1901 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 50 —
Gewiß hat auch der Apennin seine Reize, und in dankbarer An-
erkennung hat man dem heimischen Berggeist im Park von Pratolino
eine Kolossalstatue mit 7 Ellen langem Barte gesetzt.
Wir sprachen oben von Naturschönheit und kommen nun zu dem
in Bezug auf landschaftliche Entzückungen bevorzugtesten Erdenwinkel
nicht bloß Italiens allein, sondern vielleicht der ganzen Welt — also
zu dem Golf von Neapel, jener Paradiei'esgegend, die der Dichter
nennt un pezzo di cielo, caduto in terra —■ (ein Stück Himmel,
gefallen auf die Erde), oder die der entzückte Ausruf charakterisiert
vedi Napoli e muori (Neapel sehen und dann sterben!). Der deutsche
Dichter faßt sehr bezeichnend sein Urteil zusammen in die Verse:
immer schlendr' ich umher, und keiner Arbeit gedenk' ich,1
und der einfache Schweizer Soldat, das treuherzige Naturkind, rief
aus: Ach, es ischt zu schön, es macht ganz traurig.
Um Weihnacht blühen hier die Rosen und auch die Veilchen.
Schon im zweiten Wintermonat entfalten sich Anemonen, Krokus und
zahlreiche Liliengewächse, schöne Gärten voll Orangen-, Mandel- und
anderen Fruchtbäumen zieren den Strand, und man fühlt sich um-
weht von Wolken gewürzigen Duftes, der von Blättern und Blüten
aufsteigt. Nördlich am Golf baut sich Neapel terrassenförmig auf,
östlich fchickt der Vesuv seine Rauchwolke zum Himmel, und südlich
begrenzt das zauberhafte Capri den wundervollen Ausblick. Hier ist
alles Natur, Reiz und unmittelbares Genießen, und man hat be-
hauptet, daß kaum die sonst in Italien so allmächtige herrliche Re-
naissance in Neapel ihre Wirkung ausgeübt hat. Aber es trifft leider
zu, was man auch über ganz Italien hat urteilen wollen, namentlich
wenn man an die früheren Zustände zurückdenkt: „es ist eine Schön-
heit ohne Frieden!" Die Geschichte Neapels ist eine der Unglück-
seligsten. Schafott, Hinrichtung und Revolution haben hier säst un-
unterbrochen gewaltet, schon seit den Tagen des bemitleidenswerten
letzten Hohenstaufen Konradin und dem Aufstände des Fischers Thomas
Aniello (Masaniello). Namentlich haben die Bourbonen unbarmherzig
in dem herrlichen Lande geherrscht, und es rechtfertigte sich das Wort:
il regno di Napoli e un paradiso, mä abitato da diavoli. Was das
schlimmste war, man nahm die Banditen und Briganten, die eine surcht-
bare Plage des schlecht regierten Landes waren, sörmlich in Sold, und
die Abruzzen, Abällino, Rinaldini, Fra Diavolo sind als Räuberland
und Räuberhelden auch in unseren litterarischen Hervorbringungen
dankbare und oft behandelte Lokalitäten und Persönlichkeiten gewesen.
Wir ziehen nun in die südlichste Landschaft hinein, nach Kalabrien,
1 Die müßiggängerischen Bewohner Neapels nennt man die Lazzaroni. Viel-
fach ziehen aber die Neapolitaner auch als corallajo ans die Geivinnnng der roten
Korallen aus.
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- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
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kämpfte. Man kann sagen, ein solches Zeitalter fand in Philipp Ii.
(1556—1598) den entsprechenden König und Gebieter, der mit un-
beugsamer Beharrlichkeit das eine politische Ziel verfolgte, den alten
Glauben gegen alle Anfechtungen der Glaubensneuerung zu ver-
teidigen und ihm zum Triumphe zu verhelfen. Er schuf sich in dem
Escorial in dem Guadarramagebirge seinen charakteristischen Palast
und Wohnsitz. Dieses Klosterschloß wurde zu Ehren des heiligen
Laurentius erbaut, und da der Heilige auf einem Roste gemartert
wurde, so gab man dem riesigen Gebäude die Gestalt eines Rostes.
Das Gebäude enthält 20 Hose, 96 Kreuzgänge, 890 Thüren,
1000 Säulen, 5000 Fenster und hat 5 Billionen Dukaten gekostet.
Und von diesem Schlosse aus regierte Philipp sein unermeßliches
Reich nach starren, argwöhnischen Grundsätzen, ganz wie ihn Schüler-
in seinem Ton Carlos uns geschildert hat. Damals war wirklich
die beherrschte Monarchie noch unermeßlich. Denn außer den nieder-
ländischen und italischen Besitzungen waren die reichsten Lande Ame-
rikas, Mexiko, Peru nebst Quito, Ehile u. s. w., ihm unterthan. Man
hat nachgerechnet, daß Spanien allein aus Peru in 248 Jahren
9 Milliarden Piaster erpreßt hat. Und heutzutage ist Spanien von
diesem kolossalen auswärtigen Besitz nichts mehr geblieben. Die
fleißigen Niederlande, das paradiesische Neapel sind von Spanien
losgetrennt, zu Ansang des 19. Jahrhunderts begannen die amerika-
nischen Kolonieen ihren erfolgreichen Unabhängigkeitskampf, und noch
ehe das Jahrhundert seine ehernen Pforten schloß, verloren die
Spanier im Kampse mit den Amerikanern auch noch ihre letzten
Kolonieen, Kuba und die Philippinen. Gegenwärtig sind 2 un-
bedeutende Küstenstriche an der Westküste Afrikas, sowie Ceuta und
die afrikanischen Inseln: die Kanarien, Fernando Po und Annabon
die letzten armseligen Reste eines einst weltberühmten Kolonialreiches.
Die Erwerbungen in der neuen Welt sind auf das Heldenzeitalter
um den Beginn der Neuzeit zurückzuführen, wo die spanischen und
portugiesischen Entdecker den Königen ihrer Heimatländer die un-
ermeßlichen Ländereien in Amerika und Asien erwarben. Damals
erbat sich der König von Frankreich von dem König von Portugal
eine Abschrift des Testamentes Adams, wonach die Könige von Por-
tugal und Spanien zu Erben der Welt eingesetzt wären. Sehr
charakteristisch war es, daß die Romanen allein der Golddurst von
Erwerbung zu Erwerbung leitete, sie suchten das „Eldorado" (Gold-
land), und auf dem erbeuteten Golde ruhte der Fluch, es machte
seine Besitzer nicht froh, wie das in dem tiefsinnigen Märchen vom
Nibelungenschatze in deutscher Herzinnigkeit uns erzählt wird. Das
Gold nahm durch Spanien nur seinen Durchgang; andere Länder
wurden reich, Spanien verarmte, und Philipp starb als „Bettler".
Acan hat daraus hingewiesen, daß Philipp, der 1580 auch noch Por-
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29
rieh Plantagenet nämlich, Graf von Anjou, Maine
und Touraine und seit 1150 auch Herzog der Nor-
mandie, hatte sich 1152 mit Eleonore (geschieden
von Ludwig Vii. von Frankreich), der Erbin von
Aquitanien und Gascogne, vermählt, 1154 die eng-
lische Königskrone und 1169 auch das Herzogth.
Bretagne erworben.
Der Stifter oder vielmehr Erneuerer des Königr.
Burgund war Boso, Graf von Vienne 879. Wäh-
rend dev Minderjährigkeit seines Sohnes machte
sich Rudolph, Statthalter in Hochburgund, 888
unabhängig, wodurch das Reich in Burgundia
transjurana (Hochburgund) und Burg, cisjurana
(Niederburgund) zerfiel. Rudolph Ii. vereinigte
933 beide Reiche wieder (Kgr. Arelat von der Re-
sidenz Arles genannt). Nach dem Tode des kin-
derlosen Rudolph Iii. kam dies 1032 an Deutsch-
land, stand jedoch mit ihm nur in geringer Ver-
bindung. Seine Hauptbestandtheile waren die
Freigrafsch. Burgund, das Herzogthum Klein-Bur-
gund, die Grafschaften von Genf, Savoyen, Orange,
Venaissin, Valence, Provence.
Jst 59.
Frankreich von 1 180 bis zum Regie-
gierungsantritt Ludwigs Xi. 1461.
Die französischen Könige hatten durch die
Kieuzzüge und durch die Kriege mit den Albi-
gensern und Engländern ihre Macht zu erweitern
und zu befestigen, so wie auch die grossen Lehne
unter ihre unmittelbare Gewalt zu bringen gesucht,
obschon sie mehrere derselben wieder an einzelne
Glieder ihres Hauses ausgethan hatten. '
Philipp Ii. Augustus (1180—1223) vereinigte
1204—5 die Normandie, Anjou, Maine, Touraine
und einen Theil von Poitou, — Ludwig Ix. der
Heilige (1226 — 70) den östl. Theil der Grafsch.
Toulouse, — Philipp Iii. (1270 — 85) den Rest
der Grafsch. Toulouse, ferner Poitou und Auvergne
und den nördl. Theil der Provence mit der Krone.
Philipp Iv. der Schöne (1285 —1314), durch seine
Gemahlin auch König von Navarra, zog 1312 die
bedeutenden Güter der Tempelherren ein. Phi-
lipp Vi. von Valois (1328 — 50) gab Navarra an
Ludwig’s X. Tochter Johanna, Gemahlin Philipp’s
von Evreux, und brachte 1349 die Dauphiné an
sein Haus. Unter ihm machte Eduard Iii. von
England Ansprüche auf die französische Krone
und führte einen langen Krieg herbei, an dessen
Ende im Frieden von Bretigny 1360 er auf jene
verzichtete und Calais, Poitou, Limousin, Gui-
enne etc. (wie auf der Karte angegeben ist) erhielt.
Unter Karl Vi. (1380 — 1422) begann der Krieg
1414 abermals und endete damit, dass die Eng-
länder 1453 alle ihre französischen Besitzungen
bis auf Calais (das 1558 auch verloren ging) ein-
büssten.
Das 1362 erledigte Herzogth. Burgund über-
gab Johann der Gute seinem Sohne Philipp dem
Kühnen 1363, der durch Heirath Flandern, Ar-
tois, Mecheln etc. erhielt und der Stifter der zwei-
ten Dynastie der burgundischen Herzoge ist. Der
letzte derselben, Karl der Kühne, besass das Ge-
biet, welches auf der Karte blau umzogen ist (vgl.
Jv? 56).
jw 60.
Frankreich von 146 1 — 1789.
In dieser Zeit hatte die königliche Macht sich
nicht nur befestigt und zum Absolutismus erwei-
tert, sondern auch nach Aussen den grössten Ein-
fluss erlangt und Frankreich bedeutend vergrössert.
Ludwig Xi. (1461—83) zog nach dem Tode
Karl’s des Kühnen 1477 das Herzogth. Burgund
ein und erbte 1481 die Provence, Anjou, Maine.
Mit der Thronbesteigung Heinrich’s des Vierten
von Bourbon, Titularkönigs von Navarra, 1589
kam dessen ansehnlicher Besitz (Navarra und
Bearn, Foix, ein grosser Theil von Gascogne und
Guienne, das Herzogthum Vendôme etc.) an die
Krone.
Durch den westphäl. Frieden 1648 erhielt
Frankreich den österreichischen Eisass ausser den
Reichsstädten, den Sundgau, Breisach, die Bestä-
tigung der im schmalkaldischen Kriege erworbenen
Stifter Metz, Toul und Verdun, — durch den
pyrenäischen Frieden 1659 Roussillon nebst Cer-
daigne, fast ganz Artois, — durch den aachener
Frieden 1668 Lille, Tournay, Courtray u. a. nie-
derländische Städte, — durch den nymweger Frie-
den 1678 die Franche Comté und 16 niederlän-
dische Festungen (Valenciennes, Cambray etc.), —
durch den ryswicker Frieden 1697 die Anerken-
nung der elsasser Reunionen. — Lothringen nebst
Bar, das im Wiener Frieden 1738 dem ehemaligen
König von Polen, Stanislaus Lesczinsky, dem
Schwiegervater Ludwig’s Xv., auf Lebenszeit ge-
geben war, fiel nach dessen Tode 1766 an Frank-
reich. — Corsica ward 1768 den Genuesen ab-
gekauft.
Jw 61.
Frankreich nach seiner älteren Ein-
theilung.
Jw 62.
Die Umgebungen von Paris,
Blatt Xxiii.
Jv? 63.
Die hesperische Halbinsel von 711
bis zum Sturz der Ommayaden 1028.
Die Westgothen hatten durch Chlodowig alle
ihre gallischen Besitzungen bis auf Sepfimanien
verloren, dagegen 585 das suevische Reich erobert
(vgl. Bl. Ix. Jw 26). Ihrer Herrschaft machten
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30
die Araber durch den Sieg bei Xeres de la Frontera
711 ein Ende. Abderrhaman I., der letzte Om-
mayade, der dem durch die Abassiden in seinem
Stamme angerichteten Blutbade glücklich nach
Spanien 755 entkommen war, gründete hier ein
von dem Khalifat zu Bagdad unabhängiges Kha-
lifat zu Cordova. Aus Unzufriedenheit mit
seiner Herrschaft riefen die Statthalter von Sara-
gossa und Huesca Karl den Gr. zu Hülfe, der
auch 778 die Pyrenäen überschritt, das Land bis
zum Ebro eroberte und hier die marca liispanica
gründete (vgl. Bl. X. .,Y-‘ 30).
Nach dem Untergange des ommayadischen Ge-
schlechts 1028 zerfiel die maurische Herrschaft in
viele kleine Staaten (Huesca, Saragossa, Tortosa,
Toledos, Badajoz, Sevilla, Granada, Niebla, Al-
garbien, Mallorca), deren Namen auf der Karte
mit stehender Schrift bezeichnet sind.
Die Gründung neuer christlicher Staaten
auf der iberischen Halbinsel ging theils von den
Westgothen, theils von der spanischen Mark aus.
Nachkommen der westgothischen Könige hat-
ten sich bei der Eroberung des Landes durch die
Araber in die cantabrischen und asturischen Ge-
birge geflüchtet, hier Reiche gegründet und deren
Grenzen durch glückliche Kämpfe immer weiter
nach S. ausgedehnt. Beim Sturz der Ommayaden
waren sie bereits bis zum Duero vorgedrungen,
hatten auch, wenngleich nur vorübergehend, Er-
oberungen südlich dieses Flusses gemacht. — Pe-
layo hatte 718 das Königr. Asturien (Resid. Gijon)
gegründet; seine Nachfolger erweiterten es durch
Galicien und wählten seit 792 Oviedo (daher
Königr. Oviedo), seit 917 Leon (daher Königr.
Leon) zur Residenz. — Die Grafschaft Burgos,
später Castilien genannt, war anfangs ein Theil
von Leon, erkämpfte sich aber 923 ihre Unabhän-
gigkeit; 1028 fiel sie an König Sancho Iii. den
Grossen von Navarra.
Aus der span. Mark gingen drei Reiche her-
vor. Die Grafen von Pampelona nahmen um die
Mitte des 9ten Jahrhunderts den Königstitel an
und nannten sich später Könige von Navarra;
ihnen gehörte auch Rioja, Alava, Viscaya, Guy-
puzcoa. Durch Heirath erwarben sie noch Ara-
gonien. Sancho Iii. der Gr. (1000 — 35) er-
oberte Sobrarbe und Ribagorza und erbte 1028 die
Grafsch. Castilien, so dass er das auf der Karte mit
blauer Farbe umzogene Gebiet besass. Aber noch
vor seinem Tode theilte er dies 1034 unter seine
vier Söhne. — Die Grafen von Barcelona hat-
ten ihr Gebiet durch Gerona, Urgel etc. erweitert.
Jw 64.
Die hesperische Halbinsel bis zum
Tode Alfons Vh. 1157.
Die Araber, von den Christen immer härter
bedrängt, riefen die Morabethen oder Almoraviden
aus Marocco zu Hülfe, die 1087 auch herüber-
kamen, aber sich zugleich des arabischen Spaniens
bemächtigten. Sie konnten jedoch die Fortschritte
der Christen, die bis über die Guadiana drangen,
nicht aufhalten und erlagen seit 1144 den gleich-
falls aus Afrika herübergekommen Almohaden oder
Muahedin.
Der zweite Sohn Sancho’s Iii., Ferdinand I.,
welcher Castilien erhalten hatte (1035 — 65),
bemächtigte sich nach dem Tode seines Schwagers,
des letzten Königs von Leon, 1037 auch dieses
Landes, ferner des nördl. Portugals. Alfons Vi.
(1072 —1109) eroberte 1085 Toledo, 1092 Santa-
rem und gab seinem Schwiegersöhne, dem Grafen
Heinrich von Burgund, für geleistete Kriegsdienste
das Land zwischen Minho und Duero und über
diesen hinaus als erbliche Grafschaft. Alfons Vii.
(1112 — 57) liess sich 1135 zum Kaiser von Spa-
nien krönen, eroberte die ganze Mancha und
machte sich mehrere arabische Fürsten zinsbar.
Alfons I. (1112 — 85), Sohn Heinrich’s von
Portugal, nahm nach dem glänzenden Siege über
die Mauren bei Ourique 1139 den Königstitel an,
entzog sich aller Abhängigkeit von Castilien und
eroberte 1147 mit Hülfe der Kreuzfahrer Lissabon.
Zu Aragonien, das 1034 der vierte Sohn
Sancho’s Iii. erhielt, kam später auch Sobrarbe
und Navarra. Alfons I. el Batallador (1104—34)
eroberte 1115 Saragossa (Residenz). Nach seinem
Tode trennte sich Navarra von Aragonien, und
dieses fiel an den Grafen von Barcelona, dessen
Land bereits bis an den Ebro reichte.
So bestanden also bei dem Tode Alfons Vii.
vier christliche Reiche auf der hesperischen Halb-
insel, Portugal, Leon und Castilien, Aragonien
und Barcelona, Navarra.
Jw 65.
Die hesperische Halbinsel bis zum
Tode Ferdinands des Heiligen 1252.
Nach dem Tode Alfons Vii. zerfiel sein Reich
in das Königr. Leon nebst Galicien und Asturien
und in das Königr. Castilien. Beide, mit Arago-
uien und Navarra verbündet, versetzten der ara-
bischen Herrschaft durch die Schlacht bei Tolosa
1212 den Todesstoss. Ferdinand Iii. der Heilige
(1217 — 52) vereinigte 1230 Leon und Castilien,
machte Untheilbarkeit des Reichs zum Gesetze
und eroberte 1236 Cordova, 1243 Murcia, 1248
Sevilla, 1250 Xeres und Cadix.
Navarra hatte, durch die Macht der Nachbar-
reiche gehindert, sein Gebiet nicht nur nicht er-
weitert, sondern vielmehr Alava, Biscaya und
Rioja an Castilien verloren.
Aragonien hatte sich nord- und südwärts
ausgebreitet; im südlichen Frankreich besass es
ein ansehnliches Gebiet; die Balearen und Pityusen,
sowie das Königr. Valencia wurden unter Jacob I.
(1213 — 76) erobert.
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Portugal hatte 1249 Algarve den Mauren ent-
rissen. So waren diese allmälig bis auf Granada
eingeschränkt worden ; hier erhielten sie sich nur
noch durch die Uneinigkeit der christlichen Reiche
unter sich.
Jw 66.
Die h«sperische Halbinsel seit 1252.
Aragonien verlor zwar 1258 die südfranzös.
Besitzungen, erwarb aber 1282 Sicilien, das an
eine Nebenlinie kam, aber 1409 wieder zurückiiel
(vgl. J\s‘ 31), ferner durch päpstliche Belehnung
1297 Sardinien und 1442 Neapel. Durch die 1469
erfolgte Vermählung des Thronerben Ferdinand
mit Isabella von Castilien wurde die Vereinigung
Aragoniens und Castiliens vorbereitet. Sie erfolgte
1479. Die so vereinte span. Macht vertrieb 1492
die Araber aus Granada, setzte sich 1501 in den
Besitz Neapels und 1502 in den Obernavarra’s
(d. h. des südlich von den Pyrenäen liegenden
Theils ; der nördlich gelegene kam später an das
Haus Bourbon, das mit Heinrich Iv. den französ.
Thron bestieg). Nach dem frühen Tode der Toch-
ter Ferdinand’s und Isabella’s und des Gemahls
derselben, Philipp’s von Oesterreich, kam mit deren
Sohn Karl V. das österreichisch-habsburgsche Haus
1516 zur Regierung. Karl V. besass bereits die
burgundischen Lande als väterliches Erbe und er-
warb noch unermessliches Gebiet in Amerika.
Sein Sohn Philipp Ii. (1556 — 98) erhielt Spanien,
die Niederlande, Franche Comté, Mayland, Neapel.
Er eroberte noch die Manillen und Portugal, allein
die nördl. Niederlande erkämpften ihre Unabhän-
gigkeit. Unter ihm beginnt der Verfall Spaniens.
Im pyrenäischen Frieden 1659 gingen Roussillon
und fast ganz Artois, — im nymweger Frieden
1678 die Franche Comté und 16 niederl. Plätze
an Frankreich verloren ; 1640 riss sich Portugal
los. — Nach dem Erlöschen des habsburgschen
Hauses gelangte das Haus Bourbon auf den Thron,
es musste im Frieden zu Utrecht 1713 Gibraltar
und Minorca an England und Sicilien an Savoyen,
und im Frieden zu Rastadt 1714 Neapel, Sardi-
dinien, Mayland, Belgien an Oesterreich abtreten.
Philipp V. erhielt im Wiener Frieden 1738 Neapel
und Sicilien als besonderes, mit Spanien niemals
zu vereinigendes Königreich, für seinen Sohn, und
Ferdinand 1748 die Herzogthümer Parma, Pia-
cenza und Guastalla für seinen Halbbruder Phi-
lipp; 1782 fiel auch Minorca wieder an Spanien.
In Portugal war nach dem Aussterben der
directen Nachkommen Heinrich’s von Burgund das
sogenannte unächt burgundische Haus 1385 zur
Regierung gelangt. Unter ihm machten die Por-
tugiesen, besonders durch Heinrich den Seefahrer
aufgemuntert, die wichtigsten Entdeckungen und
bedeutende Eroberungen in Ostindien; 1415 nah-
men sie Ceuta und 1471 Tanger ein und bildeten
daraus das Königr. Algarbien jenseit des Meeres
(siehe Blatt Xi.). — Nach dem Erlöschen des un-
ächt burgundischen Hauses liess Philipp Ii. von
Spanien 1580 Portugal in Besitz nehmen, das nun
während der unglücklichen span. Herrschaft seine
schönsten Kolonieen verlor; 1640 machte es sich
frei und erhob mit Johann Iv. das Haus Braganza
auf den Thron.
Blatt Xxiv.
Jv? 67.
Osteuropa um das Jahr 12 50.
Die in der Gegend des uralten Nowgorod woh-
nenden Slaven hatten zur Beendigung innerer Käm-
pfe den Brüdern Russ aus dem Stamme der nor-
mannischen Waräger oder Wäringer 862 die Herr-
schaft angeboten. Diese gingen darauf ein, und
ihr Fürst Rurik wurde bald Alleinherr. Seine
Nachfolger erweiterten ihre Herrschaft und erhoben
Kiew, das 864 den Chazaren (Seit 680 im südl.
Russland) entrissen war, zur Residenz. Wladi-
mir der Gr. (980 -1015) führte mit Gewalt das
Christenthum in sein Reich ein, das sich bereits
vom Dnjepr bis zum Ladoga-See erstreckte. Aber
durch Erbtheilungen *) und innere Kriege verlor
es seine Kraft, musste bedeutende Länderstrecken
an die streitbaren Nachbarvölker abtreten und
wurde zuletzt von 1237 —1477 den Mongolen
zinspflichtig.
Litthauen, anfangs nur bis zur Wilia sich
erstreckend und den P’ürsten von Poloczk zinsbar,
aber seit 1030 unabhängig unter mehreren Für-
sten, breitete sich seit 1217 auf Kosten der Rus-
sen weiter aus. Ringold vereinigte nun 1230 die
verschiedenen Reiche und wusste bei dem Ein-
brüche der Mongolen seine Selbständigkeit zu be-
haupten.
Seit 1158 hatten sich Bremer Kaufleute an der
Mündung der Düna niedergelassen, Bischof Al-
bert gründete 1200 Riga und 1202 den Orden der
Schwertritter, der ganz Liefland eroberte, indess
die Dänen sich Esthland unterwarfen. Als der
Orden durch Ringold fast aufgerieben war, schloss
er sich 1237 an den deutschen Ritterorden in
Preussen an, der Liefland durch Heermeister re-
gieren liess.
Polen wurde seit der Mitte des 9ten Jahrh.
von den Piasten beherrscht. Seit der Bekehrung
des Herzogs Miesko (964— 92) zum Christenthum
galt es für ein deutsches Reichslehen, hing aber
nur lose mit Deutschland zusammen. Boleslaw I.
*) Seit 1157 gab es zwei Grossfürstenthümer Kiew oder
Klein-Russland und Wladimir (früher Susdal) oder Gross-
Russland und mehr als 50 Theilfürstenthümer (Tscherni-
gow, Severien, Perejeslawl, Twer, Minsk, Halicz etc. —
Murom, Jaroslawl, Rjäsan etc.), ausserdem noch die un-
abhängigen Fürstenthümer Smolensk, Poloczk, dierepublik
Nowgorod nebst Pskow (Pleskow).
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Ii. Die zugewandten Orte.
Die Abtei St. Gallen nebst der Grafsch. Tog-
genburg, die Städte St. Gallen, Biel, Mühl-
hausen, die 3 Bünde von Graubündten (der
graue, Zehngerichts- und Gottesbausbund) nebst
den ihnen unterthänigen Veltlin, Cläven und
Worms, das Walliserland, Fürstenth. Neuen-
burg, Herz. Genf, eintheil desbisth. Basel etc.
Jv? 51.
Die Schweiz in ihrer jetzigen Ge-
stalt.
In Folge der Revolution rückten die Franzosen
1798 in die Schweiz ein, lösten die bisherige Eid-
genossenschaft auf und wandelten sie in die Eine
untheilbare Republik Helvetien um. Aber schon
1803 erhielt sie durch Napoleon eine neue Ver-
fassung, nach welcher 19 von einander unabhän-
gige Staaten einen Bundesstaat bilden sollten.
Neuenburg wurde als souveränes Fürstenthum dem
Marschall Berthier übergeben und Wallis und Genf
mit Frankreich vereinigt (vgl. Blatt Xiii. Jw 33).
Mit dem Sturze Napoleons stürzte auch diese Ver-
fassung. Seit dem Wiener Congress 1815 besteht
die Schweiz aus 22 souveränen C an tonen.
Jy? 52.
Italien um das Jahr 1500.
Venedig, durch Flüchtlinge gegründet, welche
in den Stürmen der Völkerwanderung auf die La-
gunen des adriatischen Meeres geflüchtet waren,
bildete sich zu einer Republik aus, an deren Spitze
seit 697 ein Doge stand. Es machte Eroberungen
in Dalmatien, gewann durch den vierten Kreuzzug
(vgl. Blatt Xxv. Jvi* 75) 1204 Candia, Negro-
ponte u. a. Ins., so wie Theile von Morea und
ging aus den mit Genua von 1250—1381 geführ-
ten Kriegen siegreich hervor. Durazzo und Corfu
unterwarfensich 1386 freiwillig, Verona und Padua
wurden 1405, Bergamo und Brescia 1428, Ravenna
1441, Friaul 1420 erobert, Cyporn, dessen Königin
Catharina Cornaro von der Republik adoptirt
war, 1489 in Besitz genommen.
In Mayland breitete die Familie-Visconti ihre
Herrschaft weit aus. Matteo Galeazzo Visconti,
seit 1395 mit der Herzogswürde bekleidet, besass
den grössten Theil Oberitaliens. Nach seinem Tode
1402 gingen aber während der Minderjährigkeit
seiner Söhne viele Besitungen an die Venetianer
verloren. Nach dem Aussterben der Visconti’s
1447 erkämpfte sich Franz Sforza die Nachfolge.
Die Rep. Genua war in den Besitz eines nicht
unbedeutenden Gebietes auf dem Festlande gekom-
men; bei der Wiederherstellung des griech. Kaiser-
thums 1261 erhielt sie grosse Handels vortheile und
mehrere Besitzungen am schwarzen Meere (Azow,
Kaffa), von den Pisanern 1299 Corsica und den
grössten Theil Sardiniens. Durch die Kriege mit
Venedig und durch innere Parteikämpfe geschwächt,
kam sie bald unter mayländische (1415 — 35,
1464 — 99), bald unter französische (1458 — 61,
1499—1513, 1515 — 28) Herzhaft und verlor
die auswärtigen Besitzungen.
Die Grafen von Savoyen erhielten 1235 Tu-
rin, 1268 Waadt, 1363 Piemont, 1401 die Graf-
schaft Genf und 1416 die Herzogswürde.
Das Haus Gonzaga, das 1328 in Mantua zur
Herrschaft gelangt war, wurde 1432 vom Kaiser
Sigismund in den Markgrafenstand erhoben.
Das Haus Este erwarb Ferrara 1208, Modena
1228 und vom Kaiser Friedrich Iii. 1452 die
Herzogswürde.
Toscana, fortwährend durch Parteiungen zer-
rüttet, war zwischen den Republiken Florenz und
Siena getheilt. In jener hatten die Mediceer durch
Johann (t 1427) die Leitung der öffentlichen An-
gelegenheiten erlangt.
Im Kirchenstaate hatten sich die Romagna
und die Mark Ancona der päpstl. Herrschaft all-
mälig entzogen und waren in viele kleine Herr-
schaften zerfallen. Nach der Zurück Verlegung des
päpstl. Stuhls von Avignon nach Rom wurde die
Oberherrschaft des Papstes wieder hergestellt.
In Unteritalien waren durch die Normannen
zu Anfang des Ilten Jahrh. neue Staaten gegrün-
det worden (Grafsch. Aversa, Fürstenth. Capua,
Grafsch. Apulien); Roger Ii., Grossgraf von Sici-
lien, vereinigte dieselben und eihielt 1130 vom
Papste den Titel eines Königs von Sicilien. Nach
dem Aussterben des normannischen Regentenhauses
1189 kam das Reich durch Erbschaft an die
Hohenstaufen und nach deren Erlöschen durch
päpstliche Belehnung an Karl von Anjou 1265.
Sicilien entzog sich jedoch seiner Herrschaft (si-
cilianische Vesper 1282), kam an eine Nebenlinie
des Hauses Aragon und 1409 wieder an die Ilaupt-
linie (vgl. Jy? 31).
Ж 53.
Italien um das Jahr 17 92.
Venedig sank mehr und mehr, seitdem der
Handel neue Wege einschlug. Es musste Ravenna
an den Papst, Cypern 1573, Candia 1669, Morea
1718 an die Türken abtreten.
Savoyen hatte zwar Waadt, Genf und Unter-
wallis an die Schweizer verloren, dagegen 1703
einen Theil von Mayland und im utrechter Frie-
den 1713 die Königswürde und Sicilien erhalten,
das es aber 1720 an Oesterreich gegen Sardinien
umtauschte.
Mayland hatte bedeutend an Umfang ver-
loren. Es hatte Bellinzona und Veltlin 1513 an
die Schweizer und Parma und Piacenza 1521 an
den Papst abgetreten, der damit seinen natürlichen
Sohn Farnese als Herzog belehnte; 1540 wurde
es von Kaiser Karl V. an Philipp (nachherigen
König von Spanien) übergeben, 1708 durch das
Herzogth. Mantua vergrössert und 1713 im utrech-
ter Frieden dem Hause Oesterreich überlassen.
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
27
Als Modena 1598 durch kaiserliche Beleh-
nung an eine Nebenlinie des Hauses Este gekom-
men war, zog der Papst Ferrara als päpstliches
Lehen wieder ein. Modena wurde 1741 mit Massa
und Carara vergrössert.
Die Rep. Siena war 1554 von Kaiser Karl V.
erobert und an seinen Sohn Philipp Ii, abgetreten
worden. Dieser zog das Ftlrstenth. Piombino und
Stato degli Presidii zu Neapel und überliess 1557
Siena an Cosmus I. von Toscana, der 1569 vom
Papste zum Grossherzog ernannt ward. Nach dem
Aussterben der Mediceer 1737 kam Toscana an
Franz Stephan von Lothringen, der 1745 zum
deutschen Kaiser erwählt, es seinem zweiten Sohne
überliess.
Neapel war 1501 von Ferdinand dem Katho-
lischen erobert und mit Spanien vereinigt worden.
Nach dem span. Erbfolgekriege erhielt Oesterreich
das Königreich beider Sicilien, trat es aber schon
1785 an den span. Infanten Karl von Bourbon ab.
Blatt Xxi.
Jv? 54.
Die britischen Inseln im 8ten Jahr-
hundert.
Als die Römer in Folge der Völkerwanderung
ihre Legionen 426 aus Britannien zurückriefen,
nahmen die verheerenden Ueberfälle der Caledonier
(Picten und Scoten) überhand. Die Briten, un-
vermögend, sich selbst zu schützen, riefen
daher die Sachsen zu Hülfe, die 449 herüber-
kamen, die Caledonier schlugen, sich aber im
Lande festsetzten; durch nachfolgende Sachsen,
Angeln und Jüten verstärkt, machten sie weitere
Eroberungen, drängten die Briten theils nach Cum-
hria, Cambria (Wales) und Westwales (Cornwales)
zurück, theils nöthigten sie dieselben zur Aus-
wanderung nach Armorica (Bretagne) und grün-
deten nach und nach 7 Reiche. Die Sachsen
Hessen sich in Kent, Sussex, Wessex, Essex, —
die Angeln in Ostangeln, Mercia, Northumber-
land (entstanden aus Bernicia und Deira), — die
Jüten in einem Theile von Wessex und auf der
Insel Wight nieder. Die 7 Reiche wurden durch
Egbert 827 zu Einem (Anglia) vereinigt.
In Schottland hatten sich im Niederlande
die Reiche der Picten, im Hochlande die der aus
Irland eingewanderten Scoten gebildet, welche
häufige Kriege nicht nur unter sich, sondern auch
mit den Sachsen führten. Kenneth Ii. vereinigte
sie 838 unter seinem Zepter.
Irland zerfiel in das Oberkönigreich Meath
mit der Hptst. Themora und in 4 Unterkönigreiche
Ulster, Connaught, Mounster und Leinster.
Jy? 55.
Die britischen Inseln bis auf die
Jetztzeit.
Die vereinigten sächsischen Reiche waren nicht
im Stande, den seit 832 immer häufiger werden-
den verheerenden Einfällen der Dänen (Norman-
nen) Einhalt zu thun. Diese setzten sich im Lande
fest und machten es sich zuletzt ganz unterwürfig.
Ihre Herrschaft endete Eduard Iii., der Bekenner
(1041 — 66). Nach seinem Tode bemächtigte sich
Wilhelm I. von der Normandie (1066 — 87) durch
die Schlacht bei Hastings des Thrones, stürzte die
angelsächsische Verfassung um, richtete das nor-
mannische Feudalsystem ein und belehnte seine
Begleiter mit den Gütern der Sachsen. Nach dem
Erlöschen seines Hauses erhielt das mit demselben
verwandte Haus Plantagenet Anjou (1154—1485)
die Krone. Durch seine weit ausgedehnten fran-
zösischen Besitzungen (vgl. Blatt Xxii. J\?' 58)
verwickelte es das Land in viele Kriege mit Frank-
reich, an deren Ende ihm nur noch Calais übrig
blich, das aber 1558 auch verloren ging. — W a-
les, das seit langer Zeit in Abhängigkeit von Eng-
land gestanden hatte, wurde 1284 ganz unterwor-
fen. — Nach den blutigen Bürgerkriegen zwischen
den Häusern Lancaster (rothe Rose) und York
(weisse Rose) erhob Heinrich Vii. (1485 —1507),
der beide Häuser vereinigte, das Haus Tudor auf
den Thron. Heinrich Viii. führte die Reformation
ein, Elisabeth (1558 —1603) befestigte dieselbe,
schuf eine Seemacht und legte dadurch den Grund
zur Grösse Englands. Nach ihr kam mit Jacob I.
von Schottland das Haus Stuart zur Regierung.
Dieses vereinigte zwar Schottland mit England,
rief aber durch seine Hinneigung zum Katholicis-
mus und sein Streben nach unumschränkter Ge-
walt einen Bürgerkrieg hervor, in dem Karl I.
1649 enthauptet wurde. Oliver Cromwell trat als
Protector an die Spitze der Republik, gründete
durch die Navigationsakte die Herrschaft Englands
zur See und entriss 1655 Jamaica den Spaniern.
Nach seinem Tode wurde 1660 Karl Ii. auf den
väterlichen Thron zurückgerufen (Restauration).
Er aber, so wie später sein Bruder Jacob Ii.,
suchten die politischen und kirchlichen Freiheiten
zu untergraben. Deshalb wurde 1689 der Prinz
von Oranien, des Letzteren Schwiegersohn, zum
König erhoben (Revolution). Nach dem Tode
Anna’s 1714 kam das Haus Hannover mit Georg I.
auf den Thron. Seit dieser Zeit hat Englands
Macht und Wohlstand mit reissender Schnelligkeit
zuffenommen. Im utrechter Frieden 1713 erhielt
O
es Gibraltar, Neufoundland, Akadien nach seinen
alten Grenzen, die Hudsonsbayländer und im pa-
riser Frieden 1763 Canada und mehrere westindi-
sche Inseln, die Küste am Senegal, Florida. Zwar
musste es 1783 die Unabhängigkeit der nordame-
rikanischen Kolonieen anerkennen, erweiterte aber
bald darauf ungemein seine Macht in Ostindien
und gelangte in den Besitz des Welthandels.
4*
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
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- Geschlecht (WdK): koedukativ
35
Pisaner, Genuesen, Venetianer und der geistlichen
Ritterorden. Sie wurden seit 1127 durch Zenghi
und dessen Sohn Nureddin (Atabeken in Syrien
von 1127 — 81), die 1144edessa und einen grossen
Theil des Fürstenth. Antiochia eroberten, beunru-
higt. Dies veranlasste die Könige Conrad Iii,
von Deutschland und Ludwig Vii. von Frank-
reich zum
zweiten Kreuzzuge, 1147 — 49, der aber
durch die Feindseligkeiten der Griechen, durch die
Drangsale in Kl.-Asien, durch Eifersucht und Rang-
streit der Christen, namentlich aber durch den Ver-
ratli der Pullanen (d. h. der im Morgenlande ge-
borenen Franken) scheiterte. Dennoch erhielt sich
das Königr. Jerusalem. Aber bald erwuchs ihm
bei innerer Uneinigkeit ein mächtiger Feind in dem
tapfern Ejubiten Saladin. In der Schl, bei Tibe-
rias 1187 vertilgte er den Kern des christlichen
Heeres, nahm den König Guido (Veit von Lusignan)
gefangen und bemächtigte sich bald darauf der
christlichen Besitzungen bis auf Antiochien, Tyrus,
Tripolis. Die Kunde von diesem Unglücke ver-
anlasste den
dritten Kreuzzug, 1189 — 92, unter Frie-
drich I, Barbarossa, Philipp August von Frank-
reich und Richard Löwenherz von England. Auf
demselben erfolgte zwar die Eroberung von Ptole-
mais (Akkon, Akre), aber nicht von Jerusalem.
In einem 1192 geschlossenen Vertrage ward den
Christen der Küstenstrich von Tyrus bis Joppe und
der ungestörte Besuch der heiligen Oerter zugesi-
chert. Cypern, das Richard Löwenherz erobert
hatte, gab er an König Guido von Lusignan,
dessen Nachkommen drei Jahrhunderte den Besitz
behaupteten.
Der vierte Kreuzzug, 1202 — 4, erreichte
gar nicht das heilige Land, sondern blieb in Con-
stantinopel, wo er das lateinische Kaiserthum (1201
bis 1261) gründete. Der Kaiser Balduin von Flan-
dern erhielt den vierten Theil des Landes, die
übrigen drei Viertheile wurden als Lehen unter
die fränkischen Fürsten vertheilt (Kgr. Thessalo-
nich unter Bonifacius von Montferrat, Fürstenth.
Morea oder Achaja, Grafseh. Cephalonia, Herzog-
thum Niksia). Den grössten' Vortheil zogen die
Venetianer, die den ganzen Handel der Levante
erhielten. Epirus und Aetolien behaupteten sich
unter Michael Angelus unabhängig.
Im griechischen Kl.-Asien entstanden zwei neue
Reiche. Theodor Laskaris gründete das Kaiserth.
Nicaea, welches allmälig erstarkte, das innerlich
uneinige und verhasste lateinische Kaiserthum
mehr und mehr einschränkte und endlich 1261
unter Michael Paläologus gänzlich auflöste. — Das
Kaiserth. Trapezunt, von Nachkommen der
Komnenen gegründet, erblühte durch Handel,
stand aber in Abhängigkeit von den Sultanen von
Iconium und wurde 1461 von Muhamed Ii. erobert.
Das Kgr. Armenien im alten Cilicien hatte
schon vor den Kreuzzügen Selbständigkeit erlangt
und erhielt sich bis 1371, wo es den Mamelucken
erlag. — Das Kgr. Georgien oder Iberien
kam beim Verfall der seldschuckischen Herrschaft
wieder empor.
Die Darstellung dieser eben genannten Verhält-
nisse ist auf Karte Jw 75.
Der fünfte Kreuzzug, 1228 — 29 unter
Kaiser Friedrich Ii. Diesem gelang es, mit dem
Sultan Kamel von Aegypten einen Vertrag auf 10
Jahre zu schliessen, nach welchem Jerusalem,
Bethlehem und Nazareth sammt ihren Gebieten
und der ganze Küstenstrich von Joppe bis Sidon
den Christen abgetreten wurden. Er setzte sich
hierauf selbst am heiligen Grabe die Krone von
Jerusalem auf, wodurch der Titel eines Königs von
Jerusalem auf die deutschen Kaiser forterbte. Je-
rusalem war von 1229 — 39 und dann von 1243
bis 1247 in den Händen der Christen.
Als die Mongolen das chowaresmische Reich
gestürzt hatten, trat eine Schaar flüchtiger Cho-
waresmier in die Dienste des ägyptischen Sultans
Saleh, eroberte Jerusalem, verwüstete Palästina
und vernichtete in der Schlacht bei Gaza 1244 den
Kern der beiden Ritterorden. Da unternahm
den sechsten Kreuzzug, 1248 — 54, Lud-
wig Ix., der Heilige. Er suchte von Aegypten
aus Palästina zu erobern, gerieth aber mit seinem
ganzen Heere in Gefangenschaft, aus der er nur
gegen ein hohes Lösegeld entlassen wurde. Zwar
wandte er sich hierauf noch nach Palästina, konnte
aber daselbst nichts ausrichten. Dies wurde nun
sich selbst überlassen. Die Mamelucken, welche
sich 1250 der Herrschaft in Aegypten bemächtigt
hatten, eroberten nach und nach die fränkischen
Besitzungen und 1291 die letzte, Ptolemais.
Die geistlichen Ritterorden verlegten hierauf
ihre Sitze, die Johanniter 1310 nach Rhodus und
nach dessen Eroberung durch die Türken 1522
nach Malta; die Templer nach Cypern und 1306
nach Paris, wo sie durch Philipp Iv. vernichtet
wurden; die deutschen Ritter nach Venedig und
1309 nach Marienburg.
№ 76.
Das osmanische Reich nebst den
Schutzstaaten nach seiner grössten
Ausdehnung 1682.
Nach der Zerstörung des seldschuckischen Rei-
ches Iconium oder Rum durch die Mongolen bil-
deten sich mehrere kleinere Reiche, unter deren
Fürsten um 1300 Osman, Haupt einer türkischen
Horde, in Karahissar, hervortrat ; er eroberte einen
Theil von Bithynien und machte 1326 Prusa zur
Residenz. Seine Nachfolger verbesserten das Kriegs-
wesen (Janitscharen) und dehnten die Eroberungen
weiter aus; sie unternahmen Streifzüge nach Eu-
ropa und setzten sich daselbst 1357 durch die Ein-
nahme von Gallipoli fest; 1361 verlegten sie ihre
Residenz nach Adrianopel, kämpften siegreich
1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— o —
Macht und Glanz erhob Spanien Karl I., Ferdinands Enkel, jener deutsche
Kaiser Karl V., in dessen Reich die Sonne nicht unterging. Aber schon unter
Philipp Ii. (f 1598) begann die Sonne zu sinken, zwar fiel ihm 1580 Por-
tugal zu, aber die Niederlande machten sich los, die Mehrzahl der Colonien
in Asien ging verloren, der Welthandel kam an die Holländer und Engländer.
Philipp Iii. schädigte des Landes Wohlstand, indem er die christlichen
Mauren, die schon Philipp Ii. verfolgt hatte, gänzlich vertrieb. Mit Philipp
v on Anjou, einem Enkel Königs Ludwig Xiv., kam nach dem spanischen Erb-
folgekriege (1700—1714) eine Nebenlinie des Hauses Bourbon aus den spa-
nischen Thron. Karl Iv. wurde durch Kaiser Napoleon entsetzt, aber 1814
mußte Joseph (1809 Talavera, 1812 Salamanea, 1813 Vittoria) wieder
Karls Iv. Sohn, Ferdinand Vii. weichen; ebenso gelangte durch Wellingtons
Waffen der Prinzregent rwn Portugal, Johann Vi., der vor Junot 1807 nach
Brasilien hatte fliehen müssen, 1821 wieder zur Herrschaft. Nach Ferdinands
Vii. Tode (1833), der mit den C ort es (den Landständen) in unaufhörlichem
Kampfe gelegen, kam es zu einem langen blutigen Bürgerkriege zwischen Car-
listen und Christinos, feine Tochter Jfabella Ii. wurde 1843 als Königin
anerkannt. Die meisten amerikanischen Colonien (Mexiko, la Plata, Chili,
Peru, Bolivia) gingen in dieserzeit verloren. 1868 wurdejsabella vertrieben
und die Republik proclamirt, 1870 Amadeo, der Herzog von Aosta, Sohn des
Königs von Italien, zum König erwählt. In Portugal, das seit 1640 wieder
selbständige Könige aus dem Hause Braganza (No.) erhalten, aber nie mehr
seine vorübergehende Bedeutung von ehedem erlangt, regiert jetzt (seit 1861)
Dom Luis I. (das Dom führt nur der König und die königlichen Prinzen).
Durch Bürgerkrieg zerrifsen, steht es in Ackerbau, Handel, Industrie, Bildung
noch hinter Spanien zurück.
6. Das Volk. Ein Grundzug des spanischen Characters ist der Stolz.
Die feierliche, ernste, kalte, schweigsame Grandezza der spanischen Granden ist
ja sprüchwörtlich. Auch der heruntergekommene Bauern- und Bettleradel be-
sitzt diesen ungemessenen Stolz und zeigt eine gewisse würdevolle Vornehmheit
und läßt sich seinen Caballero und Sennora nicht nehmen. Wehe dem, der
ihnen Unwürdiges zumuthet, niedere Dienste von ihnen fordert. Denn fo ge-
messen und still sie für gewöhnlich sind, so gefährlich sind sie, wenn die leicht
zur hellen Flamme auflodernde Gluth der Leidenschaft sie aufjagt. In Bil-
dung zurück, mit den Veränderungen unbekannt, die feit Karl V. in der Welt
geschehen, zehrt ihr Nationalstolz noch von den Erinnerungen an diese glor-
reichste Zeit ihres Volkes und Vaterlandes und sie halten sich noch heute für
das erste Volk der Erde. Aber sie wissen und fühlen sich auch als Eine Nation,
trotz der scharf ausgeprägten Verschiedenheit in Sitten, Fähigkeiten, Charaeter
und Interessen der vielen einzelnen Stämme und Provinzen. An den alten
Sitten, Gebräuchen, Gerechtsamen halten sie mit starrem Sinne fest, und auch
die Loyalität des Spaniers ist sprüchwörtlich geworden. Der Kampf gegen
Napoleon mit seinem unermüdlichen Guerillakrieg hat bewiesen, daß dermuth,
die Tapferkeit, der Unabhängigkeitssinn, die Vaterlandsliebe noch in ihnen
wohnt, die einst Numantia nur als einen Haufen von Schutt und Leichen den
Römern übergab und 700 Jahre mit den Saraeenen auf Tod und Leben
kämpfte; aber dem Nationalgefühl verbindet sich auch ein brennender Haß
1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 176 —
erfteren, der die blühendsten und zahlreichsten Dörfer hat und bis zu einer
Höhe von 2500' geht, wird Weizen und Gerste gebaut und in noch größeren
Flächen Wein, der bei dem heißen, trocknen Sommer und in dem schwarzen
Boden ausgezeichnet gedeiht; ebenso vorzüglich gedeihen an den untersten Ab-
hängen Olive, Feige, Mandel, Orange, Baumwolle, und die Fluren sind mit
Hyacinthen, Narzissen, Crocus und unzähligen andern Blumen geschmückt.
In dem mittleren Gürtel, der bis 6000' sich erstreckt, nimmt der Wald den
größten Theil ein, besonders Eichen, Oleander und Kastanien, unter den letz-
teren prachtvolle Bäume von 180'Stammesumfang, weiter hinauf Buchen und
Birken; der Wald wird zum Holzschlag und zu Weide benutzt; an die Stelle
des Weizens tritt der Roggen, das deutsche Korn, wie man es hier nennt, aber
in dem obern Theil des Waldgürtels hört der Getreidebau aus und giebt es
auch keine Dörfer mehr. In dem nördlichsten Gürtel ist die Vegetation äußerst
arm und einförmig, keine Spur von der reichen lieblichen Flora der Alpen,
das liegt an dem Lava- und Aschenboden und an dem großen Mangel an
Quellen und Bächen. Der Aetna hat zu verschiedenen Zeiten ein verschiedenes
Aussehen: im März z. B. ist er zu drei Viertheilen, auch die Waldregion mit
Schnee bedeckt, ein riesengroßer Schneekegel, aber der Fuß mit dem schönsten
Frühlingsgrün bekleidet, wie mit einem großen Blumenkranz umgeben; im
August dagegen ist der Schnee ganz verschwunden, aber in dem angebauten
Gürtel alles Gras und Kraut vertrocknet, nur der Wald prangend in frischem
Grün. Die Spitze des Aetna bietet ein Panorama von außerordentlich
reicher Schönheit: von dem Kegel des isolirt stehenden Berges übersieht man
fast die ganze Insel, und die liparijchen Inseln, die Küste von Calabrien,
Land und Meer liegen vor Einem wie auf einer Landkarte. Auch hat der Aetna
in Folge seiner Stellung das Merkwürdige, daß er seinen eignen Riesenschatten
über eine Fläche von 20 Meilen wirft.
212 v. Chr. kam mit der Eroberung von Spracus durch Marcellus die
Insel an die Römer, 535 eroberte sie Belisar für den griechischen Kaiser, 827
rissen sie die Sarazenen an sich. (Die Griechen, die den Titel Sicilien nicht
ausgeben wollten, nannten ihren Besitz in Unteritalien „Sicilien diesseits der
Meerenge", daher der jetzt noch für Neapel gebräuchliche Name: „Königreich
beider Sicilien".) 1194 kam dies Königreich beider Sicilien, nachdem es im
11. Jahrhundert die Normannen besetzt und als päpstliches Lehen besessen
hatten, an Kaiser Heinrich Vi. Unter dessen Sohn Friedrich Ii. erlebte es
seine glänzendste Zeit. 1268 nach dem Fall des letzten Hohenstaufen kam
Sicilien an Karl von Anjou, von dem es sich aber 1282 durch die sicilianische
Vesper losriß und sich Peter Iii. von Aragonien zum Herrscher wählte. Im
16. Jahrhundert(1505) kam es dann (mitneapel) an ^Ferdinand den Katho-
lischen von] Spanien, nach dem Ende des österreichischen Erbsolgekrieges an
Oesterreich, 1738 an die Bourbonen, unter Napoleon an Joseph Bonaparte
und Murat, endlich wieder an die Bourbonen, bis 1860.
Sicilien ist von Alters berühmt durch die Schönheit seines milden, ge-
sunden Klimas, die unermüdliche Triebkraft seines Bodens, den unerschöpf-
lichen Reichthum seiner Erzeugnisse. Rom nannte Sicilien seine Kornkammer.
Aber das ist heutzutage anders. Fruchtbar zwar ist der Boden und schön das
Klima noch, aber das Land ist das ärmste jetzt von Italien. Während der