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1. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 51

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 51 — mächtigsten Fürsten Europas, Friedrich Barbarossa, Richard Löwenherz von England und Philipp Ii. König von Frankreich, schlossen sich der Bewegung an und unternahmen den dritten Kreuzzug (1189—1192). Nachdem Friedrich für die Angelegenheiten Deutschlands Sorge getragen und seinem Sohne Heinrich die Reichsverwesung übergeben hatte, zog er mit hundertundfünszigtansend Mann von Regensburg aus durch Ungarn und Griechenland, wo er viel mit den Ränken des Kaisers Isaak Angelus zu kämpfen hatte, bis er ihn endlich zwang, ihm Schiffe behufs der Ueberfahrt zu geben. In Asien hatten die Christen mit der größten Noth und mit Mangel an Lebensmitteln zu kämpfen, während die Seldschncken sie unablässig angriffen, bis sie nach Selencia und Cilicien gelangten, wo sie ausruhten. Als das Kreuzheer von hier aufbrach und über den Fluß Calykadnns (jetzt Seleph), an welchem jene Stadt liegt, setzten, sprengte der Kaiser, da ihm der Zug über die schmale Brücke zu lange dauerte, und er zu seinem Sohne Friedrich, der den Vortrab führte, zu gelangen wünschte, in den Fluß; aber die Wellen desselben rissen ihn fort, und die ©einigen, die ihm zur Hilfe kamen, brachten nur seinen entseelten Leichnam ans Land. So starb Friedrich, siebenzig Jahre alt, 1190. Groß war die Verzweiflung des Heeres. Viele kehrten nach Hause zurück, die Anderen zogen nach Antiochien weiter, wo man den Leichnam begrub*), und von da nach Ptolemais (Akkon, St. Jean d'acre), das man damals belagerte. Vor dieser Stadt starb auch Friedrich von Schwaben, des Kaisers Sohn, nachdem er den deutschen Ritterorden gestiftet hatte, dessen Aufgabe es war, neben den beiden anderen zur Zeit der Kreuzzüge gestifteten Orden, den Johannitern und Tempelherrn, die Pilger zu schützen und zu verpflegen. Richard Löwenherz und Philipp August belagerten Ptolemais noch weiter und eroberten es endlich; sie zogen dann weiter nach Jerusalem, konnten es aber nicht in ihre Gewalt Bringen und Richard, der zuletzt noch allein den Krieg fortsetzte, mußte sich mit einem Waffenstillstände begnügen, laut welchem den Christen die Wallfahrten dorthin gestattet und ihnen ein Strich Landes an der Küste eingeräumt wurde. *) Nach Einigen nur die Eingeweide und das Gehirn, den übrigen Körper in Tyrus. 4*

2. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 52

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 52 — Das Volk in Deutschland konnte sich, als die Nachricht vom Tode Friedrichs dorthin gelangte, gar nicht an den Gedanken gewöhnen, daß er gestorben sei, und es verbreitete sich die Sage, die sich bis in die neueste Zeit fortgepflanzt hat, der Kaiser sitze im tiefsten Schlafe im Kyffhänser Berge in der goldenen Aue in Thüringen, an einem steinernen Tisch, durch den sein Bart gewachsen sei. Raben umkreisten den Gipfel des Berges; wenn ein Adler sie verscheucht, werde Barbarossa in Waffenrüstung herauskommen und die alte Herrlichkeit und den Glanz des Reiches wiederherstellen. Was der fromme Glaube des Volkes dunkel geahnt und in einem Bilde ausgedrückt hat, das ist in neuester Zeit in herrlicher Weise erfüllt worden.*) §. 12. Rudolph von Habsburg. (1273—1291.) Unter den Hohenstaufen zeichnete sich außer Friedrich Barbarossa noch sein Enkel Friedrich Ii. (1215—1250) aus, dessen Regierungszeit jedoch für Deutschland weniger heilbringend war, da sie mit widerwärtigen Kämpfen mit dem Papste und den Lombarden ausgefüllt ist; auch er machte einen Kreuzzug. Das Geschlecht der Hohenstaufen ging mit Friedrichs Ii. Enkel, Conradin von Schwaben, unter, der einen vergeblichen Zug nach Italien machte, um seine Erblande Neapel und Sicilieu zu erobern, die Carl von Anjou, ein französischer Prinz, vom Papste empfangen hatte. In einer Schlacht besiegt und gefangen genommen, wurde er vor Gericht gestellt, verurtheilt und auf dem Markte zu Neapel 1268 hingerichtet. In Deutschland war inzwischen eine traurige Zeit; das kaiserliche Ansehen war so gesunken, daß kein deutscher Fürst die Krone anzunehmen Lust hatte und die Wahlfürsten dieselbe Ausländern, wie einem spanischen und englischen Prinzen antrugen, die indeß nur von einem Theile des Volkes anerkannt wurden und keine Wirksamkeit im Reiche ausüben konnten. Man nennt diese ganze Zeit vom Tode Wilhelms von Holland (1256) an bis zur Wahl eines allgemein aner-kanntenoberhauptes(1273)dasjnterregnnm. Während desselben herrschte *) Man hat ganz kürzlich nachzuweisen versucht, daß diese Sage sich ursprünglich an die Person Friedrich Ii. (-j-isso) angeknüpft habe.

3. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 60

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 60 — Außerdem wurden zweitausend der armen Bauern Leopolds erschlagen. Die Ritter erschienen nichts desto weniger bald nachher noch einmal im Felde; aber zum dritten Male erlagen sie den schweizer Bauern bei Näsels (1388), und die Oestreichs sahen sich genöthigt, erst einen Waffenstillstand, dann einen Frieden zu schließen, der den Schweizern Ruhe vor ihnen verschaffte. §. 14. Die Jungfrau von Drlrrms. (1429— 1431.) Im vierzehnten Jahrhundert führten die Engländer und Franzosen erbitterte Kriege gegen einander, die dadurch entstanden, daß der König von England, Eduard Iii., Ansprüche auf die französische Krone machte, nachdem das Haus der Kapetinger, der Nachfolger der Karolinger, 1328, ausgestorben war; seine Mutter war nämlich eine Tochter des französischen Königs Philipp Iv., während in Frankreich selbst das Haus Valois aus einer Seitenlinie der königlichen Familie auf den Thron gelangte. Der Krieg dauerte länger als ein volles Jahrhundert, und die Franzosen erlitten in demselben große Verluste; namentlich nahm er eine für sie höchst ungünstige Wendung unter dem Könige Carl Vi., der von einem unheilbaren Trübsinn befallen war. In der Schlacht bei Azincourt siegten die Engländer vollständig und durchstreiften von da ab ganz Frankreich, das durch innere Parteiungen zerrissen war, indem während der Krankheit Carls Vi. sich zwei Vasallen um die Reichsverwaltung stritten, der Herzog von Orleans und Philipp, später dessen Sohn Johann, von Burgund. Letzterer schloß sich an die Engländer an, und selbst die Königin Jsabella trat auf ihre Seite, da sie ihren Gemahl, wie ihren Sohn, den späteren König Carl Vii., der damals noch Dauphin oder Kronprinz war, gründlich haßte. Der König von England Heinrich V. und seit 1422 dessen Sohn Heinrich Vi. wurde als König anerkannt; die Lage des Dauphins war verzweifelt; es war ihm nur noch eine kleine Landschaft Frankreichs mit der Hauptstadt Bourges geblieben; auch die Stadt Orleans hielt sich noch, war aber nahe daran, sich zu ergeben, und der Dauphin, der an einem glücklichen Ausgange des Kampfes verzweifelte, war im Begriff, das Land zu verlassen, als ihn eine wunderbare Erscheinung rettete.

4. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 42

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 42 — fand, hatte er den Waffenschmuck mit dem Einsiedlerkleide vertauscht. Auf einer Wallfahrt, die er nach dem H. Lande machte, sah er mit eigenen Augen Die Bedrückungen, welche die Pilger zu erdulden hatten; das erfüllte seine Seele mit Unwillen und Entsetzen, und er beschloß, das Abendland gegen die Feinde des Herrn zu bewaffnen. Zudem glaubte er, von Gott selbst zur Vollendung dieses Werkes berufen zu fein und erzählte von einer Erscheinung Christi in der Auferstehungskirche, die ihm geworden. Peter kam nach Rom und theilte dem Papste Urban Ii. seinen Entschluß mit; dieser glaubte in dem Manne das richtige Werkzeug gefunden zu haben und gab ihm Briese au die französischen Barone und Herzoge mit. Auffallend schon war Peters äußere Erscheinung; auf einem Esel reitend, mit einer Mönchskutte angethan, ein dickes Seil um den Leib, barfuß und barhaupt, ein Crucifix in der Hand, durchzog er Italien und Frankreich; durch feine feurige Beredsamkeit, die zum Herzen des Volkes drang, wußte er die Gemüther zu entzünden. Er erzählte von den Leiden der Christen im gelobten Lande, las die Briefe des Patriarchen Simeon von Jerusalem vor und überzeugte Alle, daß er der von Gott Gesandte fei, der den heiligen Zug predigen solle. Urban berief eine Kirchenverfammlung nach Clermont im südlichen Frankreich, 1095; die Stadt faßte die Menschenmenge nicht, die hier zusammenströmte, und daher waren nicht nur alle kleinen Städte und Dörfer der Umgegend überfüllt, sondern man mußte sich auch trotz der Winterkälte in Zelten lagern. In der Mitte der weiten Gegend war ein Gerüst erbaut; dies bestieg der Papst, nachdem Peter eine lebhafte Schilderung der Leiden der Christen in Palästina entworfen hatte, und machte durch eine begeisterte Rede auf Alle einen solchen Eindruck, daß der allgemeine Ruf erscholl: „Gott will es, Gott will es!" Der Bischof Adernar von Pny bat zuerst den Papst um feinen Segen und die Erlaubniß, am Zuge Theil nehmen zu dürfen; ihm folgte eine Menge Geistlicher und Laien, welche sich alle nach alter Pilgersitte ein Kreuz von rother Wolle auf die rechte Schulter hefteten und daher den Namen Kreuzfahrer erhielten. Unter den Großen, die am Zuge Theil nahmen, ragte außer dem Herzog Robert von der Normandie, Robert von Flandern, Raimund von Toulouse, Bohemund von Tarent und Tankred von Brindisi, namentlich Gottfried von Bouillon, Herzog

5. Abth. 2 - S. 29

1823 - Elberfeld : Büschler
Vi. Ztr Karl V. bis zum wcstph. Fried. 1520 — 1648 29 in der Gefangenschaft gewesen war, — und hielt seinen Vertrag nicht.' Er entschuldigte sich damit, daß seine Stan- de durchaus nicht in die Abtretung von Burgund willigen wollten, und bot daun eine große Summe Geldes für die Befreyung seiner beiden ältern Söhne an, die er statt sei- ner als Geißeln nach Spanien geschickt hatte. Aber Karl ließ ihm antworten: „Er verletze Treu und Glauben, die er ihm öffentlich und auch im besondern gegeben, und hand- le nicht, wie es einem Manne von edler Geburt und einem Fürsten gezieme. Wolle er cs leugnen, so erkläre er hie- mit, daß er die Wahrheit davon durch die Waffen erhär- ten und im Zweikampf beweisen wolle." Franz nahm die Herausforderung zwar mit Worten an, wußte aber der That selbst unter mancherlei) Vorwänden auszuweichen, und so mußten die Völker wieder mit ihrem Blute ausfechten, was der Herrscher Leidenschaft, Ehrgeiz und Zorn aufgeregt hatte. Der Krieg zwischen Karl und Franz brach von Neuem aus. L>ie kaiserlichen in Äom. 1527 — Vorher indeß war in Italien eine unerhörte That geschehen. Das kai- serliche Heer in Mayland stand jetzt unter dem Oberbefehl des Herzogs von Bourbon, nachdem der treffliche Pes- cara gestorben war. Das Land war ausgezehrt, die Be- fehlshaber ohne Geld, die Truppen murrten und forderten lhren Sold, alle Mittel der Beruhigung waren vergeblich; da brach das Heer plötzlich im Jan. 1527 gegen Rom auf, ohne irgend einen Befehl des Kaisers; man weiß nicht, ob nach Willen des Herzogs von Bourbon, welcher vielleicht große Planen des Ehrgeizes gefaßt hatte, oder aus einem raschen Entschlüsse der Menge, die in Rom Ucberfluß al- ler Bedürfnisse und eine reiche Beute zu finden hoffte. Ge- nug/ Bourbon gab dem allgemeinen Drange nach und kam nach einem sehr beschwerlichen Zuge vor Rom an. Es war ein Haufe, aus allen Völkern Europa's gemischt. Am liten May erging der Befehl zum allgemeinen Sturm der alten Welthauptstadt; Bourbon war einer der Ersten auf der Mauer, und sein Beispiel feuerte die Stürmenden an; aber kaum hatte er einige Augenblicke da oben mit dem Schwerdte gefochten, als ein Schuß ihn niederwarf. Die Seinigen mdeß drangen in die Stadt, und eine Plünderung und Verheerung, wie zur Zeit der Vandalen, wüthete nun meh- rere Tage in den Mauern derselben. Der Papst hatte sich mit seinen Getreuen in die Engetsburg geflüchtet; hier wur- de er einige Monate belagert, bis die Noth ihn zwang, eine Summe von 400,000 Ducaten zu versprechen, damit das völlig losgebundene Heer seinen Sold erhalten konnte.

6. Abth. 2 - S. 182

1823 - Elberfeld : Büschler
182 Vh. Ztr. Vom wesivh. Fried, bis jetzt. 1648 —1823. verloren, der seine Heere schlug und einen Landstrich nach dem andern für Philipp V-. wieder eroberte. Aff Utrecheer Friede. 1713. — England hatte sich indcl) mit Frankreich in besondere Unterhandlungen einge- lasten und bereits die vorläufigen Friedens-Bedingungen unterzeichnet; so wenig edel bandelte die neue Parther in England an den bisherigen Bundes - Genossen, die sich nun auch wohl zu Unterhandlungen, und zwar auf nicht sehr günstige Bedingungen, bequemen mußten. Zum Versamm- lungsorte wurde Utrecht gewählt. Ueber den Hauptpunkt, die spanische Erbschaft, war man, trotz des Widerspruchs von Seiten des Kaisers, bald einig; Philipp V, sollte Spanien und Indien, Karl das flbrige haben; zugleich mußte Philipp aber allen seinen An- sprüchen auf Frankreich entsagen, damit die Kronen von Frankreich und Spanien nicmahls auf Einem Haupte ver- einigt würden. An England trat Frankreich die Hudsonsbay und Neufundland ab, und schleifte ferner, auf Englands Ver- langen, die Festungswerke von Dünkirchen. An Portu- gal wurden Besitzungen in Süd-Amerika abgetreten; an Preußen das Oberqnartier von Geldern und die Landes- hoheit über Neufchatel und Valangiu ; auch erkannte Frank- reich seine neue Königswürde an. Savoyen erhielt treff- liche Festungen au der französischen Gränre und, weil cs auch Ansprüche an die spanische Krone machen konnte, als Ersatz die Insel Sicüien. Holland, welches am treuesten an dem Bündnisse gehalten und früher alle vortheilhaftcrr Anträge zu einem vesondern Frieden mit Frankreich abge- wiesen hatte, erhielt jetzt geringen Ersatz; es mußte die stärksten der eroberten Festungen herausgehen, und behielt eine Reihe der schwächeren, die ihm wenig genützt haben.— Spanien trat endlich an England noch die Festung Gi- braltar und die Insel Minorka ab , und so hat England den größten Vorthcil von diesem Frieden gezogen. Friede zu Raftadf und Kaden. 1714. — Der Käu- fer und das Reich, von ihren Bundes-Genossen verlassen, sollten nun allein unterhandeln oder den Krieg allein fort- se^en. Die Bedingungen, welche die Franzosen ihnen mach- ten- waren die schimpflichsten; Ludwig verlangte nemlich, um sich gegen seinen Bundesgenossen, den Churfürsten von Bciern, recht großmüthig zu beweisen, völlige Wiederein- setzung desselben in alle seine Länder, und noch überdies die Verleiou ug der Grafschaften Burgau und Nollenburg Und der Insel Sardinien, als eines Königreichs; eine königliche Beiyhuung für den, der der treue Freunh emetz

7. Abth. 2 - S. 4

1823 - Elberfeld : Büschler
4 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westvh. Fried. 1520—1645. Am 28. Jan. 1519 fochten beide Theue in einer Schlacht auf der Soltauer Heide im Lüneburgischen; des Bischofs Heer siegte, viele der Gegner wurden gefangen und an 4000 blieben auf dem Wahlplatze. — Solche Beispiele wa- ren gefährlich. Den Räubereien der kleinen Ritter war durch den Landfrieden zwar ein Ende gemacht worden; soll- ten aber die Fürsten setzt nicht in ihre Stelle treten und durch Krieg nach Eroberungen strsben, — bis dahin war durch die Fehden noch niemand unterdrückt worden, — so mußte ein kräftiger Kaiser die Herrschaft der Gesetze zu schü- tzen wissen. Maximilian hatte schon früher mehrere Stimmen für sei- nen Enkel, den jungen König Karl von Spanien/ge- wonnen. Dielen aber schien es bedenklich, einen Herrn, der schon halb Europa beherrschte, zum Kaiser tit Deutsch- land zu machen; denn Karl, der Erbe des spanischen und des östreichischen Stammes, besaß, außer Spanien, die Kö- nigreiche Neapel und Sizilien, dw schönen östreichischen Län- der, und die ganze burgundische Erbschaft in den Nieder- landen. Wenn einem solchen noch der Glanz der alten Kai- serkrone gegeben wurde, dann konnte ihn diese, so fürchte- ten sie, mit der Macht seines Hauses verbunden, leicht zu hoch erbeben, und ihm Gedanken des Stolzes cingeben, daß er die Freiheit der deutschen Fürsten zu überwältigen und uns Deutschland ein unumschränktes Erbrcich zu machen strebte. Don der andern Seite war als Mittwerber um die kai- serliche Krone Franz I., König von Frankreich, ausge- treten. Der Papst begimstigte ihn, und durch sein erstes ritterliches Erscheinen in Italien hatte sich der junge König großen Ruf erworben; ja, sein Volk, erhob, nach seiner Weise, die Verdienste seines Königs in den Himmel. Die französischen Gesandten überreichten den deutschen Wahlfür- ften zu Frankfurt eine Schrift zu Gunsten des Königs, und indem in derselben von der großen Türkengefahr die Rede war, schlossen sie: „derjenige müsse in der That ohne Ver- stand seyn , der zu einer Zeit, da der Sturm bereits aus- gebrochen sey, noch zweifle, ob man das Steuer des Schlf- ws dem Geschicktesten anvertrauen müsse." Aber, obwohl sie so zuversichtlich redeten, fühlten die sten doch die Gefahr und den Schimpf, einen König Franzosen zum deutschen Kaiser zu machen; und da der rrfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, dem sie . Krone anboten, sie mit großartiger Gesinnung ausschlug, eil die geringe Macht seines Hauses so schwierigen Zeiten .icht gewachsen sey , und selbst den jungen spanischen König

8. Abth. 2 - S. 290

1823 - Elberfeld : Büschler
290 Vii. Ztr. Vom westph. Fried, bis fetzt. 1648 — 1823. gleichsam zur Person geworden, und ihre furchtbaren Grund- sätze lebten in ihm fort. — Das erste Wort, welches er nach dem Preßburgcr Frieden sprach, war sein gewöhnlicher Bannspruch. Der König von Neapel hatte englische und russische Truppen in sein Landaufgenommen; da schickte er seinen Bruder Joseph und Massena mit 60,000 Mann längs Italien hinab, intb in dem Aufruf, den er ihnen am 27. Dezember von Schönbrunn aus mitgab, hieß es: „Das königliche Haus von Neapel habe aufgehört zu regie- ren !" Das furchtbare Wort schreckte dieses Haus auch in der That von dem Boden Italiens über die Meerenge nach Stz ilien hinüber; hier erhielt cs sich mit Hülfe Englands, in Neapel aber wurde Joseph Buonaparte zum erblichen König erklärt. Der neue Königsthron kostete noch unermeßliches Blut; die Einwohner Unteritaliens em- pörten sich immer mit neuer Wuth, und Kalabrien nebst den Abbruzzo's mußten fast in Einöden verwandelt werden. Zunächst traf nun Holland die Reihe. Es wurde gleichfalls in ein Königreich verwandelt, und einem andern Bruder, Ludwig Napoleon, zu seinem Theile gegeben. Es hatte nicht das schlimmste Loos gezogen, denn Ludwig fühlte die Pflicht, für sein neues Volk mehr zu leben, als für seines Bruders Willen. Ein dritter aus des Kaisers Verwandschaft, sein Schwa- ger, Joachim Mürat, ward an dem rechten Ufer des Rheines, des Stromes, der so oft als natürliche Scheide- wand zwischen dem Deutschen und Französischen genannt war, aufgestellt, ein bedenkliches Zeichen für die Zukunft; er erhielt die Herzogthümer Cleve und Berg; erfteres hatte Preußen, letzteres Vaiern für Anspach, abgetreten. Alerander Berthier endlich, der erste im Kriegs- vathe Napoleons, bekam das Fürstenthnm Ncuschatel. Zugleich mit diesen äußern Vorrüstungen wurde der Plan der innern Gestaltung des großen Baues gleichfalls klarer dargelegt. Französische Blätter mußten das System des Gleichgewichts, an welchem Europa noch immer mit einigem Glauben gehangen hatte, als ein sehr thörichtes ausschreien, welches nur Eifersucht und Kriege erzeugt habe. Ruhe sey nur dann zu hoffen, wenn Einer den unbestrittenen Vor- rang habe und seinem Worte bei den Streitigkeiten der Völ- ker Folge geleistet werde. Es war die Sprache der Römer, kurz vor der Zeit als sie die Weltherrschaft geradezu an sich rissen; da nannten sie sich auch die Schiedsrichter der Welt, und ihre Gesaudten zogen mit ihren Stäben Kreise um die Könige, welche noch diesen Namen trugen, und forderten auf der Stelle die Erklärung des Gehorsams. —

9. Abth. 2 - S. 301

1823 - Elberfeld : Büschler
Der Spanier Beispiel. 301 des Jahres 1803 seine Krone niederlegte unv ihm selbst über- gab; den Sohn Ferdinand Vii. aber lockte er durch List über die Grenze nach Bayonne, und zwang ihn gleichfalls zur Entsagung des Thrones. Es wurde ihm nur die Wahl zwischen Abdankung oder Tod gelassen, und der Jüngling wählte das Leben als Gefangener in Frankreich. Sein Volk aber war nicht so geduldig. Als Napoleon in der Freude über das gelungene Werk sogleich seinen Bruder Joseph zum Könige in Spanien ernannte, (das Königreich Neapel erhielt darauf der Großherzog von Berg, und dieses Groß- herzogthum später der Kronprinz von Holland), da ergrif- fen die Spanier im gerechten Zorne die Waffen gegen den aufgedrungencn König. Dom Anfang ihrer Geschichte an sind sie immer ein freiheitsliebendes, Ehre und Schande sehr wohl unterscheidendes, für König, Vaterland und Religion schwärmerisch entbranntes, Volk gewesen, und so haben sie sich auch in unserntagen bewiesen. Seit langer Zeit ungeübt in den Künsten der neueren Kriegsweise, sind sic zwar vielfältig von den französischen Heeren in offenen Schlachten zersprengt worden, aber besiegt haben sie sich dennoch nicht gegeben. Die Vortheile ihres Landes, Gebirge und wüste Gegenden, Städte und Mauern wohl benutzend, haben sie in einzelnen Gefechten eine unermeßliche Menge von Fein- den von ihrem Boden vertilgt, der spanische Krieg hat Hunderttausenden von Franzosen das Leben gekostet, und viele Deutsche, die Napoleon dahingetrieben, fanden dort gleichfalls ihr Grab. Die Spanier aber erhielten durch England eine sehr treffliche Unterstützung an Waffen und Kriegern, und eine noch wichtigere durch den großen Feld- herrn Wellington. Er hat durch seine ruhige, beson- nene Kunst mit geringen Mitteln die pyrenäische Halbinsel lange vertheidigt, dann Schritt vor Schritt wieder erobert, bis die großen Entscheidungen in Rußland und Deutschland ihn über die Gebirge nach Frankreich selbst riefen. 69. Der Krieg Oestreichs von 1809. Wie Preußen im Jahre 1806 der Stimme der Ehre und dem alles Andere überwiegenden Gefühle gefolgt war, daß gegen die Schmach des französischen Uebermuths keine.an- strengung zu groß, kein Opfer zu schwer, kein Unglück zu schmerzlich sey, so erhob sich auch Oestreich durch den gleichen Antrieb im Jahr 1809 zum neuen Kriege gegen Frankreich. Es war ihm selbst unmittelbar keine Krän- kung widerfahren; aber rund umher geschah das Schändliche und das Verderbliche. Das alte Reich der

10. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 94

1831 - Elberfeld : Büschler
94 1815. ivm\va\vvtvi\vv\v>\vti\iivv\vmsivvvw\u\viivi\\u\\uiv\uviiv Neuem ein Kaiser der Franzosen sein solle? Die Antwort wußte ein jeder voraus^ — er wurde ausgerufen und empfing den neuen Eid der Treue von denen, die ihren Eid zum Therl vor einem Jahre ihm selbst und so eben dem Könige gebro- chen hatten. In wenigen Monaten sah er nun auch, was sein Herz am meisten erfreute, ein ausgesuchtes Heer um sich versammelt. Alle die Tausende, welche'eben ans ganz Europa der Kriegs- gefangenschaft entlassen waren, und alle, die der letzte Krieg übrig gelassen, mir vielen Neugeworbenen verstärkt, standen wieder in den Reihen. Dahinter wurden die Nationalgarden gerüstet, und die französischen Zeitungen redeten nun schon von Millionen, die für ihren Kaiser zu kämpfen bereit seyen. 24. Das Vorspiel Mürats. Don dem Geschlechte, welches Bonaparte früher auf die von ihm errichteten Throne gesetzt hatte, war nur noch sein Schwager Mürat, König von Neapel, übrig. Er hatte im Jahre 1814 seine Krone dadurch gerettet, daß er, als die Ver- bündeten noch mit Napoleon hart kämpften, von ihm abließ und sich dem europäischen Bunde anschloß. Es war nicht Abscheu gegen die französische Ungerechtigkeit, und nicht aufrichtige Nei- gung für die Grundsätze des Bundes, sondern einzig die Be- rechnung des Vortheils, die ihn dazu trieb; und als nun der Dortheil anders zu winken schien, als Napoleon unter dem Jubel Frankreichs seinen Thron wieder bestieg und sich in al- ter Kraft rüstete, da fand sich auch Mürat wieder in besserer Gesellschaft mit ihm; unter den alten, seit vielen Jahrhunder- ten bestehenden, Herrschergeschlechtern hatte er sich nicht son- derlich wohl gefühlt. Dazu spiegelte ihm sein Eigendünkel eine große Hoffnung vor. .Italien war voll mannichfachen Gährnngsstoffcs. Viele sreigesinnte Männer dieses schönen, nun seit mehr als 1200 Jahren immer zertheilten, von Fremden oft hart bedrängten, Landes sehnten sich nach einer Vereinigung ihres Vaterlandes zu Einem kräftigen Reiche, damit ihr Volk wiederum selbst- ständig und ehrenvoll unter den übrigen da stände. Ein groß- ßer Mann hätte vielleicht schon längst mit den Einwohnern Italiens die bedeutendsten Veränderungen in's Werk richten können.- Nun aber wollte Joachim Mürat als ein solcher un- ter ihnen anftreten, und äffte, nach seiner eitlen Weise, die Sprache eines großen Mannes nach. Allein der Frevel, eine hohe Bestimmung zu erlügen, die er nicht in sich trug, wurde alsbald schwer an ihm gerächt. Die östreichischen Heerführer Fr im o nt, Bianchi, Neipperg und Rüget, die gegen ihn ausgesendet wurden, trieben ihn, wie einen großredenden
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