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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Richard_Löwenherz Philipp_Ii Philipp Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Isaak Isaak Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Jean Friedrich_von_Schwaben Friedrich Richard_Löwenherz Philipp_August Philipp August
Extrahierte Ortsnamen: Europas England Frankreich Deutschlands Ungarn Griechenland Asien Selencia Akkon Jerusalem Tyrus
— 52 —
Das Volk in Deutschland konnte sich, als die Nachricht vom Tode Friedrichs dorthin gelangte, gar nicht an den Gedanken gewöhnen, daß er gestorben sei, und es verbreitete sich die Sage, die sich bis in die neueste Zeit fortgepflanzt hat, der Kaiser sitze im tiefsten Schlafe im Kyffhänser Berge in der goldenen Aue in Thüringen, an einem steinernen Tisch, durch den sein Bart gewachsen sei. Raben umkreisten den Gipfel des Berges; wenn ein Adler sie verscheucht, werde Barbarossa in Waffenrüstung herauskommen und die alte Herrlichkeit und den Glanz des Reiches wiederherstellen. Was der fromme Glaube des Volkes dunkel geahnt und in einem Bilde ausgedrückt hat, das ist in neuester Zeit in herrlicher Weise erfüllt worden.*)
§. 12. Rudolph von Habsburg.
(1273—1291.)
Unter den Hohenstaufen zeichnete sich außer Friedrich Barbarossa noch sein Enkel Friedrich Ii. (1215—1250) aus, dessen Regierungszeit jedoch für Deutschland weniger heilbringend war, da sie mit widerwärtigen Kämpfen mit dem Papste und den Lombarden ausgefüllt ist; auch er machte einen Kreuzzug. Das Geschlecht der Hohenstaufen ging mit Friedrichs Ii. Enkel, Conradin von Schwaben, unter, der einen vergeblichen Zug nach Italien machte, um seine Erblande Neapel und Sicilieu zu erobern, die Carl von Anjou, ein französischer Prinz, vom Papste empfangen hatte. In einer Schlacht besiegt und gefangen genommen, wurde er vor Gericht gestellt, verurtheilt und auf dem Markte zu Neapel 1268 hingerichtet. In Deutschland war inzwischen eine traurige Zeit; das kaiserliche Ansehen war so gesunken, daß kein deutscher Fürst die Krone anzunehmen Lust hatte und die Wahlfürsten dieselbe Ausländern, wie einem spanischen und englischen Prinzen antrugen, die indeß nur von einem Theile des Volkes anerkannt wurden und keine Wirksamkeit im Reiche ausüben konnten. Man nennt diese ganze Zeit vom Tode Wilhelms von Holland (1256) an bis zur Wahl eines allgemein aner-kanntenoberhauptes(1273)dasjnterregnnm. Während desselben herrschte
*) Man hat ganz kürzlich nachzuweisen versucht, daß diese Sage sich ursprünglich an die Person Friedrich Ii. (-j-isso) angeknüpft habe.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Barbarossa Barbarossa Rudolph_von_Habsburg Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Carl_von_Anjou Wilhelms Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Friedrichs Schwaben Italien Neapel Neapel Deutschland Holland
— 60 —
Außerdem wurden zweitausend der armen Bauern Leopolds erschlagen. Die Ritter erschienen nichts desto weniger bald nachher noch einmal im Felde; aber zum dritten Male erlagen sie den schweizer Bauern bei Näsels (1388), und die Oestreichs sahen sich genöthigt, erst einen Waffenstillstand, dann einen Frieden zu schließen, der den Schweizern Ruhe vor ihnen verschaffte.
§. 14. Die Jungfrau von Drlrrms.
(1429— 1431.)
Im vierzehnten Jahrhundert führten die Engländer und Franzosen erbitterte Kriege gegen einander, die dadurch entstanden, daß der König von England, Eduard Iii., Ansprüche auf die französische Krone machte, nachdem das Haus der Kapetinger, der Nachfolger der Karolinger, 1328, ausgestorben war; seine Mutter war nämlich eine Tochter des französischen Königs Philipp Iv., während in Frankreich selbst das Haus Valois aus einer Seitenlinie der königlichen Familie auf den Thron gelangte. Der Krieg dauerte länger als ein volles Jahrhundert, und die Franzosen erlitten in demselben große Verluste; namentlich nahm er eine für sie höchst ungünstige Wendung unter dem Könige Carl Vi., der von einem unheilbaren Trübsinn befallen war. In der Schlacht bei Azincourt siegten die Engländer vollständig und durchstreiften von da ab ganz Frankreich, das durch innere Parteiungen zerrissen war, indem während der Krankheit Carls Vi. sich zwei Vasallen um die Reichsverwaltung stritten, der Herzog von Orleans und Philipp, später dessen Sohn Johann, von Burgund. Letzterer schloß sich an die Engländer an, und selbst die Königin Jsabella trat auf ihre Seite, da sie ihren Gemahl, wie ihren Sohn, den späteren König Carl Vii., der damals noch Dauphin oder Kronprinz war, gründlich haßte. Der König von England Heinrich V. und seit 1422 dessen Sohn Heinrich Vi. wurde als König anerkannt; die Lage des Dauphins war verzweifelt; es war ihm nur noch eine kleine Landschaft Frankreichs mit der Hauptstadt Bourges geblieben; auch die Stadt Orleans hielt sich noch, war aber nahe daran, sich zu ergeben, und der Dauphin, der an einem glücklichen Ausgange des Kampfes verzweifelte, war im Begriff, das Land zu verlassen, als ihn eine wunderbare Erscheinung rettete.
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Extrahierte Personennamen: Leopolds Eduard_Iii Eduard Philipp_Iv. Philipp_Iv. Carl_Vi Philipp Philipp Johann Johann Carl_Vii Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_Vi Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Leopolds England Frankreich Frankreich Carls Burgund England Frankreichs
— 42 —
fand, hatte er den Waffenschmuck mit dem Einsiedlerkleide vertauscht. Auf einer Wallfahrt, die er nach dem H. Lande machte, sah er mit eigenen Augen Die Bedrückungen, welche die Pilger zu erdulden hatten; das erfüllte seine Seele mit Unwillen und Entsetzen, und er beschloß, das Abendland gegen die Feinde des Herrn zu bewaffnen. Zudem glaubte er, von Gott selbst zur Vollendung dieses Werkes berufen zu fein und erzählte von einer Erscheinung Christi in der Auferstehungskirche, die ihm geworden. Peter kam nach Rom und theilte dem Papste Urban Ii. seinen Entschluß mit; dieser glaubte in dem Manne das richtige Werkzeug gefunden zu haben und gab ihm Briese au die französischen Barone und Herzoge mit. Auffallend schon war Peters äußere Erscheinung; auf einem Esel reitend, mit einer Mönchskutte angethan, ein dickes Seil um den Leib, barfuß und barhaupt, ein Crucifix in der Hand, durchzog er Italien und Frankreich; durch feine feurige Beredsamkeit, die zum Herzen des Volkes drang, wußte er die Gemüther zu entzünden. Er erzählte von den Leiden der Christen im gelobten Lande, las die Briefe des Patriarchen Simeon von Jerusalem vor und überzeugte Alle, daß er der von Gott Gesandte fei, der den heiligen Zug predigen solle.
Urban berief eine Kirchenverfammlung nach Clermont im südlichen Frankreich, 1095; die Stadt faßte die Menschenmenge nicht, die hier zusammenströmte, und daher waren nicht nur alle kleinen Städte und Dörfer der Umgegend überfüllt, sondern man mußte sich auch trotz der Winterkälte in Zelten lagern. In der Mitte der weiten Gegend war ein Gerüst erbaut; dies bestieg der Papst, nachdem Peter eine lebhafte Schilderung der Leiden der Christen in Palästina entworfen hatte, und machte durch eine begeisterte Rede auf Alle einen solchen Eindruck, daß der allgemeine Ruf erscholl: „Gott will es, Gott will es!" Der Bischof Adernar von Pny bat zuerst den Papst um feinen Segen und die Erlaubniß, am Zuge Theil nehmen zu dürfen; ihm folgte eine Menge Geistlicher und Laien, welche sich alle nach alter Pilgersitte ein Kreuz von rother Wolle auf die rechte Schulter hefteten und daher den Namen Kreuzfahrer erhielten. Unter den Großen, die am Zuge Theil nahmen, ragte außer dem Herzog Robert von der Normandie, Robert von Flandern, Raimund von Toulouse, Bohemund von Tarent und Tankred von Brindisi, namentlich Gottfried von Bouillon, Herzog
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Extrahierte Personennamen: Gott Urban Peters Gott Urban Peter Robert Robert_von_Flandern Raimund_von_Toulouse Tankred Gottfried_von_Bouillon
Extrahierte Ortsnamen: Christi Rom Italien Frankreich Jerusalem Clermont Frankreich Palästina Tarent Brindisi
Vi. Ztr Karl V. bis zum wcstph. Fried. 1520 — 1648 29
in der Gefangenschaft gewesen war, — und hielt seinen
Vertrag nicht.' Er entschuldigte sich damit, daß seine Stan-
de durchaus nicht in die Abtretung von Burgund willigen
wollten, und bot daun eine große Summe Geldes für die
Befreyung seiner beiden ältern Söhne an, die er statt sei-
ner als Geißeln nach Spanien geschickt hatte. Aber Karl
ließ ihm antworten: „Er verletze Treu und Glauben, die
er ihm öffentlich und auch im besondern gegeben, und hand-
le nicht, wie es einem Manne von edler Geburt und einem
Fürsten gezieme. Wolle er cs leugnen, so erkläre er hie-
mit, daß er die Wahrheit davon durch die Waffen erhär-
ten und im Zweikampf beweisen wolle."
Franz nahm die Herausforderung zwar mit Worten an,
wußte aber der That selbst unter mancherlei) Vorwänden
auszuweichen, und so mußten die Völker wieder mit ihrem
Blute ausfechten, was der Herrscher Leidenschaft, Ehrgeiz
und Zorn aufgeregt hatte. Der Krieg zwischen Karl und
Franz brach von Neuem aus.
L>ie kaiserlichen in Äom. 1527 — Vorher indeß
war in Italien eine unerhörte That geschehen. Das kai-
serliche Heer in Mayland stand jetzt unter dem Oberbefehl
des Herzogs von Bourbon, nachdem der treffliche Pes-
cara gestorben war. Das Land war ausgezehrt, die Be-
fehlshaber ohne Geld, die Truppen murrten und forderten
lhren Sold, alle Mittel der Beruhigung waren vergeblich;
da brach das Heer plötzlich im Jan. 1527 gegen Rom auf,
ohne irgend einen Befehl des Kaisers; man weiß nicht, ob
nach Willen des Herzogs von Bourbon, welcher vielleicht
große Planen des Ehrgeizes gefaßt hatte, oder aus einem
raschen Entschlüsse der Menge, die in Rom Ucberfluß al-
ler Bedürfnisse und eine reiche Beute zu finden hoffte. Ge-
nug/ Bourbon gab dem allgemeinen Drange nach und kam
nach einem sehr beschwerlichen Zuge vor Rom an. Es war
ein Haufe, aus allen Völkern Europa's gemischt. Am liten
May erging der Befehl zum allgemeinen Sturm der alten
Welthauptstadt; Bourbon war einer der Ersten auf der
Mauer, und sein Beispiel feuerte die Stürmenden an; aber
kaum hatte er einige Augenblicke da oben mit dem Schwerdte
gefochten, als ein Schuß ihn niederwarf. Die Seinigen
mdeß drangen in die Stadt, und eine Plünderung und
Verheerung, wie zur Zeit der Vandalen, wüthete nun meh-
rere Tage in den Mauern derselben. Der Papst hatte sich
mit seinen Getreuen in die Engetsburg geflüchtet; hier wur-
de er einige Monate belagert, bis die Noth ihn zwang, eine
Summe von 400,000 Ducaten zu versprechen, damit das
völlig losgebundene Heer seinen Sold erhalten konnte.
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl Karl Franz Franz Karl Karl Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Spanien Italien Mayland Rom Rom_Ucberfluß
182 Vh. Ztr. Vom wesivh. Fried, bis jetzt. 1648 —1823.
verloren, der seine Heere schlug und einen Landstrich nach
dem andern für Philipp V-. wieder eroberte.
Aff Utrecheer Friede. 1713. — England hatte sich
indcl) mit Frankreich in besondere Unterhandlungen einge-
lasten und bereits die vorläufigen Friedens-Bedingungen
unterzeichnet; so wenig edel bandelte die neue Parther in
England an den bisherigen Bundes - Genossen, die sich nun
auch wohl zu Unterhandlungen, und zwar auf nicht sehr
günstige Bedingungen, bequemen mußten. Zum Versamm-
lungsorte wurde Utrecht gewählt.
Ueber den Hauptpunkt, die spanische Erbschaft, war
man, trotz des Widerspruchs von Seiten des Kaisers, bald
einig; Philipp V, sollte Spanien und Indien, Karl das
flbrige haben; zugleich mußte Philipp aber allen seinen An-
sprüchen auf Frankreich entsagen, damit die Kronen von
Frankreich und Spanien nicmahls auf Einem Haupte ver-
einigt würden.
An England trat Frankreich die Hudsonsbay und
Neufundland ab, und schleifte ferner, auf Englands Ver-
langen, die Festungswerke von Dünkirchen. An Portu-
gal wurden Besitzungen in Süd-Amerika abgetreten; an
Preußen das Oberqnartier von Geldern und die Landes-
hoheit über Neufchatel und Valangiu ; auch erkannte Frank-
reich seine neue Königswürde an. Savoyen erhielt treff-
liche Festungen au der französischen Gränre und, weil cs
auch Ansprüche an die spanische Krone machen konnte, als
Ersatz die Insel Sicüien. Holland, welches am treuesten
an dem Bündnisse gehalten und früher alle vortheilhaftcrr
Anträge zu einem vesondern Frieden mit Frankreich abge-
wiesen hatte, erhielt jetzt geringen Ersatz; es mußte die
stärksten der eroberten Festungen herausgehen, und behielt
eine Reihe der schwächeren, die ihm wenig genützt haben.—
Spanien trat endlich an England noch die Festung Gi-
braltar und die Insel Minorka ab , und so hat England den
größten Vorthcil von diesem Frieden gezogen.
Friede zu Raftadf und Kaden. 1714. — Der Käu-
fer und das Reich, von ihren Bundes-Genossen verlassen,
sollten nun allein unterhandeln oder den Krieg allein fort-
se^en. Die Bedingungen, welche die Franzosen ihnen mach-
ten- waren die schimpflichsten; Ludwig verlangte nemlich,
um sich gegen seinen Bundesgenossen, den Churfürsten von
Bciern, recht großmüthig zu beweisen, völlige Wiederein-
setzung desselben in alle seine Länder, und noch überdies
die Verleiou ug der Grafschaften Burgau und Nollenburg
Und der Insel Sardinien, als eines Königreichs; eine
königliche Beiyhuung für den, der der treue Freunh emetz
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp_V Philipp Karl Karl Philipp Philipp Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich England Spanien Indien Frankreich Frankreich Spanien England Frankreich Neufundland Englands Süd-Amerika Holland Frankreich Spanien England England Burgau Nollenburg Sardinien
4 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westvh. Fried. 1520—1645.
Am 28. Jan. 1519 fochten beide Theue in einer Schlacht auf
der Soltauer Heide im Lüneburgischen; des Bischofs
Heer siegte, viele der Gegner wurden gefangen und an
4000 blieben auf dem Wahlplatze. — Solche Beispiele wa-
ren gefährlich. Den Räubereien der kleinen Ritter war
durch den Landfrieden zwar ein Ende gemacht worden; soll-
ten aber die Fürsten setzt nicht in ihre Stelle treten und
durch Krieg nach Eroberungen strsben, — bis dahin war
durch die Fehden noch niemand unterdrückt worden, — so
mußte ein kräftiger Kaiser die Herrschaft der Gesetze zu schü-
tzen wissen.
Maximilian hatte schon früher mehrere Stimmen für sei-
nen Enkel, den jungen König Karl von Spanien/ge-
wonnen. Dielen aber schien es bedenklich, einen Herrn,
der schon halb Europa beherrschte, zum Kaiser tit Deutsch-
land zu machen; denn Karl, der Erbe des spanischen und
des östreichischen Stammes, besaß, außer Spanien, die Kö-
nigreiche Neapel und Sizilien, dw schönen östreichischen Län-
der, und die ganze burgundische Erbschaft in den Nieder-
landen. Wenn einem solchen noch der Glanz der alten Kai-
serkrone gegeben wurde, dann konnte ihn diese, so fürchte-
ten sie, mit der Macht seines Hauses verbunden, leicht zu
hoch erbeben, und ihm Gedanken des Stolzes cingeben, daß
er die Freiheit der deutschen Fürsten zu überwältigen und
uns Deutschland ein unumschränktes Erbrcich zu machen
strebte.
Don der andern Seite war als Mittwerber um die kai-
serliche Krone Franz I., König von Frankreich, ausge-
treten. Der Papst begimstigte ihn, und durch sein erstes
ritterliches Erscheinen in Italien hatte sich der junge König
großen Ruf erworben; ja, sein Volk, erhob, nach seiner
Weise, die Verdienste seines Königs in den Himmel. Die
französischen Gesandten überreichten den deutschen Wahlfür-
ften zu Frankfurt eine Schrift zu Gunsten des Königs, und
indem in derselben von der großen Türkengefahr die Rede
war, schlossen sie: „derjenige müsse in der That ohne Ver-
stand seyn , der zu einer Zeit, da der Sturm bereits aus-
gebrochen sey, noch zweifle, ob man das Steuer des Schlf-
ws dem Geschicktesten anvertrauen müsse."
Aber, obwohl sie so zuversichtlich redeten, fühlten die
sten doch die Gefahr und den Schimpf, einen König
Franzosen zum deutschen Kaiser zu machen; und da der
rrfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, dem sie
. Krone anboten, sie mit großartiger Gesinnung ausschlug,
eil die geringe Macht seines Hauses so schwierigen Zeiten
.icht gewachsen sey , und selbst den jungen spanischen König
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Maximilian Maximilian Karl_von_Spanien/ge- Karl Karl Karl Franz_I. Franz_I. Friedrich_der_Weise Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Soltauer_Heide Europa Spanien Neapel Sizilien Deutschland Frankreich Italien Frankfurt Sachsen
290 Vii. Ztr. Vom westph. Fried, bis fetzt. 1648 — 1823.
gleichsam zur Person geworden, und ihre furchtbaren Grund-
sätze lebten in ihm fort. — Das erste Wort, welches er
nach dem Preßburgcr Frieden sprach, war sein gewöhnlicher
Bannspruch. Der König von Neapel hatte englische und
russische Truppen in sein Landaufgenommen; da schickte er
seinen Bruder Joseph und Massena mit 60,000 Mann
längs Italien hinab, intb in dem Aufruf, den er ihnen am
27. Dezember von Schönbrunn aus mitgab, hieß es:
„Das königliche Haus von Neapel habe aufgehört zu regie-
ren !" Das furchtbare Wort schreckte dieses Haus auch
in der That von dem Boden Italiens über die Meerenge
nach Stz ilien hinüber; hier erhielt cs sich mit Hülfe
Englands, in Neapel aber wurde Joseph Buonaparte
zum erblichen König erklärt. Der neue Königsthron kostete
noch unermeßliches Blut; die Einwohner Unteritaliens em-
pörten sich immer mit neuer Wuth, und Kalabrien nebst den
Abbruzzo's mußten fast in Einöden verwandelt werden.
Zunächst traf nun Holland die Reihe. Es wurde
gleichfalls in ein Königreich verwandelt, und einem andern
Bruder, Ludwig Napoleon, zu seinem Theile gegeben.
Es hatte nicht das schlimmste Loos gezogen, denn Ludwig
fühlte die Pflicht, für sein neues Volk mehr zu leben, als
für seines Bruders Willen.
Ein dritter aus des Kaisers Verwandschaft, sein Schwa-
ger, Joachim Mürat, ward an dem rechten Ufer des
Rheines, des Stromes, der so oft als natürliche Scheide-
wand zwischen dem Deutschen und Französischen genannt
war, aufgestellt, ein bedenkliches Zeichen für die Zukunft;
er erhielt die Herzogthümer Cleve und Berg; erfteres
hatte Preußen, letzteres Vaiern für Anspach, abgetreten.
Alerander Berthier endlich, der erste im Kriegs-
vathe Napoleons, bekam das Fürstenthnm Ncuschatel.
Zugleich mit diesen äußern Vorrüstungen wurde der Plan
der innern Gestaltung des großen Baues gleichfalls klarer
dargelegt. Französische Blätter mußten das System des
Gleichgewichts, an welchem Europa noch immer mit einigem
Glauben gehangen hatte, als ein sehr thörichtes ausschreien,
welches nur Eifersucht und Kriege erzeugt habe. Ruhe sey
nur dann zu hoffen, wenn Einer den unbestrittenen Vor-
rang habe und seinem Worte bei den Streitigkeiten der Völ-
ker Folge geleistet werde. Es war die Sprache der Römer,
kurz vor der Zeit als sie die Weltherrschaft geradezu an sich
rissen; da nannten sie sich auch die Schiedsrichter der
Welt, und ihre Gesaudten zogen mit ihren Stäben Kreise
um die Könige, welche noch diesen Namen trugen, und
forderten auf der Stelle die Erklärung des Gehorsams. —
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph Schönbrunn Joseph_Buonaparte Ludwig_Napoleon Ludwig Napoleon Ludwig Ludwig Joachim_Mürat Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Italien Neapel Italiens Englands Neapel Kalabrien Holland Rheines Napoleons Europa
Der Spanier Beispiel. 301
des Jahres 1803 seine Krone niederlegte unv ihm selbst über-
gab; den Sohn Ferdinand Vii. aber lockte er durch List
über die Grenze nach Bayonne, und zwang ihn gleichfalls
zur Entsagung des Thrones. Es wurde ihm nur die Wahl
zwischen Abdankung oder Tod gelassen, und der Jüngling
wählte das Leben als Gefangener in Frankreich. Sein Volk
aber war nicht so geduldig. Als Napoleon in der Freude
über das gelungene Werk sogleich seinen Bruder Joseph
zum Könige in Spanien ernannte, (das Königreich Neapel
erhielt darauf der Großherzog von Berg, und dieses Groß-
herzogthum später der Kronprinz von Holland), da ergrif-
fen die Spanier im gerechten Zorne die Waffen gegen den
aufgedrungencn König. Dom Anfang ihrer Geschichte an
sind sie immer ein freiheitsliebendes, Ehre und Schande
sehr wohl unterscheidendes, für König, Vaterland und
Religion schwärmerisch entbranntes, Volk gewesen, und so
haben sie sich auch in unserntagen bewiesen. Seit langer Zeit
ungeübt in den Künsten der neueren Kriegsweise, sind sic zwar
vielfältig von den französischen Heeren in offenen Schlachten
zersprengt worden, aber besiegt haben sie sich dennoch nicht
gegeben. Die Vortheile ihres Landes, Gebirge und wüste
Gegenden, Städte und Mauern wohl benutzend, haben sie
in einzelnen Gefechten eine unermeßliche Menge von Fein-
den von ihrem Boden vertilgt, der spanische Krieg hat
Hunderttausenden von Franzosen das Leben gekostet, und
viele Deutsche, die Napoleon dahingetrieben, fanden dort
gleichfalls ihr Grab. Die Spanier aber erhielten durch
England eine sehr treffliche Unterstützung an Waffen und
Kriegern, und eine noch wichtigere durch den großen Feld-
herrn Wellington. Er hat durch seine ruhige, beson-
nene Kunst mit geringen Mitteln die pyrenäische Halbinsel
lange vertheidigt, dann Schritt vor Schritt wieder erobert,
bis die großen Entscheidungen in Rußland und Deutschland
ihn über die Gebirge nach Frankreich selbst riefen.
69. Der Krieg Oestreichs von 1809.
Wie Preußen im Jahre 1806 der Stimme der Ehre und
dem alles Andere überwiegenden Gefühle gefolgt war, daß
gegen die Schmach des französischen Uebermuths keine.an-
strengung zu groß, kein Opfer zu schwer, kein Unglück zu
schmerzlich sey, so erhob sich auch Oestreich durch den
gleichen Antrieb im Jahr 1809 zum neuen Kriege gegen
Frankreich. Es war ihm selbst unmittelbar keine Krän-
kung widerfahren; aber rund umher geschah das
Schändliche und das Verderbliche. Das alte Reich der
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Napoleon Joseph Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Bayonne Frankreich Spanien Neapel Holland England Wellington Deutschland Frankreich Frankreich
94 1815.
ivm\va\vvtvi\vv\v>\vti\iivv\vmsivvvw\u\viivi\\u\\uiv\uviiv
Neuem ein Kaiser der Franzosen sein solle? Die Antwort
wußte ein jeder voraus^ — er wurde ausgerufen und empfing
den neuen Eid der Treue von denen, die ihren Eid zum Therl
vor einem Jahre ihm selbst und so eben dem Könige gebro-
chen hatten.
In wenigen Monaten sah er nun auch, was sein Herz am
meisten erfreute, ein ausgesuchtes Heer um sich versammelt.
Alle die Tausende, welche'eben ans ganz Europa der Kriegs-
gefangenschaft entlassen waren, und alle, die der letzte Krieg
übrig gelassen, mir vielen Neugeworbenen verstärkt, standen
wieder in den Reihen. Dahinter wurden die Nationalgarden
gerüstet, und die französischen Zeitungen redeten nun schon von
Millionen, die für ihren Kaiser zu kämpfen bereit seyen.
24. Das Vorspiel Mürats.
Don dem Geschlechte, welches Bonaparte früher auf die
von ihm errichteten Throne gesetzt hatte, war nur noch sein
Schwager Mürat, König von Neapel, übrig. Er hatte im
Jahre 1814 seine Krone dadurch gerettet, daß er, als die Ver-
bündeten noch mit Napoleon hart kämpften, von ihm abließ
und sich dem europäischen Bunde anschloß. Es war nicht Abscheu
gegen die französische Ungerechtigkeit, und nicht aufrichtige Nei-
gung für die Grundsätze des Bundes, sondern einzig die Be-
rechnung des Vortheils, die ihn dazu trieb; und als nun der
Dortheil anders zu winken schien, als Napoleon unter dem
Jubel Frankreichs seinen Thron wieder bestieg und sich in al-
ter Kraft rüstete, da fand sich auch Mürat wieder in besserer
Gesellschaft mit ihm; unter den alten, seit vielen Jahrhunder-
ten bestehenden, Herrschergeschlechtern hatte er sich nicht son-
derlich wohl gefühlt.
Dazu spiegelte ihm sein Eigendünkel eine große Hoffnung
vor. .Italien war voll mannichfachen Gährnngsstoffcs. Viele
sreigesinnte Männer dieses schönen, nun seit mehr als 1200
Jahren immer zertheilten, von Fremden oft hart bedrängten,
Landes sehnten sich nach einer Vereinigung ihres Vaterlandes
zu Einem kräftigen Reiche, damit ihr Volk wiederum selbst-
ständig und ehrenvoll unter den übrigen da stände. Ein groß-
ßer Mann hätte vielleicht schon längst mit den Einwohnern
Italiens die bedeutendsten Veränderungen in's Werk richten
können.- Nun aber wollte Joachim Mürat als ein solcher un-
ter ihnen anftreten, und äffte, nach seiner eitlen Weise, die
Sprache eines großen Mannes nach. Allein der Frevel, eine
hohe Bestimmung zu erlügen, die er nicht in sich trug, wurde
alsbald schwer an ihm gerächt. Die östreichischen Heerführer
Fr im o nt, Bianchi, Neipperg und Rüget, die gegen
ihn ausgesendet wurden, trieben ihn, wie einen großredenden
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Joachim_Mürat Bianchi Neipperg
Extrahierte Ortsnamen: Europa Neapel Frankreichs Italiens