130
menkunft in Chiavrnna am Comerfte, da alle Vorstellungen
fruchtlos blieben, Heinrich's Kniee umfaßte und ihn bat, daß
er ihn nicht verlassen möge, blieb dieser unerbittlich und eilte
nach Deutschland zurück. Die Folge war des Kaisers Nie-
derlage bei Legnano 1170. Tief gebeugt söhnte er sich
1177 in Venedig mit Alexander Iii. aus und schloß einen
Waffenstillstand mit den Lombarden, aus dem 1183 der Friede
zu Constan,; hervorging. Heinrich's Bestrafung hatte inzwi-
schen der Kaiser beschlossen. Als er auf drei Reichstagen,
vor die er geladen worden, nicht erschienen war, sprach der
Kaiser aus dem vierten zu Würzburg 1180 die Acht über ihn
aus und entsetzte ihn seiner Länder. Heinrich griff zu den
Waffen, aber von Friedrich besiegt flehte er 1181 auf dem
Reichstage zu Erfurt fußfällig um Gnade und erhielt hierauf
zwar Braunschweig und Lüneburg zurück, mußte aber drei
Jahre lang das Vaterland meiden. Er brachte sie in England
bei seinem Schwiegervater, dem Könige Heinrich Ii., zu. Als
Ruhe und Friede in Deutschland wieder hergestellt und auch
mit Italien durch den Frieden zu Constan; eine völlige Aus-
söhnung bewirkt war, veranstaltete Friedrich I. Pfingsten 1184
ein großes Fest zu Mainz und ging im August 1184 nochmals
nach Italien. Ein Heer begleitete ihn nicht, denn er kam als
Freund. In der Ambrosiuskirche zu Mailand feierte er die
Vermählung seines Sohnes Heinrich mit der Prinzessin Con-
stantia, der Erbin des Königs Wilhelm Ii. von Sicilien 1186.
Seine letzte große Unternehmung war ein Kreuzzug. Sul-
tan Saladin von Aegvpten hatte 1187 Jerusalem erobert.
Da beschlossen die mächtigsten Fürsten der Christenheit die
Befreiung der heiligen Stadt. Im März 1190 ging Fried-
rich über den Hellespont (die Straße der Dardanellen), schlug
die Seldschukken bei Jkonium und brach gegen Seleucia auf,
starb aber im Flusse Kalykadnus (Saleph), indem er entwe-
der unvorsichtiger Weise darin badete oder den reißenden
Strom durchreiten wollte.
§. 18. Auf Friedrich I. folgte 1190 sein Sohn
Heinrich V!., der durch seine Gemahlin Constantia
Neapel und Sicilien erworben hatte, aber schon 1197
zu Messina starb. Sein Sohn Friedrich war damals
noch minderjährig, darum wurde von den Ghibellinen
Philipp von Schwaben, von den Guelfen Ottoiv.,
Heinrich's des Löwen Sohn, zum Kaiser erwählt. Zehn
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Iii Alexander Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich_Ii Heinrich Friedrich_I. August Heinrich Heinrich Wilhelm Friedrich_I. Heinrich_V!. Heinrich Constantia
Neapel Friedrich Friedrich Philipp_von_Schwaben Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Chiavrnna Deutschland Venedig England Deutschland Italien Mainz Italien Mailand Sicilien Jerusalem Jkonium Messina
135
der Eroberung der Stadt durch Gottfried von Bouillon ein
Hospital, welches sich namentlich die Pflege kranker und ver-
wundeter Kreuzfahrer zur Aufgabe machte. Aus diesen An-
stalten entwickelte sich 1118 ein Verein (Orden), dessen Mit-
glieder (Ritter) sich außer der Verpflegung der Kranken auch
die Vertheidigung des heiligen Landes gegen die Ungläubigen
zur Pflicht machten. Sie nannten sich Hospitaliter- oder, zu
Ehren Johannes des Täufers, Johanniter-Ritter. Nach dem
Verluste des heiligen Landes gingen sie nach Rhodus, wo sie
die Benennung Rhodiser-Ritter annahmen, und erhielten
später (1530) von Kaiser Karl V. Malta (daher Malteser),
um das mittelländische Meer von den türkischen Seeräubern
frei zu erhalten. — Die Tempelherren (Templer), so ge-
nannt von ihrem in der Nähe des ehemaligen salomonischen
Tempels in Jerusalem stehenden Ordenshause, wurden eben-
falls 1118 gestiftet, und ihre Mitglieder (Ritter) hatten ähn-
liche, jedoch vorzugsweise kriegerische Verpflichtungen. Sie
gingen später nach Frankreich, wurden aber hier der Ketzerei
beschuldigt, der Orden 1312 ausgehoben, der letzte Groß-
meister 131) zu Paris verbrannt und die Güter, auf die es
die Habsucht des Königs Philipp Iv. abgesehen haben mochte,
eingezogen. Der deutsche Ritterorden wurde eben-
falls zu wohlthätigen und kriegerischen Zwecken von dem Her-
zoge Friedrich von Schwaben vor Acre 1190 restiftet. Sein
Hauptsitz wurde 1228 nach Preußen verlegt, wo er das Chri-
stenthum einführte. Als 1525 unter dem Hochmeister Albrecht
von Brandenburg die Reformation in Preußen Eingang fand,
wurde der Orden nach Mergentheim an der Tauber verlegt.
1806 wurde er aufgehoben.
§. 20. Mit dem Tode Konrad's Iv. brach für ,
Deutschland eine traurige Zeit an. Sie wird das große
Zwischen reich (Interregnum) genannt. Zwar führte
Anfangs Wilhelm von Holland, der aber schon 1256
auf einem Zuge gegen die Friesen blieb, den kaiserlichen
Namen, und nach ihm wurde von einem Theile der
Fürsten König Alfons von Castilien, der nie nach
Deutschland kam, von dem anderen Theile Graf Richard
von Cornwallis, der Bruder des Königs Heinrich Iii.
von England, gewählt, aber diese auswärtigen Fürsten
wurden in Deutschland kaum beachtet, mit der allge-
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Johannes Karl_V._Malta Karl_V. Philipp Friedrich_von_Schwaben Friedrich Albrecht
von_Brandenburg Albrecht Wilhelm Alfons_von_Castilien Graf_Richard
von_Cornwallis Heinrich_Iii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Frankreich Mergentheim Tauber Deutschland Holland Deutschland England Deutschland
165
bürg 26. Dec mußte Oesterreich Venedig abtreten, alle
Erwerbungen F ankreich's anerkennen, dem Kurfürsten
von Bayern Tyrol und Vorarlberg, den Kurfürsten von
Württemberg und Baden den Breisgau re überlassen.
Bayern und Württemberg wurden zugleich zu König-
reichen erhoben. Napoleon glaubte sich nach diesen Er-
folgen an keine Rücksicht mehr gebunden, denn keine
Macht auf Erden schien ihm widerstehen zu können.
1806 ernannte er seinen Bruder Joseph zum Könige
von Neapel, seinen Bruder Ludwig zum Könige von
Holland, seinen Schwager Mürat zum Großherzoge von
Cleve und Berg, seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais
zum Vicekönige von Italien; in Süd- und Mittel-
deutschland stiftete er den Rheinbund, zu dessen Pro-
tector er sich machte und dem allmählich 1806 — 1808
auch die übrigen deutschen Länder, mit Ausnahme von
Oesterreich und Preußen, beitraten. Die Mitglieder des
Rheinbundes sagten sich vom deutschen Reiche los, und
in Folge dessen legte 6. Aug. 1806 Franz Ii. die
deutsche Kaiserwürde nieder.
Bald darauf brach zwischen Preußen und Frank-
reich ein für jenes Land verderblicher Krieg aus. Das
den Engländern entrissene Hannover hatte nämlich Na-
poleon 1805 gegen die Abtretung von Ansbach, Cleve
und Neufchatel an Preußen überlassen, gedachte es aber
jetzt, da er den Frieden mit England wünschte, diesem
zurückzugeben. Deßhalb rüstete Preußen, aber mit ge-
wohnter Schnelligkeit ließ Napoleon seine Heere vor-
rücken und besiegte die Preußen bei Jena und Au er-
st ädt 14. Oct. 1806. Der König zog sich über die
Weichsel zurück und setzte hier, von den Russen unter-
stützt, den Krieg fort, allein nach den Schlachten bei
Eylau und Wedlanh 1807 wurde er zum Frieden
von Tusit gezwüngen, der ihm nicht allein seine pol-
nischen'besitzungen, sondern auch das ganze Gebiet
zwischen Rhein und Elbe raubte, aus welchem, nebst
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Joseph Ludwig Ludwig Cleve Eugen_Beauharnais Eugen Franz_Ii Franz Cleve Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Württemberg Baden Neapel Holland Berg Italien Süd- Rheinbund Oesterreich Frank- Ansbach England Jena Wedlanh Rhein
232
Leopold musterhafter Regierung 1765-1790 hat Toscana
viel zu verdanken. Sein Nachfolger Ferdinand mußte das
Land im Frieden von Lüneville 1801 gegen Salzburg vertau-
schen, und Ludwig von Parma erhielt es, gegen Abtretung
Parma's an Frankreich, als König von Etrurien. 1807 wurde
es mit Frankreich rereinigt; "1814 erhielt es Ferdinand zurück.
Ihm folgte 1824 Leopold Ii. Während des Krieges zwischen
Oesterreich, Frankreich und Sardinien 1859 begab er sich ins
Ausland und entsagte hier zu Gunsten seines Sohnes Ferdi-
nand Iv. der Krone.
Parma und Piacenza, die früher zu Mailand gehört
hatten, waren 1545 vom Papst Paul Iii. als ein Herzogthum
dem Peter Aloys Farnese übertragen worden. Als dessen
Haus 1731 mit dem Herzog Anton ausstarb, wurde das Her-
zogthum dem Jnfanten Karl von Spanien zu Theil, der aber
1735 das Königreich Neapel und Sicilien erhielt und dage-
gen Parma und Piacenza an Oesterreich abtrat. Aber schon
1748 wurde es im Aachener Frieden dem spanischen Jnfan-
ten Philipp zugetheilt, dessen Sohn Ferdinand es 1801, gegen
Überlassung des Königreiches Etrurien an seinen Sohn Lud-
wig, an Frankreich abtreten sollte, welches auch, nach seinem
am 9. Oct. erfolgten Tode, das Land besetzte. Im ersten
Pariser Frieden 1814 fiel es der Gemahlin Napoleon's, Ma-
rie Luise, zu, nach ibrem 1847 erfolgten Tode aber gelangte
es wieder an sein früheres Regentenhaus. Der jetzige, seinem
am 27. Mai 1854 ermordeten Vater Karl Iii. unter Vor-
mundschaft seiner Mutter Luise nachgesolgte Herzog Robert
(geb. 1848) sah sich, gleich dem Großherzoge von Toscana und
dem Herzoge von Modena, während des italienischen Krieges
im Jahr 1859 Parma zu verlassen und, gleich ihnen, im
Auslande die Entwickelung der Verhältnisse Jtalien's abzu-
warten genöthigt.
Modena war seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts eine
Besitzung des Hauses Este und 1452 zum Herzogthum erho-
den worden. 1796 wurde es mit der cisalpinischen Republik
vereinigt und bildete später einen Theil des Königreiches Ita-
lien. 1815 wurde es Franz Iv., Erzherzog von Oesterreich-
Este, zurückgegeben. Ihm folgte 1846 sein Sohn Franz V.,
der 1859 das im Aufstand begriffene Land verließ.
§. 69. Auch der Kirchenstaat (Ii. §.12) hatte
sich nach und nach durch die Erwerbung von Bologna
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ferdinand Ludwig_von_Parma Ludwig Ferdinand Leopold_Ii Leopold Peter_Aloys_Farnese Anton Karl_von_Spanien Karl Philipp Philipp Ferdinand Karl_Iii Karl Robert
( Franz_Iv. Franz_Iv. Franz_V. Franz_V.
Extrahierte Ortsnamen: Salzburg Frankreich Etrurien Frankreich Oesterreich Frankreich Sardinien Piacenza Mailand Neapel Sicilien Piacenza Oesterreich Etrurien Frankreich Modena Modena
233
1513, Ancona 1532, Ravenna und Ferrara 1598, Urbino
1626 vergrößert. Allein den Revolutionskriegen ver-
mochte er nicht zu widerstehen. Nach dem Verluste
mehrerer Bezirke, die mit der cisalpinischen Republik
vereinigt wurden, verwandelte 1798 das französische
Directorium den Rest des Kirchenstaates in eine rö-
mische Republik. Der Papst Pius Vi. wurde nach
Frankreich gebracht und starb 1799 zu Valence. 1800
wurde zu Venedig der Papst Pius Vii. erwählt.
Er kehrte nach Rom zurück, wurde aber 1809, un-
ter völliger Aufhebung seiner weltlichen Macht, ge-
fangen nach Frankreich geführt und lebte hier seit
1812 in Fontainebleau. 1814 ließ ihn Napoleon
nach Rom zurückkehren, und der Wiener Congreß
stellte 1815 den Kirchenstaat fast in seiner ganzen Aus-
dehnung wieder her. Der jetzige Papst (seit 1846)
heißt Pius Ix.
Neapel und Sicilien waren seit 1282 getrennt
(Ii. §. 18); jenes gehörte dem Hause Anjou, dieses dem
Könige von Aragonien. Unter dem Könige Friedrich,
der 1496 auf den Thron von Neapel gelangt war, be-
mächtigte sich 1504 Ferdinand von Aragonien auch dieses
Landes, und bis 1708 wurde es durch spanische Vice-
könige regiert. In dem Frieden von Utrecht und Baden
1713 und 1714 kam Neapel und 1720 durch einen
Tausch (Ii. §. 29) auch Sicilien an Oesterreich. Dieses
überließ beide Länder 1735 an den spanischen Infanten
Karl, der sie 1759, als er selbst die spanische Krone
erhielt, seinem dritten Sohne Ferdinand Iv. abtrat.
1806 bemächtigten sich die Franzosen Neapels, Ferdi-
nand Iv. wurde vertrieben und zog sich nach Sicilien
zurück, worauf Napoleon seinen Bruder Joseph zum
Könige von Neapel erhob. Als derselbe 1808 König
von Spanien geworden war, trat Napoleones Schwager
Mürat an seine Stelle, mußte aber 1815 dem früheren
Königshause weichen und wurde, nach einem mißlunge-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich Friedrich Ferdinand_von_Aragonien Ferdinand Karl Karl Ferdinand_Iv Ferdinand Napoleon Joseph Napoleones_Schwager
Mürat
Extrahierte Ortsnamen: Ancona Ravenna Ferrara Urbino Frankreich Valence Rom Frankreich Fontainebleau Rom Neapel Sicilien Aragonien Neapel Utrecht Baden Neapel Oesterreich Sicilien Neapel Spanien
204
fiel es tut Frieden zu Rastatt (Ii. §. 29) wieder an Oester-
reich und machte einen Theil des burgundischen Kreises aus;
1795 wurde es von den Franzosen besetzt, 1815 vom Wiener
Congreß dem neu errichteten Königreich der Niederlande,
jedoch als deutsches Bundesland, zugewiesen. Bei dem Ab-
salle Belgien's von den Niederlanden 1830 ging auch die
Westhälfte Luremburg's für diese verloren, der König der
Niederlande erklärte deßhalb auch den größten Theil seiner
Provinz Limburg für deutsches Bundesgebiet.
Luxemburg und Limburg haben zusammen etwa 400000 E.
In Luxemburg liegt die Bundesfestung Luxemburg mit
15000 E., in Limburg Roermonde.
Dem Herzogthum Holstein reihen sich im Osten die
beiden mecklenburgischen Großherzogthümer
an. Zu Karl's d. Gr. Zeiten besaßen wendische Völker,
namentlich die Obotriten, dieses Land. Sie wurden
zwar von Karl überwältigt, auch fand das Christen-
thum damals bei ihnen Eingang, aber ihre völlige
Bekehrung und Unterwerfung geschah doch erst durch
Heinrich den Löwen 1147—1161, von deffen Tochter
Mathilde, der Gemahlin Heinrich Burwin's I.
(st. 1226), die mecklenburgischen Fürsten abstammen.
Nach wiederholten Theilungen kam das 1348 von Kai-
ser Karl Iv. zum Herzogthum erhobene, im 30jährigen
Kriege von allem Ungemach heimgesuchte Land zu An-
fang des 18. Jahrh, an die beiden jetzt regierenden
Linien, indem durch den Vergleich zu Hamburg 1701
die jetzige Eintheilung des Landes festgestellt wurde.
1815 wurde beiden Linien die großherzogliche Würde
zu Theil.
Mecklenburg liegt im flachen Küstenlande der Ostsee. M.-
Schwerin hat 4300<X) E. auf 223 Q. M-, M.-Strelitz
36 Q. M. mit 90000 E. Der Boden ist fruchtbar, und die
Bewohner beschäftigen sich deßhalb hauptsächlich mit Ackerbau
und Viehzucht. Die Pferde sind auch im Auslande sehr be-
liebt. Die Hauptstädte sind Schwerin und Neu-Strelitz. Die
jetzigen Großherzoge sind: Friedrich Franz von M.-
Schwerin (seit 1842) und Friedrich Wilhelm von M.-
Strelitz (seit 1860).
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Heinrich Heinrich Mathilde Heinrich Karl_Iv Karl Friedrich_Franz_von_M.-
Schwerin Friedrich Franz Friedrich_Wilhelm_von_M.-
Strelitz Friedrich Wilhelm
209
der Eroberer sich Englands bemächtigt hatte, mit die-
sem Reich verbunden wurde. Die übermächtigen Gro-
ßen wählten nach dem Tode Ludwig's V. den Grafen
Hugo Cap et zum erblichen Könige (987—996).
Seine Familie behauptete den Thron bis 1328 und
trug viel zur Befestigung der königlichen Gewalt und
zur Vergrößerung des Landes bei. Namentlich entriß
der König Philipp August (1180—1223), der mit
Kaiser Friedrich I. von Deutschland und König Richard
Löwenherz von England 1190 an einem Kreuzzuge
Theil nahm, den Engländern die Normandie, Anjou,
Maine und Touraine 1205; Philipp Iv. (1285—1314)
eroberte Flandern und zog 1314 die Güter des Temp-
lerordens ein (Ii. 8. 19); nachdem aber 1328 mit sei-
nem Sohne Karl Iv. die capetingische Hauptlinie aus-
gestorben und mit Philipp Vi. die Nebenlinie Valois
1328—1589 auf den Thron gelangt war, machte Eng-
land wieder seine Ansprüche geltend, und es entstanden
dadurch neue Kriege im 14. und 15. Jahrhundert.
König Eduard 111. von England und sein Sohn, der Prinz
von Wales (der schwarze Prinz genannt), siegten bei Crecy
1346 und bei Portiers 1356, Heinrich V. bei Azincourt 1415 .
über die Franzosen. König Karl Vii. (1422—1461) gerieth
in die höchste Bedrängniß, zumal sich auch Herzog Philipp
von Burgund den Feinden anschloß, aber durch das begei-
sterte Auftreten der Jean ne d'are (Jungfrau von Orleans)
wurde 1429 das belagerte Orleans befreit, die Krönung
Karl's Vii. in Rheims vollzogen und durch diesen glücklichen
Erfolg der Muth der Franzosen neu belebt. Die Retterin
wurde zwar bei der Belagerung von Compiegne 1430 von
den Engländern gefangen genommen und zu Rouen 1431
als Zauberin verbrannt, aber die Franzosen setzten den Kampf
glücklich fort, und 1450 blieb den Engländern nur Calais,
das ihnen erst 1558 entrissen wurde. Auch durch den Erwerb
anderer Gebiete wurde nicht lange nachher Frankreich vergrö-
ßert. Ludwig Xi. (1461 — 1483) bemächtigte sich nach dem
Tode Karl's des Kühnen 1477 eines großen Theils seiner
Länder, und Karl Viii. (1483—1498) fügte 1491 Bretagne
hinzu. Mit Heinrich Iii. endete 1589 das Haus Valois,
14
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Extrahierte Personennamen: Hugo_Cap Philipp Philipp August Friedrich_I._von_Deutschland Friedrich_I. König_Richard
Löwenherz Philipp_Iv Philipp Karl_Iv Karl Philipp_Vi Philipp Eduard Eduard Crecy Heinrich_V. Heinrich_V. Karl_Vii Karl Philipp
von_Burgund Philipp Ludwig_Xi Ludwig Karl_Viii Karl Heinrich_Iii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Englands England Maine England Wales Rheims Rouen Frankreich
131
Jahre dauerte der Kampf der beiden Gegenkaiser; nach
Philipp's Ermordung 1208 regierte Otto eine Zeitlang
allein, bis 1212 Friedrich Ii. gegen ihn auftrat und
1215 allgemein anerkannt wurde. Otto Iv. starb 1218.
Friedrich's Ii. Regierung hätte bei seinen großen
Eigenschaften segenbringend werden können, der Kaiser
wurde aber leider durch fast ununterbrochene Streitig-
keiten in Deutschland und Italien, wo ihm namentlich
die Päpste Gregor X. und Innocenz Iv. feindlich ent-
gegenwirkten, in Anspruch genommen. Auf seinem Kreuz-
zuge gewann er 1229 Jerusalem wieder, und die in
Deutschland aufgestellten Gegenkönige (1246 Heinrich
Raspe, Landgraf von Thüringen, und 1247 Graf Wil-
helm von Holland) vermochten sich ihm gegenüber nicht
zu behaupten. Er starb in Unteritalien, und die Krone
fiel an seinen Sohn Konrad Iv. 1250. Dieser setzte
den Kampf mit den Päpsten fort, starb aber schon 1254.
Konrad Iv. hinterließ einen Sohn, Konradin. In
Deutschland herangewachsen zog er 1268 gegen Karl von
Anjou, den Bruder des Königs Ludwig Ix. oder des Heili-
ligen von Frankreich, der sich 1266 des Throns von Neapel
und Sicilien bemächtigt hatte. Sein Freund Friedrich
von Baden begleitete ihn. Bei Tagliacozzo geschlagen,
gerieth er in die Gewalt des Feindes, und am 29. Oct. 1268
wurde mit seinem Freunde Friedrich der letzte Sprößling des
hohenstaufischen Hauses zu Neapel hingerichtet. Nicht lange
sollte sich Karl des unrechtmäßigen Besitzes freuen. Am
zweiten Ostertage 1282 wurden die Franzosen in Sicilien
von dem empörten Volk ermordet (sicilianische Vesper), die
Insel riß sich von Neapel los und stellte sich unter die Herr-
schaft Peter's von Aragonien. Karl starb 1285 (Ii. tz. 69).
§. 19. Die Ursache der Kreuzzüge, an welchen
sich mehrmals deutsche Kaiser betheiligten, war folgende.
Nach Jerusalem und den heiligen Stätten, wo Chri-
stus gelehrt und gelitten, hatten schon lange vor der
Eroberung Palästina's durch den Khalifen Omar (637)
Wallfahrten stattgefunden und dauerten ungehindert
9*
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Extrahierte Personennamen: Otto Friedrich_Ii Friedrich Otto Gregor_X Gregor Innocenz_Iv Innocenz Heinrich
Raspe Heinrich Konrad_Iv Konrad Konrad_Iv Konrad Konradin Konradin Karl_von
Anjou Karl Ludwig_Ix Ludwig Friedrich
von_Baden Friedrich Friedrich Friedrich Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Jerusalem Deutschland Holland Unteritalien Deutschland Frankreich Neapel Sicilien Neapel Sicilien Neapel Aragonien Jerusalem
132
fort, so lange die Araber Herren des Landes blieben.
Als aber 1079 Jerusalem von dem rohen Türkenstamme
der Seldschukken eingenommen worden, hörte die den
christlichen Pilgern früher erzeigte Gastfreundschaft und
Nachsicht auf, arge Bedrückungen traten an ihre Stelle,
und die frommen Wallfahrer, die in dem Besuche der
heiligen Oerter theils eine verdienstliche Handlung sahen,
theils himmlischen Trost suchten, waren von da an
schweren Mißhandlungen ausgesetzt. Ihre Erzählungen
hrachten im Abendlande eine große Entrüstung hervor,
und als der französische Pilger Peter von Amiens
(der Einsiedler) von Jerusalem zurückkam und die von
ihm und anderen Pilgern dort erduldeten Leiden schil-
derte, wurde auf der Kirchenversammlung zu Cler-
mont (Nov. 1095), wo an 30000 Menschen aus allen
Ständen zusammengeströmt waren, mit Begeisterung der
Entschluß gefaßt, das heilige Land wieder in den Besitz
der Christenheit zu bringen. Mit dem Rufe: „Gott will
es!" erklärten Tausende ihre Bereitwilligkeit, mitzuziehen,
und hefteten ein rothes wollenes Kreuz auf die rechte
Schulter. Jerusalem wurde 1099 erstürmt und christ-
liche Königreiche in Palästina gegründet, aber auf die
Dauer vermochte sich die Herrschaft der Christen in jenen
Ländern nicht zu halten, und im Jahre 1244 fiel Jeru-
salem wieder an die Saracenen.
Im Frühjahr 1096 brach Peter von Amiens mit vielen
Tausenden nach dem gelobten Lande aus Der größte Theil
dieser ungeordneten und zuchtlosen Schaaren fiel schon in
Europa durch das Schwert der Völker, deren Hab' und Gut
sie bedrohten, und, in Kleinasien angelangt, wurden sie von
den Seldschukken vollends aufgerieben. Ihnen folgte im
August desselben Jahres ein gewaltiges und geordnetes Heer
unter der Anführung des Herzogs Gottfriedvonbouillon,
welchem sich sein Bruder, Graf Balduin von Flandern, Graf
Hugo von Vcrmandois, Herzog Robert von der Normandie,
Gras Robert von Flandern, Fürst Bohemund von Tarent,
Markgraf Tancred von Brundufium und viele andere Tapfere
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
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anschlossen. Antiochia wurde 1068 erobert, und nach einer
mehrwöchentlichen Belagerung (7. Juni bis 15. Juli) 1099
die Stadt Jerusalem erstürmt. Gottfried von Bouillon wurde
zum Könige des hier gegründeten neuen christlichen Reiches
erwählt, neben dem sich in Edessa, Antiochia, Sivon und
Tyrus andere kleinere christliche Reiche bildeten. Gottfried,
der die königliche Würde ausschlua, weil er nicht da eine
Königskrone tragen wollte, wo einst der Heiland eine Dornen-
krone trug, nahm nur den Namen eines Beschützers des hei-
ligen Grabes an. Als er lloo gestorben war, folgte ihm
sein Bruder Balduin, aber nur mit Mühe konnten er und
seine Nachfolger sich gegen die feindlichen Angriffe behaupten,
zu deren Abwehr die geistlichen Ritterorden der Johanniter,
der Tempelh erren und der deutsch en Ritter beitrugen.
Aber auch Europa sandte den Bedrängten Hülfe. Als Edessa
in die Hände der Feinde gefallen war, zogen, hauptsächlich
durch Bernhard vonclairvaur dazu aufgemuntert, 11-47
der deutsche Kaiser Konrad Iii. und König Ludwig Vh.
von Frankreich nach Asien (zweiter Kreuzzug 1147—1149),
kehrten aber nach einer fruchtlosen Belagerung von Damas-
cus in ihre Heimath zurück, und der Sultan Sa lad in er-
oberte die heilige Stadt 1187. Diese Nachricht bewog den
deutschen Kaiser Friedrich I., damals schon 67 Jahre alt,
nebst den Königen Richard Löwenherz von England und
Philipp August von Frankreich zum dritten Kreuzzug
(1189-1192) Mit der Blüthe seiner Ritterschaft erreichte
Friedrich im März 1190 Asten, siegte bei Jkonium, verun-
glückte aber in demselben Jahre im Flusse Kalpkadnus in
Cilwien. Die beiden Könige, welche erst 1l91 in Palästina
landeten, entzweiten sich nach der Eroberung von Acre (einst
Ptolemais). Philipp August ging nach Frankreich zurück
1191, auch Richard wollte sich nach einem mit Saladin
1192 geschlossenen Waffenstillstände wieder nach England be-
geben, gerieth aber unterwegs in der Nähe von Wien in die
Gefangenschaft des von ihm bei der Belagerung von Acre
schwer beleidigten Herzogs Leopold von Oesterreich, der ihn
an den Kaiser Heinrich Vi. auslieferte, von welchem er erst
nach 13monatlicher Haft auf der Burg Trifels in kur Pfalz
gegen ein hohes Lösegeld 119 » freigegeben wurde. Auf einige
kleinere Unternehmungen folgte der vierte Kreuzzug unter
dem Grafen Balduin von Flandern. Sein Heer ge-
langte nur nach Constantinopel. Die Stadt wurde von
ihm genommen und hier auf kurze Zeit (1204—1261) ein
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Gottfried Balduin Bernhard Konrad_Iii Konrad Ludwig_Vh Ludwig Friedrich_I. Friedrich_I. Richard_Löwenherz Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Friedrich Friedrich Philipp August Leopold_von_Oesterreich Leopold Heinrich_Vi Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Antiochia Jerusalem Edessa Antiochia Tyrus Europa Edessa Frankreich Asien England Cilwien Palästina Frankreich England Wien Flandern Constantinopel