neapel Sardinien Sardinien Piacenza Schweden Finnland Karelien Ingermanland Esthland Livland Wismar Ostsee Bremen Nordsee England Warschau Schweden Norwegens Schwedens
1743
52 Preussische Monarchie. — § 18. Der österreichische Erbfolgekrieg.
und nach Böhmen, wo er sich als König huldigen lässt. Der französische Marschall Belleisle wirkt eifrig zu Frankfurt a. M. für dessen Kaiserwahl. Auf Friedrichs Antreiben wird Karl Albert einstimmig zum Kaiser gewählt und als Karl Vii. (1742) gekrönt. (Kaiser 1742—1745).
Ii. Wendung.
[Dem angeblichen Testament Ferdinands I. (§ l7> !■) setzt Maria Theresia dessen echtes Testament entgegen, wonach die bayerische Linie erst nach Aussterben sämtlicher Habsburger erbberechtigt.]
1) Maria Theresia erweckt bei ihrer Krönung in Pressburg die Begeisterung der Ungarn. Nach Gewährung einer gewissen Selbständigkeit des Kronlandes wird von diesen j moriamar pro rege nostro Maria Theresia ?) die Aufstellung der „bewaffneten Insurrektion“ beschlossen. Die Franzosen müssen Böhmen räumen ; am Tage der Kaiserwahl Karls werden die Bayern aus ihren Stellungen in Österreich vertrieben, an seinem Krönungstage wird München genommen. 2) Der mit Friedrich 1742 zu Berlin abgeschlossene Friede (§ 17, Hi.) befreit Maria Theresia von ihrem gefährlichsten Gegner. 3) Nach einer Niederlage des Kaisers (bei Simbach am Inn) ist Bayern 1743 für Karl Albert verloren und huldigt Maria Theresia. 4) E n g -land schliesst mit Maria Theresia ein Bündnis, zu dem auch Holland und Sardinien hinzutreten. Auch Sachsen wird durch den Grafen Brühl zu Österreich hinübergezogen. Georg Ii. schlägt 1743 mit seiner „pragmatischen“ Armee die Franzosen bei Dettingen (unfern Hanau). Spanier und Franzosen werden in Italien* von einem österreichisch-sardinischen Heere bekämpft. 5) Nachdem auch die geistlichen Reichsstände (Furcht vor Säkularisation) sich abgewendet haben, ist der Kaiser von allen verlassen, flüchtig und heimatlos.
Iii. Der Ausgang in Deutschland. 1) Der
Mächtebund und die Fortschritte Maria Theresias machen auch Friedrichs Besitz von Schlesien unsicher. Dessen Eintreten „für den Kaiser“ (den zweiten schlesischen Krieg s. § 19) lenkt die Kräfte Österreichs nach anderer Seite hin. 2) Karl Albert kehrt noch einmal in seinen Kurstaat zurück, stirbt
* Don Carlos im Besitz von Neapel und Sizilien. Die spanische Königin Elisabeth (Farnese) spricht für den jüngeren Infanten Philipp Parma und Piacenza an, das Kaiser Karl Vi. nach Erloschen des farne-sischen Hauses eingezogen hatte. Der verwandte französische Bourbonenhof unterstützt die Ansprüche. Vgl. § 15, V., [5.]
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Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt_a._M. Ferdinands Pressburg Ungarn Karls Berlin Simbach Holland Sardinien Sachsen Dettingen Hanau Italien Deutschland Friedrichs Neapel Sizilien Piacenza Bourbonenhof
Zeit der Gärung. — § 49. Pariser Julirevolution.
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Karl aus der Hauptstadt. Seine Zugeständnisse kommen „zu spät“.
Louis Philipp von Orleans, der Sohn Philipps Egalite, durch dessen Ernennung zum Generalstatthalter der König den Thron wenigstens seinem Enkel Heinrich (V.), Grafen Chambord*, retten will, wird zum „König der Franzosen“ erwählt. (Einfluss Lafayettes und des reichen Bankiers Lafitte). Er leistet den Eid auf die Verfassung und die dieser angefügten „Erklärung der Rechte“ (vgl. die englische „declaration of rights“ v. J. 1689). Die dreifarbige Fahne (Trikolore) an Stelle des Lilienbanners der Bourbonen!
Ii. Die Niederlande. Gegensatz der katholischen Belgier mit überwiegend romanischer und der reformierten Holländer mit germanischer Bevölkerung. Verschiedenheit der Interessen bei Vorherrschen des Gewerbes dort, des Handels und der Landwirtschaft hier. Das herrschende Holland achtet die Eigenart seiner belgischen Unterthanen nicht. Gesetzgebung und Rechtsprechung wird in holländischem Sinne ge-handhabt, der Unterricht den Händen der volkstümlichen katholischen Geistlichkeit entwunden, mit der holländischen Staatsschuld Belgien in drückender Weise mitbelastet. Bund der freidenkenden und der altkirchlichen Partei (!) gegen die Regierung. Auf Kunde von der Pariser Julirevolution (August 1830) Ausbruch einer Volkserhebung zu Brüssel.** Ein friedlicher Ausgleich misslingt und wird nach Beschiessung Antwerpens durch die Holländer und der dadurch verursachten Vernichtung blühenden Wohlstandes unmöglich. Belgien sagt sich von Holland los. Die europäischen Mächte willigen auf dem Gesandtentage zu London in die Lostrennung und übertragen 1831 die belgische Königskrone an Leopold von Koburg. — Belgien erhält eine freie Verfassung, in der die Unabhängigkeit der Kirche vom Staate gewährleistet wird. (!)
Iii. Polen.
[Zar Alexander I. hatte durch Verleihung einer Verfassung, Gewährung von Pressfreiheit u. a. den Polen weitgehende Zugeständnisse gemacht und den Wohlstand des Landes gehoben. Bei dem Fehlen eines starken Mittelstandes behauptete aber der Adel seine mittelalterlichen Vorrechte, der Bauer verkam.]
Mit diesem nachgeborenen Sohne des Herzogs von Berry starb 1883 das Haus der französischen Bourbonen aus. Seine Ansprüche gingen auf die Orleans, deren Haupt der Graf von Paris, über.
Das Ereignis knüpft sich an die Aufführung der Oper „Die Stumme von Portici“ von Auber, die, lange als staatsgefährlich verboten, zum ersten Male wieder aufgeführt wurde.
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