471
Der spanische Erbsolgekneg.
zu sehen, als es sein eigener, von der Last des Alters gebeugter Kör-
per war. Kaum war es ihm möglich, so viele Menschen aufzubringeu,
als nöthig waren, Um seine überall geschlagenen Heere wieder zu er-
gänzen. Der Seehandel seiner Nation wurde durch die stets umher-
kreuzenden englischen und holländischen Flotten vernichtet. Die Fabri-
ken lagen darnieder, da es an Geld und Absatz fehlte. Ludwig sah
selbst ein, daß es unter diesen Umstanden nicht möglich sei, die ganze
spanische Monarchie zu behaupten und war geneigt, den Frieden mit
großen Opfern zu erkaufen; allein seine Gegner gedachten ihn für allen
frühern Uebermnth noch recht empfindlich zu züchtigen und das gelang
ihnen auch.
2. Nach der Beendigung des Krieges in Italien vereinigte sich
Engen wieder mit Marlboroügh, der von einem neuen französischen
Heere bedrängt wurde. Die Franzosen unter dem Herzoge von Bur-
gund standen nämlich zwischen Aelst Und der Schelda gelagert, und der
Marschall Bendome ließ Ondenarde bestürmen. Eugen war der Ansicht,
daß dieser Platz nothwendig durch eine Schlacht entsetzt werden müsse,
und daher drang das verbündete Heer gegen Ondenarde vor. In der
schönsten Schlachtordnung rückten die Verbündeten (1t. Juli 17081 ge-
gen die Franzosen an. Das Gefecht begann auf dem rechten Flügel,
den Eugen anführte. Die Franzosen kämpften mit großer Tapferkeit;
aber mitten in der Schlacht durchkreuzten sich die Befehle Vendome's
und des Herzogs von Burgund, wodurch eine so große Verwirrung und
Unordnung Unter den Franzosen entstand, daß sich zuletzt ganze Regi-
menter ergeben mußten und die Zahl der Gefangenen über 8000 Mann
betrug. Die Zahl der Todten und Verwundeten waren nicht geringer,
und das geschlagene Heer zog sich in größter Unordnung hinter den
Canal von Brügge zurück. Die Verbündeten hatten durch diesen Sieg
nar das weitere Vordringen der Franzosen für dieses Jahr unmöglich
gemacht; daher wollte Eugen durch die Eroberung der äußerst starken
Festung Lille einen positiven Vortheil erringen und begann, von Marl-
borough unterstützt, im August die Belagerung derselben. Im Oetober
übergab der französische Befehlshaber die Stadt imb auch Brügge und
Gent fielen bald darauf wieder in die Hände der Verbündeten, denen
fetzt der Weg in das Herz Frankreichs offen stand.
3. Ein ungewöhnlich strenger Winter, der gleich nach beendigtem
Feldzuge eintrat und den Weinstöcken, Obstbäumen und Feldfrüchten
ungeheuren Schaden brachte, machte den König Ludwig noch mnthloser
und nöthigte ihn, da die Mittel fiiv den nächsten Feldzug unerschwing-
lich schienen, den Frieden dringender als bisher zu suchen. Er erklärte
sich bereit, auf Spanien, Indien, Mailand und die Niederlande zu ver-
zichten, wenn man seinem Enkel Philipp V. nur Neapel und Sicilien
lassen wollte Allein Engen und Marlboroügh, welche während dieser
Friedenoverhandlungen im Haag erschienen, wo dieselben gepflogen wur-
den. erklärten kurz, von der ganzen spanischen Monarchie dürfe auch
nicht ein Dorf dem Hause Oesterreich entzogen werden, lind als end-
lich Ludwig demgemäß die ganze spanische Monarchie an Carl Hl. ab-
treten wollte, wurden sogar Abtretungen von dem französischen Gebiete
selbst verlangt; das Elsaß sollte wieder zurückgegeben und an der Grenze
der Niederlanden und Savoyens eine Reihe von Festungen zur künf-
tigen Sicherheit gegen französische Arglist abgetreten werden. Dieses
Alles wurde voit den französischen Gesandten nach einander zugestan-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Eugen Eugen Eugen August Ludwig Ludwig Philipp_V. Philipp_V. Ludwig Ludwig Carl_Hl
475
Carlos Vi. fernere Regierung.
wiederum großen Ruhm durch die Siege, welche er über größere tür-
kische Heeresmassen erfocht. Er schlug nämlich die Türken trotz ihrer
bedeutenden liebermacht bei Peterwardein (1716) so vollständig, daß sie
ihren Großvezier, ihr Lager und alles Geschütz verloren. Nicht lange
nachher eroberte er die für uneinnehmbar gehaltene Festung Temeswar,
Im Jahre 1717 fetzte er unterhalb Belgrad auf das rechte Donauufer
über, um Belgrad zu belagern, lieber' das vom Großvezier herbeige-
führte türkische Entsatzheer errang er einen eben so glänzenden Lieg,
wie im vorigen Jahre, und eroberte diese wichtige Festung. Da in-
zwischen des Kaisers italienische Besitzungen von Spanien angegriffen
wurden, so schloß er mit den Türken (1718) den Frieden zu Pafsaro-
witz, nach welchem er alles Eroberte, nämlich den ganzen Banat und
einen Theil von Serbien und der kleinen Walachei behielt, die Rück-
gabe Morea's an die Venetianer konnte er jedoch nicht erlangen. Einen
so vortheilhafteu Frieden hatte Oesterreich noch nie mit den Türken
geschlossen.
> Z. Während des Krieges mit den Türken bot sich dem Könige
Philipp V. von Spanien eure erwünschte Gelegenheit dar, dem Kaiser,
welcher ihn noch nicht hatte anerkennen wollen, die spanischen Reben-
ländcr, Sieilien und Sardinien wieder zu entreißen. Da aber Phi-
lipp auch nach der französischen Krone strebte, so schloffen jetzt (1718)
England, Frankreich, Holland und der Kaiser, zur Aufrechthaltung des
Utrechter Friedens, die"qnadrupelalüanz oder den Viermächtebund, und
zwangen den König von Spanien durch einen kurzen Krieg, jene Inseln
wieder zu räumen, und für seine Anerkennung vom Kaiser auf alle
ehemaligen spanischen Nebenländer in Europa zu verzichten. ^Savoyen,
welches für Philipp V. aufgetreten war, mußte Sicilien gegen Sardinien
dem Kaiser abtreten und der bereits im Utrechter Frieden zum Könige
erhobene Herzog von Savoyen nannte sich seitdem König von Sardinien.
4. Kaiser Carl, welcher in früher» Jahren während seines Aufent-
haltes in Spanien tu dem Kampfe um die Krone dieses Landes mehr-
mals Proben von persönlichem Muthe und Feldherrutalent gegeben
hatte, zog nach seiner Zurückkunft in die Heimath das behagliche Le-
den iu der Hofburg dem Feldlager und der Heerführung vor, weil er
einen Eugen hatte und so einsichtsvoll war, diesem überlegenen Geiste
im Felde durch seine Gegenwart keinen Zwang auflegen zu wollen.
Carl besaß bei gutem natürlichen Verstände gründliche Kenntnisse in
den Sprachen, der Geschichte und der Rechtslehre liub verband mit den
andern Tugenden der meisten Fürsten seines Hauses ein mildes, wohl-
wollendes Herz, aber keinen großen Staatsgeist, was er besonders da-
durch bezeugte, daß er ein voll ihm ausgestelltes Hausgesetz über die
Erbfolge in der österreichischen Monarchie durch die Gewährleistungen
der einzelnen europäischen Mächte sicher stellen zu können glaubte. Da er
nämlich keine männliche Nachkommen hatte/ sondern nur eine einzige
Tochter, Maria Theresia; so war seine Hauptsorge, sein aus so weck
von einander getrennten und aus so verschiedenartigen Bestandtheileu
zusammengesetztes Reich, welches auf der einen Leite an die Länder des
östlichen Europa's reichte und auf der andern durch Italien und Bel-
gien in eine so nahe Berührung mit dem westlichen und südlichen Eu-
ropa kam, auch nach seinem Tode seinem Hause zu erhalten, da eine
Untheilbarkeit nicht gesetzlich feststand.
ü. Daher stellte er eine unter dem Namen „pragmatische Sanction"
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Carlos_Vi Philipp_V. Philipp_V. Philipp_V. Philipp_V. Carl Eugen Carl Maria_Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Belgrad Spanien Serbien Oesterreich Spanien Sardinien England Frankreich Holland Spanien Europa Sardinien Spanien Italien
220
Heinrich Vi,
Constantia, seinem Hanse zu sichern. Daher unternahm er, da mit dem
Tode des Königs Wilhelm Ii., des Vaters seiner Gemahlin, cher Manns-
stamm des normännischen Königsgeschlechts (1189) ausgestorben war,
schon im zweiten Jahre seiner Regierung einen Zug nach Italien. Nach-
dem er am 14. April 1191 zu Rom die Kaiserkrone empfangen hatte,
drang er in Unteritalien ein. Bis nach Neapel hin öffneten ihm alle
Städte die Thore, aber diese Stadt leistete ihm einen so hartnäckigen
Widerstand, daß der Kaiser sie drei Monate vergeblich belagerte. Nach
Verlauf derselben zwangen ihn Krankheiten, die Hitze des Sommers
und bedeutende Todesfälle, eiligst nach Deutschland zurückzukehren, wo
er einen neuen Krieg gegen Heinrich den Löwen begann.
3. Denn schon während' des Aufenthalts seines Vaters im Oriente
hatte der König einen Kampf mit dem Löwen zu bestehen gehabt. Die-
ser war nämlich aus England, wohin er während Friedrich's I. Abwesen-
heit verwiesen war, rasch zurückgekehrt und mit Ansprüchen auf seine
frühern Länder hervorgetreten. Nachdem der Löwe mehrmals geschla-
gen war und die Städte Lübeck und Stade verloren hattesah er sich
(1194) genöthigt, einen Vergleich mit dem Kaiser zu schließen. Eine
Heirath, welche Heinrich der Schlanke, des Löwen Sohn!, mit Agnes,
der Tochter des Pfalzgrafen Conrad, des Sohnes Friedrich's I., schloß,
befestigte die Aussöhnung der Welfen und Hohenstaufen und der alte,
lebensmüde Welfe verlebte darauf ruhig seine letzten Lebenstage zu
Braunschweig, wo er am 6. August 1195 starb.
4. Unterdessen (1194) war auch Tancred gestorben, welcher in Unter-
italien nach dem Tode Wilhelm's ll. zum Könige gewählt war. Hein-
rich Vi. glaubte jetzt größere Aussicht zu haben, Sicilien und Apulien
zu erwerben und eilte zum zweiten Male mit großer Macht nach Ita-
lien. Da er durch große Versprechungen, die er nachher nicht erfüllte,
die Seestädte Pisa und Genua bewogen hatte, mit ihrer Flotte ihn zu
unterstützen, so eroberte er in kurzer Zeit Unteritalien und Sicilien.
Aber kaum war er zu Palermo gekrönt, als er mit einer Grausamkeit
und Habsucht gegen seine Unterthanen verfuhr, die aller Herzen von
ihm abwandten und sein Andenken befleckt haben. Erzbischöfe, Bischöfe,
Grafen, Edle und die Angesehensten des Volkes überhaupt ließ er un-
ter der Anschuldigung, daß sie eine Verschwörung gegen ihn gestiftet
hätten, auf die schmählichste und grausamste Weise zu Tode^ martern;
die einen wurden von Pferden geschleift, die andern an den Füßen auf-
gehenkt, andere auf Throne von glühendem Eisen gesetzt, und glühende
.Kronen ihnen auf's Haupt genagelt; viele auch wurden verstümmelt
und geblendet. Die Schätze und Kostbarkeiten der alten normannischen
Könige ließ er nach Deutschland bringen. Ihre Menge war so groß,
daß 160 Lastthiere nöthig waren, um sie nach dem festen Schlosse Tri-
fels am Rheine zu tragen. Ein solches Verfahren mußte nothweudig
den Nationalhaß der Italiener gegen die Deutschen in einem hohen
Grade vermehren. Der Papst sprach den Bannfluch über den grausa-
men Kaiser aus.
5. Heinrich Vi. kehrte, unbekümmert um den Bann, nach Deutsch-
land zurück und legte den Fürsten einen Plan vor, welcher, wenn er
durchgegangen wäre, den Grurw zu Deutschland's Einheit gelegt und
dem Kaiserreiche eine ganz andere Gestalt würde gegeben haben. Er
verlangte nämlich, man solle die Kaiserwürde in seiner Familie erblich
machen; dagegen wolle er Apulien und Sicilien unzertrennlich mit dem
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vi Heinrich Constantia Wilhelm Heinrich Heinrich Heinrich_der_Schlanke Heinrich Agnes Conrad August Heinrich_Vi Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Unteritalien Neapel Deutschland England Sicilien Apulien Ita- Genua Sicilien Palermo Deutschland Rheine Deutsch- Apulien Sicilien
330
Earl's auswärtige Kriege.
das Versprechen eines allgemeinen Concils wurde gegeben. Das Reichs-
regiment aber gerieth durch die lange Abwesenheit des Kaisers fast ganz
in's Stocken. Der Bauernkrieg hatte besonders den katholischen Fürsten
die große Gefahr gezeigt, wenn sie der lutherischen Lehre nicht freien
Lauf ließen, von Land und Leuten fortgejagt ju werden. Der Ueber-
tritt einiger Fürsteil zum Protestantismus vermehrte sie, zumal bei
denjenigen, deren Länder von den Fürsten der neuen Lehre cingeschlofsen
waren. Daher kamen der Churfürst Albrecht von Mainz, der Herzog
Georg von Sachseil, Herzog Heinrich von Braunschweig und der Bischof
von Straßburg 1526 in Leipzig zusammen und vereinigten sich zu einer
dringenden Vorstellung an den Kaiser, die Gefahr, in der sie schweb-
ten, von ihnen abzuwenden. Diese Zusammenkunft der katholischen
Fürsten gab aber auch wieder zu entgegengesetzten Verbindirngen Veran-
lassung; denn noch im Jahre 1526'schlossen der Churfürst Johann
und der Landgraf Philipp zu Torgau ein Bündniß, kraft dessen sie
sich unter einander nach allem Vermögen beistehen wollten, im Falle, daß
wider ihre Religion öffentlich oder unter anderm Scheine ein Angriff ge-
schehen sollte.
8. 105. Carl's erster und zweiter Krieg gegen Franz I.
Während Deutschland von den oben beschriebenen kirchlichen Be-
wegungen erfüllt war, und von Südosten die Türken immer weiter vor dran-
gen, wurde der Kaiser fortwährend durch seinen Nebenbuhler, Franz I. von
Frankreich, beschäftigt. Franzi., voll Ehrgeiz und Vergrößerungssucht nach
außen hin, sah es nämlich sehr ungern, daß das Königreich Neapel, wel-
ches dem ihm verwandten Hause Anjou gehört hatte, sich im Besitze des
Kaisers befand, und dieser sah mit Unmuth die Franzosen nicht allein im
Besitze von Mailard, aus welchem Franz I. den Herzog Maximilian
Sforza vertrieben hatte, ohne von der Lehnsherrlichkeit des deutschen Kai-
sers etwas wissen zu wollen, sondern auch im Besitze des zur burgundischen
Erbschaft seines Großvaters Maximilian gehörigen Herzogthums Burgund.
Dazu kam noch, daß der Groll des französischen Königs wegen der fehlge-
schlagenen Bewerbung um die deutsche Kaiserkrone noch bedeutend gestei-
gert war.
a. 1. Der erste Krieg gegen Franz I., welcher gleich nach der
Rückkehr des Kaisers vom Reichstage zu Worms (1521) begann und bis
zum Jahre 1526 dauerte, hatte das obere Italien, um dessen Besitz er
vorzugsweise geführt ward, auch zum Hauptschauplatze. Carl batte sicb mit
dem Könige Heinrich Viii. von England, dem Papste Leo X. und dessen
Nachfolger Hadrian Vi., sowie später auch mit der Republik Venedig ver-
bündet. Der Krieg nahm damit seinen Anfang, daß Franz I. französische
Truppen in Navarra einrücken ließ, welche jedoch bald wieder herausgetrie-
beu wurden. Auch der größere und wichtigere Kampf in Italien endigte
höchst unglücklich für die Franzosen; denn der französische Marschall Lautrer
mußte aus Mangel an Geld, da er seine Truppen nicht ohne Sold erhal-
ten konnte, und von einem mächtigen Feinde bestürmt ward, einen Platz
nach dem andern verlassen, und sah sich zuletzt auf Genua, Cremvna und
das Schloß von Mailand beschränkt. Im folgenden Jahre (1522) machte
Lautrer einen abermaligen Versuch, wenigstens das Verlorene wieder zu ge-
winnen; allein da die Gelder noch immer fehlten, so konnte er sich endlich
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Mainz Albrecht Georg_von_Sachseil Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Johann Philipp Philipp Franz_I. Franz_I._von
Frankreich Franz_I. Franzi Franz_I. Maximilian
Sforza Maximilian Maximilian Maximilian Franz_I. Franz_I. Carl Heinrich_Viii Heinrich Leo_X Leo Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Straßburg Leipzig Deutschland Neapel Mailard Burgund Worms Italien England Venedig Navarra Italien Genua Cremvna Mailand
321
Garlls erster Krieg gegen Franz I.
in Italien nicht langer mehr halten, und es blieb ihm nichts übrig, als
den kläglichen Ueberrest seines Heeres nach Frankreich zurückzuführcn. So
war Mailand für den König Franz wieder verloren und er mußte die
Zahl seiner Feinde noch wachsen sehen; denn auch Heinrich Vih. von Eng-
land erklärte ihm jetzt den Krieg.
2. Bald nachher traf den französischen König ein neuer Schlag, in-
dem der Connetable Carl von Bourbon, ein ausgezeichneter Feldherr,
dessen Mutter, Louise von Savoyen, von Franz I. schwer gekrankt war,
von diesem abfiel und in Carl's Dienste trat, der ihm den Oberbefehl in
Italien gab. Daher mißlang der Versuch der Franzosen, Mailand wieder
zu erobern (1524); denn Bourbon zwang den französischen Heerführer
Bonnivet, dem alle Feldherrngaben mangelten, mit seinem immer mehr zu-
sammenschmelzenden Heere den Rückzug anzutreten. An der Sesia erlitt
seine Nachhut (1524) durch die nachdringenden Kaiserlichen schweren Ver-
lust; er selbst ward verwundet. Da übernahm der berühmte Bayard („der
Ritter ohne Furcht und Tadel"), welcher durch Tapferkeit, Lugend und
Edelmuth die Bewunderung sowohl seiner Feinde als auch seiner Lands-
leute war, den Oberbefehl über die Franzosen und focht mit seinem gewöhn-
lichen Heldenmuthe, bis ihm eine Kugel das Rückgrat zerschmetterte.
Man trug ihn ans dem Getümmel und setzte ihn unter einem Bannte nieder.
Hier traf ihn der siegreiche Herzog Carl von Bourbon. Tief gerührt ging er auf
den Helden zu und sprach mit Thränen in den Angen: „O edler Bayard, wie be-
dauere ich Euch!" Doch der sterbende Held erwicderte: „Nicht ich bin zu bedauern;
denn ich sterbe als rechtschaffener Mann im Dienste meines Königswohl aber seid
Ihr zu bedauern, da Ihr, ein französischer Krieger, gegen euern König und euer Ba-
terland die Waffen tragt!" Da der Sterbende nicht mehr fortgetragen werden konnte,
so brachten die Sieger ein Zelt, unter welchem er bald verschied, wahrend er still be-
tend das Gefäß seines Schwertes wie ein Crucifix vor sich gehalten hatte. Die
Leiche des edlen Helden wurde zu Grenoble in der Gruft seiner Ahnen feierlich be-
stattet.
3. Die Franzosen waren nun völlig aus Italien verjagt und die
Kaiserlichen unternahmen sogar einen Einfall in das südliche Frankreich.
Aber die Festung Marseille leistete ihnen den heftigsten Widerstand; und da
die Franzosen das Land umher absichtlich verwüstet hatten, so sahen sich
die Kaiserlichen vom Hunger gezwungen, wieder nach Italien zurückzukehren.
Da brach der ebenso tapfere als ehrsüchtige Franz I. selbst mit einer zahl-
reichen Armee in Italien ein und eroberte in kurzer Zeit Mailand wieder.
Aber das Glück wandte sich schnell, denn die kaiserlichen Truppen unter
Pescara, Lannoy und Carl von Bourbon und mit ihnen Georg von Frunds-
berg, der 15,000 Deutsche befehligte, eilten zum Entsätze des von Franz I.
belagerten Pavia herbei, und unter Pavia's Mauern kam es (24. Februar
1525) zur Schlacht. Die Franzosen griffen anfangs mit einem solchen
Ungestüm an, daß die Kaiserlichen wankten, aber die Spanier und Frunds-
berg mit den Deutschen warfen sie zurück, und die Kaiserlichen erfochten
einen vollkommenen Sieg. Die ganze französische Artillerie ging verloren,
gegen achttausend Todte bedeckten das Schlachtfeld, und unter diesem Mar-
schall Bonnivet und viele andere Offiziere vom höchsten Range.
. König selbst bewies während des ganzen Kaulpfes eine glänzende Tapferkeit,
nno als Alles bereits in verwirrter Flucht davon eilte, hieb er, obgleich verwundet,
^och-Muner wüthend nm sich, als wollte er ganz allein die Schlacht gewinnen.
Gndllch stürzte er mit seinem erschossenen Pferde zu Boden und fiel den Feinden in
die Hände, welche ihn ehrenvoll behandelten und in seinem Zelte verbinden ließen.
4. Auf Carl's Befehl wurde Franz gefangen nach Madrid gebracht,
14»
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Franz_I. Franz_I. Franz Franz Heinrich_Vih Heinrich Carl_von_Bourbon Louise_von_Savoyen Franz_I. Bayard Carl_von_Bourbon Bayard Franz_I. Carl_von_Bourbon Georg_von_Frunds- Franz_I. Gndllch Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Mailand Italien Mailand Bonnivet Edelmuth Grenoble Italien Frankreich Italien Italien Mailand Pescara Pavia Madrid
822
Zweiter Krieg gegen Franz I.
und erhielt nicht eher seine Freiheit wieder, bis er einen daselbst (am 14.
Januar 1526) Unterzeichneten Vertrag beschworen hatte, in welchem er
Burgund für immer abtrat, sich aller Ansprüche auf Mailand, Neapel und
Genua begab und versprach, den Herzog von Bourbon in alle seine Güter
wieder einzusetzen, dem Kaiser zu einem Zuge nach Italien zwölf Galee-
ren zu stellen und 200,000 Thaler zu entrichten, sowie als Bürgschaft für
alle diese Versprechungen seine zwei ältesten Söhne als Geiseln zu stellen.
Aber kaum war er wieder in Freiheit gesetzt, als er erklärte, daß er jenen
Vertrag nicht halten könne, da ihm derselbe abgedrungen sei und außerdem
die Stände von Burgund in die von ihm versprochene Abtretung dieses
Landes nicht einwilligen wollten; jedoch bot er dem Kaiser statt des Lan-
des eine Summe Geldes an. Dieser aber gerieth in gerechten Zorn, und
nannte seinen Gegner öffentlich einen ehr- und treulosen Regenten.
b. 1. Zweiter Krieg gegen Franz I. (1527—1529). Unter-
dessen hatte der Papst Clemens Vii., Nachfolger Hadrian's Vi., mit Franz I.,
sowie mit der Republik Venedig und dem Herzoge von Mailand gegen
Carl, dessen steigende Macht ihnen Besorgniß einflößte, am 22. Mai 1827
ein Bündniß geschlossen, welches, weil der Papst an der Spitze stand, die
heilige Liga genannt wurde. Daher sah sich der Kaiser, da auch Hein-
rich Vili, mit Franz sich ausgesöhnt hatte, von allen seinen Bundesgenossen
verlassen. Carl von Bourbon, der das kaiserliche Heer in Italien befeh-
ligte, verlangte Verstärkung gegen das zahlreiche Heer der Verbündeten.
Da wandte sich der Kaiser an seinen Bruder Ferdinand; dieser bewog den
Frundsberg, mit 16,000 deutschen Landsknechten nach Italien zu gehen.
Als er ankam, stieg die ohnehin schon große Verlegenheit um die Erhaltung
der Truppen noch mehr. In dieser Noth griff Carl von Bourbon die
Kirchengeräthe an und preßte den reichen Bürgern in Mailand mit größter
Härte ihr Geld ab. Endlich, da er die Menge durchaus nicht mehr auf
dem Mailändischen Boden erhalten konnte, faßte er den Entschluß, sie in
Feindes Land zu führen.
2. Mitten im Winter (30. Januar 1527) trat er seinen Marsch
nach dem Kirchenstaate an, und nach Ueberwindung der größten Schwierig-
keiten langte das Heer, 25,000 Mann stark, vor den Thoren Rom's an.
Am 6. Mai erfolgte der allgemeine Sturm auf die Stadt, welche von den
Einwohnern, namentlich aber von dem im Solde des Papstes stehenden
Schweizern auf's hartnäckigste vertheidigt wurde. Carl von Bourbon, wel-
cher über seine Rüstung, um von den Seinigen leichter erkannt zu werden,
ein Weißes Gewand geworfen hatte, und in der einen Hand eine Fabne
trug, eilte von einem Haufen zum andern, überall seine Krieger durch Rede
und Beispiel zur Tapferkeit aufmunternd; aber kaum hatte er einige Stu-
fen einer Sturmleiter erstiegen, als ihn eine Muskctenkugel niederwarf.
Der Tod des Führers feuerte die Krieger zu desto größerer Tapferkeit an;
mit stürmender Hand nahmen sie die unglückliche Stadt, in welcher sic durch
Rauben, Zerstören und Mißhandlung der Einwohner größere Frevcltha-
ten verübten, als einst die Gothen und Vandalen. Manches herrliche
Denkmal des classischen Alterthums, manche Sammlung von seltenen Kunst-
werken, Büchern ^und Handschriften ging zu Grunde. Weder Alter, noch
Geschlecht, noch Lckand wurden geschont, sowie Männer, Frauen und Kin-
der den schrecklichsten Mißhandlungen preisgegeben.
Die Deutschen, welche größtentheils Anhänger Luthcr's waren, verhöhnten die
katholischen Einrichtungen durch spottende Nachäffung. Deutsche Landsknechte zogen
als vermummte Cardinüle auf Eseln in der Stadt umher, einer mit einer dreifachen
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Franz_I. Franz_I. Franz_I. Clemens_Vii Franz_I. Franz_I. Carl Franz Franz Carl_von_Bourbon Ferdinand Carl_von_Bourbon Carl_von_Bourbon
Sm Carl's vierter Zug gegen Franz I.
d. Carl's vierterkrieg gegen Franz l., 1512—44. 1. Bei
diesem durch das Gerücht noch vergrößertem Unglücke des Kaisers
glaubte Franz, der günstige Augenblick sei gekommen, um demselben
Mailand zu entreißen, und erklärte iym unter einem nichtigen Vor-
wände den Krieg; aber auch diesmal entschied das Glück der Waffen zu
Gunsten des Kaisers, obgleich sich Franz wieder mit dem türkischen Sultan
verbündet und sogar in einem deutschen Fürsten, dem Herzoge Wilhelm
von Cleve, dem der Kaiser Geldern absprach, einen Bundesgenossen ge-
funden hatte. Der Krieg begann im Jahre 1542 und zog sich in Ita-
lien und den Niederlanden ohne entscheidende Ereignisse bis zum Jahre
1544 hin. Während die Türken fast ganz Ungarn überschwemmten
und verheerten, griffen die Franzofen die Niederlande an, und eine
türkisch -französische Flotte plünderte und verheerte die Westküste Ita-
liens. Allein die fünf französischen Heere, welche den Kaiser zu gleicher
Zeit auf verschiedenen Puncten angriffen, errangen nur geringe Vor-
theile und mußten in traurigem Zustande nach Hause zurückkehren.
2. Im folgenden Jahre (1543) begab sich der Kaiser nach Deutsch-
land, wo er sich an die Spitze eines auserlesenen Heeres stellte, um
den Herzog Wilhelm von Cleve zu züchtigen. Die Uebermacht des
Kaisers errang hier bald den Sieg; die Stadt Düren, welche Wider-
stand leistete, wurde erstürmt, in Brand gesteckt und ein großer Theil
ihrer Bewohner niedergemetzclt. Das verbreitete Schrecken durch's
ganze Land; alle Städte öffneten dem Kaiser bereitwillig die Thore und
der Herzog Wilhelm mußte ihn kniefällig um Gnade anflehen. Er er-
hielt sie, mußte aber dem Kaiser Geldern abtreten und feierlich geloben,
den katholischen Glauben in seinem Lande aufrecht erhalten zu wollen.
3. Nun waren aber auch die Franzosen noch zu besiegen. Da-
her hielt der Kaiser im Anfänge des Jahres 1544 wiederum einen
Reichstag in Speier ab, auf welchem er, indem er sich sehr nachgiebig
gegen die Protestanten zeigte, bewirkte, daß ihm das Reich aus sechs
Monate die Kosten für ein Heer von zwanziglausend Fußsoldaten und
viertausend Reitern gegen die Türken und Franzosen bewilligte. Bald
nach Endigung des Reichstags rückte der Kaiser gegen Franz I. in's
Feld. Nachdem auch Carl's neuer Bundesgenosse, Heinrich Vjii., mit
einem Heere in Frankreich gelandet war, belagerte Carl mit seinen
trefflichen deutschen Truppen St. Dizier, eroberte cs am 17. August
mit List, und rückte nun in starken Märschen gerade cmf Paris los.
Während seines Vordringens überrumpelte er Epernay und Chateau-
Thierry, wo er viele Vorräthe fand, und zwang das Heer des ihm ent-
gegen geschickten Dauphin, der sorgfältig eine Schlacht vermied, sich
immer weiter zurück zu ziehen. Schon stand er nur zwei Tagereisen
von Paris, dessen Einwohner mit ihren Habseligkeiten bereits nach
Rouen, Orleans und andern Städten sich flüchteten, als Franz Frie-
densvorschläge zu machen sich genöthigt sah. Der Kaiser hielt es für
gerathen, sie anzuuehmeu, da seine Anwesenheit in Deutschland höchst
nothwendig war, dessen Angelegenheiten immer verwickelter wurden.
Daher kam am 24. Sept. 1544 der Friede zu Crespy zu Stande, in
welchem beide Monarchen sich verpflichteten, alles seit dem Waffenstill-
stände von Nizza Eroberte herauszugeben, einander zur Wiederherstellung
der Eintracht in der Kirche Beistand zu leisten, auch den Krieg gegen
die Türken gemeinschaftlich zu führen. Carl leistete ans Burgund
Verzicht, Franz entsagte abermals seinen Ansprüchen auf Italien.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Franz_I. Franz_l. Franz Franz Franz Franz Franz Wilhelm
von_Cleve Wilhelm Wilhelm_von_Cleve Wilhelm Wilhelm Franz_I. Heinrich_Vjii Heinrich Carl August Thierry Franz_Frie- Franz Carl Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Mailand Ita- Niederlanden Ungarn Niederlande Frankreich Paris Paris Rouen Deutschland Nizza Burgund Italien
Dritte Coalition gegen Frankreich.
538
Napoleon in der sogen. Dreikaiscrschlacht bei Austerlitz (2. Dec.) die
vereinigle Macht der Russen und Oestcrreicher, so daß Kaiser Franz Ii.
sich genöthigt sah, am 6. Dec. sich durch einen Wassenstillstand von
Rußland loszusagcn und aiu 26. Dec mit diapoleon den Frieden zu
Prcßburg zu schließen. In diesem Frieden trat Oesterreich an das
Königreich Italien ab, was es früher vom veuetianischen Gebiete er-
halten, au Bayern Tyrol nebst mehreren Fürstcnthümern und Herr-
schaften, au Würtcmberg und Baden seine schwäbischen Besitzungen, er-
kannte Bayern und Würtcmberg als Königreiche an, und erhielt Salz-
burg, dessen Churfürst durch Würzburg "von Bayern, welches dafür
Augsburg bekam, Entschädigt wnvdc. Preußen, welches dem österreich-
rusfifchen Bündnisse bedingungsweise sich angeschlossen hatte, mußte
Cleve und Anspach an Frankreich abtretcn und bekam dafür Hanno-
ver. Der Kaiser von Rußland kehrte in sein Land zurück, ohne Frie-
den zu schließen; Napoleon begab sich nach Paris, wo ihm der Senat
den Namen „des Großeil" feierlich zuerkannte.
4. Napvleon's Anmaßungen kannten jetzt keine Grenzen mehr.
Seinen Schwager Murat machte er (März 1806) zum Großherzoge
von Berg und Cleve. Nachdem er schon am 27. Dec. erklärt halte,
daß die Dynastie der Bourbonen in Neapel ansgehört habe zu regieren,
zog Joseph Bonaparte, Bruder Napoleon's, im Jan. 1806 mit einem
Heere gegen Neapel, der rechtmäßige König mußte nach Sicilien flie-
hen (26. Jan.), die Franzosen nahmen die Stadt Neapel in Besitz,
und am 30. März erhob Napoleon seinen Bruder Joseph zum erb-
lichen Könige beider Sicilien. Am 5. Juni wurde die batavische Re-
publik in ein Königreich Holland umgewandelt, und dasselbe dem Lud-
wig Bonaparte, zweiten Bruder Napoleons, von ihm verliehen.
5. Während dieser Erhebung von Napoleons Familie ging das
deutsche Reich seinem Ende entgegen. Nach mehrfachen Gebietsvcr-
letzungcn veranlaßte Napoleon am 12. Juli sechszehn deutsche Fürsten
zur Unterzeichnung der rheinischen Eonsöderationsacte, nämlich die Kö-
nige von Bayern und Würtcmberg, der Churerzcanzler von Mainz,
die Großherzoge vou Baden, von Eleve-Berg, von Hessen-Darmstadt;
die Fürsten von Nassau, von Hoheuzollcrn. von Salm und einige an-
dere. Die Reichsstände innerhalb des Gebiets dieser Fürsten verloren
ihre Reichsunmittclbarkeit und Napoleon wurde als Protector, d. h.
als Oberherr des Rheinbundes anerkannt. Die Mitglieder dessel-
den sagten sich zugleich von Kaiser und Reich los und verpflichteten sich,
zu jedem Kriege Frankreichs ihre Contingente zu stellen. Da entsagte
Kaiser Franz íl, welcher schon 1804 den Titel eines erblichen Kaisers
von Oesterreich als Franz I. angenommen hatte, der römisch-deutschen
Kaiserwürde und erklärte das Amt eines Reichsoberhauptes für er-
loschen. So endete das ehrwürdige tausendjährige deutsche Kaiserreich,
an welchem innere und äußere Feinde, besonders Frau reich, seit drei
Jahrhunderten gerüttelt hatten, bis chr Ziel erreicht war.
§. 181. Die vierte Coalition gegen Frcmkreich, 1806 und 1807.
1. Napoleon wußte es dahin zu bringen, Preußen mit England
zu verfeinden und knüpfte dann mit letztcrm Friedensunterhandlungen
an, indem er ihm Hannover zusicherte, das er früher an Preußen ge-
geben hatte. Empört über diese Ungerechtigkeit, erklärte der König
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Franz_Ii Franz Würtcmberg Napoleon Cleve Joseph_Bonaparte Napoleon Joseph Napoleons Napoleons Napoleon Hoheuzollcrn Napoleon Franz_íl Franz Franz_I. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Oesterreich Italien Würtcmberg Baden Bayern Frankreich Paris Berg Neapel Neapel Sicilien Neapel Sicilien Holland Lud- Napoleons Napoleons Bayern Würtcmberg Mainz Baden Eleve-Berg Hessen-Darmstadt Nassau Oesterreich England
Das Interregnum.
233
Manfred, kämpfte fo geschickt und glücklich gegen die päpstlich Gesinn-
ten, daß ihm nur noch Neapel und Capua Widerstand leisteten, als
König Conrad Iv., der m Deutschland aus Mangel an Mitteln nur
in geringem Ansehen stand, selbst nach Italien kam (1251), um sein
Erbtheil in Besitz zu nehmen. Das gelang ihm zwar, da sein Halb-
bruder Manfred ihm den Weg gebahnt hatte; allein durch seine Strenge
und Harte erbitterte er nicht wenig die Gemüther der Italiener. So
machte er sich dadurch die Bewohner Neapel's zu den unversöhnlichsten
Feinden, daß er dem auf dem Marktplatze aufgestellten Pferde, dem
Sinnbilde der Stadt, einen Zaum anlegen ließ. Im Begriffe, nach
Deutschland zurückzukehren, starb er plötzlich am 21. Mai 1254.
2. Conrad Iv. war der letzte König aus dem einst so kräftigen
Geschlechte der Hohenstaufen; denn Friedrich's Ii. Sohn Heinrich, aus
seiner Ehe mit Jsabella, sowie seine beiden Neffen, die Söhne seines
unglücklichen ältesten Sohnes Heinrich, starben sämmtlich in der Blüthe
der Jahre und bei Conrad's Iv. Tode war von den Hohenstaufen nur
noch sein Sohn Conrad in und sein Halbbruder Manfred übrig. ^
i3. Nach Conrad's Iv. Tode war Wilhelm von Holland alleiniger
Köndg in Deutschland; er regierte jedoch nur noch rwei Jahre und
stane in so geringem Ansehen, daß einst ein gewöhnlicher Bürger zu
Utrcht mit einem Steine nach ihm warf und daß ein Raubritter seine
Gemahlin auf offener Landstraße am hellen Tage ausplünderte. Wäh-
rend des langen erbitterten Kampfes der Päpste mit den Hohenstaufen
waren die Bande der alten Ordnung zerrissen, die Fürsten und Stände
bekriegten sich untereinander, plünderten und verheerten das Land, un-
bekümmert um des Reiches Oberhaupt, und der niedere Adel fand Lust
und Vortheil an Wegelagerung und Straßenraub. Jeder mußte sich
selbst schützen.
4. In seinem Heimathslande gerietst Wilhelm von Holland in
eine Fehde mit den Westfriesen, welche sich seit langer Zeit der Ober-
herrschaft der Grafen von Holland widersetzten. Wegen der morasti-
gen Beschaffenheit des Landes unternahm er erst im Winter einen
Heereszug gegen die Friesen. Als er jedoch auf schwerem Rosse und in
voller Rüstung über einen zngefrorenen Sumpf ritt, brach das Eis;
der König blieb mit dem Pferde im Sumpfe stecken und wurde von
den Friesen erschlagen (28. Jan. 1256), obschon er für sein Leben eine
sehr hohe Summe bot.
§. 82. Das Interregnum 1290—1272.
1. Nach Wilhelms Tode war das deutsche Reich wieder ohne
Oberhaupt und es begann jene „kaiserlose und schreckliche Zeit," welche
das Interregnum oder Zwischenreich genannt wird. Jetzt zum
ersten Male zeigte kein deutscher Fürst Verlangen nach einer Krone, um
welche früher so oft die heftigsten Kämpfe geführt waren; denn Jeder
wollte sich lieber der Verwaltung feiner Erbländer widmen und seine
Hausmacht so viel als möglich vergrößern, als die schwere Bürde auf
sich nehmen, in dem weiten deutschen Reiche, in welchem die Verwirrung
aller Dinge den höchsten Grad erreicht hatte, Ruhe und Ordnung wie-
der herzustellen. Da faßten mehrere geistliche Fürsten den unwürdigen
Entschluß, die deutsche Krone einem Ausländer anzutragen. Aber auch
dabei waren sie nicht einig; denn der Erzbischof von Cöln mit seinem
Anhänge erhob den Herzog Richard von Cornwallis, den Bruder
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Manfred Conrad_Iv. Manfred Conrad_Iv Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Conrad Manfred Wilhelm Wilhelm Wilhelms Wilhelms Richard_von_Cornwallis
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Capua Deutschland Italien Deutschland Holland Deutschland Holland Holland
234
Das Interregnum.
des englischen Königs Heinrich Hi. auf den Thron, während die Ge-
genpartei, an deren Spitze der Erzbischof von Trier stand, den König
Alphons von Castilien (in Spanien) wählte.
Bei dieser Wahl ist zum ersten Male von sieben Churfürsten (d. i. Wahlfürsten)
die Rede, denen allein die Königswahl zustehe. Der Vorrang dieser Sieben ging ans
von der Kanzlerwürde der drei rheinischen Erzbisthümer Mainz, Trier und Cöln, und
den vier Hofämtern des Truchseß, des Marschalls, des Schenken und des Kämmerers,
welche die vier großen Herzoge von Franken, Sachsen, Bayern und Schwaben beklei-
det hatten. Die Hohenstaufen hatten das Erzkämmreramt des letzter» an Branden-
burg gegeben, das fränkische Erztruchseßamt ging mit der rheinischen Pfalzgrafschaft
an die Wittelsbacher über, und Heinrich der Stolze hatte das bayerische Erzscheuken-
amt schon an Böhmen abgetreten.
2. Jeder der beiden Gewählten hatte den deutschen Fürsten viel
Geld geboten, wenn er gewählt würde, und beide hielten ihr Verspre-
chen; denn Alphons schickte große Summen nach Deutschland, ohne je-
doch selbst zu kommen; Richard dagegen kam, so wird erzählt, mit zwei
und dreißig Wagen nach Deutschland, von denen jeder mit einem mit
Geld gefüllten Fasse beladen war, welches drei Ohm hielt. Da er sich
außerdem auf einem (1240) von ihm unternommenen Kreuzzuge als
einen tapfern und verständigen Mann gezeigt hatte, so war es nicht zu
verwundern, daß er in Deutschland freundlich ausgenommen und in
Aachen (Mai 4257) gekrönt wurde.
3. Bald nach seiner Krönung kehrte Richard nach England zu-
rück, kam jedoch noch dreimal, aber jedesmal nur auf kurze Zeit, nach
Deutschland. Sein einziges Verdienst besteht darin, daß er dem Miß-
brauche der Rbeinzölle entgegenwirkte und die freien Reichsstädte sehr
begünstigte. Er starb (April 4272) in England, wo er nicht anders
behandelt wurde, als jeder englische Große. Alphons hat Deutsch-
land nie gesehen. Der größere Theil der deutschen Reichsfürsten küm-
merte sich weder um den Einen noch um den Andern, sondern war
nur darauf bedacht, die Reichshoheit Stück für Stück an sich zu reißen,
und sich möglichst unabhängig zu machen. Daher nahmen Unordnung
und Gewaltthätigkeit in der kaiserlosen Zeit mit jedem Tage zu, und
Fürsten, Grafen, Ritter und Städte führten beständige Fehden mit
einander, von denen jeder auf Kosten des Andern zu gewinnen und
seine Macht zu vergrößern strebte.
4. In dieser Zeit der größten Verwirrung in Deutschland nahm
auch der letzte Sproßling des hohenstaufischen Geschlechts ein schmäh-
liches Ende. Nach dem Tode Conrad's Iv., welcher einen dreijährigen
Sohn hinterließ, der seiner Jugend wegen Conradin genannt wurde,
vertheidigte Manfred, Conrad's Iv. Halbbruder, anfangs für seinen
Neffen, dessen Erbländer Apulien und Sicilien. Als er aber darauf
ohne Zustimmung des Papstes, seines Oberlehnsherrn, sich selbst zum
Könige machte (4258), rief der Papst Clemens Iv. (4265) den fran-
zösischen Herzog Carl von Anjou, den Bruder des Königs Lud-
wig's Ix., nach Italien und forderte ihn auf, das sicilianische Reich
dem Hohenstaufen zu entreißen. Carl erschien mit einem bedeutenden
Heere in Italien und besiegte Manfred in der Schlacht bei Benevent
(4266). Als dieser sah, daß Alles verloren sei, stürzte er sich mitten
in die Feinde und fiel muthig kämpfend. Darauf öffneten alle Städte
dem Sieger die Thore und Carl wurde in Apulien und Sicilien als
Körrig anerkannt.
5. Allein der Franzose waltete im Lande viel tyrannischer, als
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Hi Heinrich Alphons_von_Castilien Heinrich_der_Stolze Heinrich Alphons Alphons Conrad's_Iv. Manfred Clemens_Iv Carl_von_Anjou Carl Manfred Carl
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Mainz Sachsen Bayern Schwaben Deutschland Deutschland Deutschland Aachen England Deutschland England Deutschland Apulien Sicilien Königs_Lud- Italien Italien Apulien Sicilien