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1. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 471

1862 - Soest : Nasse
471 Der spanische Erbsolgekneg. zu sehen, als es sein eigener, von der Last des Alters gebeugter Kör- per war. Kaum war es ihm möglich, so viele Menschen aufzubringeu, als nöthig waren, Um seine überall geschlagenen Heere wieder zu er- gänzen. Der Seehandel seiner Nation wurde durch die stets umher- kreuzenden englischen und holländischen Flotten vernichtet. Die Fabri- ken lagen darnieder, da es an Geld und Absatz fehlte. Ludwig sah selbst ein, daß es unter diesen Umstanden nicht möglich sei, die ganze spanische Monarchie zu behaupten und war geneigt, den Frieden mit großen Opfern zu erkaufen; allein seine Gegner gedachten ihn für allen frühern Uebermnth noch recht empfindlich zu züchtigen und das gelang ihnen auch. 2. Nach der Beendigung des Krieges in Italien vereinigte sich Engen wieder mit Marlboroügh, der von einem neuen französischen Heere bedrängt wurde. Die Franzosen unter dem Herzoge von Bur- gund standen nämlich zwischen Aelst Und der Schelda gelagert, und der Marschall Bendome ließ Ondenarde bestürmen. Eugen war der Ansicht, daß dieser Platz nothwendig durch eine Schlacht entsetzt werden müsse, und daher drang das verbündete Heer gegen Ondenarde vor. In der schönsten Schlachtordnung rückten die Verbündeten (1t. Juli 17081 ge- gen die Franzosen an. Das Gefecht begann auf dem rechten Flügel, den Eugen anführte. Die Franzosen kämpften mit großer Tapferkeit; aber mitten in der Schlacht durchkreuzten sich die Befehle Vendome's und des Herzogs von Burgund, wodurch eine so große Verwirrung und Unordnung Unter den Franzosen entstand, daß sich zuletzt ganze Regi- menter ergeben mußten und die Zahl der Gefangenen über 8000 Mann betrug. Die Zahl der Todten und Verwundeten waren nicht geringer, und das geschlagene Heer zog sich in größter Unordnung hinter den Canal von Brügge zurück. Die Verbündeten hatten durch diesen Sieg nar das weitere Vordringen der Franzosen für dieses Jahr unmöglich gemacht; daher wollte Eugen durch die Eroberung der äußerst starken Festung Lille einen positiven Vortheil erringen und begann, von Marl- borough unterstützt, im August die Belagerung derselben. Im Oetober übergab der französische Befehlshaber die Stadt imb auch Brügge und Gent fielen bald darauf wieder in die Hände der Verbündeten, denen fetzt der Weg in das Herz Frankreichs offen stand. 3. Ein ungewöhnlich strenger Winter, der gleich nach beendigtem Feldzuge eintrat und den Weinstöcken, Obstbäumen und Feldfrüchten ungeheuren Schaden brachte, machte den König Ludwig noch mnthloser und nöthigte ihn, da die Mittel fiiv den nächsten Feldzug unerschwing- lich schienen, den Frieden dringender als bisher zu suchen. Er erklärte sich bereit, auf Spanien, Indien, Mailand und die Niederlande zu ver- zichten, wenn man seinem Enkel Philipp V. nur Neapel und Sicilien lassen wollte Allein Engen und Marlboroügh, welche während dieser Friedenoverhandlungen im Haag erschienen, wo dieselben gepflogen wur- den. erklärten kurz, von der ganzen spanischen Monarchie dürfe auch nicht ein Dorf dem Hause Oesterreich entzogen werden, lind als end- lich Ludwig demgemäß die ganze spanische Monarchie an Carl Hl. ab- treten wollte, wurden sogar Abtretungen von dem französischen Gebiete selbst verlangt; das Elsaß sollte wieder zurückgegeben und an der Grenze der Niederlanden und Savoyens eine Reihe von Festungen zur künf- tigen Sicherheit gegen französische Arglist abgetreten werden. Dieses Alles wurde voit den französischen Gesandten nach einander zugestan-

2. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 475

1862 - Soest : Nasse
475 Carlos Vi. fernere Regierung. wiederum großen Ruhm durch die Siege, welche er über größere tür- kische Heeresmassen erfocht. Er schlug nämlich die Türken trotz ihrer bedeutenden liebermacht bei Peterwardein (1716) so vollständig, daß sie ihren Großvezier, ihr Lager und alles Geschütz verloren. Nicht lange nachher eroberte er die für uneinnehmbar gehaltene Festung Temeswar, Im Jahre 1717 fetzte er unterhalb Belgrad auf das rechte Donauufer über, um Belgrad zu belagern, lieber' das vom Großvezier herbeige- führte türkische Entsatzheer errang er einen eben so glänzenden Lieg, wie im vorigen Jahre, und eroberte diese wichtige Festung. Da in- zwischen des Kaisers italienische Besitzungen von Spanien angegriffen wurden, so schloß er mit den Türken (1718) den Frieden zu Pafsaro- witz, nach welchem er alles Eroberte, nämlich den ganzen Banat und einen Theil von Serbien und der kleinen Walachei behielt, die Rück- gabe Morea's an die Venetianer konnte er jedoch nicht erlangen. Einen so vortheilhafteu Frieden hatte Oesterreich noch nie mit den Türken geschlossen. > Z. Während des Krieges mit den Türken bot sich dem Könige Philipp V. von Spanien eure erwünschte Gelegenheit dar, dem Kaiser, welcher ihn noch nicht hatte anerkennen wollen, die spanischen Reben- ländcr, Sieilien und Sardinien wieder zu entreißen. Da aber Phi- lipp auch nach der französischen Krone strebte, so schloffen jetzt (1718) England, Frankreich, Holland und der Kaiser, zur Aufrechthaltung des Utrechter Friedens, die"qnadrupelalüanz oder den Viermächtebund, und zwangen den König von Spanien durch einen kurzen Krieg, jene Inseln wieder zu räumen, und für seine Anerkennung vom Kaiser auf alle ehemaligen spanischen Nebenländer in Europa zu verzichten. ^Savoyen, welches für Philipp V. aufgetreten war, mußte Sicilien gegen Sardinien dem Kaiser abtreten und der bereits im Utrechter Frieden zum Könige erhobene Herzog von Savoyen nannte sich seitdem König von Sardinien. 4. Kaiser Carl, welcher in früher» Jahren während seines Aufent- haltes in Spanien tu dem Kampfe um die Krone dieses Landes mehr- mals Proben von persönlichem Muthe und Feldherrutalent gegeben hatte, zog nach seiner Zurückkunft in die Heimath das behagliche Le- den iu der Hofburg dem Feldlager und der Heerführung vor, weil er einen Eugen hatte und so einsichtsvoll war, diesem überlegenen Geiste im Felde durch seine Gegenwart keinen Zwang auflegen zu wollen. Carl besaß bei gutem natürlichen Verstände gründliche Kenntnisse in den Sprachen, der Geschichte und der Rechtslehre liub verband mit den andern Tugenden der meisten Fürsten seines Hauses ein mildes, wohl- wollendes Herz, aber keinen großen Staatsgeist, was er besonders da- durch bezeugte, daß er ein voll ihm ausgestelltes Hausgesetz über die Erbfolge in der österreichischen Monarchie durch die Gewährleistungen der einzelnen europäischen Mächte sicher stellen zu können glaubte. Da er nämlich keine männliche Nachkommen hatte/ sondern nur eine einzige Tochter, Maria Theresia; so war seine Hauptsorge, sein aus so weck von einander getrennten und aus so verschiedenartigen Bestandtheileu zusammengesetztes Reich, welches auf der einen Leite an die Länder des östlichen Europa's reichte und auf der andern durch Italien und Bel- gien in eine so nahe Berührung mit dem westlichen und südlichen Eu- ropa kam, auch nach seinem Tode seinem Hause zu erhalten, da eine Untheilbarkeit nicht gesetzlich feststand. ü. Daher stellte er eine unter dem Namen „pragmatische Sanction"

3. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 220

1862 - Soest : Nasse
220 Heinrich Vi, Constantia, seinem Hanse zu sichern. Daher unternahm er, da mit dem Tode des Königs Wilhelm Ii., des Vaters seiner Gemahlin, cher Manns- stamm des normännischen Königsgeschlechts (1189) ausgestorben war, schon im zweiten Jahre seiner Regierung einen Zug nach Italien. Nach- dem er am 14. April 1191 zu Rom die Kaiserkrone empfangen hatte, drang er in Unteritalien ein. Bis nach Neapel hin öffneten ihm alle Städte die Thore, aber diese Stadt leistete ihm einen so hartnäckigen Widerstand, daß der Kaiser sie drei Monate vergeblich belagerte. Nach Verlauf derselben zwangen ihn Krankheiten, die Hitze des Sommers und bedeutende Todesfälle, eiligst nach Deutschland zurückzukehren, wo er einen neuen Krieg gegen Heinrich den Löwen begann. 3. Denn schon während' des Aufenthalts seines Vaters im Oriente hatte der König einen Kampf mit dem Löwen zu bestehen gehabt. Die- ser war nämlich aus England, wohin er während Friedrich's I. Abwesen- heit verwiesen war, rasch zurückgekehrt und mit Ansprüchen auf seine frühern Länder hervorgetreten. Nachdem der Löwe mehrmals geschla- gen war und die Städte Lübeck und Stade verloren hattesah er sich (1194) genöthigt, einen Vergleich mit dem Kaiser zu schließen. Eine Heirath, welche Heinrich der Schlanke, des Löwen Sohn!, mit Agnes, der Tochter des Pfalzgrafen Conrad, des Sohnes Friedrich's I., schloß, befestigte die Aussöhnung der Welfen und Hohenstaufen und der alte, lebensmüde Welfe verlebte darauf ruhig seine letzten Lebenstage zu Braunschweig, wo er am 6. August 1195 starb. 4. Unterdessen (1194) war auch Tancred gestorben, welcher in Unter- italien nach dem Tode Wilhelm's ll. zum Könige gewählt war. Hein- rich Vi. glaubte jetzt größere Aussicht zu haben, Sicilien und Apulien zu erwerben und eilte zum zweiten Male mit großer Macht nach Ita- lien. Da er durch große Versprechungen, die er nachher nicht erfüllte, die Seestädte Pisa und Genua bewogen hatte, mit ihrer Flotte ihn zu unterstützen, so eroberte er in kurzer Zeit Unteritalien und Sicilien. Aber kaum war er zu Palermo gekrönt, als er mit einer Grausamkeit und Habsucht gegen seine Unterthanen verfuhr, die aller Herzen von ihm abwandten und sein Andenken befleckt haben. Erzbischöfe, Bischöfe, Grafen, Edle und die Angesehensten des Volkes überhaupt ließ er un- ter der Anschuldigung, daß sie eine Verschwörung gegen ihn gestiftet hätten, auf die schmählichste und grausamste Weise zu Tode^ martern; die einen wurden von Pferden geschleift, die andern an den Füßen auf- gehenkt, andere auf Throne von glühendem Eisen gesetzt, und glühende .Kronen ihnen auf's Haupt genagelt; viele auch wurden verstümmelt und geblendet. Die Schätze und Kostbarkeiten der alten normannischen Könige ließ er nach Deutschland bringen. Ihre Menge war so groß, daß 160 Lastthiere nöthig waren, um sie nach dem festen Schlosse Tri- fels am Rheine zu tragen. Ein solches Verfahren mußte nothweudig den Nationalhaß der Italiener gegen die Deutschen in einem hohen Grade vermehren. Der Papst sprach den Bannfluch über den grausa- men Kaiser aus. 5. Heinrich Vi. kehrte, unbekümmert um den Bann, nach Deutsch- land zurück und legte den Fürsten einen Plan vor, welcher, wenn er durchgegangen wäre, den Grurw zu Deutschland's Einheit gelegt und dem Kaiserreiche eine ganz andere Gestalt würde gegeben haben. Er verlangte nämlich, man solle die Kaiserwürde in seiner Familie erblich machen; dagegen wolle er Apulien und Sicilien unzertrennlich mit dem

4. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 320

1862 - Soest : Nasse
330 Earl's auswärtige Kriege. das Versprechen eines allgemeinen Concils wurde gegeben. Das Reichs- regiment aber gerieth durch die lange Abwesenheit des Kaisers fast ganz in's Stocken. Der Bauernkrieg hatte besonders den katholischen Fürsten die große Gefahr gezeigt, wenn sie der lutherischen Lehre nicht freien Lauf ließen, von Land und Leuten fortgejagt ju werden. Der Ueber- tritt einiger Fürsteil zum Protestantismus vermehrte sie, zumal bei denjenigen, deren Länder von den Fürsten der neuen Lehre cingeschlofsen waren. Daher kamen der Churfürst Albrecht von Mainz, der Herzog Georg von Sachseil, Herzog Heinrich von Braunschweig und der Bischof von Straßburg 1526 in Leipzig zusammen und vereinigten sich zu einer dringenden Vorstellung an den Kaiser, die Gefahr, in der sie schweb- ten, von ihnen abzuwenden. Diese Zusammenkunft der katholischen Fürsten gab aber auch wieder zu entgegengesetzten Verbindirngen Veran- lassung; denn noch im Jahre 1526'schlossen der Churfürst Johann und der Landgraf Philipp zu Torgau ein Bündniß, kraft dessen sie sich unter einander nach allem Vermögen beistehen wollten, im Falle, daß wider ihre Religion öffentlich oder unter anderm Scheine ein Angriff ge- schehen sollte. 8. 105. Carl's erster und zweiter Krieg gegen Franz I. Während Deutschland von den oben beschriebenen kirchlichen Be- wegungen erfüllt war, und von Südosten die Türken immer weiter vor dran- gen, wurde der Kaiser fortwährend durch seinen Nebenbuhler, Franz I. von Frankreich, beschäftigt. Franzi., voll Ehrgeiz und Vergrößerungssucht nach außen hin, sah es nämlich sehr ungern, daß das Königreich Neapel, wel- ches dem ihm verwandten Hause Anjou gehört hatte, sich im Besitze des Kaisers befand, und dieser sah mit Unmuth die Franzosen nicht allein im Besitze von Mailard, aus welchem Franz I. den Herzog Maximilian Sforza vertrieben hatte, ohne von der Lehnsherrlichkeit des deutschen Kai- sers etwas wissen zu wollen, sondern auch im Besitze des zur burgundischen Erbschaft seines Großvaters Maximilian gehörigen Herzogthums Burgund. Dazu kam noch, daß der Groll des französischen Königs wegen der fehlge- schlagenen Bewerbung um die deutsche Kaiserkrone noch bedeutend gestei- gert war. a. 1. Der erste Krieg gegen Franz I., welcher gleich nach der Rückkehr des Kaisers vom Reichstage zu Worms (1521) begann und bis zum Jahre 1526 dauerte, hatte das obere Italien, um dessen Besitz er vorzugsweise geführt ward, auch zum Hauptschauplatze. Carl batte sicb mit dem Könige Heinrich Viii. von England, dem Papste Leo X. und dessen Nachfolger Hadrian Vi., sowie später auch mit der Republik Venedig ver- bündet. Der Krieg nahm damit seinen Anfang, daß Franz I. französische Truppen in Navarra einrücken ließ, welche jedoch bald wieder herausgetrie- beu wurden. Auch der größere und wichtigere Kampf in Italien endigte höchst unglücklich für die Franzosen; denn der französische Marschall Lautrer mußte aus Mangel an Geld, da er seine Truppen nicht ohne Sold erhal- ten konnte, und von einem mächtigen Feinde bestürmt ward, einen Platz nach dem andern verlassen, und sah sich zuletzt auf Genua, Cremvna und das Schloß von Mailand beschränkt. Im folgenden Jahre (1522) machte Lautrer einen abermaligen Versuch, wenigstens das Verlorene wieder zu ge- winnen; allein da die Gelder noch immer fehlten, so konnte er sich endlich

5. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 321

1862 - Soest : Nasse
321 Garlls erster Krieg gegen Franz I. in Italien nicht langer mehr halten, und es blieb ihm nichts übrig, als den kläglichen Ueberrest seines Heeres nach Frankreich zurückzuführcn. So war Mailand für den König Franz wieder verloren und er mußte die Zahl seiner Feinde noch wachsen sehen; denn auch Heinrich Vih. von Eng- land erklärte ihm jetzt den Krieg. 2. Bald nachher traf den französischen König ein neuer Schlag, in- dem der Connetable Carl von Bourbon, ein ausgezeichneter Feldherr, dessen Mutter, Louise von Savoyen, von Franz I. schwer gekrankt war, von diesem abfiel und in Carl's Dienste trat, der ihm den Oberbefehl in Italien gab. Daher mißlang der Versuch der Franzosen, Mailand wieder zu erobern (1524); denn Bourbon zwang den französischen Heerführer Bonnivet, dem alle Feldherrngaben mangelten, mit seinem immer mehr zu- sammenschmelzenden Heere den Rückzug anzutreten. An der Sesia erlitt seine Nachhut (1524) durch die nachdringenden Kaiserlichen schweren Ver- lust; er selbst ward verwundet. Da übernahm der berühmte Bayard („der Ritter ohne Furcht und Tadel"), welcher durch Tapferkeit, Lugend und Edelmuth die Bewunderung sowohl seiner Feinde als auch seiner Lands- leute war, den Oberbefehl über die Franzosen und focht mit seinem gewöhn- lichen Heldenmuthe, bis ihm eine Kugel das Rückgrat zerschmetterte. Man trug ihn ans dem Getümmel und setzte ihn unter einem Bannte nieder. Hier traf ihn der siegreiche Herzog Carl von Bourbon. Tief gerührt ging er auf den Helden zu und sprach mit Thränen in den Angen: „O edler Bayard, wie be- dauere ich Euch!" Doch der sterbende Held erwicderte: „Nicht ich bin zu bedauern; denn ich sterbe als rechtschaffener Mann im Dienste meines Königswohl aber seid Ihr zu bedauern, da Ihr, ein französischer Krieger, gegen euern König und euer Ba- terland die Waffen tragt!" Da der Sterbende nicht mehr fortgetragen werden konnte, so brachten die Sieger ein Zelt, unter welchem er bald verschied, wahrend er still be- tend das Gefäß seines Schwertes wie ein Crucifix vor sich gehalten hatte. Die Leiche des edlen Helden wurde zu Grenoble in der Gruft seiner Ahnen feierlich be- stattet. 3. Die Franzosen waren nun völlig aus Italien verjagt und die Kaiserlichen unternahmen sogar einen Einfall in das südliche Frankreich. Aber die Festung Marseille leistete ihnen den heftigsten Widerstand; und da die Franzosen das Land umher absichtlich verwüstet hatten, so sahen sich die Kaiserlichen vom Hunger gezwungen, wieder nach Italien zurückzukehren. Da brach der ebenso tapfere als ehrsüchtige Franz I. selbst mit einer zahl- reichen Armee in Italien ein und eroberte in kurzer Zeit Mailand wieder. Aber das Glück wandte sich schnell, denn die kaiserlichen Truppen unter Pescara, Lannoy und Carl von Bourbon und mit ihnen Georg von Frunds- berg, der 15,000 Deutsche befehligte, eilten zum Entsätze des von Franz I. belagerten Pavia herbei, und unter Pavia's Mauern kam es (24. Februar 1525) zur Schlacht. Die Franzosen griffen anfangs mit einem solchen Ungestüm an, daß die Kaiserlichen wankten, aber die Spanier und Frunds- berg mit den Deutschen warfen sie zurück, und die Kaiserlichen erfochten einen vollkommenen Sieg. Die ganze französische Artillerie ging verloren, gegen achttausend Todte bedeckten das Schlachtfeld, und unter diesem Mar- schall Bonnivet und viele andere Offiziere vom höchsten Range. . König selbst bewies während des ganzen Kaulpfes eine glänzende Tapferkeit, nno als Alles bereits in verwirrter Flucht davon eilte, hieb er, obgleich verwundet, ^och-Muner wüthend nm sich, als wollte er ganz allein die Schlacht gewinnen. Gndllch stürzte er mit seinem erschossenen Pferde zu Boden und fiel den Feinden in die Hände, welche ihn ehrenvoll behandelten und in seinem Zelte verbinden ließen. 4. Auf Carl's Befehl wurde Franz gefangen nach Madrid gebracht, 14»

6. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 322

1862 - Soest : Nasse
822 Zweiter Krieg gegen Franz I. und erhielt nicht eher seine Freiheit wieder, bis er einen daselbst (am 14. Januar 1526) Unterzeichneten Vertrag beschworen hatte, in welchem er Burgund für immer abtrat, sich aller Ansprüche auf Mailand, Neapel und Genua begab und versprach, den Herzog von Bourbon in alle seine Güter wieder einzusetzen, dem Kaiser zu einem Zuge nach Italien zwölf Galee- ren zu stellen und 200,000 Thaler zu entrichten, sowie als Bürgschaft für alle diese Versprechungen seine zwei ältesten Söhne als Geiseln zu stellen. Aber kaum war er wieder in Freiheit gesetzt, als er erklärte, daß er jenen Vertrag nicht halten könne, da ihm derselbe abgedrungen sei und außerdem die Stände von Burgund in die von ihm versprochene Abtretung dieses Landes nicht einwilligen wollten; jedoch bot er dem Kaiser statt des Lan- des eine Summe Geldes an. Dieser aber gerieth in gerechten Zorn, und nannte seinen Gegner öffentlich einen ehr- und treulosen Regenten. b. 1. Zweiter Krieg gegen Franz I. (1527—1529). Unter- dessen hatte der Papst Clemens Vii., Nachfolger Hadrian's Vi., mit Franz I., sowie mit der Republik Venedig und dem Herzoge von Mailand gegen Carl, dessen steigende Macht ihnen Besorgniß einflößte, am 22. Mai 1827 ein Bündniß geschlossen, welches, weil der Papst an der Spitze stand, die heilige Liga genannt wurde. Daher sah sich der Kaiser, da auch Hein- rich Vili, mit Franz sich ausgesöhnt hatte, von allen seinen Bundesgenossen verlassen. Carl von Bourbon, der das kaiserliche Heer in Italien befeh- ligte, verlangte Verstärkung gegen das zahlreiche Heer der Verbündeten. Da wandte sich der Kaiser an seinen Bruder Ferdinand; dieser bewog den Frundsberg, mit 16,000 deutschen Landsknechten nach Italien zu gehen. Als er ankam, stieg die ohnehin schon große Verlegenheit um die Erhaltung der Truppen noch mehr. In dieser Noth griff Carl von Bourbon die Kirchengeräthe an und preßte den reichen Bürgern in Mailand mit größter Härte ihr Geld ab. Endlich, da er die Menge durchaus nicht mehr auf dem Mailändischen Boden erhalten konnte, faßte er den Entschluß, sie in Feindes Land zu führen. 2. Mitten im Winter (30. Januar 1527) trat er seinen Marsch nach dem Kirchenstaate an, und nach Ueberwindung der größten Schwierig- keiten langte das Heer, 25,000 Mann stark, vor den Thoren Rom's an. Am 6. Mai erfolgte der allgemeine Sturm auf die Stadt, welche von den Einwohnern, namentlich aber von dem im Solde des Papstes stehenden Schweizern auf's hartnäckigste vertheidigt wurde. Carl von Bourbon, wel- cher über seine Rüstung, um von den Seinigen leichter erkannt zu werden, ein Weißes Gewand geworfen hatte, und in der einen Hand eine Fabne trug, eilte von einem Haufen zum andern, überall seine Krieger durch Rede und Beispiel zur Tapferkeit aufmunternd; aber kaum hatte er einige Stu- fen einer Sturmleiter erstiegen, als ihn eine Muskctenkugel niederwarf. Der Tod des Führers feuerte die Krieger zu desto größerer Tapferkeit an; mit stürmender Hand nahmen sie die unglückliche Stadt, in welcher sic durch Rauben, Zerstören und Mißhandlung der Einwohner größere Frevcltha- ten verübten, als einst die Gothen und Vandalen. Manches herrliche Denkmal des classischen Alterthums, manche Sammlung von seltenen Kunst- werken, Büchern ^und Handschriften ging zu Grunde. Weder Alter, noch Geschlecht, noch Lckand wurden geschont, sowie Männer, Frauen und Kin- der den schrecklichsten Mißhandlungen preisgegeben. Die Deutschen, welche größtentheils Anhänger Luthcr's waren, verhöhnten die katholischen Einrichtungen durch spottende Nachäffung. Deutsche Landsknechte zogen als vermummte Cardinüle auf Eseln in der Stadt umher, einer mit einer dreifachen

7. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 334

1862 - Soest : Nasse
Sm Carl's vierter Zug gegen Franz I. d. Carl's vierterkrieg gegen Franz l., 1512—44. 1. Bei diesem durch das Gerücht noch vergrößertem Unglücke des Kaisers glaubte Franz, der günstige Augenblick sei gekommen, um demselben Mailand zu entreißen, und erklärte iym unter einem nichtigen Vor- wände den Krieg; aber auch diesmal entschied das Glück der Waffen zu Gunsten des Kaisers, obgleich sich Franz wieder mit dem türkischen Sultan verbündet und sogar in einem deutschen Fürsten, dem Herzoge Wilhelm von Cleve, dem der Kaiser Geldern absprach, einen Bundesgenossen ge- funden hatte. Der Krieg begann im Jahre 1542 und zog sich in Ita- lien und den Niederlanden ohne entscheidende Ereignisse bis zum Jahre 1544 hin. Während die Türken fast ganz Ungarn überschwemmten und verheerten, griffen die Franzofen die Niederlande an, und eine türkisch -französische Flotte plünderte und verheerte die Westküste Ita- liens. Allein die fünf französischen Heere, welche den Kaiser zu gleicher Zeit auf verschiedenen Puncten angriffen, errangen nur geringe Vor- theile und mußten in traurigem Zustande nach Hause zurückkehren. 2. Im folgenden Jahre (1543) begab sich der Kaiser nach Deutsch- land, wo er sich an die Spitze eines auserlesenen Heeres stellte, um den Herzog Wilhelm von Cleve zu züchtigen. Die Uebermacht des Kaisers errang hier bald den Sieg; die Stadt Düren, welche Wider- stand leistete, wurde erstürmt, in Brand gesteckt und ein großer Theil ihrer Bewohner niedergemetzclt. Das verbreitete Schrecken durch's ganze Land; alle Städte öffneten dem Kaiser bereitwillig die Thore und der Herzog Wilhelm mußte ihn kniefällig um Gnade anflehen. Er er- hielt sie, mußte aber dem Kaiser Geldern abtreten und feierlich geloben, den katholischen Glauben in seinem Lande aufrecht erhalten zu wollen. 3. Nun waren aber auch die Franzosen noch zu besiegen. Da- her hielt der Kaiser im Anfänge des Jahres 1544 wiederum einen Reichstag in Speier ab, auf welchem er, indem er sich sehr nachgiebig gegen die Protestanten zeigte, bewirkte, daß ihm das Reich aus sechs Monate die Kosten für ein Heer von zwanziglausend Fußsoldaten und viertausend Reitern gegen die Türken und Franzosen bewilligte. Bald nach Endigung des Reichstags rückte der Kaiser gegen Franz I. in's Feld. Nachdem auch Carl's neuer Bundesgenosse, Heinrich Vjii., mit einem Heere in Frankreich gelandet war, belagerte Carl mit seinen trefflichen deutschen Truppen St. Dizier, eroberte cs am 17. August mit List, und rückte nun in starken Märschen gerade cmf Paris los. Während seines Vordringens überrumpelte er Epernay und Chateau- Thierry, wo er viele Vorräthe fand, und zwang das Heer des ihm ent- gegen geschickten Dauphin, der sorgfältig eine Schlacht vermied, sich immer weiter zurück zu ziehen. Schon stand er nur zwei Tagereisen von Paris, dessen Einwohner mit ihren Habseligkeiten bereits nach Rouen, Orleans und andern Städten sich flüchteten, als Franz Frie- densvorschläge zu machen sich genöthigt sah. Der Kaiser hielt es für gerathen, sie anzuuehmeu, da seine Anwesenheit in Deutschland höchst nothwendig war, dessen Angelegenheiten immer verwickelter wurden. Daher kam am 24. Sept. 1544 der Friede zu Crespy zu Stande, in welchem beide Monarchen sich verpflichteten, alles seit dem Waffenstill- stände von Nizza Eroberte herauszugeben, einander zur Wiederherstellung der Eintracht in der Kirche Beistand zu leisten, auch den Krieg gegen die Türken gemeinschaftlich zu führen. Carl leistete ans Burgund Verzicht, Franz entsagte abermals seinen Ansprüchen auf Italien.

8. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 535

1862 - Soest : Nasse
Dritte Coalition gegen Frankreich. 538 Napoleon in der sogen. Dreikaiscrschlacht bei Austerlitz (2. Dec.) die vereinigle Macht der Russen und Oestcrreicher, so daß Kaiser Franz Ii. sich genöthigt sah, am 6. Dec. sich durch einen Wassenstillstand von Rußland loszusagcn und aiu 26. Dec mit diapoleon den Frieden zu Prcßburg zu schließen. In diesem Frieden trat Oesterreich an das Königreich Italien ab, was es früher vom veuetianischen Gebiete er- halten, au Bayern Tyrol nebst mehreren Fürstcnthümern und Herr- schaften, au Würtcmberg und Baden seine schwäbischen Besitzungen, er- kannte Bayern und Würtcmberg als Königreiche an, und erhielt Salz- burg, dessen Churfürst durch Würzburg "von Bayern, welches dafür Augsburg bekam, Entschädigt wnvdc. Preußen, welches dem österreich- rusfifchen Bündnisse bedingungsweise sich angeschlossen hatte, mußte Cleve und Anspach an Frankreich abtretcn und bekam dafür Hanno- ver. Der Kaiser von Rußland kehrte in sein Land zurück, ohne Frie- den zu schließen; Napoleon begab sich nach Paris, wo ihm der Senat den Namen „des Großeil" feierlich zuerkannte. 4. Napvleon's Anmaßungen kannten jetzt keine Grenzen mehr. Seinen Schwager Murat machte er (März 1806) zum Großherzoge von Berg und Cleve. Nachdem er schon am 27. Dec. erklärt halte, daß die Dynastie der Bourbonen in Neapel ansgehört habe zu regieren, zog Joseph Bonaparte, Bruder Napoleon's, im Jan. 1806 mit einem Heere gegen Neapel, der rechtmäßige König mußte nach Sicilien flie- hen (26. Jan.), die Franzosen nahmen die Stadt Neapel in Besitz, und am 30. März erhob Napoleon seinen Bruder Joseph zum erb- lichen Könige beider Sicilien. Am 5. Juni wurde die batavische Re- publik in ein Königreich Holland umgewandelt, und dasselbe dem Lud- wig Bonaparte, zweiten Bruder Napoleons, von ihm verliehen. 5. Während dieser Erhebung von Napoleons Familie ging das deutsche Reich seinem Ende entgegen. Nach mehrfachen Gebietsvcr- letzungcn veranlaßte Napoleon am 12. Juli sechszehn deutsche Fürsten zur Unterzeichnung der rheinischen Eonsöderationsacte, nämlich die Kö- nige von Bayern und Würtcmberg, der Churerzcanzler von Mainz, die Großherzoge vou Baden, von Eleve-Berg, von Hessen-Darmstadt; die Fürsten von Nassau, von Hoheuzollcrn. von Salm und einige an- dere. Die Reichsstände innerhalb des Gebiets dieser Fürsten verloren ihre Reichsunmittclbarkeit und Napoleon wurde als Protector, d. h. als Oberherr des Rheinbundes anerkannt. Die Mitglieder dessel- den sagten sich zugleich von Kaiser und Reich los und verpflichteten sich, zu jedem Kriege Frankreichs ihre Contingente zu stellen. Da entsagte Kaiser Franz íl, welcher schon 1804 den Titel eines erblichen Kaisers von Oesterreich als Franz I. angenommen hatte, der römisch-deutschen Kaiserwürde und erklärte das Amt eines Reichsoberhauptes für er- loschen. So endete das ehrwürdige tausendjährige deutsche Kaiserreich, an welchem innere und äußere Feinde, besonders Frau reich, seit drei Jahrhunderten gerüttelt hatten, bis chr Ziel erreicht war. §. 181. Die vierte Coalition gegen Frcmkreich, 1806 und 1807. 1. Napoleon wußte es dahin zu bringen, Preußen mit England zu verfeinden und knüpfte dann mit letztcrm Friedensunterhandlungen an, indem er ihm Hannover zusicherte, das er früher an Preußen ge- geben hatte. Empört über diese Ungerechtigkeit, erklärte der König

9. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 233

1862 - Soest : Nasse
Das Interregnum. 233 Manfred, kämpfte fo geschickt und glücklich gegen die päpstlich Gesinn- ten, daß ihm nur noch Neapel und Capua Widerstand leisteten, als König Conrad Iv., der m Deutschland aus Mangel an Mitteln nur in geringem Ansehen stand, selbst nach Italien kam (1251), um sein Erbtheil in Besitz zu nehmen. Das gelang ihm zwar, da sein Halb- bruder Manfred ihm den Weg gebahnt hatte; allein durch seine Strenge und Harte erbitterte er nicht wenig die Gemüther der Italiener. So machte er sich dadurch die Bewohner Neapel's zu den unversöhnlichsten Feinden, daß er dem auf dem Marktplatze aufgestellten Pferde, dem Sinnbilde der Stadt, einen Zaum anlegen ließ. Im Begriffe, nach Deutschland zurückzukehren, starb er plötzlich am 21. Mai 1254. 2. Conrad Iv. war der letzte König aus dem einst so kräftigen Geschlechte der Hohenstaufen; denn Friedrich's Ii. Sohn Heinrich, aus seiner Ehe mit Jsabella, sowie seine beiden Neffen, die Söhne seines unglücklichen ältesten Sohnes Heinrich, starben sämmtlich in der Blüthe der Jahre und bei Conrad's Iv. Tode war von den Hohenstaufen nur noch sein Sohn Conrad in und sein Halbbruder Manfred übrig. ^ i3. Nach Conrad's Iv. Tode war Wilhelm von Holland alleiniger Köndg in Deutschland; er regierte jedoch nur noch rwei Jahre und stane in so geringem Ansehen, daß einst ein gewöhnlicher Bürger zu Utrcht mit einem Steine nach ihm warf und daß ein Raubritter seine Gemahlin auf offener Landstraße am hellen Tage ausplünderte. Wäh- rend des langen erbitterten Kampfes der Päpste mit den Hohenstaufen waren die Bande der alten Ordnung zerrissen, die Fürsten und Stände bekriegten sich untereinander, plünderten und verheerten das Land, un- bekümmert um des Reiches Oberhaupt, und der niedere Adel fand Lust und Vortheil an Wegelagerung und Straßenraub. Jeder mußte sich selbst schützen. 4. In seinem Heimathslande gerietst Wilhelm von Holland in eine Fehde mit den Westfriesen, welche sich seit langer Zeit der Ober- herrschaft der Grafen von Holland widersetzten. Wegen der morasti- gen Beschaffenheit des Landes unternahm er erst im Winter einen Heereszug gegen die Friesen. Als er jedoch auf schwerem Rosse und in voller Rüstung über einen zngefrorenen Sumpf ritt, brach das Eis; der König blieb mit dem Pferde im Sumpfe stecken und wurde von den Friesen erschlagen (28. Jan. 1256), obschon er für sein Leben eine sehr hohe Summe bot. §. 82. Das Interregnum 1290—1272. 1. Nach Wilhelms Tode war das deutsche Reich wieder ohne Oberhaupt und es begann jene „kaiserlose und schreckliche Zeit," welche das Interregnum oder Zwischenreich genannt wird. Jetzt zum ersten Male zeigte kein deutscher Fürst Verlangen nach einer Krone, um welche früher so oft die heftigsten Kämpfe geführt waren; denn Jeder wollte sich lieber der Verwaltung feiner Erbländer widmen und seine Hausmacht so viel als möglich vergrößern, als die schwere Bürde auf sich nehmen, in dem weiten deutschen Reiche, in welchem die Verwirrung aller Dinge den höchsten Grad erreicht hatte, Ruhe und Ordnung wie- der herzustellen. Da faßten mehrere geistliche Fürsten den unwürdigen Entschluß, die deutsche Krone einem Ausländer anzutragen. Aber auch dabei waren sie nicht einig; denn der Erzbischof von Cöln mit seinem Anhänge erhob den Herzog Richard von Cornwallis, den Bruder

10. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 234

1862 - Soest : Nasse
234 Das Interregnum. des englischen Königs Heinrich Hi. auf den Thron, während die Ge- genpartei, an deren Spitze der Erzbischof von Trier stand, den König Alphons von Castilien (in Spanien) wählte. Bei dieser Wahl ist zum ersten Male von sieben Churfürsten (d. i. Wahlfürsten) die Rede, denen allein die Königswahl zustehe. Der Vorrang dieser Sieben ging ans von der Kanzlerwürde der drei rheinischen Erzbisthümer Mainz, Trier und Cöln, und den vier Hofämtern des Truchseß, des Marschalls, des Schenken und des Kämmerers, welche die vier großen Herzoge von Franken, Sachsen, Bayern und Schwaben beklei- det hatten. Die Hohenstaufen hatten das Erzkämmreramt des letzter» an Branden- burg gegeben, das fränkische Erztruchseßamt ging mit der rheinischen Pfalzgrafschaft an die Wittelsbacher über, und Heinrich der Stolze hatte das bayerische Erzscheuken- amt schon an Böhmen abgetreten. 2. Jeder der beiden Gewählten hatte den deutschen Fürsten viel Geld geboten, wenn er gewählt würde, und beide hielten ihr Verspre- chen; denn Alphons schickte große Summen nach Deutschland, ohne je- doch selbst zu kommen; Richard dagegen kam, so wird erzählt, mit zwei und dreißig Wagen nach Deutschland, von denen jeder mit einem mit Geld gefüllten Fasse beladen war, welches drei Ohm hielt. Da er sich außerdem auf einem (1240) von ihm unternommenen Kreuzzuge als einen tapfern und verständigen Mann gezeigt hatte, so war es nicht zu verwundern, daß er in Deutschland freundlich ausgenommen und in Aachen (Mai 4257) gekrönt wurde. 3. Bald nach seiner Krönung kehrte Richard nach England zu- rück, kam jedoch noch dreimal, aber jedesmal nur auf kurze Zeit, nach Deutschland. Sein einziges Verdienst besteht darin, daß er dem Miß- brauche der Rbeinzölle entgegenwirkte und die freien Reichsstädte sehr begünstigte. Er starb (April 4272) in England, wo er nicht anders behandelt wurde, als jeder englische Große. Alphons hat Deutsch- land nie gesehen. Der größere Theil der deutschen Reichsfürsten küm- merte sich weder um den Einen noch um den Andern, sondern war nur darauf bedacht, die Reichshoheit Stück für Stück an sich zu reißen, und sich möglichst unabhängig zu machen. Daher nahmen Unordnung und Gewaltthätigkeit in der kaiserlosen Zeit mit jedem Tage zu, und Fürsten, Grafen, Ritter und Städte führten beständige Fehden mit einander, von denen jeder auf Kosten des Andern zu gewinnen und seine Macht zu vergrößern strebte. 4. In dieser Zeit der größten Verwirrung in Deutschland nahm auch der letzte Sproßling des hohenstaufischen Geschlechts ein schmäh- liches Ende. Nach dem Tode Conrad's Iv., welcher einen dreijährigen Sohn hinterließ, der seiner Jugend wegen Conradin genannt wurde, vertheidigte Manfred, Conrad's Iv. Halbbruder, anfangs für seinen Neffen, dessen Erbländer Apulien und Sicilien. Als er aber darauf ohne Zustimmung des Papstes, seines Oberlehnsherrn, sich selbst zum Könige machte (4258), rief der Papst Clemens Iv. (4265) den fran- zösischen Herzog Carl von Anjou, den Bruder des Königs Lud- wig's Ix., nach Italien und forderte ihn auf, das sicilianische Reich dem Hohenstaufen zu entreißen. Carl erschien mit einem bedeutenden Heere in Italien und besiegte Manfred in der Schlacht bei Benevent (4266). Als dieser sah, daß Alles verloren sei, stürzte er sich mitten in die Feinde und fiel muthig kämpfend. Darauf öffneten alle Städte dem Sieger die Thore und Carl wurde in Apulien und Sicilien als Körrig anerkannt. 5. Allein der Franzose waltete im Lande viel tyrannischer, als
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