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1. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 50

1901 - Glogau : Flemming
— 50 — Gewiß hat auch der Apennin seine Reize, und in dankbarer An- erkennung hat man dem heimischen Berggeist im Park von Pratolino eine Kolossalstatue mit 7 Ellen langem Barte gesetzt. Wir sprachen oben von Naturschönheit und kommen nun zu dem in Bezug auf landschaftliche Entzückungen bevorzugtesten Erdenwinkel nicht bloß Italiens allein, sondern vielleicht der ganzen Welt — also zu dem Golf von Neapel, jener Paradiei'esgegend, die der Dichter nennt un pezzo di cielo, caduto in terra —■ (ein Stück Himmel, gefallen auf die Erde), oder die der entzückte Ausruf charakterisiert vedi Napoli e muori (Neapel sehen und dann sterben!). Der deutsche Dichter faßt sehr bezeichnend sein Urteil zusammen in die Verse: immer schlendr' ich umher, und keiner Arbeit gedenk' ich,1 und der einfache Schweizer Soldat, das treuherzige Naturkind, rief aus: Ach, es ischt zu schön, es macht ganz traurig. Um Weihnacht blühen hier die Rosen und auch die Veilchen. Schon im zweiten Wintermonat entfalten sich Anemonen, Krokus und zahlreiche Liliengewächse, schöne Gärten voll Orangen-, Mandel- und anderen Fruchtbäumen zieren den Strand, und man fühlt sich um- weht von Wolken gewürzigen Duftes, der von Blättern und Blüten aufsteigt. Nördlich am Golf baut sich Neapel terrassenförmig auf, östlich fchickt der Vesuv seine Rauchwolke zum Himmel, und südlich begrenzt das zauberhafte Capri den wundervollen Ausblick. Hier ist alles Natur, Reiz und unmittelbares Genießen, und man hat be- hauptet, daß kaum die sonst in Italien so allmächtige herrliche Re- naissance in Neapel ihre Wirkung ausgeübt hat. Aber es trifft leider zu, was man auch über ganz Italien hat urteilen wollen, namentlich wenn man an die früheren Zustände zurückdenkt: „es ist eine Schön- heit ohne Frieden!" Die Geschichte Neapels ist eine der Unglück- seligsten. Schafott, Hinrichtung und Revolution haben hier säst un- unterbrochen gewaltet, schon seit den Tagen des bemitleidenswerten letzten Hohenstaufen Konradin und dem Aufstände des Fischers Thomas Aniello (Masaniello). Namentlich haben die Bourbonen unbarmherzig in dem herrlichen Lande geherrscht, und es rechtfertigte sich das Wort: il regno di Napoli e un paradiso, mä abitato da diavoli. Was das schlimmste war, man nahm die Banditen und Briganten, die eine surcht- bare Plage des schlecht regierten Landes waren, sörmlich in Sold, und die Abruzzen, Abällino, Rinaldini, Fra Diavolo sind als Räuberland und Räuberhelden auch in unseren litterarischen Hervorbringungen dankbare und oft behandelte Lokalitäten und Persönlichkeiten gewesen. Wir ziehen nun in die südlichste Landschaft hinein, nach Kalabrien, 1 Die müßiggängerischen Bewohner Neapels nennt man die Lazzaroni. Viel- fach ziehen aber die Neapolitaner auch als corallajo ans die Geivinnnng der roten Korallen aus.

2. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 56

1901 - Glogau : Flemming
kämpfte. Man kann sagen, ein solches Zeitalter fand in Philipp Ii. (1556—1598) den entsprechenden König und Gebieter, der mit un- beugsamer Beharrlichkeit das eine politische Ziel verfolgte, den alten Glauben gegen alle Anfechtungen der Glaubensneuerung zu ver- teidigen und ihm zum Triumphe zu verhelfen. Er schuf sich in dem Escorial in dem Guadarramagebirge seinen charakteristischen Palast und Wohnsitz. Dieses Klosterschloß wurde zu Ehren des heiligen Laurentius erbaut, und da der Heilige auf einem Roste gemartert wurde, so gab man dem riesigen Gebäude die Gestalt eines Rostes. Das Gebäude enthält 20 Hose, 96 Kreuzgänge, 890 Thüren, 1000 Säulen, 5000 Fenster und hat 5 Billionen Dukaten gekostet. Und von diesem Schlosse aus regierte Philipp sein unermeßliches Reich nach starren, argwöhnischen Grundsätzen, ganz wie ihn Schüler- in seinem Ton Carlos uns geschildert hat. Damals war wirklich die beherrschte Monarchie noch unermeßlich. Denn außer den nieder- ländischen und italischen Besitzungen waren die reichsten Lande Ame- rikas, Mexiko, Peru nebst Quito, Ehile u. s. w., ihm unterthan. Man hat nachgerechnet, daß Spanien allein aus Peru in 248 Jahren 9 Milliarden Piaster erpreßt hat. Und heutzutage ist Spanien von diesem kolossalen auswärtigen Besitz nichts mehr geblieben. Die fleißigen Niederlande, das paradiesische Neapel sind von Spanien losgetrennt, zu Ansang des 19. Jahrhunderts begannen die amerika- nischen Kolonieen ihren erfolgreichen Unabhängigkeitskampf, und noch ehe das Jahrhundert seine ehernen Pforten schloß, verloren die Spanier im Kampse mit den Amerikanern auch noch ihre letzten Kolonieen, Kuba und die Philippinen. Gegenwärtig sind 2 un- bedeutende Küstenstriche an der Westküste Afrikas, sowie Ceuta und die afrikanischen Inseln: die Kanarien, Fernando Po und Annabon die letzten armseligen Reste eines einst weltberühmten Kolonialreiches. Die Erwerbungen in der neuen Welt sind auf das Heldenzeitalter um den Beginn der Neuzeit zurückzuführen, wo die spanischen und portugiesischen Entdecker den Königen ihrer Heimatländer die un- ermeßlichen Ländereien in Amerika und Asien erwarben. Damals erbat sich der König von Frankreich von dem König von Portugal eine Abschrift des Testamentes Adams, wonach die Könige von Por- tugal und Spanien zu Erben der Welt eingesetzt wären. Sehr charakteristisch war es, daß die Romanen allein der Golddurst von Erwerbung zu Erwerbung leitete, sie suchten das „Eldorado" (Gold- land), und auf dem erbeuteten Golde ruhte der Fluch, es machte seine Besitzer nicht froh, wie das in dem tiefsinnigen Märchen vom Nibelungenschatze in deutscher Herzinnigkeit uns erzählt wird. Das Gold nahm durch Spanien nur seinen Durchgang; andere Länder wurden reich, Spanien verarmte, und Philipp starb als „Bettler". Acan hat daraus hingewiesen, daß Philipp, der 1580 auch noch Por-

3. Historischer Schul-Atlas zur alten, mittleren und neueren Geschichte - S. 29

1861 - Glogau : Flemming
29 rieh Plantagenet nämlich, Graf von Anjou, Maine und Touraine und seit 1150 auch Herzog der Nor- mandie, hatte sich 1152 mit Eleonore (geschieden von Ludwig Vii. von Frankreich), der Erbin von Aquitanien und Gascogne, vermählt, 1154 die eng- lische Königskrone und 1169 auch das Herzogth. Bretagne erworben. Der Stifter oder vielmehr Erneuerer des Königr. Burgund war Boso, Graf von Vienne 879. Wäh- rend dev Minderjährigkeit seines Sohnes machte sich Rudolph, Statthalter in Hochburgund, 888 unabhängig, wodurch das Reich in Burgundia transjurana (Hochburgund) und Burg, cisjurana (Niederburgund) zerfiel. Rudolph Ii. vereinigte 933 beide Reiche wieder (Kgr. Arelat von der Re- sidenz Arles genannt). Nach dem Tode des kin- derlosen Rudolph Iii. kam dies 1032 an Deutsch- land, stand jedoch mit ihm nur in geringer Ver- bindung. Seine Hauptbestandtheile waren die Freigrafsch. Burgund, das Herzogthum Klein-Bur- gund, die Grafschaften von Genf, Savoyen, Orange, Venaissin, Valence, Provence. Jst 59. Frankreich von 1 180 bis zum Regie- gierungsantritt Ludwigs Xi. 1461. Die französischen Könige hatten durch die Kieuzzüge und durch die Kriege mit den Albi- gensern und Engländern ihre Macht zu erweitern und zu befestigen, so wie auch die grossen Lehne unter ihre unmittelbare Gewalt zu bringen gesucht, obschon sie mehrere derselben wieder an einzelne Glieder ihres Hauses ausgethan hatten. ' Philipp Ii. Augustus (1180—1223) vereinigte 1204—5 die Normandie, Anjou, Maine, Touraine und einen Theil von Poitou, — Ludwig Ix. der Heilige (1226 — 70) den östl. Theil der Grafsch. Toulouse, — Philipp Iii. (1270 — 85) den Rest der Grafsch. Toulouse, ferner Poitou und Auvergne und den nördl. Theil der Provence mit der Krone. Philipp Iv. der Schöne (1285 —1314), durch seine Gemahlin auch König von Navarra, zog 1312 die bedeutenden Güter der Tempelherren ein. Phi- lipp Vi. von Valois (1328 — 50) gab Navarra an Ludwig’s X. Tochter Johanna, Gemahlin Philipp’s von Evreux, und brachte 1349 die Dauphiné an sein Haus. Unter ihm machte Eduard Iii. von England Ansprüche auf die französische Krone und führte einen langen Krieg herbei, an dessen Ende im Frieden von Bretigny 1360 er auf jene verzichtete und Calais, Poitou, Limousin, Gui- enne etc. (wie auf der Karte angegeben ist) erhielt. Unter Karl Vi. (1380 — 1422) begann der Krieg 1414 abermals und endete damit, dass die Eng- länder 1453 alle ihre französischen Besitzungen bis auf Calais (das 1558 auch verloren ging) ein- büssten. Das 1362 erledigte Herzogth. Burgund über- gab Johann der Gute seinem Sohne Philipp dem Kühnen 1363, der durch Heirath Flandern, Ar- tois, Mecheln etc. erhielt und der Stifter der zwei- ten Dynastie der burgundischen Herzoge ist. Der letzte derselben, Karl der Kühne, besass das Ge- biet, welches auf der Karte blau umzogen ist (vgl. Jv? 56). jw 60. Frankreich von 146 1 — 1789. In dieser Zeit hatte die königliche Macht sich nicht nur befestigt und zum Absolutismus erwei- tert, sondern auch nach Aussen den grössten Ein- fluss erlangt und Frankreich bedeutend vergrössert. Ludwig Xi. (1461—83) zog nach dem Tode Karl’s des Kühnen 1477 das Herzogth. Burgund ein und erbte 1481 die Provence, Anjou, Maine. Mit der Thronbesteigung Heinrich’s des Vierten von Bourbon, Titularkönigs von Navarra, 1589 kam dessen ansehnlicher Besitz (Navarra und Bearn, Foix, ein grosser Theil von Gascogne und Guienne, das Herzogthum Vendôme etc.) an die Krone. Durch den westphäl. Frieden 1648 erhielt Frankreich den österreichischen Eisass ausser den Reichsstädten, den Sundgau, Breisach, die Bestä- tigung der im schmalkaldischen Kriege erworbenen Stifter Metz, Toul und Verdun, — durch den pyrenäischen Frieden 1659 Roussillon nebst Cer- daigne, fast ganz Artois, — durch den aachener Frieden 1668 Lille, Tournay, Courtray u. a. nie- derländische Städte, — durch den nymweger Frie- den 1678 die Franche Comté und 16 niederlän- dische Festungen (Valenciennes, Cambray etc.), — durch den ryswicker Frieden 1697 die Anerken- nung der elsasser Reunionen. — Lothringen nebst Bar, das im Wiener Frieden 1738 dem ehemaligen König von Polen, Stanislaus Lesczinsky, dem Schwiegervater Ludwig’s Xv., auf Lebenszeit ge- geben war, fiel nach dessen Tode 1766 an Frank- reich. — Corsica ward 1768 den Genuesen ab- gekauft. Jw 61. Frankreich nach seiner älteren Ein- theilung. Jw 62. Die Umgebungen von Paris, Blatt Xxiii. Jv? 63. Die hesperische Halbinsel von 711 bis zum Sturz der Ommayaden 1028. Die Westgothen hatten durch Chlodowig alle ihre gallischen Besitzungen bis auf Sepfimanien verloren, dagegen 585 das suevische Reich erobert (vgl. Bl. Ix. Jw 26). Ihrer Herrschaft machten

4. Historischer Schul-Atlas zur alten, mittleren und neueren Geschichte - S. 30

1861 - Glogau : Flemming
30 die Araber durch den Sieg bei Xeres de la Frontera 711 ein Ende. Abderrhaman I., der letzte Om- mayade, der dem durch die Abassiden in seinem Stamme angerichteten Blutbade glücklich nach Spanien 755 entkommen war, gründete hier ein von dem Khalifat zu Bagdad unabhängiges Kha- lifat zu Cordova. Aus Unzufriedenheit mit seiner Herrschaft riefen die Statthalter von Sara- gossa und Huesca Karl den Gr. zu Hülfe, der auch 778 die Pyrenäen überschritt, das Land bis zum Ebro eroberte und hier die marca liispanica gründete (vgl. Bl. X. .,Y-‘ 30). Nach dem Untergange des ommayadischen Ge- schlechts 1028 zerfiel die maurische Herrschaft in viele kleine Staaten (Huesca, Saragossa, Tortosa, Toledos, Badajoz, Sevilla, Granada, Niebla, Al- garbien, Mallorca), deren Namen auf der Karte mit stehender Schrift bezeichnet sind. Die Gründung neuer christlicher Staaten auf der iberischen Halbinsel ging theils von den Westgothen, theils von der spanischen Mark aus. Nachkommen der westgothischen Könige hat- ten sich bei der Eroberung des Landes durch die Araber in die cantabrischen und asturischen Ge- birge geflüchtet, hier Reiche gegründet und deren Grenzen durch glückliche Kämpfe immer weiter nach S. ausgedehnt. Beim Sturz der Ommayaden waren sie bereits bis zum Duero vorgedrungen, hatten auch, wenngleich nur vorübergehend, Er- oberungen südlich dieses Flusses gemacht. — Pe- layo hatte 718 das Königr. Asturien (Resid. Gijon) gegründet; seine Nachfolger erweiterten es durch Galicien und wählten seit 792 Oviedo (daher Königr. Oviedo), seit 917 Leon (daher Königr. Leon) zur Residenz. — Die Grafschaft Burgos, später Castilien genannt, war anfangs ein Theil von Leon, erkämpfte sich aber 923 ihre Unabhän- gigkeit; 1028 fiel sie an König Sancho Iii. den Grossen von Navarra. Aus der span. Mark gingen drei Reiche her- vor. Die Grafen von Pampelona nahmen um die Mitte des 9ten Jahrhunderts den Königstitel an und nannten sich später Könige von Navarra; ihnen gehörte auch Rioja, Alava, Viscaya, Guy- puzcoa. Durch Heirath erwarben sie noch Ara- gonien. Sancho Iii. der Gr. (1000 — 35) er- oberte Sobrarbe und Ribagorza und erbte 1028 die Grafsch. Castilien, so dass er das auf der Karte mit blauer Farbe umzogene Gebiet besass. Aber noch vor seinem Tode theilte er dies 1034 unter seine vier Söhne. — Die Grafen von Barcelona hat- ten ihr Gebiet durch Gerona, Urgel etc. erweitert. Jw 64. Die hesperische Halbinsel bis zum Tode Alfons Vh. 1157. Die Araber, von den Christen immer härter bedrängt, riefen die Morabethen oder Almoraviden aus Marocco zu Hülfe, die 1087 auch herüber- kamen, aber sich zugleich des arabischen Spaniens bemächtigten. Sie konnten jedoch die Fortschritte der Christen, die bis über die Guadiana drangen, nicht aufhalten und erlagen seit 1144 den gleich- falls aus Afrika herübergekommen Almohaden oder Muahedin. Der zweite Sohn Sancho’s Iii., Ferdinand I., welcher Castilien erhalten hatte (1035 — 65), bemächtigte sich nach dem Tode seines Schwagers, des letzten Königs von Leon, 1037 auch dieses Landes, ferner des nördl. Portugals. Alfons Vi. (1072 —1109) eroberte 1085 Toledo, 1092 Santa- rem und gab seinem Schwiegersöhne, dem Grafen Heinrich von Burgund, für geleistete Kriegsdienste das Land zwischen Minho und Duero und über diesen hinaus als erbliche Grafschaft. Alfons Vii. (1112 — 57) liess sich 1135 zum Kaiser von Spa- nien krönen, eroberte die ganze Mancha und machte sich mehrere arabische Fürsten zinsbar. Alfons I. (1112 — 85), Sohn Heinrich’s von Portugal, nahm nach dem glänzenden Siege über die Mauren bei Ourique 1139 den Königstitel an, entzog sich aller Abhängigkeit von Castilien und eroberte 1147 mit Hülfe der Kreuzfahrer Lissabon. Zu Aragonien, das 1034 der vierte Sohn Sancho’s Iii. erhielt, kam später auch Sobrarbe und Navarra. Alfons I. el Batallador (1104—34) eroberte 1115 Saragossa (Residenz). Nach seinem Tode trennte sich Navarra von Aragonien, und dieses fiel an den Grafen von Barcelona, dessen Land bereits bis an den Ebro reichte. So bestanden also bei dem Tode Alfons Vii. vier christliche Reiche auf der hesperischen Halb- insel, Portugal, Leon und Castilien, Aragonien und Barcelona, Navarra. Jw 65. Die hesperische Halbinsel bis zum Tode Ferdinands des Heiligen 1252. Nach dem Tode Alfons Vii. zerfiel sein Reich in das Königr. Leon nebst Galicien und Asturien und in das Königr. Castilien. Beide, mit Arago- uien und Navarra verbündet, versetzten der ara- bischen Herrschaft durch die Schlacht bei Tolosa 1212 den Todesstoss. Ferdinand Iii. der Heilige (1217 — 52) vereinigte 1230 Leon und Castilien, machte Untheilbarkeit des Reichs zum Gesetze und eroberte 1236 Cordova, 1243 Murcia, 1248 Sevilla, 1250 Xeres und Cadix. Navarra hatte, durch die Macht der Nachbar- reiche gehindert, sein Gebiet nicht nur nicht er- weitert, sondern vielmehr Alava, Biscaya und Rioja an Castilien verloren. Aragonien hatte sich nord- und südwärts ausgebreitet; im südlichen Frankreich besass es ein ansehnliches Gebiet; die Balearen und Pityusen, sowie das Königr. Valencia wurden unter Jacob I. (1213 — 76) erobert.

5. Historischer Schul-Atlas zur alten, mittleren und neueren Geschichte - S. 31

1861 - Glogau : Flemming
31 Portugal hatte 1249 Algarve den Mauren ent- rissen. So waren diese allmälig bis auf Granada eingeschränkt worden ; hier erhielten sie sich nur noch durch die Uneinigkeit der christlichen Reiche unter sich. Jw 66. Die h«sperische Halbinsel seit 1252. Aragonien verlor zwar 1258 die südfranzös. Besitzungen, erwarb aber 1282 Sicilien, das an eine Nebenlinie kam, aber 1409 wieder zurückiiel (vgl. J\s‘ 31), ferner durch päpstliche Belehnung 1297 Sardinien und 1442 Neapel. Durch die 1469 erfolgte Vermählung des Thronerben Ferdinand mit Isabella von Castilien wurde die Vereinigung Aragoniens und Castiliens vorbereitet. Sie erfolgte 1479. Die so vereinte span. Macht vertrieb 1492 die Araber aus Granada, setzte sich 1501 in den Besitz Neapels und 1502 in den Obernavarra’s (d. h. des südlich von den Pyrenäen liegenden Theils ; der nördlich gelegene kam später an das Haus Bourbon, das mit Heinrich Iv. den französ. Thron bestieg). Nach dem frühen Tode der Toch- ter Ferdinand’s und Isabella’s und des Gemahls derselben, Philipp’s von Oesterreich, kam mit deren Sohn Karl V. das österreichisch-habsburgsche Haus 1516 zur Regierung. Karl V. besass bereits die burgundischen Lande als väterliches Erbe und er- warb noch unermessliches Gebiet in Amerika. Sein Sohn Philipp Ii. (1556 — 98) erhielt Spanien, die Niederlande, Franche Comté, Mayland, Neapel. Er eroberte noch die Manillen und Portugal, allein die nördl. Niederlande erkämpften ihre Unabhän- gigkeit. Unter ihm beginnt der Verfall Spaniens. Im pyrenäischen Frieden 1659 gingen Roussillon und fast ganz Artois, — im nymweger Frieden 1678 die Franche Comté und 16 niederl. Plätze an Frankreich verloren ; 1640 riss sich Portugal los. — Nach dem Erlöschen des habsburgschen Hauses gelangte das Haus Bourbon auf den Thron, es musste im Frieden zu Utrecht 1713 Gibraltar und Minorca an England und Sicilien an Savoyen, und im Frieden zu Rastadt 1714 Neapel, Sardi- dinien, Mayland, Belgien an Oesterreich abtreten. Philipp V. erhielt im Wiener Frieden 1738 Neapel und Sicilien als besonderes, mit Spanien niemals zu vereinigendes Königreich, für seinen Sohn, und Ferdinand 1748 die Herzogthümer Parma, Pia- cenza und Guastalla für seinen Halbbruder Phi- lipp; 1782 fiel auch Minorca wieder an Spanien. In Portugal war nach dem Aussterben der directen Nachkommen Heinrich’s von Burgund das sogenannte unächt burgundische Haus 1385 zur Regierung gelangt. Unter ihm machten die Por- tugiesen, besonders durch Heinrich den Seefahrer aufgemuntert, die wichtigsten Entdeckungen und bedeutende Eroberungen in Ostindien; 1415 nah- men sie Ceuta und 1471 Tanger ein und bildeten daraus das Königr. Algarbien jenseit des Meeres (siehe Blatt Xi.). — Nach dem Erlöschen des un- ächt burgundischen Hauses liess Philipp Ii. von Spanien 1580 Portugal in Besitz nehmen, das nun während der unglücklichen span. Herrschaft seine schönsten Kolonieen verlor; 1640 machte es sich frei und erhob mit Johann Iv. das Haus Braganza auf den Thron. Blatt Xxiv. Jv? 67. Osteuropa um das Jahr 12 50. Die in der Gegend des uralten Nowgorod woh- nenden Slaven hatten zur Beendigung innerer Käm- pfe den Brüdern Russ aus dem Stamme der nor- mannischen Waräger oder Wäringer 862 die Herr- schaft angeboten. Diese gingen darauf ein, und ihr Fürst Rurik wurde bald Alleinherr. Seine Nachfolger erweiterten ihre Herrschaft und erhoben Kiew, das 864 den Chazaren (Seit 680 im südl. Russland) entrissen war, zur Residenz. Wladi- mir der Gr. (980 -1015) führte mit Gewalt das Christenthum in sein Reich ein, das sich bereits vom Dnjepr bis zum Ladoga-See erstreckte. Aber durch Erbtheilungen *) und innere Kriege verlor es seine Kraft, musste bedeutende Länderstrecken an die streitbaren Nachbarvölker abtreten und wurde zuletzt von 1237 —1477 den Mongolen zinspflichtig. Litthauen, anfangs nur bis zur Wilia sich erstreckend und den P’ürsten von Poloczk zinsbar, aber seit 1030 unabhängig unter mehreren Für- sten, breitete sich seit 1217 auf Kosten der Rus- sen weiter aus. Ringold vereinigte nun 1230 die verschiedenen Reiche und wusste bei dem Ein- brüche der Mongolen seine Selbständigkeit zu be- haupten. Seit 1158 hatten sich Bremer Kaufleute an der Mündung der Düna niedergelassen, Bischof Al- bert gründete 1200 Riga und 1202 den Orden der Schwertritter, der ganz Liefland eroberte, indess die Dänen sich Esthland unterwarfen. Als der Orden durch Ringold fast aufgerieben war, schloss er sich 1237 an den deutschen Ritterorden in Preussen an, der Liefland durch Heermeister re- gieren liess. Polen wurde seit der Mitte des 9ten Jahrh. von den Piasten beherrscht. Seit der Bekehrung des Herzogs Miesko (964— 92) zum Christenthum galt es für ein deutsches Reichslehen, hing aber nur lose mit Deutschland zusammen. Boleslaw I. *) Seit 1157 gab es zwei Grossfürstenthümer Kiew oder Klein-Russland und Wladimir (früher Susdal) oder Gross- Russland und mehr als 50 Theilfürstenthümer (Tscherni- gow, Severien, Perejeslawl, Twer, Minsk, Halicz etc. — Murom, Jaroslawl, Rjäsan etc.), ausserdem noch die un- abhängigen Fürstenthümer Smolensk, Poloczk, dierepublik Nowgorod nebst Pskow (Pleskow).

6. Historischer Schul-Atlas zur alten, mittleren und neueren Geschichte - S. 26

1861 - Glogau : Flemming
26 Ii. Die zugewandten Orte. Die Abtei St. Gallen nebst der Grafsch. Tog- genburg, die Städte St. Gallen, Biel, Mühl- hausen, die 3 Bünde von Graubündten (der graue, Zehngerichts- und Gottesbausbund) nebst den ihnen unterthänigen Veltlin, Cläven und Worms, das Walliserland, Fürstenth. Neuen- burg, Herz. Genf, eintheil desbisth. Basel etc. Jv? 51. Die Schweiz in ihrer jetzigen Ge- stalt. In Folge der Revolution rückten die Franzosen 1798 in die Schweiz ein, lösten die bisherige Eid- genossenschaft auf und wandelten sie in die Eine untheilbare Republik Helvetien um. Aber schon 1803 erhielt sie durch Napoleon eine neue Ver- fassung, nach welcher 19 von einander unabhän- gige Staaten einen Bundesstaat bilden sollten. Neuenburg wurde als souveränes Fürstenthum dem Marschall Berthier übergeben und Wallis und Genf mit Frankreich vereinigt (vgl. Blatt Xiii. Jw 33). Mit dem Sturze Napoleons stürzte auch diese Ver- fassung. Seit dem Wiener Congress 1815 besteht die Schweiz aus 22 souveränen C an tonen. Jy? 52. Italien um das Jahr 1500. Venedig, durch Flüchtlinge gegründet, welche in den Stürmen der Völkerwanderung auf die La- gunen des adriatischen Meeres geflüchtet waren, bildete sich zu einer Republik aus, an deren Spitze seit 697 ein Doge stand. Es machte Eroberungen in Dalmatien, gewann durch den vierten Kreuzzug (vgl. Blatt Xxv. Jvi* 75) 1204 Candia, Negro- ponte u. a. Ins., so wie Theile von Morea und ging aus den mit Genua von 1250—1381 geführ- ten Kriegen siegreich hervor. Durazzo und Corfu unterwarfensich 1386 freiwillig, Verona und Padua wurden 1405, Bergamo und Brescia 1428, Ravenna 1441, Friaul 1420 erobert, Cyporn, dessen Königin Catharina Cornaro von der Republik adoptirt war, 1489 in Besitz genommen. In Mayland breitete die Familie-Visconti ihre Herrschaft weit aus. Matteo Galeazzo Visconti, seit 1395 mit der Herzogswürde bekleidet, besass den grössten Theil Oberitaliens. Nach seinem Tode 1402 gingen aber während der Minderjährigkeit seiner Söhne viele Besitungen an die Venetianer verloren. Nach dem Aussterben der Visconti’s 1447 erkämpfte sich Franz Sforza die Nachfolge. Die Rep. Genua war in den Besitz eines nicht unbedeutenden Gebietes auf dem Festlande gekom- men; bei der Wiederherstellung des griech. Kaiser- thums 1261 erhielt sie grosse Handels vortheile und mehrere Besitzungen am schwarzen Meere (Azow, Kaffa), von den Pisanern 1299 Corsica und den grössten Theil Sardiniens. Durch die Kriege mit Venedig und durch innere Parteikämpfe geschwächt, kam sie bald unter mayländische (1415 — 35, 1464 — 99), bald unter französische (1458 — 61, 1499—1513, 1515 — 28) Herzhaft und verlor die auswärtigen Besitzungen. Die Grafen von Savoyen erhielten 1235 Tu- rin, 1268 Waadt, 1363 Piemont, 1401 die Graf- schaft Genf und 1416 die Herzogswürde. Das Haus Gonzaga, das 1328 in Mantua zur Herrschaft gelangt war, wurde 1432 vom Kaiser Sigismund in den Markgrafenstand erhoben. Das Haus Este erwarb Ferrara 1208, Modena 1228 und vom Kaiser Friedrich Iii. 1452 die Herzogswürde. Toscana, fortwährend durch Parteiungen zer- rüttet, war zwischen den Republiken Florenz und Siena getheilt. In jener hatten die Mediceer durch Johann (t 1427) die Leitung der öffentlichen An- gelegenheiten erlangt. Im Kirchenstaate hatten sich die Romagna und die Mark Ancona der päpstl. Herrschaft all- mälig entzogen und waren in viele kleine Herr- schaften zerfallen. Nach der Zurück Verlegung des päpstl. Stuhls von Avignon nach Rom wurde die Oberherrschaft des Papstes wieder hergestellt. In Unteritalien waren durch die Normannen zu Anfang des Ilten Jahrh. neue Staaten gegrün- det worden (Grafsch. Aversa, Fürstenth. Capua, Grafsch. Apulien); Roger Ii., Grossgraf von Sici- lien, vereinigte dieselben und eihielt 1130 vom Papste den Titel eines Königs von Sicilien. Nach dem Aussterben des normannischen Regentenhauses 1189 kam das Reich durch Erbschaft an die Hohenstaufen und nach deren Erlöschen durch päpstliche Belehnung an Karl von Anjou 1265. Sicilien entzog sich jedoch seiner Herrschaft (si- cilianische Vesper 1282), kam an eine Nebenlinie des Hauses Aragon und 1409 wieder an die Ilaupt- linie (vgl. Jy? 31). Ж 53. Italien um das Jahr 17 92. Venedig sank mehr und mehr, seitdem der Handel neue Wege einschlug. Es musste Ravenna an den Papst, Cypern 1573, Candia 1669, Morea 1718 an die Türken abtreten. Savoyen hatte zwar Waadt, Genf und Unter- wallis an die Schweizer verloren, dagegen 1703 einen Theil von Mayland und im utrechter Frie- den 1713 die Königswürde und Sicilien erhalten, das es aber 1720 an Oesterreich gegen Sardinien umtauschte. Mayland hatte bedeutend an Umfang ver- loren. Es hatte Bellinzona und Veltlin 1513 an die Schweizer und Parma und Piacenza 1521 an den Papst abgetreten, der damit seinen natürlichen Sohn Farnese als Herzog belehnte; 1540 wurde es von Kaiser Karl V. an Philipp (nachherigen König von Spanien) übergeben, 1708 durch das Herzogth. Mantua vergrössert und 1713 im utrech- ter Frieden dem Hause Oesterreich überlassen.

7. Historischer Schul-Atlas zur alten, mittleren und neueren Geschichte - S. 27

1861 - Glogau : Flemming
27 Als Modena 1598 durch kaiserliche Beleh- nung an eine Nebenlinie des Hauses Este gekom- men war, zog der Papst Ferrara als päpstliches Lehen wieder ein. Modena wurde 1741 mit Massa und Carara vergrössert. Die Rep. Siena war 1554 von Kaiser Karl V. erobert und an seinen Sohn Philipp Ii, abgetreten worden. Dieser zog das Ftlrstenth. Piombino und Stato degli Presidii zu Neapel und überliess 1557 Siena an Cosmus I. von Toscana, der 1569 vom Papste zum Grossherzog ernannt ward. Nach dem Aussterben der Mediceer 1737 kam Toscana an Franz Stephan von Lothringen, der 1745 zum deutschen Kaiser erwählt, es seinem zweiten Sohne überliess. Neapel war 1501 von Ferdinand dem Katho- lischen erobert und mit Spanien vereinigt worden. Nach dem span. Erbfolgekriege erhielt Oesterreich das Königreich beider Sicilien, trat es aber schon 1785 an den span. Infanten Karl von Bourbon ab. Blatt Xxi. Jv? 54. Die britischen Inseln im 8ten Jahr- hundert. Als die Römer in Folge der Völkerwanderung ihre Legionen 426 aus Britannien zurückriefen, nahmen die verheerenden Ueberfälle der Caledonier (Picten und Scoten) überhand. Die Briten, un- vermögend, sich selbst zu schützen, riefen daher die Sachsen zu Hülfe, die 449 herüber- kamen, die Caledonier schlugen, sich aber im Lande festsetzten; durch nachfolgende Sachsen, Angeln und Jüten verstärkt, machten sie weitere Eroberungen, drängten die Briten theils nach Cum- hria, Cambria (Wales) und Westwales (Cornwales) zurück, theils nöthigten sie dieselben zur Aus- wanderung nach Armorica (Bretagne) und grün- deten nach und nach 7 Reiche. Die Sachsen Hessen sich in Kent, Sussex, Wessex, Essex, — die Angeln in Ostangeln, Mercia, Northumber- land (entstanden aus Bernicia und Deira), — die Jüten in einem Theile von Wessex und auf der Insel Wight nieder. Die 7 Reiche wurden durch Egbert 827 zu Einem (Anglia) vereinigt. In Schottland hatten sich im Niederlande die Reiche der Picten, im Hochlande die der aus Irland eingewanderten Scoten gebildet, welche häufige Kriege nicht nur unter sich, sondern auch mit den Sachsen führten. Kenneth Ii. vereinigte sie 838 unter seinem Zepter. Irland zerfiel in das Oberkönigreich Meath mit der Hptst. Themora und in 4 Unterkönigreiche Ulster, Connaught, Mounster und Leinster. Jy? 55. Die britischen Inseln bis auf die Jetztzeit. Die vereinigten sächsischen Reiche waren nicht im Stande, den seit 832 immer häufiger werden- den verheerenden Einfällen der Dänen (Norman- nen) Einhalt zu thun. Diese setzten sich im Lande fest und machten es sich zuletzt ganz unterwürfig. Ihre Herrschaft endete Eduard Iii., der Bekenner (1041 — 66). Nach seinem Tode bemächtigte sich Wilhelm I. von der Normandie (1066 — 87) durch die Schlacht bei Hastings des Thrones, stürzte die angelsächsische Verfassung um, richtete das nor- mannische Feudalsystem ein und belehnte seine Begleiter mit den Gütern der Sachsen. Nach dem Erlöschen seines Hauses erhielt das mit demselben verwandte Haus Plantagenet Anjou (1154—1485) die Krone. Durch seine weit ausgedehnten fran- zösischen Besitzungen (vgl. Blatt Xxii. J\?' 58) verwickelte es das Land in viele Kriege mit Frank- reich, an deren Ende ihm nur noch Calais übrig blich, das aber 1558 auch verloren ging. — W a- les, das seit langer Zeit in Abhängigkeit von Eng- land gestanden hatte, wurde 1284 ganz unterwor- fen. — Nach den blutigen Bürgerkriegen zwischen den Häusern Lancaster (rothe Rose) und York (weisse Rose) erhob Heinrich Vii. (1485 —1507), der beide Häuser vereinigte, das Haus Tudor auf den Thron. Heinrich Viii. führte die Reformation ein, Elisabeth (1558 —1603) befestigte dieselbe, schuf eine Seemacht und legte dadurch den Grund zur Grösse Englands. Nach ihr kam mit Jacob I. von Schottland das Haus Stuart zur Regierung. Dieses vereinigte zwar Schottland mit England, rief aber durch seine Hinneigung zum Katholicis- mus und sein Streben nach unumschränkter Ge- walt einen Bürgerkrieg hervor, in dem Karl I. 1649 enthauptet wurde. Oliver Cromwell trat als Protector an die Spitze der Republik, gründete durch die Navigationsakte die Herrschaft Englands zur See und entriss 1655 Jamaica den Spaniern. Nach seinem Tode wurde 1660 Karl Ii. auf den väterlichen Thron zurückgerufen (Restauration). Er aber, so wie später sein Bruder Jacob Ii., suchten die politischen und kirchlichen Freiheiten zu untergraben. Deshalb wurde 1689 der Prinz von Oranien, des Letzteren Schwiegersohn, zum König erhoben (Revolution). Nach dem Tode Anna’s 1714 kam das Haus Hannover mit Georg I. auf den Thron. Seit dieser Zeit hat Englands Macht und Wohlstand mit reissender Schnelligkeit zuffenommen. Im utrechter Frieden 1713 erhielt O es Gibraltar, Neufoundland, Akadien nach seinen alten Grenzen, die Hudsonsbayländer und im pa- riser Frieden 1763 Canada und mehrere westindi- sche Inseln, die Küste am Senegal, Florida. Zwar musste es 1783 die Unabhängigkeit der nordame- rikanischen Kolonieen anerkennen, erweiterte aber bald darauf ungemein seine Macht in Ostindien und gelangte in den Besitz des Welthandels. 4*

8. Historischer Schul-Atlas zur alten, mittleren und neueren Geschichte - S. 35

1861 - Glogau : Flemming
35 Pisaner, Genuesen, Venetianer und der geistlichen Ritterorden. Sie wurden seit 1127 durch Zenghi und dessen Sohn Nureddin (Atabeken in Syrien von 1127 — 81), die 1144edessa und einen grossen Theil des Fürstenth. Antiochia eroberten, beunru- higt. Dies veranlasste die Könige Conrad Iii, von Deutschland und Ludwig Vii. von Frank- reich zum zweiten Kreuzzuge, 1147 — 49, der aber durch die Feindseligkeiten der Griechen, durch die Drangsale in Kl.-Asien, durch Eifersucht und Rang- streit der Christen, namentlich aber durch den Ver- ratli der Pullanen (d. h. der im Morgenlande ge- borenen Franken) scheiterte. Dennoch erhielt sich das Königr. Jerusalem. Aber bald erwuchs ihm bei innerer Uneinigkeit ein mächtiger Feind in dem tapfern Ejubiten Saladin. In der Schl, bei Tibe- rias 1187 vertilgte er den Kern des christlichen Heeres, nahm den König Guido (Veit von Lusignan) gefangen und bemächtigte sich bald darauf der christlichen Besitzungen bis auf Antiochien, Tyrus, Tripolis. Die Kunde von diesem Unglücke ver- anlasste den dritten Kreuzzug, 1189 — 92, unter Frie- drich I, Barbarossa, Philipp August von Frank- reich und Richard Löwenherz von England. Auf demselben erfolgte zwar die Eroberung von Ptole- mais (Akkon, Akre), aber nicht von Jerusalem. In einem 1192 geschlossenen Vertrage ward den Christen der Küstenstrich von Tyrus bis Joppe und der ungestörte Besuch der heiligen Oerter zugesi- chert. Cypern, das Richard Löwenherz erobert hatte, gab er an König Guido von Lusignan, dessen Nachkommen drei Jahrhunderte den Besitz behaupteten. Der vierte Kreuzzug, 1202 — 4, erreichte gar nicht das heilige Land, sondern blieb in Con- stantinopel, wo er das lateinische Kaiserthum (1201 bis 1261) gründete. Der Kaiser Balduin von Flan- dern erhielt den vierten Theil des Landes, die übrigen drei Viertheile wurden als Lehen unter die fränkischen Fürsten vertheilt (Kgr. Thessalo- nich unter Bonifacius von Montferrat, Fürstenth. Morea oder Achaja, Grafseh. Cephalonia, Herzog- thum Niksia). Den grössten' Vortheil zogen die Venetianer, die den ganzen Handel der Levante erhielten. Epirus und Aetolien behaupteten sich unter Michael Angelus unabhängig. Im griechischen Kl.-Asien entstanden zwei neue Reiche. Theodor Laskaris gründete das Kaiserth. Nicaea, welches allmälig erstarkte, das innerlich uneinige und verhasste lateinische Kaiserthum mehr und mehr einschränkte und endlich 1261 unter Michael Paläologus gänzlich auflöste. — Das Kaiserth. Trapezunt, von Nachkommen der Komnenen gegründet, erblühte durch Handel, stand aber in Abhängigkeit von den Sultanen von Iconium und wurde 1461 von Muhamed Ii. erobert. Das Kgr. Armenien im alten Cilicien hatte schon vor den Kreuzzügen Selbständigkeit erlangt und erhielt sich bis 1371, wo es den Mamelucken erlag. — Das Kgr. Georgien oder Iberien kam beim Verfall der seldschuckischen Herrschaft wieder empor. Die Darstellung dieser eben genannten Verhält- nisse ist auf Karte Jw 75. Der fünfte Kreuzzug, 1228 — 29 unter Kaiser Friedrich Ii. Diesem gelang es, mit dem Sultan Kamel von Aegypten einen Vertrag auf 10 Jahre zu schliessen, nach welchem Jerusalem, Bethlehem und Nazareth sammt ihren Gebieten und der ganze Küstenstrich von Joppe bis Sidon den Christen abgetreten wurden. Er setzte sich hierauf selbst am heiligen Grabe die Krone von Jerusalem auf, wodurch der Titel eines Königs von Jerusalem auf die deutschen Kaiser forterbte. Je- rusalem war von 1229 — 39 und dann von 1243 bis 1247 in den Händen der Christen. Als die Mongolen das chowaresmische Reich gestürzt hatten, trat eine Schaar flüchtiger Cho- waresmier in die Dienste des ägyptischen Sultans Saleh, eroberte Jerusalem, verwüstete Palästina und vernichtete in der Schlacht bei Gaza 1244 den Kern der beiden Ritterorden. Da unternahm den sechsten Kreuzzug, 1248 — 54, Lud- wig Ix., der Heilige. Er suchte von Aegypten aus Palästina zu erobern, gerieth aber mit seinem ganzen Heere in Gefangenschaft, aus der er nur gegen ein hohes Lösegeld entlassen wurde. Zwar wandte er sich hierauf noch nach Palästina, konnte aber daselbst nichts ausrichten. Dies wurde nun sich selbst überlassen. Die Mamelucken, welche sich 1250 der Herrschaft in Aegypten bemächtigt hatten, eroberten nach und nach die fränkischen Besitzungen und 1291 die letzte, Ptolemais. Die geistlichen Ritterorden verlegten hierauf ihre Sitze, die Johanniter 1310 nach Rhodus und nach dessen Eroberung durch die Türken 1522 nach Malta; die Templer nach Cypern und 1306 nach Paris, wo sie durch Philipp Iv. vernichtet wurden; die deutschen Ritter nach Venedig und 1309 nach Marienburg. № 76. Das osmanische Reich nebst den Schutzstaaten nach seiner grössten Ausdehnung 1682. Nach der Zerstörung des seldschuckischen Rei- ches Iconium oder Rum durch die Mongolen bil- deten sich mehrere kleinere Reiche, unter deren Fürsten um 1300 Osman, Haupt einer türkischen Horde, in Karahissar, hervortrat ; er eroberte einen Theil von Bithynien und machte 1326 Prusa zur Residenz. Seine Nachfolger verbesserten das Kriegs- wesen (Janitscharen) und dehnten die Eroberungen weiter aus; sie unternahmen Streifzüge nach Eu- ropa und setzten sich daselbst 1357 durch die Ein- nahme von Gallipoli fest; 1361 verlegten sie ihre Residenz nach Adrianopel, kämpften siegreich

9. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 5

1872 - Glogau : Flemming
— o — Macht und Glanz erhob Spanien Karl I., Ferdinands Enkel, jener deutsche Kaiser Karl V., in dessen Reich die Sonne nicht unterging. Aber schon unter Philipp Ii. (f 1598) begann die Sonne zu sinken, zwar fiel ihm 1580 Por- tugal zu, aber die Niederlande machten sich los, die Mehrzahl der Colonien in Asien ging verloren, der Welthandel kam an die Holländer und Engländer. Philipp Iii. schädigte des Landes Wohlstand, indem er die christlichen Mauren, die schon Philipp Ii. verfolgt hatte, gänzlich vertrieb. Mit Philipp v on Anjou, einem Enkel Königs Ludwig Xiv., kam nach dem spanischen Erb- folgekriege (1700—1714) eine Nebenlinie des Hauses Bourbon aus den spa- nischen Thron. Karl Iv. wurde durch Kaiser Napoleon entsetzt, aber 1814 mußte Joseph (1809 Talavera, 1812 Salamanea, 1813 Vittoria) wieder Karls Iv. Sohn, Ferdinand Vii. weichen; ebenso gelangte durch Wellingtons Waffen der Prinzregent rwn Portugal, Johann Vi., der vor Junot 1807 nach Brasilien hatte fliehen müssen, 1821 wieder zur Herrschaft. Nach Ferdinands Vii. Tode (1833), der mit den C ort es (den Landständen) in unaufhörlichem Kampfe gelegen, kam es zu einem langen blutigen Bürgerkriege zwischen Car- listen und Christinos, feine Tochter Jfabella Ii. wurde 1843 als Königin anerkannt. Die meisten amerikanischen Colonien (Mexiko, la Plata, Chili, Peru, Bolivia) gingen in dieserzeit verloren. 1868 wurdejsabella vertrieben und die Republik proclamirt, 1870 Amadeo, der Herzog von Aosta, Sohn des Königs von Italien, zum König erwählt. In Portugal, das seit 1640 wieder selbständige Könige aus dem Hause Braganza (No.) erhalten, aber nie mehr seine vorübergehende Bedeutung von ehedem erlangt, regiert jetzt (seit 1861) Dom Luis I. (das Dom führt nur der König und die königlichen Prinzen). Durch Bürgerkrieg zerrifsen, steht es in Ackerbau, Handel, Industrie, Bildung noch hinter Spanien zurück. 6. Das Volk. Ein Grundzug des spanischen Characters ist der Stolz. Die feierliche, ernste, kalte, schweigsame Grandezza der spanischen Granden ist ja sprüchwörtlich. Auch der heruntergekommene Bauern- und Bettleradel be- sitzt diesen ungemessenen Stolz und zeigt eine gewisse würdevolle Vornehmheit und läßt sich seinen Caballero und Sennora nicht nehmen. Wehe dem, der ihnen Unwürdiges zumuthet, niedere Dienste von ihnen fordert. Denn fo ge- messen und still sie für gewöhnlich sind, so gefährlich sind sie, wenn die leicht zur hellen Flamme auflodernde Gluth der Leidenschaft sie aufjagt. In Bil- dung zurück, mit den Veränderungen unbekannt, die feit Karl V. in der Welt geschehen, zehrt ihr Nationalstolz noch von den Erinnerungen an diese glor- reichste Zeit ihres Volkes und Vaterlandes und sie halten sich noch heute für das erste Volk der Erde. Aber sie wissen und fühlen sich auch als Eine Nation, trotz der scharf ausgeprägten Verschiedenheit in Sitten, Fähigkeiten, Charaeter und Interessen der vielen einzelnen Stämme und Provinzen. An den alten Sitten, Gebräuchen, Gerechtsamen halten sie mit starrem Sinne fest, und auch die Loyalität des Spaniers ist sprüchwörtlich geworden. Der Kampf gegen Napoleon mit seinem unermüdlichen Guerillakrieg hat bewiesen, daß dermuth, die Tapferkeit, der Unabhängigkeitssinn, die Vaterlandsliebe noch in ihnen wohnt, die einst Numantia nur als einen Haufen von Schutt und Leichen den Römern übergab und 700 Jahre mit den Saraeenen auf Tod und Leben kämpfte; aber dem Nationalgefühl verbindet sich auch ein brennender Haß

10. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 176

1872 - Glogau : Flemming
— 176 — erfteren, der die blühendsten und zahlreichsten Dörfer hat und bis zu einer Höhe von 2500' geht, wird Weizen und Gerste gebaut und in noch größeren Flächen Wein, der bei dem heißen, trocknen Sommer und in dem schwarzen Boden ausgezeichnet gedeiht; ebenso vorzüglich gedeihen an den untersten Ab- hängen Olive, Feige, Mandel, Orange, Baumwolle, und die Fluren sind mit Hyacinthen, Narzissen, Crocus und unzähligen andern Blumen geschmückt. In dem mittleren Gürtel, der bis 6000' sich erstreckt, nimmt der Wald den größten Theil ein, besonders Eichen, Oleander und Kastanien, unter den letz- teren prachtvolle Bäume von 180'Stammesumfang, weiter hinauf Buchen und Birken; der Wald wird zum Holzschlag und zu Weide benutzt; an die Stelle des Weizens tritt der Roggen, das deutsche Korn, wie man es hier nennt, aber in dem obern Theil des Waldgürtels hört der Getreidebau aus und giebt es auch keine Dörfer mehr. In dem nördlichsten Gürtel ist die Vegetation äußerst arm und einförmig, keine Spur von der reichen lieblichen Flora der Alpen, das liegt an dem Lava- und Aschenboden und an dem großen Mangel an Quellen und Bächen. Der Aetna hat zu verschiedenen Zeiten ein verschiedenes Aussehen: im März z. B. ist er zu drei Viertheilen, auch die Waldregion mit Schnee bedeckt, ein riesengroßer Schneekegel, aber der Fuß mit dem schönsten Frühlingsgrün bekleidet, wie mit einem großen Blumenkranz umgeben; im August dagegen ist der Schnee ganz verschwunden, aber in dem angebauten Gürtel alles Gras und Kraut vertrocknet, nur der Wald prangend in frischem Grün. Die Spitze des Aetna bietet ein Panorama von außerordentlich reicher Schönheit: von dem Kegel des isolirt stehenden Berges übersieht man fast die ganze Insel, und die liparijchen Inseln, die Küste von Calabrien, Land und Meer liegen vor Einem wie auf einer Landkarte. Auch hat der Aetna in Folge seiner Stellung das Merkwürdige, daß er seinen eignen Riesenschatten über eine Fläche von 20 Meilen wirft. 212 v. Chr. kam mit der Eroberung von Spracus durch Marcellus die Insel an die Römer, 535 eroberte sie Belisar für den griechischen Kaiser, 827 rissen sie die Sarazenen an sich. (Die Griechen, die den Titel Sicilien nicht ausgeben wollten, nannten ihren Besitz in Unteritalien „Sicilien diesseits der Meerenge", daher der jetzt noch für Neapel gebräuchliche Name: „Königreich beider Sicilien".) 1194 kam dies Königreich beider Sicilien, nachdem es im 11. Jahrhundert die Normannen besetzt und als päpstliches Lehen besessen hatten, an Kaiser Heinrich Vi. Unter dessen Sohn Friedrich Ii. erlebte es seine glänzendste Zeit. 1268 nach dem Fall des letzten Hohenstaufen kam Sicilien an Karl von Anjou, von dem es sich aber 1282 durch die sicilianische Vesper losriß und sich Peter Iii. von Aragonien zum Herrscher wählte. Im 16. Jahrhundert(1505) kam es dann (mitneapel) an ^Ferdinand den Katho- lischen von] Spanien, nach dem Ende des österreichischen Erbsolgekrieges an Oesterreich, 1738 an die Bourbonen, unter Napoleon an Joseph Bonaparte und Murat, endlich wieder an die Bourbonen, bis 1860. Sicilien ist von Alters berühmt durch die Schönheit seines milden, ge- sunden Klimas, die unermüdliche Triebkraft seines Bodens, den unerschöpf- lichen Reichthum seiner Erzeugnisse. Rom nannte Sicilien seine Kornkammer. Aber das ist heutzutage anders. Fruchtbar zwar ist der Boden und schön das Klima noch, aber das Land ist das ärmste jetzt von Italien. Während der
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