46 §. 25-26. Mittlere Geschichte, 476-1517.
obert und den Christen der Zutritt zu den H. Orten gestartet. Streit und Heimkehr der Fürsten. Richard Löwenherz von Herzog Leopold von Oesterreich und von Kaiser Heinrich Vi. bis zur Zahlung eines Lösegeldes (1194) gefangen gehalten.
1202-1204. Vierter (sog.) Kreuzzug (1202—1204). Französische Kreuzfahrer unter Graf Balduin von Flandern und Venetianer erobern Constantinopel, zunächst für Isaak Angelus gegen dessen Bruder Alerius Iii. und gründen dann daselbst das lateinische Kaiser-thum (1204), welches Michael Paläölogus von Nicäa aus (1261) wieder zerstört.
Anderweitige sog. Kreuzzüge: a) der Kinder, von Südfrankreich aus (1212); b) des Königs Andreas von Ungarn gegen Damiette (bei Alerandria; 1219); c) des päpstlichen Legaten und der französischen Könige gegen die ketzerischen Waldens er und Albigenser in Südfrankreich (1209 — 1229).
1228-1229. Fünfter Kreuzzug (1228—1229). Kaiser Friedrich Ii., im Banne Gregor's Ix., schließt einen Vertrag mit Sultan Kamel, krönt sich als „König von Jerusalem". Ein Angriff der päpstlichen Söldner auf Friedrich's Erbland Sicilien nöthigt den Kaiser zur Heimkehr.
1248-1254. Sechster und siebenter Kreuzzug (1248—1254 u.
1270). — Jerusalem von den türkischen Chowares-miern erobert (1244). Ludwig Ix. der Heilige, König von Frankreich, nach der Eroberung von Damiette gefangen genommen (1248) und durch Lösegeld frei, erliegt auf einem neuen Zuge vor Tunis einer 1270. Seuche (1270). Akko und die übrigen Besitzungen der Christen in Palästina von den Mamelukken, Leib-1291. Wächtern des ägyptischen Sultans, erobert (1291).
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Extrahierte Personennamen: Richard_Löwenherz Leopold_von_Oesterreich Leopold Heinrich_Vi Heinrich Balduin Isaak_Angelus Isaak Michael_Paläölogus_von_Nicäa Südfrankreich Andreas_von_Ungarn Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Ix Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Alerandria Südfrankreich Sicilien Jerusalem Frankreich Palästina
153
Söhne, von denen Franz Ii- mit der schottischen Maria
Stuart vermählt, nach einem Jahre starb, worauf
Ihm sein Bruder Karl Ix. folgte. Unter dessen schlech-
ter Negierung zerrütteten die hohen Häuser der Guisen
und Bourbons Frankreich; das erste an der Spitze
der Katholiken, das letzte an der Spitze der Protestan-
ten oder Hugenotten, deren Seele der wackre Admiral
Coligny zu sein verdiente. Für den minderjährigen
Karl regierte seine ränkesüchtige Mutter Katharina
von Medicis. Es kam unter ihr zu 4 Religionskrie-
gen , und zu jener furchtbaren Pariser Bluthochzeit
oder der Bartholomäus-Nacht (2g. August 1572), wo
bei Gelegenheit der Vermahlung des Königs Heinrich
von Navarra, eines Hugenotten, mit Karls Schwester
Margaretha, zu Paris und in ganz Frankreich gegen
60000 Hugenotten mit Coligny ermordet wurden.
Schaß sich doch der junge König selbst vom Schloß he,
rab einige Hugenotten! 2h"' folgte sein Bruder Hein-
rich Iii., dem gegen die Guisen, die selbst auf den
Thron sich Rechnung machen mochten, endlich nichts
übrig, blieb, als zwei derselben zu ermorden, und (weil
er dafür des Throns zu Gunsten eines dritten Guise,
des Herzogs von Mayenne, entsetzt wurde) sich ^den
Hugenotten selbst in die Arme zu werfen (158y). Als
aber ein Dominikaner, Clement, den Kinderlosen meu-
chelmordete, schwang sich der junge Heinrich von.na-
varra, mit ihm das Haus Bourbon, durch Krtegsglüek
und durch Uebertritt zum Katholicismus auf den Thron.
Heinrich Iv. verdiente ihn, als Muster eines Kö-
nigs der Franzosen; er verdiente aber auch einen
Freund und Minister in den Herzog Sully zu haben,
dem Frankreichs innere Staarskrast so viel verdankt.
Den Hugenotten wurde in dem wichtigen Edict von
Nantes (15y8) die freie Neltgionsübung und die Be-
langung zu allen öffentlichen Aemtern zugesichert! und.
selbst den deutschen Protestanten Hülfe angeboren.
Sein großer Plan, Europa in eine allgemeine Repub-
lick von 15 möglichst gleichen und unter sich vereinten
Staaten zu verwandeln, wäre auch dann so unmöglich,
als der so oft geträumte ewige Friede gewesen, wenn
hen edlen Heinrich nicht Ravaillacs Mötdrrdolch (14.
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Extrahierte Personennamen: Franz_Ii- Franz Maria
Stuart Maria Karl_Ix Karl Admiral
Coligny Karl Karl Katharina
von_Medicis August Heinrich
von_Navarra Heinrich Karls_Schwester
Margaretha Karls Coligny Clement Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Sully Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Frankreich Frankreichs Nantes Europa
110
Geschichte des Mittelalters.
Hi. Abschnitt. Vom Anfänge der Kreuz«
züge bis zur Entdeckung von Amerika.
(1696 — 1492.)
Die europäische Menschheit war nicht bestimmt, an
den Banden des Lehenwesens und der.hierarchie ewig
gegängelt zu werden; noch war hohe Kraft in ihr,
und diese wollte sich austoben. Ein willkommner Ruf
war es also, als der Papst Urban Ii. durch einen
Einsiedler, Peter von Amiens, die Christen auffordern
ließ, das heilige Grab zu Jerusalem, oder vielmehr
das ganze heilige Land den Ungläubigen wieder zu
entreißen. Zwar ehrten die Araber, seit 657 Herren
des Landes und der Stadt, die auch ihnen heilig war,
den andächtigen Eifer der frommen Pilger, deren schon
seit Eonstantin jährlich Tausende dahin zogen, und
ehrwürdige Ueberbleibsel der Ehristuözeit (Reliquien)
mit zurückbrachten. Allein die Seldschucken, ein Türken«
stamm, bemächtigten sich deö Landes, erschwerten den
Zutritt zu den heiligen Orten, und plagten die Christen
aufs äußerste. Darum fand der mit (angeblich vom
Himmel gefallenen) Briefen r n Palästina kommende
feurige Clauöner aus seinem Esel, überall Anhang;
und auf den Kirchenversammlungen von Piacenza und
zu Elermont hefteten Tausende, im heiligen Eifer ein
rothes Kreuz auf die Schulter» als Zeichen ihrer from-
men Unternehmung (10y5). Viele warteten gar nicht
ab, bis ein ordentlich gerüsteter Zug zu Stande kam;
sondern liefen unter Peters, andere unter des Ritter
Walter Habenichts Anführung voraus, ohne Lebens-
mittel, Waffen, Wegweiser (einmal sollten eine Gans
und Ziege den Weg zeigen), kamen aber auch meistens
um; andere sielen über die armen Juden her, und
verbrannten ihrer viele. Endlich kam auch der wohl-
geordnete Hauptzug zu Stande. Gottfried von Bouil-
lon, Herzog von Ntederlothringen, Balduin von Flan-
dern, Raimund von Toulouse, Robert von der Nor-
mandie, Stephan von Blois, Fürst Boemund von
Tarent, Tancred fein Vetter (der Achill deö Zuges),
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123
Anjou gefolgt. Scklechre und drückende Negierungen
v-ranlaßten, das; das Volk sich Frecheusbrtefe erzwang,
und eine Volksvertretung (Parlament), welche, wie
mangelhaft sie war, doch der Könige Willkür schwäch-
te, und dem Volke größeres Selbstvertrauen verlieh.
Auf die Kampfe mit Frankreich folgten bald innere;
indem zwei große Hauser, Pork und Lancaster (die
weiße und die rolhe Rose) l453 sich über den Besitz
der Krone blutig stritten. Eine Herrath Heinrichs Vii.
(1485— 150t)) beendete den schweren Streit. 3n ^'W
Schottland herrschte seit 1371 das Haus Stuart, das
unglücklichste, was je regiert hat.
Zerstückelter als nie erscheint Italien. Neapel
und Sicilien, der Hohenstaufen Crbland, schmachtete
unter Karls von Anjou Drucke. Nur in Sicilien ge-
lang es, die französische Herrschaft mit der Aragoni-
schen zu vertauschen, indem man plötzlich (Ostern 1282)
über die Franzosen auf der Insel herfiel (sictlianische
Vesper), und sie erschlug. Neapel aber kam nach viel-
fachem Herrscherwechsel erst um 1458 an Aragonien. — 7c
Im Kirchenstaate war Nom endlich von den kai-
serlichen Statthaltern durch die Papste befreit, ein Car-
dinalcollegium und (1300) von Bontfaz das große Ju-
beljahr mit dem allgemeinen Ablaß eingeführt worden,
den sich gegen 200000 Pilger holten, und so reiche
Gaben zurückließen, daß 2 Priester wochenlang be-
schäftigt waren, sie vom Altar herabzunehmen. Desto
mehr empfanden die faulen Römer die Abwesenheit der
Päpste in Frankreich zu Avignon. Die großen Adels-
geschlechter der Colonna und Ursini bekämpften sich; ja
es warf sich sogar. (1z47) ein L7o,tarius Cola dt Rien-
^nach Vertreibung des Adels zum Ritter vom heilt»
gen Geist, Befreier der Stadt, Eiferer für das Wohl
Italiens und Tribunus Augustus auf, indem der tolle
Schwindler mit der republtcanischen Form Rom auch
die Größe der alten Zeit wiedcrgeben wollte. Endlich
fiel er durch das Volk selbst, das zur Besonnenheit
zurückgekommen war. — Im obern Italien stritten
sich fast in jeder einzelnen Stadt noch die Welfen und
Ghibelltnen herum, die man endlich gar von zwei
Brüdern, Welf und Gtbel, ableitete. Aber bald wuß«
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Extrahierte Personennamen: Hauser Heinrichs Heinrichs Karls_von_Anjou Karls Bontfaz Augustus Welf
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schottland Italien Neapel Sicilien Sicilien Neapel Aragonien Frankreich Avignon Italiens Rom Italien
124
ten auch einzelne Familien sich das höchste Ansehen kn
diesen Städten zu verschaffen, wie die Visconti, (spater
die Sforza) in Mailand, die Medici, reiche Kaufleute
und Beförderer der Künste und Wissenschaften in Flo-
renz, in Mantua die Gonzaaa^. in Ferrara und Mo-
dena die Este. In Venedig und Genua blieb die
Republik unter Dogen; der Handel war Seele beider
Staaten. Aus deutschem Hause stammend, hoben sich
die Grafen von Savoyen.
In Spanien hakten sich allmählig aus den ein-
zelnen christlichen Staaten zwei größere Königreiche,
Aragonien und Kastilien, unter eigenen Königen ge^
bild'els'wahrend das arabische Kalifat im Süden eine
Provinz nach der andern verlor. Die—der Mahlung
Ferdinands des Katholischen von Aragonien, mit Isar
bella von Kastilien (14öq) leitete endlich die Vereini-
gung beider Staaten ein, wenn sie auch völlig erst
1516 statt fand. Große Verdienste um das Land
halte der weise Minister Zsimene^. Aber schon wurde
auch 1484 die Inquifftion in Spanien eingeführt, und
dadurch der große Character des Volkes immer mehr
verdüstert und eingeschüchtert. Endlich ging aud)j_4g2
das Königreich Granada aus muhamedanischen in christ-
liche Hände über, und Zu gleicher Zeit wurde Amerika
entdeckt.
Die Grafschaft Portugal wurde erst 113q ein
Königreich und 1253 Älgarbren dazu erworben. Die
neue Linie der unachten Burgunder seit 1383 zeichnete
sich durch die Eroberungen von Eeuta und Tanger in
Afrika und durch Seeentdeckungen aus, die des Han-
dels wegen, worauf des Landes Lage schon hinwies,
unternommen wurden. Vor allem galt es dem reichen
Ostindien, wohin man gern einen Seeweg entdeckt
hatte. Allmählig fand man, auf Betrieb des thatigen
Prinzen Heinrich, (des Schiffers) die Azoren, die Kap-
verdischen Inseln, fand Guinea, 1452, (machte leider
aber auch die ersten Negersklaven!) und als man wahr-
nahm, daß unter dem Aequator doch das Meer nicht
siedend sei, die Erde nicht in Flammen stehe, kam man
ollmählig bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung
i486 (welches Bartholomäus Draz entdeckte), und bald
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Extrahierte Personennamen: Sforza Ferdinands Eeuta Heinrich Heinrich Schiffers Bartholomäus_Draz
Extrahierte Ortsnamen: Mailand Flo- Mantua Ferrara Venedig Genua Spanien Aragonien Kastilien Aragonien Kastilien Spanien Granada Amerika Tanger Afrika Ostindien Guinea
mr~~ ' ——-
— 102 —
England und eine große Schwäche der Regenten, die
aus dem Hause Braganza seit Ió40 waren, und sich
trotz Spaniens Bemühungen, befestigt hatten. Nur
die Regierung Zoseph Emanuels (1750—1777) zeich-
nete sich durch den Minister Pombal aus, der dem
erschlafften Staate wieder neue Kräfte zu geben suchte.
Freilich mußten, bei solcher Erschlaffung, seine durch-
greifenden Reformationen auch drückende werden. Das
furchtbare Erdbeben, 1. Nov. 1755, welches der halben
Stadt und wenigstens 30,000 Menschen ihre Existenz
kostete, wurde freilich als Zorn des Himmels über seine
Neuerungen von den Geistlichen gedeutet. Ein Atten-
tat auf des Königs Leben, wobei die Jesuiten die
Hand im Spiel gehabt haben sollten, und die Wider-
setzlichkeit derselben, bet der Vertauschung von St.
Sagramento gegen das spanische Paraguay, wo sie
ein eignes Reich von Indianern sich gegründet hatten,
zogen ihren Fall in Portugal nach sich, 1756. Die
tiesgesunkene Armee wurde durch den Deutschen Graf
von Lippe-Schaumburg wieder organisirt. Aber die
bigotte Maria Franziska, Tochter des Königs, die ihm
folgte, und endlich in Wahnsinn fiel, dankte Pombaln
ab, und hielt lieber 1776 noch ein feierliches Auto
da Fe. Für sie übernahm 17q2 ihr Sohn Johann die
Regentschaft. Die alten goldnen Tage waren
längst vorbei. Kein Wunder, wenn noch lange in
Erinnerung derselben das abergläubische Volk bei einem
gewissen Meereswinde auf Hügel lief, und nach Süden
schaute, ob sein heiliger Sebastian von 1578 aus
Afrika nicht wiederkehre!
In Spanien war auf den schwachen Philipp V.
und seine herrschsüchtige Gemahlin Elisabeth von Parma
(mit ihrem politischen Schwindler Alberoni) 1743
Ferdinand Vi. gefolgt, der 1753 in Wahnsinn fiel,
und den König von Neapel, Karl Iii., seinen Halb-
bruder zum Nachfolger hatte (bis 1788), während
Neapel fein dritter Sohn Ferdinand erhielt. Doch
zeichneten sich unter ihm die Grafen Aranda und Campo-
manes als Minister aus. Wohlthätig für das Land
war die Vertreibung der Jesuiten und die Beschrän-
kung der Inquisition.
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Extrahierte Personennamen: Maria_Franziska Maria Pombaln Johann Sebastian Philipp_V. Philipp_V. Elisabeth_von_Parma Alberoni Ferdinand Karl_Iii Karl Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: England Spaniens Paraguay Portugal Lippe-Schaumburg Afrika Spanien Neapel Neapel
203
Napoleon ging nun nach Wien und schlug am 2. Dec.
die unterdeß herbeigekommenen Russen zugleich nur
einem östreichischen Heere bei Austerlitz in der ersten
Dreikaiserschlacht, die in drr neuern Geschichte vor-
kommt. Noch stand der siegreiche Erzherzog Karl
mit einem Heere in Italien Massena gegenüber; aber
der Kaiser Franz zog einen Waffenstillstand und den
Frieden vor, der am 25. Dec. zu Presburg zu Stande
kam. Kaiser Alexander I., der seit dem 24. Matz
1801 den Thron feines Vaters Paul bestiegen hatte,
nahm keinen Thetl an dem Frieden, in welchem
Oestreich: Tirol, Voralberg, Venedig und u. f. w., mehr
als 1000 □ Meilen und fast Z Millionen Untertha-
nen verlor, und blos Salzburg gewann. Dagegen
gab Napoleon feisten Verbündeten, den Kurfürsten
von Vaiern und Würtemberg die souverainr, also vom
Kaiser und Reiche unabhängige Königswürde und sehr
bedeutende Theile des eroberten Landes. Preussen
hatte Hannover annehmen müssen, und kam dadurch
in Krieg mit England, welches bereits bei Trafalgar
am 21. Oct. 1805 die spanisch-französische Flotte fast
vernichtet hatte, wobei leider der große Nelson blieb.
„Die Boten jener Niederlagen in Deutschland trafen
William Pitt, den Stifter der ganzen Coalition auf
dem Todtenbette. Arm und verschuldet, und mit ge-
brochenem Herzen starb der Mann (23. Jan. 1806),
der bis zum letzten Athemzuge die Stütze der Frecheit
blieb." Fox, sein Nachfolger, wollte Frieden und
erhielt ihn nicht.
So war im ersten östreichischen Kriege auch der
erste Schritt des großen Planes zu einer Föderativ-
Universalmonarchie geschehen, in welcher Napo-
leon sein Frankreich zum Centralstaat und sich selbst
zum Ober Protektor zu machen gedachte. Schon war
der König von Neapel und Sicilien nach Sicilien
vertrieben, und das Königreich Neapel an Joseph
Bonaparte gegeben. Eugen Beauharnats, Stiefsohn
des Kaisers, wurde Vicekönig von Italien; Murat,
des Kaisers Schwager, Großherzog von Berg und
Kleve; Berthier wurde souverainer Fürst von Neust
chatel; Ludwig Bonaparte König von Ho-Uand. Für die
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Franz Franz Alexander_I. Alexander_I. Oestreich Voralberg Napoleon Nelson Joseph
Bonaparte Eugen_Beauharnats Eugen Ludwig_Bonaparte_König_von_Ho-Uand Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Wien Italien_Massena Venedig Salzburg England Deutschland Frankreich Neapel Sicilien Sicilien Neapel Italien
206
nur die Sache bei ihm in Betracht gekommen sei, und
ihm als Kaiser obgelegen habe, nicht blos Frankreich
zu regieren, sondern die Welt zu unterjochen^— um
einen allgemeinen Frieden unter seiner Palme (wäre
es auch ein Grabesfrtede geworden!) zu erzwingen.
(Aeußerte er doch selbst: „er regiere mit eiserner Hand,
doch einen Handschuh drüber!^) Welche Maste von
moralischer Verschlechterung durch die Contrebandiers,
durch sein furchtbares Spioneriesystem in die Welt ge-
führt würde, wie drückend seine Conscription und über«
Haupt sein eiserner Wille auf Europa laste, konnte nach
solchen Maximen freilich nicht in die Waagschaale der
Betrachtung kommen.
Doch hatte sein ganzes System einen Niß, so lange
die Pyrenaiscke Halbinsel nicht ihm ganz gehörte. Spa-
niens Karl Iv. bei dem sich Manuel Godoy durch
Schönheit und Gesang, zum Verwandten des Königs,
zum allmächtigen Minister und Herzog von Alcu-
dia (auch Friedensfürsten) emporgeschwungen hatte,
mußte endlich in eine Theilung Portugals, dessen
Regent Karls Schwiegersohn war, willigen (Oct- 1607)
und eine französische Armee unter Iunot nach Portu-
gal rücken lasten, die eben in Lissabon einzog (30.
Nov.) als sich der Regent mit dem ganzen Hofe auf
englischen Schiffen nach Brasilien eingeschifft hatte.
„Die Dynastie Braganza har aufgehört zu regieren!^
donnerte dem Flüchtigen nach. — Aber die Reihe
traf nun den unglücklichen Karl Iv. selbst. Ern furcht-
bares Gewebe von Treulosigkeit und Hinterlist hetzte
sofort den Sohn des Königs oder Prinzen von Asturien
Ferdinand Vii., gegen den Vater auf, und Napolieon
.sprach endlich als Schiedsrichter zu Bayonne (10.
Mai 1608): daß Vater und Sohn dem Throne ent-
sagen, und in Frankreich schöne Schlösser mit einem
(.Madengehalt beziehen sollen. So waren die Bou»
chons bis auf Sicilten herabgebracht, und Ferdinand
bekam Zeit, der gebenedeiten Jungfrau ein reiches
Kleid zu sticken. Auch wünschte er von.napoleon adop-
iirt zu werden. -Joseph Bonaparte vertauschle sofort
Spanien mit Neapel, welches letztere Murat bekam,
während dessen Großherzogthum Berg dem Sohne des
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Manuel_Godoy Karls_Schwiegersohn Karls Karl_Iv Karl Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Portugals Lissabon Brasilien Asturien Bayonne Frankreich Spanien Neapel
142
Heiligen und Engel. Die 7 Sakramente schmolzen auf
zwei zusammen. Der Gottesdienst wurde nicht mehr
lateinisch, sondern deutsch gehalten; für Lehrer und
Schüler ein großer und kleiner Katechismus entworfen.
Wie Luther mit seiner Popularität und Heftigkeit mehr
auf die ganze Masse, wirkte sein gelehrter und milderer
Freund Philipp Melanchthon auf die Gelehrten. In
wenigen Zähren verbreitete sich die Reformation über
ganz Kursachsen, Thüringen, Hessen, Meklenburg,
Pommern, Theile von Braunschweig, in das durch die-
selbe zu einem weltlichen Herzogthume umgeschaffene
Deutschordensland Preußen, nach Dänemark und Schwer
den; während Zwinglis Werk bald an Oekolampadius
in Basel, an Haller in Bern, Calvin in Genf kräftige
Mitarbeiter oder Fortsetzer erhielt, die ihre von Lu-
thers Ansicht etwas verschiedene Lehre bald ins südliche
Frankreich (Hugenotten) und in die Niederlande ver-
pflanzten. So war in Zeit von kaum 10 Jahren eine
Reformation nicht blos begründet, sondern auch von Mil-
lionen Menschen angenommen worden. Nur war die
Frage, ob solcher Abfall von dem früheren Glauben die
Katholiken nicht zu kräftiger« Gegenmaßregeln antreiben
werde?
Der Papst allein vermochte nichts. Man mußte
entweder Wahrheit der Wahrheit entgegensetzen, oder
mit Gewalt die Neuerung unterdrücken, oder endlich
die Sache ruhig ihres Weges gehen lassen. Das erste
konnte, das letzte wollte man nicht; man rechnete also
auf die Macht der katholischen Partei der Christenheit,
vor allem aber auf den neuen Kaiser Karl. Doch
dieser von der einen Seite mit Franz I. dem ritterli-
chen Könige von Frankreich, seinem Nebenbuhler bei
der deutschen Krone, von der andern Sette bald von
der, Türken, unter ihrem größten Sultan Solimün i 1.
bedrängt, (dessen Heer 152s) sogar vor Wien erschien)
vielfach beschäftigt zugleich als König Spaniens, Nea-
pels und Siciliens, als Herr von Mailand und den
Niederlanden, wollte vorerst durch Reichstage, Neli-
gionsgespräche, durch Zusammenberufung eines allge-
meinen Conciliums den Ktrchenzwiespait entweder güt-
lich ausgleichen, oder doch die gewaltsame Entscheidung
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Melanchthon Philipp Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Meklenburg Pommern Braunschweig Dänemark Basel Bern Genf Frankreich Niederlande Frankreich Wien Spaniens Mailand Niederlanden
— 152 —
nier» dle Colonie» Portugals weg, gründeten neue
eigene, besonders Batavia auf Java, bekamen die Mo-
lucken, Ceylon und deck ganzen Gewürzhandel in ihre
Hände. Je schwächer Spanien wurde, desto stärker
wurden sie; bald kam es zum Waffenstillstand, 1609,
und nach einem neuen Kriege, wo zwar ein Spinola,
aber auch ein Friedrich Heinrich von Oranien austraten,
1648 zum Frieden und zur Anerkennung ihrer Unab-
hängigkeit. —
Znspanien hatte Philipp die Nachkommen der
Mauren, die Moriskos, zum Christenthum gezwungen
(sein Nachfolger Philipp 11!. vertrieb sie ganz), hatte
für 5 Millionen Ducaten das ungeheure Kloster Esko-
rial gebaut, hatte aber auch seinen Sohn Don Kar-
los, einen Prinzen, der schon in früher Jugend an
dem Erwürgen unschuldiger Thiere und ihren Todes-
zuckungen viel Vergnügen fand, und endlich gar dem
Vater nach dem Leben trachtete, durch ein Rittergericht
zum Tode vcrurthetlen lassen müssen. Endlich traf
noch den Herrn von Landern, „in denen die Sonne
nicht unterging," die Schmach, daß er bei allen Schäz-
zen Perus und Mexikos doch 150 Millionen Dukaten
Schulden hatte, und von Haus zu Hause durch Geist-
liche eine Collecte für sich einsammeln lassen mußte.
Wer nach dem Verfalle des noch unter Karl und Fime-
nenz so blühenden Spaniens (von dem ein altes Sprüch-
r»ort sagte: Wen Gott lieb hat, dem giebt er sein
Drod in Spanien zu essen) fragt, der klage jenen Phi-
lipp an, der sich endlich, viel zu spät, 1598, ein Bett-
ler iw seinem goldnen Eskoriol, durch die Mönchskutte
in den Himmel stehlen wollte. Ihm folgte Philipp Iii.,
Iv., Karl 11., nur durch ihre Minister bedeutend,
und der letzte durch seinen Tod, 1700.
Frankreich wurde durch die Deformation in blu-
tige innere Kriege verwickelt, die doppelt gefährlich
waren; da es auch seit Karl V. und Philipp Ii. von
dem Hause Habsburg in Deutschland wie in Spanien
umgeben war. Kampf gegen dieses Haus wurde nun
Frankreichs stehende Politlk über 20o Jahre lang.
Heinrich 11 , Franz des I. Sohn, (1547—1559) der
dir lothringische» Disthümer Karln entrissen, harte 3,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Heinrich_von_Oranien Friedrich Heinrich Philipp Philipp Philipp Philipp Karl Karl Philipp_Iii Philipp Karl_11. Karl Karl_V. Karl_V. Philipp_Ii Philipp Heinrich_11 Heinrich Franz_des_I._Sohn Franz
Extrahierte Ortsnamen: Portugals Ceylon Spanien Mexikos Spaniens Spanien Frankreich Deutschland Spanien Frankreichs