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1. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 33

1872 - Heidelberg : Weiß
— 33 — ein Sohn Heinrich des Vi., zur Regierung. Dieser Enkel Barbarossas war durch Heldensinn und Festigkeit des Willens, durch ausgedehnte Bildung und Gelehrsamkeit seines großen Geschlechtes würdig. Und dennoch hat dieser ausgezeichnete Kaiser wenig Großes verrichten sönnen. Seine beste Kraft wurde wie bei seinen Vorgängern im Kampfe gegen die päpstliche Gewalt verzehrt. Friedrich Ii. hatte bei feiner Krönung in Aachen einen Kreuz-zug gelobt. Was andere Kreuzfahrer selbst nicht mit vielem Blutvergießen erringen konnten, gewann Friedrich Ii. ohne große Kämpfe trotz des päpstlichen Bannes. Durch Vertrag mit dem Sultan von Ägypten erhielt der Kaiser die heiligen Orte zurück. Friedrich Ii. zog nun in Jerusalem ein, begab sick im kaiserlichen Ornate in die Kirche des heiligen Grabes, nahm die Krone des Königs von Jerusalem vom Altar und setzte sie sich selbst aufs Haupt. Nach seiner Rückkehr begann der Kampf gegen den Papst und die lombardischen Städte von neuem. Der Kaiser blieb beinahe überall Sieger; aber eine Reihe von unglücklichen Ereignissen ließ ihn seines Lebens nie recht froh werden. In Deutschland hatten seine Gegner seinen Sohn Heinrich, den er zum Reichsverweser von Deutschland bestellt hatte, dahin gebracht, daß er sich gegen seinen Vater empörte. Heinrich wurde seiner Würde entsetzt und gefangen nach Italien abgeführt, wo er nach siebenjähriger Haft starb. Der Papst Jnnoeenz Iv., welcher die Übermacht des Kaisers in Italien fürchtete, floh nach Lyon, wo er auf einer Kirchenversammlung den Bann über Friedrich Ii. aussprach und ihn feiner Würde entsetzte. Als Friedrich dies vernahm, rief er in gerechtem Zorne aus: „Mich hat der Papst und seine Versammlung abgesetzt? Bringt mir her meine Kronen, damit ich sehe, ob ich sie wirklich verlor!" Da brachte man seine sieben Kronen herbei: die deutsche Königskrone, die römische Kaiserkrone, die eiserne Krone von Lom-bardien, die Kronen von Sicilien, Burgund, Sardinien und Jerusalem. Er setzte eine derselben aufs Haupt und sprach: „Noch habe ich sie, und fein Papst, kein Konzil soll sie ohne blutigen Kampf mir raichen." — In Deutschland entstand jetzt die größte Verwirrung. Ein Teil der Großen wählte den Landgrafen Heinrich Rafpe (der Rauhe) von Thüringen und nach deffen Tod den Grafen Wilhelm von Holland zu Gegenkaisern. Ein alter Geschichtsschreiber sagt von dieser unglücklichen Zeit: „Nachdem der Kaiser Friedrich in dem Bann war, freuten sich die Räuber und frolv lockten über die dargebotene Beute. Die Pflugscharen wurden in Schwerter und die Sensen in Lanzen verwandelt. Da war keiner, Riegel, Der erste gesch. Unterricht. ß

2. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 42

1872 - Heidelberg : Weiß
— 42 — Namen erhielt der neue Erdteil; er wurde nach dem Vornamen des Florentiners Aniengo Vespucci, welcher zuerst seine Reisen über den Erdteil veröffentlichte. Amerika benannt. Iv. Me llenikit. 39. Karl V. Karl V., ein Enkel Maximilians I., war seit Karl km Großen enter der mächtigsten deutschen Kaiser. Er besaß in Enropa unter allen Fürsten die meisten Länder (Spanien, Neapel und Sieilien, die schönen österreichischen Länder und die Niederlande); in dem neu entdeckten Amerika gehörten ihm ausgedehnte Kolonieen, so daß man ^agen konnte, in seinem Reiche gehe die Sonne nie unter. Sein Leben war indes ein mühe- und sorgenvolles. Er hatte viele Kämpfe gegen Franz I., König von Frankreich, und gegen die Türken zu bestehen. Das wichtigste Ereignis aber, welches in seine Negieruugszeit fällt, ist die Reformation oder die große Kirchenspaltung. Um diese Zeit saß Leo X. auf dem päpstliche» Stuhl. Er war ein Freund der schönen Künste, lim in Rom die prachtvolle Peterskirche ausbauen zu können, schrieb er einen allgemeinen Ablaß ans. In Deutschland wurde mit dem Verkauf der Ablaßzettel großer Mißbrauch getrieben. Besonders zeichnete sich hierin e>in Dominikanermönch Namens Tetzcl aus. Gegen diesen Mißbrauch erhob sich ein Augustiuermöuch, Martin Luther. Er war zu Eisleben geboren und wurde Professor au der ueiterrichteteti Universität zu Wittenberg, ein gelehrter und berühmter Mann. Im Oktober 1517 schlug er uach damaliger Sitte an die Schloßkirche zu Witten-1517] berg 95 Sätze oder Thesen gegen den Ablaß. Dies gab die erste Veranlassung zu einem Streite, der sich immer weiter ausdehnte und der von beiden Seiten mit großer Erbitterung geführt wurde. Endlich sprach der Papst gegen Luther und seine Anhänger den Bann aus. Luther aber verbraunte die Bannbulle vor den Thoren Wittenbergs und sagte sich damit von der römischen Kirche los. Die neue Lehre verbreitete sich indes schnell, besonders im nördlichen Deutschland. Zn dieser schnellen Ausbreitung trugen namentlich mehrere deutsche Fürsten bei, die in ihren Ländern statt

3. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 34

1872 - Heidelberg : Weiß
— 34 — der nicht Stahl und Stein bei sich trug, um sogleich Feuer und Brand stiften zu können." In Italien hatten sich die Lombarden wieder erhoben. In einem unglücklichen Treffen wurde des Kaisers heldenmütiger Sohn Enzio von den Bolognesern gefangen und zu lebenslänglicher Haft"verurteilt. Dazu kam noch, daß sein eigener Kanzler in Verbindung mit seinem Leibarzt versuchte, den Kaiser zu vergiften. So viel Leid beugte Friedrich tief darnieder. Er starb in den Armen seines jüngsten Sohnes Manfred. Sein Sohn Konrad, welcher jetzt auf den deutschen Kaiserthron erhoben wurde, regierte nur 4 Jahre. 1254j Es war der letzte Kaiser aus dem hoheustaufischeu Hause. Konrads Sohn, Konradin, wollte als sechzehnjähriger Jüngling seine Erblande Neapel und Sicilien erobern; denn diese waren nach dem Tode seines Vaters von den Päpsten an Karl von Anjou, einen Bruder des Königs Ludwig des Ix. von Frankreich, verschenkt worden. Konradin wurde aber geschlagen, auf der Flucht gefangen genommen und mit feinem treuen Freunde Friedrich von Baden zu Neapel ans Befehl des grausamen Karl öffentlich hingerichtet (1268.) So endete das berühmte Geschlecht der Hohenstaufen. 32. Die kaiserlose Zeit oder das Interregnum. (1254-1273.) Nach dem Ausfterbeu des hoheustaufischeu Kaiserhauses war für Deutschland der größte Glanz des Reiches dahin. Kein deutscher Fürst wollte mehr die Kaiserkrone tragen, und so verfielen die geistlichen Kurfürsten auf den Gedanken, einen Ausländer zum Kaiser zu machen. Doch auch darin waren sie nicht einig. Die einen wählten den englischen Grafen Richard von Cornwallis, die andern den König Alfonfns von Castilien in Spanien. Richard kam nur selten, Alfons-- gat'liicht nach Deutschland. Es war so gut, als ob gar fein König regierte. Dies war für Deutschland die traurigste Zeit, die jemals hereingebrochen ist. Jeder that, was er wollte. Die Faust und der Degen entschieden über Recht und Unrecht. (Faustrecht.) Die Fürsten und Städte lagen in beständiger Fehde mit einander, und die Ritter hausten aus ihren Burgen und Schlössern wie Räuber und Mörder. Von ihren unzugänglichen Raubschlössern stürmten sie herab aus wehrlose Kaufleute, welche ihre Waren auf die Messen brachten, und schonten weder Eigentum noch Personen. Plündernd durchzogen sie das flache Land, beraubten den Landmann, stahlen das Vieh, verwüsteten die Felder und brannten seine Hütte

4. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 176

1855 - Heidelberg : Winter
176 §- 156. Napoleons Herrschaft. larid ein, nahm ein österreichisches Heer unter Mack bei Ulm gefangen, besetzte Wien und nöthigte durch feinen Sieg bei Austerlitz Oe- sterreich zum Frieden von Preß bürg und zzrr Abtretung von Venedig und Tyrol. Darauf machte Napoleon seinen Bruder Joseph zum König von Neapel, und seinen Bruder Ludwig zum König von Holland, stiftete 1806den Rheinbund, um Deutschland zu unterjochen, und führte dadurch die Auflösung des fast 1060jährigen römisch-deutschen Reichs herbei. Da erklärte ihm Preußen den Krieg, wurde aber durch die unglück- liche Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt (14. Okt. 1806), durch die Besetzung Berlins, und die Schlacht bei Friedland (9. Juli 1807) zum Frieden von Tilsit gezwungen, in welchem Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen sein halbes Land verlor, das größ- tentheils Napoleons Bruder Hieronymus (Jerome) als Königreich West- phalen erhielt. (Während dieses Kriegs ordnete Napoleon auch die Kon- tinentalsperre an, durch welche Englands Handel ganz vom Festland abgeschlossen werden sollte.) Die Engländer aber beschoßen Kopenhagen und nahmen die dänische Flotte weg, wogegen Napoleon dem mit ihm verbündeten Schweden Pommern nahm und mit Karl Xiii. Frieden schloß. Darnach wurde auch das Haus Braganza in Portugal gestürzt, die Bourbonen in Spanien zur Entsagung gezwungen, und Napoleons Bruder Joseph als König in Spanien eingesetzt, während Napoleon seinem Schwager Mürat den Thron von Neapel verlieh. Dagegen entbrannte ans der pyrenäischen Halbinsel ein allgemeiner Aufstand, welchen die Engländer mit einem Heer unter Melles ley (dem nach- maligen Herzog von Wellington) unterstützten. Napoleon mußte den Kampf in Spanien seinem Bruder überlassen, um gegen Oesterreich 1809 zu ziehen, das chm den Krieg erklärte. Er siegte mit den Rheinbundstruppen über die Oesterreicher bei Regens- burg, Landshut und Eckmühl, nahm Wien ein und beendigte, trotz sei- nes Verlustes bei Asperu, deu österreichischen Krieg durch den Sieg bei Wagram und den Frieden von Wien. Oesterreich verlor Salzburg und Berchtesgaden, den größten Theil sei- ner polnischen, und alle italienischen und dalmatischen Besitzungen. Die Tyroler erhielten für ihren Aufstand gegen Bayern Verzeihung, ihr Anfüh- rer Hofer aber wurde 1810 auf Befehl Napoleons erschossen. Ilm nun seiner Dynastie vor der Welt den Schein der Legitimität zu geben, vermählte sich Napoleon mit Marie Louise, der Tochter des Kaisers von Oesterreich (1810), ernannte 1811 seinen aus dieser Ehe geboruen Sohn zum König von Rom, vereinigte Etrurien, Hol-

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 101

1855 - Heidelberg : Winter
101 K. 102. Die Kreuzzüge. lichen Mühseligkeiten und Entbehrungen Jerusalem, eroberten es i.j.1099 nach 39tägiger Belagerung mit Sturm, und gründeten das König- reich Jerusalem, dessen erster König Gottfried von Bouillon unter dem Titel, „Beschützer des heil. Grabes" wurde. Nach einen, glänzen- den Sieg bei Askalon über den Vezier des ägyptischen Chalifen starb Gottftied i. I. 1100, und erhielt seinen jüngsten Bruder Balduin 1. zum Nachfolger. Zum Schutze des auf schwachen Füßen stehenden Reiches, dem die Fürstenthümer Edessa, Antiochia und Tripolis untergeben waren, kamen von Zeit zu Zeit -neue Zuzüge vom Abendlande; auch bildeten sich zu diesem Zweck nacheinander drei Ritterorden: der Johanniter- orden, der Tempelherrnorden und der deutsche Orden, von welchen der-erste in der Folge der. reichste und mächtigste wurde. Der Verlust des Fürstenthums- Edessa an den muhammedanischen Statthalter Zen k,i von Aleppo führte den zw e iten K re nz zu g herbei,! 147 welcher von Ludwig Vii. von Frankreich und Kaiser Konrad Iii. un- ternommen wurde, aber vorzüglich wegen der Treulosigkeit der palästi- nischen Christen erfolglos blieb. Ueberhanpt hemmte die Uneinigkeit derselben und die Eifersucht der Fürsten, so wie der Ritterorden unter- einander jede gemeinsame Unternehmung. Dagegen bekamen die Mu- hammedaner an dem durch Tapferkeit, Tugend und Bildung ausgezeich- _ neten Sultan Sa lad in von Aegypten einen starken Halt. Es gelang ihm, die Christen bei Liberias, zu besiegen und ihnen Jerusalem zu entreißen, wo er der 88jährigen Herrschaft des Kreuzes ein Ende machte (1187). Der Schrecken über Jerusalems Fall trieb die abendländischen Fürsten 1189 zum dritten Keuzzug, den Kaiser Friedrich Barbarossa, König Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England unternahmen. Aber der Kaiser fand schon in Cilieien im Flusse Seleph seinen Tod; die beiden Könige entzweiten sich nach der Eroberung von Accon, so daß Philipp nach Frankreich zurückkehrte; ebenso verließ der von Richard schwor beleidigte Leopold von Oester- reich mit den Deutschen das heilige Land. Richard erlangte zwar in einem Vertrag mit Saladin den Küstenstrich von Joppe bis Accon und die heiligen Orte mit Ausnahme Jerusalems, gerieth aber auf dem Rück- weg ins Abendland in die Gefangenschaft Leopolds, der ihn an den Kaiser Heinrich Vi. auslieferte, aus dessen Hand ihn nur ein ungeheures Lösegeld befreite. ' Nach mehrern verunglückten Zwischenunternehmungen kam unter dem Papst Innocenz Iii. der vierte Kreuzzug zu Stande, 1204 ans welchem die Unternehmer unter der Führung Balduin's von

6. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 102

1855 - Heidelberg : Winter
102 §. 102. Die Kreuzzüge. Flandern Constantinopel eroberten und das „lateinische Kaiser- thum" gründeten. Der fünfte Kreuzzug hatte gar keinen Erfolg; im sechsten gewann zwar Kaiser Friedrich Ii. durch einen Vertrag mit dem ägyp- tischen Sultan Camel Jerusalem und die heiligen Orte; 1228 doch giengen sie, als er nach Italien zurückgekehrt war, gleich wieder verloren. Die Lust zur Kreuzfahrt sank indeß mehr und mehr, da man die Erfolglosigkeit derselben wahrnahm. Nur Ludwig Ix. der Heilige, König von Frankreich, versuchte noch den siebenten und letzten 1248kreuzzug und eroberte Damiette in Aegypten, wurde aber ge- fangen und mußte alles Eroberte zum Lösegeld wieder herausgeben. Bald darauf kehrte er nach Frankreich zurück, um dort die bedrohte Ordnung zu erhalten. Spater machte Ludwig noch einen Versuch, we- nigstens in Afrika die muhammedanische Macht zu brechen; aber eine Seuche raffte den größten Theil seines Heeres und ihn selbst (1270) vor Tunis weg, und bald darauf verloren die Christen in Palästina mit Accon die letzte ihrer Besitzungen. Trotz der äußern Erfolglosigkeit brachten die Kreuzzüge doch folgenreiche Veränderungen hervor: Sie veranlaßten die Gründung neuer Reiche, welche längern Bestand hatten, wie Portugal und Sicilien; sie brachten das Morgen- und Abendland in engere Berührung, gaben durch erweiterte Bekanntschaft mit fremden Ländern und deren Sitten und Erzeugniffen dem Handel, Ge- werbwesen und Ackerbau, den Wissenschaften und Künsten mächtigen Auf- schwung, förderten den Gcmeingeist, die Freiheit und Macht der Städte, legten den Grund zum nachmaligen freien Bauernstand und veredelten das Ritterwesen. Den größten Vortheil aber zog die geistliche Macht davon. Der Papst wurde durch dieselben richterlicher Oberherr der ganzen abendlän- dischen Christenheit, und der Klerus bereicherte sich durch Kauf, Geschenke und Vermächtnisse. Dagegen litten Religion und Sittlichkeit wesentliche Nachtheile; Aberglau- den und Sittenlosigkeit nahmen durch die Krcuzzüge ungemein überhand. Auch im Abcndlande wurden Kreuzzüge gemacht, und zwar gegen die heidnischen S lav en und Preußen, so wie gegen die Ketzer, welche hauptsächlich durch das Bestreben aufkamen, die Kirche von den cingerisse- nen Mißbräuchen zu reinigen. Die wichtigsten dieser Secten waren die Albigenser in der Grafschaft Toulouse, welche allerdings gefährliche Lehren aufbrachten, und die Waldenser im südlichen Frankreich und in Piemont, welche das reine Christenthum der Apostelzcit wieder herzustellen suchten. Beide wurden, als der Papst das Kreuz gegen sie predigen ließ, auf eine unmenschlich grausame Weise gegen zwanzig Jahre lang mit Feuer und Schwert verfolgt, so daß namentlich das schöne gewcrbreiche Südfrankreich eine Einöde wurde.

7. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 106

1855 - Heidelberg : Winter
106 §. 105. Frankreich unter den Capetingern. Deshalb wandten sich viele von der Kirche ab, um ans das apostolische Christenthum zurückzugehen, wie die Waldenser; andere suchten der Kirche durch neue theologische Systeme zu helfen, wie die Mystiker und Scholastiker. Die Wissenschaft dagegen fand unter den Hohenstaufen rege Pflege. Die Dom- und Stiftsschulen, sowie die Universitäten (in Paris, Bologna, Salerno re.) waren sehr zahlreich besucht, und auch die Kunst blühte sowohl in der Volks-und Kunstpoesie, als auch in der sogenannten gothischcn Baukunst. Von den noch erhaltenen Dichtungen sind die vorzüglichsten das Nibelun- genlied und das Lied von Gudrun. Unter den Dichtern sind nennenswerth Wolfram von Eschcnbach, Gottfried von Straßburg, Hart- mann von der Aue, Walther von der Vogelweide. — Die schönsten Bauten aus jener Zeit sind der Dom zu Cöln, die Münster von Straßburg und Freiburg (im Breisgau). Besonders aber entwickelte sich in dieser Zeit das freie Städtewesen immer mehr, so daß die Städte mit ihrer auf Znnfteinrichtnng und Bürgerwehr gegründeten Macht eine Hauptstütze der Kaiser gegen die Fürsten wurden. 6. Die übrigen europäischen Staaten bis gegen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts. (Dittmar's histor. Atlas. Tas. Iv. u. X.) 1. Frankreich unter den Capetingern. §.105. Aie letzten karolingischen Könige, welche bis 987 in Frankreich regierten, waren kaum im Stande, ihre widerspenstigen Vasallen zu zügeln. Nach dem Tode des letzten Königs, Ludwigs V. (Fainéant), 987 beginnt mit Hugo Capet die Reihe der capetingischen Könige. Auch unter ihm, besonders aber unter seinen drei nächsten Nachfol- gern, herrschte in Frankreich das Faustrecht und Hörige und Leibeigene seufzten unter schwerem Druck. Erst Ludwig Vl. (1108—1137) schuf durch strengere Rechtspsiege Mehr Ordnung und machte den Anfang zur Befreiung der Leibeigenen und zur Bildung eines dritten Stan- des (liers-e'tal). Die Verbindung eines großen Theils von Frankreich mit England verursachte den Königen große Noth und viele Kämpfe mit diesen mäch- tigen Vasallen, bis Philipp Ii. August (1180—1223) eiuen großen Theil der den Engländern zilgefallenen Provinzen wieder gewann, und so die Königsmacht stärkte. Das gleiche Ziel verfolgte sein Nachfolger Ludwig Viii., vorzüglich

8. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 107

1855 - Heidelberg : Winter
§. 106. England unter den angelsächsischen u. normannischen Königen. 107 aber der von Herzen fromme, gerechte und gewissenhafte Ludwig Ix., der Heilige (1226—1270), welcher Ruhe und Ordnung in seinem Lande herstellte und die Uebergriffe der Päpste beschränkte. Von seinem Krenz- zug und Tod siehe §, 102, 2. England unter den angelsächsischen und normannischen Königen. §. 106. Die sieben Königreiche der Angelsachen waren 827 von König Egbert in Ein Reich vereinigt worden, das aber von den Einfällen der Dänen viel zu leiden hatte, bis 871 Alfred der Große sie bei Ed dington besiegte und zurückdrängte, . woraus er im Geiste Karls des Großen sein Reich regierte. Nach seinem Tode (901) kehrten die Raubangriffe der Dänen wieder, und es machte sich sogar der Dänenkönig Kanut der Große im Jahr 1026 zum Alleinherrn von England. Er wurde darauf Christ, und regierte England, Dänemark und Norwegen mit Weisheit und Gerechtigkeit bis 1035. Aber nach dem Tode seiner Söhne kam England 1012 wie- der an den angelsächsischen Königsstamm, und zwar an Eduard den Bekenner. Es war dieß aber der letzte angelsächsische König: denn nach seinem Tode landete Herzog Wilhelm von der Normandie mit 60,000 Mann, gewann gegen den Grafen Harald von Wessex die Schlacht bei Hastings und gründete 1066 die N o r m a n n e n h e r r s ch a f t in England. Doch zog ihm seine grausame Härte den tiefsten Haß der überwundenen Angelsachsen zu, zumal er sogar ihre Sprache durch die französisch-normanische zu ver- drängen suchte. Nach dem Aussterben seines Mannesstamms kam der englische Thron an das Haus Anjou oder Plan tage u et, 1154 dessen erster König Heinrich Ii. wohl seine Großen im Zaum hielt und Irland eroberte, aber bei einem Versuche, die Geistlichkeit seiner Macht zu unterwerfen, eine tiefe Demüthigung erfuhr. Er mußte nämlich an dem Grabe des von einigen seiner Leute ermordeten Erzbischoffs Thomas Decket Kirchenbuße thun. Sein Sohn und Nachfolger war der tapfere, aber hochfahrende Richard Löwenherz (1189—1199), welcher den dritten Kreuzzug mitmachte, und auf dem Rückwege von Leopold von Oesterreich gefangen wurde. Nach seiner Auslösung und Heimkehr fiel er bald im Kampfe gegen einen seiner Vasallen. Sein treuloser Bruder Johann ohne Land zog sich bei allen seinen Unter- nehmungen nur Schmach zu und mußte seinen Unterthanen 1215 die Magna charta gewähren, d.h. den Freibrief, welcher die Grundlage der englischen Verfassung und Volksfreiheit wurde. Unter seinem Sohne Heinrich Ii!. (1216—1272) riß bei dessen Schwäche allgemeine Un-

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 109

1855 - Heidelberg : Winter
109 §. 109. Polen, Preußen u. Ungarn. §. 110. Das Interregnum. machte es sich durch seinen tapfern König Boleslav I. wieder unab- hängig. Derselbe ließ sich 1025 zum König krönen und gründete durch die Vereinigung von Polen, Masovien, Krakovien und Schlesien das eigentliche Polenreich. In der Folge wurde es durch Theilungen und innere Kriege geschwächt. Gegen die Preußen, deren rohes Heidenthum lange den Bekeh- rungsversuchen zum Christenthum widerstand, zog mit Bewilligung des Kaisers Friedrich Ii., der deutsche Orden 1230, um sie zu be- kämpfen. Er legte in ihrem Lande K u l m, Thorn und andere Schutz- orte an, unterwarf es (anfangs in Vereinigung mit dem Schwertorden) nach 53jährigen Kämpfen, in welchen die alten Einwohner größtentheils umkamen und bevölkerte es wieder durch deutsche Anbauer. Ungarn wurde 889 von den Magyaren erobert, welche von da an verheerende Einfälle in die angrenzenden Länder machten, bis sie 973 das Christenthum annahmen, das besonders im Jahre 1000 n. Ehr. durch Stephan den Heiligen aus dem Geschlechte der Arpaden ge- fördert wurde. Später unter König Geisa Ii. wanderten in Sieben- bürgen und Ungarn viele Deutsche ein, welche dort unter dem Namen „Sachsen" ihre Sprache und Sitten beibehielten. 7. Verfall der Lehensmonarchie in Deutschland. D ittmar's histor. Atlas. Taf. Xi. Xii. Xiii. i. Das Interregnum; beginnende Ausbildung der Landeshoheit. §• 110. Dwei Jahre nach Konrad Iv. starb auch der wenig beachtete Gegenkaiser Wilhelm von Holland, und es trat nun 1256—1273 das Interregnum ein, jene traurige Zeit, iu welcher kein deutscher Fürst die Kaiserkrone annehmen wollte und dieselbe daher au fremde Fürsten gleichsam verkauft wurde, nämlich von dem einen Theile der Wähler an den.englischen.prinzen Richard von Cornwallis, von dem andern an den König Alfons dem Weisen von Castilien, so daß die Kaisermacht immer tnehr sank, die Reichsfürsten aber mehr- und mehr selbständig wurden. Während dieser kaiserlosen, betrübten Zeit wurde daö hohenstaufische Geschlecht vollends ausgerottet. Der letzte Sproß desselben, Konradin, Sohn Konrads Ivwollte sich seine Erblande wieder erkämpfen, und den Karl von Anjou, der mit Hilfe des Papstes König von Neapel und Sicilien geworden war, vertreiben. Aber nach einem Sieg bei Tagliacozzo fiel er bei Skurcola in einen Hinterhalt, wurde auf der Flucht gefangen, und mit seinem jungen Freunde Friedrich von Baden 1268 in Neapel ent-

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 110

1855 - Heidelberg : Winter
110 §. 111. Die deutschen Kaiser aus verschiedenen Häusern. hauptet. — Dagegen wurden vierzehn Jahre später, 1282 alle Franzosen auf Sicilicn in einer Nacht ermordet (die sicilianische Vesper) und die Insel stellte sich unter die Herrschaft Peters von Aragonien. In Deutschland selbst stieg durch die Abwesenheit des Reichsober- Haupts die Unordnung aufs Höchste; das Faustrecht nahm so überhand, daß sich die Städte zum Schutz ihres Handels in Bündnisse vereinigten, von welchen die deutsche Hansa und der rheinische Städtebund die wichtigsten wurden. 2. Die deutschen Kaiser aus verschiedenen Häusern. §. 111. Die steigende Verwirrung und Unordnung, sowie die wach- sende Macht des Böhmenkönigs Ottokar steigerten im Volk und in den deutschen Fürsten den Wunsch nach einem einheimischen Kaiser. Die Fürsten lenkten jedoch, um ihre unterdeß erworbenen Hoheitsrechte behalten zu können, die Wahl auf Männer, welche keinen großen Länderbesitz und somit ihnen gegenüber weniger Macht hatten. Es folgten nun Kaiser aus verschiedenen Häusern 1273—1437 und zwar zuerst Rudolf von Habsburg, ein tapferer, redlicher Mann, welcher den widerspenstigen Ottokar von Böhmen 1278 auf dem Marchfelde besiegte und einen Theil seiner Länder, nämlich Oesterreich, Steyermark und Krain, mit Bewilligung der Fürsten seinen eigenen Söhnen zu Lehen gab und so der Gründer des Habs bur- gisch - österreichischen Hauses wurde. Böhmen aberließ er dem Sohne Ottokars. Mit Ernst und Nachdruck schuf er auch sonst im Reiche Ruhe und Ordnung, brach die Burgen der Raubritter am Rhein und in Thüringen und strafte die den Landfrieden störenden Grafen von Württemberg und Savoyen. Ihm folgte nicht — wie er gewünscht hatte — sein Sohn Albrecht, sondern Graf Adolf von Raffau (1291 — 1298), ein tapferer, aber in der Wahl seiner Mittel, sich eine Hansmacht zu gründen, nicht ge- wissenhafter Fürst. Er führte einen ungerechten Krieg gegen die Land- grafen von Thüringen, und wurde, weil er die den Fürsten gemachten Versprechungen nicht hielt, des Reiches entsetzt. Er wollte seine Krone vertheidigen, fiel aber in der Schlacht bei Göllheim. Ihm folgte Albrecht 1, Rudolfs Sohn (1298 —1308), ein Mann, der darnach trachtete, die Kaisermacht unumschränkt zu machen und seine Hausmacht zu vermehren. Aber alle seine Versuche, Holland, Burgund, Böhmen und Thüringen an sein Haus zu bringen, schlugen fehl. Sein Streben, seinen Besitz in der Schweiz zu vergrößern, führte zur Gründung der freien Eidgenossenschaft der Schweizer, welche 1308 seine Vögte verjagten, seine Zwingburgen eroberten und ihren Frei-
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