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1. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 89

1877 - Nordhausen : Haacke
- 89 — Frankreich einen solchen Sturm des Beifalls, dass Alles ries: „Gott will es!" und Tausende sich das rothe Kreuz aus die rechte Schulter hefteten, um als Kreuzfahrer an der Befreiung des heiligen Grabes Theil zu nehmen. Das ungeduldige, beutelustige Pöbelvolk schaarte sich um Walther v. Habenichts und Peter v. Amiens und brach in ungeordneten Schaaren nach Osten aus. Die Juden in den Städten wurden erschlagen und beraubt; unter dem Landvolke hausten sie wie Räuber. Sie wurden endlich von den bulgarischen Bauern niedergemacht oder fanden einen elenden Tod in Kleinasien. 4. Der Zug des Hauptheeres. (1096). Unter der Rührung des edlen Lothringerherzogs Gottfried v. Bouillon brach endlich ein wohlgerüstetes Kreuzheer nach Konstantinopel auf. Die besten Helden waren neben Gottfried seine Brüder Balduin und Eustach," Gras Robert v. Flandern, Herzog Robert von der Normandie, Gras Raimund v. Toulouse, Fürst Bohemuud v. Tarent und sein tapferer Neffe Tankred. Der griechische Kaiser Alexius nahm die Fremdlinge mistranisch aus und setzte sie erst nach Kleinasien über, als sie ihm die Leheushoheit über die ehemals griechischen Besitzungen zugesichert hatten. Das ungeheure Heer, mit dem Tross wohl 12 Million, drang in Kleinasien ein und eroberte Nicäa. Aber nun hob die Noth erst an. Hunger, Durst, Seuchen und das Schwert der Feinde rafften Tausende hin; der heiße Wüstensand war mit Leichen bedeckt. Balduin zog mit seinen Schaaren ostwärts und eroberte jenseits des Euphrat das seste Edessa. Es wurde das erste christliche Fürstenthum und die östliche Vormauer des heiligen Landes. Das Hauptheer belagerte 9 Monate das prächtige und seste Antiochien. Kaum war nach entsetzlichen Opfern bic ausgehungerte Stadt durch Verrath genommen, als der Statthalter Kerboga aus Mossul ein mächtiges Saracenenheer herbeisührte und die Sieger einschloss. Die Noth in der Stadt erreichte eine entsetzliche Höhe. Viele aus dem Volk, ja selbst Ritter ließen sich an Stricken von der Mauer und slohen zu den Griechen. Manche dieser „Strickläufer" gingen fogar zu deu Feinden über und schwuren ihren Glauben ab. Da wurde plötzlich der gesunkene Muth der Belagerten dnrch Auffindung der heiligen Lanze, mit der angeblich Jesu Seite durchbohrt worden, derart gehoben, dass die halb verhungerten Kreuzfahrer unter Gesang und mit Todesverachtung sich auf die Feinde stürzten und sie in die Flucht schlugen. Bohemuud bekam Antiochien als christliches Fürstenthum. Durch den Libanon zog nun der Rest des Kreuzheeres von 20,000 zu Fuß und 1500 zu Ross südwärts nach Jerusalem. In der Morgendämmerung des 6. Juni 1099 erblickten die erschöpften Krieger von Emmaus' Höhen die heilige Stadt. Weinend sank Alles nieder und küsste die Erde; alle Mühsale waren vergessen.

2. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 95

1877 - Nordhausen : Haacke
95 — Flut, wurde aber bort den Wellen ergriffen und als Leiche ans Ufer gebracht. Die Trauer des Pilgerheeres war unbeschreiblich. Klagen erfüllten bei Tage das Lager, und Fackeln erleuchteten es schaurig bei Nacht. Er wurde in Antiochien beigesetzt. In Deutschland wollte man nicht au den Tod des herrlichen Helden glauben. Weil mit ihm des Reiches Herrlichkeit verschwand, so versetzte ihn die Sage in den Kyffhäuser, und das Volk wartete sehnlich auf seine Wiederkehr und des Reiches Erneuerung. 6. Ausgaug des Kreuzzuges. Der Kreuzzug endete erfolglos, obgleich Philipp August v. Frankreich und Richard Löwenherz v. England noch zu den Deutschen stießen. Bei der Eroberung Akkon's wurden die Deutschen von Richard Löwenherz bitter gekränkt, indem er ihnen ihren Beuteantheil verweigerte und die Fahne Leopolds v. ^streich herabreißen und durch den Koth der Gasse schleifen ließ. Deutsche und Franzosen zogen Heini, und die Engländer waren zu schwach, um dem mächtigen Saladin Jerusalem zu entreißen. Durch eilten Vertrag erhielten die Christen einen Küstenstrich und die Erlaubnis zum Besuche der heiligen Örter. Richard Löwenherz aber kehrte um im Angesichte Jerusalems mit den Worten: „Wer des Heilanbes Grab nicht befreien kann, der soll es auch nicht sehen!" Fragen: Kaiser- und Papstthum in dieser Zeit! — Welches sind die Ursachen der Niederlage bei Legnano? — Was macht Friedrich I. zum größten Hohenstaufen? — Deute die Kyffhäusersage! —Uhlands's „Schwäbische Kunde!" Rückert's „Kaiser Barbarossa." — Lessinas „Na--than der Weise!" 43. Der Hohenstaufe Friedrich Ii. 1215 — 1250. 1. Sein Vater Heinrich Yi. Er war Barbarossas Sohn und folgte biesem ans dem Kaiserthrone. Er war ein kluger, berebter und tapferer Mann, aber harten Herzens. Durch seine Gattin Constanzia würde er der Besitzer Unteritaliens; aber nur durch grausame Hinrichtungen setzte er sich in den Besitz dieses Erbes. Am 2. Weihnachtstage 1194, dem Geburtstage seines Sohnes Friedrich, hallte Palermo wieder von den Klagen und Todesseufzern sicilischer Großen, die er blenden, spießen, hängen, vergraben und verbrennen ließ. Den englischen König Richard Löwenherz, der aus seiner Heimfahrt aus Palästina im adriatischen Meere Schiffbruch gelitten und auf seiner Wanderung durch Österreich ergriffen worden war, ließ er erst in Dürrenstein und dann in Trisels einkerkern, b's sein Volk ein ungeheures Lösegeld bezahlt hatte. Heinrich starb im 32. Jahre an den Folgen eines kalten Trunkes mit Reue über seine Sünben (1197).

3. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 98

1877 - Nordhausen : Haacke
— 98 — Heinrich der Fromme mit seinem Heere. Obwohl er dem 6mal stärkeren Feinde erlag, so wagten die asiatischen Horden doch nicht weiter vorzudringen, sondern gingen nach Asien zurück. Gebeugt aber ungebrochen trotzte Friedrich allen seinen Feinden. Wohl hätte er noch eine günstige Wendung des Kampfes erzwungen, hätte ihn nicht der Tod hinweggerasst. Er starb an einer ruhrartigen Krankheit in den Armen seines Sohnes Manfred. Fragen: Vergleichung Friedrichs I. u. Ii.? — Was machte den Kampf der Welfen und Ghibellinen so heftig unter Friedrich Ii.? — Die Sage von Richard Löwenherz und dem Sänger Blondel! 44. Der letzte Hohenstaufe. 1. Das Interregnum oder Zwischenreich (1254—1273) ist die kaiserlose, die schreckliche Zeit, in der kein Richter in deutschen Landen war und Gewalt überall vor Recht ging. Handel, Gewerbe und Ackerbau lagen gänzlich danieder. Die Fürsten und Herren rauften sich in ewigen Fehden, und nur der Stärkste hatte Recht. (Faustrecht.) Von ihren sicheren Burgen aus raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich nur in den Steigbügel, um den Schwachen zu vergewaltigen und die reichen Waarenzüge der Kaufleute zu plündern. (Raubritter oder Ritter vom Stegreif.) Um solchem Beginnen zu wehren, schlossen die Städte Bündnisse zu Schutz und Trutz. Die Namenkaiser Wilhelm v. Holland, Richard v. Cornwallis und Alphons d. Weise v. Kastilien kamen nie zu Ansehen. In Unteritalien folgte auf Konrad Iv. fein edler, hochgebildeter Bruder Manfred. Der Papst aber gab sein Land als erledigtes Lehen dem finstern Karl v. Anjou, Bruder Ludwigs des Heiligen. Manfred wurde im Heldenkampfe getödtet und als „staufifche Ketzerleiche" am Flussufer eingescharrt. Der Länderräuber unterdrückte nun mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit, und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers. 2. Konradin. In Schwaben wuchs unter der sorgsamen Pflege seiner Mutter Elisabeth der letzte Spross der Hohenstaufen, Konrads Sohn Konradin, aus. Der Ruf der Italiener, das Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlasste ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den Franzosen zurück zu fordern. Überall wurde der herrliche Jüngling mit Jubel aufgenommen. Bei Tagliacozzo 1268 siegte er anfänglich über Karl von Anjou. Da aber seine Soldaten zu srüh die Waffen

4. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 99

1877 - Nordhausen : Haacke
— 99 — beiseit legten und zu plündern ansingen, so fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich v. Östreich gefangen und an Karl v. Anjou ausgeliefert. Dieser stellte ihn vor ein Gericht, das ihn aber frei sprach. Nur der knechtische Kanzler Robert v. Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Darauf hin befahl Karl seine Hinrichtung. Das Todesurtheil wurde Konradin vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß. Gefasst bereitete er sich zum Tode vor. Barfuß und in Hemdärmeln bestieg er das Schaffot. Robert v. Bari verlas das Todesurtheil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt, Graf Robert v. Flandern aus und rief ihm mit drohend geschwungenem Schwerte zu: „Wie kannst Du, feiger Schurke, einen so herrlichen Ritter zum Tode verurtheilen?" Konradin umarmte seinen Freund, befahl seine Seele Gott und legte geduldig sein Haupt auf den Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich Dir!" Dann empfing er den Todesstreich. Friedrich schrie auf in namenlosem Schmerze, und das Volk zerfloss in Thränen. Nur der steinerne Anjou stand kalt und herzlos hinter dem Fenster und sah mit Befriedigung das Ende des letzten Hohenstaufen. Auch Friedrich v. Ostreich und andre Freunde Konradins wurden hingerichtet. (1268.) Karls Reich hatte aber keinen Bestand. Sein unbarmherziger Druck und die Willkür seiner französischen Soldaten veranlasste die-sicilianische Vesper, durch die 1282 in einer Nacht (von dem Vesperläuten an) alle Franzosen aus Sicilien ermordet und die Bewohner von dem Joch der Fremdlinge befreit wurden. Die Insel kam an Manfreds Schwiegersohn Peter v. Arragonien. fragen: Woran ging das Geschlecht der Hohenstaufen zu Grunde? — Wodurch war das Interregnum eine schreckliche Zeit? — Welche Umstände brachten unter Innocenz Hi. das Papstthum zur höchsten Machtentfaltung? „Konradin" v. Schwab! 45. Die Kultur des Mittelalters. 1. Das Ritterthum. Die Hauptstütze der Fürsten bei Kriegen waren die Ritter mit ihren Mannen. Sie kämpften zu Ross und zu Fuß. Brust und Rücken schützte der Panzer, das Haupt ein Helm, das Gesicht ein Visir; Beine und Arme hatten Schienen. An der Seite hing das Schwert; die Hand schwang die Lanze; ein Schild war die Schutzwasfe. Die Füße schmückten goldne Sporen; der Schild hatte irgend ein Thierbild als „Wappen", der Helm ein Zierrrath als Kleinod. Die Ritter mussten eine lange Schule durchlaufen. Vom 7. Jahre ab dienten die Edelknaben bei einem 7*

5. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 106

1877 - Nordhausen : Haacke
— 106 — Bischof Thomas Becket einen zähen Widersacher. Auf ein zorniges Wort des Königs ermordeten 4 Edelleute den Erzbischof an den Stufen des Hochaltars. Heinrich wurde in den Bann gethan; seine Gattin hetzte seine eigenen Söhne zur Empörung auf, und überall im Lande regte sich Zwietracht und Aufruhr. Da musste der König nachgeben und reuig zum Grabe seines ermordeten Gegners pilgern. Ihm folgte sein ritterlicher aber harter und abenteuersüchtiger Sohn Richard Löwenherz. Nach seiner Heimkehr aus Palästina tödtete ihn ein Pfeilschuss bei der Belagerung eines französischen Schlosses 1199. Sein treuloser und wankelmüthiger Bruder Johann ohne Land gelangte durch den Mord eines Neffen auf den Thron. Er verlor durch unglückliche Kriege alle seine französischen Besitzungen. Im Kampfe mit dem Papste musste er endlich sein Land von Innocenz Iii. zu Lehen nehmen. Nach langem Hader mit seinen Unterthanen zwangen sie ihm mit den Waffen in der Hand 1215 die Magna Charta, d. i. den großen Freiheitsbrief, ab, der noch heute die Grundlage der englischen Volks-freiheit und Staatsverfasfung ist. Fragen: Was lockte die Dänen nach England? — Warum heißt Alfred, „der Große"? — Aus welchen Elementen ist das engliche Volk und die engliche Sprache entstanden? 47. Rudolf von Habsburg. f 1273—1291. 1. S eine Wahl. Alle Welt war die traurigen Zustände der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit müde und wünschte einen kräftigen Regenten an die Spitze. Da traten endlich die Fürsten zur Kaiserwahl zusammen und suchten nach einem Manne, der nicht allzu begütert und mächtig, aber durch Thatkraft und Weisheit im Stande sein füllte, die Ordnung wieder herzustellen. Der Erzbischof Werner von Mainz wusste die Wahl auf den schweizer Grasen Rudolf von Habs bürg zu lenken. Derselbe hatte ihn einst aus einer Reise nach Rom durckj die Alpen geleitet. Bei Rudolfs Krönung in Aachen war das Scepter vergessen. Da nahm er rasch besonnen das Kruzifix vom Altar und sagte: „Das Zeichen, in dem die Welt erlöset ist, mag auch wohl als Scepter dienen!" 2. Seine Kämpfe. Rudolf wusste sich bald überall Ach-tung zu verschaffen. Alle Zeit und Krast widmete er der Wiederherstellung geordneter Zustände in Deutschland. Um Italien kümmerte er sich nicht. „Ich sehe wohl die Fußstapfen derer, die glücklich hineingekommen, nicht aber derer, die wohlbehalten wieder

6. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 110

1877 - Nordhausen : Haacke
— 110 — 1477. Die Tapferkeit der Schweizer wurde sprichwörtlich, und die meisten Fürsten suchten sie in ihren Dienst zu nehmen. Fragen: Worin bestand die Stärke der Schweizer? — Welcher Unterschied ist zwischen „Hausmacht" und „reichsfrei"? Warum wurde Albrecht I. bei der Königswahl übergangen und dann doch gewählt? — „Wilhelm Tell" von Schiller! „Der Mönch zu Pisa" vou Platen! 49. Die Jungfrau von Orleans. t 1431. 1. Die Capetiuger in Frankreich. Nach dem Aussterben der Karolinger in Frankreich 987 eröffnete Hugo Capet die lange Reihe der Capetinger. Er und seine Nachfolger hatten in dem zerstückelten Lande große Noth mit den ungehorsamen, eigenmächtigen Vasallen, ja ein großer Theil des Landes gehörte den englischen Königen. Philipp August unternahm mit Barbarossa und Richard Löwenherz den dritten Kreuzzug. Dem schwachen Johann ohne Land entriss er den größten Theil der englischen Besitzungen (1200). Ludwig Ix. der Heilige, ein gewissenhafter und edler Fürst, stellte Ruhe und Ordnung her. Er unternahm 1248 den letzten Kreuzzug gegen Ägypten, wobei er das feste und reiche Damiette eroberte. Beim Vorrücken wurde er aber nahe Kairo umzingelt und konnte sich nur durch Herausgabe seiner Eroberungen befreien. Auf einem Zuge gegen Tunis 1270 raffte die Pest einen Theil des Heeres und ihn selbst hinweg. Philipp Iv. der Schöne (1300) machte sich durch List und Gewalt zum unumschränkten Herrscher. Die Templer rottete er aus und eignete sich ihre Güter an. Die Inden beraubte und vertrieb er. Den gemaltthätigen Papst Bonifaz Viii. ließ er so mishan-deln, dass er daran starb, und seinen Nachfolger Clemens V. nöthigte er, seine Residenz von Rom nach Avignon zu verlegen. Man nennt die folgenden 70 Jahre, in denen die Päpste nur Spielbälle in üer Hand der französischen Machthaber waren und in denen Avignon der Mittelpunkt von allerlei Ausschweifungen war, „die babylonische Gefangenschaft der Kirche." 2. Das Haus Valo is (spr. Waloa) kam nach den Cape-tingern auf den Thron. Eduard der schwarze Prinz v. England gewann mit dem glänzenden Siege bei Crecy (1346) das nördliche Frankreich, aber Karl der Weise entriss es den Engländern wieder durch den ritterlichen Bertrand du Guesclin (spr. Dügäkläng). Unter dem wahnsinnigen Karl Vi. gewannen die Engländer (1415) durch die Schlacht bei Azincourt (spr. Asä"skur)

7. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 111

1877 - Nordhausen : Haacke
— 111 — die Normandie, rückten bis Orleans vor und drohten, seinem Sohne Karl Vii. das ganze Land zu entreißen. Das Volk war muth-los, ja theilweise dem Könige feindlich gesinnt. Sein mächtigster Vasall, der Herzog Philipp v. Burgund, war wegen der Ermordung seines Vaters abgefallen, hatte sich mit den Engländern verbündet und sich zum Regenten Frankreichs erklären lassen. In der größten Noth kam wunderbare Hülfe. 3. Das Auftreten der Jungfrau. In dem lothringischen Dorfe Dom Remy lebte der Bauer Thibaut d'ärc (spr. Tibo dark). Seine Tochter Johanna war ein stilles, schwärmerisches Mädchen. Als sie von der Noth des Königs und des Vaterlandes hörte, flehte sie Gott inbrünstig um Rettung an und hing beim Weiden ihrer Heerden unablässig dem Gedanken nach, wie dem Könige in seiner Noth zu helfen sei. Da sah sie in ihren Träumen unter ihrem Lieblingsbaume den Erzengel Michael erscheinen, der sie zur rettenden That aufforderte; ihre Gedanken und Träume wurden ihr zur göttlichen Offenbarung. Sie verließ ihre Heerden, ließ sich von einem Oheim zu dem Befehlshaber der nächsten Stadt führen und theilte ihm die göttliche Botschaft mit. Das begeisterte Volk gab der Jungsrau ein Pferd, Waffen und männliche Kleidung, und zwei Ritter geleiteten sie unter vielen Gefahren zu dem Könige. Diesem sagte sie, dass Gott sie berufen habe, Orleans zu befreien und den König zur Krönung nach Rheims (spr. Rangs) zu führen. Der König stellte sie vielfach auf die Probe, um sich zu überzeugen, dass sie weder eine Betrügerin noch Zauberin sei, aber sie bestand in allen Stücken. 4. Ihre Thaten. Nun stellte sich die Jungfrau mit einer weißen Fahne in der Hand an die Spitze eines Heerhaufens, den sie in strenger Zucht hielt, und zog gegen die Engländer vor Orleans. Sie begann den Sturm auf ihre Bollwerke, und obgleich ein Pfeil sie traf, trieb sie doch die Feinde zurück und entsetzte das halb verhungerte Orleans. Diese That hob den gesunkenen Muth der Franzosen ; Gelder und Truppen strömten zur Hülfe herbei; der Jungfrau küsste man dankbar Kleider und Füße. Sie bewog nun den König, mitten durch das von Engländern besetzte Gebiet nach Rheims zu ziehen und sich krönen zu lassen. Viele Städte und Schlösser auf dem Wege nahm sie mit Sturm. Einmal wurde ihr der Helm zerschmettert und sie in den Graben gestürzt, aber ihr Heldenmuth war unerschütterlich. Bei der Krönung stand sie mit ihrer Fahne an der Seite des Königs. Nach der Feier umfasste sie seine Kniee und sprach: „Edler König! Gottes Wille ist erfüllt, Orleans entsetzt und Ihr in Rheims gefrönt, Lasset mich nun wieder zu den Meinen ziehen." Der König aber bewog sie durch vieles Bitten, noch länget beim Heere zu bleiben.

8. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 133

1877 - Nordhausen : Haacke
— 133 — 1278: Schlacht auf dem Marchfelde und bei Frohse. Sicilianische Vesper (1282) Ende der Kreuzzüge (1291). 1308: Albrecht I.-j- Otto mit dem Pfeil f. Kaiser Heinrich Vii. Befreiung der Schweizer. Philipp der Schöne von Frankreich. Die Templer (1312). Der Papst in Avignon. 1318: Universität Prag. Der falsche Waldemar. Die Hansa. 1386: Sempach. Eberhardt der Greiner. Wiklef. 1451: Jungfrau von Orleans f. Schlacht bei Riesenberg. 1410: Die Bnchdruckerkunst. Friedrich 1. von Brandenburg f. 1153 Eroberung Konftantinopels. 58. Die Entdeckung Amerikas. 1492. 1. Hanbels-Verbin düng mit Indien. Die höchste Aufgabe des Handels im Mittelalter war die Beförderung der köstlichen Schätze des Wunderlandes Indien nach dem Abendlande. Das geschah auf 3 Wegen: a) Schiffe brachten die Waaren den Indus hinauf, und Karavanen führten sie an den Oxus (Amu Daria). Von hier gingen sie durch den Aral- und Kaspi-See die Wolqa hinauf, dann in den Don und das schwarze Meer, wo die Schiffe Genuas und Venedigs sie in Empfang nahmen und weiter beförderten. Ein Theil der Waaren ging die Wolga hinaus nach Nischnei-Nowgorod und den Hansastädten, b) Schiffe brachten die Waaren nach Indien durch den persischen Busen und den Eupbrat nach Bagdad, und Äara-vanen führten sie nach den Häfen des Mittelmeeres, c) Durch den indischen Ocean und das rothe Meer über die Landenge von Suez brachten die Muhamedaner die indischen Waaren nach Alexandrien, von wo sie nach allen europäischen Häfen des Mittelmeeres gingen. 2. Der Seeweg nach Indien. Der Weg durch muha-medanische Reiche erschwerte den Transport und verteuerte die Waaren. Alles Streben richtete sich bahin, einen birecten Seeweg nach Indien zu suchen. Prinz Heinrich der Seefahrer v. Portugal belebte vor Allen die Lust an Entdeckungsreisen. Seine Schiffe fanben die Inseln Porto Santo, Mabeira und die Azoren. Als ein Schiff von der Küste Asrika's Golbstaub und etliche Neger mitbrachte, ba belebte die Gewinnsucht den Entbeckungstrieb. So würde das grüne Vorgebirge entbeät. Ohne Gefahr überschritt man die Linie (den Äquator), wo man das Wasser siebenb glaubte, und erreichte Guinea. Da Afrika nunmehr schmaler nach Osten zulief, so wuchs die Hoffnung, das Südende zu finden. Dies gelang 1486 dem kühnen Bartholomäus Diaz. Ein Aufruhr seines Schiffsvolks zwang ihn zur Umkehr. Wegen der furchtbaren Stürme nannte er die Südspitze Asrika’s „Sturmkap", aber sein König Johann Ü. sah weiter und wandelte den Namen in „Kap der guten Hoffnung". Die gute Hoffnung, endlich den Seeweg nach Indien zu finben, er-

9. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 150

1877 - Nordhausen : Haacke
— 150 — Uhren einen gleichen Pendelschlag zu geben; so wenig ihm aber dies gelang, so wenig hatte er in seinen Landen vermocht, alle Köpfe unter einen Hut und alle Christen unter ein Bekenntnis zu bringen. Noch lebend ließ er seine eigene Todtenseier begehen, wurde aber davon so erschüttert, dass er kurze Zeit daraus starb. 1558. Fragen: Warum scheiterte Karl's Einigungsstreben? — Welches dreifache Vergehen ließ sich Moritz zu Schulden kommen? — Welche Bedeutung hat der Augsburger Religionsfriede? - Platen's „Pilger 61. Heinrich Iv. in Frankreich. 1. Die Hugenotten. Von der Schweiz drang die Resor-matwn auch nach Frankreich und fand bei Hoch und Niedrig Anhang. Man nannte die Reforrnirten „Hugenotten",wohl durch eineent-stellung des äbortes „ Eidgenossen". Bald aber brachen die ent-fetjlichsten stürme der Verfolgung los und entwurzelten nach und nach den Baum der Reformation, der schon Vs der Bevölkerung in feinem Schatten gesammelt hatte. Der schlimmste Feind der Hugenotten war der Herzog v. Guise, ihr Haupt der edle Admiral Co-ligny. Ein verderbliches Doppelspiel trieb die herzlose Königin Katharina von Medicis, die Mutter dreier Könige, mit denen das Haus Boloib erlosch. Da alle Schlächtereien und offenen Verfolgungen die verhasste Lehre nicht auszurotten vermochten, so nahm man zur List seine Zuflucht. 2. Die Bartholomäusnacht (24. August 1572). Plötz-, ltch stellte man alle Verfolgungen ein und überhäufte die Häupter der Protestanten mit Freundlichkeit. Ja die Königin vermählte ihre Tochter Margarethe mit dem jungen protestantischen Könige Heinrich von Navarra. Zur Hochzeit wurden alle Protestanten mit zudringlicher Freundlichkeit nach Paris eingeladen. Der junge König Karl Ix. nannte Coligny „Vater" und den Tag, an dem er ihn bei sich begrüßte, den glücklichsten seines Lebens. „Nun hab ich Euch, nun sollt Ihr uns nicht wieder entweichen!" schloss er. Der edle Coligny übersah alle Warnuugen und beruhigte seine mistrani-schen Glaubensgenossen. In der Bartholomäusnacht gab der König durch einen Pistolenschuss das Zeichen zum Beginn der Metzelei, die man auch Pariser Blut hoch zeit nennt. An allen Fenstern erschienen Lichter. Die ©lotsen stürmten. Die blutgierigen Henker mit weißen Binden am Arm und weißen Kreuzen auf dem Hut rasten durch die Straßen und drangen in alle Häuser, wo Hugenotten herbergten; dabei schrieen sie: „Lasst zur Ader, es ist im

10. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 151

1877 - Nordhausen : Haacke
— 151 — August eben jo gesund wie im Mai!" Coligny siel als erste» Q^pfer unter den Mörberljänben eines Böhmen, dem er zurief. „Habe Achtung vor meinen grauen Haaren!" Sein Leichnam mürbe durchs Fenster geworfen und grässlich verstümmelt. Den Leib hing man an den Galgen, den Kops schickte man später einbcilsamirt beut Papste. Der König schrie heiser vor Aufregung vom Balkon seines Schlosses: „Tobtet, tobtet!" und legte selber das Gewehr aus Flüchtige an. Das Bett des jungen Königs von Navarra würde mit beut Blute seiner Glaubensgenossen bespritzt, und sein Leben rettete er nur durch Theilnahme an der Messe. Mindestens 2000 Hugenotten würden in Paris getöbtet; dann verbreitete sich bay Morden über das ganze Land, so dass noch 20,000 sielen. Nur einzelne Statthalter verweigerten die Schlächterei. So schrieb einer aus Bayomte: „Majestät, ich habe nur gute Bürger und Soldaten unter Ihren Unterthanen gefunden aber keinen Henker." In allen katholischen Kirchen wurden noch unter dem Todesröcheln der Opfer Lobgesänge angestimmt, und der Papst ordnete ein Danksest zur Verherrlichung des Sieges an. Den König aber hetzten hinfort seine Gewissensbisse ruhelos bei Nacht und Tage umher. Er siechte elend hin, bis plötzlich das Blut aus allen Öffnungen brach und feinem Leben ein Ende machte. 3. Heinrich Iv. als König (1598). Nachdem 9 Religionskriege mit namenlofen Gräueln Frankreich verheert hatten, bestieg Heinrich Iv. von Navarra den Thron Frankreichs nach zahllosen Kämpfen. Er trat zwar zum katholischen Glauben über, gewährte aber den Protestanten durch das Edikt von Nantes 1598 Duldung und gleiches Recht mit den Katholiken. Sein vortrefflicher Minister wurde der edle Protestant Sully. Heinrich war nun eifrig bestrebt, die Wunben zu heilen, welche Sie langen Kriege dem Lande geschlagen. Er pflegte zu sagen: „Ich will nicht eher ruhen, bis auch der ärmste Mann sonntags ein Huhn im Topfe habe." Er war ein sehr umsichtiger und tapferer Fürst. In der Schlacht bei Jvry (1590) sagte er zu den Soldaten: „Mein Helmbufch ist Eure Fahne. Seht Ihr ihn weichen, so mögt Ihr fliehen!" Die Schule der Leiden hatte ihn mild und leutselig gemacht. _ Noch heute wird in Frankreich fein Andenken gefegrtet und feine Herablassung in vielen Erzählungen gepriesen, z. B. in der Hebel'scheu: Seid Ihr der König oder der Bauer? Eine Schwäche in seinem Charakter war der Hang zu sinnlichem Vergnügen. Heinrich trug sich mit großen Plänen gegen Deutschland, da traf ihn 1610 der Dolch des fanatischen Mönchs Ravaillac zum Tode, und Frankreich siel in neue Wirrnisse. Der Papst aber äußerte über den Mord: „Gott hat es gethan, dieweil der König in verkehrtem Sinn hingegeben war."
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