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1. Bd. 2 - S. 17

1873 - Köln : Schwann
— 17 — f 9. Friedrichs Kreuzzug und Tod. t Jahre 1188 drang plötzlich die Trauerkunde ins bendland: „Jerusalem ist gefallen/die Hl. Orte nd in den Händen der Ungläubigen/' Saladm, . Sultan von Aegypten, hatte Arabien, Syrien, Mesopotamien und das hl. Land erobert. In Jerusalem wurden die Kirchen wieder in Moscheen verwandelt, nachdem sie 88 Jahre den Christen gedient hatten. Die Nachricht von dresem Ereignise erregte die größte Bestürzung in der ganzen Christenheit. Der Papst forderte alle christlichen Fürsten und Völker auf, die heilige Stadt zum zweiten Male den Händen der Ungläubigen zu entreißen. Ueberall zogen Mönche umher und predigten das Kreuz. Cs entstand eine allgemeine Bewegung, aller Orten wurde zum Kreuzzuge gerüstet, in Italien und Deutschland, in Frankreich und England, -i ie mächtigsten Fürsten Curopa's wollten die Kreuzfahrer selbst anführen. Friedrich Barbarossa, der römische Kaiser und cchutzherr der Kirche, Philipp August König von Frankreich, und Richard Löwenherz, König von Englands sammelten ihre Schaaren zum Zuge nach Asien. Einige fürsten Deutschlands schlugen Friedrich vor, statt seiner seine -Lohne nach Palästina ziehen zu lassen: doch "nedrich erwiederte: „Obgleich 67 Jahre alt, habe ich doch noch Kraft genug, wie es mein Berus fordert, mich als üellen"^o^t ^Ct rc^e nn ^te spitze der Christenheit zu Friedrich war schon früher im Hl. Lande gewesen und kannte dre Gefahren des Zuges. Cr schloß deshalb vorher vertrage mir dem Könige von Ungarn und dem griechischen Karl er wegen des Durchzuges und trat dann im Man 1189 den Zug an. Die Regierung des Reiches überließ er seinem coönc Heinrich. Das ganze Heer der Deutschen zählte 150,000 Mann wohlgerüsteter Krieger. Dasselbe erreichte^ glücklich Kleinanen, gerieth aber dort in wüste wasserlose Gegenden; es brach ein solcher Mangel ein' daß man Pferdefleisch aß und Pferdeblut tranf Rudern umschwärmten leichte türkische Reiter das Heer Tag und Klein, Bilder a. d. uatcrl. Geschichte. Ii. 9

2. Bd. 2 - S. 121

1873 - Köln : Schwann
— 121 — Religionsspaltung auf irgend eine Weise zu beseitigen. Er schloß Frieden mit den protestantischen Fürsten, und am Ende des Jahres 15.^5 kam der Augsburger Religionsfriede zu Stande, in welchem den Protestanten freie Uebung ihrer Religion gestattet wurde. 5. Karls V. Abdankung und Tod. ach so vielfach getäuschten Wünschen und Hoffnungen, nach so vielen schmerzhaften Erfahrungen > wurde der Kaiser gleichgültig gegen die trügerischen Reize der irdischen Macht und Hoheit. Er seh Me sich nach Ruhe, welche er während der ganzen Dauer seiner Regierung nicht genossen hatte, um jetzt, eint Abend seines Lebens, fern vom Getümmel der Welt, in stiller Einsamkeit zum nahen Uebertritte in das Jenseits sich vorzubereiten. Vielleicht war schon damals, in jener schauerlichen Nacht auf den tyroler Felsenhöhen, als alles, was irdische Größe zu geben vermag, wie eine abgestreifte Hülle zu seinen Füßen lag, dieser Wunsch in ihm rege geworden. Auch zunehmende körperliche Leiden mahnten ihn an sein nahes Ende. Deshalb übergab er im Oktober 1555 zu Brüssel in einer feierlichen Versammlung seinem Sohne Philipp die Regierung der Niederlande. Mailand und Neapel hatte er ihm schon früher abgetreten. Es war ein rührender Anblick, und Männer weinten, die nie eine Thräne vergossen hatten, als der kranke, lebensmüde Kaiser mit Mühe, auf die Schulter Wilhelm's von Oranien gestützt, aus seinem Sessel sich erhob und die Thaten seines Lebens kurz auseinandersetzte. Seit seinem siebenzehnten Jahre habe er neun Züge nach Deutschland, sechs nach Spanien, sieben nach Italien, vier nach Frankreich, zehn nach den Niederlanden, zwei nach England und eben so viele nach Afrika gemacht; eilfmal sei er über die See geschifft, habe viele Kriege geführt, viele Friedens- und Freundschaftsverträge geschlossen und viele Siege erfochten. Dies alles habe er der Religion und des Glaubens wegen

3. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 70

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
70 7. Die Revolutionen in den romanischen Staaten Süd-Enropa's. lalion mit dem österreichischen Heere abgeschlossen war, denn jene würde den Carbonari neuen Muth und der Revolution einen neuen Aufschwung gegeben haben. Stachelte diese Nachricht doch jetzt selbst noch, als sie nach Messina kam, den dortigen Commandanten Rossaroli, die Fahne des Aufstandes zu erheben und die Republik in Sicilien zu proclamiren. Doch eine Landung, die er in Calabrien versuchte, ward vereitelt und Messina verschloß ihm nun die Thore; er mußte, gleich W. Pepe und andern Compromittirten, nach Spa- nien flüchten. Ferdinand I. kam am 15. Mai wieder in Neapel an, Sicilien erhielt eine getrennte Verwaltung unter einem besondern Statthalter, das neapolitanische Heer ward aufgelöst und das öster- reichische Heer sollte drei Jahre im Königreiche bleiben, um Alles in Schranken zu halten, ein Theil desselben ging nach Sicilien hinüber, wo die Nationalgarden ebenfalls entwaffnet wurden. e. Die dreißigtägige Revolution in Piemont 1821. Als die österreichische Armee nach Mittel- und Unteritalien zog, glaubten auch die Liberalen in Piemont, der rechte Augenblick zur Erkümpfung der Einheit und Selbständigkeit Italiens sei gekommen, indem man die Oesterreicher zum Rückzuge zwinge oder einschließe; auf den Widerstand der Neapolitaner, den Beifall der Lombarden, der Venetianer, der Marken und Legationen glaubte man rechnen zu dürfen. Die jungen verschwörenden Officiere ersahen sich zu ihrem Führer den Prinzen Karl Albert von Carignau, aus der jün- gern savoyischen Linie, welcher, bei der Kinderlosigkeit des Königs Victor Emanuel und seines Bruders Karl Felix (des Herzogs von Genevois), der voraussichtliche Thronerbe war und später (1831) wirklich König von Sardinien wurde. Diesen hielten sie für einen Gesinnungsgenossen und sahen in ihm das natürliche Werkzeug zur Wiedergeburt Piemonts, die dann zur Wiedergeburt Italiens führen sollte. Auch lehnte er die Anträge der Verschwornen nicht ab, um ihre Pläne zu erfahren, warnte aber den König und die Minister. Während die turiner Verschwornen mißtrauisch wurden und den Aus- bruch des Aufstandes verschoben, proclamirten Graf Palma in Ales- sandria und Graf Lisio in Pignerol, beide an der Spitze eines Re- giments, die spanische Constitution (10. März), drei Tage später (13. März) pflanzte auch die Citadelle von Turin die dreifarbige italienische Fahne auf. In dieser Bedrängniß griff König Victor Emanuel zu dem Auskunftsmittel, welches in diesem Hause eine Art Familien-Ueberlieferung ist: er dankte zu Gunsten seines Bru- ders Karl Felix (reg. 1821—1831) ab, welcher ganz der öster- reichischen Partei ergeben und damals in Modena, also außerhalb der Gewalt der Aufständischen, war. Der Prinz von Carignan war bis zur Ankunft des neuen Königs zum Regenten ernannt worden. Dieser letztere ward durch Volks-Tumulte zur Bewilligung und Be-

4. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 251

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
24. Die Parteikämpfe in Spanien. 251 rung der Einberufung der Stände (erst auf den 31. Mai, dann auf den 16. März) ließ man sich nicht beruhigen, bis die denselben zu machenden Vorlagen bekannt wurden. Die Armee mußte sofort die Verfassung beschwören und die Ruhe schien hergestellt, die Stadt war mehrere Abende beleuchtet und Feste reihten sich an Feste. Aber der böse Dämon, „die maurische Gräfin", wie sie der Volkswitz nannte, erschien nochmals in München. Das kaum beschwichtigte Mißtrauen regte sich wieder und man sprach öffentlich von der Noth- wendigkeit der Abdankung des Königs. Ueberdies sollte ihm ein volksthüniliches Ministerium aufgedrungen werden, dem man den ernsten Willen zutraute, die gegebenen Versprechnngen auszuführen. Diese und andere Gründe, welche in der financiellen Lage des Landes beruhen, bewogen endlich Ludwig am 20. März zu Gunsten des Kronprinzen Maximilian auf die Krone zu verzichten, welcher als Maximilian Ii. (reg. 1848—1864) folgte. 24. Die Parteikämpfe in Spanien.*) (Nach „Spanien seit dem Sturze Espartero's, nebst einer Uebersicht der politischen Entwicklung Spaniens seit 1808", bearbeitet vom Herausgeber.) Der Tod der dritten Gemahlin Ferdinand's Vii. (1829) und die schon sechs Monate darauf vollzogene vierte Vermählung des 45 Jahre alten, aber bereits hinsiechenden Königs mit Marie Chri- stine von Bourbon, Prinzessin von Neapel, deren Schwester Luisa *) Karl Iv. dankt ab 1808, Gem. Maria Luisa von Parma. Ferdinand Vii., ch 1833. Gemahlinnen: 1. Antoinette v. Neapel, 1- 1806. 2. Maria Jsabella von Portugal, ch 1818. 3. Josepha, Prinzessin von Sachsen, ch 1829. 4. Christine von Neapel. Jsabella Ii., Luisa" Gem. König Gem. Herzog Franz. von Mont- ! penster. Don Carlos, ch 1865. 2. Gem. Therese von Portugal. Karl, Johann. Graf von Gem. Maria Montemolin, v. Modena. + 1861- '¥«— Alfons. Jsabella, Alfons. Maria Maria Eulalia. Prinzessin bet Pilar, della Paz. v. Asturien. Franz de Paula, ch 1865, Gem. Luisa Carlotta von Neapel, ch 1844. Franz, verm. mit Königin Jsabella Ii. Heinrich. Heinrich. Franz. Albert.

5. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 63

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
7. Die Revolutionen in den romanischen Staaten Süd-Europa's. 63 Herzogs von Angoulöme, der sofort nach Paris zurückkehrte, und des Königs Ludwig Xviii. blieben unbeachtet, denn der Einfluß Frank- reichs war bereits durch Rußland ausgestochen, seit der Ankunft des Grafen Pozzo di Borgo als außerordentlichen russischen Gesandten. Wo der König in seinen Zugeständnissen an die Fanatiker nicht weit genug zu gehen schien, obgleich er sich zuletzt (1825) gegen jede Be- schränkung seiner Souverainetät durch „Kammern oder ähnliche Ein- richtungen" erklärte, da fanden die blutigsten und schroffsten Mei- nungen eine Stütze an seinem Bruder, dem Thronerben Don Carlos, den die Apostolischen schon jetzt auf den Thron zu erheben gedachten, und der Köiüg ließ diesen Anschlägen lange ihren Lauf, um sich mit ihren Wühlereien der Zumuthungcn Frankreichs, ein gemäßigtes System zu befolgen, erwehren zu können. Militärisch Sieger, sah Frankreich politisch seine vollständige Niederlage, denn alle Versuche (des Herrn von Chateaubriand), der Wiederkehr jener Zustände vor- zubauen, welche die Revolution in Spanien hervorgerufen hatten, blie- den vergebens. Und als der König von Spanien mit Frankreichs Hülfe auf seinem absoluten Throne fester saß als zuvor, hob er (29. März 1830) zum Dank das salische Gesetz auf, welches die weibliche Thronfolge ausschließt, und vernichtete so die Rechte, welche dieses Hausgesetz dem französischen Zweige der bourbonischen Familie auf die Nachfolge in Spanien gab. Die Legitimität in Frankreich ließ sich durch ihre Erfolge in Spanien bienben; sie glaubte, „in Spanien Frankreich erobert zu haben", und nachdem sie dort die Verfassung vernichtet habe» auch zu Hause die Charte beseitigen zu können — und sie fiel durch die Juli-Revolution. o. Die portugiesisch-brasilianische Revolution 1820—1821. Als gegen Ende des Jahres 1807 ein französisches Heer unter Junot in Portugal einrückte, weil die Regierung sich weigerte, ihrem alten Bundesgenossen, England, die portugiesischen Häfen zu verschlie- ßen (s. Bd. Iii, S. 728), entschloß sich der Prinz-Regent (der nach- herige König Johann Vi.), nach peinlichem Schwanken, beit Sitz des Königthums nach Brasilien zu übertragen — ein Schritt, eben so bedeutungsvoll für die Zukunft Brasiliens, als unheilvoll für das Mutterland. Denn von dem Augenblicke der Uebersiedlung an wandte sich die Sorgfalt der Regierung in dem Maße von Portugal ab, wie sie sich der neuen Heimat Brasilien zuwandte, während Eng- land das preisgegebene Mutterland für seine kriegerischen und com- merciellen Zwecke ausbeutete (im Jahre 1811 stellte das kleine Por- tugal 335,000 Mann an Soldaten, Milizen und Landsturm). Schon im Januar 1808 öffnete ein königlicher Beschluß von Bahia aus die bisher allem fremden Handel verschlossenen Häfen Brasiliens, auf Betreiben der Schutzmacht, allen befreundeten Nationen, wodurch Portugal nicht nur die Zölle (1 Mill. Pfund) verlor, sondern auch

6. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 67

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
7. Die Revolutionen in den romanischen Staaten Süd-Europa's. 67 nichts festgesetzt (vielleicht um noch immer eine Aussicht auf die Wiedervereinigung mit Brasilien zu lassen), als Johann Vi. starb (10. März 1826). Vier Tage vor seinem Tode hatte er seine dritte Tochter, die Infantin Jsabella Maria, die den Ränken ihrer Mutter und ihres jüngern Bruders fremd geblieben war, an die Spitze einer Regentschaft gestellt, bis der gesetzliche Erbe der Krone seine Befehle werde gegeben haben. Nach dem Wunsche der königlichen Familie, nach den Erwartungen Brasiliens verzichtete Dom Pedro aus den portugiesischen Thron, unter vorläufiger Beibehaltung der von seinem Vater eingesetzten Regentschaft, zu Gunsten seiner siebenjährigen Tochter Maria da Gloria, die sich künftig mit ihrem Oheim Dom Miguel vermählen sollte. (1. Die neunmonatliche Revolution in Neapel 1820—1821. Dem Ausbruche der portugiesischen Bewegung war der Umsturz der bestehenden Ordnung in Neapel schon vorausgegangen. Nicht oft hat ein Land einen grellern Wechsel der Schicksale erfahren, als Neapel unter der Regierung Ferdinands Iv. (reg. 1759—1825), der, zweimal durch die Franzosen vertrieben (1798 und 1806), nach der Flucht Murat's noch einmal (Juni 1815) zurückkehrte und sich nun Ferdinand I., König beider Sicilien, nannte. Im Gegensätze zu der früheren Restauration (seit Juni 1799), die, besonders unter dem Einflüsse der Königin Caroline, der Schwester der Hingerichteten Königin Marie Antoinette, eine Zeit gräßlicher Rache war und das Land um die Blüthe seiner Bürger, Gelehrten und Krieger brachte, hatte die zweite Restauration (nach dem 1814 erfolgten Tode der Königin Caroline) mehr als irgendwo sonst in Italien die franzö- sischen Einrichtungen geschont; doch verstand die Regierung weder das Heer für sich zu gewinnen, indem sie die sicilischen Truppen vor den neapolitanischen (Muratisten) bevorzugte, noch dem über alle Provinzen ausgebreiteten Räuberwesen zu steuern, ja, sie schloß mit einzelnen Bandenführern Verträge, um deren Schaaren im Dienste und Solde des Staates gegen „die öffentlichen Uebelthäter" zu ver- wenden. Diese verächtliche Schwäche der Regierung machte die Selbsthülfe unerläßlich und als Mittel dazu diente die Verbindung der Carbonari, welche von den Unterrichteten immer als ein Schößling der Freimaurerei angesehen worden ist, nur daß sie ihre Symbole und ihr Ritual statt von der Maurerei, von der Köhlerei nahm; aber darin glich sie wieder den Maurern, daß sie der Kirche gegenüber die Grundsätze der Aufklärung, dem Staate gegenüber die Grundsätze der Freiheit vertrat. Diese friedliche Verbindung, welche bis zur Herstellung der Bourbonen im Wesentlichen gegen die Fremd- herrschaft gerichtet, dann aber gleichsam eingeschlummert war, er- wachte 1817 zunächst als Gegensatz zu den Räuberverbindungen in den Provinzen. Aber noch war die Carbonarie der Furcht vor

7. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 137

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
Zweiter Zeitraum: Von der Juli-Revolution 1830 bis zur Februar-Revolution 1848. 13. Frankreich unter Ludwig Philipp- 1830—1848. (Nach Aug. Ludw. v. Roch au, Geschichte Frankreichs vom Sturze Napoleon's bis zur Wiederherstellung des Kaiserthums, bearbeitet vom Herausgeber.) Da der Zweck der Juli-Revolution nicht der Umsturz der Ver- fassung, sondern die Vertheidigung derselben gewesen war, so konnte von Einführung der Republik nicht die Rede sein, sondern es han- delte sich nach Beendigung der Revolution nur darum, die Verfassung gegen künftige Verletzungen sicher zu stellen und den erledigten Thron wieder zu besetzen. Nach dem Sturze der alten bourbonischen Dy- nastie, der auch den Herzog von Bordeaux unmöglich gemacht hatte, war das Haupt der jüngeren bourbonischen Dynastie, der Herzog Ludwig Philipp von Orleans, der nächste Thronfolger. Dieser übernahm am 1. August 1830 aus den Händen der Mnnicipal- Commission die provisorische Regierung, bis eine sog. „Erklärung" der zweiten Kammer ihm auch die definitive Negierung als „König der Franzosen" übertrug. Zugleich enthielt diese „Erklärung" eine Reihe mehr oder minder wichtiger Abänderungen der Charte von 1814, so: das Verbot der Wiedereinführung der Censur, die Bestimmung, daß der König niemals die Gesetze suspendiren oder deren Vollziehung hindern dürfe, die Anerkennung des Rechtes beider Kammern zu Gesetzes-Vorschlägen, welche die Charte von 1814 aus- schließlich der Krone Vorbehalten hatte, die Oeffentlichkeit der (bisher geheimen) Sitzungen der Pairskammer, die Herabsetzung des die Wählbarkeit bedingenden Alters von 40 auf 30 Jahre, die Verkür- zung der Legislatur-Perioden von 7 auf 5 Jahre u. s. w. Diese „Erklärung" der zweiten Kammer wurde erst, nachdkn sie vom General-Statthalter Ludwig Philipp (am 7. August) angenommen war, nachträglich, gleichsam aus bloßer Höflichkeit, auch der Pairs- kammer mitgetheilt, welche den im Palast Bourbon gefaßten Be- schlüssen ohne Widerrede und fast ohne Berathung beitrat. Selbst die darin verlangte Ungültigkeit aller während der Regierung Karl's X. vorgenommenen Pairs-Ernennungen wurde nur schwach beanstandet

8. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 201

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
18. Die revolutionären Bewegungen in Deutschland. 201 aus diesen sechsmonatlichen Verhandlungen hervorgegangenen Be- schlüsse waren, theils Früheres bestätigend, theils Neues festsetzend, im Wesentlichen folgende: in allen deutschen Bundesstaaten bleibt die oberste Gewalt ungetheilt in der Person des Regenten vereinigt, welcher nur bei einzelnen Negierungshandlungen an die Mitwirkung der ständischen Versammlungen gebunden ist. — Die Stände dürfen die Bewilligung der Steuern nicht an Bedingungen knüpfen, nicht bestimmte Summen für vorkommende Ausgabeposten festsetzen, son- dern können das Budget nur im Allgemeinen aufstellen. In keinem Falle können der Regierung die Mittel zur Erfüllung ihrer Bundes- pflichten verweigert werden. — Die Stünde dürfen nicht über die Gültigkeit der Bundesbeschlüsse berathen oder sie gar verwerfen. — Alle Verordnungen der Regierung haben für die Unterthanen ver- bindliche Kraft und hangen weder von der Einsprache der Gerichte noch der Anerkennung der Stände ab. Um die unter solchen Um- ständen einzig möglichen Streitigkeiten, welche zwischen den Regie- rungen und Ständen sich erheben konnten, nämlich über den Betrag der Steuern, zu schlichten, so weit diese rein innere Ausgaben zum Zwecke hatten, ward ein Schiedsgericht eingesetzt. Dieses sollte aus 34 von sämmtlichen Bundesregierungen ernannten Mitgliedern be- stehen. Da die 34 von den Regierungen, ohne Zuziehung der Stände, eingesetzt wurden, welche ersteren, wie sich von selbst ver- steht, nur ihre erklärten Anhänger zu einer solchen Stellung beriefen, so mußte es diesem Schiedsgerichte an der nöthigen Unabhängigkeit seiner Mitglieder fehlen. Die beschränkenden Preßgesetze wurden noch verschärft, und unter Anderem festgesetzt, daß auch die Mittheilung der ständischen Verhandlungen und der Geschwornengerichte der Cen- sur unterliegen sollte. Diese Bestimmungen wurden von der Bun- desversammlung angenommen und auf sechs Jahre hinaus für alle Bundesstaaten verbindlich erklärt. Die Beschlüsse der Wiener Con- ferenz vollendeten die Maßregeln der Reaction, welche auf dem Mi- nister-Congreß in Karlsbad (1819) begonnen hatten. Eine neue Bewegung verursachte der hannöver'sche Verfas- sung s st reit. Wilhelm Iv. von England, der zugleich über Hanno- ver herrschte, war am 20. Juni 1837 gestorben. Da in den Stammlanden des guelfischen Hauses das salische Gesetz galt, so ward Hannover von Großbritannien, wo die Krone an eine Frau fiel, getrennt, und Ernst August, Herzog von Cumberland, ein Sohn Georg's Iii. und Oheim der Königin Victoria, bestieg den hannö- ver'schen Thron. Dieser war in England nicht nur, wie sein Bru- der Georg Iv., unvolksthümlich, sondern sogar verhaßt. Er war einer der Führer des Torysmns im Oberhause gewesen und darüber mit seinen Brüdern Clarence und Sussex oft in Streit gerathen. Aber selbst die Tories waren dem Herzoge von Cumberland nie recht hold gewesen, da sie in ihm mehr einen Absolutisten als Ari- stokraten sehen wollten. Obgleich er sich in seiner Jugend, während

9. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 252

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
252 24. Die Parteikämpfe in Spanien. Carlotta schon 10 Jahre früher Ferdinands jüngsten Bruder, den Jnfanten Fraklz de Paula, geheirathet hatte, bereitete eine entschei- dende Wendung in den spanischen Verhältnissen vor. Ferdinand Vii., stets von seinen Umgebungen abhängig, unterlag bald völlig dem Einflüsse der jungen und ränkevollen Königin. Der Haß gegen sei- nen Bruder Don Carlos, dessen Parteigänger bis zu offenem Auf- ruhr geschritten waren (s. S. 63), mochte dazu beitragen, den König zum Umstürze der herrschenden Thronfolgeordnung durch die pragmatische Sanction vom 29. März 1830 zu bewegen. Seit dem Heimfalle der spanischen Krone an das Haus Bourbon war mit Zustimmung der Cortes das salische Gesetz, welches die weibliche Linie von der Erbfolge ausschloß, an Stelle des alten casti- lischen Rechts in Spanien eingeführt worden. Ferdinand Vii. an- nullirte jetzt eigenmächtig das Haus- und Staatsgesetz, um seiner etwaigen weiblichen Nachkommenschaft die Krone Spaniens zuzuwen- den. Die carlistische Partei vermochte dem Streiche, der alle ihre, auf den voraussichtlich nicht fernen Tod des Königs vertagten Hoff- nungen zu zerstören drohte, augenblicklich keinen Widerstand entgegen zu setzen; sie mochte auch abwarten wollen, ob die weibliche Erbfolge thatsächlich in Frage kommen würde. Als aber am 10. October 1830 dem Könige wirklich eine Tochter, die jetzige Königin Isa- be lla, geboren wurde, hatten sich inzwischen durch die Juli-Revo- lution alle politischen Constellationen geändert. Die Aussichten der liberalen Partei nahmen plötzlich einen neuen Aufschwung, und die Gefahr vor dem gemeinsamen Gegner nöthigte die Regierung und die Carlisten, sich momentan mit einander zu verbinden. In der That rüstete sich auch die zahlreiche liberale Emigration, die in Eng- land und Frankreich seit Jahren ein Asyl gefunden hatte, zu einem Einfalle in Spanien, den man ihr auf französischem Boden ungestört vorzubereiten gestattete, da die Juli-Dynastie vom spanischen Hofe noch nicht anerkannt war und zwischen beiden Cabinetten eine fast feindliche Spannung herrschte (s. S. 141). Ehe jedoch das Unter- nehmen zur Ausführung reif war, erfolgte die Anerkennung Ludwig Philipp's durch Spanien, und die unglücklichen Flüchtlinge wurden jetzt nicht nur auf Befehl der französischen Regierung ihrer zum Zwecke der Expedition aufgebrachten Kriegsmittel beraubt, zum groß- ßen Theile von der Grenze entfernt, sondern auch diejenigen, die trotzdem in geringer Zahl in Spanien einzudringen wagten, den dor- tigen Behörden denuncirt. Sofort von überlegenen Streitkräften an- gegriffen, wurden sie nach heldenmüthigem, aber fruchtlosem Wider- stande zersprengt, die Gefangenen erschossen, die vom Geschicke Be- günftigteren über die französische Grenze zurückgetrieben. Die ganze Sache wird stets einer der dunkelsten Flecke in der Geschichte Ludwig Philipp's bleiben. Im September 1832 verfiel der König in eine Agonie, welche die carlistische Partei benutzte, um ihm durch den Justiz-Minister

10. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 265

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
24. Die Parteikämpfe in Spanien. 265 aus der moderirten Partei, dessen Präsidentschaft Miraflores neben der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten erhielt, Jsturiz die der inneren. Narvaez und Christine gaben ihre einmal gescheiterten Pläne nicht auf: die gänzlich willenlose Jsabella Ii. ließ plötzlich in der Nacht Miraflores rufen und verlangte von ihm die Auflösung der Cortes, die eben am Tage vorher dem Ministerium ein Vertrauens- Votum gegeben hatten. Der Minister weigerte sich und gab, als die Königin darauf bestand, seine Entlassung. Am nächsten Morgen (17. März) war ein (zweites) Ministerium Narvaez gebildet und die Vertagung der Cortes decretirt. Kaum 14 Tage später, brach zwischen Narvaez und Christine ein Zwist aus, dessen wahre Ursachen noch nicht aufgeklärt sind, Narvaez gab (4. April) seine Entlassung und reiste nach Bayonne, Jsturiz bildete nicht ohne große Schwierigkeiten ein neues Cabinet, in welches der Finanz- Minister Mon nebst zwei anderen Mitgliedern des vorigen Cabinettes wieder eintrat. Die ganze Aufmerksamkeit der Regierung wandte sich der Ver- mählungsfrage zu, die im Geheimen zwischen Paris und Madrid aufs Eifrigste betrieben wurde. Die Candidatur Trapani, deren Unpopularität bei der Nation den Thron Jsabella's gefährdet hätte, wurde definitiv aufgegeben. Am 29. August machte die Gaceta von Madrid die bevorstehende Vermählung der Königin mit ihrem Vetter Franz de Assis bekannt; zugleich wurde officiös in Paris und Madrid angekündigt, daß die Infantin Luisa den jüngsten Sohn des Königs der Franzosen, Herzog von Montpensier, zu derselben Zeit heirathen werde. Gegen letztere Heirath erhoben sich im Jn- und Auslande die heftigsten Einsprüche. England reichte mit Be- ziehung auf den Utrechter Vertrag wiederholte Proteste gegen die Montpeusier'sche Heirath ein und erklärte, daß die englische Regie- rung die aus derselben entsprossenen Kinder nicht als erbberechtigt erkennen werde. Gleichzeitig erhob sich eine verhängnißvolle Spal- tung zwischen den Cabinetten von London und Paris, deren Folgen eine für die Geschicke Europa's traurige Wendung nahmen (s. S. 156). Weder die französische noch die spanische Regierung ließen sich durch die Einsprache Englands von ihren einmal fest beschlossenen Plänen abbringen. Am 10. October, dem 16. Geburtstage der Königin, fand die Doppeltrauung mit großem Pompe Statt, welcher der englische Gesandte, der sich nach Aranjuez begeben hatte, nicht beiwohnte. Schon am 21. October führte Montpensier seine junge Gemahlin in seine Heimat an den Hof Ludwig Philipp's, nicht ahnend, wie bald schreckliche Stürme, die ohne seine Ehe sich vielleicht nie entfesselt hätten, den Thron seines Vaters zertrümmern und ihn selbst zwingen sollten, als Flüchtling in dem Lande eine Zuflucht zu suchen, das er zuerst im Glanze fürstlicher Macht betreten hatte. Franz de Assis empfing von seiner Gemahlin den Königstitel — die
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